Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=28.08.2022
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
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Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
Stubenlohstr.
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Anfang Gebrauchsbeispiele
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für Allgemeine und integrative Psychotherapie, Abteilung Forschung,
Bereich Begriffsanalysen Gewissheit und Gewissheitserleben, und hier speziell
zum Thema:
Gebrauchsbeispiele Gewissheit und gewiss
Recherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Übersicht Gebrauchsquellen
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Siehe bitte auch Pilotfragebogenstudie Frage
2.
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Gewissheit in der digitalen Bibliothek.
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Gewissheit bei DeGruyter.
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Gewissheit in der Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
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Gewissheit bei Goethe.
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Gewißheit in der Religion.
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Gewissheit in den Medien.
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Gewissheit und gewiss in sonstigen und verschiedenen Quellen.
Gewissheit in der digitalen
Bibliothek
Überblick der Beispiele (alphabetisch geordnet)
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Absolute Gewißheit im Vaterrecht
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Dellbrück: Einfache sachliche Prüfung zur vollen Gewißheit
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Dellbrück: Verdacht wird zur Gewißheit durch Widerspruch
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Engels Gewißheit daß die Materie in allen ihren Wandlungen
ewig dieselbe bleibt,
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Engels Mathematische Gewißheit
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Friedländer: Gewißheit über die Wahrheit einer Notiz verschaffen
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Friedländer: Leichenfund als Gewißheit über einen Mord
-
Friedländer: Gerüchte wurden zur Gewißheit
-
Friedländer: Gewißheit verschaffen, dass Behauptungen
wahr seien
-
Friedländer: Gewißheit über eine vorliegende Querulanz
-
Friedländer: Gewißheit über Hochzeitsdatum
-
Friedländer: Gericht möge sich Gewißheit durch Befragen
eines Zeugen verschaffen
-
Friedländer: Ein Umstand führte zur Gewißheit über
Brandstifter
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Ghazzali: Weg aus dem Zweifel zur Gewißheit des Glaubens > Gewißheit
in der Religion
-
Gewißheit durch Erleben (hier Potenz)
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Gewißheit Goldenes Zeitalter verloren gegangen
-
Gewißheit Barlachs über die eigenen künstlerischen Möglichkeiten
-
Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit in der Geschichtswissenschaft
-
Lexikon des Islam: intuitive Gotteserkenntnis bringe eine Gewißheit
mit sich > Gewißheit in der Religion
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Marx unterscheidet Wahrheit und Gewißheit
-
Marx: Hegel definiert den Monarchen als »die Persönlichkeit
des Staats, seine Gewißheit seiner selbst
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Marx: Deutschen geht die sinnliche Gewißheit ab
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Marx: endlich erlangte Gewißheit
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Marx/Engels eine Vermutung in Gewißheit verwandeln
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Marx Gewißheit wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs
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Marx größere oder geringere Gewißheit
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Muhammad, der Erwählte Gottes aus innerer Gewißheit > Gewißheit
in der Religion
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Weber, Marianne: Gewißheit durch Erkundung vor Ort
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Weber, Max: Gewißheit abhängig vom Typus (hier Asketen)
-
Weber, Max: Äußere Handlungen zur Förderung der eigenen
Gewißheit
Absolute Gewißheit im Vaterrecht
Durch Kauf konnte der Mann eine zweite oder dritte Frau erwerben (Polygamie,
s. d.), außerdem, als der Sklavenstand aufkam, zur Befriedigung seiner
Lust eine unbestimmte Zahl von Kebsen (Beischläferinnen, s. d.) halten,
während der Ehebruch (s. d.) der Frau bis in späte Zeiten
mit dem Tode geahndet wurde. Durch das Vaterrecht, das die absolute
Gewißheit der Vaterschaft zur Voraussetzung hat, wurde
die Monogamie des Weibes, bezw. ihre unzweifelhafte eheliche Treue zur
Notwendigkeit.
[Kulturgeschichte: Vaterrecht. Bilderlexikon der Erotik, S. 4446 (vgl.
BdE Bd. 1, S. 870)
http://www.digitale-bibliothek.de/band19.htm ]
Kommentar-Vaterrecht: absolute
Gewißheit wird als verständlich und nicht weiter erklärungs-
oder begründungspflichtig angesehen, sonst hätte man einen Querverweis,
eine Anmerkung, Fußnote oder einen Literaturhinweis erwarten dürfen.
Der Gebrauch von absolute stellt eine Verstärkung dar und damit werden
Grade von Gewißheit postuliert.
Dellbrück: Einfache sachliche
Prüfung zur vollen Gewißheit
Durch die »8 Stadien« muß notwendig zunächst
der Platz der Schlacht und damit auch der taktische Verlauf und die Ursache
von Sieg und Niederlage bestimmt werden. Wir dürfen uns daher glücklich
schätzen, hier einen Punkt zu haben, über den eine einfache sachliche
Prüfung uns unabhängig von allen zweifelhaften Zeugnissen und
unzuverlässigen Erzählern volle Gewißheit
zu geben vermag. Die sachliche Prüfung aber ergibt, daß weder
eine griechische Phalanx noch eine andere geordnete Schlachtlinie jemals
11/2 Kilometer gelaufen ist, noch hat laufen können.36 Herodots Angabe
beruht auf irgend einem Mißverständnis, und dieses Mißverständnis
bleibt uns nicht einmal ein Rätsel, sondern wird sehr bald erklärt
sein.
[Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: 1. Buch. Die Perserkriege.
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, S. 203
(vgl. Delbrück GdK 1. Teil, S. 56-57) http://www.digitale-bibliothek.de/band72.htm
]
Kommentar-Volle Gewißheit: Die Formulierung
volle
Gewißheit legt eine quantitative Auffassung von Gewißheit
nahe, die nicht weiter erklärungs- oder begründungspflichtig
angesehen wird, sonst hätte man einen Querverweis, eine Anmerkung,
Fußnote oder einen Literaturhinweis erwarten dürfen.
Dellbrück: Verdacht wird
zur Gewißheit durch Widerspruch
Dieser Verdacht wird zur Gewißheit
werden, wenn wir uns nun überzeugen, daß beide mit ihren Ergebnissen
nicht bloß einer dem Andern, sondern sich selbst widersprechen, und
das selber gar nicht gemerkt haben.
[Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: 7. Buch. Cäsar.
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, S. 1178
(vgl. Delbrück GdK 1. Teil, S. 600) http://www.digitale-bibliothek.de/band72.htm
]
Kommentar-Verdacht: Gewißheit wird als selbstverständlicher
und nicht näher zu erklärender Begriff verwendet. Aus einem Verdacht
kann Gewißheit werden.
Engels Gewißheit
daß die Materie in allen ihren Wandlungen ewig dieselbe bleibt,
Es ist ein ewiger Kreislauf, in dem die Materie sich bewegt, ein Kreislauf,
der seine Bahn wohl erst in Zeiträumen vollendet, für die unser
Erdenjahr kein ausreichender Maßstab mehr ist, ein Kreislauf, in
dem die Zeit der höchsten Entwicklung, die Zeit des organischen Lebens
und noch mehr die des Lebens selbst- und naturbewußter Wesen ebenso
knapp bemessen ist wie der Raum, in dem Leben und Selbstbewußtsein
zur Geltung kommen; ein Kreislauf, in dem jede endliche Daseinsweise der
Materie, sei sie Sonne oder Dunstnebel, einzelnes Tier oder Tiergattung,
chemische Verbindung oder Trennung, gleicherweise vergänglich, und
worin nichts ewig ist als die ewig sich verändernde, ewig sich bewegende
Materie und die Gesetze, nach denen sie sich bewegt und verändert.
Aber wie oft und wie unbarmherzig auch in Zeit und Raum dieser Kreislauf
sich vollzieht; wieviel Millionen Sonnen und Erden auch entstehn und vergehn
mögen; wie lange es auch dauern mag, bis in einem Sonnensystem nur
auf Einem Planeten die Bedingungen des organischen Lebens sich herstellen;
wie zahllose organische Wesen auch vorhergehn und vorher untergehn müssen,
ehe aus ihrer Mitte sich Tiere mit denkfähigem Gehirn entwickeln und
für eine kurze Spanne Zeit lebensfähige Bedingungen vorfinden,
um dann auch ohne Gnade ausgerottet zu werden – wir haben die Gewißheit,
daß die Materie in allen ihren Wandlungen ewig dieselbe bleibt, daß
keins ihrer Attribute je verlorengehn kann, und daß sie daher auch
mit derselben eisernen Notwendigkeit, womit sie auf der Erde ihre höchste
Blüte, den denkenden Geist, wieder ausrotten wird, ihn anderswo und
in andrer Zeit wieder erzeugen muß.
[Engels: Dialektik der Natur. Marx/Engels: Ausgewählte Werke,
S. 8359
(vgl. MEW Bd. 20, S. 327) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar-dialektische Gewißheit: Engels verwendet
Gewißheit als selbstverständlichen und nicht näher zu erklärenden
oder zu begründenden Grundbegriff. Inhaltlich bleibt Engels sehr dürftig
bei der dialektischen und widerspruchsvollen Behauptung stehen: alles wandelt
sich und bleibt doch gleich.
Engels Mathematische
Gewißheit
Und so soll die Anwendung der mathematischen Methode auf Geschichte,
Moral und Recht uns auch hier mathematische Gewißheit
verschaffen für die Wahrheit der erlangten Resultate, sie kennzeichnen
als echte, unwandelbare Wahrheiten.
[Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft.
Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 7804
(vgl. MEW Bd. 20, S. 89) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar: Engels versteht hier unter mathematischer
Gewißheit "echte, unwandelbare Wahrheiten". Wie man zu ihnen gelangt
sagt er zwar nicht, aber es liegt auf der Hand, dass es die mathematischen
Beweise sind.
Kommentar-Engels-Mathe-Gewißheit: Mathematische Gewißheit
wird nicht auseinandergesetzt und unterschieden von sonstiger Gewißheit.
Wendet man Mathematik auf die Wirklichkeit an, verliert sie ihre Gewißheit.
Friedländer:
Gewißheit über die Wahrheit einer Notiz verschaffen
Ich war sofort bemüht, mir Gewißheit
darüber zu verschaffen, ob jene Notiz auf Wahrheit beruhe und habe
erfahren, daß dies keineswegs der Fall ist.
[Hugo Friedländer: Das Dynamit-Attentat gegen den Polizeioberst
Krause. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 663
(vgl. Friedl. Bd. 2, S. 174) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Kommentar-Notiz: Gewißheit wird als selbstverständlicher
Grundbegriff verwendet. Interessant ist aber die Verbindung mit Wahrheit,
wodurch nahegelegt wird, dass Gewißheit und Wahrheit als gleichbedeutend
angesehen werden.
Friedländer: Leichenfund
als Gewißheit über einen Mord
Seit in dem Mönchsee Leichenteile gefunden wurden, die zur Gewißheit
führten,
daß ein blühender, junger Mann durch eine entsetzliche Tat ums
Leben gekommen ist, ist die hiesige Stadt in zwei Teile zerrissen; ist
unsägliches Unglück über die Stadt gekommen.
[Hugo Friedländer: Die Ermordung des Gymnasiasten Ernst Winter
in Konitz. Interessante Kriminal-Prozesse, S. 1065
(vgl. Friedl. Bd. 3, S. 122) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Kommentar-Leichenfund: Gewißheit wird als selbstverständlicher
Grundbegriff verwendet.
Friedländer: Gerüchte
wurden zur Gewißheit
Da die Gerüchte aber schließlich zur Gewißheit
wurden, so wurde in dem Klub der Honoratioren zu Springe, dem auch Herr
v. Bennigsen als Mitglied angehörte, beschlossen letzterem die Sache
zu unterbreiten.
[Hugo Friedländer: Der Zweikampf zwischen Landrat v. Bennigsen
und Domänenpächter Falkenhagen. Interessante Kriminal-Prozesse,
S. 1987 (vgl. Friedl. Bd. 5, S. 206) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Kommentar-Gerüchte: Gewißheit wird als
selbstverständlicher Grundbegriff verwendet. Gewißheit kann
sich entwickeln
Friedländer:
Gewißheit verschaffen, dass Behauptungen wahr seien
Ein Mann mit dem wissenschaftlichen Ruf eines Professors Muther hatte
jedenfalls die Verpflichtung, sich die Gewißheit
zu verschaffen, daß seine Behauptungen wahr seien, ehe er einen solchen
Artikel schrieb.
[Hugo Friedländer: Ein Kunstprozeß vor dem Breslauer Schöffengericht.
Interessante Kriminal-Prozesse, S. 2128
(vgl. Friedl. Bd. 6, S. 78) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Kommentar-Behauptungen: Gewißheit wird als selbstverständlicher
Grundbegriff im Sinne von Wahrheit verwendet, hier in der Bedeutung, sich
erst von der Wahrheit eines Sachverhaltes zu überzeugen ,bevor er
an die Öffentlichkeit geht.
Friedländer:
Gewißheit über eine vorliegende Querulanz
Zeuge: Über die Beförderung von Briefen von Kranken hat die
Irrenhausverwaltung zu befinden. Dagegen müssen Anträge, wenn
nicht etwa eine Querulanz festgestellt ist, weitergegeben werden. Nur wenn
alle Instanzen aus den gestellten Anträgen die Gewißheit
erlangen, daß der Kranke Querulant sei, ist die Irrenhausverwaltung
berechtigt, die Anträge zurückzubehalten.
[Hugo Friedländer: Irrenhausvorgänge vor Gericht. Interessante
Kriminal-Prozesse, S. 3916 (vgl. Friedl. Bd. 10, S. 197-198)
http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm ]
Kommentar-Querulanz: Gewißheit aller Instanzen nötig, um
Antragrechte im Irrenhaus einzuschränken.
Friedländer:
Gewißheit über Hochzeitsdatum
Zeugin: Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich Gewißheit
haben, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung verfügen
konnte. Ich bereue, daß ich das getan habe.
[Hugo Friedländer: Grete Beier wegen Ermordung ihres Bräutigams.
Interessante Kriminal-Prozesse, S. 4330
(vgl. Friedl. Bd. 11, S. 234) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Ersetzungmethode: Ändern sich Sinn und Verständnis,
wenn gesagt würde:
(1) "Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich wissen, wann
die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung verfügen
konnte." (2) "Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte endlich sicher
wissen, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über die Wohnung
verfügen konnte." (3) "Es war zur Zeit der Rheinreise. Ich wollte
endlich genau wissen, wann die Hochzeit sein sollte, damit ich über
die Wohnung verfügen konnte."
Kommentar-Hochzeitsdatum: Gewißheit für Hochzeitsdatum gesucht.
Friedländer:
Gericht möge sich Gewißheit durch Befragen eines Zeugen verschaffen
Aber ich bitte das Gericht, sich hierüber Gewißheit
durch Befragen dieser Zeugen zu verschaffen.
[Hugo Friedländer: Der Beleidigungsprozeß des Stadtkommandanten
von Moltke gegen Maximilian Harden. Interessante Kriminal-Prozesse, S.
4003 (vgl. Friedl. Bd. 11, S. 38) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Kommentar-Zeugenbefragung: Gewißheit durch Zeugenbefragung.
Friedländer:
Ein Umstand führte zur Gewißheit über Brandstifter
Dieser letztere Umstand macht es bereits zur Gewißheit,
daß die Brandstiftung von Juden, die ausschließlich Zutritt
zu dem Tempel hatten, verübt worden ist.
[Hugo Friedländer: Der Brand der Neustettiner Synagoge vor den
Schwurgerichten zu Köslin und Konitz. Interessante Kriminal-Prozesse,
S. 3286 (vgl. Friedl. Bd. 9, S. 41) http://www.digitale-bibliothek.de/band51.htm
]
Kommentar-Brandstifter: Gewißheit durch Klärung der Gelegenheiten.
Gewißheit durch Erleben (hier Potenz)
Idiogamie besteht nach Mantegazza darin, daß einer nur mit einer
einzigen Frau oder doch nur mit einigen bestimmten Frauen zu verkehren
vermag und allen anderen gegenüber ganz oder fast impotent ist. Er
gibt ein Beispiel: Ein Mann, schon in reifen Jahren, verheiratet, der seiner
Frau bisher die Treue bewahrte, begegnet einem sehr leidenschaftlichen
Weibe, das sich in ihn verliebt und mit einem plötzlichen und unverhüllten
Verlangen nach ihm begehrt. Sie kündigt ihm an, daß sie ihn
in der nächsten Nacht besuchen wolle, wenn sie die Tür offen
finden werde. Die Tür bleibt unverschlossen, er hält die Ueberglückliche
in seinen Armen, sie sind die ganze Nacht beisammen, aber er kann seine,
kann ihre Wünsche nicht erfüllen. Die nächste Nacht im Ehebett
bringt ihm aber die Gewißheit, daß
er nicht impotent sei. Nach anderen wäre aber die I. durch die alte
Nomenklatur der psychischen Impotenz bestimmt, ohne dieses neuen Ausdruckes
daher zu bedürfen. –
[Sexualwissenschaft: Idiogamie. Bilderlexikon der Erotik, S. 9585 (vgl.
BdE Bd. 3, S. 417)
http://www.digitale-bibliothek.de/band19.htm ]
Kommentar-Potenz: Direkte positive Erfahrung als Quelle der Gewißheit.
Handlungserfolg Beischlaf als Gewissheitsbeweis.
Gewißheit Goldenes Zeitalter verloren
gegangen
Goldenes Zeitalter, ein ideengeschichtliches Symbol für eine vergangene
Epoche höheren Wissens und größerer Gottnähe vor der
historischen Epoche. Der Mythus vom verlorenen Paradies oder von der untergegangenen
Insel Atlantis beruht auf vergleichbarer Grundlage – auf der Gewißheit,
daß in früherer Zeit der Mensch unmittelbaren Zugang zu den
Quellen jenes Wissens besessen habe, die infolge einer Versündigung
der Menschheit (Hybris, Griff nach verbotenen Früchten) verschüttet
wurden.
[Lexikon der Symbole: Goldenes Zeitalter. Knaurs Lexikon der Symbole,
S. 415 (vgl. LdS, S. 166) (c) 1989, 1994, 1998 Verlag Droemer Knaur http://www.digitale-bibliothek.de/band16.htm
]
Kommentar-Goldenes-Zeitalter: Glaubensgewißheit.
Gewißheit Barlachs über die
eigenen künstlerischen Möglichkeiten
Voraussetzungen dafür waren: Gewißheit
über die eigenen künstlerischen Möglichkeiten durch eine
1906 unternommene Rußlandreise (Russisches Tagebuch. Bln. 1940) u.
durch einen Aufenthalt in Florenz (1909);
[Autoren- und Werklexikon: Bartels, Adolf. Killy Literaturlexikon,
S. 1071 (vgl. Killy Bd. 1, S. 318)
http://www.digitale-bibliothek.de/band9.htm ]
Kommentar-Barlach: Gewißheit suchen in einer sehr wichtigen persönlich-beruflichen
Frage. Siehe hierzu auch Frage 7, Pilotfragebogenstudie.
Marx Wahrheit und Gewißheit
III. Schwierigkeiten hinsichtlich der Identität demokritischer
und epikureischer Naturphilosophie
Außer den historischen Zeugnissen spricht
vieles für die Identität demokritischer und epikureischer Physik.
Die Prinzipien – Atome und Leere – sind unstreitig dieselben. Nur in einzelnen
Bestimmungen scheint willkürliche, daher unwesentliche Verschiedenheit
zu herrschen.
Allein so bleibt ein sonderbares, nicht zu lösendes
Rätsel. Zwei Philosophen lehren ganz dieselbe Wissenschaft, ganz auf
dieselbe Weise; aber – wie inkonsequent!- in allem stehen sie sich diametral
entgegen, was Wahrheit, Gewißheit, Anwendung
dieser Wissenschaft, was das Verhältnis von Gedanken und Wirklichkeit
überhaupt betrifft. Ich sage, sie stehen sich diametral entgegen,
und werde es jetzt zu beweisen suchen.
[Marx: Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie.
Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 67
(vgl. MEW Bd. 40, S. 270) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar-Marx-Wahrheit-Gewißheit: Marx scheint hier Wahrheit
und Gewißheit gleich zu setzen.
Marx: Hegel definiert den Monarchen als
»die
Persönlichkeit des Staats, seine Gewißheit seiner selbst
Hegel definiert hier den Monarchen als »die Persönlichkeit
des Staats, seine Gewißheit seiner selbst«.
[Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Marx/Engels: Ausgewählte
Werke, S. 208
(vgl. MEW Bd. 1, S. 227) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar-Monarch: Unverständlich.
Marx: Deutschen geht die sinnliche
Gewißheit ab
Es ist aber auch klar, wie es in Deutschland unmöglich ist, solche
Geschichte zu schreiben, da den Deutschen dazu nicht nur die Auffassungsfähigkeit
und das Material, sondern auch die »sinnliche Gewißheit«
abgeht und man jenseits des Rheins über diese Dinge keine Erfahrungen
machen kann, weil dort keine Geschichte mehr vorgeht.
[Marx/Engels: Die deutsche Ideologie. Marx/Engels: Ausgewählte
Werke, S. 1292 (vgl. MEW Bd. 3, S. 30)
http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
Kommentar-Deutschen: Schwer zu verstehen, was Marx da mit sinnlicher
Gewißheit genau meinen könnte.
Marx: endlich erlangte Gewißheit
3. die endlich erlangte Gewißheit,
daß die Züricher die Redaktion nicht nur zu kontrollieren, sondern
selbst zu zensieren hätten, und daß ihm (Hirsch) dabei nur die
Rolle des Strohmanns zufalle.
[Marx/Engels: Zirkularbrief an Bebel, Liebknecht, Bracke u.a.. Marx/Engels:
Ausgewählte Werke, S. 13222
(vgl. MEW Bd. 19, S. 155) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar-endlich: Gewißheit kann dauern und
schließlich dann (endlich) eintreten.
Marx größere oder geringere
Gewißheit
Bei den verschiedenen Anwendungen des Kapitals wechselt die gewöhnliche
Taxe des Gewinns nach der größern oder geringern
Gewißheit der Zurückkunft des Kapitals. »Die
Taxe des Gewinns hebt sich mit dem risque, wenn auch nicht in vollständige
Proportion.« ibid. [p.226, 227].
[Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844.
Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 607
(vgl. MEW Bd. 40, S. 487) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar-Gewißheitsgrade: Die Formulierung
größere oder geringere Gewißheit spricht für eine
quantitative Auffassung Marxens.
Marx/Engels eine Vermutung
in Gewißheit verwandeln
Herrn Grüns geniale Kühnheit verwandelt Reybauds Vermutung,
daß Bazard eher als Enfantin den Anstoß zu dieser Adresse gab,
in die Gewißheit, daß er sie ganz
redigierte. Der Übergang zu diesem Aktenstück ist übersetzt
aus Reybaud, p. 122:
[Marx/Engels: Die deutsche Ideologie. Marx/Engels: Ausgewählte
Werke, S. 2212
(vgl. MEW Bd. 3, S. 495) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm
]
Kommentar-Vermutung: Aus einer Vermutung kann Gewißheit
werden.
Marx-Engels:
Gewißheit
wieder
Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs
1847 genügte die Gewißheit,
daß nun wieder Banknoten gegen Sicherheit ersten Rangs zu haben seien,
um die aufgeschatzten 4-5 Millionen Noten wieder ans Tageslicht und in
die Zirkulation zu bringen;
[Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 6918 (vgl.
MEW Bd. 25, S. 571)
http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
Kommentar-Banknoten: Gewißheit als politische
Maßnahme zur Aktivierung wirtschaftlicher Tätigkeit durch Geldkreislauf.
Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit in der Geschichtswissenschaft
Das Ziel der Geschichtsschreibung des T. ist die möglichst objektive
Darstellung tatsächl. Begebenheiten der histor.-polit. Entwicklung
(Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit),
um Lehren aus der Geschichte ziehen zu können. Der Historiker soll
darstellen (»Methodenkapitel« I 22), »wie es wirklich
gewesen ist und also, bei der Natur des Menschen, in Zukunft immer wieder
so oder ähnlich zugehen wird«, woraus der künftige Staatsmann
polit. Einsichten gewinnen und lernen könne.
[Lexikon der Antike: Thukydides. Lexikon der Antike, S. 5759 (vgl.
LdA, S. 594). http://www.digitale-bibliothek.de/band18.htm ]
Kommentar-Geschichtswissenschaft: Auch die Geschichtswissenschaft strebt
nach Gewißheit statt Wahrscheinlichkeit, um Lehren ziehen zu können.
Daraus ergibt sich, dass Gewißheit natürlich mehr als Wahrscheinlichkeit
ist.
Marianne
Weber: Gewißheit durch Erkundung vor Ort
Um Gewißheit zu erlangen, fuhr ich
im Herbst nach Stuttgart.
[Marianne Weber: Heirat. Max Weber: Gesammelte Werke, S. 345 (vgl.
Weber-Lebensbild, S. 189) (c) Mohr Siebeck
http://www.digitale-bibliothek.de/band58.htm ]
Kommentar-Erkundung: Direkte Beobachtung und In-Augenscheinnahme als
Quelle der Gewißheit.
Max
Weber: Gewißheit abhängig vom Typus (hier Asketen)
Für den Asketen bewährt sich die Gewißheit
des Heils stets im rationalen, nach Sinn, Mittel und Zweck eindeutigen
Handeln, nach Prinzipien und Regeln. Für den Mystiker, der im realen
Besitz des zuständlich erfaßten Heilsgutes ist, kann die Konsequenz
dieses Zustandes gerade umgekehrt der Anomismus sein: das Gefühl,
welches sich ja nicht an dem Tun und dessen Art, sondern in einem gefühlten
Zustand und dessen Qualität manifestiert, an keine Regel des Handelns
mehr gebunden zu sein, vielmehr in allem und jedem, was man auch tue, des
Heils gewiß zu bleiben.
[Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Max Weber: Gesammelte Werke,
S. 2439 (vgl. Weber-WuG, S. 333)
http://www.digitale-bibliothek.de/band58.htm ]
Kommentar-Heil: Unterschiedliche Wege zur Gewissheit je nach Typus.
Max
Weber: Äußere Handlungen zur Förderung der eigenen Gewißheit
Seine äußeren, gerade die von vornherein zu noch so absoluter
Erfolglosigkeit verurteilten, Handlungen haben letztlich den Zweck, ihm
selbst vor seinem eigenen Forum die Gewißheit
zu geben, daß diese Gesinnung echt ist, d.h. die Kraft hat, sich
in Handlungen zu »bewähren«, und nicht ein bloßes
Bramarbasieren [RS: aufschneiden, prahlen].
[Max Weber: Der Sinn der »Wertfreiheit« der soziologischen
und ökonomischen Wissenschaften. Max Weber: Gesammelte Werke, S. 5091
(vgl. Weber-WL, S. 514) http://www.digitale-bibliothek.de/band58.htm ]
Kommentar-Gewißheit-erzeugen: Hier werden Handlungen angesprochen,
sich selbst Gewißheit zu verschaffen vor einem Forum.
Gewissheit bei DeGruyter
https://www.degruyter.com/search?query=gewissheit
4029 Fundstellen
Wie lässt sich Vulnerabilität
in Bezug auf genetisches Wissen verstehen?
Aus dem Buch: Moralische Dimensionen der Verletzlichkeit des Menschen
Michael Coors, Henriette Krug 2022
…Deren Durchführung erfolgt unter der Zielvorgabe höherer
Gewissheit und damit ggf. besserer Kalkulier- und Kontrollierbarkeit
der bei der jeweiligen Erkrankung zu erwartenden Symptome und Gefährdungen,…
…Besteht hingegen keine Behandlungsoption, bleibt als Nutzen der Untersuchung
allein die Gewissheit für die weitere
Lebensplanung.… …Auch die Möglichkeit einer Deutung, die Gewissheit
aus
dem Test als Weg zur Vorbereitung und einer der Realität angepassten
Zukunftsgestaltung, d. h.…
https://www.degruyter.com/search?query=gewissheit
Kommentar-Vulnerabilität: Die Formulierung höhere Gewißheit
zeigt eine quantitative Auffassung an. Im Zusammenhang mit Erkrankungen
erscheint die Verwendung von Gewißheit sehr nachvollziehbar.
Gewissheit in der Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften
https://www.bbaw.de/suche?tx_solr%5Bq%5D=gewissheit
Die Suche nach Gewissheit ergab 45 Treffer.
Pandemie stellt alte Gewissheiten in Frage - Gewissheiten können
sich ändern
"Wie kann die Arbeitswelt von morgen angesichts grundsätzlicher
Veränderungen durch Digitalisierung, Entgrenzung und Globalisierung
zum Wohle aller gestaltet werden?
Als zentrales Element gesellschaftlichen Lebens bildet Arbeit vielfältige
Trends, Konfliktlinien und Herausforderungen ab und eröffnet Möglichkeiten
für eine umfassende und kohärente Gestaltung unterschiedlicher
Gesellschaftsbereiche. Ausgehend von dem tiefen Einschnitt, den die Corona-Krise
darstellt, durchleuchtet die Arbeitsgruppe des Ständigen Ausschusses
der Nationalen Akademie der Wissenschaften bestehende Entwicklungen in
der Organisation von Arbeit, im Geschlechter- und Generationenverhältnis
sowie in Bezug auf Mobilitätsmuster und Wohnformen. In Unternehmen,
auf Regierungsebene und in der Zivilgesellschaft hat die Pandemie alte
Gewissheiten in Frage gestellt. Damit eröffnet sich
ein historisch einzigartiger Spielraum für die Neugestaltung von Erwerbsarbeit,
Sorgearbeit und anderen Formen von Arbeit. Die Arbeitsgruppe kann dabei
auf den Diskussionen bisheriger Projekte und Kommissionen zur Zukunft der
Arbeit aufbauen."
Quelle: https://www.bbaw.de/forschung/zukunft-der-arbeit-nach-corona
Kommentar: Gewissheit wird hier nicht erklärt, auch nicht durch
Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, sondern anscheinend
als bekannt vorausgesetzt. Gewissheiten können sich ändern. Was
gestern noch gewiss war, muss es heute oder morgen nicht mehr sein.
Projekt Normativität - Objektivität - Handlung
II. Anti-Fundamentalismus
Ein weiterer Ausgangsimpuls der Initiative ist ein Anti-Fundamentalismus
bzw. die Kritik des Rationalismus. Diese Charakterisierung kann leicht
missverstanden werden. Gemeint ist nicht etwa, dass auf Rationalität
im Sinne einer Begründung von Überzeugungen und Handlungen kein
Wert zu legen wäre, oder dass es gar einer irrationalistische Anthropologie
bedürfe. Gemeint ist die Ablehnung einer spezifischen Form des philosophischen
Rationalismus, wonach die Quellen der Gewissheit
außerhalb der konkreten Begründungspraxis liegen. Deweys Befund
etwa erscheint zutreffend: Das Streben nach absoluter
Gewissheit hat die Philosophie schon in der griechischen
Klassik, besonders aber seit dem 17. Jahrhundert in die Irre und zu hypertrophen
philosophischen und wissenschaftlichen Modellen einer Neubegründung
allen Wissens geführt. Die cartesischen Meditationes sind hier der
entscheidende Referenzpunkt – elaboriertere Versionen finden sich bei Leibniz
und Spinoza. Der Rationalismus im engeren Sinne lässt sich dadurch
charakterisieren, dass unser gesamtes Wissen aus einem Prinzip (oder mehreren)
der Vernunft, das jeden Zweifels enthoben und keiner empirischen Bewährung
bedürftig ist – deduktiv – gewonnen werden kann. Das synthetische
Apriori Kants kann man als Rückzug, aber nicht als eine Aufgabe des
rationalistischen Projektes verstehen. Das rationalistische Projekt wird
gewissermaßen eingeschränkt, der empirischen Erfahrung im Rahmen
der Anschauungsformen von Raum und Zeit Raum gegeben und doch gibt es für
den für menschliche Erkenntnis zentralen Bereich der synthetischen
Urteile a priori keine Bewährungsinstanz außerhalb der (reinen)
Vernunft. Die Erfolge der empirischen Naturwissenschaften, später
auch der empirischen Sozialwissenschaften drängen den Rationalismus
zurück, er bleibt aber prägend für einen Großteil
der europäischen und auch der US-amerikanischen Philosophie bis in
die Gegenwart
Quelle: https://www.bbaw.de/forschung/normativitaet-objektivitaet-handlung/projektdarstellung
Kommentar: Gewissheit wird hier nicht erklärt, auch nicht durch
Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, sondern anscheinend
als bekannt vorausgesetzt. Die Formulierung absolute Gewissheit spricht
für eine quantitative Auffassung von Gewissheit.
Gewissheit bei Goethe
Goethewörterbuch: https://www.woerterbuchnetz.de/#1
Gewißheit auch (bes in der Frühzeit) -ss-; bei 190
Belegen nur 2mal pl?
a Sicherheit, Bestimmtheit, Zuverlässigkeit; mehrf ‘mit G.’;
oft verbunden mit Attr wie ‘völlig, unbezwinglich, himmlisch’, ‘traurig,
entsetzlich’ ua; auch in Doppelung mit ‘Festigkeit’ u ‘Sicherheit’ unsterbliches
Verdienst um die deutsche Rhythmik, die er [Voß] aus so manchen schwankenden
Versuchen einer für den Künstler so erwünschten G.
und Festigkeit entgegen hebt 40,279,24 Üb:Voß,Ged [G/Voß
dJ] ?[betr Bibliotheksordnung] Ich habe .. die Sache von allen Seiten überdacht,
um das was ich unternehme nicht mit Hoffnung, sondern mit G.
des Erfolgs anzufangen B16,31,6 Schiller 12.2.02 ?die Gefahren der Winde
mit großer G. [certainty] vorauszusagen
46,163,18 Hackert TgbKnight ?[Egm:] was die letzte Nacht mich ungewiß
auf meinem Lager wachend hielt, das schläfert nun mit unbezwinglicher
G.
meine Sinnen ein 8,303,9 Egm V?B45,165,6 Schreibers [16.]2.29 K?23,294,22
Lj VIII 10 uö (sichere) Gewähr, Garantie; einmal prägnant
in personifizierender Anrede der Geliebten ?Eine thätige Skepsis:
welche unablässig bemüht ist, sich selbst zu überwinden,
um durch geregelte Erfahrung zu einer Art von bedingter G.
[Zuverlässigkeit 422,258,6] zu gelangen 422,390 MuR(1203) Var ?[Egm
zu Alba:] wo so sichre Hoffnung, wo G.
ist, daß die Übel [des Rebellierens] nicht wiederkehren werden
8,264,15 Egm IV ?Ob Sie es aber selbst räthlich oder unter jetzigen
Umständen thunlich finden [zu reisen] muß ich Ihnen überlassen,
da keine G. gegeben werden kann. Doch
wo ist G.? B51,203 Sartorius 3.9.06
?In welchen seligen Zustand versetzt uns die Treue! sie gibt dem vorübergehenden
Menschenleben eine himmlische G.; sie
macht das Hauptcapital unsers Reichthums aus 22,18,15 Lj IV 2~52,177,17
ThS V 13 Gute Nacht Lotte. Leb wohl du liebe Gewissheit, du liebster Traum
meines Lebens B5,301,6 ChStein 6.[4.82]?Pand 970?AA102,14 Werth II uö
im jur Sinn weilen nun aber uns endes unterzeichneten gar viel daran gelegen,
einmal auf eine G. und sicheres Verhältnis
der Gelder unserer anvertrauten Pupillen zu gelangen DjG34,195,34 RAnw
[12.1.74] (zuverlässige) Bestätigung; auch idWdg ‘die G.
erfahren’; einmal im ellipt Ausruf [Faust am Ostermorgen:] Ihr Chöre
singt ihr schon den tröstlichen Gesang, | Der einst, um Grabes Nacht,
von Engelslippen klang, | G. einem neuen
Bunde? Faust I 748 ?[Fernando zu Stella:] Ich hab’ dich in meinen Armen,
ich sauge die G. deiner Liebe auf deinen
Lippen 11,157,1 Stella III ?[Clärchen:] Er [Brackenb] hat mir Nachricht
versprochen. Nachricht? Entsetzliche G.!
— Egmont verurtheilt! 8,283,24 Egm V?B12,36,8 Schiller 8.2.97?B31,17,21
Dorow 30.11.18 uö für objektiv Feststehendes, Gesichertes, Wahres;
bes in der (mathemat-exakten, einmal in der hist) Wiss ?Der junge Mann
verlangt [in den Wissenschaften] G.,
verlangt didaktischen, dogmatischen Vortrag. Kommt man tiefer in die Sache,
so sieht man, wie eigentlich das Subjektive [korr N13,303] auch in der
Wissenschaft waltet N9,291,8 Verhältn zWiss ?[üb Roger Bacon]
einer von den sichern Charakteren, der also auch Sicherheit sucht und giebt
.. Er sieht .. ein, daß die Natur dem blos sinnlichen Menschen vieles
verberge. Er wünscht tieferes Eindringen, er arbeitet auf G.
und wird gewahr, daß er die Kräfte und Mittel hierzu in seinem
eigenen Geiste suchen muß. Hier begegnet [ihm] .. die Mathematik
als ein einfaches, eingebornes, aus ihm selbst hervorspringendes Werkzeug
N52,249,6 Fl Plp ?[mBez auf die Mathematik] Um so mehr wundert mich, daß
Sie diese erste aller Wissenschaften, in welcher alles G.
und Wahrheit ist, verlassen haben Gespr(He2,116) Luden [19.8.06] ?[mBez
auf Ilias u Odyssee] Meinungen über einen Gegenstand über den
alle G. auf ewig verloren ist B13,135,7 Schiller 2.5.98 uö /Bd. 4,
Sp. 205/ ironisierend idVbdg ‘Tempel der G.’
?[Meph zum Schüler üb die Theologie:] Im Ganzen — haltet euch
an Worte! | Dann geht ihr durch die sichre Pforte | Zum Tempel der G.
ein Faust I 1992 in der G-schen Naturanschauung: das in den Erscheinungsformen
sich aussprechende innere, waltende Prinzip (‘liebliche volle G.’)
Dieser schöne Begriff von Macht und Schranken, von Willkür |
Und Gesetz, von Freiheit und Maß .. | Freue dich, höchstes Geschöpf
der Natur, du fühlest dich fähig | Ihr den höchsten Gedanken
.. | Nachzudenken. Hier stehe nun still und wende die Blicke | Rückwärts,
prüfe, vergleiche, und nimm vom Munde der Muse, | Daß du schauest,
nicht schwärmst, die liebliche volle G.
3,91 MetamTiere 61 ?
b sichere, unzweifelhafte Gegebenheit, Tatsache, bes im Gegensatz zur
(bloßen) Vermutung [üb geplante Reisen des Herzogs] Dieses aber
sind nicht sowohl G-en, als Vermuthungen, was ich nämlich vom Zukünftigen
mittheile B51,356 Sartorius 24.7.14 [aus Rom] Manches was ich bey uns nur
vermuthete und mit dem Mikroscop suchte, seh ich hier mit blosen Augen
als eine zweifellose G. B8,251,5 Knebel
18.8.87?24,264,8 Wj II 3 Mann v50Jahren?Tasso 2213 uö ?
c feste (subjektive) Überzeugung, unerschütterliches Überzeugtsein;
auch verbunden mit Attr wie ‘froh, freudig, vollkommen’ ua ?ich will sterben!
— Es ist nicht Verzweiflung, es ist G.,
daß ich ausgetragen habe AA132,24 Werth II ?In’s Sichere willst du
dich betten! | Ich liebe mir inneren Streit: | Denn wenn wir die Zweifel
nicht hätten, | Wo wäre denn frohe G.?
3,243 ZXen I 225?B42,225,17 Schmid 18.6.27 K?B23,370,5 Riemer 20.6.13 uö
als Glaubensüberzeugung, auch ‘G.
des Glaubens’ ?Wie gerne sah ich nunmehr Gott in der Natur, da ich ihn
mit solcher G. im Herzen trug 22,350,5
Lj VI SchöneSeele ?Also, lieber Bruder, danke ich Gott für nichts
mehr, als die G. meines Glaubens 37,157,15
BriefPastors?19,298,28u299,3 BrSchweiz II ‘G.
sein(er) selbst’ iSv in sich ruhendem Selbstbewußtsein ?Festigkeit
und kräftige G. sein selbst bis
zum Trutz ohne Eitelkeit 37,345,3 PhysiognFragm?37,354,16 ebd in der Fügung
‘mit stiller, bescheidener G.’ iSv innere
(aus Bescheidwissen resultierende) Überlegenheit 23,301,4 Lj VIII
10 ?
GWb Erfahrungsgewißheit Un- Syn zu a
GWb Bestätigung GWb Bestimmtheit GWb Garantie GWb
Gewähr(schaft) Sicherheit Zuverlässigkeit zu c Überzeugung
Goethes Argwohn mit hohem Grad an Gewißheit
Es ist ein Argwohn der bei mir einen hohen Grad von
Gewißheit hat.
[Goethe: 1767. Goethe: Briefe, Tagebücher, Gespräche, S.
169
(vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 1, S. 102) http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm
]
Diesmal war es still, beruhigt, mit Gewißheit
auf die Zukunft.
[Goethe: 1782. Goethe: Briefe [hier an Charlotte Stein], Tagebücher,
Gespräche, S. 2595
(vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 6, S. 60)
http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]
Was die anher gesendeten Paquete betrifft, so vermuthe
wohl, daß sie richtig angekommen sind, doch darüber mit Gewißheit
zu sprechen müßt ich den Inhalt wissen, denn es ist zu lange
her, als daß ich mich genau erinnern könnte; eben so hoffe ich,
daß die beiden Zeichnungen von Overbeck, die ich auch längst,
sorgfältig gepackt, abgesendet, glücklich angekommen seyen.
[Goethe: 1822. Goethe: Briefe [An Johann Friedrich Heinrich Schlosser]
Tagebücher, Gespräche, S. 17067
(vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 35, S. 287)
http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]
], Tagebücher, Gespräche, S. 17068 (vgl. Goethe-WA-IV, Bd.
35, S. 288-289) http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm ]
An Sara von Grotthuß
Was ich für Sie seit mehreren Monaten gefürchtet,
was ich bey vielfachen Erkundigungen theilweise vernommen, davon giebt
mir nun Ihr lieber Brief leider eine vollständige
Gewißheit. Wären Sie nicht, verehrte Freundin,
mit dieser seltsamen Mischung von Stärke und Zartheit, von Übersicht
und Gefühl begabt, so würden Sie so große Übel nicht
ertragen können.
[Goethe: 1813. Goethe: Briefe, Tagebücher, Gespräche, S.
11996 (vgl. Goethe-WA-IV, Bd. 24, S. 55-56) http://www.digitale-bibliothek.de/band10.htm
]
Gewißheit in der Religion
Gewißheit und ihre Gegensätze Ungewißheit und Zweifel
spielen in der Religion eine sehr große Rolle.
Gesteigerte Gewissheit
"Was wir von den Vorgängen und Handlungen wissen, ist wenig. Denn
»das G., den Mysten und Exopten
auferlegt, ist gut gewahrt«24). Aber was wir von diesen G.en
wissen, läßt erkennen, daß in den kultischen Handlungen
der Glaube an die Unsterblichkeit des Einzelnen und sein bevorzugtes Leben
nach dem Tode gelehrt wurde25). Die Ansprüche und die Gewißheit
der Kultusgemeinschaft steigerten sich so, daß den außerhalb
Stehenden das bessere Los abgesprochen wurde."
[Lexikon: Geheimnis. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
S. 7559 (vgl. HWA Bd. 3, S. 451) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm
]
Kommentar-Gewißheit-steigern: In der Formulierung steckt eine
quantitative Auffassung von Gewissheit, dass sie nämlich gesteigert
werden kann.
Gewissheit nahender
Endzeit dahin
Da wird wohl noch das Gericht geschildert, die Gewißheit,
daß die Endzeit nahe sei, ist aber dahin;
[Lexikon: Apokalypse. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
S. 1330
(vgl. HWA Bd. 1, S. 543) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm
]
Kommentar-Dahin: Gewissheiten können auch wieder verschwinden.
Gewissheit selig geworden
In ähnlicher Weise gibt in einer niedersächsischen Sage eine
aus dem Grabe eines Bauern erwachsende Blume den Hinterbliebenen die Gewißheit,
daß der Tote selig geworden ist76).
[Nachträge: schreiben, Schrift, Geschriebenes. Handwörterbuch
des deutschen Aberglaubens, S. 27896 (vgl. HWA Bd. 9N, S. 301) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm
]
Kommentar-selig: Das ist ein schönes Beispiel für Religiösenwahn,
auch dafür, wie sehr Wünsche in die Gewissheit eingehen können
[Gewissheitsquelle 6.6]
Gewissheit mehr
als Wahrscheinlichkeit
Die Gewißheit oder wenigstens
Wahrscheinlichkeit eines Erfolges steht für L. fest.
[Lexikon: Lehmann, Christian. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens,
S. 14700 (vgl. HWA Bd. 5, S. 1018) http://www.digitale-bibliothek.de/band145.htm
]
Kommentar-Wahrscheinlichkeit: Gewissheit ist zwar mehr als Wahrscheinlichkeit,
aber sie scheinen der Formulierung (wenigstens) nicht weit voneinander
entfernt.
Sichere Gewissheit
»Denn wir haben erstens sichere Gewißheit,
daß die Welt nicht ewig dauert, und zweitens haben wir nicht die
Verantwortung für das Ende der Welt«; natürlich mit Billigung
von Papst Pius XII., der selbst den ABC-Krieg gegen »gewissenlose
Verbrecher« erlaubte.
[Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums: Erster Band:
Die Frühzeit. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums,
S. 116 (vgl. Deschner Bd. 1, S. 69) http://www.digitale-bibliothek.de/band132.htm
]
Kommentar-sichere Gewissheit: Eine Formulierung, die Grade der Gewissheit
einschließt, so dass es nach Deschner auch sichere Gewissheit gibt.
Wunder bleiben zweifelhaft
»Jedes einzelne Wunder«, schreibt Harnack, »bleibt
geschichtlich völlig zweifelhaft und die Summation des zweifelhaften
führt niemals zur Gewißheit«.
[Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums: Dritter Band:
Die alte Kirche. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums,
S. 2358 (vgl. Deschner Bd. 3, S. 237) http://www.digitale-bibliothek.de/band132.htm
]
Kommentar-Wunder: Ungewöhnlich, dass eine solche Selbstverständlichkeit
- Summation des Zweifelhaften führe nicht zur Gewissheit - durch besondere
Bemerkung hervorgehoben wird.
Mit Gewissheit
liebste Kirchentochter
Wie passend, daß ausgerechnet Gregor VII., doch abermals ein
Heiliger, dem hl. Anno nur wenige Monate später versicherte, unter
allen Kirchen des deutschen Reiches sei ihm, dem Papst, die Kölner
Kirche mit Gewißheit »die
liebste Tochter« (dulcissima filia).
[Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums: Sechster
Band: 11. und 12. Jahrhundert. Karlheinz Deschner: Kriminalgeschichte des
Christentums, S. 5484 (vgl. Deschner Bd. 6, S. 220-221) http://www.digitale-bibliothek.de/band132.htm
]
Kommentar-:
Lexikon des Islam: intuitive
Gotteserkenntnis bringe eine Gewißheit mit sich
Die am heftigsten umstrittenen Lehren der Mystiker bezogen sich auf
die Gotteserkenntnis und die Gottesliebe. Die Mystiker bekräftigten,
daß das Wissen der Gelehrten ein steriles sei, das nicht in die Praxis
einer heilsamen Frömmigkeit umgesetzt werde und das auf jeden Fall
niedriger stehe als die intuitive Erkenntnis des Mystikers. Diese Erkenntnis
komme ja dem Mystiker direkt von Gott, sie mache den Inhalt des Glaubens
in seinem Herzen lebendig, sie erfülle ihn mit Freude und befreie
ihn von den Fesseln der Welt und auch von der Last des äußeren
Gesetzes. Die intuitive Gotteserkenntnis bringe eine Gewißheit
mit sich, die dem Mystiker als Maßstab diene, um über Wahrheit
und Irrtum zu urteilen. Gegenüber dem dunklen, mühsam gewonnenen
Wissen des Glaubens erscheine die intuitive Erkenntnis viel heller und
wertvoller.
[Lexikon des Islam: Mystik. Lexikon des Islam, S. 1091 (vgl. LdIslam
Bd. 2, S. 576-577) (c) Verlag Herder
http://www.digitale-bibliothek.de/band47.htm ]
Kommentar-intuitive-Gotteserkenntnis:
Muhammad, der Erwählte Gottes aus innerer
Gewißheit
Aus seinem Berufungserlebnis und aus der inneren
Gewißheit, daß Gott ihn mit seiner Rechtleitung
begleitet, entstand in Muhammad ein ausgeprägtes Erwählungsbewußtsein,
das sich an vielen Stellen im Koran ausdrückt.
[Lexikon des Islam: Muhammad. Lexikon des Islam, S. 1054 (vgl. LdIslam
Bd. 2, S. 556) (c) Verlag Herder http://www.digitale-bibliothek.de/band47.htm
]
Kommentar-Muhammad:
Ghazzali: Weg aus dem Zweifel zur Gewißheit
des Glaubens:
Al-Ghazzali (1059-1111) gilt als einer der bedeutendsten Denker und
Theologen des Islams, als großer Reformator unter den Gelehrten.
Er wurde im Iran geboren. Er studierte Rechtswissenschaft und Theologie;
er gehörte zur Schule der Ash'ariten. An der Hochschule in der Hauptstadt
des islamischen Reiches, Baghdad, erhielt er einen Lehrauftrag, den er
mit sehr großem Erfolg wahrnahm (um 1092). Die religionspolitischen
Wirren dieser Zeit (mörderische Auseinandersetzungen zwischen Schiiten
und Sunniten, Streitigkeiten zwischen dem Khalifen und den Seldjuken) verursachten
bei ihm eine Krise: Er verfiel dem Skeptizismus. Er schildert selbst seinen
Weg aus dem Zweifel zur Gewißheit
des Glaubens: Zweifel an den Grundlagen der Erkenntnis (Autorität
der Tradition, Sinneswahrnehmungen), aber Gewißheit
der ersten Vernunftprinzipien, durch die göttliche Wahrheit garantiert;
Kritik an den Methoden der Apologeten, welche sich an den konkreten Bedürfnissen
ihrer Widersacher orientieren, an den Thesen der aristotelischen Philosophie,
welche in manchen Punkten den Angaben der Offenbarung widersprechen, und
an der schiitischen Esoterik; Bejahung der Mystik als Methode zur inneren
Vollkommenheit des Menschen, welche eine erlebte Gewißheit
vermittelt.
[Lexikon des Islam: Ghazzali. Lexikon des Islam, S. 563 (vgl. LdIslam
Bd. 2, S. 299-300) (c) Verlag Herder
http://www.digitale-bibliothek.de/band47.htm ]
Kommentar-WegAusZweifel: Zwei Wege zur Gewissheit des Glaubens werden
genannt: Gewissheit der ersten Vernunftprinzipien und Mystik als Methode
zur inneren Vollkommenheit = erlebte Gewissheit zu gelangen.
Gewissheit in den Medien
DER STANDPUNKT Zu lange wurde weggesehen Oper: Debatte mit Zeitdruck
Immerhin eine Gewissheit besteht nun: Es
muss nicht länger um den heißen Brei herum geredet werden, die
Ausweichspielstätte für die Oper ist kein Interimsbau. Vielmehr
wäre es unverantwortlich den Steuerzahlern gegenüber, ein mindestens
40 Millionen Euro teures: Gebäude nach zehn Jahren wieder abzureißen."
EIN KOMMENTAR VON MICHAEL HUSAREK, Erlanger Nachrichten 14.02.2022,
S. 21
Kommentar-:
Gewissheit und gewiss in sonstigen
und verschiedenen Quellen, z.B. Internet
Herausforderungen für die Lernwelt Hochschule 2030
Aus dem Buch: Lernwelt Hochschule 2030
Richard Stang, Alexandra Becker 2022
…Und dafür muss eine Gewissheit
geschaffen werden, durch das Scheitern weder das Gesicht zu verlieren noch
mit Sanktionen (zum Beispiel die Einberechnung der reinen Ergebnisse in
die Leistungs- und Bleibeverhandlung…
Kommentar-:
Links (Auswahl:
beachte)
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: Wissenschaftlicher
und weltanschaulicher
Standort.
GIPT= General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
assertorische-Evidenz
assertorisch:=etwas behaupten. Evidenz:=Offenkundigkeit, Offensichtlichkeit,
Augenscheinlichkeit (im Angloamerikanischen eine ganz andere Bedeutung,
nämlich: belegt, begründet, beweisorientiert).
__
Epimeleia Aufmerksamkeit und Sorge
für ein gutes Leben.
__
performative-utterances (Austin)
Sprechhandlungen, die nicht nur sachlich etwas mitteilen, sondern auf
eine Wirkung und Veränderung abzielen. [W.engl]
__
Querverweise
Standort: Gebrauchsbeispiele Gewissheit und
gewiss.
*
Begriffsanalyse Gewissheit
* Fragebogen-Pilot-Studie Begriffsanalyse
Gewissheit *
Haupt- und Verteilerseite
Begriffsanalysen. *Textanalysen
und Sprachkritik * Definition
Begriff. * Das
A und O: Referenzieren *Begriffsverschiebebahnhöfe*Wissenschaftsglossar*Operationalisieren*Definition
und definieren *Beweis
und beweisen in Wissenschaft und Leben *Beweis
und beweisen im Alltag.
*Beweis
und beweisen in den Psychowissenschaften*BA
Gesunder Menschenverstand*
Überblick Arbeiten
zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik
und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
*