Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT
(ISSN 1430-6972)
DAS=08.05.2018 Internet-Erstausgabe,
letzte Änderung: 29.10.22
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Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf
Sponsel_Stubenlohstr.
20 _D-91052
Erlangen
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Kausalität Phil, WT und Stat_Überblick_Rel.
Aktuelles _Rel.
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Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie, Abteilung Abstrakte Grundbegriffe aus den
Wissenschaften (Analogien, Modelle und Metaphern für die Psychologie
und Psychotherapie sowie Grundkategorien zur Denk- und Entwicklungspsychologie),
und hier speziell zum Thema:
Materialien Kausalität in der Philosophie, Wissenschaftstheorie
und der Statistik
zum Hauptartikel:
Kausal und Kausalität,
Ursache und Wirkung, Grund und Folge
allgemein, in Wissenschaft und Leben und besonders
im Bio-Psycho-Sozialen und Recht
Originalarbeit von Rudolf
Sponsel, Erlangen
Querverweise
zum Definitionsproblem * Was
ist Fragen *
Materialien Kausalität in der Philosophie, Wissenschaftstheorie
und Statistik
Aristoteles * Beckermann
* Bunge * Carnap
* Eigen * Enzyklopädie
Philosophie und Wissenschaftstheorie * Geschichte
der Kausalkritik * Hume * Kant
* Laplace * Russell
* Schlick * Schmid
& Schischkoff * Stegmueller
* Vaihinger * Wright
*
Aristoteles
Ursachenbegriff: Die Originalausführungen aus der Physik 2. Buch,
3. Kapitel (hier nach Zeno.org) sind nicht sehr klar, teilweise für
mich schwer nachvollziehbar. Eine annähernd verständliche
Kurzdarstellung findet man bei Wikipedia (Abruf 01.11.17).
Hierzu auch bei Heisenberg.
Beckermann, A. (1975) Einige Bemerkungen
zur statistischen Kausalitätstheorie von P. Suppes
"Zusammenfassung
In einer Kritik der Hempelschen Erklärungstheorie hat W. Stegmüller
gezeigt, daß zur Erklärung nur die „wirklichen Realgründe“,
also die Ursachen eines Ereignisses herangezogen werden können, und
W. C. Salmon hat darauf aufmerksam gemacht, daß in Erklärungen
nur (statistisch) relevante Faktoren angeführt werden dürfen.
Für die Theorie der wissenschaftlichen Erklärung ist daher heute
die probabilistische Kausalitätstheorie von P. Suppes besonders interessant;
denn Suppes versucht, den Begriff der Ursache statistisch zu fassen und
auf den Begriff der (positiven) statistischen Relevanz zurückzuführen.
In diesem Aufsatz werden deshalb die Grundzüge der Kausalitätstheorie
von Suppes dargestellt und diskutiert. Dabei ergibt sich zunächst,
daß Suppes' eigene Formulierung dieser Theorie nicht adäquat
ist, da in ihr die Carnapsche Forderung des Gesamtdatums nicht hinreichend
berücksichtigt wird. Diese Schwierigkeit kann jedoch überwunden
werden, wenn man den Begriff der „kausalen Abschirmung“ bzw. der „nur scheinbaren
Ursache“ — in engerer Anlehnung an die Überlegungen Salmons — etwas
anders definiert als Suppes und wenn man darüberhinaus bei der Beurteilung
der statistischen Relevanz einzelner Faktoren jeweils die Menge aller für
ein gegebenes Ereignis statistisch relevanten Ereignisse berücksichtigt.
Zum Abschluß wird kurz die Frage aufgeworfen, inwieweit es überhaupt
sinnvoll sein kann, den Begriff der Kausalität statistisch zu definieren.
Es wird argumentiert, daß sich diese Frage nicht definitiv beantworten
läßt, da in diesem Zusammenhang Konventionen eine entscheidende
Rolle spielen, daß es jedoch einige — wenn auch eher intuitive —
Argumente gegen statistische Kausalitätstheorien gibt, die es wahrscheinlich
machen, daß z.B. die Überlegungen J. L. Mackies zum Begriff
der Kausalität unserem alltagssprachlichen Begriff der Verursachung
sehr viel mehr gerecht werden als die Überlegungen von Suppes."
Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/BF01800791
Bunge
Bunge (1987) beginnt in seiner Monographie "Kausalität, Geschichte
und Probleme" gleich auf S. 3f an mit den drei Hauptbedeutungen von Kausalität:
"1. Verursachung und Determination Kausalismus und Determinismus
Die erstaunliche Verwirrung, die in der zeitgenössischen philosophischen
und wissenschaftlichen Literatur hinsichtlich der Bedeutung der Wörter
„Verursachung“, „Determination“, „Kausalität“ und „Determinismus“
herrscht, zwingt uns, mit einer Festlegung der Terminologie zu beginnen.
In diesem Kapitel wollen wir eine bestimmte Nomenklatur vorschlagen und
die Stellung der kausalen Determination im Rahmen des allgemeinen Determinismus
skizzieren.
1.1. Verursachung, Kausalprinzip und kausaler Determinismus
1.1.1. Die dreifache Bedeutung des Wortes Kausalität
Das Wort „Kausalität“ hat unglücklicherweise nicht weniger
als drei Hauptbedeutungen, ein klares Symptom der langen und verwickelten
Geschichte des Kausalproblems. Das eine Wort „Kausalität“ wird effektiv
zur Bezeichnung folgender Begriffe benutzt: (a) einer Kategorie
(gleichbedeutend mit dem Kausalnexus), (b) eines Prinzips (des allgemeinen
Gesetzes der Verursachung) und (c) einer Doktrin, welche die universelle
Gültigkeit des Kausalprinzips unter Ausschluß anderer Determinationsprinzipien
behauptet.
Um Unklarheiten so weit wie möglich zu vermeiden, dürfte
es angebracht sein, sich angesichts solcher semantischen Unterschiede an
eine ganz bestimmte Nomenklatur zu halten. Dementsprechend nennen wir:
a) Verursachung eine allgemeine kausale Verbindung, aber auch
jeden speziellen Kausalnexus, wie er etwa zwischen beliebigen Flammen und
den von ihnen verursachten Verbrennungen, ferner aber auch den, der zwischen
einer bestimmten Flamme und der durch sie hervorgerufenen Verbrennung besteht.
[>4]
b) Kausalprinzip oder Prinzip der Verursachung die Formulierung
des Gesetzes der Verursachung, zum Beispiel: „Die gleiche Ursache
ruft stets die gleiche Wirkung hervor“, oder eine ähnliche, möglichst
präzise Form dieser Aussage. Zweckmäßigerweise sollte man
den Ausdruck „Kausalgesetz“ auf spezielle Aussagen kausaler Determination
beschränken, z.B. „Flammen verursachen unvermeidlich Verbrennungen
der menschlichen Haut“, und schließlich
c) Kausalen Determinismus oder Kausalismus (oft auch
einfach Kausalität genannt) die Doktrin, die eine universelle
Gültigkeit des Kausalprinzips behauptet. Hier ein paar Formulierungen
des Kerns dieser Behauptung: „Alles hat eine Ursache“, „Nichts kann ohne
Ursache bestehen oder zu bestehen aufhören“, „Was auch immer in Erscheinung
tritt, tut das mit Notwendigkeit unter Einwirkung einer Ursache“ oder schließlich
„Was einen Anfang hat, muß auch eine Ursache haben“.
Kurz, während das Kausalprinzip nur eine Aussage
über die Form der kausalen Verknüpfung (Verursachung) macht,
behauptet der kausale Determinismus, daß alles, was geschieht, auf
Grund eines Kausalgesetzes geschieht."
Carnap
Rudolf Carnap (Wissenschaftstheoretiker, Logiker, Positivist, WienerKreis)
hat einige Ausführungen zur Kausalität gemacht:
Kausalität im Logischen
Aufbau der Welt, in Rd 165, S. 228-230 (Gesperrt bei Carnap hier fett):
"165. Das Wesen der Kausalität
In der Wahrnehmungswelt bestehen gewisse Gesetzmäßigkeiten,
die die Konstitution dieses Gebietes in beträchtlichem Maße
vervollständigen und zum großen Teil überhaupt erst möglich
machen. Diese Gesetzmäßigkeiten haben die Form von Implikationen
zwischen Zuschreibungen zweier Stellen oder Stellengebiete, die ein bestimmtes
Verhältnis in der Stellenordnung zueinander haben. Vorgänge der
Wahrnehmungswelt sind ja dargestellt durch vierdimensionale Ge[>229]biete
von Weltpunkten, denen (zum Teil) Qualitäten zugeschrieben sind (vgl.
die Konstitution der Wahrnehmungswelt, § 125f., 133f.). Ein solches
Gesetz hat also die Form: „wenn den Weltpunkten eines (vierdimensionalen)
Gebietes Qualitäten in der und der Weise zugeschrieben sind, so sind
den Weltpunkten eines anderen Gebietes, das zu jenem Gebiet ein Lageverhältnis
von der und der Art hat, Qualitäten in der und der Art zugeschrieben
oder zuzuschreiben.“ Sind die beiden durch die Implikation verbundenen
Gebiete gleichzeitig, so handelt es sich um ein Zustandsgesetz,
sind sie nacheinander, um ein Ablaufgesetz. Sind die beiden vierdimensionalen
Gebiete benachbart, so handelt es sich um ein Nachbarschaftsgesetz;
bei einem Zustandsgesetz liegt in diesem Falle räumliche, bei einem
Ablaufgesetz zeitliche Nachbarschaft vor. In diesem letzteren Falle (Ablaufgesetz
mit zeitlicher Nachbarschaft) heißt das Gesetz ein Kausalgesetz.
Von den beiden vierdimensionalen, zeitlich benachbarten Gebieten, also
von den aufeinander folgenden Vorgängen, zwischen denen die Abhängigkeit
besteht, wird der frühere die „Ursache“ des späteren,
dieser die „Wirkung“ jenes genannt.
Innerhalb der Wissenschaft bedeutet also Kausalität
nur funktionale Abhängigkeit bestimmter Art. Darauf muß
hier noch ausdrücklich hingewiesen werden, weil immer wieder die Auffassung
vertreten wird, daß außer der funktionalen Abhängigkeit
zwischen den beiden Vorgängen noch eine „reale“ Beziehung oder „Wesensbeziehung“
bestehe, indem nämlich der erste Vorgang den zweiten „bewirke“, „erzeuge“,
„hervorbringe“. Merkwürdigerweise wird noch in der Gegenwart häufig,
selbst von Physikern und Erkenntnistheoretikern, die Meinung vertreten,
die Wissenschaft, also hier die Physik, dürfe sich nicht mit der Untersuchung
jener funktionalen Abhängigkeiten begnügen, sondern müsse
gerade die „Realursachen“ feststellen.
Der Irrtum in dieser Ansicht tritt noch deutlicher
hervor, wenn wir nicht die Wahrnehmungswelt, sondern die rein quantitative
physikalische
Welt, auf die sich ja die Physik bezieht, betrachten. In der physikalischen
Welt kann überhaupt nicht von Vorgängen gesprochen werden, die
in dem Verhältnis Ursache-Wirkung zueinander ständen. Die Begriffe
„Ursache“ und „Wirkung“ haben nur innerhalb der Wahrnehmungswelt eine Bedeutung.
Sie sind daher mit angesteckt von der Ungenauigkeit, die die Begriffsbildungen
dieser Welt haben. Die Ablaufgesetze der physikalischen Welt, also die
Kausalgesetze der Physik, sprechen nämlich nicht eine
Abhängigkeit zwischen Vorgängen aus, sondern eine Abhängigkeit
zwischen einem Zustand und einem gewissen Grenzwert in bezug auf die
Zu-[>230]schreibung der Zustandsgrößen (nämlich dem zeitlichen
Differentialquotienten einer Zustandsgröße). Nur diese Kausalgesetze,
nicht die der Wahrnehmungswelt, gelten streng und ausnahmslos; jene dagegen
gelten nur unstreng, nämlich nur unter der unbestimmten Klausel: „wofern
nicht noch ein anderer Umstand hindernd eingreift.“ Sprechen wir also von
strengen Kausalgesetzen, so können nur die physikalischen gemeint
sein; dann aber ist nichts da, was „Ursache“ und „Wirkung“ genannt werden
könnte (denn einen Momentanzustand wird man nicht „Ursache“ nennen
wollen, und noch weniger einen Differentialquotienten „Wirkung“). Und erst
recht kann hier von einer Wesensbeziehung des „Bewirkens“ keine Rede sein.
Über den metaphysischen, außerwissenschaftlichen Charakter der
Wesensbeziehungen ist schon mehrfach gesprochen worden. Vgl. auch die allgemeinen
Bemerkungen über Wesensprobleme am Schluß von § 169, die
auch für das Kausalitätsproblem gelten.
LITERATUR. Die Ablehnung des „realen Bewirkens“
innerhalb der Wissenschaft ist seit Hume so oft und deutlich dargelegt
worden (hier sei nur auf Mach, Verworn [Kondit.] und Vaihinger
[Als Ob] hingewiesen), daß eine ausführlichere Klarlegung vom
Standpunkte der Konstitutionstheorie aus Überflüssig erscheint;
die vielleicht deutlichste Widerlegung hat Russell in seinem Vortrag
[Cause] gegeben."
Kausalität in der Einführung
in die Philosophie der Naturwissenschaft.
TEIL IV: KAUSALITÄT UND DETERMINISMUS
19 Kausalität 187
20 Impliziert Kausalität Notwendigkeit? 196
21 Die Logik der kausalen Modalitäten 208
22 Determinismus und freier Wille 216
Eigen
Eigen, Manfred (1983) Zufall und Gesetz bei der Entstehung des Lebens.
Aulavorträge Hochschule St. Gallen, S. 11f:
"Mit Hilfe von Spielregeln werden Gesetzmässigkeiten
festgelegt. Diese Regeln variieren, je nach dem welcher physikalische,
chemische oder biologische Vorgang simuliert werden soll. Der Ablauf des
Spiels ist durch das Würfeln und die Anwendung der geltenden Spielregeln
auf die jeweils getroffene Kugel gekennzeichnet.
Beginnen wir mit einem ersten Spiel, das in sehr
anschaulicher Weise die Natur des statistischen Gleichgewichts in Physik
und Chemie beschreibt. Es wird mit zwei verschiedenen Materieteilchen,
die durch schwarze und weisse Kugeln repräsentiert werden, gespielt.
Wir gehen von einem Spielbrett aus, das mit schwarzen und weissen Kugeln
in willkürlicher Mischung komplett besetzt ist. Daneben gibt es noch
ein Reservoir, das eine grosse Zahl von schwarzen und weissen Kugeln enthält.
Die Spielregel ist sehr einfach und lautet: Die jeweils getroffene Kugel
wird durch eine Kugel der anderen Farbe ersetzt. Haben wir zum Beispiel
eine schwarze Kugel erwürfelt, so [>12] ausgetauscht. Treffen wir
dagegen eine weisse Kugel, so wird daraus eine schwarze. Es ist dabei übrigens
völlig gleichgültig, von welcher Kugelverteilung man ausgeht,
d.h. ob man ausschliesslich weisse oder nur schwarze oder irgendein Gemisch
beider Arten zu Beginn des Spieles auf dem Spielbrett hat. Nach einigen
Spielrunden, und zwar schon nach etwa 64 Zügen — wir bezeichnen diesen
Zeitabschnitt als eine Generation, da jedes Feld einmal die Chance hat,
erwürfelt zu werden — sind immer beide Kugelfarben im zeitlichen Mittel
in gleicher Menge auf dem Spielbrett vertreten.
In einem solchen Spielablauf wird der Vorgang der
Gleichgewichtseinstellung demonstriert. Das Ergebnis ist ganz einfach zu
verstehen. Sind beispielsweise sehr viel mehr schwarze Kugeln auf dem Spielbrett,
so ist auch die Wahrscheinlichkeit sehr viel grösser, dass beim nächsten
Wurf eine schwarze Kugel getroffen und in eine weisse umgewandelt wird.
Jeder Überschuss der einen Sorte gegenüber der anderen gleicht
sich dadurch sehr bald aus. Mit anderen Worten: Jede Abweichung von der
Gleichverteilung der Farben ist Ursache für einen Ausgleich. Dem entspricht
in der Chemie das Massenwirkunggesetz für zwei Substanzen, die die
gleiche freie Energie besitzen."
Enzyklopaedie Philosophie und Wissenschaftstheorie
[interner Verweis: EigDat/E-Books/WisTheo/EWT2008_4_Ins-Loc.pdf]
S. 176 (Anfang): "Kausalität (von lat. causa, Ursache, Grund,
mittellat. causalitas), Bezeichnung für das Verursachungsverhältnis
(> Ursache - > Wirkung) zwischen > Ereignissen, zu unterscheiden von der
logischen
Relation zwischen > Grund und Folge (> Folge (logisch)). In antiker und
mittelalterlicher Philosophie wird das Verursachungsverhältnis als
Antwort auf die Warum-Frage in Diskussionen unterschiedlicher Ursachentypen
(> causa) behandelt. ..."
S. 178: "Zu den zentralen Problemen jeder K.stheorie zählt es,
echte Ursachen von Wirkungen, Epiphänomenen und ausgeschalteten möglichen
Ursachen zu unterscheiden. ..."
S. 179: "Handlungstheoretische Ansätze, vielfach angeregt
und beeinflußt durch G. H. v. Wright, setzen im Bereich des Veranlassens
von Ereignissen an. Auch Kausalbehauptungen im Bereich von Ereignissen,
die keine > Handlungen sind, werden dann so interpretiert, als seien die
>ursächlichen< Ereignisse Handlungen bzw. Handlungsresultate, die
sich der Zwecksetzung des bewirkten Ereignisses verdanken. Dabei wird Handeln
als zweckorientierte Situationsveränderung durch den Menschen verstanden
und der handelnde Eingriff als Ursache für die herbeigeführte
Situation (die Wirkung) angesehen. Über die Sprechweise, daß
Handlungen wegen des durch sie der > Absicht nach erreichten > Zwecks unternommen
werden, lassen sich neben der Wirkursache auch wieder der Aristotelische
Begriff der Finalursache (> Finalität) bestimmen und >teleologische
Kausalerklärungen< (> Teleologie) formulieren. Der gegen handlungstheoretische
Lösungsversuche des K.sproblems vorgebrachte Einwand, im Begriff der
Handlung als Herbeiführung einer Wirkung sei ein Kausalgesetz bereits
vorausgesetzt, übersieht (a), daß die (in anderem Kontext unproblematische)
ontologische Handlungsauffassung, die Handlungen als Ereignisse versteht,
nicht zwingend ist, und (b) daß die Wahrheit von Sätzen über
den Zusammenhang von (verursachender) Handlung und (bewirkter) Erreichung
des Zwecks keine methodische Vorbedingung der Möglichkeit des
Handelns ist."
Geschichte der Kausalkritik
nach Hyde
Ausführlich bei Heyde (1957) dargestellt, Überblick S. 33:
Hume > Zur
Kritik seines Billard-Beispiels.
Eisler führt aus: "... Hume analysiert die Erkenntnis, besonders
die fundamentalen Begriffe der Kausalität und der Substanz, und kommt
hierbei zu dem Ergebnis, daß nichts als real anzunehmen ist, was
nicht auf äußere oder innere Erfahrung – auf »Eindrücke«
beider – sich gründet und daß sichere Erkenntnis nicht weiter
reicht als Erfahrung, also nicht ins Transzendente, mag dessen Existenz
auch feststehen. Im ganzen steht Hume auf dem Boden des Phänomenalismus
und Psychologismus. Hume vertritt, wie er sagt, einen »milderen«,
»akademischen« Skeptizismus, der alles die Erfahrung Übersteigende
als müßig und unwißbar zurückweist und auf die Erfahrung
und die praktische Beherrschung der Natur verweist. Die letzten Ursachen
der Dinge sind unerkennbar."
Quelle: http://www.textlog.de/hume.html
Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand
S. 23-29 [Quelle Zeno.org]:
"Abtheilung IV.
Skeptische Zweifel in Betreff der Thätigkeiten des Verstandes.
Abschnitt I.
Alle Gegenstände des menschlichen Denkens und Forschens zerfallen
von Natur in zwei Klassen, nämlich in Beziehungen der Vorstellungen
und in Thatsachen. Zur ersten Klasse gehören die Wissenschaften
der Geometrie, Algebra und Arithmetik; mit einem Wort: jeder Satz von anschaulicher
oder zu beweisender Gewissheit. Dass das Quadrat der Hypothenuse gleich
ist den Quadraten der beiden Seiten, ist ein Satz, welcher die Beziehung
zwischen diesen Figuren ausdrückt. Dass dreimal fünf gleich
ist der Hälfte von Dreissig drückt eine Beziehung zwischen
diesen Zahlen aus. Sätze dieser Klasse können durch die reine
Thätigkeit des Denkens entdeckt werden, ohne von irgend einem Dasein
in der Welt abhängig zu sein. Wenn es auch niemals einen Kreis oder
Dreieck in der Natur gegeben hätte, so würden doch die von Euklid
dargelegten Wahrheiten für immer ihre Gewissheit und Beweiskraft behalten.
Thatsachen, der zweite Gegenstand der menschlichen
Erkenntniss, werden nicht in derselben Weise festgestellt, und unsere Ueberzeugung
von ihrer Wahrheit ist war gross, aber doch nicht von derselben Art, wie
bei den ersten. Das Gegentheil einer Thatsache bleibt immer möglich;
denn es ist niemals ein Widerspruch; es kann von der Seele mit derselben
Leichtigkeit und Bestimmtheit vorgestellt werden, als wenn es genau mit
der Wirklichkeit übereinstimmte. Dass die Sonne morgen nicht aufgehen
werde, ist ein ebenso verständlicher und widerspruchsfreier Satz
als die Behauptung: dass sie aufgehen werde. Man würde vergeblich
den Beweis ihrer Unwahrheit versuchen. Könnte man sie widerlegen,
so müsste sie einen Widerspruch enthalten und gar nicht deutlich von
der Seele vorgestellt werden. {25}
Es ist deshalb von wissenschaftlichem Interesse,
die Natur der Gewissheit zu untersuchen, welche uns von der wirklichen
Existenz und von Thatsachen überzeugt, so weit sie über das gegenwärtige
Zeugniss unserer [>23] Sinne oder die Angaben unseres Gedächtnisses
hinausgeht. Dieser Theil der Philosophie ist, wie man bemerkt, sowohl bei
den Alten wie bei den Neueren nur wenig gepflegt worden; man wird deshalb
unsere Zweifel und Irrthümer bei der Verfolgung einer so wichtigen
Untersuchung um so mehr entschuldigen, als der Weg auf sehr schwierige
Pfade führt, wo Richtung und Führer fehlen. Diese Zweifel können
selbst nützlich werden, weil sie die Wissbegierde wecken und jenen
unbedingten Glauben und jene Sicherheit zerstören, welche das Gift
alles Forschens und aller freien Untersuchung ist. Wenn in der gewöhnlichen
Philosophie Mängel bestehen und entdeckt werden, so darf, nach meiner
Meinung, dies nicht entmuthigen, sondern muss vielmehr antreiben, etwas
Vollständigeres und Genügenderes zu erreichen, als man bis jetzt
dem Publikum geboten hat.
Alles Schliessen in Bezug auf Thatsachen scheint
sich auf die Beziehung von Ursache und Wirkung zu gründen. Nur durch
diese Beziehung allein kann man über das Zeugniss unseres Gedächtnisses
und unserer Sinne hinauskommen. Wenn man einen Menschen fragt, weshalb
er eine Thatsache, die nicht wahrnehmbar ist, glaubt, z.B. dass sein Freund
auf dem Lande oder in Frankreich ist, so wird er einen Grund angeben, und
dieser Grund wird irgend eine andere Thatsache enthalten, etwa einen Brief,
den er von ihm empfangen hat, oder die Kenntniss seiner früheren Entschlüsse
und Zusagen. Wenn man auf einer wüsten Insel eine Uhr oder eine andere
Maschine findet, so wird man schliessen, dass einmal Menschen dort gewesen
sind. Alle unsere Folgerungen in Bezug auf Thatsachen sind von derselben
Beschaffenheit; es wird hier beständig vorausgesetzt, dass zwischen
der gegenwärtigen Thatsache und der auf sie gestützten eine Verknüpfung
besteht. Bände sie nichts zusammen, so wäre der Schluss ganz
willkürlich. Hört man in der Dunkelheit eine artikulirte Stimme
und ein vernünftiges Gespräch, so vergewissert uns dies von der
Gegenwart einer Person. Weshalb? weil jene die Wirkungen menschlicher Bildung
und Thätigkeit und eng mit ihnen verknüpft sind. Untersucht man
alle anderen Schlüsse dieser Art, so {26} wird man finden, dass sie
sich auf die Beziehung von Ursache und Wirkung stützen, und dass diese
Beziehung bald nahe, bald entfernt, bald hinter einander, bald gleichzeitig
statt hat. Hitze und Licht sind [>25] gleichzeitige Wirkungen des Feuers,
und man kann von dem einen richtig auf das andere schliessen.
Will man daher in Bezug auf die Natur der Gewissheit,
über Thatsachen etwas Befriedigendes erreichen, so muss man untersuchen,
wie man zur Kenntniss von der Ursache und Wirkung gelangt.
Ich wage es als einen allgemeinen und ausnahmslosen
Satz hinzustellen, dass die Kenntniss dieser Beziehung in keinem Falle
durch ein Denken a priori erreicht wird, sondern dass sie lediglich aus
der Erfahrung stammt; wenn sich ergiebt, dass einzelne Gegenstände
beständig mit einander verbunden sind. Man gebe einem Manne von noch
so gutem Verstande und Fähigkeiten einen Gegenstand, der ihm ganz
neu ist, und er wird selbst bei der genauesten Untersuchung seiner sinnlichen
Eigenschaften nicht im Stande sein, eine seiner Ursachen oder Wirkungen
zu entdecken. Adam, von dem man annimmt, dass seine Verstandeskräfte
anfänglich ganz vollkommen waren, konnte doch aus der Durchsichtigkeit
und Flüssigkeit des Wassers nicht schliessen, dass es ihn ersticken
würde; ebenso wenig aus dem Licht und der Wärme des Feuers, dass
es ihn verzehren würde. Kein Gegenstand entdeckt durch die Eigenschaften,
welche den Sinnen sich bieten, die Ursachen, welche ihn hervorgebracht
haben, und die Wirkungen, welche aus ihm entstehen werden, und unsere Vernunft
kann ohne Hülfe der Erfahrung keinen Schluss auf das wirkliche Dasein
und auf Thatsachen machen.
Dieser Satz, dass die Ursachen und Wirkungen nicht
durch die Vernunft, sondern nur durch Erfahrung erkennbar sind, wird leicht
für solche Fälle zugestanden werden, wo man sich entsinnt, dass
sie einmal ganz unbekannt waren; denn man ist sich da der gänzlichen
Unfähigkeit bewusst, irgend vorher zu sagen, was aus ihnen entstehen
werde. Man gebe einem Menschen, der keine Kenntniss von der Physik hat,
zwei geglättete Marmorplatten, und er wird nimmer entdecken, dass
sie in der Weise mit einander zusammenhängen, dass ihre Trennung in
gerader Linie grosse Kraft erfordert, während sie der seitlichen Verschiebung
{27} nur geringen Widerstand entgegenstellen. Von solchen Vorgängen,
welche mit dem gewöhnlichen Laufe der Natur wenig Aehnlichkeit haben,
räumt man auch bereitwillig ein, dass man sie nur durch Erfahrung
kennen lernen kann, und [>26] Niemand bildet sich ein, dass die Gewalt
des entzündeten Pulvers oder die Anziehung eines Magneten jemals durch
Gründe a priori hätte entdeckt werden können.
Ebenso wenig bestreitet man bei Wirkungen, welche
von einer verwickelten Maschinerie oder von einer geheimen Zusammenstellung
der Theile abhängen, dass man die Kenntniss derselben nur der Erfahrung
verdankt. Wer will behaupten, dass er einen von der Erfahrung unabhängigen
Grund angeben könne, weshalb Milch und Brod ein passendes Nahrungsmittel
für den Menschen, aber nicht für den Bären oder Tiger sei?
Diese Wahrheit hat aber anscheinend nicht die gleiche
Gewissheit bei Vorgängen, mit denen wir seit unserem Eintreten in
die Welt vertraut geworden sind, welche mit dem ganzen Lauf der Natur grosse
Aehnlichkeit haben, und die vermeintlich nur von einfachen Eigenschaften
der Dinge abhängen und nicht von einem verborgenen Zusammenhange der
Theile. Hier meint man, durch die blosse Thätigkeit des Verstandes
und ohne Erfahrung, die Wirkungen entdecken zu können. Man meint,
dass wenn man plötzlich in die Welt gestellt worden wäre, man
sofort hätte schliessen können, dass eine Billardkugel durch
Stoss einer anderen ihre Bewegung mittheilen könne, und dass man nicht
nöthig gehabt, auf den Erfolg zu warten, um dies mit Sicherheit aussprechen
zu können. So stark ist die Macht der Gewohnheit; gerade da, wo sie
am grössten ist, verdeckt sie nicht blos unsere natürliche Unwissenheit,
sondern verbirgt auch sich selbst; sie scheint nicht vorhanden zu sein,
gerade weil sie im höchsten Maasse besteht.
Aber die folgenden Betrachtungen werden vielleicht
genügend zeigen, dass alle Naturgesetze und alle Bewegungen der Körper
ohne Ausnahme lediglich durch die Erfahrung kennen gelernt werden. Wenn
ein Gegenstand uns gebracht wird, und wir sollen die von ihm ausgehende
Wirkung angeben, ohne frühere Beobachtungen zu Rathe zu ziehen, so
frage ich, wie soll die Seele hierbei verfahren? Sie muss sich eine Folge
ausdenken oder erfinden, welche sie der Sache als Wirkung zuschreibt, und
es ist klar, dass diese {28} Angabe nur ganz willkürlich sein kann.
Die Seele kann unmöglich die Wirkung in diesem Falle ausfindig machen,
selbst bei der genauesten [>27] Untersuchung und Prüfung. Denn die
Wirkung ist von der Ursache ganz verschieden und kann deshalb niemals in
dieser aufgefunden werden. Die Bewegung von der zweiten Billardkugel ist
ein ganz anderer Vorgang, als die Bewegung in der ersten, und es ist nichts
in dem Einen, was den leisesten Wink für das Andere gäbe. Ein
in die Höhe gehobener Stein oder Metallklumpen fällt sofort,
wenn man die Stütze wegnimmt; betrachtet man aber die Sache a priori,
ist da etwas darin enthalten, was eher die Vorstellung von einer Bewegung
nach unten erzeugen könnte, als nach oben oder nach der Seite?
So wie bei allen Naturvorgängen die erste Vorstellung
oder Erfindung einer bestimmten Wirkung ohne Rückfrage bei einer Erfahrung
willkürlich bleibt, so gilt dasselbe für das angenommene Band
oder die Verknüpfung zwischen Ursache und Wirkung, welche sie zusammenbindet
und es unmöglich macht, dass eine andere Wirkung aus der Wirksamkeit
dieser Ursache hervorgehen kann. Wenn ich z.B. eine Billardkugel sich gerade
gegen eine andere bewegen sehe, so mag mir vielleicht der Gedanke kommen,
dass die Bewegung der zweiten das Ergebniss der Berührung oder des
Stosses sei; aber kann ich nicht ebenso gut hundert andere Wirkungen aus
dieser Ursache voraussetzen? Könnten beide Kugeln nicht in völliger
Ruhe bleiben? Kann die erste Kugel sich nicht gerade zurückbewegen
oder in irgend einer Richtung seitlich von der zweiten abspringen? Alle
diese Annahmen sind möglich und denkbar. Weshalb soll man da der einen
den Vorzug vor der anderen geben, die ebenso möglich und denkbar ist
wie jene? Alle unsere Gründe a priori können uns nie einen Anhalt
für einen solchen Vorzug bieten.
Kurz, jede Wirkung ist von ihrer Ursache verschieden;
sie kann deshalb in dieser nicht gefunden werden, und jede Erfindung oder
Vorstellung derselben a priori muss völlig willkürlich bleiben.
Und selbst wenn die Wirkung gekannt ist, bleibt die Verbindung ihrer mit
der Ursache gleich, willkürlich, weil es eine Menge anderer Wirkungen
giebt, welche dem Verstande ebenso möglich und denkbar erscheinen.
Es ist deshalb vergeblich, wenn man meint, ohne Hülfe der Beobachtung
und Erfahrung irgend, eine Wirkung bestimmen {29} und eine Ursache oder
eine Folge [>28] ableiten zu können.
Daher kommt es, dass kein vorsichtiger und bescheidener
Philosoph es je unternommen hat, die letzte Ursache von irgend einem Naturvorgang
anzugeben oder die Wirksamkeit der Kräfte bestimmt darzulegen, welche
in der Welt irgend eine Wirkung herbeiführt. Alles, was anerkanntermassen
die Vernunft vermag, ist, die für die einzelnen Erfahrungen geltenden
Regeln auf eine grössere Einfachheit zurückzuführen und
die vielen besonderen Wirkungen aus wenigen allgemeinen Ursachen abzuleiten,
und zwar mit Hülfe der Analogie, Erfahrung und Beobachtung. Aber die
Ursachen dieser allgemeinen Ursachen zu entdecken, ist vergeblich, und
keine Erklärung derselben wird hier zufriedenstellen. Die letzten
Kräfte und Prinzipien sind der menschlichen Wissbegierde und Forschung
gänzlich verschlossen. Elastizität, Schwere, Zusammenhang der
Theile, Mittheilung der Bewegung durch Stoss sind vielleicht die letzten
Ursachen und Prinzipien, die man in der Natur entdecken kann, und man muss
sich glücklich schätzen, wenn durch sorgfältige Untersuchung
und Ueberlegung die besonderen Erscheinungen sich bis auf diese allgemeinen
Prinzipien oder bis nahe zu ihnen zurückführen lassen. Die vollkommenste
Philosophie der Natur schiebt nur unsere Unwissenheit ein Wenig weiter
zurück, und ebenso dient vielleicht die vollkommenste Metaphysik und
Moralphilosophie nur dazu, grössere Stücke von unserer Unwissenheit
blos zu legen. So ist menschliche Schwäche und Blindheit das Ergebniss
aller Philosophie; bei jeder Wendung treffen wir auf sie, trotz aller Versuche,
sie zu beseitigen oder zu umgehen.
Selbst wenn die Naturphilosophie die Geometrie zu
Hülfe nimmt, kann diese, trotz der mit Recht gepriesenen Schärfe
ihrer Beweise, diesen Mangel nicht beseitigen und die Kenntniss der letzten
Ursachen nicht verschaffen. Jeder Theil der angewendeten Mathematik setzt
für die Wirksamkeit der Natur gewisse Gesetze als gültig voraus,
und das reine Denken hilft nur der Erfahrung bei der Auffindung dieser
Gesetze oder bei Bestimmung ihres Einflusses in den einzelnen Fällen,
wo dieser von einer genauen Bestimmung der Entfernung oder Grösse
abhängt. So besteht das durch die angewandte Erfahrung aufgefundene
Gesetz, dass die Kraft jedes [>29] in Bewegung sich befindenden Körpers
sich verhält, wie die verbundenen {30} Momente seiner Masse und seiner
Schnelligkeit; so wird eine schwache Kraft auch ein grosses Hinderniss
überwinden oder eine grosse Last heben, wenn man durch irgend eine
Einrichtung oder Maschinerie die Schnelligkeit dieser Kraft so vergrössern
kann, dass sie die Uebermacht über ihren Gegner erhält. Die Geometrie
hilft bei Anwendung dieses Gesetzes; sie giebt die richtigen Maasse für
alle Theile und Gestalten, die für irgend eine Maschine nöthig
sind; aber die Entdeckung des Gesetzes selbst verdankt man doch nur der
Erfahrung, und alles reine Denken der ganzen Welt hätte nie einen
Schritt weiter zur Kenntniss desselben geführt. Bei dem blossen Denken
a priori und bei dem blossen Betrachten eines Gegenstandes oder einer Ursache,
wie sie dem Verstande erscheint, ohne Rücksicht auf Erfahrung, kann
nie der Begriff eines unterschiedenen oder anderen Gegenstandes gewonnen
werden, der als Wirkung gelten müsse; noch weniger, dass beide untrennbar
und ausnahmslos verknüpft seien. Der Mensch müsste wunderbar
scharfsinnig sein, der durch blosses Denken entdecken könnte, dass
die Krystalle die Wirkung der Hitze, und das Eis die Wirkung der Kälte
seien, ohne vorher mit der Wirksamkeit dieser Bestimmungen bekannt zu sein."
Kant
Kausalität gibt es nur zwischen Phänomenen, nicht zwischen
Dingen
an sich. Sie kommt nach Kant - ein früher Konstruktivist? - durch
unseren reinen Verstand in die Welt, was ich nicht so sehe, weil die meisten
Phänomene dieser Welt völlig unabhängig vom Menschen und
seinem Verstand sind. Es wird z.B. die Wirkungen der Schwerkraft auch dann
noch geben, wenn es keine Menschen mehr geben wird. Kausalität (Ursache
und Wirkung) ist bei Kant eine Kategorie, die Nr. 3, die Relation:
"3. Der Relation: Inhärenz und Subsistenz (substantia et
accidens). Kausalität und Dependenz (Ursache und Wirkung). Gemeinschaft
(Wechselwirkung zwischen dem Handelnden und Leidenden)." [Quelle: http://www.textlog.de/32942.html]
Weitere Quellen: Rudolf Eisler Kantlexikon Kausalität: http://www.textlog.de/32945.html
und Kant-Werke Online [https://korpora.zim.uni-duisburg-essen.de/kant/]
Laplace
Die Idee des Laplaceschen Daemons in "Philosophischer Versuch über
die Wahrscheinlichkeiten" (1812), dt. 1886, S. 3f:
"Die gegenwärtigen Ereignisse stehen mit den
vergangenen in einer Verbindung, die sich auf das evidente Prinzip gründet,
dass ein Ding nicht anfangen kann zu sein ohne Ursache, die es hervorbringt.
Dieses Axiom, bekannt unter dem Namen des „zureichenden Grundes", erstreckt
sich auch auf Handlungen, die man für indifferent hält. Der freieste
Wille kann sie nicht ohne ein bestimmendes Motiv hervorbringen; denn wenn
er in dem Falle, dass alle Umstände zweier Lagen gleich wären,
das eine Mal handelte und das andere Mal nicht, dann wäre seine Wahl
eine Wirkung ohne Ursache; sie wäre dann, sagt Leibnitz, der blinde
Zufall der Epikuräer. Die entgegengesetzte Meinung ist eine Täuschung
des Geistes, der, indem er die flüchtigen Gründe der Wahl des
Willens in indifferenten Dingen aus dem Auge verliert, sich überredet,
dass sich der Wille durch sich selbst und ohne Motive bestimmt hat. [>4]
Wir müssen also den gegenwärtigen Zustand
des Weltalls als die Wirkung seines früheren Zustandes und andererseits
als die Ursache dessen, der folgen wird, betrachten. Eine Intelligenz,
welche für einen gegebenen Augenblick alle Kräfte, von denen
die Natur belebt ist, sowie die gegenseitige Lage der Wesen, die sie zusammen
setzen, kennen würde, und überdies umfassend genug wäre,
um diese gegebenen Grössen einer Analyse zu unterwerfen, würde
in derselben Formel die Bewegungen der grössten Weltkörper wie
die des leichtesten Atoms ausdrücken: nichts würde für sie
ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit ihr offen vor Augen liegen.
Der menschliche Geist bietet in der Vollendung, die er der Astronomie zu
geben gewusst hat, ein schwaches Bild dieser Intelligenz. Seine Entdeckungen
auf dem Gebiete der Mechanik und Geometrie verbunden mit der Entdeckung
der allgemeinen Schwere, haben es ihm möglich gemacht, durch dieselben
analytischen Ausdrücke die vergangenen wie zukünftigen Zustände
zu umfassen. Durch Anwendung derselben Methode auf einige andere Gegenstände
seiner Kenntnisse ist er dahin gelangt, die beobachteten Phänomene
auf allgemeine Gesetze zurückzuführen und diejenigen vorauszusehen,
die gegebene Umstände herbeiführen müssen. Alle diese Bemühungen
beim Aufsuchen der Wahrheit zielen dahin ab, ihn unablässig der eben
angenommenen Intelligenz näher zu bringen, der er aber immer unendlich
ferne bleiben wird. Dieses Streben, welches dem menschlichen Geschlechte
eigenthümlich ist, erhebt eben den Menschen über das Thier, und
seine Fortschritte auf diesem Gebiete unterscheiden die Nationen und Jahrhunderte
und machen ihren wahren Ruhm aus."
Mill
John Stuart Mill's Gesammelte Werke : 1. Die Freiheit / autoris. Uebers.
unter Red. von Th. Gomperz. Leipzig : Fues, 1869. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/structure/2768913
John Stuart Mill's Gesammelte Werke : 2. System der deductiven und
inductiven Logik / autoris. Uebers. unter Red. von Th. Gomperz. Leipzig
: Fues, 1872. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/structure/2769307
John Stuart Mill's Gesammelte Werke : 3. System der deductiven und
inductiven Logik / autoris. Uebers. unter Red. von Th. Gomperz. Leipzig
: Fues, 1872. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/structure/2769700
-
Von dem Gesetz der allgemeinen Ursächlichkeit: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/2779158
-
Von der Zusammensetzung der Ursachen: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/2779156
John Stuart Mill's Gesammelte Werke : 4. System der deductiven und inductiven
Logik / autoris. Uebers. unter Red. von Th. Gomperz. Leipzig : Fues, 1873.
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/structure/2771892
Russell
Die radikale Position Russells aus 1912/13
scheint er nicht beibehalten zu haben wie seine Arbeiten (1921, 1926),
in denen er Kausalität thematisiert (1926) zeigen.
Kausalität 1926 bei Russell,
Bertrand (dt. 2004, engl 1926) Unser Wissen von der Außenwelt. Hamburg:
Meiner.
SR-Einträge:
Kausalgesetz, allgemeines 246
allgemeines Schema des ~ es; 240 f.
Definition des ~ es; 237-240 ~,
nicht a priori 249, 259f.
Kausalgesetze 122, 236-241, 249 f. ~,
Wahrscheinlichkeit der; 241-245
~, in der Psychologie 244f.
Kausalität 1921 bei Russell,
Bertrand (dt. 1927; engl. 1921) Kausale Gesetze in der Psychologie und
der Physik. In (110-128) Die Analyse des Geistes. Hamburg: Meiner.
SR-Einträge:
kausale Gesetze 23,104f., 5. Vorl. 110—128, 142, 147, 168—170, 216t,
243, 250t, 263, 299, 367f, 377, 388, 391—395 Kausalität 111
—, mnemische 97—109
—, physikalische 106
—, psychische 104, 261
Leseproben aus Kausale Gesetze in der Psychologie und der Physik, S. 110:
"Die moderne Wissenschaft zeigt, daß die herkömmlichen Begriffe
von Ursache und Wirkung völlig unbrauchbar sind und durch etwas ganz
anderes, nämlich den Begriff von Gesetzen der Veränderung ersetzt
werden müssen. Nach der herkömmlichen Auffassung bewirkt ein
einzelnes Ereignis A ein anderes einzelnes Ereignis B, und daraus folgt,
daß, wenn ein Ereignis B vorliegt, ein früheres Ereignis A gefunden
werden kann, das zu B in folgender Beziehung steht: 1. Jedesmal wenn A
eintritt, folgt darauf B; 2. in dieser Abfolge der beiden Ereignisse hegt
etwas „Notwendiges“, es tritt nicht bloß faktisch erst A und dann
B ein."
... S, 113f:
"Die Wissenschaft geht daher von Sätzen aus von der Form „auf
A folgt gewöhnlich B“. Dies ist die größte [>114]
mögliche Annäherung an ein Kausalgesetz von der herkömmlichen
Form. In einem besonderen Falle kann auf A immer B folgen, aber das können
wir nicht wissen, denn wir können nicht alle die durchaus möglichen
Umstände voraussehen, die das Eintreten der Folge verhindern können,
oder wissen, daß keiner von ihnen eintreten wird. Wenn wir jedoch
eine sehr große Anzahl von Fällen kennen, in denen B auf A gefolgt
ist, und nur wenige oder gar keine, in denen das nicht eintrat, so sind
wir praktisch berechtigt zu sagen ,,A bewirkt B“, vorausgesetzt, daß
wir mit dem Begriff der Ursache keine der abergläubischen metaphysischen
Vorstellungen verbinden, die sich an das Wort geheftet haben."
Kausalität 1912 bei Russell,
Bertrand (1912/13) On the Notion of Cause, in: Proceedings of the Aristotelian
Society 13, 1912/13, 1-26. [Online]
Michael Heidelberger berichtet auf seiner Kausalitätsseite
darüber: " Im Jahre 1912 schrieb Bertrand Russell einen berühmten
Aufsatz, in dem er vorschlug, das Wort „Ursache“ aus dem Wortschatz der
Philosophie zu streichen, da es so viele irreführende Assoziationen
hervorrufe. Außerdem sei in den fortgeschrittenen empirischen Wissenschaften,
die es doch am besten wissen müssten, von Ursachen nicht mehr die
Rede. „Der Grund“, schreibt Russell in der für ihn so charakteristischen
Manier, „warum die Physik aufgehört hat, nach Ursachen
zu suchen, liegt darin, dass es nichts derartiges gibt. Wie vieles andere,
was die Philosophen anerkennen, ist … auch das Kausalprinzip ein Relikt
aus vergangener Zeit, das wie die Monarchie nur deshalb überlebt hat,
weil man es irrtümlicherweise für unschädlich hielt.“ FN1
Mit dieser Diagnose stand Russell keineswegs allein. Er gab damit einer
zu seiner Zeit sehr verbreiteten Meinung einen pointierten Ausdruck. FN2"
Schlick > Alltag,
Physik.
"Es gibt eine alte, vor langer Zeit in der scholastischen Philosophie
formulierte Regel, die uns davor warnt, das »post hoc« und
das »propter hoc« zu verwechseln. Das bedeutet, daß wir
aus der Tatsache, daß ein Ereignis W sich nach einem anderen Ereignis
U abspielte, nicht schließen dürfen, daß W »wegen«
U geschah. In anderen Worten, die Regel behauptet, daß der Sinn2
der Aussage »W folgt auf U« völlig verschieden ist von
dem Sinn der Aussage »W ist die Wirkung der Ursache U«. Aber
was ist der Unterschied des Sinnes in den beiden Fällen? Diese Frage,
scheint mir, ist das philosophische Problem der Kausalität.
Ich nenne es philosophisch, weil es lediglich eine
Frage des Sinnes ist, nicht der Wahrheit. Es hat es zu tun mit der Bedeutung
des Wortes »propter« oder »wegen«; wir müssen
wissen, was diese Wörter bezeichnen, um den bloßen Sinn des
Kausalprinzips zu verstehen; die Frage, ob dies Prinzip (wenn wir irgendeinen
Sinn darin entdecken können) wahr oder falsch ist, wäre ein naturwissenschaftliches
Problem, d. h. sie könnte nur durch Beobachtung und Erfahrung entschieden
werden.
Unsere Regel scheint vorauszusetzen, daß wir
schon bekannt sind mit der Bedeutung der Wörter post und propter,
denn wären wir es nicht, gäbe es keine Möglichkeit, jemals
die Regel auf einen besonderen Fall anzuwenden. Sie würde uns bestenfalls
eine Information völlig negativer Natur liefern: Sie würde uns
sagen, daß die Kausalbeziehung nicht nur die Relation der zeitlichen
Folge ist, sondern etwas mehr; sie gäbe jedoch nicht den geringsten
Hinweis über das positive Wesen der Kausalbeziehung.
Es gibt nun keinen Zweifel, daß wir die Regel
ständig anwenden und daß sie eine in jeder Hinsicht gute und
verläßliche Regel ist, die die Leute eher noch viel öfter
anwenden sollten als sie tun. Wenn wir eine bestimmte Arznei nehmen und
daraufhin gesund werden, wäre es sehr übereilt zu versichern,
daß die Arznei die Ursache unsres Gesundwerdens war. Oder wenn wir
uns bemühen, die Ursachen der Wirtschaftskrise zu entdecken, wissen
wir, daß wir viel mehr suchen als nur Ereignisse, die der Wirtschaftskrise
vorausgingen. Es ist daher evident, daß wir faktisch im Besitz einer
Art von Kriterium sind, das uns befähigt zu unterscheiden [>132] zwischen
Ereignissen, die einander nur folgen, und Ereignissen, die einander verursachen;
denn wir machen diese Unterscheidung jeden Tag, und wir machen sie mit
einer Genauigkeit, die hinreicht, um fast all unser Verhalten davon leiten
zu lassen.
Wir müssen einfach beobachten, wie diese Unterscheidung
faktisch gemacht wird, wenn wir die Bedeutung des Begriffs von Kausalität
herausfinden wollen, der in unsrer täglichen Erfahrung benutzt wird.
Dieses einfache Verfahren wird sicher nicht schwierig sein, und doch ist
es die allgemeine Methode - und ich bin überzeugt, die einzige Methode
- der Philosophie: Sie entdeckt den Sinn von Aussagen eben dadurch, daß
sie herausfindet, wie sie verifiziert werden, d. h. wie ihre Wahrheit oder
Falschheit getestet wird.
Das ist es, was ich als Verfahren für Aussagen vorschlage, in
denen der Begriff der Kausalität benutzt wird. Ich werde sicher nicht
irgendeine »Theorie der Kausalität« vorschlagen; ich glaube,
es kann so etwas nicht geben. Es gibt in der Philosophie keine Theorien
und Hypothesen; Hypothesen sind das Material, aus welchem die Naturwissenschaften
konstruiert werden, und ich glaube, daß die Philosophie etwas anderes
ist als die Naturwissenschaften.
Wie also verifizieren wir die Behauptung, daß
das Einnehmen einer Arznei nicht nur der Genesung des Patienten vorausging,
sondern auch ihre Ursache war?
Auf den ersten Blick scheint es zwei verschiedene
Wege einer solchen Verifikation zu geben (ich erinnere daran, daß
wir nicht fragen, wie sie durchgeführt werden sollte, sondern wie
sie wirklich in der Praxis durchgeführt wird):
1. Wir versuchen es viele Male mit der Arznei und
vielleicht an vielen verschiedenen Patienten. Wenn wir finden, daß
in jedem einzelnen Fall eine Person, die bestimmte Beschwerden hat, geheilt
wird, werden wir sagen: Die Genesung nach dem Gebrauch der Arznei war nicht
ein bloßer Zufall, sondern war durch sie verursacht. In anderen Worten:
Wenn das Ereignis W immer eintritt, nachdem das Ereignis U vorher eingetreten
ist, wenn U niemals eintritt, ohne daß W folgt, dann zögern
wir nicht, U die Ursache zu nennen und W die Wirkung. Es ist wichtig zu
bemerken, daß wir das tun, ob wir nun fähig sind, die Kur zu
? »erklären« oder nicht; es gibt Fälle, in denen
wir nur wissen, daß eine Arznei tauglich ist, ohne zu wissen, wie
sie arbeitet.
Das ist eine Tatsache; und ich möchte sie ausdrücken,
wie sie oft von Denkern der positivistischen Schule ausgedrückt wurde,
indem ich sage, daß der Unterschied zwischen einer rein zeitlichen
Folge und einer kausalen Folge die Regelmäßigkeit, die Gleichförmigkeit
der letzteren ist. Wenn auf U regelmäßig W folgt, dann ist U
die Ursache von W; wenn W nur dann und wann auf U folgt, wird die Folge
ein bloßer Zufall genannt. Und da (wie wir gerade sahen) die Beobachtung
der Regelmäßigkeit in diesem Fall das einzige war, was wir taten,
war sie notwendig der einzige Grund, von Ursache und Wirkung zu reden,
sie war der zureichende Grund. Das Wort Ursache, wie es im täglichen
Leben gebraucht wird, impliziert nichts als Regelmäßigkeit der
Folge, weil nichts sonst benutzt wird, um die Aussagen zu verifizieren,
in denen es vorkommt."
Quelle S. 131f: Schlick, Moritz (1932 engl.) Kausalität
im täglichen Leben und in der neueren Naturwissenschaft. In (131-155)
Krüger, Lorenz (1970, Hrsg.) Erkenntnisprobleme der Naturwissenschaften.
Texte zur Einführung in die Philosophie der Wissenschaft. Köln:
Kiepenheuer & Witsch. Sekundärquelle.
Woerterbuch der philosophischen Begriffe Schmidt
& Schischkoff
S. 297f, (Gesperrtschrift im Text hier: fett-kursiv):
"Kausalität (vom lat. causa, „Ursache“), Ursächlichkeit,
Wirksamkeit, gesetzmäßiger Zusammenhang von Ursache und Wirkung.
Als K.sprinzip (Kausalprinzip bzw. -gesetz) ausgesprochen: Jedes Geschehen
hat eine Ursache (ist bewirkt, Wirkung) und ist zugleich die Ursache eines
anderen Geschehens, oder umgekehrt: Ohne Ursache geschieht nichts. Ursache
und Wirkung bilden eine aus der Vergangenheit (> Proton kinun) kommende,
durch die Gegenwart hindurchlaufende und in der Zukunft verschwindende
Kette (Kausalnexus; vgl. > Finalität). Näher betrachtet
zerfällt die Ursache mindestens in die (äußeren) Umstände,
unter denen etwas geschieht, die (inneren) Bedingungen, durch die es zustandekommt,
und die > Auslösung, die den unmittelbaren Anlaß gibt. Beispiel:
Wenn das Pulver trocken (Umstand) und richtig zusammengesetzt (Bedingung)
ist, wird es durch den Schlag (Auslösung) entzündet (Wirkung).
Der K.sbegriff ergibt sich als Verallgemeinerung der Erfahrung, daß
irgend etwas, die „Wirkung“, immer nur dann, aber immer dann geschieht,
wenn etwas anderes, die „Ursache“, geschehen ist oder gleichzeitig geschieht.
Dabei liegt [>298] der Irrtum nahe, daß ein „post hoc“, d.
h. ein zeitliches „Danach“ stets als ein „propter hoc“, d. h. als
ursächliches „Dadurch“, aufgefaßt wird.
In der Geschichte der Philosophie tritt das K.sprinzip ausdrücklich
formuliert zuerst bei Demokrit auf, als streng kausaler Zusammenhang des
Geschehens bei den Stoikern u. bei Epikur. Das Prinzip der nicht von übernatürlichen
Eingriffen irgendwie durchbrochenen Natur-K. wird, nachdem die Frage der
exakten Natur-K. im MA. so gut wie völlig geruht hatte, erst wieder
in der neueren Naturwissenschaft (Bacon, Galilei, Kepler usw.) gründlicher
geklärt. Diesem naturwissenschaftlich geklärteren objektiven
K.sbegriff stand die vor allem von den engl. Empiristen vertretene subjektivistische
K.sauffassung entgegen. Nach Hume z.B. beruht der Glaube an die K. auf
Assoziation, Erwartung und Gewohnheit. Kant hält das allgemeine K.sprinzip
für apriorisch, aber nur im Bereich der Erfahrung gültig. Schopenhauer
unterscheidet 3 Formen der K.: die Ursache im eigentlichen Sinn (im Anorganischen),
den Reiz (im organisch-vegetativen Leben) und das Motiv (in den Handlungen
aller bewußten Wesen). Aus der Erfahrung ganz allein, und zwar durch
Induktion gewonnen, suchen Mill, Spencer u. a. die K. zu verstehen und
zu erklären. Der Positivismus (Comte, Avenarius, Mach u. a.) ersetzt
den Begriff der K. durch den der funktionellen Abhängigkeit, den der
Ursache durch „Bedingung“ (> Konditionismus). Im Sinne der neueren Ontologie
gehört die K. zu den Kategorien. Sie ist eine der Determinationsmöglichkeiten
bzw. -formen des Seienden (> Schichtenlehre). Neuere Physiker verneinen
die uneingeschränkte Anwendbarkeit des K.sprinzips im Bereich der
kleinsten Massen und Wirkungen; es wird als bewährte Hypothese, als
heuristisches Prinzip, als Wahrscheinlichkeitsregel benutzt; > Unsicherheitsrelation;
> Grund.
E. Wentscher, Gesch. des Kausal-Problems, 1921;
M. Planck, Der Kausalbegriff i. d. Physik, 1941; G. Kahl-Furthmann, Beiträge
zum Kausalproblem, 1934; M. Hartmann, Die K. in Biologie u. Physik, 1937;
B. Bavink, Das Weltbild der heutigen Naturwissenschaften, 1947; J. Bauer,
K. u. Schöpfung. Grundfragen der Ontologie u. Metaphysik, 1947; G.
Siebers, Die kausale Notwendigkeit und das kausale Werden, 1951; J. E.
Heyde, Entwertung der K.?, 1957; J. Hessen, Das Kausalprinzip, 21958."
Stegmueller (Wissenschaftstheoretiker)
Stegmüller (1983, 2. A.) hat wie Bunge (1987) die Kausalitätsfragen
umfangreich und gründlich aufgearbeitet. Im Grund handelt der gesamte
Bd.
I "Erklärung, Begründung, Kausalität" davon und speziell
handelt das VII. Kapitel davon: "Kapitel VII. Kausalitätsprobleme:
Ursache und Wirkung. Kausalgesetze. Kausale Modalitäten. Kausale Erklärungen.
Das allgemeine Kausalprinzip. Determinismus und Indeterminismus" (>
Inhaltsverzeichnis).
Stegmüller (1983), S. 505, ordnet die vielen
Fragen, die sich zur Kausalität stellen, wie folgt:
"1.c In allen diesen Hinsichten ist schließlich eine doppelte
Unterscheidung zu machen: in Sinnfragen, welche die Explikation
eines Begriffs betreffen, und in Fragen, die sich auf die Geltung
oder die Überprüfung von Sätzen beziehen. Berücksichtigen
wir diese Unterscheidung, so können wir die folgende Liste von Fragen
aufstellen:
-
(1) Was ist die Bedeutung von „Ursache“ („Wirkung“), bzw. läßt
sich diese Bedeutung überhaupt präzisieren?
-
(2) Was ist der Sinn singulärer Kausalbehauptungen, bzw. wie läßt
sich dieser Sinn explizieren?
-
(3) Was ist unter einem kausalen Gesetz zu verstehen? (Explikation von
„Kausalgesetz“.)
-
(4) Welche Arten von wissenschaftlichen Erklärungen sind als kausale
Erklärungen zu bezeichnen? (Explikation des Begriffs der kausalen
Erklärung.)
-
(5) Wie ist das allgemeine Kausalprinzip zu formulieren, bzw. welche verschiedenen,
evtl. miteinander unverträglichen Formulierungen lassen sich für
dieses Prinzip geben?
-
(6) Was ist das Verhältnis von Determinismus und Indeterminismus?
-
(7) Wie überprüft man die Richtigkeit von singulären Kausalbehauptungen?
-
(8) Wie überprüft man die Richtigkeit von kausalen Erklärungen?
-
(9) Gibt es kausale Gesetzmäßigkeiten?
-
(10) Sind alle Gesetze Kausalgesetze?
-
(11) Ist das Kausalprinzip (das Prinzip vom universellen Determinismus)
in der einen oder anderen Version von (5) gültig?
Nur die Fragen (1) bis (8) können als wissenschaftstheoretische
Fragen erörtert werden. Die Beantwortung der Fragen (9) bis (11) muß
— unabhängig davon, wie die darin vorkommenden Begriffe präzisiert
werden — dem Erfahrungswissenschaftler überlassen bleiben. Die Fragen
(7) und (8) sind dabei mehrdeutig; damit kann entweder die Schlüssigkeit
der erklärenden Argumente oder die Fundiertheit der Prämissen
dieser Argumente gemeint sein. Das zweite bezieht sich auf das Problem
der empirischen Bestätigung und fällt daher aus dem Rahmen dieses
Buches heraus."
Inhaltsverzeichnis Kausalitätskapitel
bei Stegmüller (1983, 2. A.) "
1. Allgemeines zu den Kausalitätsfragen 501
2. Der Begriff der Ursache und seine Problematik 506
3. Zur Frage der kausalen Notwendigkeit. Bemerkungen über HUME
und KANT 511
4. Kausale Modalitäten 519
5. Kausalgesetze und kausale Erklärungen 525
6. Das Determinismusprinzip: Metasprachliche Charakterisierung
539
7. Ist das Kausalprinzip eine „Bedingung der Möglichkeit empirischer
Erkenntnis"? 544
8. Das Determinismusprinzip: Objektsprachliche Charakterisierung. Die
Formulierung von R. CARNAP 550
9. Determinismus und Indeterminismus 559
Anhang I. Kausalität und Inus-Bedingungen nach J. L. MACKIE
583
0. Vorbemerkung 583
1. Konditionalanalyse der normalsprachlichen Verwendung von „Ursache"
584
2. Rationale Rekonstruktion singulärer Kausalsätze: Ursachen
als Inus-Bedingungen 591
3. Kausale Regularitäten 593
4. Kausale Priorität 598
Anhang II. Die probabilistische Theorie der Kausalität.
Darstellung, kritische Diskussion und Weiterführung der Theorie von
P. SUPPES 600
1. Der Grundgedanke 600
2. Prima-facie-Ursachen 602
2a. Präzisierung 602
2b. Diskussion 603
3. Scheinursachen 606
3a. Scheinursachen im ersten Sinn 606
3b. Scheinursachen im zweiten Sinn 609
4. Direkte und indirekte Ursachen 611
5. Diskussion: Tatsächliche und notwendige Scheinursachen sowie
tatsächliche und notwendige indirekte Ursachen 615
6. Die Lücke in der Klassifikation von SUPPES: Verborgene Ursachen
(Ausgangspunkt der Theorie von W. SPOHN) 617
7. Komplementäre, hinreichende und negative Ursachen
619
8. Dynamik der Kausalbeurteilungen (Fortsetzung 1 der Theorie von SPOHN)
621
9. Indirekte Ursachen und kausale Abschirmung (Fortsetzung 2 der Theorie
von SPOHN) 626
10. Kann die Theorie von MACKIE in den probabilistischen Rahmen eingebettet
werden? 631
11. Die Abkoppelungsthese 633
12. Technischer Anhang 635"
Vaihinger [aus der elektronischen
8. A. von 1922, nicht unser Buch von 1913]
[interner Verweis: EigDat/Ebooks/Wistheo/Fiktion/Vaihinger_philosophieDesAlsOb_durchsuchbar.pdf]
Nach Vaihinger ist Kausalität nur eine Fiktion. Danach müsste
diese Fiktion aber die vier Merkmale aufweisen, die für den Fiktionsbegriff
gelten sollen und von Vaihinger nachzuweisen wären, nämlich Selbstwiderspruch,
Weghebung, Bewusstsein und Zweckmäßigkeit. Hier stimmt wahrscheinlich
nur das Merkmal Zweckmäßigkeit.
"Kausalität ist eine analogische Fiktion"
S. 51f: "Dasselbe ist auch der Fall, wenn man glaubt, die unabänderliche
Succession begriffen zu haben, wenn man sie als Kausalität apperzipiert:
das ist nur eine Tautologie; Kausalität ist eine analogische Fiktion
und schliesslich rein nur ein Wort; wenigstens heutzutage ist dieser Begriff
für den Philosophen zu einem blossen Worte herabgesunken, während
man früher alles als begriffen ansah, wenn man es unter die Kausalität
brachte. So ist aber schliesslich alles sogenannte Beweisen und Begreifen
nur Tautologie. Auch [>52] nach Herbart sind "Kräfte" nur
Fiktionen (vgl. Drobisch, Herbartrede 23); vgl besonders Laas,
a. a. 0. 154-156 und die dort angeführten Stellen aus Fechner
und Clarke; über Kraft als Hilfsausdruck besonders
ib. 236/7, 248, 305/306."
Kausalität eine subjektive Vorstellung
S. 112: "Die Vorstellung der Kausalität ist eine eben nicht
auf das Eigentlich-Wirkliche selbst anwendbare. Das Eigentlich-Wirkliche
selbst duldet diese Kategorie nicht: sind nun tatsächlich die Empfindungen
das eigentlich Reale, so ist die Reduktion derselben samt Raum, Materie
u.s.w.
auf einen Anstoss eines unbekannten Objekts eine unberechtigte Ausdehnung
des Begriffes der Ursache und Wirkung."
"Kausalität"-Einträge im Sachregister
in Die Philosophie des Als Ob (1922, 8. A): Kausalität 4, 44,
45 f., 51, 55, 84 ff., 111, 210, 268, 308 f., 317 f., 756, 777, 782, 784,
787.
Kritische Anmerkung: Das scheint mir doch krauses
und meist auch gar nicht belegtes Gedankengut.
Kausaliaet bei Wright, G.H. von in Erklären
und Verstehen
[In Arbeit]
Querverweis: Erklären
und verstehen in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie.
__
Weitere Kandidaten prüfen:
Wal, Koo van der (2017) Die Wirklichkeit aus neuer Sicht. Für
eine andere Naturphilosophie. Wiesbaden: VS (Springer). Wal Kapitel
12: Kausalität und Finalität 231. Formen von Kausalität
(231) / Probleme mit dem klassisch-modernen Kausalitätsbegriff (233)
/ Das ‚covering law model‘ (234) / Biologie, Soziologie, Geschichtswissenschaft
(236) / Eine situationelle Auffassung von Kausalität (238) / Poppers
‚propensities-Theorie (239) / Finalität (240) / Teleologischer Sprachgebrauch
in der Physik (242) / Extremalprinzipien (245)
Querverweise
Standort: Materialien Kausalität Philosophie,
Wissenschaftstheorie und Statistik.
*
Kausal und Kausalität,
Ursache und Wirkung, Grund und Folge
allgemein, in Wissenschaft und Leben und besonders
im Bio-Psycho-Sozialen und Recht
*
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Materialien
Kausalitaet in der Philosophie, Wissenschaftstheorie und Statistik zum
Hauptartikel:
Kausal und Kausalität, Ursache
und Wirkung, Grund und Folge - allgemein und besonders im Psychischen.
IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wism/gb/Kausal/KausPWT.htm
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Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus ... geht,
sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen
Ende
Materialien Kausalität Phil, WT und Stat_Überblick_Rel.
Aktuelles _Rel.
Beständiges _
Titelblatt_
Konzept_
Archiv_
Region_Service_iec-verlag
Mail: sekretariat@sgipt.org__Wichtiger
Hinweis zu Links und zu Empfehlungen
korrigiert: irs 04.05.2018, 11.2017,
07.11.2017, 06.11.2017
Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
29.10.22 Link zur Kritik vin Humes
Billardbeispiels.
08.05.16 Durchgesehen (kann so erstmals
ins Netz und wird weiter ausgearbeitet)
15.11.17 Schlick.
00.09.16 angelegt im September 2016.
Seither Material gesammelt und sporadisch daran gearbeitet, intensiver
dann im Oktober und November 2017.