Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=28.08.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 26.09.22
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen  Mail: sekretariat@sgipt_ Zitierung  &  Copyright

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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und integrative Psychotherapie, Abteilung Forschung, Bereich Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema :

    Gewissheit und Gewissheitserleben mit einem Exkurs zum Evidenzbegriff
    Eine wissenschaftstheoretische, sprachkritische und psychologische Begriffsstudie

    Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
    _

    Inhaltsübersicht
    Abstract - Zusammenfassung - Summary
    __Ziele der Untersuchung.
    __Methode der Untersuchung.
        Zusammenfassung Ergebnisse der Untersuchung.
        Zusammenfassung Ergebnisse der Pilotfragebogenstudie zur Gewissheit.
    Systematische Untersuchung zum Gewissheitsbegriff und zum Gewissheitserleben:
         Sprachgebrauch Gewissheit in Wörterbüchern, Lexika und Enzyklopädien.
    ____Duden.
    ____Sprachbrockhaus.
    ____Dornseiff.
    ____Historische Wörterbücher.
    ____Gewissheit in Fachwörterbüchern: 
    ______Dorsch Lexikon der Psychologie: kein Eintrag aber Evidenz als höchste Gewissheit.
    ______In Hehlmanns Wörterbuch der Psychologie (1965) gibt es keinen Eintrag Gewißheit, aber Evidenz
    ______Schmidt/Schischkoff Wörterbuch der Philosophie (1961).
    ______Schmidt, Heinrich (1916) Philosophisches Wörterbuch. Leipzig: Kröner
    ______In Kondakows Wörterbuch der Logik gibt es keinen Eintrag Gewißheit.
    ______Wörterbuch der Phänomenologischen Begriffe.
    ______Metzler-Lexikon-Philosophie: Gewissheit.
    ______Ricken Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. 
    ______Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (2. A. 2008).
    ______Gewißheit im Historischen Wörterbuch der Philosophie.
    ______Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe.
    __Wissenschaftliche Arbeiten zur Gewissheit:
    ____Erfasst=verlinkt: Archäologie  *  Astronomie  *  Biologie  *  Chemie  *  Finanzwissenschaft  *  Geographie  *  Geologie  * 
    ____Geschichte  *  Kunstwissenschaft  *  Logik  *  Mathematik  *  Medizin  *  Musikwissenschaft  *  Philosophie  *  Physik  * 
    ____Politikwissenschaft  *  Psychologie  *  Psychopathologie  *  Recht  *  Religion  * Soziologie  *  Sprachwissenschaft, ____Linguistik, Kommunikationstheorie  * Wirtschaft  *  Wissenschaftstheorie  *
    __Gebrauchsbeispiele Gewissheit und gewiss (ausgelagtere eigene Datei):
    ____Gewissheit in der digitalen Bibliothek.
    ____Gewissheit bei DeGruyter.
    ____Gewissheit in der Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
    ____Gewissheit bei Goethe.
    ____Gewißheit in der Religion.
    ____Gewissheit in den Medien.
    ____Gewissheit und gewiss in sonstigen und verschiedenen Quellen.
    __Exkurs: Analyse des Evidenzbegriffs.
    __Eigene Analysen, Pilotfragebogenstudie, Ideen und Vorschläge zur Gewissheit:
    ____Begriffsfeld.
    ____Definition der Gewißheit im Wissenschaftsglossar. 
    ____Analyse des Gewissheitsbegriffs hinsichtlich konkret, allgemein, abstrakt.
    ____Hinweis auf die Zusammenfassungen der Pilotfragenbogenstudie.
    ____Unterscheidungen im Wissenschaftsglossar.
    ____Verstreute Texte zur Gewissheit in der IP-GIPT:
    ______Wirklichkeitsmodellprüfung [Wahnprüfung]
    ______Beispiel: Unterscheidungen zu [Glauben] und Überzeugungsgraden [Quelle]
    ____Ausblick: wie kann es weiter gehen mit der Gewissheitsforschung?
    ______Kriterien für den Begriff Gewissheit.
    Literatur, Links, Glossar, Querverweise, Copyright & Zitierung, Änderungen.


    Zum Geleit:
    _
    "... Nun müssen diejenigen, 
    welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, 
    etwas voneinander verstehen; 
    denn wie könnte denn,
    wenn dies nicht stattfindet,
    ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
    möglich sein? 
    Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
    und etwas, und zwar eins
    und nicht mehreres, bezeichnen;
    hat es mehrere Bedeutungen, 
    so muß man erklären, 
    in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..."

    Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5 Kap., S. 244 
    (Rowohlts Klassiker 1966)

    Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren  können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit  und  Evidenz).  Begriffsbasis  Damit werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen sind keine Lösung, sondern eröffenen lediglich Begriffsverschiebebahnhöfe. Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangs- problem  praktisch-pragmatisch und andererseits das  Begriffsverschiebebahnhofsproblem  lösen.

    Abstract - Zusammenfassung - Summary

    Ziele der Untersuchung
    Grundfragen: Was wird unter Gewissheit verstanden? Lassen sich Grade von Gewissheit unterscheiden, kann man also Gewissheit skalieren? Wie wird Gewissheit gebraucht? Was veranlasst die Menschen, Gewissheit statt Wissen  zu verwenden? Wie kommt es psychologisch zum Gewissheitserleben? Wie merkt man, ob man eines Sachverhalts gewiss ist, ihn "nur" weiß oder überzeugt ist? Wie kann man die Gründe für Gewissheit erforschen, also die Frage, wie es zum Gewissheitserleben kommt? Hat Gewissheit mehr mit Glauben als mit Wissen zu tun?
        Die psychologische Kernfrage lautet: wodurch wird mir etwas gewiss? Wie gelangen Menschen zu einem Gewissheitsurteil und Gewissheitserleben? Sagt man, wenn sie sich ganz sicher sind, hat man genau betrachtet einen  Begriffsverschiebebahnhof  eingerichtet und die Frage nach Gewissheit auf die Frage nach ganz sicher sein verschoben. Das wäre also keine Lösung, obwohl es natürlich interessant, wie Gewissheit sprachlich umschrieben wird. Wissenschaftstheoretisch muss man fragen: wodurch und wie kann Gewissheit begründet werden? Welche Gründe gibt es für Gewissheit? Skeptisch kann man fragen: wozu brauchen wir Gewissheit? Ist es nicht nur ein Wort neben vielen anderen, das letztlich nur Verwirrung stiftet?
        Gewiss, Gewissheit oder der Gegensatz ungewiss, Ungewissheit sind allgemein gebräuchliche Begriffe, die fast jeder intuitiv versteht und die in der alltäglichen Kommunikation kaum Probleme machen. Eng verwandt mit gewiss sind Formulierungen mit sicher (1.3, 1.5, 1.10, 1.15, 1.17, 1.22). Und in Gewissheit steckt auch wissen. Die Gewissheit ist ein besonderes Wissen, nämlich ein ganz sicheres, absolutes, felsenfestes oder unerschütterbares Wissen (damit habe ich eine ganze Reihe von Begriffsverschiebebahnhöfen  verwendet). Schwierig wird es mit dem Gewissheitsbegriff erst, wenn man Genaueres wissen will, worin genau das Gewissheitserlebnis besteht, wie es zur Gewissheit kommt, wie man dahin gelangt, wobei das bei verschiedenen Menschen natürlich unterschiedliche Formen, Weisen oder Wege sein können.
        Gewissheit ist wie wahr oder  plausibel  ein  metasprachlicher  Ausdruck eines erlebenden Systems zur sicheren Qualifikation von Erkenntnis und Wissen. Das ist der einfache Teil, weil man leicht operationale Aufgaben zu abgestuften Sicherheitsgraden einführen kann.
        Gewissheit ist im Alltag meist selbstverständlich und geht im Allgemeinen nicht mit einem besonderen Gewissheitserleben einher, es sei sei denn, es geht um Vergewisserungen bei Unsicherheit. Gewissheit und Vergewisserung ist wichtig, wenn es auf etwas ankommt, wenn es um etwas Wichtigeres geht: alle Unterlagen und Papier dabei? Schlüssel, Portomonaie, Handy, [Maske in Coronazeiten]. Im Alltagsleben herrscht meist hohe Gewissheit bei dem, was wir wahrnehmen (besonders sehen), anfassen und handhaben können.
        Man kann sich seiner Erlebnisinhalte einerseits mehr oder minder bewusst und andererseits mehr oder minder sicher sein. Man kann sich sehr sicher, ganz gewiss, sein, den Duft eines Parfüms zu riechen, aber man kann sich sehr schwer tun, diesen Duft zu klassifizieren oder zu beschreiben. Darin liegt intuitiv gesehen ein gewisser Widerspruch, nämlich in der Sicherheit den Duft zu riechen und im Unvermögen, diesen Duft genauer beschreiben zu können. Man kann daraus den Schluss ziehen, sich einer Sachverhaltes gewiss sein kann durchaus mit ungenauen Beschreibungen oder ungenauen Klassifizierungen einhergehen.
        Psychopathologisch gibt es zwei Hauptstörungen: Vergewisserungszwänge, wenn das natürliche Gewissheitserleben beeinträchtigt ist und paranoide Gewissheiten ohne irgendwelche Gründe.
        Damit die Studie und Analyse nicht nur theoretisch bleibt, wurde auch ein Fragebogen konstruiert und für die Erstbearbeitung konnten 24 BearbeiterInnen gewonnen werden:  Ergebnisse Pilotfragebogenstudie zu Gewissheit und Gewissheitserleben.
        Weil Evidenz und  Gewißheit  in vielen Arbeiten so nahe beieinander liegen oder aufeinander bezogen sind, wird hier zum noch besseren Verständnis des Gewissheitsbegriffs  eine Sammlung zum Evidenzbegriff angeboten mit einem  Definitionsvorschlag  meinerseits. Nicht selten wird von Gewißheit auf Evidenz verwiesen und umgekehrt. Hier liegt dann - öfter ein zirkulärer - Begriffsverschiebebahnhof  vor.



    Darstellung und Repräsentation
    Diese Seite bündelt die Ergebnisse durch Zusammenfassungen. Die ausführlichen und Belege sind meist in eigene Dateien ausgelagert.



    Methoden der Untersuchung
    Sichtung und Analyse des Sprachgebrauchs. In welchen Zusammenhängen und Situationen spielt der Gewissheitsbegriff eine Rolle - und welche?
    • Der Sprachgebrauch in Lexika, Wörterbüchern und Enzyklopädien.
    • Analyse wissenschaftlicher Arbeiten zur Gewissheit.
    • Erfassen und Analyse des Gebrauchs von Gewissheit.
    • Eigene empirische Pilotfragenbogenstudie.
    • Eigene Sprachanalyse, Ideen und Vorschläge zur Gewissheit.



    Zusammenfassung Ergebnisse der Untersuchung
    Der Gewissheitsbegriff hat im wissenschaftlichen und allgemeinen Gebrauch zwei Hauptbedeutungen: subjektive Gewissheit als subjektiv für wahr halten und objektiv, was eine große Mehrheit für wahr hält. Systematisch einführen lässt sich Gewissheit über abgestufte Beispiele für sicher, wobei man dann den höchsten Grad von sicher für Gewissheit wählt. Die Definition wäre dann: der höchste Grad an Sicherheit einer Aussage heißt Gewissheit oder gewiss. Objektive Gewissheit kann dann definiert werden als Aussage, die für die meisten Menschen den höchsten Grad an Sicherheit repräsentieren, z.B. die Sonne verbreitet Licht, Gegenstände fallen nach unten, X ist wach und bewegt seine Hand, Moores Beispiele. Man kann aber auch zunächst den Weg über Beispiele und Gegenbeispiele gehen:
     
    Beispiele für Gewissheit > Pilotfragebogen Frage 2. Beispiele für Ungewissheit
    [1+] Ich krümme meine Hand. Ich nehme die Krümmung wahr, und das ist gewiss. Daraus kann ich gewiss folgern: ich habe eine Hand, sie ist beweglich, ich lebe, bin handlungsfähig. [1-] Die Wettervorhersage ist nicht gewiss, ganz besonders nicht für längere Zeiten (> eine Woche).
    [2+] Ich sehe vor dem Balkon einen Baum. Diese Wahrnehmung ist gewiss. Meine Frau und Nachbarn können das bestätigen. [2-] Morgen geht die Sonne auf. Das ist zwar sehr, sehr wahrscheinlich, aber nicht gewiss. Das Sonnensystem könnte auch zerstört werden.
    [3+] Wir Menschen werden alle sterben. Das ist gewiss. [3-] Ob wir bei Zeiten wieder zu Hause, ist ungewiss.
    [4+] Ich brauche zum Leben Sauerstoff, Essen und Trinken, das ist gewiss.  [4-] Die Fahrlänge der Deutschen Bahn sind derzeit (Sommer 2022) ungewiss, d.h. man kann sich nicht auf sie verlassen..
    [5+] Es ist gewiss, dass man beim Einkaufen in der Regel bezahlen soll. (Normgewißheit). [5-] Ob der Klimawandel noch aufgehalten werden kann ist derzeit (27.08.2022) ungewiss.
    [6+] Körper dehnen sich im Allgemeinen aus, wenn sie erwärmt werden. Das ist gewiss. [6-] Es ist ungewiss, ob ich die Bergbesteigung noch schaffe, bevor es dunkel wird.
    [7+] Die meisten Aussagen, Gesetz- oder Regelhaftigkeiten gelten nicht bedingungslos, sondern "nur" für sog. Normalbedingungen. Das ist gewiss. [7-] Wie schnell die Alpengletscher schmelzen ist derzeit (August 2022) ungewiss.
    [8+] Wenn ich wach bin, kann ich denken, was ich will. z.B. der Mond legt gelbe Eier. Das ist gewiss.  [8-] Es ist ungewiss, was ich letzte Woche "alles" erlebt habe. 
    [9+] Ich werde die Prüfung bestehen. Da bin ich gewiss. [9-] Wie gut ich durch die Prüfungen kommen werde, ist ungewiss. 
    [10+] Für X. gibt es keinen Gott. Das ist für X. gewiss. [10-] Y. weiß nicht, ob es einen Gott gibt. Das ist für Y. ungewiss.
    [11+] Es ist möglich, dass ich mich irren kann. Das ist gewiss. [11-] Es ist ungewiss, ob ich noch alles Wichtige erinnere.
    [12+] Ich bin gewiss, dass ich wach bin und nicht träume. [12-] Es ist ungewiss, ob ich mein Traumgeschehen steuern kann.
    [13+] Die meisten Regeln gelten nicht immer, daher sagt man ja, Ausnahmen bestätigen die Regel. Das ist gewiss. [13-] Es ist ungewiss, ob es ein Leben nach dem Tod gibt.

    Zusammenfassungen der Analysen wissenschaftlicher Arbeiten zum Gewissheitsbegriff
    Ausgewertet=Verlinkt, grau vorgesehen/noch in Arbeit. Exkurs: Analyse des Evidenzbegriffs.
     
    Zusammenfassung
    AutorIn
    Fachgebiet Arbeit (Kürzel)
    Adelung Sprache Wörterbuch
    Arnauld/Nicole Logikschule Port Royal Logik oder die Kunst des Denkens
    Aristoteles Logik Texte zur Logik
    Bergmann Philosophie Unt.Evidenz/Inn.Wahrn.
    Brendel Philosophie Buch Wissen
    Brentano Philosophie/Psychologie Werke
    Brockhaus Sprache Sprachbrockhaus
    Cysarz Philosophie Zwei Arbeiten
    Descartes Philoso., Math, Physik Meditationen
    Dilthey 01 Philosoph, Geisteswissenschaftler Band 01 Ges.Schr. Einleitung i.d. Geistes...
    Dilthey 07 Philosoph, Geisteswissenschaftler Band 07 Ges.Schr. Aufbau d. geschichtl. ....
    Dimbath Soziologe Hrsg. Gewißheit, Aufsatz
    Dornseiff Sprache Dt. Wortschatz Sachgr.
    Dorsch Psychologie Lexikon
    Dürr Philosophie/Psychologie Grenzen d. Gewißheit
    Duden Sprache Bücher, Internet
    Eisler Philosophie Wörterbuch
    Hehlmann Psychologie Wörterbuch
    James, William (1909) Psychologie Buch Psychologie
    James, William (1907) Psychologie Buch Religiöse Erfahrung
    Jaspers, Karl Psychopathologe Allg. Psychopathologie
    Kant  [korrigiert 26.09.22] Philosophie Gesammelte Werke 1-9
    Klaus & Buhr Philosophie Wörterbuch
    Kondakow Logik Wörterbuch
    Krohn, W. Soziologe Aufsatz in Gewißheit
    Külpe, Oswald Psychologie Die Realisierung 1-3
    Kutschera, von Philosophie Kap. in Erkenntnistheorie
    Lay, E. Theologe, kath. u.v.a. Buch Dialektik Manager
    Maturana & Verela Neurobiologie Der Baum der Erkenntnis
    Meyers Wissen, Lexikon Gr.Konversat.Lex.
    Metzler Philosophie Lexikon
    Mittelstraß (Hrsg) Wissenschaftstheorie Enzyklopädie Phil-Wth
    Moore Philosophie Aufsatz Gewißheit; GMV
    Pörksen Philosophie Buchtitel ohne Substanz
    Popper Wissenschaftstheorie Buch Objektive Erkenntnis
    Reichenbach Wissenschaftstheorie Buch Aufstieg wiss. Philosophie
    Ricken (Hrsg) Philosophie Lexikon Erkenntnistheorie
    Russell, B.  Wissenschaftstheorie u.v.a. Menschliches Wissen
    Schmidt, H. (1916) Philosophie Wörterbuch 2.A.
    Schmidt/Schischkoff (1961) Philosophie Wörterbuch 16.A.
    Sigwart Logik 2.Bde: Urteil, Begriff, Schluß, Methoden
    Sponsel Psychologie Begriffsanalyse konk-allg-abstr
    Stegmüller, W. Wissenschaftstheorie Bücher & Aufsätze
    Vetter (Hrsg.) Philosophie/Phänomenologie WB d. phänomenolog.Begriffe
    Volkelt 1906 Philosophie Quellen der Gewissheit 
    Volkelt 1918 Philosophie Gewissheit und Wahrheit 
    Volkelt  1922 Philosophie Gefühlsgewißheit 
    Wiedmann Philosophie Buch Problem der Gewißheit
    Winter Logik Grundlagen der formalen Logik

    Zusammenfassung Ergebnisse der Pilotfragebogenstudie zur Gewissheit.
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 1: Wie viel Gewissheit steckt in ......?
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 2: Drei Beispiele mit Gewissheit.
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 3: Drei Beispiele mit Ersetzung Gewissheit.
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 4: Unterscheidung Gewissheit und Wissen.
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 5: Gewissheit als gefühltes und gewusstes Wissen.
    Zusammenfassung Ergebnisse zur Frage 6.1-6.8: Quellen der Gewissheit.
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 7: In welchen Lebenssituationen wichtig?
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 8: Braucht man den Begriff Gewissheit?
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 9: Gewissheit im persönlichen Leben.
    Zusammenfassung Ergebnisse Frage 10: Anregungen, Anmerkungen, Kritik, Sonstiges.
     



    Systematische Untersuchung zum Gewissheitsbegriff und zum Gewissheitserleben

    Sprachgebrauch Gewissheit in Sprach-Wörterbüchern, Lexika und Enzyklopädien

    Deutsches Wörterbch (Grimm)
    https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB#1

    Duden [Abruf 10.02.22]

      https://www.duden.de/rechtschreibung/Gewissheit

      Bedeutungen (2)
      1. sicheres Gefühl, Wissen in Bezug auf etwas [Geschehendes]
          Grammatik   ohne Plural

              Beispiele

                  - die Gewissheit, auf dem rechten Weg zu sein
                  - Gewissheit über etwas erlangen
                  - ich muss mir darüber Gewissheit verschaffen
                  - was gibt dir die Gewissheit?
                  - der Verdacht wurde zur Gewissheit

        2.  etwas, was für jemanden unanzweifelbar eintritt oder sich unanzweifelbar in bestimmter Weise verhält; unanzweifelbare Sache

              Beispiel
                  - mindestens eine Gewissheit hat diese Begegnung gebracht

          Synonyme zu Gewissheit
       

      •     absolute Zuverlässigkeit, Bewusstsein, Klarheit, sichere Kenntnis
    _
    Bedeutungswörterbuch Duden (1970)
    gewiß: I. <Adj.>: 1. <nicht attributiv> ohne jeden Zweifel; gesichert; sicher: seine Niederlage, Bestrafung ist g.; er war sich seines Erfolges g. (war von seinem Erfolg überzeugt); so viel ist g. (steht fest), daß wir dieses Jahr nicht verreisen können; etwas als g. (gesichert) ansehen. 2. <nur attributiv> a) nicht näher bezeichnet; nicht genauer bestimmt: ich habe ein gewisses Gefühl, als ob... ; aus einem gewissen Grunde möchte ich zu dieser Frage nicht Stellung nehmen; in gewissen Kreisen spricht man über diese Vorgänge, b) nach Menge oder Art bestimmt und begrenzt; nicht allzu groß: eine gewisse Distanz einhalten; sein Buch erregte ein gewisses Aufsehen. II. <Adverb>: sicherlich, wahrscheinlich; sicher; auf jeden Fall; ohne jeden Zweifel: g. hast du recht, aber wir können es doch noch einmal überprüfen; er wird g. bald kommen.

    Gewißheit, die; -: sichere Kenntnis (von etwas); nicht zu bezweifelndes Wissen; Sicherheit: es war keine G. über den Vorfall zu erlangen; ich muß G. darüber bekommen, ob er uns betrügt oder nicht; man kann mit G, (ohne jeden Zweifel) sagen, daß er überaus intelligent ist; sich G. (Klarheit) über etwas verschaffen; ich habe die G. (ich bin der festen Überzeugung, Meinung), daß sie uns betrügen wollen.

    Etymologie Duden
    gewiß: Das gemeingerm. Wort mhd. gewis, ahd. giwis, got. (un)wiss („ungewiß"), niederl. [ge]wis, aengl. [ge]wiss, schwed. viss ist eigtl. das alte zweite Partizip idg. *uid-to-s zu der Verbalwurzel *ueid- „erblicken, sehen“ (vgl. wissen). Das jetzt gebräuchliche zweite Partizip ‘gewußt’ ist jüngere Neubildung. Germ. *wissa- „gewiß“, dem z. B. genau aind. vitta-h „bekannt" entspricht, bedeutete zunächst „was gewußt wird“, dann prägnant „was sicher gewußt wird“, woraus sich die Bed. „sicher, bestimmt“ entwickelte. Abl.: Gewißheit w (mhd. gewisheit, ahd. giwisheit); gewißlich (mhd. gewislich, ahd. Adv. giwisliho); vergewissern, sich „sich Gewißheit verschaffen, sich überzeugen“ (17. Jh.).

    Sprachbrockhaus

    Dornseiff  Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen

    Sachregister Gewißheit; 5.6, 12.20,  20.1, sich verschaffen 12.20,  traurige G. 2.45

    5.6.  Gewiß.s. sein 5.1.  Vertrauen 11.35.  eintreffen 12.44. behaupten, ja 13. 28. beweisen 13.46.  Zusicherung16. 23.
    erwiesenermaßen · natürlich · selbstredend · zweifelsohne · naturgemäß ¶ fürwahr · gewißlich · wahrlich · bei Gott! · auf alle Fälle · jedenfalls · jawohl ¶ um jeden Preis · mit tödlicher Sicherheit ¶ in flagranti · auf frischer Tat · dafür laß ich mich  totschlagen · wetten, daß · da kannst du Gift drauf nehmen · das muß ihm der Neid, der Feind lassen · ist und bleibt ¶ förmlich · geradezu ¶ feststehen ¶ glauben an · vertrauen · die Hand ins Feuer legen für ¶ bedarf für Nichtgelehrte keines Beweises · beglaubigen · beweisen · bezeugen · es liegt in der Natur der Sache · erfahren · erleben · feststellen · kann ein Lied davon singen · klären ¶ überzeugen · versichern · den Zweifel benehmen · die Hand dafür ins Feuer legen · außer Zweifel stellen · absolut · affirmativ· amtlich · apodiktisch · augenscheinlich · ausdrücklich· ausgemacht · behördlich · besiegelt · bestimmt · definitiv, endgültig · direkt · dogmatisch · entschieden · ersichtlich · erwiesen · fraglos· gewiß · glaubwürdig · handgreiflich · kategorisch · klar · klipp und klar · offenbar · offenkundig · offensichtlich · offiziell · real · schlechthinnig · sichtlich · selbstverständlich · sicher · tatsächlich · todsicher · unabdingbar · unausbleiblich · unausweichlich · unbedingt · unbestreitbar · unfehlbar · unfraglich · unleugbar · unstreitig · untrüglich · unumstößlich · unkennbar · unvermeidlich · unwiderleglich · unwidersprochen · unzweideutig · zweifelhaft · verläßlich · wahr · wahrhaftig · wirklich · zuverlässig · zweifellos · zweifelsfrei · so sicher, wie 2 x 2 = 4 ist, wie das Amen in der Kirche ¶ Papst · höchste Instanz ¶ Bibel · Evangelium · Glaubenssatz · Heilige Schrift · Tatsache · Ultimatum · Wahrheit ¶ Erfahrung · Überzeugung · Vertrauen · Zuversicht.

    5.7.  Ungewiß, s. ungefähr 3.9.  Zukunft 6.23.  Forscher 12.8. Zweifel 12 Frage 13. 25. undeutlich 13. 35.
    tja · na, na · vielleicht · wees mersch? — · etwa · gewissermaßen · nahezu · noch nicht · ungefähr · in gewissem Grade · sozusagen · in der Nähe von · angrenzend an · sicher ¶ an · bis · fast · um ¶ non liquet · ausstehen · es steht dahin · das muß so sein · das ist sicher so · ist in der Schwebe · der Erledigung harren · bleibt offen · es könnte, müßte, dürfte sein · in Frage stehen · die Frage erhebt sich, taucht auf, besteht ¶ anstehen · schwanken · zaudern · zweifeln · es darauf ankommen lassen · unschlüssig sein · Anstoß nehmen · im Finstern tappen · zwischen Wachen und Träumen · die Besinnung verlieren · die Geistesgegenwart verlieren · den Kopf verlieren ¶ anfechten · antasten · bestreiten · bezweifeln · verdächtigen · verwirren · dahingestellt sein lassen · im dunkeln lassen · auf sich beruhen lassen · ick jebs kleene Ehrenwort (berl.) · in Frage stellen ¶ anhängig · heikel · prekär · unbestätigt · unbestimmt · unentscheidbar · unentschieden · ungeklärt · ungewiß · unsicher · wacklig · zufällig · zweifelhaft ¶ anfechtbar · ausdruckslos · bestreitbar · dehnbar · doppelsinnig · fehlbar · fraglich · halbschürig · hypothetisch · problematisch · rätselhaft · schlüpfrig · schwankend · undeutlich · verdächtig - zweideutig · nicht geheuer · nicht stichfest · weder Fisch noch Fleisch · nicht gehauen und nicht gestochen · noch nicht über den Berg ¶ Chamäleon · Spinx ¶ Dilemma · Glücksspiel ¶ Doppelsinn · Orakel · Orakelspruch · Rätsel · Traum · dunkler Punkt · delphisches Orakel · offene (schwebende) Frage ¶ Dämmerschein · Zwischenzustand · Vergangenheit ¶ Zweifel · dämmernde Erinnerung.

    Historische Wörterbücher
    > https://www.woerterbuchnetz.de/#0

    Adelung Grammatisch-Kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801
    "Die Gewíßheit, plur. die -en, der Zustand, da eine Sache gewiß ist, in den weitern und figürlichen Bedeutungen dieses Wortes, ohne Plural; zuweilen aber auch eine gewisse Sache selbst, mit demselben. 1) Der Zustand, da man vor unwillkührlichen Bewegungen sicher ist. Die Gewißheit des Ganges. Die Gewißheit der Hand, des Pinsels, des Grabstichels. 2) Die Abwesenheit der Gefahr, des Aufhörens oder der Veränderung. Die Gewißheit einer Besoldung, seiner Einkünfte. 3) Die Eigenschaft einer Sache, kraft welcher man sich auf dieselbe verlassen kann. Die Gewißheit einer Zusage. Auch zuweilen eine solche sichere, gewisse Sache selbst. Wegen einer Sache Gewißheit geben, d. i. ein sicheres Unterpfand. 4) Die Abwesenheit der Gefahr des Gegentheils. Die Gewißheit des Todes, des Friedens u. s. f. 5) Besonders in Ansehung der Erkenntniß. (a) Objective, das Daseyn eines Dinges selbst, so fern es mit Überzeugung erkannt wird. Die Gewißheit einer Wahrheit, einer Nachricht u. s. f. Zuweilen auch im Concreto, eine solche Sache selbst, in Ansehung der festen Überzeugung von derselben. Die Wahrheiten müssen in uns zu Gewißheiten werden. (b) Subjective, derjenige Zustand der Erkenntniß, bey welchem keine Furcht des Gegentheils weiter vorhanden ist; ohne Plural. Etwas mit Gewißheit erkennen, einsehen. Eine Gewißheit von etwas haben. Etwas zur Gewißheit bringen. Jene Stille der Leidenschaften, jene Gewißheitder besten Erwartungen ach, sie ist vielleicht unwiederbringlich verloren! Hermes. Die moralische Gewißheit, derjenige Zustand der Erkenntniß, da man keine vernünftige Ursachen hat, das Gegentheil für wahr zu halten; die mathematische oder geometrische Gewißheit, wenn das Gegentheil als eine Unmöglichkeit erkannt wird. Es gibt viele Dinge, von welchen sich keine Gewißheit erlangen läßt.
    Anm. Schon bey dem Ruodeport im 9ten Jahrh. Kuisheit, in dem alten Fragmente auf Carln den Großen bey dem Schilter Wisheid.

    Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909)
    "Gewißheit ist die sich auf das Wissen stützende Überzeugung, die jeden Zweifel ausschließt. In diesem Sinn verbindet man die Ausdrücke G. und Wahrheit häufig miteinander, obwohl das, was jemand als gewiß gilt, nicht auch immer an sich wahr ist. Daher unterscheidet man mit Recht objektive und subjektive G. Jene beruht auf objektiven, allgemein-, diese auf subjektiven, nur individuell gültigen Gründen. Ferner teilt man die G. ein in die unmittelbare und mittelbare. Jene findet statt, wenn ein Satz durch sich selbst gewiß ist oder sich auf unleugbare Tatsachen gründet, diese dagegen, wenn man andre Sätze zu Hilfe nehmen muß, um über die Wahrheit eines gegebenen Satzes ins klare zu kommen. Der G. steht die Ungewißheit entgegen. Das subjektiv Ungewisse aber muß an sich nicht auch falsch sein; es ist vielmehr nur zweifelhaft, weil keine zureichenden Gründe dafür vorliegen. Die Ungewißheit gestaltet sich zur Wahrscheinlichkeit oder zur Unwahrscheinlichkeit, je nachdem das Übergewicht der Gründe sich zur Bejahung oder Verneinung eines Satzes hinneigt. Vgl.  (Berl. 1873)."
        Quelle: https://www.woerterbuchnetz.de/#2
     



    Gewissheit inFachwörterbüchern

    Dorsch Lexikon der Psychologie: kein Eintrag aber Evidenz als höchste Gewissheit.
    In Hehlmanns Wörterbuch der Psychologie (1965) gibt es keinen Eintrag Gewißheit, aber zur Evidenz
    Schmidt/Schischkoff Wörterbuch der Philosophie (1961).
    Schmidt, Heinrich (1916) Philosophisches Wörterbuch. Leipzig: Kröner.
    In Kondakows Wörterbuch der Logik gibt es keinen Eintrag Gewißheit, aber zur Evidenz.
    Wörterbuch der Phänomenologischen Begriffe.
    Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik.
    Metzler-Lexikon-Philosophie: Gewissheit.
    Ricken Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik.
    Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (2.A. 2008).
    Gewißheit im Historischen Wörterbuch der Philosophie.
    Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe.

    Dorsch Lexikon der Psychologie
    Der Dorsch enthält keinen Eintrag Gewissheit, aber einen zur Evidenz, die u.a. als höchste Gewissheit erklärt wird.

      Evidenz
      (= E.) [engl. evidence; lat. evidens augenscheinlich, einleuchtend], [KOG, WA], Augenscheinlichkeit; höchste Gewissheit, einleuchtende Erkenntnis, unmittelbare Einsicht in das Gegebene mit der Gewissheit der Richtigkeit. Es gibt für mentale Strukturen mind. drei Formen der verfügbaren E.: die des Verhaltens (behavioral), die phänomenale und die physiol. (erlebnismäßig aus der Selbstwahrnehmung stammend). Häufig wird diese Basis, spez. in der Ps., als genügender Beweis für die Richtigkeit der Erkenntnis eines Vorgangs hingenommen.
      Optische Täuschung zeigt aber, dass z. B. metrisch obj. gleich lange Strecken evident verschieden lang erlebt werden (Müller-Lyer’sche Täuschung). Ebenso kann einem phänomenalen Kausalzusammenhang, z. B. Verschiebung eines Gegenstandes durch einen anderen (Michotte), kein faktischer Zusammenhang entsprechen (wie auch viele Geschicklichkeitsspiele der Zauberer zeigen). Dies impliziert, dass in einer empirischen Wissenschaft wie der Ps. die Phänomene einer Analyse unterzogen werden müssen, damit gesichert wird, ob dieser Evidenz eine funktionale Abhängigkeit entspricht. common sense.
      https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/evidenz#search=08bed476712c4688ffb642a506da9ed0&offset=2


    InHehlmanns Wörterbuch der Psychologie (1965) gibt es keinen Eintrag Gewißheit, aber zur Evidenz, die mit Gewißheit definiert wird:
    Evidenz (lat.), „Hervorscheinen“; die unmittelbar einleuchtende Gewißheit, z. B. das Cogito sum des Descartes. Evident ist (nach Husserl) „das Selbstverständliche“.
        Kommentar: Hier werden einige  Begriffsverschiebebahnhöfe  eingerichtet.

    Ricken, Friedo (1984, Hrsg.) Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. München: Beck.
    Zusammenfassung: (1) "G. wird in einem psychologischen u. einem epistemischen Sinn verstanden. Im ersten Fall wird G. von Bewußtseinszuständen oder Menschen ausgesagt u. besagt Ausschluß jeden Zweifels, unerschütterliches Überzeugtsein (certitudo assensus). Im zweiten Fall wird G. von Sachverhalten, Propositionen oder Sätzen ausgesagt. Eine Proposition ist dann gewiß, wenn sie jenseits eines vernünftigen Zweifels liegt ..."
    Hier werden die drei  Begriffsverschiebebahnhöfe  Ausschluß jeden Zweifels, unerschütterliches Überzeugtsein und  jenseits vernünftigen Zweifels bemüht. (2) "Die G. des phänomenal : „Gegebenen“ soll unsere Wissensansprüche, ja alle wahren Sätze begründen." Hier wären wenigstens ein paar Beispiele hilfreich gewesen, noch besser natürlich Regeln für das "phänomenal Gegebene". Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei.

    Schmidt/Schischkoff  im Wörterbuch der Philosophie (1961, 16. A.):

      "Gewißheit heißt der Charakter des sicheren, unbezweifelbaren Wissens, der manchen Denkinhalten beigelegt wird. Die G. ist eine subjektive (im Glauben), eine objektive (in der Wissenschaft), eine unmittelbare (auf Anschauung, eigener Wahrnehmung, eigenem Erleben beruhend - intuitive - G.) oder eine mittelbare, historische oder logische (durch Bericht oder Denken gewonnen); - auch Evidenz.
      J. Volkelt, G. Wahrheit, 1930."
          Kommentar: Hier werden einige  Begriffsverschiebebahnhöfe  eingerichtet. Der Eintrag ist fast identisch mit dem von 1916 (2. A.)


    Schmidt, Heinrich (1916) Philosophisches Wörterbuch. Leipzig: Kröner.
    Gewißheit (Evidenz), der Charakter des sicheren, unbezweifelbaren Wissens, der manchen Denkinhalten beigelegt wird. Die G. ist eine subjektive (im Glauben), eine objektive (in der Wissenschaft), eine unmittelbare (auf Anschauung, eigener Wahrnehmung, eigenem Erleben beruhend - intuitive - G.) oder eine mittelbare, historische oder logische (durch Bericht oder Denkarbeit gewonnen)
        Kommentar: Hier werden einige  Begriffsverschiebebahnhöfe  eingerichtet. Der Eintrag ist fast identisch mit dem von 1961 (16. A.)
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    Kondakows Wörterbuch der Logik  hat keinen Eintrag Gewißheit.

    Wörterbuch der Phänomenologischen Begriffe
    "Gewißheit. Descartes setzt sich in seinen Meditationen das Ziel, ein Fundament letzter G. zu erlangen, das jedem künftigen —> Zweifel standhält. Im Durchgang durch den metaphys. (hyperbolischen) Zweifel erweist sich das ego sum, ego existo („ich bin, ich existiere“, II. Meditation) als jenes gesuchte Fundament: Mag ihn auch ein allmächtiger Betrüger täuschen - das Bewußtsein (cogito) ist seiner zumindest in der Selbstgegenwart seines Vollzugs (zweifelnd, erkennend, aber auch empfindend u.dgl.) absolut gewiß. ..."
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    Metzler-Lexikon-Philosophie: Gewissheit

      bedeutet im subjektiven Sinn den epistemischen Zustand des unerschütterten, vom Zweifel freien Überzeugtseins von einem Erkenntnisinhalt. Im objektiven Sinn bedeutet die von einem Erkenntnisinhalt ausgesagte G. seine Auszeichnung als berechtigt. G. im objektiven Sinne wird durch die Verfügbarkeit einer einwandfreien Begründung (etwa durch unmittelbare Aufweisbarkeit, Beweis o.a.) gekennzeichnet. G. im objektiven Sinne ist damit eines der Merkmale von Wissen. In beiden Verwendungsweisen ist absolute G. (d.h. die Freiheit von jedem denkmöglichen Zweifel, der Ausschluss jedes möglichen Irrtums) eine Idealisierung, die in praxi kaum jemals für einen Erkenntnisinhalt erreicht werden kann. Für das Handeln und die verantwortbare Praxis ist jedoch bedingte bzw. moralische bzw. praktische Gewissheit (d.h. die Freiheit von begründeten Zweifeln, der Ausschluss der Gefahr eines Irrtums) ausreichend. Handlungsleitende (subjektive) G. muss nicht durch Überlegung gewonnen sein (sog. reflexe G.), sondern wird in vielen Fällen spontane, unhinterfragte G. sein; erst durch Erfahrungen von Zweifel, Widerspruch, Irrtum, Misserfolg etc. wird der Prozess der Vergewisserung, d.h. der prüfenden Überführung spontaner in reflexe G. motiviert. Von der G. zu unterscheiden ist außerdem die Evidenz, das unmittelbare Einleuchten, das eine Begleiterscheinung mancher (nicht aller!) objektiv und subjektiv gewisser Erkenntnisgehalte darstellt.

      Descartes stellte mit seiner Frage nach der Reichweite menschlicher Erkenntnis und nach der Erreichbarkeit absoluter G. das Ausgangsproblem neuzeitlicher Erkenntnistheorie; er erhob Unbezweifelbarkeit bei Klarheit und Distinktheit des Erkenntnisinhalts zum Kriterium objektiver Gewissheit (Clare et distincte). Wichtigstes Beispiel eines solchen unbezweifelbaren Gehalts ist die Selbstgewissheit der eigenen Existenz als Denkender. Diesem (für den Rationalismus prägenden) Geltungsideal der Unbezweifelbarkeit, Eindeutigkeit und damit absoluten Gewissheit wurde bereits seit dem Empirismus widersprochen. Dennoch wirkt dieses Ideal bis in die Gegenwart nach. Die insbesondere im Hinblick auf das Handeln überzogene Position, für sämtliche berechtigte Überzeugungen absolute G. zu fordern, wird mitunter als Certismus bezeichnet. Erkenntnistheoretische Positionen, denen zufolge es im System unserer Überzeugungen eine Teilmenge besonders irrtumsresistenter Überzeugungen gäbe (etwa: Überzeugungen aus unmittelbarer äußerer und innerer Wahrnehmung, aus begrifflichen Zusammenhängen etc.), auf die sich die sonstigen, abgeleiteten Überzeugungen stützen, nennt man Fundationalismus (engl. foundationalism, sollte zur Vermeidung religiös-politischer Konnotationen nicht als »Fundamentalismus« übersetzt werden). Fallibilismus, Letztbegründung.

      Literatur:
          J. de Vries: Grundfragen der Erkenntnis. München 1980
          F.v.Kutschera: Grundfragen der Erkenntnistheorie. Berlin 1982
          F. Wiedmann: Das Problem der Gewißheit. München/Salzburg 1966
          N. Malcolm: Knowledge and Certainty. Englewood Cliffs 1963."

      Quelle (Abruf 12.02.2022): https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/gewissheit/813
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    Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (2. A. 2008)
      "Gewißheit (lat. certitudo, engl. certainty), alltagssprachlicher, in erkenntnistheoretischen Zusammenhängen auch terminologisch verwendeter Ausdruck zur Bekundung und Beurteilung von Wissen. In Form objektiver G. tritt G. als Korrelat zu begründetem >Wissen auf, in Form von subjektiver G. je nach dem Grad beanspruchter Klarheit als Korrelat entweder zu Überzeugungoder (bloßer) >Meinung. Dem entspricht in der philosophischen Tradition die Unterscheidung zwischen >certitudo rei cognitae< und >certitudo assensus nostri ad rem< (R. Goclenius, Lexicon philosophicum, Frankfurt 1613, 361). Die Bedeutung des Terminus >G.< ist damit ähnlich wie im Falle der Bedeutung von >Evidenz  festgelegt, nämlich einerseits als objektive Form der Wahrheitsfindung (G. als >Verfügbarkeit< eines >Sachverhalts), andererseits als subjektive Form der Wahrheitsanerkennung (G. als >Verfügen< über einen Sachverhalt). Gegensatz der G. sowohl im objektiven als auch im subjektiven Sinne von Ungewißheit ist der >Zweifel.
      Die philosophische Tradition unterscheidet im wesentlichen zwischen (1) metaphysischer G. (im Gegensatz zur skeptischen These von der prinzipiellen Ungewißheit des Wissens) und moralischerG. (als >Lebensform), (2) empirischer (assertorischer oder präsumptiver) G. und apodiktischer G., eine Unterscheidung, die in der Regel derjenigen zwischen aposteriorischem Wissen und apriorischem Wissen (>a priori) entspricht bzw. deren  >epistemischer< Beurteilung dient. Moderne Erörterungen des Begriffs der G. erfolgen dabei auf dem Hintergrund des neuzeitlichen >Subjektivismus in der >Erkenntnistheorie, vornehmlich der Position R. Descartes'. Bei Descartes wird nämlich Unbezweifelbarkeit explizit zum Kriterium objektiver G., die im >cogito ergo sum über einen methodischen Zweifel gewonnene Selbstgewißheit des Denkenden zum Inbegriff und Paradigma [>136] objektiver G.. Damit verbindet sich mit dem Begriff der G. in cartesischer Tradition zugleich die Forderung nach absoluter Sicherheit und Eindeutigkeit des Wissens. In der auch in der Neuzeit, zumal im Rahmen der Positionen des >Empirismus, weiterlaufenden Tradition des >Skeptizismus wird diesem erkenntnistheoretischen Methodenideal widersprochen, G. im Sinne objektiver G. allenfalls auf Konstruktionen des Verstandes (Beispiele: Logik und Mathematik) eingeschränkt. Neuere sprachanalytische Rekonstruktionen im Begriffsfeld >G.< und die Unterscheidungen der epistemischen Logik (>Logik, epistemische) verschaffen derartigen Kontroversen eine methodische Basis, wobei sich auch hier die Verbindung des Begriffs der G. mit dem Begriff der Sicherheit im wesentlichen als irrelevant erweist (L. Wittgensteins Empfehlung: »vergiß diese transzendente Sicherheit, die mit deinem Begriff des Geistes zusammenhängt«, On Certainty. Über G., 8 [Nr. 47], vgl. 52ff. [Nr. 404ff.]).
      Auf den Begriff der G. im Sinne beanspruchter Irrtumsfreiheit (Sicherheit) bezieht sich auch die Kritik des kritischen Rationalismus (>Rationalismus, kritischer) und der analytischen Wissenschaftstheorie (>Wissenschaftstheorie, analytische) an den klassischen Begründungsansprüchen der Philosophie. Dabei wird insbes. der konstruktiven Wissenschaftstheorie (>Wissenschaftstheorie, konstruktive) unterstellt, sie suche, im Rückgriff auf die erkenntnistheoretische Position H. Dinglers, einen dogmatischen Begriff der >Letztbegründung zu restituieren und gäbe sich dabei als >Certismus (im Gegensatz zu der im >Fallibilismus vertretenen Konzeption wissenschaftlicher Rationalität) zu erkennen. Diese Unterstellung ist jedoch unbegründet, insofern der in der konstruktiven Wissenschaftstheorie vertretene Begriff der >Begründung (1) dem so genannten Münchhausen-Trilemma nicht unterliegt und (2) den Anspruch auf Irrtumsfreiheit nicht impliziert."
          > Literaturverzeichnis in der ausgelagerten Datei.
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    Gewißheit imHistorischen Wörterbuch der Philosophie
       
    Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe > ausgelagerte Datei.
       


    Wissenschaftliche Arbeiten zur Gewissheit
    Vorgesehen: Archäologie * Astronomie * Biologie * Chemie * Finanzwissenschaft * Geographie * Geologie * Geschichte * Kunstwissenschaft * Logik * Mathematik * Medizin * Musikwissenschaft * Philosophie * Physik * Politikwissenschaft * Psychologie * Psychopathologie * Recht * Religion * Soziologie * Sprachwissenschaft, Linguistik, Kommunikationstheorie * Wirtschaft * Wissenschaftstheorie *

    Übersicht der Werke, die ausgewertet wurden bzw. vorgesehen sind:

    • Aristoteles Texte zur Logik. Zusammengestellt, übersetzt und kommentiert von Adolf Trendelenburg, bearbeitet und neue herausgegeben von Rainer Beer 1967. Reinbek: Rowohlt.
    • Bergmann, Hugo (1908) Untersuchungen zum Problem der Evidenz der inneren Wahrnehmung. Halle /Saale: Das Buch enthält 26 Fundstellen "Gewißheit"
    • Brendel, Elke (2013) Wissen. Berlin: De Gruyter.
    • Cysarz, Herbert (1973) Die Struktur der menschlichen Gewißheiten in der philosophischen Theorie und in der kulturwissenschaftlichen Forschung. Insbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 31. Insbruck: Institut für vergleichende Sprachwissenschaft.
    • Cysarz, Herbert (1971) Evidenzprobleme. Quellen und Weisen menschlicher Gewißheit. Berlin: Duncker & Humblot.
    • Dimbath, Oliver  & Pfadenhauer, Michaela  (2021, Hrsg.) Gewissheit : Beiträge und Debatten zum 3. Sektionskongress der Wissenssoziologie Sektionskongress der Wissenssoziologie (2019, Koblenz) . - 2021. Weinheim: Beltz/Juventa.
    • Dimbath, Oliver (2021) 1. Begriffliche Vergewisserung in () Gewissheit in unsicherer Zeit. Ein Essay zur Einleitung in () Dimbath & Pfadenhauer (2021, Hrsg.)
    • Dürr, E. (1903) Grenzen der Gewißheit.
    • James, William (1909) Psychologie.
    • Jaspers, Karl (1948) Allgemeine Psychopathologie. Fünfte unveränderte Auflage. Berlin / Heidelberg: Springer.
    • Krohn Wolfgang  (2021) Experimentelle Gewissheit. In Dimbath & Pfadenhauer (2021, Hrsg.) Gewissheit. (85-)
    • Külpe, Oswald (1912) Die Realisierung I.
    • Külpe, Oswald (1920) Die Realisierung II.
    • Külpe, Oswald (1923) Die Realisierung III.
    • Kutschera, Franz von (1982) Gewißheit und Wahrheit. In (1-78) Grundfragen der Erkenntnistheorie. Berlin: DeGruyter.
    • Maturana, Humberto R. & Verela, Francisco, J. (1987, 3.A.) Der Baum der Erkenntnis. Wie wir die Welt durch Wahrnehmung erschaffen - die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Bern: Scherz.
    • May, Regine S. (1987)  Realismus von subjektiven Wahrscheinlichkeiten : eine kognitionspsychologische Analyse inferentieller Prozesse beim Overconfidence-Phänomen. Frankfurt am Main: Peter Lang.
    • Moore, George E. (dt. 1967, orig 1941). Gewißheit. In (185-216) Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze Einleitung von Harald Delius. Theorie I. Frankfurt: Suhrkamp. Siehe bitte auch Moores gesunder Menschenverstand [extern]
    • Pörksen, Bernhard (, Hrsg.) Die Gewissheit der Ungewissheit. Gespräche zum Konstruktivismus. Mit Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto R. Maturana, Gerhard Roth, Siegfried J. Schmidt, Helm Stierlin, Francisco J. Varela und Paul Watzlawick.
    • Popper, Karl. (1993) Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. Hamburg: Hoffmann und Campe paperback.

    • Ricken, Friedo (1984, Hrsg.) Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. München: Beck.
    • Russell, Bertrand  (dt. 1950) D. Grade der subjektiven Gewißheit  in ( 389-390) Das menschliche Wissen. Darmstadt: Holle.
    • Stegmüller, Wolfgang (1969) Metaphysik, Skepsis, Wissenschaft. Berlin: Springer.
    • Sigwart, Christoph von (1873) Logik Erster Band: Die Lehre vom Urteil, Begriff und Schluss. Tübingen: Lauppsche Buchhandlung. Digital beim MDZ.
    • Sigwart, Christoph von (1873) Logik Zweiter Band: Methodenlehre. Lauppsche Buchhandlung. Digital beim MDZ.
    • Ulrich, Peter (1995) Gewißheit und Referenz. Subjektivitätstheoretische Voraussetzungen der intentionalen und sprachlichen Bezugnahme auf Einzeldinge. Paderborn: Schöningh.
    • Volkelt, Johannes (1918) Gewißheit und Wahrheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [Erkenntnistheoretisch orientiert]
    • Volkelt, Johannes (1918) Gewißheit und Wahrheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [Erkenntnistheoretisch orientiert]
    • Volkelt, Johannes (1922) Die Gefühlsgewißheit. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [PDF]
    • Weizsäcker, Carl Friedrich (1992) Zeit und Wissen. München: Hanser.
    • Wiedmann, Franz (1966) Das Problem der Gewißheit. Eine erkenntnistheoretische Studie. Epimeleia Bd. 4. München & Salzburg: Pustet. [BiogrInfo]
    • Windelband, Wilhelm (1873) Ueber die Gewissheit der Erkenntniss: eine psychologisch-erkenntnisstheoretische Studie — Berlin, 1873 https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/windelband1873/0054/image,info
    • Wittgenstein, Ludwig (1984, verfasst 1950) Über Gewissheit. Frankfurt aM: Suhrkamp.
    • Winter, Reiner (1996). Grundlage der formalen Logik. Frankfurt: Deutsch.
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    Auswertungen nach Fachwissenschaften

    Biologie

    Maturana, Humberto R. & Verela, Francisco, J. (1987, 3.A.) Der Baum der Erkenntnis. Wie wir die Welt durch Wahrnehmung erschaffen - die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Bern: Scherz.
     

      Zusammanfassung Maturana-1987: Maturana & Verela verwenden Gewißheit anscheinend als selbverständlichen und nicht weiter erklärungsbedürftigen Grundbegriff (S.20). Die persönliche Gewißheitserfahrung mache gegenüber anderen blind (S.20). Gewißheiten seien keine Beweise für die Wahrheit (S.263). Soll Koexistenz gelingen müsse auf der Basis wechselseitig zu tolerierenden Gewissheiten eine gemeinsame Welt gefunden werden.
      S.20: "Wir neigen dazu, in einer Welt von Gewißheit, von unbestreitbarer Stichhaltigkeit der Wahrnehmung zu leben, in der unsere Überzeugungen beweisen, daß die Dinge nur so sind, wie wir sie sehen. Was uns gewiß erscheint, kann keine Alternative haben. In unserem Alltag, unter unseren kulturellen Bedingungen, ist dies die übliche Art, Mensch zu sein.
          Nun, dieses ganze Buch kann als eine Aufforderung angesehen werden, unsere Gewohnheit aufzugeben, der Versuchung der Gewißheit zu erliegen. Dies ist in zweifacher Hinsicht notwendig. Zum einen, weil wir dem Leser, wenn er seine Gewißheiten nicht aufgibt, hier nichts vermitteln können, was als ein wirksames Verständnis des Phänomens der Erkenntnis in seine Erfahrung eingehen könnte. Zum anderen, weil jede kognitive Erfahrung - wie dieses Buch zeigen wird -, wenn wir das Phänomen der Erkenntnis und die daherrührenden Handlungen näher betrachten, den Erkennenden in sehr persönlicher, da in seiner biologischen Struktur verwurzelter Weise einbezieht. Dabei erweist sich jede Erfahrung der Gewißheit als ein individuelles Phänomen, das gegenüber der kognitiven Handlung des anderen blind ist. Dies ist eine Einsamkeit, die - wie wir sehen werden - nur in einer Welt zu überwinden ist, die wir gemeinsam mit dem anderen schaffen.

      S.263f: "Sie verpflichtet uns zu einer Haltung ständiger Wachsamkeit gegenüber der Versuchung der Gewißheit. Sie verpflichtet uns dazu einzusehen, daß unsere Gewißheiten keine Beweise der Wahrheit sind, daß die Welt, die jedermann sieht, nicht die Welt ist, sondern [>264] eine Welt, die wir mit anderen hervorbringen. Sie verpflichtet uns dazu zu sehen, daß die Welt sich nur ändern wird, wenn wir anders leben. Sie verpflichtet uns, da wir, wenn wir wissen, daß wir wissen, uns selbst und anderen gegenüber nicht mehr so tun können, als wüßten wir nicht."

      S.264: "Wollen wir mit der anderen Person koexistieren, müssen wir sehen, daß ihre Gewißheit - so wenig wünschenswert sie uns auch erscheinen mag - genauso legitim und gültig ist wie unsere. Wie unsere Gewißheit ist auch die Gewißheit des anderen Ausdruck seiner Bewahrung der Strukturkoppelung in einem Existenzbereich - so wenig verlockend uns dieser Bereich auch erscheinen mag. Die einzige Chance für die Koexistenz ist also die Suche nach einer umfassenderen Perspektive, einem Existenzbereich, in dem beide Parteien in der Hervorbringung einer gemeinsamen Welt zusammenfinden."

    _
    Logik
    Ein Axim der Gewissheit in der Logik ist das Axiom vom Widerspruch, vermutlich das stärkste überhaupt. A kann nicht zugleich wahr und falsch sein, existieren und nicht existieren.
      Jan Lukasiewicz (1910 pol., dt. 1993) Über den Satz des Widerspruchs bei Aristoteles. Neuauflage:
      https://vdoc.pub/download/uber-den-satz-des-widerspruchs-bei-aristoteles-8u3623g7q3g0


    Aristoteles Texte zur Logik. Zusammengestellt, übersetzt und kommentiert von Adolf Trendelenburg, bearbeitet und neu herausgegeben von Rainer Beer 1967. Reinbek: Rowohlt.

    S.25: "13. Die zwei Quellen der Gewißheit:
    __________Syllogismos oder Induktion

    Wir empfangen hiernach alle Gewißheit entweder durch Schluß oder aus Induktion.
        Wir lernen entweder durch Induktion oder Beweis. Der Beweis geschieht nämlich aus dem Allgemeinen, die Induktion aus dem Besondern."

      Kommentar: Syllogismus (Beweis; > 6.4) und Induktionen (>6.5, 6.8) werden im weiteren Verlauf erklärt.
    Arnauld, Antoine & Nicole, Pierre (dt. 1972, fr 1662f). Die Logik oder Kunst des Denkens [Die Logik von Port-Royal]. Übersetzt und eingeleitet von Christos Axelos. Darmstadt: WBG. Gewissheit in der Logikschule von Port-Royal (1662). Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei. Hieraus:
     
      Zusammenfassung-Gewißheit-PortRoyal  (Links verweisen auf die Ziele der ausgelagerten Seite):
        (1) Fundstellen im Buch nach Sachregister.
        (2) Haltungen zur Gewißheit.
        (3) Gewißheit wird trotz Aristoteles Kenntnis nicht erklärt.
        (4) Das Gewißheitsurteil kommt aus dem Geiste nicht von den Sinnen.
        (5) Es gibt unterschiedliche Grade von Gewißheit.
        (6) Vielfalt von gewiß und ungewiß im Geist und in den Sinnen.
        (7) 29 Fundstellenkürzel des Gebrauchs.
        Ausführlichere Fundstellen im Kontext.


    Kondakows Wörterbuch der Logik hat keinen Eintrag Gewißheit, aber einen zur verwandten Evidenz.
    Kondakow, N.I. (dt. 1978 russ. 1975). Wörterbuch der Logik. Berlin: deb.
        Evidenz [evidentia lat.]: Offensichtlichkeit; Wissen, dessen Wahrheit der Mensch unmittelbar mit den Sinnesorganen nachprüfen kann. Die Wahrheit des Urteils »im Zimmer leuchtet die elektrische Lampe auf« ist z. B. jedem im Zimmer anwesenden Menschen mit normalem Sehvermögen offensichtlich. Zum Wahrheitsbeweis für ein .derartiges Urteil braucht man nicht zu logischen Ableitungen oder zu Experimenten zu greifen. Wie schon CICERO sagte, „wird die Evidenz durch Beweis nur geschmälert“.
    Die Wissenschaft strebt nach Erkenntnis vom Wesen der Dinge und der Erscheinungen durch logische Schlüsse, die auf Erfahrung und Experiment beruhen. Urteile, die auf E. basieren, können sich aber als falsch erweisen. Bekannt sind verschiedenartige optische Täuschungen, Fehler bei der Bewertung und dem Vergleich von Teilstreckenlängen, von Winkelgrößen oder Entfernungen zwischen Gegenständen, die vom Beobachter unter bestimmten Bedingungen begangen werden.
    Die Idealisten versuchen seit altersher die Erscheinungen der optischen und akustischen Täuschung zum Beweis einer angeblichen Unsicherheit der Sinneserfahrung zu nutzen. Aber diese Versuche haben keinen Erfolg. Verzerrungen in der Wahrnehmung durch die einen Sinnesorgane werden durch die Angaben der anderen Sinnesorgane korrigiert, und deshalb entsteht im Ergebnis letzten Endes gesichertes Wissen. Von der Zuverlässigkeit sinnlichen Wissens zeugt auch die Tatsache, daß der Mensch gerade mit den Sinnesorganen die Bedingungen aufdeckte, unter denen das Entstehen von optischen und. akustischen Täuschungen möglich wird. Da der Mensch diese Bedingungen kennt, nutzt er sie bewußt aus, z. B. bei der Perspektive in der Malerei und Architektur.
    Die meisten wahren Kenntnisse, die den Inhalt der Wissenschaft bilden, sind keine evidenten, sondern vermittelte Wahrheiten. Ihr Wahrheitsgehalt wird im Arbeitsprozeß beim Schließen überprüft mit Hilfe von Geräten und Apparaturen. Darum ist der Versuch einer ganzen Reihe von Rationalisten, z. B. von DESCARTES, jede Wahrheit auf eine rational evidente Aussage zurückzuführen, nicht gerechtfertigt. Das Allgemeine, das die Wissenschaft aufdecken muß, um das Wesentliche zu erforschen, wird in Gedanken und Wörtern widergespiegelt, die Funktionen nicht des ersten, sondern des zweiten Signalsystems sind.

    Gewissheit in Sigwarts Logik Band I. 1873, Bd. 2 1878
    Bd.1  Die Lehre vom Urtheil, vorn Begriff und vom Schluss. Gewissheit 101 Treffer. Evidenz 6 Treffer.
    Bd.2 Methodenlehre Gewissheit 51 Treffer. Evidenz 11 Treffer.
     

    Winter, Reiner (1996). Grundlage der formalen Logik. Frankfurt: Deutsch.
    S.142: "Bei der Suche nach Erkenntnissen soll zugleich auch die Gewißheit erlangt werden, ob die Erkenntnisse zweifelsfrei wahr sind oder nicht. Die Wissenschaft sucht stets eine Methode (griech. methodos von meta = "nach, auf' und hodos = "Weg, Weise", also: "auf eine Weise"), mit der die Wahrheit des Wissens demonstrativ dargelegt werden kann. Worin besteht aber die angemessene Methode, Wissen so darzustellen, daß es auch als "gesichert", "unbezweifelbar" und "wahr" zum Ausdruck kommt? Diese Frage war und ist immer noch ein zentraler Gegenstand der Philosophie, Logik und Mathematik. Es ist die Frage, was denn eigentlich ein Beweis sei"

      Kommentar-Winter-S142: Gewissheit als zweifelsfrei wahr, unbzweifelbar, wahr.




    Philosophie
    Bergmann * Brendel * Cysarz * Descartes * Dilthey * Dürr * Eisler * Kant * Klaus & Buhr * Kutschera * Moore * Pörksen * Ulrich * Volkelt * Wiedmann * Windelband *
        Anmerkung: Popper, Russell, Stegmüller, Wittgenstein und die Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (2.A. 2008) sind bei Wissenschaftstheorie eingeordnet.

    Bergmann, Hugo (1908) Untersuchungen zum Problem der Evidenz der inneren Wahrnehmung
    [Interne Fundstelle EBooks/PsychologiePDF/AllPsy/Wahrnehmung/..."]

    Das Buch enthält 42 Fundstellen für "gewiß" und 26 Fundstellen "Gewißheit", 91 Fundstellen Evidenz, keinen Treffer für Evidenzbegriff.
     

    Brendel, Elke (2013) Wissen. Berlin: De Gruyter. Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei. Hieraus:
     

      Fazit: Descartes' Überlegungen enthalten mehrere grundlegende Fehler: (1) Der Ansatz der Suche nach absoluter Gewissheit ist falsch, weil es eine solche bei Menschen nicht geben kann. (2) Der Mensch kann sich grundsätzlich irren und täuschen, nicht nur bei der äußeren Wahrnehmung, sondern auch (3) bei der inneren Wahrnehmung (denken, erinnern, vorstellen, erleben). (4) Der abstrakt allgemeine Ansatz ist wenig sinnvoll, richtig und wichtig wären konkrete, operationale Beispielen mit klaren Referenzangaben. Das leistet nicht nur Descartes in der Brendel-Präsentation nicht, sondern auch Brendel selbst nicht. Die Kernfrage, wodurch es zur Gewissheit oder zum Gewissheitserleben kommt, wird nicht beantwortet.
    _
    Cysarz, Herbert (1973) Die Struktur der menschlichen Gewißheiten in der philosophischen Theorie und in der kulturwissenschaftlichen Forschung. Insbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 31. Insbruck: Institut für vergleichende Sprachwissenschaft.
        Zusammenfassung Cysarz1973: Dem Titel nach sollte man annehmen, dass das 34-Seiten Heft auf jeden Fall zwei Begriffe klärt: (1) Struktur der menschlichen (2) Gewißheiten. Doch weder das eine noch das andere wird geklärt. In typisch geisteswissenschaftlicher Manier werden Worte um Worte aufgetürmt und bildungsangereichert bemeint. Wissenschaftlich ist die Arbeit nicht zu gebrauchen. In allen 5 Fundstellen "Struktur der Gewißheit(en)" wird diese Begrifflichkeit nicht erklärt. Anscheinend geht der Verfasser davon aus, dass diese Begrifflichkeit verständlich ist und keiner besonderen Erklärung bedarf. >  Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei.
    _
    Gewissheit in Descartes' Meditationen (1641). Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei. Hieraus:
     
      Zusammenfassung-Descartes-Meditationen:
      (1) 36 Fundstellen zu Gewissheit
      (2) Descartes erklärt Gewissheit nicht
      (3) Descartes hat eine quantitative Auffassung von Gewissheit
      (4) Argumentation: Descartes' Basis seiner Gewissheitssuche ist: Ich erlebe, das ist gewiß.
      (5) Die 36 Fundstellen-Kürzel in der Übersicht
      (6) Weitere wichtige Begriffe zum Umfeld der Gewissheit (werden im Laufe der Zeit ausgewertet)
        (6.1) Traum 6 Fundstellen, "Träum" 11 Fundstellen
        (6.2) Einbildung Der Suchtext "einbild" hat 42 Treffer.
        (6.3) sicher Der Suchtext "sicher" hat 42 Treffer, darunter aber 12 Treffer "sicherlich", also 30 echte Treffer.
        (6.4) Beweis Der Suchtext "beweis" hat 14 Treffer
        (6.5) Wissen Der Suchtext "wissen" hat 27 Treffer, darunter aber auch 10 "gewissen", also 17 echte Treffer.
        (6.6) Täuschen Der Suchtext "täusch" hat 37 Treffer
        (6.7) Irren Der Suchtext "irr" hat 34 Treffer
        (6.8) Zweifel Der Suchtext "zweifel" hat 45 Treffer.
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    Dilthey Band 01 und Band 07 der Gesammelten Schriften
       
      Zusammenfassung-Dilthey-Gesammelte-Schriften-Band-01: Dilthey, W. (1883, 1922 Nachdruck) Einleitung in die Geisteswissenschaften. Versuch einer Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und der Geschichte. Leipzig: Teubner.
          49 Fundstellen "gewiß", Gewißheit 31. Dilthey erklärt auf den ersten 236 Seiten nicht, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht in einer Fußnote, Anmerkung oder mit einem Quer- oder Literaturverweis, obwohl man in der Wissenschaft erwarten darf, dass die Begrifferklärung wichtigerer Begriffe bei den ersten Erwähnungen erfolgt. Ich habe die Fundstellendokumentation daher nach S. 246 abgebrochen, weil ich davon ausgehe, was Dilthey auf den ersten 236 Seiten nicht erklärt, dass erklärt er auch in den folgenden späteren Fundstellen nicht mehr. Wahrscheinlich betrachtetet Dilthey in Band 01 Gewißheit als allgemeinverständlichen und nicht weiter erklärungs- oder begründungsbedürftigen Grundbegriff.
       
        B01-Vorrede-XVI: "Das Buch, dessen erste Hälfte ich hier veröffentliche, verknüpft ein historisches mit einem systematischen Verfahren, um die Frage nach den philosophischen Grundlagen der Geisteswissenschaften mit
        dem höchsten mir erreichbaren Grad von Gewißheit zu lösen. "
        B01-Vorrede XVII: "Gibtes etwaeine von metaphysischen Begriffen getragene Philosophie der Geschichte oderein solches Naturrecht? Wenndas aber widerlegt werdenkann: woist derfeste Rückhalt für einen Zusammenhang der Sätze, der den Einzelwissenschaften Verknüpfung und Gewißheit gibt?"
        B01-45: "So beherrscht der Begriff der wissenschaftlichen Gewißheit in seinen verschiedenen Gestalten, als Überzeugung von Wirklichkeit im Wahmehmen, als Evidenz im Denken, als Bewußtsein von Notwendigkeit gemäß dem Satz vom Grunde im Erkennen die ganze Theorie der Wissenschaft. "
        B01-103 (Zitat, nicht belegt, wahrscheinlich Herder): "„AufwelchenWegendies geschehen werde — welche Philosophie der Erde wärees, die hierüber Gewißheit gäbe?“"
        B01-116: "Die Analysis der Bedingungen des Bewußtseins hat die unmittelbare Gewißheit der Außenwelt, die objektive Wahrheit der Wahrnehmung, alsdann der Sätze, welche die Eigenschaften des Räum[>117]lichen ausdrücken, sowie der Begriffe von Substanz und Ursache, welche die Natur des Wirklichen aussprechen, aufgelöst, und zwar wurde sie teils getragen, teils bestätigt durch die Ergebnisse der Physik und Physiologie: so entsteht die Aufgabe, die einzelnenWissenschaften mit diesem kritischen Bewußtsein zu erfüllen. "
        B01-152: "Dieser Tatbestand erklärt, warum für die Philosophie der Alten das wahrhafte Sein und das höchste Gut die beiden zentralen Fragen bilden. Diese Fragen sind nicht abgeleitet. Nicht die subjektive Festigkeit der Aussage, die Notwendigkeit der Gedanken ist es, was das menschliche Erkennen zuerst sucht. Diese Festigkeit des Aussagens ist sozusagen die subjektive, logische Seite der objektiven Festigkeit des Zweckes in uns selber, der Substanz außer uns. Dies zeigt sich geschichtlich darin, daßerst die Unsicherheit und der Zweifel, welche die Denkgewißheit stören, die Frage nach dem logischen Zusammenhang von Grund und Folge, nach dem Grunde, der in sich fest ist, hervorgetrieben haben."
        B01-236: "Also wir ergänzen durch unsere Einsicht, umdie Skeptiker von Grundaus zu verstehen. Sie sprechen von einem Wahrnehmungszustand, den der Menscherleidet1, undunterscheiden diesen vom Erkennen.2
        Aber keine Ahnung ist in ihnen, daß das Innewerden eines solchen Zustandes, welches sie nicht bestreiten, eben selber ein Wissen, und zwar das sicherste Wissenist, von welchem jede Erkenntnis ihre Gewißheit zu Lehen tragen muß."
        ...
        Abbruch Fundstellendoku Band 01 , weil ich davon augehe, wenn auf den ersten 236 Seiten nicht erklärt wird, was Dilthey unter Gewißheit versteht, dass er in den folgenden und späteren Fundstellen auch nicht mehr tut.
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      Zusammenfassung-Dilthey-Gesammelte-Schriften-Band-07: Dilthey, W. (1927) Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. Studien zur Grundlegung der Geisteswissenschaften. Leipzig und Berlin: Teubner.
      B07 der Gesammelten Schriften enthält 10 Fundstellen "Gewißheit", davon gehen zwei an den Herausgeber. "gewiß" bringt 21 Treffer, drei davon gehen an den Herausgeber. Dilthey erklärt oder begründet den Begriff Gewißheit nicht näher, auch nicht in einer Fußnote, Anmerkung Quer- oder Literaturverweise, obwohl man in der Wissenschaft erwarten darf, dass die Begrifferklärung wichtigerer Begriffe bei den ersten Erwähnungen erfolgt. Wahrscheinlich betrachtetet Dilthey in Band 07 Gewißheit als allgemeinverständlichen und nicht weiter erklärungs- oder begründungsbedürftigen Grundbegriff.
          Hrsg. GROETHUYSEN erläutert im Vorwort Bd. 07 Gesammelte Schriften: "Dilthey war davon ausgegangen, daß der Geisteswissenschaftler in der Psychologie eine solche feste Grundlage finde. Hier im Seelenleben sei Wirklichkeit, hier sei uns etwas unmittelbar Gewisses, Unbezweifelbares gegeben."
       
        Fundstellen Dilthey B07:
        B07-26.1: "Das Erleben ist immer seiner selbst gewiß. Da nun das Erleben den Rechtsgrund für den ganzen Zusammenhang meines Wissens über psychische Gegenstände bildet, so muß ich das Erleben inbezug auf die in ihm enthaltene Gewißheit zergliedern"
        B07-26.2: "Ganz gleichgültig, wie man sich dies psychologisch zurechtlege: die Gewißheit des Erlebnisses bedarf keiner weiteren Vermittelung, und so kann dasselbe als unmittelbar gewiß bezeichnet werden."
        B07-42: "Der Erlebende ist dessen gewiß, was er erlebt. Diese Art von Gewißheit weist auf nichts zurück, das dahinter läge, sie ruht in sich selbst"
        B07-47: "Dagegen ist es ein Doppelsinn des Wortes, wenn wir vom Gefühl der Ähnlichkeit, dem Gefühl der Wirklichkeit reden. Hier ist es der gemeinsame Charakter des Innewerden; welcher den doppelten Gebrauch des Ausdruckes Gefühl bedingt. Bejahung und Verneinung, Zweifel und Gewißheit sind an sich weder lust- noch leidvoll. "
        B07-162: "Und wenn nun Niebuhr sich zugleich des Schlusses der Analogie aus verwandten Entwicklungen bediente, so unterlag das Wissen von diesen verwandten Entwicklungen ja demselben Zirkel, und der Analogieschluß, der dies Wissen benutzte, gab keine strenge Gewißheit."
        B07-336: "3. Soweit die wissenschaftliche Bewegung reicht, verlangt sie theoretische Begründung jeder Annahme, jeder Wertbestimmung und jeder Zwecksetzung. Es ist die Natur der Aufklärung, daß sie aus dem Verfahren der Wissenschaft an jedem Punkt des Lebens diese Konsequenz zieht. Sie umspannt mit diesem Verfahren des Geistes das ganze Leben; sie regelt es durch den Verstand. Ihre Selbstgewißheit beruht auf dem Ertrag der Wissenschaft. So trennt sie sich von der ganzen Vergangenheit mit ihrem Glauben, ihrer Tradition, ihren Offenbarungen, ihren übernatürlichen Eingriffen. Sie verendlicht alles und schiebt die göttliche Einwirkung immer weiter zurück62)"
        B07-342: "Das religiöse Erlebnis und die ihm aufgehende Erfahrung will sich von dem allem emanzipieren. Seine Selbstgewißheit soll sich nur auf die in ihm enthaltene Erfahrung gründen. Dies ist der allgemeine Charakter der religiösen Bewegung, welche die niederländische Bewegung, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann, die deutschen Pietisten und die Herrnhuter, den Methodismus und Irvingianismus, die Baptisten und Quäker umfaßte. "
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    Dürr, Ernst (1903) Über die Grenzen der Gewissheit. Leipzig: Verlag der Dürr'schen Buchhandlung.
    Zusammenfassung Gewissheit Dürr (1903) Über die Grenzen der Gewissheit
    Internetquelle: https://ia802708.us.archive.org/32/items/berdiegrenzende00drgoog/berdiegrenzende00drgoog.pdf
    "Gewissheit" 69 Fundstellen (erste im Titel und Inhaltsverzeichnis), "gewiss" 146 Fundstellen, Gewissheitsbegriff keine Fundstelle, defin 9 Fundstellen.
    Dürr erklärt Gewissheit nicht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Sieht man die 9 Fundstellen zum Suchtext "defin" durch, so liefern diese keinen Hinweis auf eine Definition der Gewissheit. Das ist nicht nur schlechter wissenschaftlicher Stil, sondern im Grunde grober Unfug, die Grenzen der Gewissheit ausloten zu wollen, ohne zu erklären, was er unter Gewissheit verstehen will -  so als hätte es nie einen Aristoteles gegeben, der um die 300 vor Christus bereits forderte: Zum Geleit.

    Auf S.23: bezeichnet Dürr die Erkenntnistheorie als Theorie der Gewissheit, was wenig sinnvoll erscheint, da die natürliche Deutung der Erkenntnistheorie natürlich besagt, dass Erkenntnistheorie die Theorie der Erkenntnis oder des Erkennens ist. Bereits aus dem Inhaltsverzeichnis (II.1b, 17-25) geht hervor, dass Dürr Gewissheitsgrade annimmt.  Auf den Seiten 17-25 werden Gewissheitsgrade nicht besprochen und nicht erklärt.
     

    Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe
    Gewißheit (certitudo) ist das »sichere«, feste Wissen, das überzeugte Fürwahrhalten, die Sicherheit, völlige Abgeschlossenheit des Urteilens, die aus der Denknotwendigkeit empirisch oder a priori entspringt und in einem Gefühle sich bekundet, die Bestimmtheit des Denkwillens, der sich als logisch determiniert erweist und nicht schwankt. Zu unterscheiden ist die subjektive Gewißheit des Glaubens (s. d.) von der objektiven des Wissens (s. d.), die absolute Gewißheit von der Wahrscheinlichkeit (s. d.), die unmittelbare Gewißheit (Evidenz, s. d.) von der mittelbaren (abgeleiteten). Alle Gewißheit wurzelt schließlich in der (äußeren oder inneren) Anschauung und in den Denkgesetzen. Absolut gewiß ist das, dessen Gegenteil oder Nichtsein als unmöglich (widerspruchsvoll) festgestellt ist. Der Rationalismus (s. d.) sieht in der Vernunft eine Quelle der Gewißheit. Der Skepticismus (s. d.) leugnet jegliche objektive Gewißheit. Die Gewißheit des Erkennens ist ein Fundamentalproblem der Philosophie. >  Vollständiger Eisler hier.

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    Kant
    Schriften Kants (chronologisch bei Wikipedia).
     

      Vorläufige Zusammenfassung Gewißheit bei Kant
      Suchfunktion im Bonner Kant Korpus nicht verläßlich  [Beleg hier; korrigiert am 26.09.2022] Suche  in der elektronischen Edition von Immanuel Kants Gesammelten Werken. Gewißheit kommt nach der Suchfunktion in den 9 Bänden der Gesammelten Werke fälschlich nicht vor. In den Bänden des schriftlichen Nachlasses (14-23) gibt es in Band XVI 91 Treffer in 45 Dateien. Im Briefwechsel findet sich eine Fundstelle. Obwohl die Suchfunktion für die Gesammelten Werke 1-9 im Bonner Kant Korpus keine Treffer ausweist, zeigte die Untersuchung einzelner Werke z.B. Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, 1781 (6 Treffer), Kritik der reinen Vernunft, 2. A. 1787 (48 Treffer), Logik (1800) 56 Fundstellen, dass Kant den Ausdruck Gewißheit ziemlich oft gebraucht. Die Fundstellen sind so zahlreich, dass ich eine eigene Kant-Fundstellenseite eingerichtet habe, die, je nach Fortschritt, im Laufe der Zeit veröffentlicht wird.
      • Kommentar-1746: In der ersten Schrift Kants, 22 Jahre jung, 1746 Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte ... gibt es 5  Fundstellen zum Ausdruck Gewißheit. An keiner Fundstelle erklärt er, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Fazit: Kant scheint Gewißheit in seiner ersten Schrift für einen allgemeinverständlichen und nicht weiter erklärungs- oder begründungsbedürftigen Grundbegriff zu halten. Intuitiv meine ich: das ist unkantisch (heißt: entspricht nicht meinem Bild oder Vorurteil von Kant), vielleicht zeigt es aber auch eine neue Seite von Kant.
        • S.15: Kant gebraucht hier zwar Gewißheit, aber er erklärt nicht, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.
        • S.114: Hier gebraucht Kant Gewißheit mit der Qualität eines geometrischen Beweises, aber wiederum erklärt er nicht, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis
        • S.234: Hier verwendet Kant den Ausdruck "ungezweifelter Gewißheit", woraus folgt, dass es auch eine bezweifelte gibt. Gewißheit müsse nach den Cartesianern im Einklang mit der Geometrie sein; abermals erklärt er nicht, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.
        • S.237: Hier spricht Kant von "hinlänglicher Gewißheit" und dass man sie erlangen kann, wenn man seinen Anweisungen folgt, wobei er weder Gewißheit noch hinlängliche Gewißheit erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.
        • S.239: Hier macht Kant unwidersprechliche Gewißheit geltend ohne dies genauer zu erklären.
      • Kommentar MAdN1781: Kant gebraucht hier zwar Gewißheit, aber er erklärt nicht, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, wobei er die beiden Spezifikationen, apodiktische und "blos" empirische Gewißheit  auch nicht erklärt. Aus der Formulierung ergibt sich allerdings, dass die apodiktische Gewißheit weit über der "blos" empirischen steht.
      • Kommentar-KdrV1787: Kant spricht bei der ersten Fundstelle von verschiedenen Arten der Gewißheit, aber Gewißheit selbst erklärt er nicht, auch nicht mit Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Damit verstößt er gegen die  begriffliche Grundregel, einen wichtigen Begriff beim ersten Gebrauch zu erklären.
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      Gewißheit in Kant's erster Veröffentlichung 1746
      1746 Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte und Beurtheilung der Beweise derer sich Herr von Leibnitz und andere Mechaniker in dieser Streitsache bedienet haben: nebst einigen vorhergehenden Betrachtungen welche die Kraft der Körper überhaupt betreffen.
       [GB] 5 Fundstellen S. 15, S. 114, S. 234, S. 237 und S. 239. Kommentare oben in der Zusammenfassung.

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      Zusammenfassung Kant's Gebrauch von Gewißheit in Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft, 1781
      Fundstellen im Bonner Kant Korpus (Abruf 25.09.22)

      S.468: "

        17  Eigentliche Wissenschaft kann nur diejenige genannt werden, deren
        18  Gewißheit apodiktisch ist; Erkenntniß, die blos empirische Gewißheit enthalten
        19  kann, ist ein nur uneigentlich so genanntes Wissen. ..."
          Kommentar MAdN1781: Kant gebraucht hier zwar Gewißheit, aber er erklärt nicht, was er unter Gewißheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, wobei er die beiden Spezifikationen, apodiktische und "blos" empirische Gewißheit  auch nicht erklärt. Aus der Formulierung ergibt sich allerdings, dass die apodiktische Gewißheit über der "blos" empirischen steht.


      S.469: "

           12  Alle eigentliche Naturwissenschaft bedarf also einen reinen Theil,
           13  auf dem sich die apodiktische Gewißheit, die die Vernunft in ihr sucht,
           14  gründen könne, und weil dieser seinen Principien nach in Vergleichung
           15  mit denen, die nur empirisch sind, ganz ungleichartig ist, so ist es zugleich
           16  von der größten Zuträglichkeit, ja der Natur der Sache nach von unerlaßlicher
           17  Pflicht in Ansehung der Methode, jenen Theil abgesondert und von
           18  dem andern ganz unbemengt so viel möglich in seiner ganzen Vollständigkeit
           19  vorzutragen, damit man genau bestimmen könne, was die Vernunft
           20  für sich zu leisten vermag, und wo ihr Vermögen anhebt der Beihülfe
           21  der Erfahrungsprincipien nöthig zu haben. Reine Vernunfterkenntniß
           22  aus bloßen Begriffen heißt reine Philosophie oder Metaphysik; dagegen
           23  wird die, welche nur auf der Construction der Begriffe vermittelst Darstellung
           24  des Gegenstandes in einer Anschauung a priori ihr Erkenntniß
           25  gründet, Mathematik genannt."


      S.472"

           32  des Raums, der Trägheit u. s. w.. Darüber aber blos empirische
           33  Grundsätze gelten zu lassen, hielten sie mit Recht der apodiktischen Gewißheit,
           34  die sie ihren Naturgesetzen geben wollten, gar nicht gemäß, daher sie
           35  solche lieber postulirten, ohne nach ihren Quellen a priori zu forschen."
      S.472f: "
           36  Es ist aber von der größten Wichtigkeit zum Vortheil der Wissenschaften
           37  ungleichartige Principien von einander zu scheiden, jede in ein [>473]
           01  besonderes System zu bringen, damit sie eine Wissenschaft ihrer eigenen
           02  Art ausmachen, um dadurch die Ungewißheit zu verhüten, die aus der
           03  Vermengung entspringt, da man nicht wohl unterscheiden kann, welcher
           04  von beiden theils die Schranken, theils auch die Verirrungen, die sich im
           05  Gebrauche derselben zutragen möchten, beizumessen sein dürften. Um deswillen
           06  habe ich für nöthig gehalten, von dem reinen Theile der Naturwissenschaft
           07  ( physica generalis ), wo metaphysische und mathematische Constructionen
           08  durch einander zu laufen pflegen, die erstere und mit ihnen zugleich
           09  die Principien der Construction dieser Begriffe, also der Möglichkeit
           10  einer mathematischen Naturlehre selbst, in einem System darzustellen.
           11  Diese Absonderung hat außer dem schon erwähnten Nutzen, den sie schafft,
           12  noch einen besonderen Reiz, den die Einheit der Erkenntniß bei sich führt,
           13  wenn man verhütet, daß die Grenzen der Wissenschaften nicht in einander
           14  laufen, sondern ihre gehörig abgetheilte Felder einnehmen.


      S.474: ".... das System der Kritik apodiktische Gewißheit bei sich führen müsse,  ..."

      Kritik der reinen Vernunft, 2. Auflage 1787
      In der Online-Ausgabe (Abruf 25.09.2022) gibt es 48 Treffer. Die erste in der Vorrede auf S. 6:
       

        S.6: "Daß die Logik diesen sicheren Gang schon von den ältesten Zeiten her gegangen sei, läßt sich daraus ersehen, daß sie seit dem Aristoteles keinen Schritt rückwärts hat tun dürfen, wenn man ihr nicht etwa die Wegschaffung einiger entbehrlicher Subtilitäten, oder deutlichere Bestimmung des Vorgetragenen als Verbesserungen anrechnen will, welches aber mehr zur Eleganz, als zur Sicherheit der Wissenschaft gehört. Merkwürdig ist noch an ihr, daß sie auch bis jetzt keinen Schritt vorwärts hat tun können, und also allem Ansehen nach geschlossen und vollendet zu sein scheint. Denn, wenn einige Neuere sie dadurch zu erweitern dachten, daß sie teils psychologische Kapitel von den verschiedenen Erkenntniskräften (der Einbildungskraft, dem Witze), teils metaphysische über den Ursprung der Erkenntnis oder der verschiedenen Art der Gewißheit nach Verschiedenheit der Objekte (dem Idealismus, Skeptizismus usw.), teils anthropologische von Vorurteilen (den Ursachen derselben und Gegenmitteln) hineinschoben, so rührt dieses von ihrer Unkunde der eigentümlichen Natur dieser Wissenschaft her. Es ist nicht Vermehrung, sondern Verunstaltung der Wissenschaften, wenn man ihre Grenzen ineinander laufen läßt; die Grenze der Logik aber ist dadurch ganz genau bestimmt, daß sie eine Wissenschaft ist, welche nichts als die formalen Regeln alles Denkens (es mag a priori oder empirisch sein, einen Ursprung oder Objekt haben, welches es wolle, in unserem Gemüte zufällige oder natürliche Hindernisse antreffen) ausführlich darlegt und strenge beweist."
          Kommentar-KdrV1787: Kant spricht von verschiedenen Arten der Gewißheit, aber Gewißheit selbst erklärt er nicht, auch nicht mit Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Damit verstößt er gegen die begriffliche Grundregel, einen wichtigen Begriff beim ersten Gebrauch zu erklären.


        Die weiteren Fundstellen bei Kant werden bei Gelegenheit ausführlicher in einer ausgelagerten Datei belegt und dokumentiert.
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    Klaus, Georg & Buhr, Manfred (1969, Hrsg.) Philosophisches Wörterbuch. 2 Bde. Leipzig: Bibliographisches Institut.

      Zusammenfassung-Klaus/Buhr-1969: Gewissheit ist subjektiv, relativ, abgestuft und hat sich praktisch bewährt.
      1. Gewißheit ist also keine Eigenschaft der Sachverhalte oder der Urteile, sondern Resultat eines psychischen Prozesses, Gewißheit ist nicht absolut, sondern relativ.
      2. Was für eine Person oder ganze Gruppen von Subjekten, ja für ein ganzes Zeitalter als gewiß erscheint, wird zu einer anderen Zeit von anderen Gruppen von Subjekten für völlig ungewiß oder gar für falsch erachtet.
      3. Die Aussage «Das Urteil U ist gewiß» ist syntaktisch unvollständig und muß richtig lauten: «Das Urteil U ist gewiß für S.»
      4. Wahrheit darf nicht mit Gewißheit verwechselt werden.
      5. Es gibt Stufen der Gewißheit.
      6. Eine Gewißheit, die sich nur auf eine Reihe von Gefühlsmomenten bzw. auf mehr oder weniger vollständige logische Argumente stützt, nennen wir Meinung.
      7. Wenn sich jedoch ein Subjekt S mit der Gesamtheit seiner Persönlichkeit (gefühlsmäßig und logisch) hinter eine Auffassung stellt, die ihm als gewiß erscheint, so sprechen wir von Überzeugung.
      8. Die letzte Grundlage (oft durch viele theoretische Zwischenstufen vermittelt) der Gewißheit ist die  Praxis. Was sich praktisch immer wieder bewährt hat, erscheint uns als gewiß.
      9. Es gibt keine objektive Evidenz, die etwa letzte Grundlage der Gewißheit wäre. Jede Evidenz ist selbst in letzter Instanz praktisch bedingt, wie sich durch eine genaue Analyse der Abstraktions-Prozesse auf' der Grundlage des Materialismus beweisen läßt." [RS: der Beweis wird nicht erbracht, auch nicht durch Literaturhinweis belegt]

      10. >  Ausführliche Dokumentation mit Textbelegen ausgelagert in eine eigene Datei.


    Kutschera, Franz von (1982) Gewißheit und Wahrheit. In (1-78) Grundfragen der Erkenntnistheorie. Berlin: DeGruyter.
    Zusammenfassung: In dem Werk Grundfragen der Erkenntnistheorie gab es 14 Fundstellen, darunter 1x im Inhaltsverzeichnis, 1x als  Kapitelüberschrift, aber keinen Sachregistereintrag. Insgesamt wird Gewissheit nicht erklärt, sondern mehrere  Begriffsverschiebebahnhöfe  eingerichtet: In S2 taucht 'gewiss' das erste Mal auf, wird aber nicht ausdrücklich erklärt, auch nicht durch Querverweis, Anmerkung, Fußnote oder Literaturhinweis, aber man kann der Formulierung entnehmen, dass gewiß ähnlich oder gleichbedeutend mit maximal wahrscheinlich oder fest überzeugt sein gebraucht wird. Die Formulierung in S35 'der stärkste Grad subjektiver Gewissheit' spricht für eine quantitative Auffassung der Gewissheit, wobei 'der stärkste Grad subjektiver Gewissheit' dem Glauben gleichgesetzt wird. S71 zitiert Fichte: „Das Element der Gewißheit ist der Glaube". S77 setzt Kutschera 'gewiß' mit überzeugt sein gleich. S423 bringt eine interessante Bezugnahme auf Kant: Erscheinungen bin ich gewiß, gleich ob ich sie mit dem inneren oder dem äußeren Sinn auffasse, das die innere und äußere Wahrnehmung als Quelle der Gewissheit anführt.
    >  Ausführliche Dokumentation mit Textbelegen ausgelagert in eine eigene Datei.
         >  Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei.

    Moores gesunder Menschenverstand [Moores Listen repräsentieren Gewissheiten. extern hier]

    Moore, George E. (dt. 1967, orig 1941). Gewißheit. In (185-216) Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze Einleitung von Harald Delius. Theorie I. Frankfurt: Suhrkamp.
    Zusammenfassung: In dem 32seitigen Test gibt es zu Gewißheit 6 Fundstellen (1 Titel) im Text, 100 Fundstellen "gewiß". Gleich zu Beginn, S.185,  definiert Moore: "gewiß heißt, mit Bestimmheit wissen, dass das, was behauptet wird, auch der Fall ist." Sodann bringt er sieben konkrete Beispiele, die seiner Meinung nach diese Definition erfüllen. Die beste philosophische Arbeit zur Gewissheit, die ich bislang gesehen habe.
        >  Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei.

    Pörksen, Bernhard (2001, Hrsg./Interviewer) Die Gewissheit der Ungewissheit. Gespräche zum Konstruktivismus. Mit Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto R. Maturana, Gerhard Roth, Siegfried J. Schmidt, Helm Stierlin, Francisco J. Varela und Paul Watzlawick.
    Zusammenfassung: Oberwohl der paradoxe Titel Gewissheit und Ungewissheit thematisiert, enthält das Buch kein entsprechendes Kapitel oder auch nur Abschnitt. Noch nicht einmal im Sachregister wird Gewissheit oder Ungewissheit aufgeführt. Kernthese der hier interviewten Konstruktivsten ist die zentrale Rolle des Beobachters (Maturana 1970). Wie es scheint, sind vom Konstruktivismus keine Erkenntnisse zum Gewissheitsthema zu erwarten.

    Ricken, Friedo (1984, Hrsg.) Lexikon der Erkenntnistheorie und Metaphysik. München: Beck.
    > siehe bitte oben bei den Fachwörterbüchern.

    Ulrich, Peter (1995) Gewißheit und Referenz. Subjektivitätstheoretische Voraussetzungen der intentionalen und sprachlichen Bezugnahme auf Einzeldinge. Paderborn: Schöningh. Auswertung mit Belegen ausgelagert als eigene Datei.  Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei. Hieraus:

      Zusammenfassung-Ulrich-S11: Nach Hinweisen im Sachverzeichnis wird der Suchtext "Gewißheit" 19 mal auf den Seiten 11, 12, 13 und 18 von insgesamt 72 mal gefunden. Ich habe die ersten 19 Fundstellen ausgewertet in der Erwartung, was bis dahin nicht erklärt wird, wird auch in späteren Fundstellen nicht geklärt.
          Ulrich kommt - wie die meisten PhilosophInnen und GeisteswissenschaftlerInnen - bei den 19 Beispielen völlig ohne operationale Beispiele aus und bleibt damit auf der allgemeinen Ebene des Meinens stehen. Damit befindet er sich auf dem dem üblichen philosophischen "Niveau" der letzten 2300 Jahre Philosophiegeschichte, obwohl bereits Aristoteles (Quelle) unmißverständlich klar machte: Zum Geleit.
         
          Ulrich gibt aber eine - wenn auch nach Inhalt und Umfang zu enge - Definition  in U11.6. Der Begriff Gewißheit bleibt weitgehend ungeklärt. Behauptungen werden nicht begründet (U11.3-4, U12.2), manche sind falsch  (U11.3-4).
          Das Personalpronomen "ich" ist im Übrigen nur eine sehr grobe und praktisch kaum zu gebrauchende Referenz (> Bewusstseinsprotokolle).
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    Volkelt, Johannes (1906) Die Quellen  der menschlichen Gewissheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. >Ausführliche Doku mit den Belegstellen ausgelagerte Datei.
     
      Zusammenfassung-Volkelt-1906: Quellen der menschlichen Gewissheit.
      Volkelt, Johannes (1906) Die Quellen  der menschlichen Gewissheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [PDF]
      Der Suchtext "gewiss" erzielt 56 Treffer. Der Suchtest "gewiß" erzielt 446 Treffer.
      • Kommentar:-Volkelt-1906-2f:  In diesem Abschnitt kommt Gewissheit 15 mal vor, wird aber an keiner Stelle erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Aber Volkelt nennt zwei Quellen für die Gewißheit: die Selbstgewißheit des Bewusstseins, womit er einen Zirkel herstellt und die Denknotwendigkeit, die er auch nicht erklärt.
      • Kommentar-Volkelt-1906-S6f: In diesem Abschnitt wird Gewißheit 24 mal erwähnt, aber an  keiner Stelle erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Aber Volkelt bringt hier wenigstens Beispiele: V6.5.1Ermüdung, V6.5.2Durst, V6.5.3Wärme zu spüren, V6.5.4laute Töne zu hören, V6.5.5rote Gestalten zu sehen. Sodann richtet er den  Begriffsverschiebebahnhofvöllig sicheres Wissen ein.
      • Anmerkung-Volkelt-1906-6f: Es gibt keine voraussetzungslose Bewusstseinsinnenschau. Die soziokulturelle geistige Entwicklung und Umgebung hat meine Begriffe, mein Denken und meine Sprache geprägt. Das ist die erste grundlegende Voraussetzung um sein eigenes Bewusstseinserleben zu erfassen, der niemand entkommen kann.
      • Fazit: Volkelt erklärt in 39 Fundstellen auf den ersten 7 Seiten nicht, war er unter Gewißheit versteht, so dass ich auf weitere Fundstellenuntersuchungen verzichtet habe.
      Ende Zusammenfassung Volkelt 1906
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    Volkelt, Johannes (1918) Gewißheit und Wahrheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [Erkenntnistheoretisch orientiert]
    59 Fundstellen "gewiß".   Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei.
       
      Zusammenfassung-Volkelt-1918-Gewißheit-Wahrheit:
      Volkelt erklärt den Begriff Gewissheit/Gewißheit (er benutzt unerklärt zwei Schreibweisen) zu Beginn seines Werkes nicht. Auf den ersten 50 Seiten habe ich keine begriffliche Klärung des Gewissheitsbegriffs gefunden. Wenn auf den ersten 50 Seiten Gewissheit nicht geklärt wird, dann gehe ich davon aus, dass es auch in den weiteren Ausführungen nicht mehr geschieht. Daher habe ich die weitere Analyse als sehr wahrscheinlich unergiebig eingestellt. Der Suchtext "Definition der Wahrheit" hat 3 Fundstellen, Definition der Gewissheit hat keine Fundstelle. Definition hat 54 Fundstellen. Weiter ist mir aufgefallen, dass Volkelt Denken hier falsch (homunkulesk) als eigenständiges Subjekt gebraucht (>Kommentar-Volkelt-1918-S38), eine der schlimmsten wissenschaftstheoretischen Entgleisungen. Allein das zeigt schon, dass Volkelt mit Gewißheit und Wahrheit als Wissenschaftler nicht ernst zu nehmen ist, seine Ausführungen leiden am sch^3-Syndrom.
          Volkelt befindet sich auf dem dem üblichen philosophischen "Niveau" der letzten 2300 Jahre Philosophiegeschichte, obwohl bereits Aristoteles (Quelle) unmißverständlich klar machte: ....
      Ende Zusammenfassung Volkelt 1918
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    Volkelt, Johannes (1922) Die Gefühlsgewißheit. Eine erkenntnistheoretische Untersuchung. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [PDF]  >Ausführliche Doku mit den Belegstellen ausgelagerte Datei.
     
      Zusammenfassung-Volkelt-1922 Gefühlsgewißheit [PDF]:
      Im Sachregister finden sich folgende Einträge: "Gewißheit der Einfühlung 47ff., G. des Könnens48f., 52; G. der Möglichkeit 65: G. unsachlicher Art 87f., 89. Gefühlsgewißheit: Verhältnis zum Denken105ff. Suchtextergebnise: Suchtext "gewiß" 442 Treffer. Suchtext "gefühlsgewiß" 84 Treffer. "Definition" 0 Treffer. "Defin" 0 Treffer. "Beispiel" 30 Treffer, aber keine mit konkreten Gefühlsgewißheiten.
      Kommentar-Volkelt-1922-S3: Gefühlsgewißheit wird von Anfang an von Volkelt nicht erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Und das setzt sich nach  Sichtung weiterer Fundstellen  fort. Obwohl ich sicher bin, dass es so etwas wie gefühlte Gewißheit, Gefühlsgewißheit oder einen Einfluß des Gefühl auf die Gewißheit gibt [Studie Frage 5], kann ich mit Volkelts Ausführungen wenig anfangen. Der kann einfach nicht  wissenschaftlich arbeiten  und begreift gar nicht, dass sich die Worte nicht von selbst verstehen (> Zum Geleit).
          Anmerkung: Die Unterschiebung der Gewißheit in Kants Kritiken ist eine Entmündigung Kants. Wenn  Kant den Gewissheitsbegriff  gebraucht hätte, dann hätte er ihn sicher benutzt.
      Ende Zusammenfassung Volkelt 1922


    Wiedmann, Franz (1966) Das Problem der Gewißheit. Eine erkenntnistheoretische Studie. Epimeleia Bd. 4. München & Salzburg: Pustet. [BiogrInfo]     > Sachregistereinträge und Inhaltsverzeichnis ausgelagert in eigene Datei.
    Zusammenfassung-Wiedmann1966 Die Habilschrift enthält 597 Fundstellen mit "gewiß",  554 Fundstellen ß-"Gewißheit", 5 Fundstellen mit ss-"Gewissheit", 1 Fundstelle mit "vergewissern"; 45 Fundstellen "gewiss", darunter auch mehrere "gewisse" im Sinne von einige oder bestimmte (also unbestimmte) fern der Gewissheit, z.B. S. 69: "... rückgebunden an gewisse konstitutive Bedingungen seitens des Erkennenden ...", S.79 "in gewissem Sinne ...", "einen gewissen Grad ...", S.120 "... die gewisse Menschen besitzen ...". Die 182-Seiten Monographie beschäftigt sich ausschließlich mit Gewißheit, was die 597 Treffer zum Suchtext "gewiß" eindrucksvoll belegen. Er unterscheidet zwei Hauptformen:  S.11:
        "Es liegt im Wesen einer Definition, daß sie einen Begriff nicht nur abgrenzen, sondern in seinem Inhalt und Umfang abschließend bestimmen will. Ein solcher Versuch setzt eine Rechtfertigung der eigenen Position und der in ihr vertretenen Theorie über den zu bestimmenden Begriff voraus; sie kann daher nur am Ende stehen (falls es dann überhaupt noch einer Definition bedarf). Vorangestellt genügt eine Angabe des Sinnes, den wir dem Begriff »Gewißheit« zur unmißverständlichen Handhabung verbunden wissen wollen, ohne schon den Anspruch auf erschöpfende Orts- und Wesensbeschreibung zu erheben.
        Eine Überschau über die mannigfaltigen Formulierungen erlaubt alsbald, generell zwei Weisen von Gewißheit auseinanderzuhalten. Vorläufig (und nicht ganz zutreffend) lassen sich eine subjektive gegenüber einer objektiven oder auch eine praktische im Gegensatz zu einer theoretischen Gewißheit unterscheiden. Beide Arten von Gewißheit können etwa auch — wiederum vergröbernd — den Bereichen »Glauben« und »Wissen« zugeordnet werden. So stellt Erwin Metzke in seinem Handlexikon der Philosophie nur die beiden Formen der Gewißheit einander gegenüber: 1. Gewißheit des Glaubens, als subjektiv-persönliche Überzeugung (moralisch, insbesondere religiös), die im Unterschied von Sicherheit weder objektive Garantien besitzt noch verlangt; und 2. Gewißheit des Wissens, die auf Erkenntnisgründen und objektiven Einsichten in die Sache beruht und sowohl durch Schlüsse vermittelt, als in der Evidenz oder Selbstgewißheit des Bewußtseins intuitiv gegeben sein kann."
        Im 3 Seiten Abschnitt "2. Von den sogenannten »Graden der Gewißheit«" bespricht er zwar einige Positionen (Aristoteles, Locke, Newman, Hagemann, Lehmen), bleibt aber eine eigene klare Stellungnahme schuldig. Die Titelformulierung dieses Abschnitts legt allerdings eine ablehnende Haltung nahe.

    Windelband, Wilhelm (1873) Ueber die Gewissheit der Erkenntniss: eine psychologisch-erkenntnisstheoretische Studie — Berlin, 1873 https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/windelband1873/0054/image,info
    Zusammenfassung-Windelband-1873:  Die Arbeit enthält 272 Fundstellen "Gewissheit". S.1-21 beschäftigt sich Windelband mit der Frage, was unter Gewissheit zu verstehen "ist". Kurz und bündig versteht Windelband unter Gewissheit das subjektive für wahr halten. Danach erörtert er, wie wir zur Gewissheit gelangen.
       "Somit ist die Gewissheit der Erkenntniss dasjenige Prädicat unserer Urtheile, durch welches wir dem Inhalt derselben Wahrheit zuschreiben. ... Die Gewissheit gehört daher der psychologischen Seite des Denkens an ...  Gewissheit ist derjenige psychologische Zustand, in welchem sich die Seele der widerspruchslosen Einheit ihrer Vorstellungen als einer objectiven Wahrheit bewusst ist. Hier sehe ich einen Widerspruch: Wenn Gewissheit subjektiv ist, wozu sollte sie dann als "objektive Wahrheit" bewusst sein? (S. 18) "... Hierauf stützt sich eine Terminologie, welche wir im Folgenden der Kürze wegen anzuwenden gedenken. Wir wollen den Zustand, in welchem die Seele sich der Einheit ihrer Vorstellungen als einer objectiven Erkenntniss bewusst ist, die subjective Gewissheit, die Eigenschaft der Urtheile aber, vermöge deren sie die Verhältnisse der vom Vorstellungsprocess unabhängigen Gegenstände ausdrücken, die objective Gewissheit nennen. Dann dürfen wir nach dem Vorigen behaupten: die subjective Gewissheit enthält immer die Vorstellung der objectiven; allein sie garantirt dieselbe in keiner Weise, auch die stärkste subjective Gewissheit kann niemals ein Beweis für die objective Gewissheit sein. Danach ist die subjective Gewissheit nur eine psychologische Thatsache, welche ebensogut berechtigt als unberechtigt sein kann. Die objective Gewissheit erst enthält ihre Berechtigung. (S.19)", von wem wäre hier zu fragen.
     Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei.

    Schlick Das Fundament der Erkenntnis
    Schlick, Moritz  (1938) Gesammelte Aufsätze 1926 - 1938. Wien:    [Online]
     

      "Alle großen Versuche der Begründung einer Theorie des Erkennens, entspringen aus der Frage nach der Sicherheit menschlichen Wissens, und diese Frage wiederumg entspringt aus dem Wunsch nach absoluter Gewißheit der Erkenntnis."
        Kommentar: Die Formulierung absolute Gewißheit enthüllt eine quantititave Auffassung, Gewißheit ist steigerungsfähig, nämlich zu absoluter Gewißheit. Allerdings weiß man nicht, was Gewißheit bei Schlick bedeutet, weil er es nicht nähere erklärt oder begründet, auch nicht Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.


      "V.

      Hier ist freilich die äußerste Vorsicht am Platz. Denn hier stoßen wir gerade auf den Weg, den man seit jeher verfolgte, so oft man die Reise nach den letzten Gründen der Wahrheit antrat. Und immer hat man das Ziel verfehlt. Bei jener Ordnung der Sätze nach ihrem Ursprung, die ich zum Zweck der Beurteilung ihrer Gewißheit vornehme, stellen sich nämlich alsbald diejenigen an einen ausgezeichneten Platz,  die ich selbst  aufstelle. Und von diesen treten die in der Vergangenheit liegenden wieder weiter zurück, weil wir glauben, daß ihre Gewißheit durch "Erinnerungstäuschungen" beeinträchtigt sein kann - und zwar im allgemeinen umso mehr, je weiter sie in der Zeit zurückliegen. Dagegen treten an die Spitze als allem Zweifel entrückt jene, die einen  in der Gegenwart  liegenden Tatbestand der eigenen "Wahrnehmung" oder des "Erlebens" (oder wie die Ausdrücke lauten mögen) ausdrücken. Und so einfach und klar dies zu sein scheint, so sind doch die Philosophen in ein hoffnungsloses Labyrinth geraten, sobald sie wirklich die Sätze der zuletzt erwähnten Art als Grundlage allen Wissens zu benutzen versuchten. Einige Vexiergänge dieses Labyrinths sind z. B. jene Formulierungen und Folgerungen, die unter den Namen "Evidenz der inneren Wahrnehmung", "Solipsismus", "Instantansolipsismus", "Selbstgewißheit des Bewußtseins" usw. im Mittelpunkt so vieler philosophischer Kämpfe gestanden haben. Der bekannteste Endpunkt, zu dem die Verfolgung des geschilderten Weges geführt hat, ist das Cartesische  cogito ergo sum,  zu dem ja auch AUGUSTINUS eigentlich schon vorgedrungen war. Und über das  cogito ergo sum  sind uns ja heute durch die Logik die Augen genugsam geöffnet worden: Wir wissen, daß es ein bloßer Scheinsatz ist, der auch dadurch nicht zu einer echten Aussage wird, daß man ihn in der Form ausspricht:  cogitatio est  - "die Bewußtseinsinhalte existieren" (1). Ein solcher Satz, der selbst nichts ausdrückt, kann in gar keinem Sinn als Fundament von irgendetwas dienen; er ist selbst keine Erkenntnis, und es ruht keine auf ihm; er kann keinem Wissen Sicherheit verleihen."

      "VII.

      Worin besteht diese Festigkeit? Wir kommen damit zu der oben einstweilen aufgeschobenen Frage: In welchem Sinn kann man von einer "absoluten Gewißheit" der Beobachtungssätze sprechen? Ich möchte dies verdeutlichen, indem ich zuerst etwas über eine ganz andere Art von Sätzen sage, nämlich die  analytischen Sätze,  und diese dann mit den "Konstatierungen" vergleiche. Bei analytischen Urteilen bildet die Frage ihrer Geltung bekanntlich kein Problem. Sie gelten a priori, man muß und kann sich von ihrer Richtigkeit nicht durch Erfahrung überzeugen, weil sie überhaupt nichts von Gegenständen der Erfahrung aussagen. Dafür kommt ihnen auch nur "formale Wahrheit" zu, d. h. sie sind nicht deswegen "wahr", weil sie irgendwelche Tatsachen richtig ausdrücken, sondern ihre Wahrheit besteht nur darin, daß sie formal richtig gebildet sind, d. h. im Einklang mit unseren willkürlich aufgestellten Definitionen stehen."




    Physik

    Weizsäcker, Carl Friedrich (1992) Zeit und Wissen. München: Hanser.
     



    Psychologie

    James, William (1909) Psychologie.  > siehe bitte auch James Religiöse Erfahrung.
    (Interne PDF Quelle: EBooks/PsychologiePDF/Geschichte/WilliamJames...)

    Zusammenfassung-James-1909: 6 Fundstellen "Gewißheit". James verwendet den Begriff Gewißheit ohne nähere Erläuterungen, woraus zu schließen ist, dass James des Begriff nicht weiter für erklärungs- oder begründungsbedürftig hält, wofür auch spricht, dass er keinen Querverweis, keine Fußnote, Anmerkung und keinen Literaturhinweis gibt. Kursivierungen hier sind bei James  g e s p e r r t  geschrieben.
     

      S.150: "In diesem Zimmer - sagen wir diesem Hörsaal - befinden sich eine Menge von Gedanken, die Ihrigen und die meinigen, von denen einzelne miteinander zusammenhängen und andere nicht. Es ist ebensowenig jeder einzelne von ihnen ganz für sich und. von den übrigen unabhängig, wie sie alle zusammengehören. Sie sind keines von beiden: kein einziger von ihnen steht vereinzelt da, aber jeder hängt mit gewissen anderen und mit keinen außer diesen zusammen. Ein Gedanke von mir hängt mit meinen übrigen Gedanken, ein Gedanke von Ihnen mit Ihren übrigen zusammen. Ob sich irgendwo in diesem Zimmer ein Gedanke an sich befindet, der der Gedanke von niemand ist, darüber können wir keine Gewißheit erlangen, denn etwas derartiges liegt außerhalb unserer Erfahrung. Die einzigen Bewußtseinszustände, mit denen wir normalerweise zu tun haben, finden sich in irgendeinem persönlichen Bewußtsein, in irgendeiner Seele, einem Selbst, irgendeinem besonderen konkreten Ich oder Du."
        KommentarJ1909-S150: Gewißheit wird von James gebraucht ohne nähere Erläuterungen, woraus zu schließen ist, dass James des Begriff nicht weiter für erklärungs- oder begründungsbedürftig hält, wofür auch spricht, dass er keinen Querverweis, keine Fußnote, Anmerkung und keinen Literaturhinweis gibt.


      S.266: "Auch Lebhaftigkeit einer ursprünglichen Erfahrung kann den nämlichen Effekt haben wie Häufigkeit oder geringes Alter, indem sie Wahrscheinlichkeit des Reproduziertwerdens bedingt. Wenn wir einmal einer Einrichtung beigewohnt haben, wird jede spätere Unterhaltung oder Lektüre über die Todesstrafe fast mit Gewißheit Bilder jener besonderen Szene heraufbeschwören."

        KommentarJ1909-S266: Der Gebrauch ohne nähere Erläuterungen wird forgesetzt.
      S.357: "... Der Leser wird mit ziemlicher Gewißheit irgendeinen derartigen Einwand machen ..."
        KommentarJ1909-S357: Der Gebrauch ohne nähere Erläuterungen wird forgesetzt.


      S.404: ".... wer kann mit Gewißheit sagen, daß dasjenige, was an der Neigung der wilden Caniden, ihr Futter zu vergraben, wirklich instinktiv ist, nicht von ebenso kurzer Dauer sei als bei diesem Terrier?"

        KommentarJ1909-S404: Der Gebrauch ohne nähere Erläuterungen wird fortgesetzt.


      S.430: "Fünf Haupttypen des Entschlusses. - Indem wir uns nun der Form des Entschlusses selbst zuwenden, können wir fünf Haupttypen unterscheiden. Der erste mag der verstandesmäßige Typus genannt werden. Er liegt vor in jenen Fällen, in denen die Argumente für und gegen ein bestimmtes Verhalten allmählich und fast unmerklich sich im Bewußtsein zusammenordnen und schließlich ein deutliches Übergewicht zugunsten einer Alternative hervortreten lassen, worauf wir die betreffende Alternative ohne Anstrengung oder Zwang wählen. Bevor dieses vernünftige Abwägen der Gründe und. Gegengründe zu Ende ist;" haben wir ein ruhiges Bewußtsein, daß die Evidenz noch aussteht, und dieses Bewußtsein hemmt den Eintritt der Handlung. Aber eines Tages erwachen wir mit dem Bewußtsein, daß wir die Sache im rechten Licht sehen, daß längeres Warten sie uns nicht mehr in neuer Beleuchtung erscheinen läßt, und daß es am besten sei, jetzt zu handeln. Bei diesem leichten Übergang vom Zweifel zur Gewißheit erscheinen wir fast passiv; die "Gründe", die unsere Entscheidung herbeiführen, scheinen aus der Natur der Dinge zu stammen und von unserem Willen nicht weiter abzuhängen. ...."

        KommentarJ1909-S430: Der Gebrauch ohne nähere Erläuterungen wird forgesetzt.




    Gewissheit bei Külpe in den drei Bänden Die Realisierung  > Zum Evidenzbegriffs Külpes.

    Ingesamt habe ich den Eindruck dass Külpe hin- und her schwankt zwischen der zwar von niemand bestrittenen aber auch wenig fundiert entwickelten subjektiven Gewissheit und der objektiven. Wie man von der subjektiven zur objektiven Gewissheit gelangt bleibt ebenso unklar wie der Begriff Gewissheit und seine zahlreichen Erscheinungsformen und Varianten selbst. Auch die Beziehung zwischen Gewissheit und Evidenz bleibt ungeklärt. Külpe hat kein richtiges Verständnis von der Notwendigkeit klarer Begriffe und ihrer Referenzierung. Vielleicht hätte er besser als Psychologe und nicht als Erkenntnistheoretiker und Philosoph schreiben sollen, denn da hatte er als Wundtschüler und Begründer der Würzburger Schule der Denkpsychoilogie  ja wirklich etwas drauf. > Ausührliche Analyse mit Fundstellenbelegen in ausgelagerter Datei.

    Külpe, Oswald (1912) Die Realisierung I. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften. Leipzig: Hirzel.
    [Intern PDFs: EogDart/EBooks/PsychologiePDF/Geschichte/....]
    PDF des Inhaltsverzeichnisses.

    Zusammenfassung-Külpe-Realisierung-I: Der erste Band hat kein Sachregister. "Gewißheit" wird 62 mal gefunden. "Gewiß" wird 87x gefunden.
    Külpe hätte an der ersten Stelle, S.28, wo er den Begriff der Gewißheit das erste mal verwendet, erklären müssen, was er unter Gewißheit versteht, was er nicht macht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis (>Grundregeln Begriffe). Das setzt sich leider in den weiteren Fundstellen fort: S.48:  "1. Die Evidenz der Wahrnehmung ist in den empirischen Wissenschaften als die einzige Trägerin einer Gewißheit der Erkenntnis anzusehen.  ..." Spätestens hier hätte Külpe nicht nur erklären müssen, was er unter Gewißheit, sondern auch was er unter  Evidenz  (> Begriffsverschiebebahnhöfe) versteht. So zumindest hat es Aristoteles bereits 2200 Jahren vor Külpe gefordert: Zum Geleit.

    Külpe, Oswald (1920) Die Realisierung II. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften. Leipzig: Hirzel.
    [Intern PDFs: EogDart/EBooks/PsychologiePDF/Geschichte/....]
    PDF des Inhaltsverzeichnisses.
    Zusammenfassung-Külpe-Realisierung-II: Külpe im Vorwort des ersten Bandes: "Der zweite Band wird die Aufgabe haben darzulegen, wie die allgemeine Realisierung in den in Betracht kommenden Wissenschaften möglich ist bezw. welche Gründe oder Kriterien dazu führen." Auch der zweite Band hat kein Sachregister. "Gewiß" wird 36x, Gewißheit wird 8 mal gefunden. Nachdem im ersten Band keine Klärung des Gewißheitsbegriffs erfolgt, ist wohl auch im 2. Band nicht damit zu rechnen. Die begrifflichen Ungenauigkeiten setzen sich fort.

    Külpe, Oswald (1923) Die Realisierung III. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften. Aus dem Nachlaß von August Messer herausgegeben. Leipzig: Hirzel.
    [Intern PDFs: EogDart/EBooks/PsychologiePDF/Geschichte/....]
    PDF des Inhaltsverzeichnisses.
    Zusammenfassung-Külpe-Realisierung-III: Külpe im Vorwort des ersten Bandes: "Der dritte Band wird die Auseinandersetzung mit dem Phänomenalismus, der die Bestimmung der Realitäten, die spezielle Realisierung, für unzulässig erklärt, und die erkenntnistheoretische Würdigung des Denkens als der Funktion bringen, ohne die es eine Realisierung nicht gäbe." Auch der dritte Band, aus dem Nachlaß von Ausgust Messer herausgegeben, hat kein Sachregister. "Gewiß" wird 27x, Gewißheit nur ein mal gefunden:



    May, Regine S. (1987)  Realismus von subjektiven Wahrscheinlichkeiten : eine kognitionspsychologische Analyse inferentieller Prozesse beim Overconfidence-Phänomen. Frankfurt am Main: Peter Lang.



    Psychopathologie

    Jaspers, Karl (1948) Allgemeine Psychopathologie. Berlin / Heidelberg: Springer.
        Im Sachregister kein Eintrag "Gewißheit", obwohl der Begriff im Text verwendet wird, nämlich beim Wahn:
     

      S. 87: "c) Die Unkorrigierbarkeit. Aus den geschilderten echten Wahnerlebnissen, aus Trug Wahrnehmungen und allen anderen früher aufgezählten primären Erlebnissen, die zur Täuschung des Urteils Anlaß geben können, entspringen in bunter Mischung die Wahnbildungen, die man bei den einzelnen Kranken findet. Nach dem ersten Hervorbringen der Wahngedanken aus den Erlebnissen tut der Kranke in vielen Fällen den zweiten Schritt, diese Gedanken als Wahrheiten festzuhalten sie gegen alle anderen Erfahrungen und gegen alle Gründe in einer die normale Gewißheit übertreffenden Überzeugung aufrechtzuerhalten, ja die anfänglichen gelegentlichen Zweifel restlos zu tilgen."


        An anderer Stelle, S. 164, gebraucht Jaspers zwar nicht Gewißheit, aber eine inhaltlich gleich bedeutende Formulierung, "unerschütterliche Evidenz":
     

      "a) Leistungspsychologisch liegt Wahn nur dort vor, wo nicht eine Störung der Intelligenz und nicht eine Störung durch den augenblicklichen, veränderten Bewußtseinszustand Grund der falschen Urteile ist. Der Apparat des Denkens und die Urteilskraft des Kranken sind in Ordnung, aber in seinem Denken liegt etwas, das ihm eine unerschütterliche Evidenz bringt, wo die anderen und auch andere Kranke den Irrtum einsehen. Wenn aber das Denken selbst in Ordnung ist, es selber sogar für die Entfaltung des Wahns ingeniös benutzt werden kann, dann ist der Wahn keine Denkstörung. Die leistungspsychologische Betrachtung ist zwar die erste, aber sie bringt gerade negativ heraus, daß der Wahn keine eigentliche Leistungsstörung ist, sondern aus einer Tiefe kommt, die in den Wahnurteilen erscheint, aber nicht selber Urteilscharakter hat."




    Religion, Weltanschauung
    James, William Religiöse Erfahrung

    James1907  > siehe bitte auch James 1909.
    James, William (1907) Die Religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit. Materialien und Studien zu einer Psychologie und Pathologie religiösen Lebens. Leipzig: Hinrich'sche Buchhandlung. JR

    Zusammenfassung-James1907: Im Inhaltsverzeichnis und Im Sachregister hat "Gewißheit" keinen Eintrag. Im Text selbst finden sich 23 Fundstellen: 13 (Ungewißheit), 15, 17, 56, 63 (Ungewißheit), 184, 235-1, 235-2, 235-3, 235-4, 235-5,  235-6, 236, 257, 271, 295, 315-1, 315-2, 316, 366, 380, 381, 419. Zum Suchtext "gewiß" finden sich 45 Fundstellen (darunter die 23 "Gewißheit"). Interessant ist die Bemerkung, dass Gewißheit2 nicht auf verstandesmäßige Weise gewonnen wurde. Für eine starke emotionale Seite spricht auch Gewißheit4: "die Wellen des Gemütslebens würden sie „weitertreiben und mit unerschütterlicher 4Gewißheit umkleiden." Die Grundregel, wichtige Begriffe beim ersten Gebrauch zu erklären, wird von James nicht eingehalten. Das kann natürlich auch daran liegen, dass James Gewißheit für einen verständichen Grundbegriff hält, der keiner näheren Erklärung oder Begründung bedarf.

     Tillich, Paul  [GB]
     




    Soziologie

    Dimbath, Oliver  & Pfadenhauer, Michaela  (2021, Hrsg.) Gewissheit : Beiträge und Debatten zum 3. Sektionskongress der Wissenssoziologie Sektionskongress der Wissenssoziologie (2019, Koblenz) . - 2021. Weinheim: Beltz/Juventa. [Scans liegen vor]

    Dimbath Begriffliche Vergewisserung
    Dimbath, Oliver (2021) 1. Begriffliche Vergewisserung in (S.31f) Gewissheit in unsicherer Zeit. Ein Essay zur Einleitung in (30-42) Dimbath & Pfadenhauer (2021, Hrsg.)

    Krohn Wolfgang  (2021) Experimentelle Gewissheit. In Dimbath & Pfadenhauer (2021, Hrsg.) Gewissheit. (85-)



    Wirtschaft
    Lay, Rupert (1988) Dialektik für Manager. Methoden des erfolgreichen Angriffs und der Abwehr. 13. A. Frankfurt: Ullstein.
    S.14: "1. Der Auslöser für die Ausbildung der Kunst der Dialektik dürfte Sokrates (+399 v. Chr.) gewesen sein, der eine bis dahin schon den Philosophen durchaus geläufige Unterscheidung popularisierte und zum Gemeingut menschlichen Wissens zu machen versuchte. Es ist das die (an sich triviale) Unterscheidung von Wahrheit und Gewißheit. Er wies seine Athener Mitbürger darauf hin, daß sie zwar sehr vieles zu wissen meinen (also sehr vieler Sachverhalte unzweifelhaft sicher seien), daß sie aber in der Tat so gut wie nichts wüßten (d. h. nicht in der Lage seien, die Dinge so zu erkennen, wie sie tatsächlich sind). Heute unterscheiden wir in Anlehnung an die sokratische Einsicht zwei Reihen von wohl  zu unterscheidenden Begriffen:
     
    semantische Eigenschaften psychologische Zustände
    Wahrheit Gewißheit, 
    Sicherheit 
    Evidenz 
    Wissen
    _
    Meinen 
    Glauben
    Realität (— reality)  Wirklichkeit (= actuality)

    »Wahrheit« definieren wir mit Aristoteles als die Eigenschaft einer Aussage, die sagt, was ist. »Gewißheit«, »Sicherheit«, »Evidenz« bezeichnen psychische Zustände, in denen es einem Menschen mehr oder weniger unmöglich ist, eine bestimmte Überzeugung sinnvoll zu bezweifeln. Ganz offensichtlich haben diese beiden Eigenschaften (einmal einer Aussage, das andere Mal einer psychischen Befindlichkeit) kaum etwas miteinander zu tun.
    Entsprechend unterscheiden wir »Realität« als das von der Menge aller möglichen wahren Aussagen Bezeichnete von »Wirklichkeit« als der Menge der individuellen oder kollektiven Überzeugungen, an denen ein Mensch, eine Gruppe oder eine Gesellschaft nicht sinnvoll zweifeln kann, ohne sich selbst radikal infrage zu stellen. Solches radikale Infragestellen wird über psychische und soziale Mechanismen zumeist sehr wirkungsvoll verhindert."



    Wissenschaftstheorie

    Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie (Mittelstraß, Hrsg. 2. A. 2008)
    Schon oben bei den Lexika dargestellt.

    Popper über Gewissheit In: Popper, Karl. (1993) Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. Hamburg: Hoffmann und Campe paperback.

    Zusamenfassung-Popper1993: "Es gibt einen Gewißheitsbegriff des Alltagsverstandes, der, kurz ausgedrückt, so viel bedeutet wie »hinreichend sicher  für praktische Zwecke«. ... Die »Sicherheit« eines Glaubens ist [>S. 80] nicht so sehr eine Frage seiner Intensität, sondern der Situation: unserer Erwartung der möglichen Konsequenzen. Alles hängt davon ab, wie wichtig die Wahrheit oder Falschheit des Glaubens genommen wird. ... Wir handeln gemäß unserem Glauben. ... Aus diesem Grunde genügt in den meisten Fällen ein ziemlich geringer Grad von Gewißheit."
     

      "22. Analytische Bemerkungen über die Gewißheit
      Ich bin nicht im geringsten an Definitionen oder der sprachlichen Analyse von Wörtern oder Begriffen interessiert. Doch im Zusammenhang mit dem Wort »Gewißheit« ist so viel Wertloses gesagt worden, daß um der Klarheit willen hier etwas gesagt werden muß.
      Es gibt einen Gewißheitsbegriff des Alltagsverstandes, der, kurz ausgedrückt, so viel bedeutet wie »hinreichend sicher für praktische Zwecke«. Wenn ich auf meine Uhr blicke, die sehr zuverlässig ist, und sie acht Uhr zeigt und ich ihr Ticken hören kann (was anzeigt, daß sie nicht stehengeblieben ist), dann bin ich »hinreichend sicher« oder »für alle praktischen Zwecke sicher«, daß es ziemlich genau acht Uhr ist. Wenn ich ein Buch kaufe und vom Buchhändler 20 Pence Wechselgeld bekomme, bin ich »recht sicher«, daß die beiden Münzen kein Falschgeld sind. (Meine »Gründe« dafür sind sehr kompliziert: Sie haben mit der Inflation zu tun, die das Fälschen von Zehn-Penny-Münzen uninteressant gemacht hat; immerhin könnten die Münzen noch aus der guten alten Zeit sein, als sich das Fälschen von Florins noch lohnte.)
      Würde mich jemand fragen: »Bist du sicher, daß die Münze in deiner Hand ein Zehn-Penny-Stück ist?«, so würde ich vielleicht noch einmal hinsehen und »Ja« antworten. Sollte aber sehr viel von meinem Urteil abhängen, so würde ich mir wohl die Mühe machen, in die nächste Bank zu gehen und den Kassierer zu bitten, sich die Münze genau anzusehen; und wenn ein Menschenleben davon abhinge, würde ich sogar versuchen, bis zum Chefkassierer der Bank von England vorzudringen und ihn zu bitten, die Echtheit der Münze zu bestätigen.
      Was möchte ich damit sagen? Die »Sicherheit« eines Glaubens ist [>S. 80] nicht so sehr eine Frage seiner Intensität, sondern der Situation: unserer Erwartung der möglichen Konsequenzen. Alles hängt davon ab, wie wichtig die Wahrheit oder Falschheit des Glaubens genommen wird.
      »Glaube« hängt mit unserem Alltagsleben zusammen. Wir handeln gemäß unserem Glauben. (Ein Behaviorist würde vielleicht sagen: Ein »Glaube« ist etwas, demgemäß wir handeln.) Aus diesem Grunde genügt in den meisten Fällen ein ziemlich geringer Grad von Gewißheit. Hängt aber von unserem Glauben viel ab, dann ändert sich nicht nur seine Intensität, sondern seine gesamte biologische Funktion."
          Quelle S. 79f: Popper, Karl (1993) Objektive Erkenntnis. Ein evolutionärer Entwurf. 4. verb. A.  Hamburg: campe paperback.
    _
    Reichenbach, Hans (engl. 1951, dt. 1968) Die Suche nach absoluter Gewissheit. In (38-62) Der Aufstieg der wissenschaftlichen Philosophie. Braunschweig: Vieweg.
          S. 62: "Die moderne Physik hat uns gezeigt, daß wir Erkenntnis außerhalb des Rahmens der Kantischen Prinzipien haben können, und daß der menschliche Geist kein starres System von Kategorien ist, in die er alle seine Erfahrungen hineinpackt. Und sie hat uns gezeigt, daß die Prinzipien der Erkenntnis sich mit ihrem Inhalt ändern und sich einer viel komplizierteren Welt als der der Newtonschen Mechanik anpassen können. Wir hoffen, daß unser Verstand in jeder zukünftigen Situation anpassungsfähig genug sein wird, logische Methoden zu liefern, die das gegebene Beobachtungsmaterial ordnen können. Das ist eine Hoffnung, kein Glaube, für den wir einen philosophischen Beweis zu haben behaupten. Wir können ohne absolute Gewißheit auskommen. Aber es war ein langer Weg zu dieser undogmatischen Einstellung. Die Suche nach Gewißheit mußte sich erst in den philosophischen Systemen der Vergangenheit ausleben, ehe wir in der Lage waren, eine Auffassung von Erkenntnis anzunehmen, die alle Ansprüche auf ewige Wahrheit aufgibt."
        Kommentar:  Reichenbach erklärt von Anfang an nicht, was er unter Gewissheit bzw. absoluter Gewissheit versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote,. Anmerkung oder Literaturhinweis, anscheinend hält er den Gewissheitsbegriff für nicht erklärungs- oder begründungsbedürftig, sondern für allgemeinverständlich. Am Ende befindet er, dass wir ohne absolute Gewissheit auskommen können.
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    Russell, Bertrand (dt. 1950)  D. Grade der subjektiven Gewißheit  in ( 389-390) Das menschliche Wissen. Darmstadt: Holle.

    Stegmüller, Wolfgang (1967) Gewißheit und Wissen. In (33-43) Glauben. Nachdruck von 1956. Wissen und Erkennen. Darmstadt: WBG. > Ausführliche Doku ausgelagert.
    Zusammenfassung-Steg-1967:  "Gewißheit ist nicht dasselbe wie Wissen." (S.33) Auch wissen kann kann sich als Irrtum herausstellen und falsch sein. "Unsere Gewißheit wie unser Glaube sind verschiedener Gradabstufungen fähig. Ein höherer Glaubensgrad geht schließlich in Gewißheit über, so wie umgekehrt ein niederer Grad an Gewißheit mit einem nicht hohen Glaubensgrad zusammenfällt." (S.38).

    Stegmüller, Wolfgang (1969) Metaphysik, Skepsis, Wissenschaft. Berlin: Springer.
    Zusammenfassung-Steg-1969: In dem Abschnitt S.8-12 findet sich das Suchwort "gewiß" 13 mal. > Ausführliche Doku ausgelagert.
    Gewiss sein [4] muß nicht bedeuten, dass es auch wahr ist das gilt auch für wissen [5]. Man kann irren. "Ich bin gewiß", "ich weiß" und "es ist evident" werden zwar genannt, bleiben in ihrer Bedeutung und in ihrem Unterschiedlich unklar. Im Text habe ich neben "gewiß" noch weitere wichtige Begriff auf dem Umfeld 14p-fett markiert: Evidenz, objektiv, sicher, Sicherheit, subjektiv, subjektives Überzeugungsgefühl, wahr, wissen,

    Wittgenstein, Ludwig (1984, verfasst 1950/51) Über Gewissheit. Frankfurt aM: Suhrkamp. Ausführliche Dokumentation ausgelagert in eine eigene Datei. Hieraus:
     

      Zusammenfassung-Wittgenstein-Gewißheit:

      (1) Die Arbeit umfasst von den Herausgebern 676 numerierte Notizen und 8 Fußnoten auf den Seiten der Suhrkamptaschenbuchausgabe 113-256, der PDF-Version des Wittgensteinsprojekts 81 Seiten. Es finden sich 52 Fundstellen des Suchtextes "gewiß", 2 davon im Titel und Vorspann, also 50, die bei den Fundstellenbelegen (14 pt fett kursiv markiert) der Reihe nach ihrer Nummer zitiert werden. "gewiss" kommt zwar auch 52 mal vor, aber im Sinne von bestimmt, also unbestimmt, z.B. "gewisse Sätze" in 88 oder 96.

      (2) Inhaltlich geht es um die sachliche und begriffliche Bedeutung von Gewißheit, wie der Titel schon nahelegt. Die Beispiele sind meist praktisch, oft
      Moore  entlehnt und weichen von den sonst üblichen philosophisch abstrakten-Allgemeinheiten wohltuend ab, wenn auch der aphoristische Stil das Verstehen erschwert. Wittgenstein definiert Gewißheit nicht, aber er nennt in seinen Notizen einige Merkmale oder Kriterien. Aus den Fundstellenbeispielen ergibt sich, dass W. einen engen Zusammenhang sieht zwischen unbedingt zuverlässig (W39), ganz sicher (W298), nicht erschütterbar, nicht irren können (W638), bekannt (W582); Wissen (W582), Erfahrung (W434) und einer Unzahl von Erfahrungssätzen (W237.4), mathematischen Sätze (W340, W654), Angehören einer Gemeinschaft (W298). Gewiß oder Gewißheit wird in Frage gestellt durch den Zweifel (W516), der nach W.. aber schon Gewißheit voraussetzt (W115), die Möglichkeit des Irrtums (W671), mehrdeutige und unscharfe Wahrnehmungen (W481). Dadurch wird die Klärung des Gewißheitsbegriffs auch von Wittgenstein, den großen Revolutionär der philosophischen Sprachkritik, auf eine ganze Reihe von  Begriffsverschiebebahnhöfen  verschoben.

          Kriterien/Merkmale die für Gewißheit sprechen

      • W39 als unbedingt zuverlässig, als W39gewiß richtig." Gewiß funktioniert hier auch als Verstärkung von richtig.
      • W174 beschreibt Gewißheit als subjektiv.
      • W237.4 Es gibt eine Unzahl allgemeiner Erfahrungssätze, die uns als273.4gewiß gelten.
      • W275 Ist die Erfahrung der Grund dieser unserer W275Gewißheit, so ist es natürlich die vergangene Erfahrung.
      • W298. Wir sind dessen ganz sicher, heißt nicht nur, daß jeder Einzelne dessen W298gewiß ist, sondern, daß wir zu einer Gemeinschaft gehören, die durch die Wissenschaft und Erziehung verbunden ist.
      • W340. Mit derselben W340Gewißheit, mit der wir irgendeinen mathematischen Satz glauben, wissen wir auch, wie die Buchstaben »A« und »B« auszusprechen sind, wie die Farbe des menschlichen Bluts heißt, daß andre Menschen Blut haben und es »Blut« nennen.
      • W434 Erfahrung zeigt uns W434gewiß, daß für gewöhnlich
      • W497 ich ließe mich nicht erschüttern und bliebe bei meiner W497Gewißheit
      • W582. »Ich weiß es« kann heißen: Es ist mir schon bekannt – aber auch: Es ist W582gewiß so.
      • W591 Man wird nur dann zum zweitenmal »Ich weiß« sagen, wenn man die W591Gewißheit besonders betonen will
      • W638. »Ich kann mich darin nicht irren« ist ein gewöhnlicher Satz, der dazu dient, den W638Gewißheitswert einer Aussage anzugeben.
      • W654 die W654Gewißheit des mathematischen?


          Kriterien/Merkmale die gegen Gewißheit sprechen, in der Hauptsache der Zweifel

      • W115 Das Spiel des Zweifelns selbst setzt schon die W115Gewißheit voraus.
      • W481 Nun trete ich aber näher: und da sehe ich eine Menge Flecke verschiedener Farben, die alle höchst vieldeutig sind und durchaus keine W481Gewißheit geben.
      • W516. Wenn etwas geschähe (wenn z. B. jemand mir etwas sagte), was dazu angetan wäre, mir Zweifel daran zu erwecken, so gäbe es W516gewiß auch etwas, was die Gründe solcher Zweifel selbst zweifelhaft erscheinen ließe,
      • W671 Sie werden darin die Möglichkeit eines IrrtumsW671gewiß nicht in Frage ziehen.


      (3) Wittgenstein vertritt einen quantitativen Gewißheitsbegriff, was er allerdings weder erklärt noch erläutert:

      • W174: Ich handle mit W174.1voller Gewißheit.
      • W245: ist nicht W245.4weniger gewiß,
      • W386: Wer, wie Moore, sagt, er wisse, daß ... – gibt den W386Grad der Gewißheit an, den etwas für ihn hat.
      • W415: »Ich glaube es zu wissen« müßte keinen W415mindern Grad der Gewißheit
      • W448: W448»absolut gewiß«
      • W613: Soundso ist, mit noch W613größerer Gewißheit?


      (4) (W114) behauptet Tatsachengewißheit als Voraussetzung für Wortgewißheit, begründet oder erklärt wird diese Behauptung aber nicht.
       



    Gebrauchsbeispiele Gewissheit

    Zusammenfassung:      > Beispiele in ausgelagerter Datei.

       


    Zusammenfassung-Evidenzbegriff
    Wie man den Belegen entnehmen kann, hängen Gewißkeit und Evidenz eng zusammen. Allerdings wird in keinem der hier erfassten Werke wirlich wissenschaftlich verständlich, nachvollziehbar und zirkelfrei erklärt begründet, was es genau mit der Evidenz auf sich hat. Die Quellen strotzen nur so von Begriffsverschiebebahnhöfen.  Das hängt auch mit dem  Anfangsproblem  zusammen, das in der Wissenschaftstheorie bis heute noch nicht geklärt ist. Da man nicht immer bei Adam und Eva anfangen kann oder will, ist es wichtig, eine wissenschaftlich pragmatische und sinnvolle Lösung zu finden, wozu ich einen Vorschlag gemacht habe, nämlich die  Begriffsbasis  ausweisen. Wie das am Beispiel des Evidenzbegriffs gehen kann, habe ich unten gezeigt.

    Sammlung von Arbeiten und Ausführungen zur Evidenz
    Verlinkt bedeutet ausgewertet, grau und nicht verlinkt bedeutet in Vorbereitung.
     
    AutorIn 
    Zusammenfassung, Belege
    Fachgebiet Arbeit(Kürzel)
    Arnauld & Nicole Logikschule Port Royal Buch Logik oder die Kunst des Denkens (1662)
    Arnold, Eysenck, Meili Psychologie Wörterbuch (3 Bde.)
    Berka & Kreiser Logik Logik-Texte / Geschichte der Logik
    Bischof 1966 Psychologie Handbuch der Psychologie
    Bischof 2009 Psychologie Grundkurs Psychologie
    Brentano Philosophie Psychologie, Philosophie
    Dorsch Psychologie Lexikon
    Duden Sprache Fachbücher
    Dürr Psychologie Grenzen der Gewißheit
    Eisler Philosophie Wörterbuch
    Hehlmann Psychologie Wörterbuch
    Held Philosophie Historisches Wörterbuch der Philsophie
    Hillmann Soziologie Wörterbuch
    Hoffmeister Philosophie Wörterbuch
    Klaus & Buhr Philosophie Wörterbuch (marx. orientiert)
    Kondakow Logik Wörterbuch (marx. orientiert)
    Külpe Psychologie 3 Bde. Die Realisierung
    Mittelstraß (Hrsg.) Wissenschaftstheorie Enzyklopädie
    Peirce Semiotik, Phil, Math, Logik 2 Bde. zum Pragmatismus
    Popper Wissenschaftstheorie Bücher
    Ricken (Hrsg.) Philosophie Wörterbuch Erkenntnistheorie
    Schmidt, Heinrich Philosophie Wörterbuch 1916, 2.A.
    Schmidt/Schischkoff Philosophie Wörterbuch 1961, 16.A.
    Sigwart Logik 2 Bde. Logik
    Sponsel Psychologie IP-GIPT Gewissheit
    Stegmüller Wissenschaftstheore Kapitel im Buch



    Eigene Analysen, Pilotfragebogenstudie, Ideen und Vorschläge zur Gewissheit

    Begriffsfeld
    Erkennen, Wahrheit, Sicherheit, gewiss, ungewiss, unsicher, fraglich, absolut gewiss, absolut sicher,  100%, 1000%, Beweis, Glaube, Überzeugung, felsenfeste Überzeugung, Wahn, wahnhaft, wissen, ganz sicher wissen, 100% wissen. Unerschütterliche Gewißheit, absolute Gewissheit.
    Gegenfeld
    Ungewiss, unsicher, fraglich, Zweifel.

    Definition der  Gewissheit  im Wissenschaftsglossar (_GewhD): Der höchste subjektive Grad von sicherem Wissen oder Glauben von im Sinne von für wahr oder richtig halten heißt Gewißheit, was z.B. auch in folgenden Worten ausgedrückt werden kann: Ganz sicher sein, dass etwas so oder so der Fall ist oder nicht. 100% sicher, dass ... [nicht], absolut sicher, dass ... [nicht]. Gewissheit ist ein metasprachlicher  Ausdruck. Begriffsbasis: höchster, subjektiver, Grad, Wissen.
    Aktualisierte Definition siehe bitte oben.

    Analyse des Gewissheitsbegriffs hinsichtlich konkret, allgemein, abstrakt

    Zusammenfassung-Sachverhalt-und-Begriff-Gewissheit: Der höchste subjektive Grad von sicherem Wissen oder Glauben heißt Gewissheit, was z.B. in folgenden Wort ausgedrückt werden kann: Ganz sicher sein, dass etwas so oder so der Fall ist oder nicht. 100% sicher, dass ... [nicht], absolut sicher, dass ... [nicht]. Gewissheit ist wie wahr ein  metasprachlicher  Ausdruck.
     
    Kriterien / Fragen Ausführungen zu den Kriterien / Fragen
    F01  äußerlich direkt wahrnehmbar? F01-  Nein
    F02  nur innerlich direkt wahrnehmbar? F02-  Nein, nur konkrete Repräsentanten, z.B. gewiss, dass ich lebe
    F03  weder äußerlich noch innerlich: Schluss? F03+ Gewissheit wird erschlossen und konkret erlebt
    F04  wohlunterscheidbar, abgrenzb. Umgeb.? F04t teils einfach, teils schwierig (Wissen, Glaube, Überzeugung, ...)
    F05  Gebundenheit an einen Träger, Objekt? F05+, Ja an ein erkennendes System gebunden
    F06  Teil-Ganzes Begriffsbildung F06- Nein, Gewissheit selbst ist nicht zusammengesetzt
    F07  Abstrakter Sachverhalt, z.B. Klassenbildung F07+ Ja, Gewissheit als Klasse konkreter Repräsentanten von Gewissheitserlebnissen
    F08   Referenz: wie und wo kann man den S finden? F08+ Repräsentanten in erkennenden Systemen, z.B der Tod ist gewiss. 
    F09  Sonstige hier sinnvoll erscheinender Zusatz F09+ es gibt sehr viele unterschiedliche Quellen von Gewissheitsurteilen.

    Ergebnis der Kriterien / Fragen Analyse: F01-, F02-, F03+, F04t, F05+, F06-, F07+, F08+, F09+.

    Zusammenfassung der Pilotfragenbogenstudie siehe bitte oben.

    Unterscheidungen im Wissenschaftsglossar

    1. _Gewh  Kürzel für Gewissheit ohne nähere Spezifikation.
    2. _Gewhb  Kürzel für banale, alltägliche Gewissheiten. Ich bin gewiss: Die Tür ist auf; ein Auto hupt; ich hebe meine Hand; der Kaffe ist heiß; das ist ein Hammer und kein Teller; dort steht ein Baum; hinweisende Geste: das da heißt Buch. Der Alltag ist so voll von selbstverständlichen Gewissheiten, dass man sie gewöhnlich gar nicht besonders bemerkt. Das erschwert die Forschung ungemein.
    3. _GewhuE  Kürzel für Gewissheit durch unmittelbare, direkte Erfahrung oder Erleben. Das, was ich direkt und unmittelbar erlebe, ist mir in der Regel auch gewiss: Ich bin jetzt müde; mir fällt ein, dass ich noch Milch einkaufen will; ich spüre ein leichtes Ziehen in einer Zahngegend; ich möchte jetzt Zeitung lesen; ich gähne; es wird dämmerig; ich höre eine Tür klappern; Im Flur wird geredet; da kommt mein Nachbar.
    4. _GewhW  Kürzel für Gewissheit durch Wissen. Das Licht braucht etwa 8 Minuten von der Sonne bis zur Erde; Kiel liegt an der Ostsee; Wasser siedet bei ca. 100°; die Erde ist eine abgeplattete Kugel; Zum Einkaufen braucht man Zahlungsmittel; Luft braucht man zum Atmen, vor allem den Sauerstoff in der Luft; es ist gut Freunde zu haben; ob ein Freund ein Freund ist, erweist sich in der Not, wenn man ihn braucht; Energie ist wichtig für die Wirtschaft; auch Tiere haben Gefühle. Ich bin gewiss, weil es so im Lexikon steht. Ich bin gewiss, dass das richtig ist, weil es Einstein gesagt hat.
    5. _GewhE  Kürzel für Gewissheit durch Erfahrungen, Lebenserfahrung, Lernen, Fertigkeiten und Können z.B. ich bin mir gewiss, dass ich einen Reifen wechseln kann, dass  ich Kaffee aufbrühen kann, dass ich die Tür verschließen kann u.ä.
    6. _GewhA  Kürzel für Gewissheit durch affektive Überzeugung, ich bin mir gewiss: dass es (k)einen Gott gibt; dass man mich verfolgt; dass sie/er mich liebt (hasst); dass in mir (k)ein Riesenpotential steckt; dass ich auch kann, wenn ich nur richtig will; dass das Leben (k)einen Sinn hat.
    7. _GewhI  Kürzel für Gewissheit durch Illusion, Einbildung, Suggestion.
    8. _GewhB  Kürzel für Gewissheit durch Bewusstes, klares, deutliches Erleben, z.B. ich bin wach, klar und voll da, ich fühle mich ausgeruht, fit und möchte jetzt frühstücken.

    9. _GewhS  Kürzel für Gewissheit durch Sinnlich Wahrnehmbares, Greifbares, was ich sehe, höre, rieche, schmecke, spüre gilt für die meisten Menschen mit Gewissheit. Hier gibt es zum Teil starke Überschneidungen mit banalen, alltäglichen Gewissheiten und unmittelbarem, direktem Erfahren und Erleben. Die Logik Schule von Port Royal (1662), gibt die Sinne als eine Quelle für Gewissheit an, S.284: "Desgleichen ist es unmöglich, an seinen Sinneswahrnehmungen zu zweifeln, wenn man sie von ihrem Gegenstand trennt." Aber: "Denn auf Grund des Gesagten ist es klar, daß wir uns unserer Sinneswahrnehmungen und unserer Ideen, die nur als Gegenstände einer Reflexion des Geistes präsent sind, sicherer sind als aller Gegenstände, die sich auf die Sinneswahrnehmungen beziehen."
    10. _GewhN  Kürzel für Gewissheit durch Naturgesetzlichkeit, z.B. Gegenstände fallen nach unten; Massen ziehen sich an; Körper dehnen sich bei Erwärmung aus; bei Reibung entsteht Wärme; Energie geht nicht verloren, sie wandelt sich um; nichts geschieht ohne Grund; gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen.
    11. _GewhRlog Kürzel für logische Gewissheit nach Russell 1950 S. 389, R7.
    12. _GewhRert Kürzel für erkenntnistheoretische Gewissheit nach Russell 1950 S. 389, R11.
    13. _GewhRpsy Kürzel für psychologische Gewissheit nach Russell 1950 S. 389, R13.
    _
    Verstreute Texte zur Gewissheit in der IP-GIPT
     
      Wirklichkeitsmodellprüfung [Wahnprüfung]
      Nach der Definition oben ist 1. zu prüfen, um welches Modell der Wirklichkeit es geht. Sodann ist 2. zu prüfen, welche Wege zur Feststellung eines solchen Modells der Wirklichkeit a) möglich, b) üblich oder unüblich und c) plausibel  sind. Schließlich ist 3. zu prüfen, ob das Modell der Wirklichkeit mit rational unkorrigierbarer Gewissheit, also weder durch Logik noch durch Erfahrung korrigierbar, vertreten wird. Diese Prüfung setzt voraus, dass klare Kriterien vorliegen, wie rational unkorrigierbare Gewissheit festgestellt werden kann. Nachdem 4. rational unkorrigierbare Gewissheit auch für die meisten gewöhnlichen Erlebnisse oder Wahrnehmungen der meisten Menschen gilt, ist zu begründen, warum die hier festgestellte rational unkorrigierbare Gewissheit ein Wahnzeichen sein soll. Denn es ist ja normal, natürlich und gesund, dass ein richtiges Modell der Wirklichkeit, das mit üblichen soziokulturellen Erkenntnismethoden gewonnen wurde, rational unkorrigierbar vertreten werden kann, z.B. dass ich jetzt gerade diese Zeilen in den Computer getippt habe, dass jeden Tag die Sonne auf- und untergeht, dass alle Menschen sterblich sind oder Gegenstände nach unten fallen, wenn man sie loslässt.
       



      Beispiel: Unterscheidungen zu [Glauben] und Überzeugungsgraden [Quelle]

      Zunächst wäre bei der folgenden Tabelle von Glaubens- oder Überzeugungsgraden zu klären, ob die Unterscheidungen sinnvoll sind. Dazu gehörte auch, zu zeigen, daß sie operational normierbar sind, also experimentell als gesichert angesehen werden könnten.

         
        Kürzel Überzeugungsgrad/ Glaube Sachverhaltsbezug 1. Metastufe "X ist ..."
        5+ absolute Gewißheit X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        4+ Gewißheit, überzeugt daß ... X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        3+ ziemlich sicher glauben X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        2+ gewisse Wahrscheinlichkeit X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        1+ für möglich halten  X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        0 ungewiß, unsicher, unklar keine Ahnung, keine Meinung, völlig offen
        1-  kaum für möglich halten X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        2- gewisse Unwahrscheinlichkeit X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        3- ziemlich sicher nicht glauben X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        4- unmöglich  X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        5- absolut Unmöglich X. ist wahr; falsch; möglich; wahrscheinlich mit p
        Querverweis: Sprachstudie-01.




    Ausblick: wie kann es weiter gehen mit der Gewissheits- und Begriffsanalyseforschung?

    Im Zuge dieser und auch nocdh gegen Ende dieser Arbeit sind mir einige Ideen gekommen, wie die Begriffsanalyseforschung weiter entwickelt werden könnte. Hierzu sind mir bislang folgende Kriterien eingefallen, die ich bei Gelegenheit an einigen wichtigeren Begriffen und auch für Gewissheit erproben (evaluieren) möchte:

    Kriterien für den Begriff Gewissheit

    • A:= Sind die Ausführungen zur Gewissheit oder gewiss konkret oder bleiben die Ausführungen im Allgemeinen oder Abstrakten? Ja:=1, Nein:=0
    • B:= Wird die Begriffsbasis definiert oder wenigstens mit Beispielen und Gegenbeispielen charakterisiert? Ja:=1, Nein:=0
    • D:= Wird Gewissheit regelrecht definiert (1) oder nicht (0) oder wird gesagt, das gehe nicht (-1), was Stegmüller von der Evidenz behauptet.
    • E:= Wird eine gründliche Erklärung des Begriffs Gewissheit oder gewiss gegeben? Ja:=1, Nein:=0
    • G:= Werden praktisch-operationale Gebrauchsbeispiele angegeben, wie es z.B. Moore macht? Ja:=1, Nein:=0
    • O:= Wird objektive Gewissheit postuliert und werden operationale Kriterien dafür angegeben? Ja:=1, Nein:=0
    • P:= Wird auf das psychische Erleben eingegangen, d.h. wird das Gewissheitserleben thematisiert? Woran oder wie merkt man, ob man einer Sache gewiss ist, Gewissheit erlebt? Ja:=1, Nein:=0
    • R:= Wird referenziert, d.h. angegeben, wo und wie man den Sachverhalt des Begriffs Gewißheit oder gewiss in der Welt finden kann. Ja:=1, Nein:=0
    • S:= Wird Gewißheit dem Subjektiven zugeordnet? Ja:=1, Nein:=0
    • V:= Werden Begriffsverschiebebahnhöfe verwendet, z.B. Gewißheit ist höchste, unerschütterliche Überzeugung. Ja:=1, Nein:=0
    • - := nicht beurteilbar






    Literatur (Auswahl)
    Literatur teilweise im Text angegeben.
    • Baumgartner, Wilhelm  (1987) Gewissheit und Gewissen: Festschrift für Franz Wiedmann zum 60. Geburtstag. Cover. Königshausen + Neumann.
    • Bergmann, Hugo (1908) Untersuchungen zum Problem der Evidenz der inneren Wahrnehmung.
    • Cysarz, Herbert (1973) Die Struktur der menschlichen Gewißheiten.
    • Cysarz, Herbert (1971) Evidenzprobleme. Quellen und Weisen menschlicher Gewißheit. Berlin: Duncker & Humblot.
    • Dimbath, Oliver  & Pfadenhauer,  Michaela  (2021, Hrsg.) Gewissheit : Beiträge und Debatten zum 3. Sektionskongress der Wissenssoziologie Sektionskongress der Wissenssoziologie (2019, Koblenz) . - 2021. Weinheim: Beltz/Juventa.
    • Dürr, E. (1903) Grenzen der Gewißheit.
    • Kutschera, Franz von (1982) Gewißheit und Wahrheit. In (1-78) Grundfragen der Erkenntnistheorie. Berlin: DeGruyter.
    • May, Regine S. (1987)  Realismus von subjektiven Wahrscheinlichkeiten : eine kognitionspsychologische Analyse inferentieller Prozesse beim Overconfidence-Phänomen. Frankfurt am Main: Peter Lang
    • Moore, George E. (dt. 1967, orig 1941). Gewißheit. In (185-216) Eine Verteidigung des Common Sense. Fünf Aufsätze Einleitung von Harald Delius. Theorie I. Frankfurt: Suhrkamp.
    • Piatelli-Palmarini, Massimo (dt. 1997, ital. 1993) Der Trugschluss der Fast-Gewißheit. In (100-103) Die Illusion  zu wissen. Was hinter unseren Irrtümern steckt. Reinbek: Rowohlt.
    • Pörksen, Bernhard (, Hrsg.) Die Gewissheit der Ungewissheit. Gespräche zum Konstruktivismus. Mit Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Humberto R. Maturana, Gerhard Roth, Siegfried J. Schmidt, Helm Stierlin, Francisco J. Varela und Paul Watzlawick.
    • Stegmüller, Wolfgang (1967) Gewißheit und Wissen. In (33-43) Glauben. Nachdruck von 1956. Wissen und Erkennen. Darmstadt: WBG.
    • Stegmüller, Wolfgang (1969) Metaphysik, Skepsis, Wissenschaft. Berlin: Springer.
    • Ulrich, Peter (1995) Gewißheit und Referenz. Subjektivitätstheoretische Voraussetzungen der intentionalen und sprachlichen Bezugnahme auf Einzeldinge. Paderborn: Schöningh.
    • Volkelt, Johannes (1918) Gewißheit und Wahrheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [Erkenntnistheoretisch orientiert]
    • Weizsäcker, Carl Friedrich (1992) Zeit und Wissen. München: Hanser.
    • Wiedmann, Franz (1966) Das Problem der Gewißheit. Salzburg: .
    • Wittgenstein, Ludwig (1984, verfasst 1950) Über Gewissheit. Frankfurt aM: Suhrkamp.




    Links (Auswahl: beachte)
    Wortschatzportal: https://wortschatz.uni-leipzig.de/de
    https://www.ub.uni-leipzig.de/recherche/fachspezifische-datenbanken/detailansicht-dbis/?libconnect%5Btitleid%5D=3108
    https://www.woerterbuchnetz.de/#0
    https://www.textlog.de/kant-lexikon.html



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:  Wissenschaftlicher  und  weltanschaulicher  Standort.
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    assertorische-Evidenz
    assertorisch:=etwas behaupten. Evidenz:=Offenkundigkeit, Offensichtlichkeit, Augenscheinlichkeit (im Angloamerikanischen eine ganz andere Bedeutung, nämlich: belegt, begründet, beweisorientiert).
    __
    Bergmann, Hugo. geb. 25, Dezember 1883 in Prag, gestorben 1975 Jerusalem. Habilitiert für neuere Philosophie an der Universität Jerusalem 1927. Direktor der jüdischen National- und Universitätsbibliothek zu Jerusalem. — Schüler von Anton Marty.
    Schriften: Untersuchungen zum Problem der Evidenz der inneren Wahrnehmung, 1908. — Das philosophische Werk B. Bolzanos, 1909. — Das Unendliche und die Zahl, 1913, — Worte Mosis, 1914. — Der Begriff der Verursachung und das Problem der individuellen Kausalität, 1914, in: Logos. — Jahve und Jerusalem, 1919, — Begriff und Wirklichkeit. Ein Beitrag zur Philosophie Bubers und Fichtes, 1928, in: Der Jude. — Die Philosophie 1, Kants, 1927 (hebräisch). — Der Kampf um das Kausalgesetz in der jüngsten Physik, 1929. — Die Philosophie Salomon Maimons (hebräisch), 1932 [Quellen: Philosophenlexikon Ziegenfuss (1949); Wikipedia]
    __
    Bonner-Kant-Korpus - Suchfunktion nicht verläßlich (Abruf 25-09-2022)
    Nach meinem Hinweis am 25.09.2022 erhielt ich am 26.09.2022 folgende Nachricht: "herzlichen Dank für Ihren Hinweis!  Es sollte nun wieder korrekt möglich sein, nach Umlauten und Eszett zu suchen." Schön, danke.
     
    Epimeleia:=Aufmerksamkeit und Sorge für ein gutes Leben.
    __
    Fallibilität Fehlbarkeit, falsch liegen, einem Irrtum aufsitzen.
    __
    performative-utterances (Austin)
    Sprechhandlungen, die nicht nur sachlich etwas mitteilen, sondern auf eine Wirkung und Veränderung abzielen. [W.engl]
    __


    Querverweise
    Standort: Gewissheit und Gewissheitserleben mit einem Exkurs zum Evidenzbegriff.
    *
    Pilotfragebogenstudie zu Gewissheit und Gewissheitserleben
    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen. *Textanalysen und Sprachkritik * Definition Begriff. * Das A und O: Referenzieren *Begriffsverschiebebahnhöfe*Wissenschaftsglossar*Operationalisieren*Definition und definieren *Beweis und beweisen in Wissenschaft und Leben *Beweis und beweisen im Alltag. *Beweis und beweisen in den Psychowissenschaften*BA Gesunder Menschenverstand*
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
    *
     
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Wahn site: www.sgipt.org. * Psychopathologie Psychiatrie site: www.sgipt.org
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *
    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Gewissheit und Gewissheitserleben mit einem Exkurs zum Evidenzbegriff. Eine wissenschaftheoretische, sprachkritische und psychologische Begriffsstudie. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie. IP-GIPT Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/Gewissheit/Gewissheit.htm
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    Kontrolliert / korrigiert: irs 30.08.2022 Rechtschreibprüfung und gelesen



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    28.10.22    Dilthey Bd. 01 und 07.
    26.09.22    Der Bonner Kant Korpus teilte mit, dass die Suchfunktion für Umlaute und Eszett wieder funktioniert.
           Auswertung Kants Erstschrift 1746 &  Fundstellen aus Metaphysischen Anfangsgründen 1781
           und der Kritik der reinen Vernunft, 2.A. 1787.
           Rechtschreibprüfung und gelesen irs.
    25.09.22    Kant korrigiert, ich war auf eine nicht verläßliche Suchfunktion im Bonner Kant Korpus reingefallen.
    14.09.22    Volkelt Gewißheitsquellen und Gefühlgewißheit.
    10.09.22    Maturana & Verela.
    03.09.22    Winter: Logik.
    02.09.22    Aristoteles.
    01.09.22    Exkurs Evidenzbegriff.
    30.08.22    irs Rechtschreibprüfung und gelesen
    28.08.22    Erstmals ins Netz.
     
     



    Intern:
    Elay Metakritik der Formalen Logik: Sinnliche Gewissheit als Horizont der Aussagen und Prädikatenlogik.