Analyse Johannes Volkelt (1918) Gewißheit und
Wahrheit.
Materialien zur Studie Begriffsanalyse Gewissheit
und Gewissheitserleben.
Volkelt, Johannes (1918) Gewißheit und Wahrheit. München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung. [Erkenntnistheoretisch orientiert]
Zusammenfassung-Volkelt-1918:
Volkelt erklärt den Begriff Gewissheit/Gewißheit (er benutzt
unerklärt zwei Schreibweisen) zu Beginn seines Werkes nicht. Auf den
ersten 50 Seiten habe ich keine begriffliche Klärung des Gewissheitsbegriffs
gefunden. Wenn auf den ersten 50 Seiten Gewissheit nicht geklärt wird,
dann gehe ich davon aus, dass es auch in den weiteren Ausführungen
nicht mehr geschieht. Daher habe ich die weitere Analyse als sehr wahrscheinlich
unergiebig eingestellt. Der Suchtext "Definition der Wahrheit" hat 3 Fundstellen,
Definition der Gewissheit hat keine Fundstelle. Definition hat 54 Fundstellen.
Weiter ist mir aufgefallen, dass Volkelt Denken hier falsch (homunkulesk)
als eigenständiges Subjekt gebraucht (>Kommentar-Volkelt-1918-S38),
eine der schlimmsten wissenschaftstheoretischen Entgleisungen. Allein das
zeigt schon, dass Volkelt als Wissenschaftler nicht ernst zu nehmen ist,
seine Ausführungen leiden am sch^3-Syndrom.
Volkelt befindet sich auf dem dem üblichen
philosophischen "Niveau" der letzten 2300 Jahre Philosophiegeschichte,
obwohl bereits Aristoteles (Quelle)
unmißverständlich klar machte:
|
welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...) möglich sein? Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein und etwas, und zwar eins und nicht mehreres, bezeichnen; hat es mehrere Bedeutungen, so muß man erklären, in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..." Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5. Kap., S. 244 (Rowohlts Klassiker 1966) |
Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit und Evidenz).
Merkwürdigerweise verwendet Volkelt zwei Schreibweisen ohne dies
zu erläutern: Gewißheit (59 Fundstellen), überwiegend
in den Randangaben und Gewissheit (1868 Fundstellen).
Die ersten 12 Fundstellen für "Gewissheit" sind im Inhaltsverzeichnis.
Im Vorwort finden sich 5 Fundstellen, bloße Erwähnungen
ohne Erklärung (VV lies Volkelt Vorwort):
Zusammenfassung-Volkelt-1918-Vorwort: Der Suchtext "gewiss" findet
sich 5x im Vorwort. Das Wort wird nur erwähnt, aber nicht weiter erklärt,
auch nicht durch Querverweis, Anmerkung oder Fußnote.
Zusammenfassung-Volkelt-1918-S.11-12 Erstes Kapitel, Abschnitt
3.
Der Abschnitt des ersten Kapitels enthält 7 Erwähnungen auf
S.11 und 3 auf S. 12, also insgesamt 10. S. 35 bringt 5 Erwähnungen.
An keiner Fundstelle wird Gewissheit erklärt, auch nicht durch Querverweis,
Anmerkung oder Fußnote.
S.35: "Der Anfang der Erkenntnistheorie wird so nach nur in Form einer
V35.1Gewissheit
geschehen können, die nicht die V35.2Gewissheit
des Erkennens in dem bezeichneten Sinne dieses Wortes ist.
Wie schon im ersten Kapitel (S. 3) auseinandergesetzt wurde, muss der Anfang
der voraussetzungslosen Erkenntnistheorie durch eine V35.3Gewissheit
ausgezeichnet
sein, die den Charakter des Durchsichselbsteinleuchtens trägt. Jetzt
muss hinzugefügt werden: die den Anfang der Erkenntnistheorie kennzeichnende
unbedingte Selbstevidenz darf weder Allgemeingültigkeit noch Seinsgültigkeit
an sich tragen, also nicht als Erkennen im vollen Sinne des Wortes auftreten.
Manchem wird dadurch etwas Unmögliches, etwas sich in sich selbst
Aufhebendes gefordert zu sein scheinen. Zweifellos liegt hier eine große
Schwierigkeit vor. Aber mit jener Kennzeichnung des Anfanges der Erkenntnistheorie
ist der einzige Weg angegeben, den die voraussetzungslose Erkenntnistheorie,
wenn sie überhaupt möglich sein soll, einzuschlagen hat. Alles
drängt uns also auf die Frage hin: V35.4gibt
es eine schlechtweg durch sich selbst einleuchtende Gewissheit,
die doch nicht die V35.5Gewissheit des „Erkennens“
ist? Die nächsten Abschnitte werden auf diese Frage Antwort zu geben
haben."
S.38: "3.1 Erstes Kapitel - Methode der Selbstbesinnung der V38.1Gewissheit
1. Die Frage nach der Möglichkeit des Erkennens soll voraussetzungslos
untersucht werden. ...
Da scheint sich nun als nächstliegendes und einfachstes Mittel
dies darzubieten, daß das Denken seine Selbstevidenz zum Grund- und
Eckstein des Erkenntnisproblems macht. Indem das Denken sich mit Entschlossenheit
in Selbstvollzug setzt, weiß es, daß es sich im Elemente objektiver
Gültigkeit bewegt. Das Denken weiß sich mit der Wahrheit identisch.
Entweder wird dabei so verfahren, daß das Denken auf gewisse Ergebnisse
hinweist, die sich durch unbedingte Gültigkeit auszeichnen (also etwa
auf Mathematik und mathematische Naturwissenschaft); oder aber das Denken
weist auf seine Gesamtwesenheit hin, die eben in objektiver Gültigkeit
bestehe.
In dem ersten Fall nimmt die Erkenntnistheorie die Gestalt der Kantischen
transzendentalen Logik oder irgendeiner jener modernen Umbildungen des
Transzendentalismus an, die von der Voraussetzung der Gültigkeit gewisser
Wissenschaften ausgehen.
Kommentar-Volkelt-1918-S38:
Denken wird hier falsch als eigenständiges Subjekt gebraucht, eine
der schlimmsten wissenschaftstheoretischen Entgleisungen. Allein das zeigt
schon, dass Volkelt als Wissenschaftler nicht ernst zu nehmen ist.
Die begriffliche Unbestimmtheit setzt sich auch in den folgenden Seiten
bei vielen Erwähnungen fort. Wenn auf den ersten 50 Seiten Gewissheit
nicht geklärt wird, dann gehe ich davon aus, dass es auch in den weiteren
Ausführungen nicht mehr geschieht. Daher habe ich die weitere Analyse
als sehr wahrscheinlich unergiebig eingestellt.
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