Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=28.08.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen  Mail: sekretariat@sgipt_ Zitierung  &  Copyright

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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und integrative Psychotherapie, Abteilung Forschung, Bereich Begriffsanalysen Gewissheit und Gewissheitserleben, und hier speziell zum Thema:

    Gebrauchsbeispiele Gewissheit und gewiss

    Recherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Übersicht Gebrauchsquellen




    Gewissheit in der digitalen Bibliothek

    Überblick der Beispiele (alphabetisch geordnet)



    Absolute Gewißheit im Vaterrecht
    Durch Kauf konnte der Mann eine zweite oder dritte Frau erwerben (Polygamie, s. d.), außerdem, als der Sklavenstand aufkam, zur Befriedigung seiner Lust eine unbestimmte Zahl von Kebsen (Beischläferinnen, s. d.) halten, während der  Ehebruch (s. d.) der Frau bis in späte Zeiten mit dem Tode geahndet wurde. Durch das Vaterrecht, das die absolute Gewißheit der Vaterschaft zur Voraussetzung hat, wurde die Monogamie des Weibes, bezw. ihre unzweifelhafte eheliche Treue zur Notwendigkeit.
    [Kulturgeschichte: Vaterrecht. Bilderlexikon der Erotik, S. 4446 (vgl. BdE Bd. 1, S. 870)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band19.htm ]

      Kommentar-Vaterrecht: absolute Gewißheit wird als verständlich und nicht weiter erklärungs- oder begründungspflichtig angesehen, sonst hätte man einen Querverweis, eine Anmerkung, Fußnote oder einen Literaturhinweis erwarten dürfen. Der Gebrauch von absolute stellt eine Verstärkung dar und damit werden Grade von Gewißheit postuliert.


    Dellbrück: Einfache sachliche Prüfung zur vollen Gewißheit
    Durch die »8 Stadien« muß notwendig zunächst der Platz der Schlacht und damit auch der taktische Verlauf und die Ursache von Sieg und Niederlage bestimmt werden. Wir dürfen uns daher glücklich schätzen, hier einen Punkt zu haben, über den eine einfache sachliche Prüfung uns unabhängig von allen zweifelhaften Zeugnissen und unzuverlässigen Erzählern volle Gewißheit zu geben vermag. Die sachliche Prüfung aber ergibt, daß weder eine griechische Phalanx noch eine andere geordnete Schlachtlinie jemals 11/2 Kilometer gelaufen ist, noch hat laufen können.36 Herodots Angabe beruht auf irgend einem Mißverständnis, und dieses Mißverständnis bleibt uns nicht einmal ein Rätsel, sondern wird sehr bald erklärt sein.
    [Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: 1. Buch. Die Perserkriege. Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, S. 203
    (vgl. Delbrück GdK 1. Teil, S. 56-57) http://www.digitale-bibliothek.de/band72.htm ]
        Kommentar-Volle Gewißheit: Die Formulierung volle Gewißheit legt eine quantitative Auffassung von Gewißheit nahe, die nicht weiter erklärungs- oder begründungspflichtig angesehen wird, sonst hätte man einen Querverweis, eine Anmerkung, Fußnote oder einen Literaturhinweis erwarten dürfen.



    Dellbrück: Verdacht wird zur Gewißheit durch Widerspruch
    Dieser Verdacht wird zur Gewißheit werden, wenn wir uns nun überzeugen, daß beide mit ihren Ergebnissen nicht bloß einer dem Andern, sondern sich selbst widersprechen, und das selber gar nicht gemerkt haben.
    [Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: 7. Buch. Cäsar. Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, S. 1178
    (vgl. Delbrück GdK 1. Teil, S. 600) http://www.digitale-bibliothek.de/band72.htm ]
      Kommentar-Verdacht: Gewißheit wird als selbstverständlicher und nicht näher zu erklärender Begriff verwendet. Aus einem Verdacht kann Gewißheit werden.




    Engels Gewißheit daß die Materie in allen ihren Wandlungen ewig dieselbe bleibt,
    Es ist ein ewiger Kreislauf, in dem die Materie sich bewegt, ein Kreislauf, der seine Bahn wohl erst in Zeiträumen vollendet, für die unser Erdenjahr kein ausreichender Maßstab mehr ist, ein Kreislauf, in dem die Zeit der höchsten Entwicklung, die Zeit des organischen Lebens und noch mehr die des Lebens selbst- und naturbewußter Wesen ebenso knapp bemessen ist wie der Raum, in dem Leben und Selbstbewußtsein zur Geltung kommen; ein Kreislauf, in dem jede endliche Daseinsweise der Materie, sei sie Sonne oder Dunstnebel, einzelnes Tier oder Tiergattung, chemische Verbindung oder Trennung, gleicherweise vergänglich, und worin nichts ewig ist als die ewig sich verändernde, ewig sich bewegende Materie und die Gesetze, nach denen sie sich bewegt und verändert. Aber wie oft und wie unbarmherzig auch in Zeit und Raum dieser Kreislauf sich vollzieht; wieviel Millionen Sonnen und Erden auch entstehn und vergehn mögen; wie lange es auch dauern mag, bis in einem Sonnensystem nur auf Einem Planeten die Bedingungen des organischen Lebens sich herstellen; wie zahllose organische Wesen auch vorhergehn und vorher untergehn müssen, ehe aus ihrer Mitte sich Tiere mit denkfähigem Gehirn entwickeln und für eine kurze Spanne Zeit lebensfähige Bedingungen vorfinden, um dann auch ohne Gnade ausgerottet zu werden – wir haben die Gewißheit, daß die Materie in allen ihren Wandlungen ewig dieselbe bleibt, daß keins ihrer Attribute je verlorengehn kann, und daß sie daher auch mit derselben eisernen Notwendigkeit, womit sie auf der Erde ihre höchste Blüte, den denkenden Geist, wieder ausrotten wird, ihn anderswo und in andrer Zeit wieder erzeugen muß.
    [Engels: Dialektik der Natur. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8359
    (vgl. MEW Bd. 20, S. 327) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
        Kommentar-dialektische Gewißheit: Engels verwendet Gewißheit als selbstverständlichen und nicht näher zu erklärenden oder zu begründenden Grundbegriff. Inhaltlich bleibt Engels sehr dürftig bei der dialektischen und widerspruchsvollen Behauptung stehen: alles wandelt sich und bleibt doch gleich.


    Engels Mathematische Gewißheit
    Und so soll die Anwendung der mathematischen Methode auf Geschichte, Moral und Recht uns auch hier mathematische Gewißheit verschaffen für die Wahrheit der erlangten Resultate, sie kennzeichnen als echte, unwandelbare Wahrheiten.
    [Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 7804
    (vgl. MEW Bd. 20, S. 89) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
        Kommentar: Engels versteht hier unter mathematischer Gewißheit "echte, unwandelbare Wahrheiten". Wie man zu ihnen gelangt sagt er zwar nicht, aber es liegt auf der Hand, dass es die mathematischen Beweise sind.

      Kommentar-Engels-Mathe-Gewißheit: Mathematische Gewißheit wird nicht auseinandergesetzt und unterschieden von sonstiger Gewißheit. Wendet man Mathematik auf die Wirklichkeit an, verliert sie ihre Gewißheit.




    Friedländer: Gewißheit über die Wahrheit einer Notiz verschaffen
    Ich war sofort bemüht, mir Gewißheit darüber zu verschaffen, ob jene Notiz auf Wahrheit beruhe und habe erfahren, daß dies keineswegs der Fall ist.
    [Hugo Friedländer: Das Dynamit-Attentat gegen den Polizeioberst Krause. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 663
    (vgl. Friedl. Bd. 2, S. 174) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
      Kommentar-Notiz: Gewißheit wird als selbstverständlicher Grundbegriff verwendet. Interessant ist aber die Verbindung mit Wahrheit, wodurch nahegelegt wird, dass Gewißheit und Wahrheit als gleichbedeutend angesehen werden.




    Friedländer: Leichenfund als Gewißheit über einen Mord
    Seit in dem Mönchsee Leichenteile gefunden wurden, die zur Gewißheit führten, daß ein blühender, junger Mann durch eine entsetzliche Tat ums Leben gekommen ist, ist die hiesige Stadt in zwei Teile zerrissen; ist unsägliches Unglück über die Stadt gekommen.
    [Hugo Friedländer: Die Ermordung des Gymnasiasten Ernst Winter in Konitz. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 1065
    (vgl. Friedl. Bd. 3, S. 122) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
      Kommentar-Leichenfund: Gewißheit wird als selbstverständlicher Grundbegriff verwendet.




    Friedländer: Gerüchte wurden zur Gewißheit
    Da die Gerüchte aber schließlich zur Gewißheit wurden, so wurde in dem Klub der Honoratioren zu Springe, dem auch Herr v. Bennigsen als Mitglied angehörte, beschlossen letzterem die Sache zu unterbreiten.
    [Hugo Friedländer: Der Zweikampf zwischen Landrat v. Bennigsen und Domänenpächter Falkenhagen. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 1987 (vgl. Friedl. Bd. 5, S. 206) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
        Kommentar-Gerüchte: Gewißheit wird als selbstverständlicher Grundbegriff verwendet. Gewißheit kann sich entwickeln



    Friedländer: Gewißheit verschaffen, dass Behauptungen wahr seien
    Ein Mann mit dem wissenschaftlichen Ruf eines Professors Muther hatte jedenfalls die Verpflichtung, sich die Gewißheit zu verschaffen, daß seine Behauptungen wahr seien, ehe er einen solchen Artikel schrieb.
    [Hugo Friedländer: Ein Kunstprozeß vor dem Breslauer Schöffengericht. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 2128
    (vgl. Friedl. Bd. 6, S. 78) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
      Kommentar-Behauptungen: Gewißheit wird als selbstverständlicher Grundbegriff im Sinne von Wahrheit verwendet, hier in der Bedeutung, sich erst von der Wahrheit eines Sachverhaltes zu überzeugen ,bevor er an die Öffentlichkeit geht.




    Friedländer: Gewißheit über eine vorliegende Querulanz
    Zeuge: Über die Beförderung von Briefen von Kranken hat die Irrenhausverwaltung zu befinden. Dagegen müssen Anträge, wenn nicht etwa eine Querulanz festgestellt ist, weitergegeben werden. Nur wenn alle Instanzen aus den gestellten Anträgen die Gewißheit erlangen, daß der Kranke Querulant sei, ist die Irrenhausverwaltung berechtigt, die Anträge zurückzubehalten.
    [Hugo Friedländer: Irrenhausvorgänge vor Gericht. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 3916 (vgl. Friedl. Bd. 10, S. 197-198)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
      Kommentar-Querulanz: Gewißheit aller Instanzen nötig, um Antragrechte im Irrenhaus einzuschränken.


    Friedländer: Gewißheit über Hochzeitsdatum
    Zeugin: Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich Gewißheit haben, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung verfügen konnte. Ich bereue, daß ich das getan habe.
    [Hugo Friedländer: Grete Beier wegen Ermordung ihres Bräutigams. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 4330
    (vgl. Friedl. Bd. 11, S. 234) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
        Ersetzungmethode: Ändern sich Sinn und Verständnis, wenn gesagt würde:
    (1) "Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich wissen, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung verfügen konnte." (2) "Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich sicher wissen, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung verfügen konnte." (3) "Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich genau wissen, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung verfügen konnte."
      Kommentar-Hochzeitsdatum: Gewißheit für Hochzeitsdatum gesucht.




    Friedländer: Gericht möge sich Gewißheit durch Befragen eines Zeugen verschaffen
    Aber ich bitte das Gericht, sich hierüber Gewißheit durch Befragen dieser Zeugen zu verschaffen.
    [Hugo Friedländer: Der Beleidigungsprozeß des Stadtkommandanten von Moltke gegen Maximilian Harden. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 4003 (vgl. Friedl. Bd. 11, S. 38) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
      Kommentar-Zeugenbefragung: Gewißheit durch Zeugenbefragung.




    Friedländer: Ein Umstand führte zur Gewißheit über Brandstifter
    Dieser letztere Umstand macht es bereits zur Gewißheit, daß die Brandstiftung von Juden, die ausschließlich Zutritt zu dem Tempel hatten, verübt worden ist.
    [Hugo Friedländer: Der Brand der Neustettiner Synagoge vor den Schwurgerichten zu Köslin und Konitz. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 3286 (vgl. Friedl. Bd. 9, S. 41) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
      Kommentar-Brandstifter: Gewißheit durch Klärung der Gelegenheiten.


    Gewißheit durch Erleben (hier Potenz)
    Idiogamie besteht nach Mantegazza darin, daß einer nur mit einer einzigen Frau oder doch nur mit einigen bestimmten Frauen zu verkehren vermag und allen anderen gegenüber ganz oder fast impotent ist. Er gibt ein Beispiel: Ein Mann, schon in reifen Jahren, verheiratet, der seiner Frau bisher die Treue bewahrte, begegnet einem sehr leidenschaftlichen Weibe, das sich in ihn verliebt und mit einem plötzlichen und unverhüllten Verlangen nach ihm begehrt. Sie kündigt ihm an, daß sie ihn in der nächsten Nacht besuchen wolle, wenn sie die Tür offen finden werde. Die Tür bleibt unverschlossen, er hält die Ueberglückliche in seinen Armen, sie sind die ganze Nacht beisammen, aber er kann seine, kann ihre Wünsche nicht erfüllen. Die nächste Nacht im Ehebett bringt ihm aber die Gewißheit, daß er nicht impotent sei. Nach anderen wäre aber die I. durch die alte Nomenklatur der psychischen Impotenz bestimmt, ohne dieses neuen Ausdruckes daher zu bedürfen. –
    [Sexualwissenschaft: Idiogamie. Bilderlexikon der Erotik, S. 9585 (vgl. BdE Bd. 3, S. 417)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band19.htm ]
      Kommentar-Potenz: Direkte positive Erfahrung als Quelle der Gewißheit. Handlungserfolg Beischlaf als Gewissheitsbeweis.


    Gewißheit Goldenes Zeitalter verloren gegangen
    Goldenes Zeitalter, ein ideengeschichtliches Symbol für eine vergangene Epoche höheren Wissens und größerer Gottnähe vor der historischen Epoche. Der Mythus vom verlorenen Paradies oder von der untergegangenen Insel Atlantis beruht auf vergleichbarer Grundlage – auf der Gewißheit, daß in früherer Zeit der Mensch unmittelbaren Zugang zu den Quellen jenes Wissens besessen habe, die infolge einer Versündigung der Menschheit (Hybris, Griff nach verbotenen Früchten) verschüttet wurden.
    [Lexikon der Symbole: Goldenes Zeitalter. Knaurs Lexikon der Symbole, S. 415 (vgl. LdS, S. 166) (c) 1989, 1994, 1998 Verlag Droemer Knaur http://www.digitale-bibliothek.de/band16.htm ]
      Kommentar-Goldenes-Zeitalter: Glaubensgewißheit.




    Gewißheit Barlachs über die eigenen künstlerischen Möglichkeiten
    Voraussetzungen dafür waren: Gewißheit über die eigenen künstlerischen Möglichkeiten durch eine 1906 unternommene Rußlandreise (Russisches Tagebuch. Bln. 1940) u. durch einen Aufenthalt in Florenz (1909);
    [Autoren- und Werklexikon: Bartels, Adolf. Killy Literaturlexikon, S. 1071 (vgl. Killy Bd. 1, S. 318)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band9.htm ]
      Kommentar-Barlach: Gewißheit suchen in einer sehr wichtigen persönlich-beruflichen Frage. Siehe hierzu auch Frage 7, Pilotfragebogenstudie.




    Marx Wahrheit und Gewißheit
    III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer und epikureischer Naturphilosophie
        Außer den historischen Zeugnissen spricht vieles für die Identität demokritischer und epikureischer Physik. Die Prinzipien – Atome und Leere – sind unstreitig dieselben. Nur in einzelnen Bestimmungen scheint willkürliche, daher unwesentliche Verschiedenheit zu herrschen.
        Allein so bleibt ein sonderbares, nicht zu lösendes Rätsel. Zwei Philosophen lehren ganz dieselbe Wissenschaft, ganz auf dieselbe Weise; aber – wie inkonsequent!- in allem stehen sie sich diametral entgegen, was Wahrheit, Gewißheit, Anwendung dieser Wissenschaft, was das Verhältnis von Gedanken und Wirklichkeit überhaupt betrifft. Ich sage, sie stehen sich diametral entgegen, und werde es jetzt zu beweisen suchen.
    [Marx: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 67
    (vgl. MEW Bd. 40, S. 270) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
      Kommentar-Marx-Wahrheit-Gewißheit: Marx scheint hier Wahrheit und Gewißheit gleich zu setzen.




    Marx: Hegel definiert den Monarchen als »die Persönlichkeit des Staats, seine Gewißheit seiner selbst
    Hegel definiert hier den Monarchen als »die Persönlichkeit des Staats, seine Gewißheit seiner selbst«.
    [Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 208
    (vgl. MEW Bd. 1, S. 227) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
      Kommentar-Monarch: Unverständlich.




    Marx: Deutschen geht die sinnliche Gewißheit ab
    Es ist aber auch klar, wie es in Deutschland unmöglich ist, solche Geschichte zu schreiben, da den Deutschen dazu nicht nur die Auffassungsfähigkeit und das Material, sondern auch die »sinnliche Gewißheit« abgeht und man jenseits des Rheins über diese Dinge keine Erfahrungen machen kann, weil dort keine Geschichte mehr vorgeht.
    [Marx/Engels: Die deutsche Ideologie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 1292 (vgl. MEW Bd. 3, S. 30)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
      Kommentar-Deutschen: Schwer zu verstehen, was Marx da mit sinnlicher Gewißheit genau meinen könnte.




    Marx: endlich erlangte Gewißheit
    3. die endlich erlangte Gewißheit, daß die Züricher die Redaktion nicht nur zu kontrollieren, sondern selbst zu zensieren hätten, und daß ihm (Hirsch) dabei nur die Rolle des Strohmanns zufalle.
    [Marx/Engels: Zirkularbrief an Bebel, Liebknecht, Bracke u.a.. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 13222
    (vgl. MEW Bd. 19, S. 155) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
        Kommentar-endlich: Gewißheit kann dauern und schließlich dann (endlich) eintreten.



    Marx größere oder geringere Gewißheit
    Bei den verschiedenen Anwendungen des Kapitals wechselt die gewöhnliche Taxe des Gewinns nach der größern oder geringern Gewißheit der Zurückkunft des Kapitals. »Die Taxe des Gewinns hebt sich mit dem risque, wenn auch nicht in vollständige Proportion.« ibid. [p.226, 227].
    [Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 607
    (vgl. MEW Bd. 40, S. 487) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
        Kommentar-Gewißheitsgrade: Die Formulierung größere oder geringere Gewißheit spricht für eine quantitative Auffassung Marxens.



    Marx/Engels eine Vermutung in Gewißheit verwandeln
    Herrn Grüns geniale Kühnheit verwandelt Reybauds Vermutung, daß Bazard eher als Enfantin den Anstoß zu dieser Adresse gab, in die Gewißheit, daß er sie ganz redigierte. Der Übergang zu diesem Aktenstück ist übersetzt aus Reybaud, p. 122:
    [Marx/Engels: Die deutsche Ideologie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2212
    (vgl. MEW Bd. 3, S. 495) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
        Kommentar-Vermutung: Aus einer Vermutung kann Gewißheit werden.



    Marx-Engels: Gewißheit wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs
    1847 genügte die Gewißheit, daß nun wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien, um die aufgeschatzten 4-5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in die Zirkulation zu bringen;
    [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 6918 (vgl. MEW Bd. 25, S. 571)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
        Kommentar-Banknoten: Gewißheit als politische Maßnahme zur Aktivierung wirtschaftlicher Tätigkeit durch Geldkreislauf.



    Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit in der Geschichtswissenschaft
    Das Ziel der Geschichtsschreibung des T. ist die möglichst objektive Darstellung tatsächl. Begebenheiten der histor.-polit. Entwicklung (Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit), um Lehren aus der Geschichte ziehen zu können. Der Historiker soll darstellen (»Methodenkapitel« I 22), »wie es wirklich gewesen ist und also, bei der Natur des Menschen, in Zukunft immer wieder so oder ähnlich zugehen wird«, woraus der künftige Staatsmann polit. Einsichten gewinnen und lernen könne.
    [Lexikon der Antike: Thukydides. Lexikon der Antike, S. 5759 (vgl. LdA, S. 594). http://www.digitale-bibliothek.de/band18.htm ]
      Kommentar-Geschichtswissenschaft: Auch die Geschichtswissenschaft strebt nach Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit, um Lehren ziehen zu können. Daraus ergibt sich, dass Gewißheit natürlich mehr als Wahrscheinlichkeit ist.




    Marianne Weber: Gewißheit durch Erkundung vor Ort
    Um Gewißheit zu erlangen, fuhr ich im Herbst nach Stuttgart.
    [Marianne Weber: Heirat. Max Weber: Gesammelte Werke, S. 345 (vgl. Weber-Lebensbild, S. 189) (c) Mohr Siebeck
    http://www.digitale-bibliothek.de/band58.htm ]
      Kommentar-Erkundung: Direkte Beobachtung und In-Augenscheinnahme als Quelle der Gewißheit.




    Max Weber: Gewißheit abhängig vom Typus (hier Asketen)
    Für den Asketen bewährt sich die Gewißheit des Heils stets im rationalen, nach Sinn, Mittel und Zweck eindeutigen Handeln, nach Prinzipien und Regeln. Für den Mystiker, der im realen Besitz des zuständlich erfaßten Heilsgutes ist, kann die Konsequenz dieses Zustandes gerade umgekehrt der Anomismus sein: das Gefühl, welches sich ja nicht an dem Tun und dessen Art, sondern in einem gefühlten Zustand und dessen Qualität manifestiert, an keine Regel des Handelns mehr gebunden zu sein, vielmehr in allem und jedem, was man auch tue, des Heils gewiß zu bleiben.
    [Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Max Weber: Gesammelte Werke, S. 2439 (vgl. Weber-WuG, S. 333)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band58.htm ]
      Kommentar-Heil: Unterschiedliche Wege zur Gewissheit je nach Typus.




    Max Weber: Äußere Handlungen zur Förderung der eigenen Gewißheit
    Seine äußeren, gerade die von vornherein zu noch so absoluter Erfolglosigkeit verurteilten, Handlungen haben letztlich den Zweck, ihm selbst vor seinem eigenen Forum die Gewißheit zu geben, daß diese Gesinnung echt ist, d.h. die Kraft hat, sich in Handlungen zu »bewähren«, und nicht ein bloßes Bramarbasieren [RS: aufschneiden, prahlen].
    [Max Weber: Der Sinn der »Wertfreiheit« der soziologischen und ökonomischen Wissenschaften. Max Weber: Gesammelte Werke, S. 5091 (vgl. Weber-WL, S. 514) http://www.digitale-bibliothek.de/band58.htm ]
      Kommentar-Gewißheit-erzeugen: Hier werden Handlungen angesprochen, sich selbst Gewißheit zu verschaffen vor einem Forum.



    Gewissheit bei DeGruyter
    https://www.degruyter.com/search?query=gewissheit
    4029 Fundstellen

    Wie lässt sich Vulnerabilität in Bezug auf genetisches Wissen verstehen?
    Aus dem Buch: Moralische Dimensionen der Verletzlichkeit des Menschen
    Michael Coors, Henriette Krug 2022
    …Deren Durchführung erfolgt unter der Zielvorgabe höherer Gewissheit und damit ggf. besserer Kalkulier- und Kontrollierbarkeit der bei der jeweiligen Erkrankung zu erwartenden Symptome und Gefährdungen,… …Besteht hingegen keine Behandlungsoption, bleibt als Nutzen der Untersuchung allein die Gewissheit für die weitere Lebensplanung.… …Auch die Möglichkeit einer Deutung, die Gewissheit aus dem Test als Weg zur Vorbereitung und einer der Realität angepassten Zukunftsgestaltung, d. h.…
    https://www.degruyter.com/search?query=gewissheit

      Kommentar-Vulnerabilität: Die Formulierung höhere Gewißheit zeigt eine quantitative Auffassung an. Im Zusammenhang mit Erkrankungen erscheint die Verwendung von Gewißheit sehr nachvollziehbar.

    Gewissheit in der Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    https://www.bbaw.de/suche?tx_solr%5Bq%5D=gewissheit
    Die Suche nach Gewissheit ergab 45 Treffer.

    Pandemie stellt alte Gewissheiten in Frage - Gewissheiten können sich ändern
    "Wie kann die Arbeitswelt von morgen angesichts grundsätzlicher Veränderungen durch Digitalisierung, Entgrenzung und Globalisierung zum Wohle aller gestaltet werden?
    Als zentrales Element gesellschaftlichen Lebens bildet Arbeit vielfältige Trends, Konfliktlinien und Herausforderungen ab und eröffnet Möglichkeiten für eine umfassende und kohärente Gestaltung unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche. Ausgehend von dem tiefen Einschnitt, den die Corona-Krise darstellt, durchleuchtet die Arbeitsgruppe des Ständigen Ausschusses der Nationalen Akademie der Wissenschaften bestehende Entwicklungen in der Organisation von Arbeit, im Geschlechter- und Generationenverhältnis sowie in Bezug auf Mobilitätsmuster und Wohnformen. In Unternehmen, auf Regierungsebene und in der Zivilgesellschaft hat die Pandemie alte Gewissheiten in Frage gestellt. Damit eröffnet sich ein historisch einzigartiger Spielraum für die Neugestaltung von Erwerbsarbeit, Sorgearbeit und anderen Formen von Arbeit. Die Arbeitsgruppe kann dabei auf den Diskussionen bisheriger Projekte und Kommissionen zur Zukunft der Arbeit aufbauen."
        Quelle: https://www.bbaw.de/forschung/zukunft-der-arbeit-nach-corona

      Kommentar: Gewissheit wird hier nicht erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, sondern anscheinend als bekannt vorausgesetzt. Gewissheiten können sich ändern. Was gestern noch gewiss war, muss es heute oder morgen nicht mehr sein.
    Projekt Normativität - Objektivität - Handlung
    II. Anti-Fundamentalismus
    Ein weiterer Ausgangsimpuls der Initiative ist ein Anti-Fundamentalismus bzw. die Kritik des Rationalismus. Diese Charakterisierung kann leicht missverstanden werden. Gemeint ist nicht etwa, dass auf Rationalität im Sinne einer Begründung von Überzeugungen und Handlungen kein Wert zu legen wäre, oder dass es gar einer irrationalistische Anthropologie bedürfe. Gemeint ist die Ablehnung einer spezifischen Form des philosophischen Rationalismus, wonach die Quellen der Gewissheit außerhalb der konkreten Begründungspraxis liegen. Deweys Befund etwa erscheint zutreffend: Das Streben nach absoluter Gewissheit hat die Philosophie schon in der griechischen Klassik, besonders aber seit dem 17. Jahrhundert in die Irre und zu hypertrophen philosophischen und wissenschaftlichen Modellen einer Neubegründung allen Wissens geführt. Die cartesischen Meditationes sind hier der entscheidende Referenzpunkt – elaboriertere Versionen finden sich bei Leibniz und Spinoza. Der Rationalismus im engeren Sinne lässt sich dadurch charakterisieren, dass unser gesamtes Wissen aus einem Prinzip (oder mehreren) der Vernunft, das jeden Zweifels enthoben und keiner empirischen Bewährung bedürftig ist – deduktiv – gewonnen werden kann. Das synthetische Apriori Kants kann man als Rückzug, aber nicht als eine Aufgabe des rationalistischen Projektes verstehen. Das rationalistische Projekt wird gewissermaßen eingeschränkt, der empirischen Erfahrung im Rahmen der Anschauungsformen von Raum und Zeit Raum gegeben und doch gibt es für den für menschliche Erkenntnis zentralen Bereich der synthetischen Urteile a priori keine Bewährungsinstanz außerhalb der (reinen) Vernunft. Die Erfolge der empirischen Naturwissenschaften, später auch der empirischen Sozialwissenschaften drängen den Rationalismus zurück, er bleibt aber prägend für einen Großteil der europäischen und auch der US-amerikanischen Philosophie bis in die Gegenwart
        Quelle: https://www.bbaw.de/forschung/normativitaet-objektivitaet-handlung/projektdarstellung
      Kommentar: Gewissheit wird hier nicht erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, sondern anscheinend als bekannt vorausgesetzt. Die Formulierung absolute Gewissheit spricht für eine quantitative Auffassung von Gewissheit.




    Gewissheit bei Goethe

    Goethewörterbuch: https://www.woerterbuchnetz.de/#1
    Gewißheit auch (bes in der Frühzeit) -ss-; bei 190 Belegen nur 2mal pl?
    a Sicherheit, Bestimmtheit, Zuverlässigkeit; mehrf ‘mit G.’; oft verbunden mit Attr wie ‘völlig, unbezwinglich, himmlisch’, ‘traurig, entsetzlich’ ua; auch in Doppelung mit ‘Festigkeit’ u ‘Sicherheit’ unsterbliches Verdienst um die deutsche Rhythmik, die er [Voß] aus so manchen schwankenden Versuchen einer für den Künstler so erwünschten G. und Festigkeit entgegen hebt 40,279,24 Üb:Voß,Ged [G/Voß dJ] ?[betr Bibliotheksordnung] Ich habe .. die Sache von allen Seiten überdacht, um das was ich unternehme nicht mit Hoffnung, sondern mit G. des Erfolgs anzufangen B16,31,6 Schiller 12.2.02 ?die Gefahren der Winde mit großer G. [certainty] vorauszusagen 46,163,18 Hackert TgbKnight ?[Egm:] was die letzte Nacht mich ungewiß auf meinem Lager wachend hielt, das schläfert nun mit unbezwinglicher G. meine Sinnen ein 8,303,9 Egm V?B45,165,6 Schreibers [16.]2.29 K?23,294,22 Lj VIII 10 uö (sichere) Gewähr, Garantie; einmal prägnant in personifizierender Anrede der Geliebten ?Eine thätige Skepsis: welche unablässig bemüht ist, sich selbst zu überwinden, um durch geregelte Erfahrung zu einer Art von bedingter G. [Zuverlässigkeit 422,258,6] zu gelangen 422,390 MuR(1203) Var ?[Egm zu Alba:] wo so sichre Hoffnung, wo G. ist, daß die Übel [des Rebellierens] nicht wiederkehren werden 8,264,15 Egm IV ?Ob Sie es aber selbst räthlich oder unter jetzigen Umständen thunlich finden [zu reisen] muß ich Ihnen überlassen, da keine G. gegeben werden kann. Doch wo ist G.? B51,203 Sartorius 3.9.06 ?In welchen seligen Zustand versetzt uns die Treue! sie gibt dem vorübergehenden Menschenleben eine himmlische G.; sie macht das Hauptcapital unsers Reichthums aus 22,18,15 Lj IV 2~52,177,17 ThS V 13 Gute Nacht Lotte. Leb wohl du liebe Gewissheit, du liebster Traum meines Lebens B5,301,6 ChStein 6.[4.82]?Pand 970?AA102,14 Werth II uö im jur Sinn weilen nun aber uns endes unterzeichneten gar viel daran gelegen, einmal auf eine G. und sicheres Verhältnis der Gelder unserer anvertrauten Pupillen zu gelangen DjG34,195,34 RAnw [12.1.74] (zuverlässige) Bestätigung; auch idWdg ‘die G. erfahren’; einmal im ellipt Ausruf [Faust am Ostermorgen:] Ihr Chöre singt ihr schon den tröstlichen Gesang, | Der einst, um Grabes Nacht, von Engelslippen klang, | G. einem neuen Bunde? Faust I 748 ?[Fernando zu Stella:] Ich hab’ dich in meinen Armen, ich sauge die G. deiner Liebe auf deinen Lippen 11,157,1 Stella III ?[Clärchen:] Er [Brackenb] hat mir Nachricht versprochen. Nachricht? Entsetzliche G.! — Egmont verurtheilt! 8,283,24 Egm V?B12,36,8 Schiller 8.2.97?B31,17,21 Dorow 30.11.18 uö für objektiv Feststehendes, Gesichertes, Wahres; bes in der (mathemat-exakten, einmal in der hist) Wiss ?Der junge Mann verlangt [in den Wissenschaften] G., verlangt didaktischen, dogmatischen Vortrag. Kommt man tiefer in die Sache, so sieht man, wie eigentlich das Subjektive [korr N13,303] auch in der Wissenschaft waltet N9,291,8 Verhältn zWiss ?[üb Roger Bacon] einer von den sichern Charakteren, der also auch Sicherheit sucht und giebt .. Er sieht .. ein, daß die Natur dem blos sinnlichen Menschen vieles verberge. Er wünscht tieferes Eindringen, er arbeitet auf G. und wird gewahr, daß er die Kräfte und Mittel hierzu in seinem eigenen Geiste suchen muß. Hier begegnet [ihm] .. die Mathematik als ein einfaches, eingebornes, aus ihm selbst hervorspringendes Werkzeug N52,249,6 Fl Plp ?[mBez auf die Mathematik] Um so mehr wundert mich, daß Sie diese erste aller Wissenschaften, in welcher alles G. und Wahrheit ist, verlassen haben Gespr(He2,116) Luden [19.8.06] ?[mBez auf Ilias u Odyssee] Meinungen über einen Gegenstand über den alle G. auf ewig verloren ist B13,135,7 Schiller 2.5.98 uö /Bd. 4, Sp. 205/ ironisierend idVbdg ‘Tempel der G.’ ?[Meph zum Schüler üb die Theologie:] Im Ganzen — haltet euch an Worte! | Dann geht ihr durch die sichre Pforte | Zum Tempel der G. ein Faust I 1992 in der G-schen Naturanschauung: das in den Erscheinungsformen sich aussprechende innere, waltende Prinzip (‘liebliche volle G.’) Dieser schöne Begriff von Macht und Schranken, von Willkür | Und Gesetz, von Freiheit und Maß .. | Freue dich, höchstes Geschöpf der Natur, du fühlest dich fähig | Ihr den höchsten Gedanken .. | Nachzudenken. Hier stehe nun still und wende die Blicke | Rückwärts, prüfe, vergleiche, und nimm vom Munde der Muse, | Daß du schauest, nicht schwärmst, die liebliche volle G. 3,91 MetamTiere 61 ?
    b sichere, unzweifelhafte Gegebenheit, Tatsache, bes im Gegensatz zur (bloßen) Vermutung [üb geplante Reisen des Herzogs] Dieses aber sind nicht sowohl G-en, als Vermuthungen, was ich nämlich vom Zukünftigen mittheile B51,356 Sartorius 24.7.14 [aus Rom] Manches was ich bey uns nur vermuthete und mit dem Mikroscop suchte, seh ich hier mit blosen Augen als eine zweifellose G. B8,251,5 Knebel 18.8.87?24,264,8 Wj II 3 Mann v50Jahren?Tasso 2213 uö ?
    c feste (subjektive) Überzeugung, unerschütterliches Überzeugtsein; auch verbunden mit Attr wie ‘froh, freudig, vollkommen’ ua ?ich will sterben! — Es ist nicht Verzweiflung, es ist G., daß ich ausgetragen habe AA132,24 Werth II ?In’s Sichere willst du dich betten! | Ich liebe mir inneren Streit: | Denn wenn wir die Zweifel nicht hätten, | Wo wäre denn frohe G.? 3,243 ZXen I 225?B42,225,17 Schmid 18.6.27 K?B23,370,5 Riemer 20.6.13 uö als Glaubensüberzeugung, auch ‘G. des Glaubens’ ?Wie gerne sah ich nunmehr Gott in der Natur, da ich ihn mit solcher G. im Herzen trug 22,350,5 Lj VI SchöneSeele ?Also, lieber Bruder, danke ich Gott für nichts mehr, als die G. meines Glaubens 37,157,15 BriefPastors?19,298,28u299,3 BrSchweiz II ‘G. sein(er) selbst’ iSv in sich ruhendem Selbstbewußtsein ?Festigkeit und kräftige G. sein selbst bis zum Trutz ohne Eitelkeit 37,345,3 PhysiognFragm?37,354,16 ebd in der Fügung ‘mit stiller, bescheidener G.’ iSv innere (aus Bescheidwissen resultierende) Überlegenheit 23,301,4 Lj VIII 10 ?
        GWb  Erfahrungsgewißheit Un- Syn zu a GWb  Bestätigung GWb  Bestimmtheit GWb  Garantie GWb  Gewähr(schaft) Sicherheit Zuverlässigkeit zu c Überzeugung

    Goethes Argwohn mit hohem Grad an Gewißheit
    Es ist ein Argwohn der bei mir einen hohen Grad von Gewißheit hat.
    [Goethe: 1767. Goethe: Briefe, Tagebücher, Gespräche, S. 169
    (vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 1, S. 102) http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]

    Diesmal war es still, beruhigt, mit Gewißheit auf die Zukunft.
    [Goethe: 1782. Goethe: Briefe [hier an Charlotte Stein], Tagebücher, Gespräche, S. 2595
    (vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 6, S. 60)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]

        Was die anher gesendeten Paquete betrifft, so vermuthe wohl, daß sie richtig angekommen sind, doch darüber mit Gewißheit zu sprechen müßt ich den Inhalt wissen, denn es ist zu lange her, als daß ich mich genau erinnern könnte; eben so hoffe ich, daß die beiden Zeichnungen von Overbeck, die ich auch längst, sorgfältig gepackt, abgesendet, glücklich angekommen seyen.
    [Goethe: 1822. Goethe: Briefe [An Johann Friedrich Heinrich Schlosser] Tagebücher, Gespräche, S. 17067
    (vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 35, S. 287)
    http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]
    ], Tagebücher, Gespräche, S. 17068 (vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 35, S. 288-289) http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]

    An Sara von Grotthuß
        Was ich für Sie seit mehreren Monaten gefürchtet, was ich bey vielfachen Erkundigungen theilweise vernommen, davon giebt mir nun Ihr lieber Brief leider eine vollständige Gewißheit. Wären Sie nicht, verehrte Freundin, mit dieser seltsamen Mischung von Stärke und Zartheit, von Übersicht und Gefühl begabt, so würden Sie so große Übel nicht ertragen können.
    [Goethe: 1813. Goethe: Briefe, Tagebücher, Gespräche, S. 11996 (vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 24, S. 55-56) http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]



    Gewißheit in der Religion
    Gewißheit und ihre Gegensätze Ungewißheit und Zweifel spielen in der Religion eine sehr große Rolle.

    Gesteigerte Gewissheit
    "Was wir von den Vorgängen und Handlungen wissen, ist wenig. Denn »das G., den Mysten und Exopten auferlegt, ist gut gewahrt«24). Aber was wir von diesen G.en wissen, läßt erkennen, daß in den kultischen Handlungen der Glaube an die Unsterblichkeit des Einzelnen und sein bevorzugtes Leben nach dem Tode gelehrt wurde25). Die Ansprüche und die Gewißheit der Kultusgemeinschaft steigerten sich so, daß den außerhalb Stehenden das bessere Los abgesprochen wurde."
    [Lexikon: Geheimnis. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 7559 (vgl. HWA Bd. 3, S. 451) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm ]

      Kommentar-Gewißheit-steigern: In der Formulierung steckt eine quantitative Auffassung von Gewissheit, dass sie nämlich gesteigert werden kann.
    Gewissheit nahender Endzeit dahin
    Da wird wohl noch das Gericht geschildert, die Gewißheit, daß die Endzeit nahe sei, ist aber dahin;
    [Lexikon: Apokalypse. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 1330
    (vgl. HWA Bd. 1, S. 543) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm ]
      Kommentar-Dahin: Gewissheiten können auch wieder verschwinden.


    Gewissheit selig geworden
    In ähnlicher Weise gibt in einer niedersächsischen Sage eine aus dem Grabe eines Bauern erwachsende Blume den Hinterbliebenen die Gewißheit, daß der Tote selig geworden ist76).
    [Nachträge: schreiben, Schrift, Geschriebenes. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 27896 (vgl. HWA Bd. 9N, S. 301) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm ]

      Kommentar-selig: Das ist ein schönes Beispiel für Religiösenwahn, auch dafür, wie sehr Wünsche in die Gewissheit eingehen können [Gewissheitsquelle 6.6]
    Gewissheit mehr als Wahrscheinlichkeit
    Die Gewißheit oder wenigstens Wahrscheinlichkeit eines Erfolges steht für L. fest.
    [Lexikon: Lehmann, Christian. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, S. 14700 (vgl. HWA Bd. 5, S. 1018) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm ]
      Kommentar-Wahrscheinlichkeit: Gewissheit ist zwar mehr als Wahrscheinlichkeit, aber sie scheinen der Formulierung (wenigstens) nicht weit voneinander entfernt.


    Sichere Gewissheit
     »Denn wir haben erstens sichere Gewißheit, daß die Welt nicht ewig dauert, und zweitens haben wir nicht die Verantwortung für das Ende der Welt«; natürlich mit Billigung von Papst Pius XII., der selbst den ABC-Krieg gegen »gewissenlose Verbrecher« erlaubte.
    [Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums: Erster Band: Die Frühzeit. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, S. 116 (vgl. Deschner Bd. 1, S. 69) http://www.digitale-bibliothek.de/band132.htm ]

      Kommentar-sichere Gewissheit: Eine Formulierung, die Grade der Gewissheit einschließt, so dass es nach Deschner auch sichere Gewissheit gibt.


    Wunder bleiben zweifelhaft
     »Jedes einzelne Wunder«, schreibt Harnack, »bleibt geschichtlich völlig zweifelhaft und die Summation des zweifelhaften führt niemals zur Gewißheit«.
    [Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums: Dritter Band: Die alte Kirche. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, S. 2358 (vgl. Deschner Bd. 3, S. 237) http://www.digitale-bibliothek.de/band132.htm ]

      Kommentar-Wunder: Ungewöhnlich, dass eine solche Selbstverständlichkeit  - Summation des Zweifelhaften führe nicht zur Gewissheit - durch besondere Bemerkung hervorgehoben wird.


    Mit Gewissheit liebste Kirchentochter
    Wie passend, daß ausgerechnet Gregor VII., doch abermals ein Heiliger, dem hl. Anno nur wenige Monate später versicherte, unter allen Kirchen des deutschen Reiches sei ihm, dem Papst, die Kölner Kirche mit Gewißheit »die liebste Tochter« (dulcissima filia).
    [Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums: Sechster Band: 11. und 12. Jahrhundert. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums, S. 5484 (vgl. Deschner Bd. 6, S. 220-221) http://www.digitale-bibliothek.de/band132.htm ]

      Kommentar-:
    Lexikon des Islam: intuitive Gotteserkenntnis bringe eine Gewißheit mit sich
    Die am heftigsten umstrittenen Lehren der Mystiker bezogen sich auf die Gotteserkenntnis und die Gottesliebe. Die Mystiker bekräftigten, daß das Wissen der Gelehrten ein steriles sei, das nicht in die Praxis einer heilsamen Frömmigkeit umgesetzt werde und das auf jeden Fall niedriger stehe als die intuitive Erkenntnis des Mystikers. Diese Erkenntnis komme ja dem Mystiker direkt von Gott, sie mache den Inhalt des Glaubens in seinem Herzen lebendig, sie erfülle ihn mit Freude und befreie ihn von den Fesseln der Welt und auch von der Last des äußeren Gesetzes. Die intuitive Gotteserkenntnis bringe eine Gewißheit mit sich, die dem Mystiker als Maßstab diene, um über Wahrheit und Irrtum zu urteilen. Gegenüber dem dunklen, mühsam gewonnenen Wissen des Glaubens erscheine die intuitive Erkenntnis viel heller und wertvoller.
    [Lexikon des Islam: Mystik. Lexikon des Islam, S. 1091 (vgl. LdIslam Bd. 2, S. 576-577) (c) Verlag Herder
    http://www.digitale-bibliothek.de/band47.htm ]
      Kommentar-intuitive-Gotteserkenntnis:
    Muhammad, der Erwählte Gottes aus innerer Gewißheit
    Aus seinem Berufungserlebnis und aus der inneren Gewißheit, daß Gott ihn mit seiner Rechtleitung begleitet, entstand in Muhammad ein ausgeprägtes Erwählungsbewußtsein, das sich an vielen Stellen im Koran ausdrückt.
    [Lexikon des Islam: Muhammad. Lexikon des Islam, S. 1054 (vgl. LdIslam Bd. 2, S. 556) (c) Verlag Herder http://www.digitale-bibliothek.de/band47.htm ]
      Kommentar-Muhammad:
    Ghazzali: Weg aus dem Zweifel zur Gewißheit des Glaubens:
    Al-Ghazzali (1059-1111) gilt als einer der bedeutendsten Denker und Theologen des Islams, als großer Reformator unter den Gelehrten. Er wurde im Iran geboren. Er studierte Rechtswissenschaft und Theologie; er gehörte zur Schule der Ash'ariten. An der Hochschule in der Hauptstadt des islamischen Reiches, Baghdad, erhielt er einen Lehrauftrag, den er mit sehr großem Erfolg wahrnahm (um 1092). Die religionspolitischen Wirren dieser Zeit (mörderische Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten, Streitigkeiten zwischen dem Khalifen und den Seldjuken) verursachten bei ihm eine Krise: Er verfiel dem Skeptizismus. Er schildert selbst seinen Weg aus dem Zweifel zur Gewißheit des Glaubens: Zweifel an den Grundlagen der Erkenntnis (Autorität der Tradition, Sinneswahrnehmungen), aber Gewißheit der ersten Vernunftprinzipien, durch die göttliche Wahrheit garantiert; Kritik an den Methoden der Apologeten, welche sich an den konkreten Bedürfnissen ihrer Widersacher orientieren, an den Thesen der aristotelischen Philosophie, welche in manchen Punkten den Angaben der Offenbarung widersprechen, und an der schiitischen Esoterik; Bejahung der Mystik als Methode zur inneren Vollkommenheit des Menschen, welche eine erlebte Gewißheit vermittelt.
    [Lexikon des Islam: Ghazzali. Lexikon des Islam, S. 563 (vgl. LdIslam Bd. 2, S. 299-300) (c) Verlag Herder
    http://www.digitale-bibliothek.de/band47.htm ]
      Kommentar-WegAusZweifel: Zwei Wege zur Gewissheit des Glaubens werden genannt: Gewissheit der ersten Vernunftprinzipien und Mystik als Methode zur inneren Vollkommenheit = erlebte Gewissheit zu gelangen.



    Gewissheit in den Medien

    DER STANDPUNKT Zu lange wurde weggesehen Oper: Debatte mit Zeitdruck
    Immerhin eine Gewissheit besteht nun: Es muss nicht länger um den heißen Brei herum geredet werden, die Ausweichspielstätte für die Oper ist kein Interimsbau. Vielmehr wäre es unverantwortlich den Steuerzahlern gegenüber, ein mindestens 40 Millionen Euro teures: Gebäude nach zehn Jahren wieder abzureißen."
    EIN KOMMENTAR VON MICHAEL HUSAREK, Erlanger Nachrichten 14.02.2022, S. 21

      Kommentar-:




    Gewissheit und gewiss in sonstigen und verschiedenen Quellen, z.B. Internet

    Herausforderungen für die Lernwelt Hochschule 2030
    Aus dem Buch: Lernwelt Hochschule 2030
    Richard Stang, Alexandra Becker 2022
    …Und dafür muss eine Gewissheit geschaffen werden, durch das Scheitern weder das Gesicht zu verlieren noch mit Sanktionen (zum Beispiel die Einberechnung der reinen Ergebnisse in die Leistungs- und Bleibeverhandlung…

      Kommentar-:


    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:  Wissenschaftlicher und  weltanschaulicher  Standort.
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    assertorische-Evidenz
    assertorisch:=etwas behaupten. Evidenz:=Offenkundigkeit, Offensichtlichkeit, Augenscheinlichkeit (im Angloamerikanischen eine ganz andere Bedeutung, nämlich: belegt, begründet, beweisorientiert).
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    Epimeleia  Aufmerksamkeit und Sorge für ein gutes Leben.
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    performative-utterances (Austin)
    Sprechhandlungen, die nicht nur sachlich etwas mitteilen, sondern auf eine Wirkung und Veränderung abzielen. [W.engl]
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    Querverweise
    Standort: Gebrauchsbeispiele Gewissheit und gewiss.
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    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen. *Textanalysen und Sprachkritik * Definition Begriff. * Das A und O: Referenzieren *Begriffsverschiebebahnhöfe*Wissenschaftsglossar*Operationalisieren*Definition und definieren *Beweis und beweisen in Wissenschaft und Leben *Beweis und beweisen im Alltag. *Beweis und beweisen in den Psychowissenschaften*BA Gesunder Menschenverstand*
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
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