Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=02.12.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 15.3.8.
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Willkommen in der Abteilung Metaphysik - von den letzten und großen Dingen jenseits der Wissenschaft, hinter der wahrnehmbaren Welt, Logik und Erfahrung:

    Gott und Gottesbilder
    Fragen, Probleme und Systematik
    Aus ethisch-vernünftiger Perspektive eines metaphysisch liberalen Freidenkers

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
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    Übersicht
    • Die Frage, ob es einen Gott gibt [Brecht]. 
    • Was "ist" Gott psychologisch? 
    • Inkarnationen und Metamorphosen. 
    • Kombinatorische Merkmalsliste Gott und Gottesbilder. 
    • Religion und politische Macht. 
    • 10 Fragen zu Gott.
    • Literatur.
    • Links.
    • Glossar und Anmerkungen:
      • Freud: Psychoanalyse Gottes.
      • Freud: Illusion als Wurzel aller Religion.
      • Psychoanalyse von Religion und Gott, Politik, Recht und Moral: Gründliche Revision gefordert.
    • Entwurf für ein Internationales Missionierungsgesetz.
    • Querverweise.


    Die Frage, ob es einen Gott gibt [Brecht]
    "Einer fragte Herrn K., ob es einen Gott gäbe. Herr K. sagte: «Ich rate dir, nachzudenken, ob dein Verhalten je nach der Antwort auf diese Frage sich ändern würde. Würde es sich nicht ändern, dann können wir die Frage fallenlassen. Würde es sich ändern, dann kann ich dir wenigstens noch so weit behilflich sein, daß ich dir sage, du hast dich schon entschieden: Du brauchst einen Gott.» "


    Was "ist" Gott psychologisch ? > Zur Psychoanalyse Gottes.
    "Gott" ist eine Erfindung und Schöpfung des menschlichen Geistes aufgrund tiefgreifender metaphysischer und persönlicher Bedürfnisse. Sofern "Gott" als existent betrachtet wird, ist "Gott" eine Projektion, also ein Phantasieprodukt, das aus dem Inneren des Menschen nach außen verlagert und dort als existent gewähnt wird. In Psychosen und psychoseformen Störungen kann die Projektion "Gott" real erlebt werden. Psychopathologisch liegt dann eine Halluzination (= Wahrnehmung ohne äußere Wahrnehmungsquelle) und ein Wahn (Zuschreibung einer falschen Bedeutung) vor. In gewisser Weise kann die Projektion als genialer Mechanismus betrachtet werden, eine fehlende Realität zu erzeugen: der Mensch nimmt wahr, was er braucht und ersehnt und das wirft ein interessantes und erhellendes Licht auf die Bedeutung des Wünschens für den Wahn, was schon Heinroth sah. Dies entspricht der Plus-Symptomatik in der Psychopathologie. In der Soziologie wird die Religion aber nicht als normal-psychotische Variante gesehen, sondern als normal, weil diese Variante statistisch gesehen ziemlich verbreitet ist. Was man an dem Phantasieprodukt "Gott" und der Religion sehr schön studieren kann ist, dass und warum Geistesstörungen nicht als solche erkannt und bewertet werden. Dafür gibt es im wesentlichen zwei gute Gründe: (1) viele, ja mitunter sogar die Mehrheit teilen diese Geistesstörung, bilden statistisch betrachtet also die (Querschnitts-) Norm und (2) diese Geistesstörung hat für viele einen Nutzen und bereichert ihr Leben, weil tiefgreifende metaphysische und persönliche Bedürfnisse dadurch befriedigt werden. Diese Betrachtung steht mit der alten Heinrothschen Motivationstheorie des Wahns im Einklang und geht über sie hinaus, indem auch noch die Halluzination einbezogen wird. Symptome haben daher einen Doppelcharakter [L] und dort, wo sie positiv bewertet und erlebt werden, betrachtet man sie nicht als Symptome. Eine als normal angesehene Paranoia funktioniert daher praktisch nicht wie eine als nicht normal angesehene Paranoia. Dies steht wiederum mit einer alten antipsychiatrischen These und Soziologie im Einklang, dass Störungen durch die gesellschaftliche oder institutionelle Definitionsmacht erst zu solchen gemacht werden (was nur die halbe Wahrheit ist). Was die Sachverhalte dem Erleben nach "wirklich" sind, hängt also auch davon ab, wie man sie bewertet.
        Querverweis > Psychoanalyse der Religion: Illusion als Wurzel der Religion.



    Inkarnationen und Metamorphosen
    Alle Sachverhalte dieser Welt können im Prinzip vergöttert werden (Apotheosierung; Apotheose, z.B. Cäsar, Alexander d. Gr., die Kumari und der König von Nepal (Vishnu); der Tenno, der japanische Kaiser). Ein Gott kann in einen anderen oder sogar in viele andere schlüpfen. Die Wandlung kann nur einen oder mehrere Aspekte betreffen. Die Götter können sich in den verschiedensten Erscheinungen manifestieren oder "inkarnieren", unterschiedliche Gestalten und Formen annehmen und sich wandeln (Metamorphosen). Schlüpft ein Gott z.B. in eine Schlange oder Schildkröte, liegt eine Inkarnation vor, ebenso wie wenn ein Gott zu einem Menschen wird. So wird etwa berichtet, dass der hinduistische Gott Shiva 1008 Namen für seine vielen, vielen Erscheinungsformen hat. Götter oder Aspekte von Göttern können sich wandeln und mal diese oder jene Verkörperung, Erscheinungsform oder Funktion (Aufgabe) annehmen. Eine Systematik dieser kaum übersehbaren Vielfalt erfordert daher kombinatorische Überlegungen.

    Kombinatorische Merkmalsliste Gott und Gottesbilder -
    Allgemeine und Integrative Psychologie der Religionen


     

    Religion und Politische Macht
    Religion, politische Macht und Herrschaft sind Zwillinge. Das Phänomen der Apotheose (Vergötterung, Vergöttlichung, z.B. Cäsar, Alexander d. Gr., die Kumari und der König von Nepal (Vishnu); der Tenno, der japanische Kaiser) von Herrschern, Königen und Kaisern ist ein schöner empirischer Beweis für die wechselseitige Funktionalität von Religion, politischer Macht und Herrschaft. Ein anderes Beispiel liefert der Islam mit seiner Scharia und dem Anspruch eines Gottesstaates. Es dürfte kaum eine Religion zu finden sein, die sich auf ihre metaphysischen Zwecke beschränkt. Als besonders gefährlich haben sich hierbei Religionen erwiesen, die einen Auserwähltheitsanspruch entwickelten, wie z.V. Judentum, Christentum und der Islam und missionieren.


    10 Fragen zu Gott
    Aus ethisch-vernünftiger Perspektive eines metaphysisch liberalen Freidenkers
    1. Wäre Gott allmächtig: Warum macht er dann solch einen unzulänglichen und destruktiven Menschen?
    2. Wäre Gott gerecht: Warum gibt es dann so viel Unrecht und Grausamkeit auf der Welt und besonders unter den Religionen?
    3. Wäre Gott gütig: Warum treibt er dann ein solches Spiel mit der Welt und den Menschen:  Warum können die einen Geschöpfe nur leben, wenn sie die anderen umbringen: Töten und morden als "schöpferisches Lebensprinzip"?
    4. Wäre Gott verständnisvoll: Warum versteht ihn dann niemand?
    5. Wäre Gott liebevoll: Warum sorgt er dann nicht für eine liebevolle Welt?
    6. Wäre Gott existent: Warum zeigt er sich dann nicht?
    7. Was folgte, wenn Gott tatsächlich den unzulänglichen und destruktiven Menschen nach seinem Ebenbilde geschaffen hätte - wäre Gott dann nicht selbst unzulänglich (Contradictio in adjecto?) und destruktiv (Gott also sein erster Teufel)?
    8. Wenn Gott die Liebe ist, warum sind dann so viele seiner DienerInnen in ihrem Liebesleben gestört und die Sexuallehren teilweise selbst der Psychopathologie entsprungen?
    9. Wäre Gott stark, warum hilft er dann so vielen Schwachen, Unschuldigen und Wehrlosen nicht?
    10. Wäre Gott gut, warum sind dann seine Propheten so grausam, dass deren Opfer sogar das Paradies verschmähen oder sich an ihren wehrlosesten Schützlingen vergehen ?




    Literatur > Auserwählt, Fundamentalismus, Psychopathologie der Religion, Literatur Grenzwissenschaften (Metaphysik).
    Bellinger, Gerhard J. (1999). Sexualität in den Religionen der Welt. Frechen: Komet.
    Lissner, Ivar & Rauchwetter, Gerhard (1982). Der Mensch und seine Gottesbilder. Freiburg: Olten.
    Tokarew, S. A. (1968). Die Religion der Geschichte der Völker. Berlin: Dietz.
    Tworuschka, Monika & Udo (1996, Hrsg.). Religionen der Welt. Grundlagen, Entwicklung und Bedeutung in der Gegenwart. München: Orbis.


    Links (Auswahl)
    • Das katholische Gottesbild [1,]
    • Mauthner zum Gottesbegriff.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
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    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Brecht. Zitat aus: Kalendergeschichten von Bertolt Brecht, Rowohlt 1983, S. 104.
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    Psychoanalyse Gottes.
      Freud'sche Gottesfunktionen. In Die Zukunft einer Illusion [Studienausgabe Fischer Bd. IX, S. 152] schreibt Freud: "Die Götter behalten ihre dreifache Aufgabe, die Schrecken der Natur zu bannen, mit der Grausamkeit des Schicksals, besonders wie es sich im Tode zeigt, zu versöhnen und für die Leiden und Entbehrungen zu entschädigen, die dem Menschen durch das kulturelle Zusammenleben auferlegt werden."
    Psychoanalyse der Religion: Illusion als Wurzel der Religion:
      Am Ende führt Freud In Die Zukunft einer Illusion IV [Studienausgabe Fischer Bd. IX, S. 167] aus: "Es liegt nicht im Plane dieser Untersuchung, zum Wahrheitswert der religiösen Lehren Stellung zu nehmen. Es genügt uns, sie in ihrer psychologischen Natur als Illusionen erkannt zu haben. Aber wir brauchen nicht zu verhehlen, daß diese Aufdeckung auch unsere Einstellung zu der Frage, die vielen als die wichtigste erscheinen muß, mächtig beeinflußt. Wir wissen ungefähr, zu welchen Zeiten die religiösen Lehren geschaffen worden sind und von was für Menschen. Erfahren wir noch, aus welchen Motiven es geschah, so erfährt unser Standpunkt zum religiösen Problem eine merkliche Verschiebung. Wir sagen uns, es wäre ja sehr schön, wenn es einen Gott gäbe als Weltenschöpfer und gütige Vorsehung, eine sittliche Weltordnung und ein jenseitiges Leben, aber es ist doch sehr auffällig, daß dies alles so ist, wie wir es uns wünschen müssen. Und es wäre noch sonderbarer, daß unseren armen, unwissenden, unfreien Vorvätern die Lösung all dieser schwierigen Welträtsel geglückt sein sollte."
    Psychoanalyse von Religion und Gott, Politik, Recht und Moral: Gründliche Revision gefordert.
      In Die Zukunft einer Illusion V [Studienausgabe Fischer Bd. IX, S. 173] entwickelt Freud im Hinblick auf die Massen die Forderung nach einer gründlichen Revision: "Anders steht es um die große Masse der Ungebildeten, Unterdrückten, die allen Grund haben, Feinde der Kultur zu sein, Solange sie nicht erfahren, daß man nicht mehr an Gott glaubt, ist es gut. Aber sie erfahren es, unfehlbar, auch wenn diese meine Schrift nicht veröffentlicht wird. Und sie sind bereit, die Resultate des wissenschaftlichen Denkens anzunehmen, ohne daß sich in ihnen die Veränderung eingestellt hätte, welche das wissenschaftliche Denken beim Menschen herbeiführt. Besteht da nicht die Gefahr, daß die Kulturfeindschaft dieser Massen sich auf den schwachen Punkt stürzen wird, den sie an ihrer Zwangsherrin erkannt haben? "Wenn man seinen Nebenmenschen nur darum nicht erschlagen darf, weil der liebe Gott es verboten hat und es in diesem oder jenem Leben schwer ahnden wird, man erfährt aber, es gibt keinen lieben Gott, man braucht sich vor seiner Strafe nicht zu fürchten, dann erschlägt man ihn gewiß unbedenklich und kann nur durch irdische Gewalt davon abgehalten werden. Also entweder strengste Niederhaltung dieser gefährlichen Massen, sorgsamste Absperrung von allen Gelegenheiten zur geistigen Erweckung oder gründliche Revision der Beziehung zwischen Kultur und Religion."




    Entwurf für ein Internationales Missionierungs-Völkerrechts- Gesetz
    [Die psychologischen Wurzeln der Missionierung]
    1. Allen Religionen wird verboten, uneingeladen und unautorisiert durch die Gast-Kultur zu missionieren.
    2. Autorisierte "Missionen" müssen das Toleranzgebot beachten, sonst sind sie völkerrechtswidrig.
    3. Autorisierte "Missionen" bedürfen der Erlaubnis durch einen von den Vereinten Nationen (UNO) legitimierten internationalen ethnologischen Rat, dessen Richtlinien zu beachten und deren Einhaltung durch unabhängige BeobachterInnen zu kontrollieren ist.
    4. Auserwählt-Verkündigungen sind als Verstoß gegen die Allgemeinen Menschenrechte unzulässig.
    5. Kooperation jedweder Form mit Geheimdiensten ist unzulässig.


    Querverweise Metaphysik und Religionskritik in der IP-GIPT:
    Überblick Metaphysik in der IP-GIPT.
    • Der radikale Fundamentalismus und seine gemeingefährlichen psychopathologischen Wurzeln.
    • Auserwählt und Auserwählt-Syndrome: Psychologische und psychopathologische Analyse - oder Über ein gefährliches Fundamentalismus-Axiom potentiell paranoider Selbstüberhebungen in Religionen (z.B. bei Juden, Christen und Moslems) und Weltanschauungen
    • Zur Psychologie der Hölle  (hier werden auch Bilder geladen)
    • Entwurf eines Metaphysikgesetzes
    • Entwurf zu einem Internationalen Missionierungs-Völkerrechts- Gesetz
    • Metaphysik: Religion, Sekten, Esoterik, Magie, Satanismus, Zauberei, Astrologie, Wahrsagen u.ä..
    • Metaphysik- und Religionskritik: Die unbefleckte Empfängnis der Moslems
    • Wie können die fundamental- islamistischen Neandertaler im Iran und anderswo gestoppt werden ?
    • Haiti 1542. Der Völkermord an den Indianern im Namen des Herrn:  Unermeßlicher Christlicher Haß, Blutrausch und Gier am Beispiel der spanischen "Ebenbilder Gottes"
    • Saustall Katholische Kirche? Papst bricht Schweigen anläßlich des Sexskandals in den USA (PWK2-12) [auch PWK2-17 * PWK18]
    • Menschenbild, Anthropologie, Wertproblem und Metaphysik in der IP-GIPT
    • Die Kunst des Alterns und des Sterbens.
    • Sterben und Tod.
    • Prof. Dr. Walter Toman: Keine Auferstehung? Nur endloser Tiefschlaf? Prolegomena von "Zweifel, Hoffnung und Liebe."
    • Ingo-Wolf Kittel: Glauben ohne Glauben. Unglaubliches zu Weihnachten.


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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Gott und Gottesbilder. Fragen, Probleme und Systematik. Aus ethischer und vernünftiger Perspektive eines metaphysisch liberalen Freidenkers. Metaphysik und Ethik in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/sonstig/metaph/gott0.htm
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    korrigiert:

    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    04.09.06    Mauthner zum Gottesbegriff.
    25.08.06    Die Frage, ob es einen Gott gibt [Brecht].
    21.08.05    Querverweis Radikaler Fundamentalismus * Die Psychoanalyse Gottes: drei Gottesfunktionen nach Freud * Freud: Illusion als Wurzel der Religion.
    20.08.06    Neugliederung. Inkarnationen und Metamorphosen * Kombinatorische Merkmalsliste Gott und Gottesbilder. * Religion und politische Macht *
    02.12.05    Link Katholisches Gottesbild.
    07.06.05   Was ist Gott psychologisch?