Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=30.09.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 28.11.18
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Medizinische Psychosomatik, Psychopathologie und Psychiatrie, Bereich Auserwählt, hier speziell zum Thema:

    Auserwählt
    Querverweis: Vortrag vom 28.2.2011.

    Auserwählt-Syndrome:

    Psychologische und psychopathologische Analyse - oder
    Über ein gefährliches Fundamentalismus-Axiom potentiell paranoider Selbstüberhebungen
    in Religionen (z.B. bei Juden, Christen und Moslems) und Weltanschauungen

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
    aus der Perspektive eines metaphysisch liberalen Freidenkers westlicher Herkunft


      Inhaltsübersicht
    • Einführung in das Problem "Auserwählt".
    • Erwählung, Auserwählung und die Behandlung der Ungläubigen in den Heiligen Schriften (Altes Testament, Neues Testament, Koran)
    • Erwählung und Auserwählung aus Sicht der Juden (J).
      • Extern: Auserwählt Zitate aus dem Talmud (19.4.4).
    • Erwählung und Auserwählung aus Sicht christlicher Religionswissenschaftler.
      • Nach Karl Rahner et al. (S. 100).
      • Auserwählung nach Ebertz.
    • Erwählt und auserwählt im Alten Testament (AT).
    • Die Behandlung Ungläubiger im Alten Testment (AT).
    • Erwählt und auserwählt im Neuen Testament (NT).
    • Die Behandlung Ungläubiger im Neuen Testment (NT).
    • Erwählt und auserwählt im Koran (K).
      • Allgemeine Kurzbeschreibung der Glaubenspraxis im Islam.
      • Einführung zur Geschichte des Islams nach Glasenapp.
      • Aus dem Koran.
      • Die Behandlung Ungläubiger im Koran (K).
      • Vorurteile und Falschinformationen gegen den Islam?.
      • Auszug aus der Geschichte der Eroberungskriege der Araber mit Bezugsdaten und Kreuzzügen: Gottes Ebenbilder sind überall am Werk.
      • Der Heilige Krieg in der Beurteilung von Islam Experten.
    • Update 7.10.1: Neu aufgenommene Literaturhinweise: Gewalt der Frommen, Dogma & Zwangsidee, Wenn der Glaube krank macht.
    • Ergebnisse, Diskussion, Empfehlungen Auserwählte Selbstüberhöhungen.
      • Diskussion: Die Gefahren paranoid-fanatischer Entgleisungen.
      • Auserwählte Selbstüberhöhungen menschenrechts- und verfassungswidrig?.
      • Empfehlungen.
    • Literatur. und Links.
    • Querverweise.
    • Auserwählt Materialien:
      • Auserwählt-Materialien 01:  Herrschaftsform und Auserwählt-Zuschreibung.
      • Auserwählt-Materialien 02:  Auserwählt Zitate aus dem Talmud.
      • Auserwählt-Materialien 03:  Alexander der Große und das antike Griechenland (auserwählte alte Griechen).
      • Auserwählt-Materialien 04:  Unterscheiden, auswählen, wählen, auserwählt im Alltag und gesellschaftlichen Leben: Die normal-psychologischen und natürlichen Grundlagen des Faschismus.
      • Auserwählt-Materialien 5.1: Die nationalsozialistische Sklavenhalterei. Ein Textdokument vom auserwählten Nationalsozialisten Himmler.
      • BuchhinweisTraktat über die drei Betrüger [Moses, Jesus, Mohammed]. Mit einem Anhang  Zeitalter der Aufklärung: Hintergrund, Vorläufer, Bewegung und Rahmen.Studien zur Psychologie und Psychopathologie der HochstaplerIn. (5.5.5.)



    Einführung in das Problem "Auserwählt"

    Vorbemerkung: Betrachtet man sich die Religions- Psychologie und -Soziologie stellt man erstaunt fest, daß sie das Auserwählt- Wähnen als gesellschaftliches Problem für die Psychopathologie, die hierdurch bedingte Gefährdung des sozialen und des Weltfriedena als zentrales Thema nicht aufgreift (Bucher, Durkheim, Fischer et al., Hellpach, Holm, Huth, Jelke: siehe bitte Literatur). Offensichtlich ist es den Religionen bislang gelungen, sich einen ungeheuren Freiraum zu schaffen und jeglicher Kritik und staatlicher Kontrolle zu entziehen. Bedeutung und Folgen sind nicht erst seit dem kriegerischen Terroranschlag auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA bekannt, aber seither in den Mittelpunkt kritischer Öffentlichkeit gerückt. Inzwischen scheint sogar erfreulicherweise klar, daß zumindest in Deutschland Schluß gemacht werden soll mit dem Religionsprivileg im Vereinsrecht, weil man inzwischen erkennt, daß im fundamentalen Bereich der Religionen sich fanatische Terroristen bequem verstecken. Es wäre nun aber grundfalsch, das Auserwählt- Wähnen nur bei den radikal-islamistischen Gruppen zu suchen. Denn es findet sich in allen Auserwählt- Systemen, auch in anderen weltanschaulichen, politischen und nationalen Interessenbewegungen, die auf den ersten Blick ganz unverdächtig erscheinen, wie etwa die - scheinbar - demokratische Außenpolitik der USA.
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    Gefährlich sind religiöse, weltanschaulich oder politisch tief überzeugte Menschen, wenn sie sich (1a) im Besitz der alleinigen oder gar noch schlimmer (1b) im Besitz der allein seligmachenden Wahrheit wähnen, (2) von Gott (Geist, Gruppe, Clan, Gesellschaft, Natur, Vernunft, Symbolische Macht) persönlich auserwählt wähnen und (3) einen Missionierungsauftrag von Gott (Geist, Gruppe, Clan, Gesellschaft, Natur, Vernunft, Symbolische Macht) erhalten zu haben wähnen, ohne ein ausdrückliches Toleranzgebot gegen Andersdenkende auferlegt zu bekommen oder sich selbst aufzuerlegen.
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    Sie mögen sich wundern, Wort und Begriff "auserwählt" hier in solch herausgehobener und nicht gerade schmeichelhafter thematischer Umgebung zu finden, noch dazu, wo dieser Begriff doch von einigen großen Weltreligionen scheinbar positiv in Anspruch genommen wird. Wir werden aber sehen, daß dieses sich erwählt oder auserwählt fühlen die psychopathologische Grund- Wurzel allen Übels ist. Die Juden halten sich für das von Gott auserwählte Volk, die Christen halten sich ebenfalls von Gott für auserwählt und auch die Moslems nehmen das für sich ebenso in Anspruch wie unzählige religiöse Sekten dieser Welt. 
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    Im weltanschaulich- ideologischen (z.B. Proletarier aller Länder vereinigt Euch), philosophischen (z.B. abendländisches Kulturerbe; auserwählte Rationalität als 'Gott' der Aufklärung), wissenschaftlichen (z.B. biologisch- rassistische z.B. Überlegenheit der weißen Rasse), sozialdarwinistischen und politischen (z.B. nationalistische; nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer, Versklavung in der Antike und später der Neger, Ausbeutung der armen und schwachen Länder durch die starken und reichen Länder > Kolonialismus, Imperialismus) Bereich gibt es ebenfalls zahlreiche Auserwählt- Syndrome. Alle Diktatoren dieser Welt haben sich durch ihre Macht faktisch eine auserwählte Stellung geschaffen, gebärden sich als Herren über Leben und Tod, - lassen -  morden, rauben, stehlen, plündern, nötigen, erpressen, wie es ihnen und ihren Söldnern gefällt. Besonders gefährlich sind auch die Wölfe im Schafspelz, die verdeckten und versteckten HerrscherInnen und DikatorInnen. Hierzu gehören zweifellos die US-Präsidenten, besonders seit 1947, seit der Geheimdienst CIA zu einem schier absolutistischen Herrschafts- und Machtinstrument wurde, womit Morde verübt, Kriege angezettelt, Denunziation, Folter und Ruin von Menschen, Staatsstreiche und wirtschaftliche Raubzüge verdeckt und heimtückisch ("intelligent") angestiftet, unterstützt oder gar selbst durchgeführt wurden. Die USA können daher mit ihren zahlreichen Geheimdiensten, für die nur die Regel gilt, nicht erwischt zu werden, keine Spuren und Beweise zu hinterlassen, nicht mehr als rechtsstaatliche Demokratie betrachtet werden. Die USA sind zur Führung der sog. freien westlichen Welt ungeeignet und so lange Europa so unkritisch mitwirkt, ist auch Europa ungeeignet, eine wirkliche führende Rolle in der Welt einzunehmen. Ein erstes wichtiges Zeichen hat bislang erst Frankreich gesetzt, das ein Gesetz gegen die expansive amerikanische "Hollywood- Kultur" für die Medien im Bereich Kunst und Kultur erlassen und durchgesetzt hat. 
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    Meist kommt im religiösen Bereich noch eine besondere Anmaßung und Vermessenheit hinzu, wenn man sich Von Gott auserwählt wähnt: Welch eine Erhöhung, wenn das höchste und allmächtigst gedachte Wesen der Welt, ein Volk, eine Gruppe oder gar einen einzelnen ganz persönlich erwählt! Von Gott persönlich erwählt worden zu sein, bedeutet natürlich einen ganz besonderen, hervorragenden und herausragenden Rang und Status gegenüber allen anderen, was die eigene Stellung erhebt und alle anderen erniedrigt. Das kann nicht im Sinne der Menschenrechte sein. 
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    Auserwählt, das bedeutet zunächst, sich selbst zu erhöhen und über Andere und Fremde sich zu erheben, dahinter steckt der ebenso einfache wie primitive Wunsch, der Größte, Beste, Schönste, Stärkste oder allgemein, der Wertvollste, ein Auserwählter zu sein. Die Auserwählt- Selbsterhöhung bedeutet in den allermeisten Fällen zugleich eine Erniedrigung der anderen, Andersartigen, Fremden. Damit ist der Boden für Faschismus, Fanatismus und Größenwahn bereitet. 
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    Wie kommen Menschen, religiöse, ideologische oder politische Führer nun dazu, sich vom erklärtermaßen höchsten Wesen - sachlich-psychologisch ein wunschgeleitetes Phantasieprodukt - des Universums, für auserkoren, für auserwählt zu halten und was bedeutet diese Auserwählung für den lokalen, regionalen Sozial- und Weltfrieden? Nun, die Antwort gibt uns sehr klar, sehr drastisch und erschütternd die Geschichte und Zeitgeschichte. Die Auserwählt- Erhöhung und die Erhebung über andere und andersartige ist eine Grund- Wurzel vieler Konflikte, von Gewalt und Krieg. 
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    Erwählung, Auserwählung und die Behandlung der Ungläubigen
    in den Heiligen Schriften (Altes Testament, Neues Testament, Koran)
     
    Vorbemerkung: Die Heiligen Schriften werden für relevant erachtet wie sie veröffentlicht sind und offiziell in Relgionsunterweisungen gelehrt werden, wenngleich sie - wissenschaftlich betrachtet - vielfach fragwürdig sind (auch durch die vielen Änderungen z.B. der Luther-Bibel  der Evangelischen Bibelgesellschaften). Daß die Heiligen Schriften einer strengen Quellenkritik kaum standhalten und es schwierig ist, Original, Zusatz, Verfremdung usw. auseinanderzuhalten, ist wissenschaftlich allgemein bekannt. Hier geht es aber nicht um die Wahrheit, auch nicht um die Wahrheit der Quellen, die Sache der Wissenschaft und nicht der Religionen oder Weltanschauungen ist, sondern um den allgemeinen und öffentlichen Glauben der Religionen, wie er verkündet und gelehrt wird. Wir beginnen in der historischen Reihenfolge: Juden, Christen, Moslems.


    Erwählung und Auserwählung aus Sicht der Juden (J)
     
    Die Tora (die fünf Bücher Mose)
    Das grundlegende religiöse Buch der Juden heißt Tora und umfaßt die fünf Bücher Mose. In den westlichen Ländern wird die Tora-Rolle in einen gestickten Mantel gehüllt (siehe bitte links nach S. 115), im Osten befindet sie sich in einem hölzernen Kasten. Das von Christen sog. Alte Testament heißt bei den Juden "Tenach". Es umfaßt die Tora, die Propheten (Josua, Richter, Samuel und Könige) und die Schriften (Psalmen, Sprüche, Hiob, kleinere Schriften und solche späterer Zeit wie z.B. Daniel, Chronik). 

    Das Verhältnis zwischen Juden und Christen ist naturgemäß schwierig und in Deutschland durch die Shoa (Holocaust) und - bis auf wenige Ausnahmen - deren faktische Begünstigung bzw. Duldung durch die Christen im Grunde unmöglich. Im Talmud ist die mündliche Überlieferung der nach- biblischen Lehren erfaßt. Zentral ist die Messias-Erwartung, der Israel und die Welt von allen Übeln erlösen soll. 

    Nach dem Jüdischen Lexikon (S. 575 - 577):
     

    "AUSERWÄHLTES VOLK, Bez. für Israel, insofern es sich für berufen hält, Träger der religiösen Wahrheit zu sein und diese durch die Lehre und mehr noch durch sein Leben den Völkern der Erde zu verkünden: "Ihr sollt mir sein ein Reich von Priestern und ein heiliges Volk" (Ex. 19, 6). "Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Erwählter, an dem ich Wohlgefallen habe - meinen Geist habe ich auf ihn gelegt, das Recht soll er den Völkern bringen ... Er wird nicht ermatten und nicht zusammenbrechen, bis er auf Erden das Recht gegründet, seiner Unterweisung harren die Eilande" (Jes. 42,1-4). "Dies Volk, das ich mir gebildet habe, meinen Ruhm soll es verkünden" (Jes. 43, 21). Seine Eignung zum Gottesvolke, die Berechtigung seines Bewußtseins, daß es eine religiöse *Mission in der Welt zu erfüllen habe, hat Israel durch seine religionsgeschichtliche Bedeutung erwiesen. Es hat den ethischen *Monotheismus aus seinen *Propheten geboren, es war das erste Volk, in dem der Monotheismus Volksreligion wurde und gegenüber einer durchaus heidnischen Welt sich dauernd behauptete; und kämpfend (in der *Makkabäerzeit) und leidend (im *Galut und z. T. schon früher) hat Israel sich nicht nur als Herold, sondern auch als Heros und Märtyrer der Religion bewährt. Seine Erwählung sollte aber im Sinne der Propheten und Lehrer Israels keinen höheren Anspruch, sondern eine höhere Verpflichtung begründen. "Nur euch habe ich erkannt aus allen Geschlechtern der Erde, darum suche ich an euch heim alle eure Sünden" (Am. 3, 2). Vor allem haben das Deuteronomium (*Dewarim) und Deutero-*Jesajas (Jes. Kap. 40ff.) die Idee der Erwählung entwickelt, aber immer in dem Sinne, die Seele Israels zur Demut und zu demütigem Gehorsam gegen Gott zu führen (vgl. bes. Deut. 7, 6-11). Insofern Israels Erwählung eine schwere Aufgabe bedeutet, wird es der "Knecht Gottes" (*Ewed adonaj) genannt. Ähnliche Bedeutung haben die Bezeichnungen "Eigentumsvolk" (Ex. 19, 5; Deut. 7, 6; Ps. 135, 4), "Erbe" (Deut. 4, 20; 9, 26; Ps. 74, 2). Die allgemeinste Bezeichnung, die mit früheren Stufen der Entwicklung zusammenhängt, ist "Volk Gottes", eine seltene: "Sohn Gottes" (Ps. 2,7). Insofern Israel zuerst einen Gott verehrte, heißt es der "Erstgeborene Gottes" (Ex. 4, 22; vgl. Jer. 31, 8 u. 2, 3, wo Israel der "Erstling des Gottesertrags" genannt wird).
    Im Talmud wird dem Gedanken, daß die Erwählung Israels eine willkürliche Auszeichnung bedeute, mit dem Wort entgegengetreten, Gott habe die *Tora allen Nationen angeboten, aber um ihrer schweren Forderungen willen hätten alle sie zurückgewiesen; nur Israel habe sie bereitwilligst angenommen, ohne zuvor nach der Art der Forderungen zu fragen (*Mechilta zu *Jitro). Andererseits bedeute die Erwählung Israels für den einzelnen J. keinen Vorzug, für den einzelnen Heiden keine Zurücksetzung. "Ein Heide, der sein Leben dem Studium und der Beobachtung der Tora weiht, steht höher als selbst der Hohepriester, der in Unkenntnis der Tora lebet" (*Sifra zu *Achare Mot). Daß die Erwählung Israels nicht eine Begünstigung desselben und höheres Glück bedeute, zeigt folgendes Gleichnis: wie die Olive ihr kostbares Öl nur hergebe, wenn sie gepreßt werde, so gebe auch Israel nur dann sein Bestes her, wenn es unter Druck gerate (Schemot R. 26). Ähnlich heißt es ein andermal, daß Armut Israel am besten anstehe (b. Chag. 9 b). Im gottesdienstlichen Gebet wird Gott für die Erwählung Israels häufig gedankt, aber stets in Verbindung mit der Verleihung der Tora und der Berufung zur Selbstheiligung durch gewissenhaften Gehorsam gegen sein Gebot. - Israels Erwählung liegt auf religiösem Gebiete, andere Völker mögen zu anderen Dingen, erwählt und berufen sein. Das Bewußtsein der Erwählung ist jedem höher veranlagten Volke notwendig und der Erfüllung seiner Aufgabe förderlich, insofern sich mit diesem Bewußtsein das Gefühl höherer Verpflichtung verbindet. Für zahlreiche Völker läßt sich die Vorstellung ihrer eigenen Auserwählung, ihrer kulturellen Sendung nachweisen; vgl. *Chamberlains Germanentheorie, Emanuel Geibels Weltgenesung am deutschen Wesen, Dostojewskis und Tolstois Verherrlichung des Russentums, Polens Leidensmission in der polnischen Romantik Anfang des 19. Jhdts., den Anspruch der Engländer, die sich als die Erben des Volkes Israel betrachten, auf das Erstgeburtsrecht unter den Nationen (vgl. auch WMZ 1925, Nr. 2434).
    Religionsgeschichtlich ist der Glaube an die Auserwählung Israels aus der vorprophetischen Vorstellung von Israel als dem Volke Gottes hervorgegangen. Das Verhältnis Israels zu seinem Gotte wurde urspr. als ein natürliches, gegebenes betrachtet. Erst als die Möglichkeit der Lösung dieses Verhältnisses in den Gesichtskreis der Propheten trat, wurde dieses Verhältnis aus einem gegebenen zu einem gestifteten: Gott hat Israel sich eigens zu seinem Dienste erwählt. Als dann Israel seine religionsgeschichtliche Sendung zum Bewußtsein kam, verband sich die Idee der Erwählung mit der Idee der Sendung, der großen Aufgabe, die Israel zu erfüllen hatte.
    Lit.: K. Kohler, 48. Kap.; Hugo Bergmann, Worte Mosis, Minden 1913 (Einleitung, S. 18ff.); Leo Baeck, Das Wesen des J.-tums, 1905, S. 46; Hugo Gressmann, Moses und seine Zeit, S. 184; Max Wiener, Die Religion der Propheten, Frankfurt a. M. 1912, S. 41; S. Kierkegaard, Der Begriff des Auserwählten, 1926 (2.A)."

    Exkurs nach S. 38f: Aus der frühen Geschichte der Beziehung zwischen

    "JUDENTUM UND ISLAM


    Die Muslime haben die Juden stets wie die anderen tolerierten religiösen Minderheiten in ihren Staaten behandelt. Juden wie Christen (und Zoroastrier) besaßen als »Buchbesitzer«, d.h. als Besitzer heiliger Schriften, unter muslimischer Herrschaft den untergeordneten Status eines »geschützten Volkes« (ahl al-dhimma oder dhimmis). Sie genossen Schutz und Glaubensfreiheit, hatten das Recht, sich als gesonderte Gemeinschaften (millets) zu organisieren, unterlagen allerdings besonderen Steuern (Kopfsteuer, jizia, und Grundsteuer, charaj) und Restriktionen, darunter Kleidervorschriften (der »gelbe Fleck« war im Islam bereits jahrhundertelang in Gebrauch, bevor er in Europa von der christlichen Kirche eingeführt wurde) und das Verbot des Proselytentums. Man hat angenommen, daß einige dieser Maßnahmen durch die Judengesetzgebung im Römischen Reich angeregt waren. Die Verordnungen fanden nicht immer gleichförmige oder strikte Anwendung, und die Einzelheiten änderten sich im Lauf der Zeit, doch war der Status der dhimmis, unter den die Juden fielen, immer der einer tolerierten, jedoch nicht gleichberechtigten Minorität. Er wurde im  sogenannten Omarvertrag festgelegt, der dem Kalifen Omar I. (634-644) zugeschrieben, wahrscheinlich aber erst unter Omar II. (717-720) kodifiziert wurde. 
       Zur Zeit Mohammeds (570-632) hatten sich die Juden  schon lange in verschiedenen Teilen der arabischen Halbinsel festgesetzt. In Medina (ein Name, der wahrscheinlich jüdischen Ursprungs ist), wo der Prophet 622 n. Chr. nach seiner Auswanderung aus Mekka den neuen islamischen Glauben predigte, bildeten sie den Löwenanteil der Einwohnerschaft. Da sie sich in der Mehrzahl weigerten, Mohammed als »Siegel der Propheten« anzuerkennen, führte er einen grausamen Krieg gegen sie. Zwei der dortigen jüdischen Hauptstämme durften nach dem muslimischen Sieg abziehen, aber der dritte (die Quraiza) erlitt ein härteres Schicksal. Seine 600 bis 900 Männer wurden hingerichtet, die Frauen und Kinder versklavt (627). Im folgenden Jahr wurden die Juden der reichen Oase Chaibar unterworfen und zur Tributleistung gezwungen, und dieser Erfolg bereitete der muslimischen Oberhoheit auf der Halbinsel den Weg.
       Die anschließende rasche arabische Expansion brachte weite jüdische Bevölkerungskreise unter islamische Herrschaft, darunter auch die seit langem etablierten Gemeinden von Babylonien, dessen Hauptstadt Babylon als Bagdad schließlich Sitz des Abbasiden-Kalifats wurde (762). Obgleich viele Juden den Islam annahmen, blieb eine beträchtliche Zahl dem angestammten Glauben treu und fiel unter den Status der dhimmis. Die Institutionen der jüdischen Selbstregierung - Exilarchat, Rabbinat und Gerichtshof - blieben weiterhin bestehen. Der Tradition entsprechend erhielt der Exilarch von den arabischen Eroberern eine persische Prinzessin zur Gemahlin, eine Geste, die den Wunsch dokumentiert, die einflußreiche jüdische Volksgruppe für sich zu gewinnen."

    Siehe auch: Auserwählt Zitate aus des Talmud.



    Erwählung und Auserwählung aus Sicht christlicher Theologen

    Aus Rahner et al. (S.100):
     
    "Erwählung ist der tragende Gedanke der im AT fixierten Geschichte des Volkes Gottes. Objekt dicser Erwählung ist das Volk Israel, insofern es als eine von Abraham herstammende Ganzheit gesehen wird; sosehr diese E. freie u. unvermutbare Liebeswahl Gottes war, wird sie später doch als Treue Gottes zu seinen Verheißungen gesehen. Diese E. ist grundsätzlich bestätigt durch die "Mission" Christi an das ganze Volk Israel. Eine Einschränkung dieser Mission auf einen Rest ("kleine Herde") wird erst durch die Ablehnung des Messias von seiten des damaligen Israel herbeigeführt. Die endgültige Bildung der neuen Gottesgemeinde (Mt 16, 18) öffnet zugleich allen Menschen das Heil. Insofern diese, in Jesus geheiligt, als Geschenk der Gnade Gottes ihre E. angenommen haben, werden sie in strengem Sinne "Erwählte Gottes" genannt (Röm 8, 33, Kol 3, 12; 1 Petr 1, 1 f u. ö.). Über diese biblische Deutung der E. hinaus ist E. im theol. Sinn zu verstehen als jenes aus liebendem Entschluß stammende, frei verfügende, auch dem Einzelnen zuvorkommende, aber dessen eigene Entscheidung u. Bewährung nicht aufhebende, sondern diese erwirkende positive Heils-Handeln Gottes (->Prädestination, ->Reprobation)." 

     
    "Auserwählung ... Allgemeines
    Religiöse Erwählung oder Auserwählung, also ein besonderes oder gar exklusives Gottes- bzw. Heilsverhältnis, ist ein erstes Thema der Ideen- und Sozialgeschichte der (insbesondere monotheistischen) Religionen und bestimmt sowohl ihre äußeren Beziehungen zueinander als auch 'ständische' und dualistische Differenzierungen innerhalb des jeweiligen Religionssystems. Oft führte und führt auch heute der Auserwählungsglaube zur Herausbildung von mehr oder weniger fanatischen Überlegenheits- und Absolutheitsansprüchen, zu Missionsanstrengungen und 'Proselytenmacherei', aber auch zu elitären Absonderungen und Diffamierungen 'der anderen'. Den Glauben an ihren eigenen transzendenten Sonderstatus und den minderen eschatologischen Status der jeweils anderen religiösen Gemeinschaften bringen die vom Auserwählungsglauben Beseelten schon im Diesseits zum Ausdruck: zumindest durch eine strenge Kontrolle ihrer Sozialkontakte, um jedem Risiko der 'Verunreinigung' ihres eigenen religiösen Images vorzubeugen.

    Bibel und Kirchengeschichte
    Von einigen modernen jüdischen und christlichen Theologen wird die Vorstellung der Auserwählung (des Volkes Israel bzw. der christlichen Gemeinde) gern abschwächend ersetzt durch 'Aufgabe' oder 'Berufung'. Dies ist im biblischen Kontext freilich teilweise schon angelegt (vgl. 1 Kor 1, 26-29), wo auch die Erwählung des Menschen durch Gott (seine Souveränität) und die Erwählung Gottes durch den Menschen (seine Entscheidungsfreiheit) in unauflöslicher Spannung zueinander stehen.
    'Auserwähltes Volk' lautet ursprünglich die religiöse Selbstbezeichnung des Volkes Israel: Aus freiem Liebeswillen hat Jahwe einen Vertrag mit Israel geschlossen und aus ihm einzelne Personen (Abraham, Noach, Mose, David, Propheten, Könige, Priester) erwählt, aber auch Orte (Zion, Tempel) und Zeiten (Sabbat); und aus diesem Volk hat sich Gott ein 'neues geistliches Israel' ausgelesen. Dessen zentrale Bezugsperson ist Jesus Christus, der seinerseits 'die Zwölf' zu seiner Nachfolge und zur Basis dieses neuen Volkes (der Christen) "erwählt" und in Gottes endzeitliches Reich berufen hat (vgl. Mk 13, 20; Mt 20, 16; 22, 14). Sie bilden die "Zahl seiner Auserwählten" (1. Clemensbrief 2,4). Ähnlich wie im Judentum (s.a. Theologie des "heiligen Restes") geht mit diesem 'Neuen Bund' die Verpflichtung zur Treue gegenüber Gott (vgl. Sakramente) einher (vgl. Eph 1,4; Kol 3,12ff).
    In einer christlichen "Massenreligiosität" (Max Weber) mit ihrem 'Gnadenuniversalismus' und den damit einhergehenden Abstrichen von ihrem idealen (ethischen) Anforderungsniveau wurde die Auserwählungsfrage immer wieder virulent: einmal in immer erneuten Sektenbildungen, die sich als heiliger Rest verstehen (z.B. Montanismus, Novatianer, Donatismus, Albigenser bzw. Katharer, Wiedertäufer), sodann in den seit dem späten 3. Jh. aufbrechenden Mönchsbewegungen, denen die Verpflichtung der Auserwählung und damit des von Gott eröffneten Heilsweges nur in einer sozialräumlich abgesonderten, 'welt- und gemeindeflüchtigen' Lebensweise für realisierbar galt. Aber auch die Entfaltung der neutestamentlich angelegten, von Augustinus aufgegriffenen und von den [93] Reformatoren (Calvin) wiederbelebten Prädestinationslehre (vgl. auch die Orthodexie des Islam), also von theologischen Vorstellungen über die ausschließlich göttliche Vorauserwählung nur weniger zur Seligkeit (und vieler zur Verdammnis), ist in diesem Zusammenhang zu sehen.

    Religiöse Sondergemeinschaften
    Nach der Lehre der - im folgenden exemplarisch herangezogenen - Zeugen Jehovas ist z.B. allein der Umfang der "Herauswahl" von 144000 (in Auslegung von Offb 7, 4) vorherbestimmt. Für viele dieser Sondergruppen, namentlich für zahlreiche Endzeitgemeinschaften (neben den Zeugen Jehovas z.B. die Siebenten- Tags- Adventisten mit ihren Nebenzweigen, etwa der Brinsmead-Bewegung; Brüderbewegung der 'Darbysten'; die 'dispensationale' Richtung der Evangelikalen; Vereinigungskirche; Michaelsvereinigung; Missionswerk "Der Weg zu Jesus"; sodann Neuapostolische Kirche; Menschenfreundliches Werk; Weltweite Kirche Gottes; The Way), ist die Vorstellung, "reine Gemeinde", "wahre Kirche", "Brautgemeinde", "kleine Herde", "Erleuchtete", "wahre Familie" zu repräsentieren bzw. diese zu sammeln, zentraler Bestandteil der Kollektividentität. Über die soziale Konkretisierung einer solchen Kollektividentität (so wird bei den Zeugen Jehovas nur einmal jährlich das Abendmahl allein den "Überrestgliedern" der 144000 Auserwählten gereicht, und nur diejenigen, welche die "Versiegelung", das entscheidende Sakrament der Neuapostolischen Gemeinde, empfangen und bewahren, werden nach der Lehre dieses 'alleinigen Erlösungswerks Christi auf Erden' bei dessen Wiederkunft als "Erstlinge" in die dann herrschende Regenten- bzw. Priester-Schar aufgenommen) werden auch diffuse Zukunftsängste reduziert, mehr oder weniger 'schicksalhafte' sozial-strukturelle Ohnmachtserfahrungen kompensiert sowie die - in der modernen Gesellschaft stets bedrohte - persönliche Identität geschützt und gestärkt. Durch wechsel- [94] seitige soziale Bestätigung und soziale Abschottung von Andersgläubigen bringen die 'Gemeinschaften der Auserwählten' ein für das Selbstbewußtsein des einzelnen 'selbstverständliches' Wissen hervor, Teil einer eschatologischen Avantgarde zu sein. - Alternative ('postmoderne') Chancen zu einer solchen sozialen Erfahrung bieten esoterische Zirkel des New Age, indem sie dem einzelnen "die Überzeugung persönlicher Auserwähltheit vermitteln, da er zu einer kulturellen Avantgarde gehöre und in persona die Entwicklung zum neuen Zeitalter und der besseren Welt verkörpern könne" (Schorsch). Lit. ..."

    Siehe auch erwählt und auserwählt im Neuen Testament: Jesus Christus



    Erwählt und auserwählt im Alten Testament (AT)

    Auf das alte Testment können sich Juden, Christen und Moslems berufen. Einige Beispiele:
     
    • 2. Mose 19, 6: Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimmen hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein. Das sind die Worte, die du zu den Kindern Israel reden sollst.
    • 5. Mose 7, 6: Denn ein heiliges Volk bist du Jehova, deinem Gott; erwählt ihm zum Eigentumsvolke zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.
    • 5. Mose 10, 15: Jedoch deinen Vätern hat Jehova sich zugeneigt, sie zu lieben; und er hat euch, ihren Samen nach ihnen, aus allen Völkern erwählt, wie es an diesem Tage ist.
    • 5. Mose 14, 2:  Denn ein heiliges Volk bist du Jehova, deinem Gott; und dich hat Jehova erwählt, ihm ein Eigentumsvolk zu sein, aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. 

    Die Behandlung Ungläubiger im Alten Testment (AT)

    Wie Menschen zu behandeln sind, die sich nicht an die Gebote des Alten Testamentes halten, ergibt sich z.B. sehr klar und eindrucksvoll aus:
     
    3. Mose 24, 14 (AT): Führe den Flucher außerhalb des Lagers; und alle, die es gehört haben, sollen ihre Hände auf seinen Kopf legen, und die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. 
    St. Esther (Zusatz Kap. 8 Artaxerxes nimmt seinen Befehl gegen die Juden zurück): Welches Land aber oder welche Stadt dies Gebot nicht halten wird, die sollen mit Schwert und Feuer vertilgt werden, also daß weder Mensch noch Tier noch Vogel hinfort darin wohnen könne. > Bann.


    Erwählt und auserwählt im Neuen Testament (NT)
     
    Aus dem Wörterbuch der Biblischen Botschaft, S. 41: "I. Jesus Christus, der Erwählte Gottes
    Obwohl Jesus dieser Titel im Neuen Testament nur selten gegeben wird (Lk 9, 35; 23, 35; wahrscheinlich auch Jo I, 34), wird er ihm stets in feierlichen Augenblicken gegeben, so bei der >Taufe, bei der >Verklärung und bei der Kreuzigung, und erinnert stets an die Gestalt des Knechtes. Gott selbst bezeugt durch dessen Verwendung, daß er in Jesus von Nazareth jenes Werk seiner Vollendung zuführt, das er mit der Erwählung Abrahams und Israels begonnen hat. Er hat jenen einzigen Erwählten gefunden, der diesen Namen voll und ganz verdient, den einzigen, dem er sein Werk anvertrauen kann und der imstande ist, seine Absichten zu verwirklichen. Der Ruf des Isaias: "Dieser ist mein Erwählter", kündigt den Sieg Gottes an, in der Gewißheit, jenen bereits zu besitzen, der ihn niemals enttäuschen würde. Das Wort des Vaters, der von Jesus sagt: "Dieser ist mein Erwählter", enthüllt das Geheimnis dieser Gewißheit: Diesen Menschen, desselben Fleisches wie wir, hat er "vom Mutterschoße an" geheiligt und seinen >Sohn genannt (Lk I, 35) und schon "vor Erschaffung der Welt" dazu bestimmt, "alles in ihm als dem Haupte zusammenzufassen" (Eph I, 4. 10; I Petr I, 20). Christus allein ist der Erwählte Gottes, und alle anderen Auserwählten sind dies nur in ihm allein. Er ist der auserlesene >Stein, der einzige, der imstande ist, jenes Gebäude zu tragen, das Gott erbaut (I Petr 2, 4ff). 
        Ohne dieses Wort jemals auszusprechen, ist sich Jesus seiner Erwählung aufs klarste bewußt. Er hat die Gewißheit, von anderswoher gekommen zu sein (Mk I, 38; Jo 8, I4), einer anderen Welt anzugehören (Jo 8, 23), ein einzigartiges Schicksal, nämlich das des >Menschensohnes auf sich nehmen und das Werk Gottes selber wirken zu müssen (Jo 5, 19; 9, 4; 17, 4). Alle Schriften bezeugen die Auserwählung Israels, Jesus aber weiß, daß alle diese Schriften auf ihn ausgerichtet sind (Lk 24, 27; Jo 5, 46). Doch bestimmt dieses Bewußtsein seinen Willen nur dazu, zu >dienen und bis zum Ende zu >erfüllen, was erfüllt werden muß (Jo 4, 34)"

    Andere neutestamentliche Stellen
     
    • Matthäus 22,14: Denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt.
    • Markus 13,20: Und so der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig: aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er auch diese Tage verkürzt.
    • 1. Thessalonicher 1,4: Denn, liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, wie ihr auserwählt seid, ... 
    • 1. Petrus 2, 9:  Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß  ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; 
    • Lukas 23, 35 indirekt:  ... und sagten: Andere hat er gerettet; er rette sich selbst, wenn er dieser der Christus ist, der Auserwählte Gottes!

    Die Behandlung Ungläubiger im Neuen Testment (NT)

    Die wichtigste Botschaft ist, wie bei den meisten Religionen, die der Mission, der Sendung, möglichst viele "Ungläubige" und "Heiden" zu bekehren. Dieser Auftrag ergibt sich gewöhnlich unmittelbar aus der Auserwähltheit. Gott will seinen Preis.

    Jaques Guillet und Pierre Grelot unter dem Stichwort "Sendung" (S. 611)

    "... Wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch" (Jo 20,21). Dieses Wort erhellt den tiefsten Sinn der endgültigen Aussendung der Zwölfe durch den auferstandenen Christus: "Gehet hin ...". Auf dieses Wort hin werden sie hingehen, um die Frohe Botschaft zu verkünden (Mk 16, 15), um unter allen Völkern >Jünger zu gewinnen (Mt 28, 19), um ihr Zeugnis bis an die Grenzen der Erde hinauszutragen (Apg I, 8). Auf diese Weise wird die Sendung des Sohnes mittels der Sendung seiner Apostel und seiner >Kirche tatsächlich an alle Menschen herangetragen werden.
        2. So hat es auch die Apostelgeschichte verstanden, da sie von der >Berufung des hl. Paulus berichtet. Unter Verwendung der klassischen Ausdrücke der prophetischen Berufungen sagte der auferstandene Christus zu seinem auserwählten Werkzeug: "Zieh fort! ... Denn ich will dich in die Ferne, zu den Heiden, senden" (Apg 22, 21). Diese Sendung zu den Heiden aber liegt genau auf der Linie der Sendung des >Knechtes Jahves (Apg 26, 17; vgl. Is 42, 7. 16). Denn der Knecht ist in der Person Jesu gekommen, und die Gesandten Jesu tragen jene Botschaft des Heiles, die er selbst nur "den verlorenen Schafen des Hauses Israel" kundgetan hatte (Mt 15, 24) zu allen Völkern (>Heiden) hinaus. Auf diese am Wege nach Damaskus erhaltene Sendung wird sich der hl. Paulus stets berufen, um seinen >Aposteltitel zu verteidigen (I Kor 15, 8f; Gal 1, 12). Der universellen Ausbreitung des Evangeliums gewiß, wird er es zu den Heiden hinaustragen, um sie zum Glaubens- >Gehorsam zu führen (Röm I, 5), und wird er die Sendung aller Künder des Evangeliums preisen (10, 14f); erwacht nicht eben auf Grund dieser Sendung im Herzen der Menschen der Glaube an das Wort Christi? (10, 17.) Auf diese Weise greift die gesamte >Kirche über die persönliche Sendung der Apostel hinaus und steht rnit ihrer missionarischen Aufgabe im Zusammenhang mit der Sendung des Sohnes."
     

    "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert."

    Matthäus 10, 34: Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35: Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; 36: und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37:  Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; 38:  und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig; 39 Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.

    Anmerkung: Matthäus 17,17; Lukas 9,41 (Thema: Der Glaube versetzt Berge, der Ungläubige aber kann nichts). Dem Gläubigen werden so gesehen besondere und überlegene Fähigkeiten zugesprochen, die der Ungläubige nicht hat. Auch hierdurch wird der Recht-Gläubige erhöht und der Ungläubige erniedrigt.


    Erwählt und auserwählt im Koran (K)

    Allgemeine Kurzbeschreibung der Glaubenspraxis im Islam nach S.40

    Mausoleum Tadsch Mahal in Agra ( 1632-54)
     
    "Obwohl der Koran keine systematischen Verhaltenskodizes enthält, so bietet er doch ein in sich geschlossenes Corpus an Doktrinen und Pflichten. Diese sind in den »fünf Säulen« des Islam enthalten: 1. das Bekenntnis zum islamischen Glauben; 2. die Verrichtung des Gebets; 3. das Almosengeben; 4. die Einhaltung der Fastenzeit und 5. die Wallfahrt nach Mekka. Daneben gibt es so etwas wie eine sechste Säule, den dschihad oder das »Streben nach dem Pfad Gottes«. »Kämpft für Gottes Pfad gegen die, die euch bekämpfen, aber seid nicht aggressiv ... und kämpft solange, bis niemand mehr verfolgt wird und Gottes Religion gesiegt hat«, so heißt es im Koran (2, 190 und 193). Diese Mahnung jedoch wird nicht allein als Aufforderung zum heiligen Krieg gegen die Ungläubigen betrachtet, sondern sie zielt auch auf den heiligen Kampf gegen den inneren Feind des Menschen, gegen niedrige Instinkte und die nachlässige Befolgung der Gebote."
     

     

    Einführung zur Geschichte des Islams nach Glasenapp (1963, S. 173-193, gesperrt hier fett).

    "Islam. Der Islam (d.h. 'Hingabe an Gott') ist die von Mohammed selbst gewählte Bezeichnung für die von ihm verkündete Religion. Ihre Bekenner heißen Moslem (Muslim) oder persisch Musulman (falsch ist der daraus im Deutschen gebildete Plural Muselmänner). Den Ausdruck 'Mohammedaner' (Muhammedaner) vermeiden die Moslems selber, weil sie nicht den Anschein erwecken wollen, daß sie Mohammed in ähnlicher Weise verehren wie die Christen Christus und auch nicht als eine Sekte gelten möchten, die nach ihrem Begründer heißt (wie die Nestorianer nach Nestorius).
     
    SYMBOL. Als Symbol des Islam wird ebenstehend das in arabischer Schrift geschriebene Glaubensbekenntnis

    »Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist der Gesandte Allahs«

    abgebildet und nicht Halbmond oder  Stern. 

    Denn die wachsende Mondsichel mit dem glücklichen Stern Jupiter vor ihrer Innenseite ist ursprünglich ein türkisches Sinnbild verhältnismäßig jungen Ursprungs und erst im Laufe der Zeit zum Symbol des Islam geworden. Nach einer Version soll die Mondsichel aus dem Horoskop des Sultans Osman I. (1288 bis 1326) stammen, der die Dynastie gleichen Namens begründete, nach einer anderen soll der Halbmond schon von den Byzantinern auf Münzen verwendet und erst von Sultan Selim I. (1512 - 1520) zum Hoheitszeichen seines Reiches gemacht worden sein.

    ERFORSCHUNG. Da der Islam gleich nach seiner Entstehung in der westlichen Welt bekannt wurde, sah sich das Abendland frühzeitig zu einer Auseinandersetzung mit ihm genötigt. Schon Johannes Damascenus (gest. 754), der letzte griechische Kirchenvater, hat sich mit ihm beschäftigt, und in der Folgezeit haben zahlreiche christliche Theologen wie Petrus Venerabilis (gest. 1156) und Raymundus Lullus (gest. 1315) ihn zu widerlegen gesucht. Der Ton dieser mittelalterlichen Polemiken war wenig sachlich. Mohammed wurde als Betrüger hingestellt und seine Lehre als ein verabscheuungswürdiger Abfall vom christlichen Glauben beschimpft. Erst seit dem 18. Jh wurde durch Historiker wie Edward Gibbon und Thomas Carlyle einer gerechteren Würdigung der Boden bereitet. Das philologische Studium des Koran begann frühzeitig, schon 1143 wurde er ins Lateinische übersetzt und 1543 zum erstenmal in lateinischer Sprache gedruckt. Die moderne Erforschung der Geschichte der Religion Mohammeds ist vor allem durch Th. Nöldeke, J. Wellhausen, C. Snouck-Hurgronje und C. H. Becker gefördert worden.

    DER STIFTER. Mohammed wurde um 570 n. Chr. in Mekka als Sohn des Abdallah und der Amina in der verarmten Familie Hâshim des Stammes der Kuraischiten geboren. Früh verwaist mußte er sich als Hirt durchbringen, bis die reiche Witwe CHadidscha ihn als Kameltreiber und später als Leiter ihrer Handelskarawanen anstellte und als Vierzigjährige den fünfzehn Jahre Jüngeren heiratete. Mohammed hätte jetzt als reicher Handelsherr leben können, wenn nicht sein Dasein durch Visionen, die er in einer Höhle bei Mekka hatte, von Grund auf verändert worden wäre. Er gewann durch diese Gesichte, in welchen ihm der Engel Gabriel oder Gott selbst erschien, die Überzeugung, daß er zum Propheten der Araber ausersehen sei. Er fand für seine Berufung zunächst nur bei seiner Frau Glauben, erst nach und nach schlossen sich ihm auch einige einflußreiche Leute an; die Opposition der meisten Mekkaner gegen ihn war aber so stark, daß er sich dafür entschied, seine Heimatstadt zu verlassen (seine Frau war inzwischen gestorben) und nach Yathrib, dem heutigen Medina, überzusiedeln. Diese Flucht oder richtiger Auswanderung (Hedschra) fand am 15./16. Juli des Jahres 622 n. Chr. statt und bildet seit Omar den Anfang der islamischen Zeitrechnung. In Medina wurde er in kurzer Zeit zum einflußreichsten Mann der Stadt und entwickelte sich zu einem bedeutenden Staatsmann und Heerführer. 630 eroberte er Mekka mit seinem Heer. Seinen Sieg wußte er mit Kraft und Milde auszuwerten, so daß die Mekkaner bald seine eifrigen Anhänger wurden, um so mehr als er das Zentralheiligtum der arabischen Heiden, die Káaba, auch als Wallfahrtsort seiner neuen Religion anerkannte. Der Prophet wurde zum Herrscher eines theokratischen Staates, dem sich immer [S. 174] mehr arabische Stämme anschlossen. In seiner Lebensführung einfach, unterhielt er jetzt einen Harem: daß er mehr Frauen sein eigen nannte, als seinen Anhängern erlaubt war, rechtfertigte er durch erhaltene Offenbarungen. Am 8. Juni 632 starb er in den Armen seiner Lieblingsfrau Aischa, der Tochter seines ersten Anhängers und späteren Nachfolgers Abu Bekr.

    Die welthistorische Bedeutung Mohammeds beruht vor allem darin, daß er die bisher in der Geschichte wenig hervorgetretenen arabischen Stämme einte und das gewaltige Kräftereservoir, das in ihnen vorhanden war, zu großen Leistungen, vor allem kriegerischer Art, entband. Durch seine Religionsstiftung gab er dem Volk nicht nur einen außerordentlichen politischen Auftrieb, sondern er hob es auch auf ein höheres geistiges Niveau, denn bisher hatte die Religion der Araber in einer Anzahl von Stammeskulten bestanden, in denen ein männlicher Gott, der meist mit dem Gattungsnamen Allah bezeichnet wurde, samt einer weiblichen Göttin Allat und einer großen Zahl von anderen höheren Wesen verehrt wurde. Im Kultus spielten dabei heilige Steine eine besondere Rolle. An die Stelle dieses 'Götzendienstes' setzte Mohammed einen absoluten Monotheismus. Es unterliegt keinem Zweifel, daß er bei dessen Ausgestaltung von der Religion der Juden und Christen beeinflußt war, die er auf seinen Reisen und in Medina kennengelernt hatte. Sein Ehrgeiz war, den Arabern, die bisher kein heiliges Buch besaßen, im Koran, d.h. in der Sammlung der ihm zuteil gewordenen Offenbarungen, ein solches zu schenken. Seine Erwartung, daß die Christen und Juden ihn als den Träger einer neuen, über Thora und Evangelium hinausgehenden Offenbarung, als den letzten und größten Gesandten Gottes, als 'Siegel der Propheten' anerkennen würden, fand allerdings keine Erfüllung. Doch hat der Islam von jeher Juden und Christen als auf dem Wege zur Vorstufe der Wahrheit befindliche 'Schriftbesitzer' anerkannt und ihnen eine bevorrechtigte Stellung gegenüber den 'götzendienerischen' Heiden eingeräumt."

    Aus dem Koran [Quelle]
    Umfassende Quelle: "Korantexte zum Glaubenskampf" (PDF Online)

    Die dritte Sure trägt die Überschrift: Die Familie Amrans (Al-Imran), offenbart zu Medina

    Hierzu erläutern die Übersetzer: "Mohammed nennt den Vater der Jungfrau Maria Amran (Imran). Dieser ist Vater Mosis und Aarons. Maria und Elisabeth sind Schwestern, somit auch Mosis und Aarons. Zur Familie gehören ferner Jesus, Johannes und Zacharias. Siehe Vers [34]. Anachronistisch ist Mosis Schwester Miriam identisch mit Mirjam-Maria, der Muttergottes. ..."

    Auserwählt Dritte Sure (34) kursiv fett von mir
     
    Allah hat Adam, Noah, die Familie Abrahams und die Familie Amrans vor allen anderen Menschen auserwählt. 

    Alleiniger Wahrheitsanspruch:
     
    Dritte Sure (20): "Die wahre Religion vor Allah ist Islam ..."

    Die Behandlung Ungläubiger im Koran (K)
     
    Aus der Dritten Sure:
    [11] Den verstockten Ungläubigen hilft bei Allah weder Reichtum noch Kinder: Ungläubige werden Nahrung des Höllenfeuers. [12] Nach Art und Brauch des Volkes Pharaos und derer, welche vor ihnen lebten, zeihen sie meine Zeichen der Lüge, aber schon hat sie Allah in ihren Verbrechen erfaßt, und Allah ist der streng Bestrafende. [13] Sprich zu den Ungläubigen: Ihr sollt besiegt und in die Hölle verstoßen werden und dort eine unselige Lagerstätte haben. [14] An jenen zwei Heerscharen, die aufeinanderstießen, habt ihr ein Wunder gesehen2; die eine Schar kämpfte für die Religion Allahs, die andere war ungläubig. Diese hielt jene für zweimal so stark wie sich selbst. Allah stärkt mit seiner Hilfe, wen er will. In der Tat, dies war ein denkwürdiges Ereignis für nachdenkende Menschen.
        [15] Den Menschen wurde begehrliche Lust an Frauen und Kindern, Gold und Silber, edlen Pferden, Viehherden und viel Ackerland eingepflanzt. Doch hat dies alles nur für dieses Leben Wert; ewige schönste Stätte ist bei Allah. [16] Sagt selbst: Kann ich euch Besseres als das verkünden? Die Frommen werden von Allah einst Gärten, von Flüssen durchströmt, erhalten, und sie werden ewig in diesen Gärten weilen. Unbefleckte Frauen und das Wohlgefallen Allahs werden ihnen zuteil, denn Allah sieht huldvoll auf seine Diener. [17] Auf die, welche sprechen: "O Herr, wir sind Gläubige, verzeihe uns unsere Sünden und befreie uns von der Strafe des Höllenfeuers!« [18] So sprechen die Standhaften, die Wahrheitsliebenden, die Andächtigen, die Almosenspender und die im Morgengebet um Sündenvergebung flehen. [19] Allah selbst hat bezeugt, daß es keinen Gott gibt außer ihm, und die Engel und alle vernunftbegabten Menschen bestätigen in Wahrheit, daß es keinen Gott gibt außer ihm, dem Mächtigen und Weisen. [20] Die wahre Religion vor Allah ist Islam (die vollkommene Hingabe). Die Schriftbesitzer wurden nicht eher uneins, als bis ihnen die Erkenntnis zuteil geworden war. Da stritten sie darüber, aus Neid, miteinander. Wer aber die Zeichen Allahs leugnet, der wisse, daß Allah im Zusammenrechnen schnell ist. [21] Wenn sie mit dir streiten, so sage: "Ich und meine Anhänger, wir haben unser Antlitz in Allah (sind Allah) ergeben.« Zu Schriftbesitzern und Unbelehrten (Heiden) sage: "Wollt ihr Islam annehmen?" Nehmen sie ihn an, sind sie auf rechtem Wege; wenn sie sich weigern, obliegt dir nur Predigt. Allah sieht wohlgefällig auf seine Diener. [22] Denen aber, welche Allahs Zeichen leugnen und die Propheten ohne Grund töten und diejenigen morden, welche Recht und Gerechtigkeit predigen, ihnen verkünde peinvolle Strafe. [23] Ihre Werke sind für diese und für jene Welt verloren, und niemand wird ihnen helfen. [24] Hast du noch nicht auf jene hingeblickt, die einen Teil der Offenbarung erhalten haben? Als man sie auf die Schrift Allahs hinwies, daß sie die Streitpunkte entscheide, da wandte sich ein Teil von ihnen um und entfernte sich. [25] Dies taten sie deshalb, weil sie sprechen: "Das Höllenfeuer trifft uns nur eine bestimmte Anzahl von Tagen.« Und so fielen sie durch Selbsterdachtes in der Religion dem Irrtum anheim. [26] Wie aber dann, wenn wir sie versammeln an dem Tage, der keinem Zweifel unterliegt, und jede Seele erhält, was sie verdient? - Auch ihnen wird dann nur Recht werden. [27] Bete: Allah, der du Herr der Herrschaft bist, du gibst die Herrschaft, wem du willst, du entziehst sie, wem du willst. Du erhöhst, wen du willst, und erniedrigst, wen du willst. In deiner Hand ist alles Gute, denn du bist über alle Dinge mächtig. [28] Auf die Nacht läßt du den Tag folgen und auf den Tag die Nacht. Aus dem Tode läßt du Leben hervorgehen und den Tod aus dem Leben, und du ernährst, wen du willst, ohne Maß (An- oder Abrechnung).
          [29] O Gläubige, nehmt euch keine Ungläubigen zu Freunden, wenn Gläubige vorhanden sind. Wer aber so tut, der hat von Allah in nichts Beistand zu erhoffen, oder er müßte Gefahr von ihnen befürchten. Allah selbst aber wird euch beschützen, und zu ihm werdet ihr einst kommen. [30] Sprich: Mögt ihr verheimlichen, was in eueren Herzen ist, oder dies kundtun, Allah weiß es; denn er weiß, was in den Himmeln und was auf Erden geschieht, und Allah ist über alle Dinge mächtig. [31] An jenem Tage wird jeder das Gute, welches er getan hat, gegenwärtig finden und wird wünschen, daß zwischen ihm und dem Bösen, das er getan hat, eine große Kluft sein möge. Allah selbst aber wird euch beschützen, denn er ist huldvoll gegen seine Diener."


    Fußnote Seite 54:
    Mohammed besiegte in dieser seiner ersten Schlacht, 624 n. Chr. G., bei Bedr (Badr) mit mangelhaft ausgerüsteter Schar (313 od. 319 Mann) ein doppelt bis dreifach so starkes (1000 Mann) mekkanisches Heer.

    Vorurteile und Falschinformationen gegen den Islam?

    Gegen Vorurteile und Falschinformationen wendet sich Sigrid Hunke in ihrem Buch Allah ist ganz anders. Insbesondere greift sie die weit verbreitete These an, der Islam sei mit Feuer und Schwert zu verbreiten. Tatsächlich steht eine solche Formulierung im Alten Testament der Bibel, auf die allerdings auch der Koran Bezug nimmt.

    Vehemment nimmt Sigrid Hunke Stellung (Seite  42-45):

    "Ausbreitung des Islams mit "Feuer und Schwert"?
    Ganz im Gegensatz freilich zu einem der starresten Vorurteile gegenüber dem Islam spielt die arabische Toleranz sogar die entscheidende Rolle bei seiner Verbreitung. Nicht nur die christliche Geistlichkeit hatte so etwas nicht erwartet. Inzwischen sind zwölfhundert Jahre vergangen - aber das christliche Abendland hält bis heute in Wort und Schrift, in Zeitungen und Büchern, in [S. 42] der allgemeinen Meinung und der neuesten Propaganda an dem Ammenmärchen fest, nach Mohammeds Tod hätten arabische Heere "den Islam mit Feuer und Schwert" vom Indus bis zum Atlantik verbreitet. Diese Formel ist in diesem Zusammenhang zum "geflügelten Wort" geworden, obwohl sie jeder geschichtlichen Wahrheit und Wirklichkeit entbehrt.
     
    "Es soll kein Zwang sein im Glauben", lautet das verpflichtende Wort im heiligen Koran (Sure 2,56)[Anm. RS hier 2,57]

    Ziel und Sinn der Eroberungszüge durch die arabischen Heere war die Ausbreitung des Herrschaftsbereichs Gottes in der Welt - nicht des islamischen Glaubens! Im Gegenteil! Die Christen sollten Christen, die Juden sollten Juden bleiben wie zuvor. Niemand hinderte sie und durfte sie an der Ausübung ihres Glaubens hindern. Niemand beeinträchtigte ihre Geistlichkeit, ihre Gotteshäuser, ihre Gottesdienste.
        Die neuen Herren über die unterworfenen Völker erschwerten geradezu ihren Übertritt. Man brauchte ja ihre Steuern, die aber entfielen, sobald sie sich zum Islam bekannten.
        Es waren die Andersgläubigen - eben Christen, Juden, Sabier, "Heiden" - die von sich aus zum Islam, zum Bekenntnis und Kult der Sieger, ihrer neuen Herren, drängten, mehr als diesen lieb sein konnte: die arabische Namen wählten, arabische Kleidung, arabische Sitten annahmen, die die arabische Sprache lernten, arabisch heirateten und die islamische Bekennerformel, die "schuhada", nachsprachen. Die Faszination des arabischen Lebensstils, der arabischen Kultiviertheit, Vornehmheit, Eleganz und Schönheit - kurz, der eigentümliche Zau- [S. 43] ber der arabischen Kultur, nicht am wenigsten die Großmut und Duldsamkeit - sie übten eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.
       Die christlichen Glaubenshirten in Andalusien bezeugten erbittert den Sog der arabischen Geistigkeit, dem die christlichen Schäflein allzu bereitwillig erlagen. Alvaro, Bischof von Cordoba, klagte in bewegten Worten:
     
     
    "Viele meiner Glaubensgenossen lesen die Gedichte und Märchen der Araber, sie studieren die Schriften der muslimischen Theologen und Philosophen, nicht um sie zu widerlegen, sondern um zu lernen, wie man sich auf korrekte und elegante Weise im Arabischen ausdrückt. Wo findet man heute einen Laien, der die lateinischen Kommentare über die heiligen Schriften liest? Wer unter ihnen studiert die Evangelien, die Propheten, die Apostel? Ach, alle jungen Christen, die sich durch ihr Talent bemerkbar machen, kennen nur die Sprache und Literatur der Araber! Sie lesen und studieren aufs eifrigste die arabischen Bücher, legen sich mit enormen Kosten große Bibliotheken davon an und sprechen überall laut aus, diese Literatur sei bewunderungswürdig! Redet man ihnen dagegen von christlichen Büchern, so antworten sie mit Geringschätzung, diese Bücher verdienten nicht ihre Beachtung! O Schmerz, die Christen haben sogar ihre Sprache vergessen, und unter Tausenden von ihnen findet man kaum einen, der einen erträglichen lateinischen Brief zu schreiben versteht; dagegen wissen Unzählige, sich aufs eleganteste im Arabischen auszudrücken und Gedichte in dieser Sprache mit noch größerer Kunst als die Araber selbst zu verfassen".

    Derselbe Zauber der arabischen Lebensart schlug noch die Kreuzfahrer im Orient in kurzer Zeit in seinen Bann. "Wir, die wir Abendländer waren, sind nun Orientalen geworden", meldete der Franzose Fulcher von Chartres stolz, überwältigt von dem fremden Reiz dieser von Farben und Düften betäubenden Wunderwelt. Warum sollten sie in den ärmlichen Westen zurückkehren, nachdem "Gott das Abendland in das Morgenland verwandelt" hatte?"
     
    Ich kann diese Bewertung nicht teilen, halte es aber gerade in der derzeitigen anti-islamischen latenden Pogromstimmung für wichtig, auf diese Sicht hinzuweisen. Wenn es auch Phasen der Toleranz besonders gegenüber gläubigen Christen und Juden gab, was aus der gemeinsamen Herkunft verstanden werden kann, so gab es diese nicht gegen Ungläubige. Räumt doch die Autorin in einem widerspruchsvollen Spagat selbst ein: 
    "Ziel und Sinn der Eroberungszüge durch die arabischen Heere war die Ausbreitung des Herrschaftsbereichs Gottes in der Welt - nicht des islamischen Glaubens!"
    Es steht für mich unzweifelhaft fest, und das beweist mir der neue radikal- islamische Fundamentalismus, daß der Koran sehr aggressiv auserwählt ausgelegt werden kann. Zum Heiligen Krieg. Aber auch die Kriegs- Geschichte zeigt ein klar anderes Bild: 

    Auszug aus der Geschichte der Eroberungskriege der Araber
    mit Bezugsdaten und Kreuzzügen: Gottes Ebenbilder sind überall am Werk. [Nach Quellen]

    630-er - 650-er Jahre:
    Auftauchen arabischer Heere aus Afrika.
    636 Schlacht bei Jarmuk.
    637 Schlacht bei Qadisijja.
    640 Unterwerfung Ägyptens und Syriens
    642 Schlacht bei Nihawend.
    650 Araber nehmen Persepolis ein.
    651 Schlacht bei Merw. Araber unterwerfen Persien; Ende des Sassanidenreiches.
    Arabischer Bürgerkrieg.
    657 Schlacht bei Camel.
    Schlacht bei Basra.
    Schlacht bei Siffin.
    Seekrieg derAraber gegen Byzanz.
    661-750 Kalifat der Omaijaden.
    674-678 Belagerung Konstantinopels durch die Araber.

    690-er - 700-er Jahre Eroberungen der Araber
    698 Araber nehmen Karthago ein.
    702 Unterwerfung der Berber durch die Araber.
    716-717 Belagerung Konstantinopels durch die Araber.
    747-750 Arabischer Bürgerkrieg.
    750 Schlacht am Großen Zab. Abbasidenkalifat tritt an die Stelle des Omaijadenkalifats.
    755-772 Berberaufstand in Nordafrika.
    763 Bau der Stadt Bagdad.
    Byzanz erobert das von Slawen besetzte Thrakien.
    776 - 843 Bilderstreit in Byzanz.
    798 Araber erobern Ibiza.
    811 - 819 Abbasidischer Bürgerkrieg
    825 (oder 823) Eroberung Kretas.
    827 - 832 Muslimische Aghlabiden beginnen mit der Unterwerfung Siziliens (902 abgeschlossen).
    830-838 Abbasidisch-byzantinischer Krieg.

    Emirat von Córdoba in Spanien
    755/756 Gründung der Omaijadendynastie in Spanien.
    Feldzüge derAghlabiden.
    Sarazenerpiraten überfallen vor allem von Bari (841- 871) und von Tarent (840 - 880) aus die Küsten des zentralen Mittelmeerraumes.
    846 und 850 Plünderung Roms.
    847 Eroberung von Bari. Vereinigung, Spaltung und zeitweilige Kämpfe der christlichen Staaten im Norden Spaniens gegeneinander und gegen die Araber.

    Mittlerer Osten
    852 Byzantinische Flottenexpedition gegen Ägypten.
    860 Russen greifen Konstantinopel an.
    867 Unabhängigkeit der Saffariden von Herat.
    867-886 Basileios I. ist Kaiser von Byzanz.
    868 Unabhängigkeit von Ägypten unter den Emiren der Tulunidendynastie.
    870 Araber erobern Malta
    874 Unabhängigkeit der Samaniden von Buchara.
    905 Abbasiden erobern das von den Tuluniden beherrschte Ägypten zurück.
    909 Aufstieg der Fatimiden von Nordafrika; die Fatimiden plündern die italienischen Küsten, Korsika, Sardinien und Ligurien.
    914 und 919 Misserfolg der fatimidischen Expeditionen gegen Ägypten.
    _

      Omaijadenkalifat
      920 Schlacht bei Val de Junqueras. Sieg des Emirs von Córdoba über Navarra und León.
      962 Sancho 1. von León beginnt mit der Reconquista (Wiedereroberung).
      981 Schlacht von Rueda.
      985 Andalusier plündern Barcelona.
      Niedergang der Omaijadendynastie; bis 1031 Zeit der unabhängigen Teilreiche (Taifas).
    _
    960 Fatimiden unterwerfen Ägypten.
    961 Byzanz gewinnt Kreta zurück.
    965 Byzanz erobert Zypern zurück.
    966-968 Byzantinische Invasion in Syrien.
    969 Byzanz gewinnt Antiochia zurück.
    974-975 Byzantinische Invasion in Syrien.
    976-1025 Basileios II. Unter seiner Herrschaft erreicht Byzanz den Höhepunkt seiner mittelalterlichen Größe.
    Unterdessen besteht das Abbasidenreich bis 1258 nur noch dem Namen nach.
    983 -1055 Bürgerkrieg im Irak/lran unter den Bujiden.
    989-1025 Kriege Basileios' II.
    997 oder 999-1030 Kriege Mahmuds von Ghasna in Transoxanien, im Iran und Irak, in Indien. Unterwerfung des Punjab.
    998 Zusammenbruch der Macht der Samaniden.
    1001 Schlacht bei Purushapura. Zweite arabische Invasion in Indien.
    1018 Armeen der Turkstämme plündern Kanauj und machen dem Tatihara- Reich ein Ende.
    1024 oder 1025 Schlacht von Somnanth. Zerstörung des Shiva- Tempels.
    1032 Einnahme Edessas durch Byzantiner
    1039 Sendekan. Einfall der Türken in Afghanistan.
    1040 Dandanqan. Seldschuken siegen über Ghasnawiden.
    1040 Seldschuken fallen von Ghasna ab. Niedergang der Ghasnawiden-Dynastie.
    1050 Oberägyptische Stämme der Hilali und Sullaim dringen in  Kyrene (Cyrenaika) und in die Türkei ein.

    Eroberungskriege der Seldschuken
    1050-er- 1060-erJahre  Almoraviden unterwerfen Marokko.
    1055 Seldschuken nehmen Bagdad ein
    1060-erJahre Weldschuken unterwerfen Nordsyrien und Hidschas.
    1060 - 1073 Innere Kämpfe im fatimidischen Ägypten.
    1069 Einnahme von Fez.
    1071 Schlacht bei Mantzikert. Seldschuken erobern fast das ganze von Byzanz beherrschte Kleinasien.
    1073-1077 Baar al-Jamah errichtet in Ägypten ein Militärregime. Existenz dreier Seldschukensultanate (Rum, Hamadan und Merw).
    1096 Kontingente des Volkskreuzzuges werden von den Türken vernichtet.
    1129 Feldzüge Zengis und Nur ad-Dins.
    1140-er Jahre In Marokko übernehmen Almohaden die Macht von den Amoraviden.
    1141 Sieg der Kara-Kitai über die Seldschuken von Merw.
    1144 Einnahme von Edessa.
    1154 Einnahme von Damaskus.
    1152-60 Almohaden erobern den Maghreb und Tripolitanien.
    1147 Normannen greifen Byzanz an.
    1153 Vernichtung des Seldschukensultanats von Merw durch die Ogusen.
    1157 Tod des letzten Seldschukensultans.
    1163,1167 Zengi greift Ägypten an und unterwirft es 1168-1169.
    1171 Saladin (1169-1193) begründet die Dynastie der Ajjubiden.
    1176 Schlacht bei Myriokephalon. Rumseldschuken siegen über Byzantiner.
    1184-1187 Saladin erobert das von Zengiden beherrschte Mesopotamien zurück.
    1185 Normannen greifen Byzanz an.
    1187 Schlacht bei Hattin. Jerusalem fällt an Saladin.

    Kreuzzüge  [hier zu: Die Ermordnung von einer Million Indianer: Haiti 1542]

    1096-1099  1. Kreuzzug
    1097 Schlacht bei Nikaia. Sieg der Christen.
    1098 Kreuzfahrer nehmen Antiochia ein.
    1099 Kreuzfahrer erobern Jerusalem und schlagen in der Schlacht von Askalon einen Gegenangriff von Ägypten zurück.

    1147 -1149  2. Kreuzzug
    1148-1149 Vergebliche Belagerung von Damaskus.

    1189-1192  3. Kreuzzug.
    Tod Kaiser Friedrichs I. Barbarossa.
    1191 Schlacht von Arsuf. Richard I. von England siegt über Saladin.
    1192 Rückeroberung Akkos durch die Kreuzritter.

    1202-1204  4. Kreuzzug.
    1204 Kreuzfahrer erobern und plündern Konstantinopel. Gründung des Lateinischen Kaiserreichs (besteht bis 1261).
    1229 Einnahme von Damiette.

    1227-1229  5. Kreuzzug.
    Friedrich II. erreicht sein Ziel durchVerhandlungen und wird um König von Jerusalem gekrönt.

    1248-1254  6. Kreuzzug  (nach Ägypten) .
    1250 Unentschiedene Schlacht bei Mansura.
    1250 Schlacht bei Fariskur. Niederlage der Kreuzfahrer und Gefangennahme Ludwigs des Heiligen.

    1270  7. Kreuzzug (nach Tunis)
    Tod Ludwigs des Heiligen



    Der Heilige Krieg in der Beurteilung von Islam Experten

    Im Islam-Lexikon wird unter dem Stichwort Heiliger Krieg (Bd. 2, S. 349 - 351) ausgeführt:

    "Heiliger Krieg
    Der Anspruch des Islams, "die beste Gemeinschaft unter den Menschen" (Koran 3, 110) hervorzubringen und den Gottesstaat auf Erden zu errichten, hat zur Gestaltung einer Lebensordnung geführt, in der Gottes Autorität konkrete Institutionen und konkrete Entscheidungen sanktioniert und die freie Initiative und die Gestaltungsfreiheit des Menschen stark einengt.
        Darüber hinaus wirkt sich der Universalanspruch des Islams auf die Beziehungen des islamischen Staates zu anderen Staaten aus. Kraft dieses Anspruchs proklamiert der Islam seine Lebensordnung als universal gültig und als im Grundsatz verbindlich für alle Gemeinschaften und Staaten. So fühlt sich der Islam dazu aufgerufen, den Herrschaftsbereich des islamischen Staates auszudehnen, die Normen der islamischen Gesellschaftsordnung zu universaler Geltung zu bringen, die Institutionen der politischen Struktur des Islams überall in der Welt zu errichten und somit eine einheitliche Gesellschaft unter islamischem Gottesrecht zu bilden, die möglichst alle Menschen umgreift.
        Dieser Universalanspruch wird heute im Zuge der islamischen Wiedererweckungsbewegung ausdrücklich proklamiert. Die traditionelle Maxime lautet ja: "Der Islam herrscht, er wird nicht beherrscht." Was diese Haltung für Folgen hat in bezug auf die Pflege des Friedens soll im folgenden ausgeführt werden.
        Es gibt heute in der islamischen Welt Rechtsgelehrte und militante Gruppen, die sich den Bestimmungen des klassischen Rechtssystems des Islams zum bewaffneten Einsatz (djihad) [350] im Mittelalter verpflichtet fühlen. Es gibt aber auch muslimische Gelehrte und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die die Akzente neu setzen und auf Aspekte des Islams hinweisen, die im Koran ihren Ausdruck haben, die jedoch im Laufe der Zeit unter den damaligen historischen Gegebenheiten immer mehr übersehen wurden. Und gerade diese Aspekte der islamischen Botschaft würden den Friedenswillen des Islams unterstreichen.
        Die Bestimmungen des Korans in bezug auf den sogenannten "Heiligen Krieg" stammen aus der Medina- Periode der Predigt Muhammads, d.h. der Zeit zwischen 622 und 632. Muhammad nimmt gegenüber den Widersachern, die die Muslime mit ihrer Feindseligkeit verfolgen, ihnen den Zugang zu den Heiligen Stätten in Mekka verwehren und sonst keine Abmachungen mit ihnen respektieren, eine härtere Haltung ein. Nach einer Zeit, in der der Koran nur einen bedingten Defensivkrieg gegen die Feinde vorschrieb, erklärte er dann doch den totalen Krieg gegen die unerbittlichen Gegner der islamischen Gemeinde. Die Muslime, so der Koran, sollen in den Kampf ziehen und für ihr Leben (vgl. 8,30), für ihren Glauben (61,8) und für die Einheit ihrer Gemeinschaft (2, 217) streiten. "Und kämpft gegen sie, bis es keine Verführung mehr gibt und bis die Religion gänzlich nur noch Gott gehört" (8,29; vgl. 2,193). Denjenigen, die durch ihre Beteiligung am Kampf ihre Glaubenstreue und ihren Gehorsam unter Beweis gestellt haben, wird der Lohn bei Gott verheißen (vgl. 4,74). Der Endzweck des Kampfes wird erst erreicht, und der Friede wird erst dann einkehren und herrschen, wenn die Ungläubigen endlich den Islam annehmen (vgl. 48,16) und wenn der Islam den Sieg davonträgt (vgl. 9,33). Bis dahin gilt der totale Krieg: "Und kämpft gegen die Polytheisten allesamt, wie sie gegen euch allesamt kämpfen ..." (9,36). Auf diese Weise werden die Muslime die ihnen von ihren Feinden angetane Gewalt zurückschlagen und die Bestrafung der Ungläubigen selbst vornehmen; so erfüllen sie ihre Pflicht, sich für die Rechte Gottes und für die Sicherung der Vorherrschaft des Islams einzusetzen. Dieser Einsatz ist von großer Bedeutung, denn er dient zugleich der Wahrung und Festigung der Einheit der islamischen Gemeinschaft und der Wahrung und Ausbreitung der islamischen Lebensordnung, so daß am Ende nur noch eine Gemeinschaft in der Welt besteht oder wenigstens der Islam allein die [351] Oberhoheit über alle übrigen Religionen und Gemeinschaften erlangt (vgl. 9,33; 61,9; 48, 28).
        Auf diesen koranischen Bestimmungen und Zielsetzungen beruhen die Angaben des islamischen Rechtssystems in der klassischen Zeit zum Heiligen Krieg."


    Update 7.10.1: Neu aufgenommene Literaturhinweise (Leseproben)

    Die Gewalt der Frommen
    Zur Psychologie religiöser und ethnischer Konflikte
     
    "Für mich ist der Fundamentalismus die dritte muslimische Antwort auf den Verlust kollektiver Selbstidealisierungen und den Bruch im Selbstbild, die der historische Wandel mit sich gebracht hat. Ist das Opfer unfähig zum Haß, so kann der Fundamentalist nicht aufhören zu hassen. Während beim «andalusischen Syndrom» die Trauer der Gruppe kein Ende nimmt, ist eine der Komponenten des Fundamentalismus das Phänomen der «Unfähigkeit zu trauern»3, ein emotionaler Zustand, bei dem der natürliche Trauerprozeß durch übermäßige Wut blockiert ist." (aus S. 262)

    Dogma & Zwangsidee
     
    "Der Widersinn im Dogma und in der Zwangsidee 
    Die Kirche verdankt der Häresie mehr als die Reaktion auf ihre irrigen oder frevlerischen Aufstellungen. Der von uns früher zitierte Satz eines Religionsforschers, daß die Häresie die Hebamme des Dogmas ist, besteht freilich zu Recht, aber es läßt sich dahin ergänzen, daß sie manchmal die Mutter des Dogmas geworden ist. Es wird dem Dogmenhistoriker nicht schwer, nachzuweisen, daß die Ketzermeinung einer früheren Zeit Eingang in das Dogma gefunden hat und dort sakrosankt erklärt wurde.19 Es ist demnach richtig zu behaupten, das Dogma sei der umgearbeitete, entstellte Ausdruck einer häretischen Anschauung, man möchte sagen: eine Blasphemie als Glaubensregel. 
    Dies widerspricht nur scheinbar der Bestimmung des Dogmas als einer Abwehr der Blasphemie. Wir verweisen auf das früher Gesagte, demzufolge sich das Dogma als Kompromißausdruck von verdrängenden und verdrängten Vorstellungen darstellt. Auch in dieser Richtung ist die Kirche eine complexio oppositorum. Diese positive Bedeutung der Häresie für das Dogma als einer seiner konstitutiven Faktoren ist für den unvoreingenommenen Beurteiler in der Geschichte aller Religionen unverkennbar. Sie wird sich nach zwei Richtungen hin unzweideutig äußern: [70] erstens zeigt die Religionsforschung an zahllosen Beispielen, daß, was heute den Gläubigen als Dogma erschien, ihnen übermorgen schon als Häresie erscheinen kann und zweitens beweist sie uns umgekehrt, daß die Häresie von heute übermorgen bereits dogmatische Geltung besitzen kann. Aber nicht nur dies: dieselbe Anschauung kann sozusagen zu gleicher Zeit die vorgeschriebene und verbotene sein. Die Dissenters, welche von den die Bekenntnisse feststellenden Reformatoren verworfen wurden, vertraten viele Gedanken, welche sich der offizielle Protestantismus in einem späteren Stadium zu eigen machte. Der Arianismus galt durch viele Jahrzehnte als die Form des Christentums, nicht nur als Staatsreligion, sondern auch als die von der Mehrzahl des Klerus und der christlichen Gemeinde anerkannte christliche Lehre. Die mutalizitische Auffassung wurde von den abassidischen Kalifen offiziell als Staatsdogma erklärt. Nehmen wir nur ein Beispiel aus der Geschichte des Arianismus, um den umgekehrten Prozeß zu illustrieren: die Synode von Antiochien hatte die Bezeichnung wesenseins für die Beziehung Gott-Vaters und Gott-Sohnes abgewiesen. Sie wollte der Konsequenz entgehen, daß das gemeinsame Wesen das Erste und Absolute sein könnte, von dem Vater und Sohn als gemeinsame Söhne abstammen. Das Konzil von Nizäa hat die Wesenseinheit von Gott-Vater und -Sohn dekretiert, obwohl das Wort in der Bibel nicht vorkommt. Die Bilderverehrung, einst ein Greuel vor dem Herrn, schien diesem in späterer Zeit angenehm und doch gelten die alten Gebote weiter. Was als schreckliche Irrlehre galt, wurde Glaubensgebot. Der Zweifel bricht aber in die Hürde selbst ein und bald läßt sich nicht mehr unterscheiden, was drinnen und was draußen bedeutet. Gilt als Häresie in den Anfängen einer Religion jede Anschauung, die dem kirchlichen common sense oder der Glaubensregel widerspricht, so wird später mit der Entwicklung der Dogmatik jeder zum Häretiker, dessen Überzeugung von der gerade herrschenden Meinung abweicht, mag er sonst so orthodox als nur möglich sein. Nicht nur Appolinaris, auch der große Origenes ist der Verurteilung nicht entgangen. Es ist dann eine Frage der Minorität und Majorität, ob jemand als Orthodoxer oder als Häretiker angesehen wird - aber dies kann über Nacht wechseln und die Rollen erscheinen plötzlich vertauscht. Seeberg weist auf die furchtbare Gefahr für die Kirche hin,20 »wenn der Weg der Wahrheit so schmal wird, daß nur die Sachverständigen - und auch die nur mit Zittern - darüber Auskunft geben können, wo er eigentlich geht«.
    So wird das Dogma selbst wie die Zwangsidee Objekt der mannigfaltigsten Unsicherheiten. ..." (aus S. 70-71) 

    Wenn der Glaube krank macht
     
    "I. Biblische und praktisch-theologische Aspekte Claus-Dieter Stoll 

    1. Krankmachender Glaube?
    Psychische Erkrankungen sind in den letzten Jahren verstärkt zu beobachten. Dazu gehören insbesondere Depressionen. Auch unter Christen finden sich nicht wenige, die davon betroffen sind.

         Nun scheinen seelsorgerliche Erfahrungswerte darauf hinzudeuten, daß insbesondere Christen aus evangelikalpietistischen Kreisen mit einer ausgeprägten Frömmigkeit nicht selten intensiver seelsorgerlicher und auch medizinischer und psychotherapeutischer Hilfe bedürfen. Solche Beobachtungen haben zu der Annahme veranlaßt, daß es gerade die ausgeprägte Frömmigkeit sei, die psychische Erkrankungen fördere. 
    Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, verstand in diesem 

    Zusammenhang Religion als eine »universelle Zwangsneurose«.
         Im kirchlichen Raum ist nicht selten auch die Bezeichnung »ekklesiogene Neurose« zu hören. Dieser Begriff wurde von dem Frauenarzt E. Schaetzing geprägt (1955, S. 97-108). In seiner gynäkologischen Praxis hatte er beobachtet, daß Patientinnen, die unter Frigidität oder psychisch bedingten Schmerzen im Genitalbereich litten oder Geburtsschwierigkeiten hatten, meist auch eine stark ausgeprägte religiöse Einstellung aufwiesen. Für solchen »kirchlichen Dogmatismus« machte er die enge, gesetzliche und leibfeindliche, in seinen Augen unchristliche Erziehung in freikirchlichen und pietistischen Kreisen verantwortlich (Thomas, 1987). Solche Urteile mußten zwangsläufig auf Unverständnis und Ablehnung in bewußt christlichen Kreisen stoßen." (aus S. 15)


    Ergebnisse, Diskussion, Empfehlungen
     
    Jüdische Religion, Christentum und der Islam sind z.B. solche Auserwähltreligionen. Sieht man sich ihre Geschichte an, so ist sie von einer eindrucksvollen Blutspur gezeichnet. 

    Anmerkung: Historisch gesehen waren am wenigsten die Juden offensiv expansiv kämpferisch. Inzwischen gibt es aber eine Reihe von fundamental- zionistischen Landräubern, die eine offensive Annexionspolitik mit der Maschinenpistole in der einen und der Bibel in der anderen Hand betreiben; unverkennbar zeichnet sich auch ab, daß konservativ- religiös- nationalistische Kräfte in Israel, unterstützt von mächtigen Kräften in den USA, sich Palästina gerne einverleiben möchten. Hiervon geht eine ständige Bedrohung zum Kampf der Religionen, der Kulturen und des Weltfriedens aus. Im Vergleich zu den radikal- islamistischen Gotteskriegern erscheint diese Bedrohung allerdings vergleichsweise gering, möglicherweise aber nicht aus arabischer Sicht.

    Auserwählte Selbstüberhöhungen menschenrechts- und verfassungswidrig?

    Die Allgemeinen Menschenrechte bestimmen im Artikel 1:
     
    Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
    Eine große Errungenschaft im Recht und in der Rechtsprechung sind Idee und Postulat, daß vor dem Gesetz alle gleich sind. Dies wird auch in den allgemeinen Menschenrechten dargelegt:

    Artikel 7: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben ohne Unterschied Anspruch auf gleichen Schutz durch das Gesetz. Alle haben Anspruch auf gleichen Schutz gegen jede unterschiedliche Behandlung, welche die vorliegende Erklärung verletzen würde, und gegen jede Aufreizung zu einer derartigen unterschiedlichen Behandlung.

    Diskussion: Die Gefahren paranoid-fanatischer Entgleisungen:
     
    In religiösen, weltanschaulichen und politischen Gruppen und Bewegungen finden sich nicht wenige - potentielle - Fanatiker, Wahnsinnige und hochgradig gefährliche Persönlichkeitsgestörte und Verbrecher, die im Gewand selbsternannter Propheten, Heilsbringer, Gottgesandter, Gotterfahrener und "Retter" der Menschheit auftreten. Manchmal sogar ganz unverhohlen Haß und Vernichtung Anders- Gläubiger völlig unverblümt öffentlich predigend und fordernd. Statt diese Fundamental- Gestörten dorthin zu schaffen, wohin sie gehören, in die geschlossene Psychiatrie, in Gefängnisse oder Umerziehungsstätten - und sofern sie unser Gastrecht mißbrauchen abschieben -, werden diese fundamentalen Feinde der Menschenrechte und der Zivilisation durch pseudoliberale Gesetze und Verfassungen nicht nur geschützt, sondern nicht selten auch noch steuerlich unterstützt und gefördert. Auch wenn derzeit von den Juden und Christen - gefährlich vor allem durch ihren Missionierungsdrang - aktiv eher eine geringe Gefahr ausgeht, darf man nicht übersehen, daß das Auserwählt wähnen eine ewige Zeitbombe enthält, die immer und jederzeit gezündet werden kann, wie man derzeit z.B. in Nordirland sehen kann. Auserwählt- Wähnungen sind eine grundsätzliche Bedrohung von an den Menschenrechten orientierten Zivilisationen. Dies kann sich z.B. auch in einem hemmungslosen nationalen Egoismus zeigen, wie ihn die USA seit rund 100 Jahren politisch praktizieren.



    Anmerkungen und Endnoten
    ___
    Auserwählt-Wähnung USA: Sie hat tatsächlich auch religiöse Wurzeln, wie Dr.h.c. Heribert Rams, Freiburg und Achim Niessen, M.A., Akademisches Auslandamt der Universität Karlsruhe, feststellt (fett-kursiv RS):
      "Für viele schien Amerika das gelobte Land zu sein. Der puritanische Glaube erschuf den Mythos vom auserwählten Volk, der noch heute spürbar ist. Die Religion hat dadurch nicht nur den Amerikanismus gestützt und gefördert, sie hat auch die amerikanischen Ideale der Freiheit und der Gleichheit, der Regierungsform und der Lebensweise mitgetragen und mitgestaltet."
    In: Wegweiser USA. Wissenswertes für einen Aufenthalt in den USA. Reader zur Ergänzung der Vorbereitungsseminare für einen Studienaufenthaltim Rahmen eines Austauschprogramms des Landes Baden-Württemberg: https://www.uni-tuebingen.de/intrel/textdat/wegweiser-us.html.



    Empfehlungen:
     
    1. Verfassungsrechtlichkeit der Auserwählt Selbsterhöhung überprüfen. 
    2. Entzug von Privilegien. 
    3. Beobachtung und Kontrolle der Entwicklung. 
    4. Aufklärung und Information der Bevölkerung. 
    5. Von den Auserwählt- Religionen wäre zu wünschen, daß sie neue Propheten fördern, die geeignet sind, die Religions- Lehren den Menschenrechten und damit der Zivilisation anzupassen.

    Entwurf/ Leitideen:

    Internationales Missionierungs-Völkerrechts- Gesetz

    1. Allen Religionen wird verboten, uneingeladen und unautorisiert durch die Gast-Kultur zu missionieren.
    2. Autorisierte "Missionen" müssen das Toleranzgebot beachten, sonst sind sie völkerrechtswidrig.
    3. Autorisierte "Missionen" bedürfen der Erlaubnis durch einen von den Vereinten Nationen (UNO) legitimierten internationalen ethnologischen Rat, dessen Richtlinien zu beachten und deren Einhaltung durch unabhängige BeobachterInnen zu kontrollieren ist.
    4. Auserwählt-Verkündigungen sind als Verstoß gegen die Allgemeinen Menschenrechte unzulässig.
    5. Kooperation jedweder Form mit Geheimdiensten ist unzulässig.




    Literatur und Links. siehe auch Lit Fundamentalismus.
    • Abdel-Samad, Hamed (2015) Mohamed  Eine Abrechnung. München: Droemer.
    • Brockhaus (1964, 38.A.). Die Heilige Schrift. Altes und Neues Testament. Wuppertal: Brockhaus.
    • Bucher, Anton A. (1992). Bibel-Psychologie. Psychologische Zugänge zu biblischen Texten. Stuttgart: Kohlhammer.
    • D. A. G. Publications (dt. 2000, engl. 1999). Zeittafeln zur Militärgeschichte. Von 3000 v. Chr. bis heute.  Augsburg: Bechtermünz.
    • Deschner, Karlheinz.
    • Dietrich, Michael (1991, Hg.). Wenn der Glaube krank macht. Wuppertal: Brockhaus.
    • Durkheim, Emilie (dt. 1981, fr. 1968). Die elementaren Formen religiösen Lebens. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Ebertz, Michael N. (1995). Auserwählung. In: Gasper, Hans; Müller, Joachim & Valentin, Friederike (1995), 92-95.
    • Fischer, Wolfram & Marhold, Wolfgang (1978, Hrsg.). Religionssoziologie als Wissenssoziologie. Stuttgart: Kohlhammer.
    • Fox, Robin Lane (dt.2000, engl. 1991 ). Die Geheimnisse der Bibel richtig entschlüsselt. Augsburg: Bechtermünz.
    • Gasper, Hans; Müller, Joachim & Valentin, Friederike (1995). Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Erklärungen. Freiburg: Spektrum
    • Glasenapp, Helmuth von (1963). Die nichtchristlichen Religionen. Frankfurt: Das Fischer Lexikon.
    • Guillet, Jaques (1964). Auserwählung. In: Léon-Dufour, Xavier (dt. 1964, fr. 1962, Hrsg.), S. 41
    • Hellpach, Willy (1951). Grundriss der Religionspsychologie. Stuttgart: Enke.
    • Herlitz, Georg & Kirschner, Bruno (1927, 1987 Nachdruck). Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens. Frankfurt: Jüdischer Verlag bei athenäum.
    • Hoensbroech, Paul von (1904). Der Zweck heiligt die Mittel. Eine ethisch-historische Untersuchung nebst einem epilogus galeatus. Ausgabe  3. gänzlich umgearb. und stark verm. Aufl.. Leipzig: Breitkopf & Härtel.
    • Holm, Nils G. (1990), Einführung in die Religionspsychologie. München: UTB Reinhardt.
    • Hunke, Sigrid (1990). Allah ist ganz anders. Enthüllung von 1001 Vorurteilen über die Araber. München: Goldmann.
    • Huth, Werner (1988). Glaube, Ideologie und Wahn. Das Ich zwischen Realität und Illusion. Frankfurt: Ullstein.
    • Jelke, Robert (1948). Grundzüge der Religionspsychologie. Heidelberg: Jedermann.
    • Kakar, Sudhir (dt. 1997, engl. 1996). Die Gewalt der Frommen. Zur Psychologie religiöser und ethnischer Konflikte. München: C.H. Beck.
    • Khoury, Adel Theodor; Hagemann, Ludwig & Heine, Petra (1991). Islam-Lexikon. Geschichte, Ideen, Gestalten. Freiburg: Herder.
    • Langbein, Walter Jörg (2006). Lexikon der Biblischen Irrtümer. München: Langen-Müller.
    • Lange, Nicholas de (dt. 1998). Bildatlas der Weltkulturen. Jüdische Welt. Kunst, Geschichte und Lebensformen. Augsburg: Bechtermünz.
    • Léon-Dufour, Xavier (dt. 1964, fr. 1962, Hrsg.). Wörterbuch zur Biblischen Botschaft. Freiburg: Herder.
    • Löbsack, Theo (1989) Wunder, Wahn und Wirklichkeit. Naturwissenschaft und Glaube. München: Goldmann.
    • Mensching, Gustav (1947). Soziologie der Religion. Bonn: Röhrscheid.
    • Rahner, Karl & Vorgrimler, Herbert (1961). Kleines theologisches Wörterbuch. Freiburg: Herder.
    • Reik, Theodor (dt. 1973, engl. 1957). Dogma und Zwangsidee. Eine psychoanalytische Studie zur Entwicklung der Religion. Eingeleitet von Yorick Spiegel und Joachim Scharfenberg. Stuttgart: Kohlhammer.
    • Robins, Robert S. & Post, Jerrold M. (dt. 2002, eng. 1997). Die Psychologie des Terrors. Vom Verschwörungsdenken zum politischen Wahn. München: Droemer.
    • Robinson, Francis (dt. 1998). Bildatlas der Weltkulturen. Der Islam. Kunst, Geschichte und Lebensformen. Augsburg: Bechtermünz.
    • Simmel, Oskar SJ & Stähling, Rudolf (1961, Hrsg.). Christliche Religion. Frankfurt: Das Fischer Lexikon.
    • Treher, Wolfgang (1969) Hegels Geisteskrankheit oder Das verborgene Gesicht der Geschichte. Psychologische Untersuchungen und Betrachtungen über das historische Prophetentum. Emmendingen: Selbstverlag.
    • Ullmann, Ludwig & Winter, L. W. (1959). Der Koran. Das Heilige Buch des Islam. München: Goldmann.

    _
    Links
    • Jüdisches Leben: https://www.talmud.de/.
    • Bibel-Konkordanz Online: https://www.bibel-konkordanz.de/.
    • Islam: https://quran.al-islam.com/.




    Anmerkungen und Endnoten
    ___
    Auserwählt-Wähnung USA: Sie hat tatsächlich auch religiöse Wurzeln, wie Dr.h.c. Heribert Rams, Freiburg und Achim Niessen, M.A., Akademisches Auslandamt der Universität Karlsruhe, feststellt (fett-kursiv RS):
      "Für viele schien Amerika das gelobte Land zu sein. Der puritanische Glaube erschuf den Mythos vom auserwählten Volk, der noch heute spürbar ist. Die Religion hat dadurch nicht nur den Amerikanismus gestützt und gefördert, sie hat auch die amerikanischen Ideale der Freiheit und der Gleichheit, der Regierungsform und der Lebensweise mitgetragen und mitgestaltet."
    In: Wegweiser USA. Wissenswertes für einen Aufenthalt in den USA. Reader zur Ergänzung der Vorbereitungsseminare für einen Studienaufenthaltim Rahmen eines Austauschprogramms des Landes Baden-Württemberg: https://www.uni-tuebingen.de/intrel/textdat/wegweiser-us.html.
    ___
    Koran-Quelle. Aus dem Netz erhielt ich den Hinweis, daß das Zitat "Den verstockten Ungläubigen hilft bei Allah weder Reichtum noch Kinder: Ungläubige werden Nahrung des Höllenfeuers." nicht Surre 3,11 sondern sich in Sure 3, 10 finde. Ich habe daraufhin noch einmal in  'meinem' Koran nachgesehen, aber in meiner Übersetzung "Der Koran" von Ullmann, Ludwig & Winter, L. W. (1959) wird der zitierte Text tatsächlich unter Sure 3, 11 aufgeführt.
    ___
    Luther-Bibel.  Die vielfachen Änderungen der Bibeltexte werden von Karlheinz Deschner kritisiert, z.B. (Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. I, 85f):
      Hat David die Ammoniten an Ziegelöfen "arbeiten" lassen oder hat er sie in Ziegelöfen verbrennen lassen?
    "Wie schon über Saul, so geriet auch über David (1000-961) [<85] «der Geist des Herrn» und er selbst auf einen Kriegszug nach dem andern - «gegen lauter Unterdrücker»: gegen die letzten Enklaven der Kanaanäer im Norden, gegen Ammoniter, Moabiter, Edomiter, Aramäer, Hadadeser. «Meinen Feinden jagte ich nach und vertilgte sie, und ich kehre nie um, bis ich sie umgebracht habe», bekennt Davids Danklied. «Ich will sie zerstoßen zu Staub der Erde, wie Dreck auf der Gasse will ich sie zerstäuben und zertreten.» Doch «fing er nie einen Krieg an», lobt Kirchenlehrer Ambrosius, «ohne den Herrn zu Rate gezogen zu haben. Deshalb ging er aus allen Schlachten als Sieger hervor, die Hand bis ins höchste Greisenalter am Schwerte . . .» Als erprobter einstiger Bandenhauptmann - dessen diesbezügliches Wirken das «Who's Who in the Old Testament» unter dem attraktiven Titel «The Guerrilla Years» schildert - ging der «hochgemute Kriegsheld» (Kirchenlehrer Basilius) besonders gründlich vor und wird dennoch (im Grunde deshalb!) nicht nur von der jüdischen, sondern auch von der ganzen christlichen und islamischen Theologie als Mann von überragender religiöser Bedeutung verehrt! «So oft David das Land überfiel, ließ er weder Mann noch Frau am Leben», rühmt die «Heilige Schrift». «So tat David, und das war seine Art, solange er im Philisterland wohnte.» Sechzehn Monate genoß er dort den Schutz des Königs Achis von Gath vor Saul. Später schlug gerade David die Philister so entscheidend, daß sie die Bibel kaum noch erwähnt. Auch läßt der Auserwählte Gottes - der erstmals den Kern eines stehenden Berufsheeres geschaffen, den Jahweglauben, betonter als  früher schon, zur offiziellen Staatsreligion gemacht sowie die führenden Priester zu königlichen Beamten und Mitgliedern des Hofstaates - gelegentlich alle Pferde seiner Feinde lähmen oder diesen selbst Hände und Füße abhacken. Und gern legte «der göttliche David, dieser so sanftmütige und große Prophet» (Kirchengeschichtsschreiber Bischof Theodoret), das gefangene Volk - damit an Methoden Hitlers erinnernd - «unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon.» [FN28]
        Nicht ganz nebenbei: Dies Zitat gibt die vom Rat der Evange-[<86]lischen Kirche in Deutschland im Einvernehmen mit dem Verband der Evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland 1956 und 1964 genehmigte, 1971 gedruckte Bibel «Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers» so wieder: «Aber das Volk darin führte er heraus und stellte sie als Fronarbeiter an die Sägen, die eisernen Pickel und an die eisernen Äxte und ließ sie an den Ziegelöfen arbeiten.» Luther selbst freilich hatte übersetzt: «Aber das Volck drinnen füret er eraus / und legt sie unter eisern segen und zacken / und eisern keile / und verbrand sie in Zigelöfen.» [FN29]
        Die entsprechende Stelle des Ersten Buches der Chronik 20,3 lautet in der vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland autorisierten Bibel «Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers»: «Aber das Volk darin führte er heraus und ließ sie mit Sägen und eisernen Hacken und Äxten Frondienste leisten." Luther selbst freilich hatte wieder übersetzt; «Aber das volck drinnen füret er eraus / und teilet sie mit Segen / und eisern Hacken und Keilen.» [FN30]
        Und ist's auch Fälschung, hat es doch Methode."

    Dokumentiert am 3.9.2006
    Jedes dritte Wort der Luther-Bibel Übersetzung wurde geändert
        "Die Evangelische Kirche legte innerhalb der letzten 100 Jahre drei Lutherbibel-Revisionen vor. In der revidierten Fassung von 1975 gehen kaum noch zwei Drittel des Textes direkt auf Luther zurück. Mindestens jedes dritte Wort wurde geändert, teils nur geringfügig, teils schwerwiegend - von 181 170 hochgerechneten Wörtern des Neuen Testaments etwa 63 420 Wörter! (Notwendige Änderungen zum Textverständnis, nach Auskunft der kritischen Forschung: etwa 1000, großzügig gerechnet allenfalls 2000 bis 3000 Wörter!) Das hat sich Luther, für dessen zeitgemäße Erfüllerin sozusagen sich diese Bibelrevision hält, kaum träumen lassen, zumal es sein Übersetzungsprinzip war, «daß die Worte den Sachen dienen müssen, nicht die Sachen den Worten», daß «nicht der Sinn den Worten, sondern die Worte dem Sinn dienen und folgen sollen» [FN31]." Siehe auch Fox, Langbein. Deutsche Bibelübersetzungen und Revisionen [1,2,3,].
    FN28 1.Sam. 16,1; 16,13; 27,1 ff; 2.Sam. 4,12; 8,1 ff; 12,29 ff; 21,15 ff; 22,38 ff. 1.Chron. 18,4. Ambros. de off. 35,177. Theodor. h.e. 1,33. Basil. Brief an Greg. Naz. 2,3 f. Heilmann IV 324. Cornfeld/Botterweck II 410 ff, IV 899, V 1134. LThK 2. A. III 174 ff. Beek 50 ff. Comay, Who's Who 88 ff. Ders. story 113 ff
    FN29 Vgl. Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments  nach  der deutschen Übersetzung Martin Luthers, Württembergische Bibelanstalt Stuttgart, 1970, 368 mit D. Martin Luther, Die gantze Heilige Schrift, Bd. 1, Biblia: Das ist: Die gantze Heilige Schrifft / Deudsch / Auffs new zugericht, Wittenberg 1545. Neudruck dtv text-bibliothek, hgg. von H. Volz unter Mitarbeit von H. Blanke. Textredaktion F. Kur, 1974, 591. Hervorhebungen von mir
    FN30 Vgl. Die Bibel der Württembergischen Bibelanstalt, 1970, 484 mit D. Martin Luther, Die gantze Heilige Schrift, Wittenberg 1545. Neudruck dtv text-bibliothek, Bd. 1, 1974, 773. Hervorhebungen von mir
    FN31 L. Schmidt, Das Neue Testament 345 ff, bes. 361. Krause, Fragwürdigkeiten 75 ff, bes. 76 f, 79, 83, 89 f
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    Querverweise
    • Auserwähltsyndrom und Fundamentalismus: Vortrag vom 28.2.2011.
    • Überblich Auserwählt Materialien in der IP-GIPT
    • Ist Gott Amerikaner? Eine ethnologische Untersuchung der missionarischen Arbeit des "Summer Institutes of Linguistics". Ein Buchhinweis. Mit einem Entwurf für ein Missionierungs- Völkerrechtsgesetz.
    • Der radikale Fundamentalismus und seine gemeingefährlichen psychopathologischen Wurzeln.
    • Kriege im Alten Testament. Materialien zum Menschen- und Gottesbild und zur Ethik des Alten Testamentes.
    • Gott und Gottesbilder. Fragen, Probleme und Systematik.
    • Haiti 1542. Der Völkermord an den Indianern im Namen des Herrn:  Unermeßlicher Christlicher Haß, Blutrausch und Gier am Beispiel der spanischen "Ebenbilder Gottes"
    • Traktat über die drei Betrüger - Und hier geht's zur Aufklärung. - Brief über Toleranz (John Locke)
    • Päpste als Hochstapler - Verbrechen im Namen Christi - Sexueller Missbrauch in der kath. Kirche u.a.
    • Herrscher Typen. Ein historisch-politpsychologischer Entwurf.
    • Der Fanatiker, eine Analyse des Wehrmachtspsychologen Dr. Brosius.
    • Übersicht Programm Politische Psychologie in der IP-GIPT.
    • Die Präsidenten der USA als politisch Hauptverantwortliche und Hintermänner für Terroranschläge, Kriegsanzettelungen, Staatsstreiche, Killerkommandos und viele andere destruktive Aktionen und Einmischungen in die inneren Angelegenheiten fremder Länder. Mit Literatur und Linkliste.
    • Methoden der CIA unter der politischen Verantwortung der US-Präsidenten.
    • Heiliger Krieg - Dschihad provoziert. Die Würfel sind gefallen. Wenn es nur ein Abenteuer wäre.
    • Tot oder Lebendig: Osama Bin Laden durch Wyat Earp Bush für vogelfrei erklärt.
    • Teil 1 Neue Formen des Krieges? Die Achillesversen der Hightech-Gesellschaften und das vollständige Versagen der amerikanischen Sicherheitssysteme. Aus der Reihe Politische Psychologie. (14.9.01)
    • Teil 2 Neue Formen des Krieges: Was ist ein Beweis? Oder wann ist ein Aggressor überführt?.  (16.9.01)
    • Der Krieg und seine psychologischen Wurzeln.
    • Parameter des Weltfriedens: Die Staatslehre des Aristoteles. Ein Leitmotiv für die Organisation der Welt zur Minimierung von Krieg, Terror, Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung. Aus der Politik 5. Buch, 8. Kapitel. (16.09.01)
    • Übersicht Differentielle Psychologie der Persönlichkeit.
    • Kritik und Alternative zur Traditionellen Diagnostik in der Psychopathologie.
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität.
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    • Norm, Wert, Abweichung (Deviation): "Normal", "Anders", "Fehler", "Gestört", "Krank", "Verrückt".

    • Ingo-Wolf Kittel:  Systematische Überlegungen zum Begriff "krank" in der Medizin im allgemeinen und in der Seelenheilkunde im besonderen.

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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Auserwählt und Auserwählt-Syndrome: Psychologische und psychopathologische Analyse oder Über ein gefährliches Fundamentalismus-Axiom potentiell paranoider Selbstüberhebung in Religionen (z.B. bei Juden, Christen und Moslems) und Weltanschauungen. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/medppp/auserw/auserw0.htm
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    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    28.11.18    Lit-Erg. Treher Hegels Geisteskrankheit.
    24.12.15    Lit-Erg.: Löbsack (1989)  Wunder, Wahn und Wirklichkeit.
    27.10.15    Mohamed Biographie von Abdel-Samad.
    02.09.06    Luther-Bibel von den Evangelischen Bibelgesellschaften verfälscht?.
    14.02.06    Link "Jüdisches Leben" aktualisiert.
    23.05.05    Auserwählt-Wähnung USA religiös fundiert. Layout. Suchen in der IP-GIPT (Beispiele mit "auserwählt").
    05.05.05    BuchhinweisTraktat über die drei Betrüger [Moses, Jesus, Mohammed]. Mit einem Anhang Zeitalter der Aufklärung: Hintergrund, Vorläufer, Bewegung und Rahmen.Studien zur Psychologie und Psychopathologie der HochstaplerIn. (5.5.5.)
    20.05.04    Querverweise zu den Materialien.
    03.05.04    Nordirland Link.
    19.04.04    Link: Auserwählt Zitate aus dem Talmud.
    Letzte Korrekturen und geringfüge Veränderungen: 19.4.3 Linkhinweis zu den Auserwählt-Materialien. 2.10.2001. Die psychopathologische Untersuchung der religiösen Führer - offenbar eine männliche Domäne - wird unregelmäßig fortgesetzt. Letzte Ergänzung 7.10.1. Am  24.10.01 Aufnahme Entwurf für ein Missionierungs- Völkerrechtsgesetz.