Psychologische Analyse des Phantasiebegriffs
Teil 5:
Differentialpsychologische Diskussion -
Unterscheidungen und Überlegungen:
Ein Ansatz und Entwurf zur Weiterentwicklung
Originalarbeit (1. Version) von
Rudolf
Sponsel, Erlangen
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Einführung und Grundlagen
erlebenspsychologischer Unterscheidungen
Der Bewusstseinsstrom ist ein Ganzes. Das ist so richtig wie trivial.
Der Standardbeweis wird geführt durch Selbstbeoachtung des eigenen
Erlebens mit dem Ziel unterschiedliche Bewusstseinsfiguren
wie z.B. wünschen, bedürfen, wahrnehmen, vorstellen, denken,
phantasieren, ... [mehr > Seele] ... zu identifizieren.
Im Längsschnitt ist das Modell eine durchflutete
Röhre, im Querschnitt eine Scheibe (Graphik unten). Unterscheidungen
sind in gewisser Weise künstlich und ein Konstrukt. Das ist insofern
aber kein Problem, wenn man es weiß und berücksichtigt, also
konstruktiv prädiziert und definiert, wie im Teil 2 gezeigt. Ohne
Zweifel ist es möglich, zu erkennen, ob im Bewusstsein ein Wunsch,
ein Bedürfnis, eine Idee oder z.B. ein Problem auftaucht. Aber der
wissenschaftliche Nachweis ist im einzelnen schwierig, weil die Psychologie
bislang versäumt, ebenso exakte wie praktisch durchführbare terminologische
Normierungen durchzuführen. Was alles von Bedeutung sein kann, ergibt
die folgende Übersicht aus einer Psychotherapieinformation:
Der Aufbau eines Unterscheidungssystems für Bewusstseinsinhalte
wir hier
durchgeführt,
einen Graph über die Zusammenhänge der psychischen Funktionseinheiten
finden Sie hier. Ausführlich ist das
System der Funktionseinheiten beschrieben in Sponsel (1995), 178- 183 und
189-192. Es wurden auch Umfeldbegriffe wie z.B. Allegorie oder Analogie
aufgenommen.
Kriterien für
die Unterscheidung von Erlebenseinheiten
Allegorie und phantasieren {}
Analogie und phantasieren {}
Arbeiten und phantasieren
{}
"DIE Phantasie gehört, wie das Denken, zu den höheren Erkenntnisprozessen,
die den menschlichen Charakter der Arbeit ganz offensichtlich machen. Der
Mensch kann keine Arbeit beginnen, ohne in seiner Phantasie eine Vorstellung
{K08m}
von
ihrem Ergebnis zu haben. Die Vorstellung des zu erwartenden Arbeitsergebnisses
in der Phantasie unterscheidet die Tätigkeit des Menschen grundlegend
von der instinktiven Tätigkeit des Tiers. Phantasie gehört zu
jeder beliebigen Arbeit. Sie ist unerläßlich für die Tätigkeit
des Künstlers, des Konstrukteurs, des Wissenschaftlers. Strenggenommen
ist die Phantasie für das handwerkliche Anfertigen eines einfachen
Tisches nicht minder notwendig als für das Komponieren einer Arie
oder das Verfassen einer Novelle. Der Handwerker muß sich vorstellen
{K08m}
können,
welche Form der Tisch haben wird, wie hoch,, wie lang, wie breit er sein
muß, wie die Beine zu befestigen sind, ob er seiner Bestimmung als
Eßtisch, als Experimentier- oder Schreibtisch gerecht werden wird;
Kurzum, bereits vor Beginn der Arbeit muß er diesen Tisch vor Augen
haben, als wäre er schon fertig.
{K07m}" (Petrowski 1976, S.
345)
Assoziation
und phantasieren {}
Ganz allgemein bedeutet assoziieren verbinden. Gesellt sich zu einem
Bewusstseinsinhalt A ein Bewusstseinsinhalt B, so kann man A und B als
miteinander verbunden ansehen. Denke ich an A="Tasse" und fällt hierzu
weiter B="Teller" ein, dann sind "Tasse" und "Teller" miteinander verbunden
oder assoziiert. Solche Verbindungen können mehr oder minder fest
oder konstant sein, sie können sich aber, z.B. bei geringem Gebrauch
auch zurückbilden, schwächer werden.
Der Assoziationsbegriff spielt eine grundlegende und wichtige Rolle
auf vielen Gebieten der Psychologie, besonders auch beim Denken und Lernen.
Assoziation ist auch der Namensgeber für die sog. Assoziationspsychologie.
Aufmerksamkeit
und phantasieren {}
Wir unterscheiden die frei schwebende, die gerichtete und die verdichtete
Aufmerksamkeit. Der Zustand freischwebender Aufmerksamkeit ist für
Phantasien günstig, weil hier Lenkung und Kontrolle der Bewusstseinsvorgänge
gar nicht oder nur gering ausgeprägt sind.
Aussagen und phantasieren (Teil 7) {}
Bedeutung
und phantasieren {}
Beziehung zwischen einem Sachverhalt und diesen repräsentierende
Zeichen. Bedeutung ist ein grundlegender Begriff der Wissenschaftstheorie
und Zeichenlehre, insbesondere der Semantik (Bedeutungslehre). Die Bedeutungen
kann man dem Sprachgebrauch - und wie er in Wörterbüchern und
Lexika dargelegt wird - entnehmen. Die Worte sind die "Kleider" der Begriffe,
in denen meist vielfältige Bedeutungen stecken (> Homonyme).
In die Bedeutungsdeutung kann viel Phantasie einfließen, woraus viele
Missverständnisse und Kommunikationsprobleme resultieren können.
Im psychischen Bereich sind genaue Bedeutungszuweisungen besonders schwierig
(> Referenzproblem),
Begehren/ bedürfen
und phantasieren {}
Eine wahrscheinlich häufige und wichtige Quelle für die Erzeugung,
Pflege, Ausgestaltung und Hingabe an Phantasien. Phantasien spielen eine
besondere Rolle im Bereich der Erotik, Sexualität, Verliebtheit und
Liebe.
Begriff
und phantasieren {}
Phantasieren kann auch mit Begriffen erfolgen. Einige Begriffe - besonders
aus der Religion, Mythen-, Märchen- und Sagenwelt - repräsentieren
auch direkt Phantasien, z.B.: Gott,
Auserwähltidee,
Fee, Hölle, Hexe, Pegasus,
Chimäre.
Bewusstsein und phantasieren
{}
Phantasien gibt es in verschiedenen Bewusstseinszuständen:
wach, Halbschlaf, Traum, Trance, Dämmerzuständen, ... Besonders
günstig für Phantasien sind Zustände, in denen Lenkung und
Kontrolle der Bewusstseinsströme herabgesetzt sind.
Denken
und Phantasieren {}
Denken und phantasieren sind schwierig auseinander zu halten. Jedes
Phantasieren, wenn Begriffe oder Namen von Sachverhalten darin vorkommen,
kann auch als Denken prädiziert werden - prädizieren heißt
ein Merkmal oder Kriterium zu- oder absprechen -, aber nicht jedes Denken
kann als Phantasie prädiziert werden. Wenn ich denke, das Fenster
ist offen und es ist tatsächlich offen, dann handelt es sich um
einen wahren Gedanken. Wenn ich denke, das Fenster ist offen, aber
es ist tatsächlich zu, dann handelt es sich um einen Irrtum.
Stelle ich mir aber anschaulich vor, dass das Fenster offen ist,
dann ist das nach den Kriterien {K01h} eine Phantasie, unabhängig
davon, ob es offen ist oder nicht. Schaue ich zum Fenster und nehme wahr,
dass es offen ist, dann handelt es sich um eine zutreffende Wahrnehmung.
Denken heißt geistige Modelle bilden
oder zueinander in Beziehung setzen. Reicht diese Definition? Ist
sie hinreichend klar, um andere Bewusstseinsprozesse davon abzugrenzen?
Geistige Modelle können anschaulich vorgestellt oder abstrakt sein.
So betrachtet erscheint es sinnvoll, denken in zwei Haupterscheinungsformen
zu fassen: anschauliches denken, abstraktes denken. Ich möchte aber
phantasieren nicht auf anschauliches Vergegenwärtigen beschränken.
Zum logischen Verhältnis von denken und phantasieren:
Jede Phantasie in der Namen von Begriffen oder Sachverhalten vorkommen,
ist denken, aber nicht jedes Denken ist Phantasie. Es kann manchmal schwierig
sein, denken von phantasieren zu unterscheiden (siehe bitte die Beispiele
in Denken
unter 4.2.4 Feldexperiment).
Einige Fachmeinungen zum Verhältnis Denken
und Phantasie:
Müller-Freienfels (1925), S. 285:
Einfall und phantasieren
{}
Ein grundlegender Begriff der Bewusstseins-, Denk- und kreativen
(Problemlösungs-) Psychologie. Einfälle kann man im Assoziationsmodell
A o B (A verbunden mit B) als B betrachten, das in den Bewusstseinsstrom
einfällt. Einfälle können als mehr oder minder passend oder
nützlich bewertet werden. Es gibt aber auch eine Reihe von störenden
und die Lebensqualität beeinträchtigenden Einfällen (Zwangsgedanken,
Negatives).
Entscheiden
und phantasieren {}
"Wie das Denken tritt auch die Phantasie in einer Problemsituation
in Erscheinung, also dann, wenn es notwendig wird, Entscheidungen zu treffen."
(Petrowski 1976, S. 346) Das ist eine ziemlich apodiktisch-generalisierende
Behauptung, für die keine Belege erbracht werden. Phantasien können
insofern eine nützliche Rolle im Entscheidungsfindungsprozess spielen,
als verschiedene Möglichkeiten durchgespielt {K07m, K08m} werden
können, die eine Entscheidung für diese oder jene Möglichkeit
erleichtern können.
Erinnern und phantasieren
{}
Erinnern heißt die Re-Präsentation
eines Erlebnis- oder früheren Bewusstseinsinhaltes aus dem Gedächtnis.
Erinnerungen können mit Phantasien angereichert sein - auch ohne dass
es bemerkt wird.
Erkennen und phantasieren
Vorüberlegungen. Erkennen ist zwar wie die meisten Worte ein vielfältiger
Homonym.
Aber die Formulierung etwas erkennen bereitet im Alltag keine Probleme.
Fast jeder versteht, was damit gemeint ist. Und darauf kommt es an. Psychologisch
stellen sich zwei interessante Fragen: ist jedes Erkennen wieder-erkennen?
Und wenn das so wäre: wie stündet es dann um das erstmalige Erkennen?
An dieser Stelle ist es vielleicht nützlich, sich klar zu machen,
wie die Reihenfolge ist, z.b. beim visuellen Erkennen: sehen, wahrnehmen,
erkennen. Vieles, was man sieht, nimmt man nicht wahr, weil die
Aufmerksamkeit nicht darauf gerichtet wird. Und nicht alles, was man wahrnimmt,
erkennt man auch, z.B. wenn Neues wahrzunehmen ist. Wie funktioniert nun
das erste Erkennen? Mit dieser Frage gibt es eine formale Analogie zum
Phantasiekriterium K03h, die neue
Verbindung von Bewusstseinselemente, z.B. "Elephantenbleistift". Man sieht
einen ziemlich dicken (dicker als ein Zimmermannsbleistift) Bleistift,
den man bislang noch nie gesehen hat und "tauft" ihn auf den Namen "Elephantenbleistift".
Er enthält viel Minenstoff und hält entsprechend lang. Er könnte
Kugelform haben und gar nicht aussehen wie ein Bleistift. Das Elephantöse
bezöge sich dann nicht auf die übliche Bleistiftform, sondern
auf die Menge des Minenstoffes in Kugelgestalt. Hier erhält
das unterscheidende Wahrnehmen einen Namen. Das Wesen des ersten Erkennens
liegt in der Wahr-nehmung, also dem bewussten Sehen des Objektes.
Ein Wiedererkennen wäre auch ohne Namen möglich, wenn die Objektgestalt
gemerkt, im Gedächtnis abgespeichert, wird.
Querverweise:
In den Erkennensprozess können sich Phantasieelemente mischen.
Welche Bedingungen solchen Beimischungen günstig sind, ist hier
erörtert.
Einige Meinungen aus
der Literatur
Szilasi (1969) hat einen Band mit dem
Titel "Phantasie und Erkenntnis" veröffentlicht. Tatsächlich
handelt es sich um eine Aufsatzsammlung ohnen einen Aufsatz mit diesem
Titel, aber einen mit dem Titel "Über das Einbildungsvermögen",
in dem das Wort Phantasie oft vorkommt. Er setzt sich zunächst mit
Aristoteles, dann mit Kant und mit dem Literaturtheoretiker Friedrich (Struktur
der modernen Dichtung) auseinander. Die Arbeit ist weder erkenntnistheoretisch
noch psychologisch ergiebigl, teilweise durch den gestelzten Sprachstil
schwer verständlich (S. 59: "Im Hören bilden das Geräusch
und die Hörung eine eine unzertrennliche Einheit). Die Arbeit besteht
zu einem großen Teil selbst aus Phantasien, z.B. S. 72: "a) So etwas
wie freie Phantasie gibt es nicht. Das Einbildungsvermögen ist eine
streng geregelte Weise der Erkenntnis, des Wissens und des Denkens. Alle
großen Leistungen unterliegen solchen Regeln."
Ergiebiger ist Kunz (1946), S. 141f:
"1. Die fremden Phantasien als Material des
psychologischen Erkennens.
Die Verhaltensweisen und Ausdrucksbewegungen der Mitmenschen verraten uns unmittelbar, ohne explizite Deutungen eine Fülle von Antrieben, Stimmungen, Affekten, Absichten usw., um die zu wissen für den alltäglichen Verkehr in der Regel ausreicht. Eine ähnliche Direktheit hinsichtlich der sich entäußernden seelischen Regungen eignet manchen Phantasie- und Vorstellungsinhalten, denen die in ihnen «illustrierten« Strebungen, Pläne und Befürchtungen ohne dazwischen geschaltete Schlüsse zu entnehmen sind. Wir fänden es nicht erstaunlich, sondern im Gegenteil selbstverständlich, wenn sich solcherart auch primäre Triebimpulse manifestieren würden; denn wie die gegenstandsbezogenen Erlebnisse überhaupt stellen sich deren Objekte in den phantasierten und gedachten Inhalten dar. Daher scheint es grundsätzlich zulässig zu. sein, in allen anschaulichen Produktionen — Vorstellungen, Wahrnehmungen, Schlaf- und Wachträumen, Sinnentrugerlebnissen, Deutungen sinnvoller und sinnloser Figuren, Gestaltungen usw. —nach ihren triebhaften Quellen zu suchen, wie es die Psychoanalyse konsequent getan hat. ..."
Und S. 149f
Die Phantasie dient der psychologischen Erkenntnis noch in einem andern
als dem bisher erörterten Sinne, insofern sie nämlich nicht nur
Material der Fremderfahrung liefert, sondern im Psychologen selbst in der
Weise des konstruierenden Entwerfens von möglichen Erlebnissen und
Erlebniszusammenhängen wirkt. [>150] Es ist ja so, daß man auch
solche Handlungen zu «verstehen», d. h. als aus ihren Bedingungen,
Antrieben und Motiven entspringend zu komponieren vermag, die im eigenen
Leben zu realisieren uns aus unterschiedlichen Gründen versagt bleibt.
... das Ausmaß und die Grenzen des psychologischen Verstehens hängen
gewiß auch entscheidend von der Fähigkeit des Einzelnen ab,
in sich phantasierend Erlebnis- und Verhaltensmöglichkeiten zu entwerfen.
Dabei scheint zwischen der Fremderfahrung und dem produktiven Entwerfen
solcher Möglichkeiten menschlichen Existierens das Verhältnis
der wechselseitigen Bedingung und Grenzerweiterung zu bestehen. Die Schranken
meines verstehenden Erkennens sind keineswegs durch die Weite der Selbstbesinnung
und des Selbstverstehens endgültig fixiert; sie vermögen vielmehr
von Begegnungen mir zunächst unverständlicher fremder Lebensgestalten
durchbrochen zu werden, so daß das erweiterte Selbstverständnis
seinerseits die Erhellung bislang dunkler Relationen im Erleben und Verhalten
der Andern erlaubt. Die große Gefahr, die das konstruktiv-phantasierende
Entwerfen birgt, liegt nun offenbar in der Neigung, diese nur möglichen
Zusammenhänge «einfühlend» und sich an wenige Anknüpfungspunkte
haltend in das zu erkennende Objekt zu projizieren und sie für tatsächliche
zu erklären. So wird die Phantasie als Mittel des psychologischen
Erkenntniswillens ebenso oft — wenn nicht häufiger — zur Täuschungsquelle
im Hinblick auf die Realität des einzelnen Falles. Sicher finden sich
in der psychoanalyti-[>151]schen Literatur manche Fälle von behaupteten
seelischen Zusammenhängen, die faktisch allein von der Phantasie des
Analytikers gestiftet und zu Unrecht in den Analysanden verlegt worden
sind; bezüglich ihrer trifft der Vorwurf der «Phantastik»
zu. Und das mag auch mit ein Grund gewesen sein, warum innerhalb der Psychoanalyse
die Rolle der Phantasie des Analytikers als eines legitimen Instrumentes
des Vermutens, Erratens, Konstruierens, Deutens und Erkennens psychischer
Beziehungen nirgends klar herausgearbeitet worden ist, von beiläufigen
unzureichenden Hinweisen abgesehen. Denn der Phantasie eignet grundsätzlich
eine solche legitime Funktion, was die Kritik — von den konkreten Fehlanwendungen
gebannt — verkannte. Mit Recht hat Schu'ltz-Hencke betont, daß die
Unfähigkeit zum nachprüfenden Bestätigen der «tiefenpsychologischen»
Zusammenhänge «weitgehend an einer Ungeübtheit oder auch
einem Unvermögen psychologischen Denkens und Phantasierens»
liege FN21. Indessen gehört auch die Umgrenzung der rechtmäßigen
Rolle der Einbildungskraft im psychologischen Wissensprozeß in die
Theorie des Erkennens und kann daher hier nicht genauer durchgeführt
werden."
Erleben und phantasieren
{}
Erleben, das nicht unbedingt bewusst zu sein braucht, heißt die
Grundfunktion der Bewusstseinsvorgänge in den verschiedenen Bewusstseinszuständen:
mitbekommen, was in mir vorgeht. Jedes Phantasieren ist ein Erleben, aber
nicht jedes Erleben ist ein Phantasieren.
Erzählen und phantasieren
{}
Erzählen hat zwei Hauptbedeutungen: alltägliches Erzählena,
was man z.B. so gemacht hat und literarisches Erzählenlit
z.B. in Romanen. Literarische Erzählungen sind von Haus aus Phantasien.
In viele alltägliche Erzählungen mischen sich Phantasien.
Fieber und Phantasie {} > Erlkönig, .
Gestalten und phantasieren
{}
In viele Gestaltungen fließen Phantasien ein > Bildende
Kunst und Phantasie.
Handeln und phantasieren
{}
Handlungsphantasien finden sich im freien Kinderspiel, in Theater-
und Filmaufführungen, in Kunst und Literatur.
Hypothese und Phantasie
Eine Hypothese mag oft u.a. mit Hilfe von Phantasien gefunden worden
sein, aber wenn sie denn einmal wohlformuliert vorliegt, dann ist die Frage,
wie bewährt sie sich, lässt sie sich aufrecht erhalten, kann
sie so beibehalten oder muss sie verändert oder womöglich gar
verworfen werden.
Idee und phantasieren {}
Eine Idee haben wird Denken, den Problemlösungsprozessen
und Kreativmethoden zugerechnet:
Irren und phantasieren
{}
Irren und phantasieren haben gemeinsam, dass sie keine reale Wirklichkeit
repräsentieren, also falsch sind. Beide Vorgänge können
bewusst oder nicht bewusst sein. Der Phantasierende muss nicht wissen,
dass er phantasiert, wie der Irrende, wie wir zu unserem Leidwesen alle
wissen, seinen Irrtum nicht erkennen muss. Beim Irren geht es dem Anspruch
nach meist um die reale Wirklichkeit, bei der Phantasie nicht. Wer phantasiert
wünscht sich vielleicht, dass seine Phantasien Wirklichkeit mögen
werden, aber er weiß in der Regel, dass sein Bewusstseinsstrom eine
Phantasie ist.
Konzentrieren und phantasieren
{}
Konzentrieren heißt seine Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand
richten
und
verdichten. Je mehr die Konzentration gelingt, desto schwieriger
könnte es sein, dass - zumindest unpassende - Phantasieelemente in
den verdichtet vergegenwärtigten Bewusstseinsstrom eindringen können.
Kreativität und phantasieren
{}
Kreativ sein heißt Phantasien anwenden: > Idee
und phantasieren.
Lernen und phantasieren
{}
Werden Lernprozesse von Phantasien begleitet? Können Phantasien
das Lernen erleichtern? Oder erschweren sie es. Lernt man durch phantasieren?
Kann man phantasieren lernen?
Lügen und phantasieren
{}
Lüge und Irrtum haben gemein, dass sie falsch sind. Aber der Lügende
weiß um die Unwahrheit: er bekundet sie mit Wissen und Absicht, das
ist der Wesenskern der Lüge, während der Irrende üblicherweise
nicht die Absicht hat, zu irren, also falsch zu liegen. Von Phantasien
kann man nicht zwingend sagen, dass sie falsch sind, es sind eben Phantasien.
Aber Lügen und Phantasien haben gemein, dass sie nicht der realen
Wirklichkeit entsprechen.
Meinen und phantasieren {}
Meinen ist wie so viele Worte ein vielfältiges Homonym
und man kann den Meinungsbegriff so oder so einführen. In meinem Verständnis
kommt das Meinen dem Glauben - im Sinne von für wahr halten - sehr
nahe, auch das Vermuten geht in diese Richtung.
Anmerkung: In forensisch-psychiatrischen Gutachten
spielt das Meinen eine
untragbar schreckliche Rolle.
Methapher
und phantasieren {}
Bildliche Metaphern können sehr dicht und klar, einen Sachverhalt
beschreiben, z.B.: "Trump dreht alle Uhren zurück, die Obama gestellt
hat." 'Hafen' statt 'Zuflucht', 'kalt' für 'gefühllos'. Soweit
Metaphern im Sprachgebrauch "eingebürgert" sind, sehe ich sie nicht
als Phantasien an.
Planen und phantasieren {}
Planen betrifft gewöhnlich die Zukunft und damit etwas, was noch
nicht wirklich eingetreten ist. So gesehen könnte man alle Planungen
formal auch als Phantasien ansehen, aber nicht umgekehrt. Dagegen spüre
ich aber ein starkes Unbehagen, das wahrscheinlich daher rührt, dass
es vollkommen rationale und banale Planungen gibt, z.B. ich gehe heute
in die Mensa zum Mittagessen, wo ich keinerlei Phantasie erkennen kann.
Anders ist es, wenn sich die Planung um die Frage dreht, wie kann ich das
machen, wie löse ich das Problem, wie kann ich das Ziel Z erreichen.
Im Beispiel Ausflug ins Naturgartenbad
meinte ich, dass es Planungen gibt, die auch als Phantasien anzusehen sind
und dass es Phantasien gibt, die auch Planungen ausdrücken. Planung
und Phantasie können also zusammenfallen, müssen aber nicht.
Problemlösen und
phantasieren {}
Ein Problem liegt vor, wenn nicht klar ist, wie ein Ziel erreicht werden
kann. Sobald Weg oder Methode klar sind, handelt es sich nicht mehr um
ein Problem, sondern um eine Aufgabe, die aber natürlich auch noch
gemacht werden muss. Hier täuschen sich nicht wenige Menschen auch
in der Psychotherapie, wenn sie meinen, wenn erst klar ist, wie es geht,
dann ist das Problem gelöst. Nein, es ist dann nur klar, wie es gelöst
werden kann. Phantasie braucht man in aller Regel, wenn es um Problemlösungen
sog. 2. Ordnung geht.
Sexualität und phantasieren
{}
Phantasieren spielt in der Sexualität eine sehr große Rolle.
Darüber gibt es viele Veröffentlichungen, teils um die Erregung
anzureizen mit und ohne PartnerIn.
Symbol
und phantasieren {}
Symbole sind Schöpfungen der Phantasie unter Einbeziehung von
Analogien.
Tagträumen und phantasieren
{}
Tagträumen ist phantasieren, der Prototyp der Alltags- und Jedermanns-Phantasie.
Wach- oder Tagträumen mit geschlossenen Augen
Theorie und Phantasieren {}
Der Theoriebegriff ist auch ein vielfältiges Homonym mit mannigfachen
Bedeutungen. Im wissenschaftlichen Sinne gestattet eine Theorie Erklärung
und Voraussage (Prognose). Und eine wissenschaftliche Theorie sollte prüfbar
sein. Sofern die Bedingungen unter denen eine Theorie gelten soll, nicht
ausdrücklich und klar ausgewiesen sind, enthält die Theorie entsprechend
Bereiche, die gute Kandidaten für Phantasien sind. Es dürfte
kaum einen Zweifel geben, dass man auf dem Weg zu Theorien neben Fachwissen,
Erfahrung und produktiver Intelligenz mehr oder minder viel Phantasie braucht.
Wenn eine Theorie erst einmal vorliegt, dann wird Phantasie gebraucht,
um sie auf Herz und Nieren zu prüfen, zu verbessern oder neue und
mehr Anwendungen zu finden.
Träumen und phantasieren
{}
Nicht jeder Trauminhalt muss eine Phantasie sein, wenn es auch im Regelfall
fast immer so sein dürfte. Aber wenn z.B. ein luzider
Träumer träumt, dass er träumt, oder die Kirchenglocke im
Traum läuten hört, wenn sie denn läutet, so wäre das
ja richtig und keine Phantasie. Nicht jede Phantasie ist ein Traum, aber
die allermeisten Träume sind Phantasien, schon deshalb, weil das Geschehen
im Traum sich nicht in der realen Wirklichkeit abspielt. Der Traum gilt
PsychoanalytikerInnen als Königsweg zum Unbewussten, wobei die psychoanalytische
Traumtheorie
selbst ein ziemliches Phantasiegebilde ist.
Vermuten und phantasieren
{}
Vermutende wissen in der Regel, dass sie vermuten und nicht wissen.
Das gilt auch für die meisten Phantasierenden. Beide haben also gemeinsam,
dass nicht sicher ist, ob die Vermutung oder Phantasie wahr ist. Die Vermutung
in der Wissenschaft entspricht einer Hypothese, während die Phantasie
mit Hypothese nichts zu tun haben muss.
Vorstellen
und phantasieren {}
Unter vorstellen verstehen wir die sinnliche
Repräsentation einer aus dem Gedächtnis aufgerufenen Wahrnehmung
im Bewusstsein. Vorstellen heißt sozusagen "wahrnehmen" ohne äußere
Wahrnehmungsquelle mit dem Wissen, dass man vorstellt - und nicht halluziniert
oder pseudo-halluziniert. Dabei gibt es zu allen Sinneswahrnehmungsmöglichkeiten
auch Vorstellungen. Die vertrauteste Vorstellung im Alltag ist die visuelle;
vorstellen heißt hier praktisch: "sehen" mit geschlossenen Augen.
Es können aber alle sinnlichen und wahrnehmbaren Funktionen vorgestellt
werden: riechen, schmecken, hören, bewegen, Anspannung, Entspannung,
Kälte, Wärme (Autogenes Training) ...
Ob phantasieren immer mit vorstellen, also mit Anschauung
einhergehen soll, wird in der Literatur unterschiedlich gesehen,
allerdings so gut wie nie begründet. Lehnt man die Beschränkung
des Phantasiebegriffs auf anschauliche Bewusstseinsinhalte ab, so gilt:
Phantasien können, müssen aber nicht, anschauliche Vorstellungen
sein und anschauliche Vorstellungen können, müssen aber nicht,
Phantasien sein. Stelle ich mir visuell vor, die Haustür ist auf,
so ist das eine Vorstellung und eine Phantasie. Bewusstseinsinhalte können
demnach sowohl Vorstellungen als auch Phantasien sein.
Eine umfangreiche Analyse findet man bei Husserl
(1992) Logische Untersuchungen Zweiter Band 1. Teil, S. 520-528.
Eine vergleichende Gegenüberstellung mit der Wahrnehmung gibt Jaspers (1948), S. 59:
Lit > Segal (1916). > phantasmatische
Selbstaffektion.
Wahrnehmen und phantasieren
{} > vergleichende
Gegenüberstellung ...
In Wahrnehmungen mischen sich nicht selten Phantasien, besonders unter
mehr oder minder unstrukturierten Bedingungen, typisch etwa bei der Interpretation
von Wolkenbildern oder projektivem Testmaterial (Rorschach) {K05h}.
> phantasmatische Selbstaffektion.
Werten
und phantasieren {}
Werten und phantasieren ist ein schwieriges Klassifikationsfeld, denn
Werte sind Schöpfungen des menschlichen Geistes und so gesehen vielleicht
sogar von Haus aus Phantasien. Stirner
hält Werte gar für Wahngebilde, was aber nur stimmen würde,
wenn man Werten eine objektive und reale Existenz unabhängig vom menschlichen
Leben und Erleben zusprechen würde. Im Allgemeinen werden Sachverhalte
für Menschen zu Wertträgern, wenn sie mit positiven oder negativen
Gefühlen assoziiert
sind. Das lässt sich zweifellos empirisch belegen und so gesehen gibt
es Werte auch objektiv (auch die subjektive
Welt ist nicht weniger real als Sonne, Mond und Sterne), nämlich
im Menschen und analogen Lebensformen. Alles, was fühlt und empfinden
kann, sollte wertungsfähig sein.
Wissen und phantasieren
Wissen als Realitätsurteil und phantasieren sollten sich ausschließen.
Aber Wissensinhalte können Gegenstand von Phantasien sein, z.B. kann
ich mir bildlich vorstellen, wie sich die Erde dreht. Wenn aber Drehrichtung
und Achsenstellung unsicher, möglicherweise falsch sind, das gelangt
in diese Vorstellung ein Phantasiemoment. Man könnte aber auch sagen:
in meiner Phantasiewelt, kann ich die Erde drehen, fallen, steigen, gestellt
sein lassen, wie ich will.
Wünschen und phantasieren
{}
Da es sogar ein eigenes Wort - Wunschphantasien - gibt, ergibt sich
die große Bedeutung der Wünsche (Bedürfnisse, Ziele) für
Phantasien. Wunschphantasien können auch als ein Ersatz für fehlende
reale Befriedigung dienen.
Wollen
und phantasieren {}
Wollen ist ein jedem vertrautes Elementarerlebnis, wenn es auch oft
nicht leicht ist, den Willen zu bestimmen und vom wünschen zu unterscheiden
(>MAZOKA-Kriterium). Wollen
wird gewöhnlich hinreichend klar oder konkret erlebt. Man muss oft
nicht rätseln, ob man will oder nicht. Hierzu gehört auch der
Ambivalenzkonflikt (Bleuler,
Zwiespältigkeit).
Ziele und phantasieren.
Was will ich erreichen, wie kann ich dahin kommen? In der Beschäftigung
mit diesen Fragen ist es sehr wahrscheinlich, dass Phantasien angeregt
werden. Dass aber alle Phantasien zielgerichtet wie das Denken sein sollen,
wie Müller-Freienfels
meint, ist ziemlich sicher falsch. Weder ist Denken immer zielgerichtet
noch Phantasieren.
Zukunft und Phantasie {}
Die Zukunft existiert per definitionem nicht real und ist daher ein
guter Kandidat für Phantasien. Hier gibt es schwierige Überschneidungen
mit Planen, Denken und Prognosen.
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Definition definieren site: www.sgipt.org. |
korrigiert: 26.08.2017 irs