Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT
    (ISSN 1430-6972)
    DAS=07.08.2017 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 07.09.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel_ Stubenlohstr. 20 _D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_Analyse des Phantasiebegriffs _Datenschutz__Überblick_Rel. Aktuelles _Rel. Beständiges_Titelblatt_Konzept_Archiv_ Region__ Service-iec-verlag_ _Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_

      Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Abstrakte Grundbegriffe aus den Wissenschaften (Analogien, Modelle und Metaphern für die Psychologie und Psychotherapie sowie Grundkategorien zur Denk- und Entwicklungspsychologie), und hier speziell zum Thema:

      Analyse des Phantasiebegriffs
      mit einem Exkurs Phantasie in der Forensischen Psychologie
      Ein Ansatz und Entwurf zur Weiterentwicklung

      Originalarbeit (1. Version) von Rudolf Sponsel, Erlangen


    Inhaltsverzeichnis Analyse des Phantasiebegriffs

    1 Einführung, Methodischer Ansatz, Anlass dieser Arbeit, Ziel.

      1.1  Phantasieren im allgemeinen Sprachgebrauch.
      • Duden.
      • Bedeutungswörterbuch Duden 10.
      • Der Sprach-Brockhaus.
      1.2 Brainstorming Bedeutungsfeld phantasieren und Phantasie.
      1.3 "Gibt" es DIE Phantasie? Was soll das heißen und bedeuten?
      1.4 Psychologische Detailanalyse des Phantasierens - ein Ansatz und Entwurf.
      1.5 Phantasieren liegt gewöhnlich vor, wenn  ...


    2  Kriterien für phantasieren und Phantasieprozesse - Vorschläge.

    • Kurzerklärungen: Kandidaten Regeln zur Prädikation Phantasie.
    • Anwendungsdiskussion: Vertiefte Auseinandersetzung mit den Kriterien.
      • K01h-Geist.
      • K02h-Unwirklich.
      • K03h-Neu.
      • K04h-Wunsch.
      • K05h-Proj.
      • K06h-Frei.
      • K07m-Zukunft.
      • K08m-Ansch?.
      • KS-ZuInf.
      • KG-Meta.
    • Zusammenfassung: vorläufiger Stand und Status der Kriterien.


    3 Beispiele mit Signierung der Kriterien:

    • Mia und der Ritt auf dem Wolkenpferd.
    • Schlager.
      • Der Wind hat mir ein Lied erzählt.
      • Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehen.
      • Kann denn Liebe Sünde sein.
      • Für mich solls rote Rosen regnen.
    • Gedichte:
      • Der Erlkönig.
      • Und sagen sie das Leben sei ein Traum.
      • Abendgebet einer erkälteten Negerin.
    • Märchen.
      • Struwelpeter.
      • Die sieben Zwerge.
      • Froschkönig.
    • Prosa, Erzählungen, Romane ...
      • Hesses Phantasien über die Wolken (1907).
    • Sciene Fiction.
    • Vorstellung Bodensee.
    • Flug über das Frankenland.
    • Überlegungen zu potentiellen Vortragsstörungen.
    • Wie ist es, tot zu sein?
    • Eine Nonsensgeschichte.
    • Ein Krönich, sein Olk und der Unger.
    • Ausflug ins Naturgartenbad.
    • Phantasien um einen Lottogewinn.
    • C.G. Jungs erste aktive Imagination 1913.
    • Eine zweite närrische Geschichte.
    • Aus Dada und Surrealimus:
      • Dada-Manifest (1916).
      • Aus Dalis Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit (1939).
      • Galas erste Begegnung mit Breton.
      • Paul Eluard Galas erster Ehemann.
    • In Gedanken am Meer.
    • Lesebeispiel aus dem letzten Kapitel von James Joyce Ulysses: Mollys Newusstseinsstrom.
    • Aus Thomas Morus Utopia.
    • Eine spontane Imganiation nach Leuner (1985).


    4  Beispiel-Analysen einiger Phantasieeinträge in Büchern, Wörterbüchern und Lexika:

    • Arnold, Eysenck, Meili (1987) Phantasie im Lexikon der Psychologie.
    • Busemann (1951) Phantasie und Denken.
    • Bertelsmann (1995). Phantasie in Lexikon der Psychologie (1995).
    • Bilder als Kriterium bei Rubinstein (1968).
    • James, William (1909) Phantasie in (303-313) Psychologie.
    • Lucka (1908) Die Phantasie:
      • Das Inhaltverzeichnis Luckas.
      • Verlagerung als Phantasieausdruck.
      • Kombinationen durch Wiederholung nach Lucka.
      • Überlagerungen als Phantasieausdruck nach Lucka.
    • Ribot, Theodule  (dt. 1902; orig 1900) Inhaltsverzeichnis: Die Schöpferkraft der Phantasie.
      • Phantasie bei einer Begegnung nach Ribot.
    • Sanders Phantasietest (Fortsetzung einer angefangenen Zeichnung).
    • Spektrum Lexikon der Psychologie.
    • Stern, William (1950) 18. Kap.: Phantasie und 19. Kap.: Sonderfunktionen der Phantasie (Träumen, Spielen Schaffen) in Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage.
    • Wundt, Wilheln (1918) zur Phantasie in § 17  Apperzeptionsverbindungen.
    • Wundt, Wilheln (1918) zur Phantasie in § 20  Die psychische Entwicklung des Kindes.

    •  
    5  Differentialpsychologische Diskussion - Unterscheidungen und Überlegungen:
    • Allegorie und phantasieren.
    • Analogie und phantasieren.
    • Arbeiten und phantasieren.
    • Aufmerksamkeit und phantasieren.
    • Aussagen und phantasieren.
    • Bedeutung und phantasieren.
    • Begehren/ bedürfen und phantasieren.
    • Begriff und phantasieren.
    • Bewusstsein und phantasieren.
    • Denken und phantasieren.
    • Einfall und phantasieren.
    • Entscheiden und phantasieren.
    • Erinnern und phantasieren.
    • Erzählen und phantasieren.
    • Erleben und phantasieren.
    • Gestalten und phantasieren.
    • Glauben und phantasieren.
    • Handeln und phantasieren.
    • Idee und phantasieren.
    • Irren und Phantasierenen.
    • Konzentrieren und phantasieren.
    • Kreativität und phantasieren.
    • Lernen und phantasieren.
    • Lügen und Phantasieren.
    • Meinen und phantasieren.
    • Metapher und phantasieren.
    • Planen und Phantasieren.
    • Problemlösen und phantasieren.
    • Sexualität und phantasieren.
    • Spielen und Phantasieren.
    • Symbol und phantasieren.
    • Tagträumen und phantsieren.
    • Träumen und phantasieren.
    • Vermuten und phantasieren.
    • Vorstellen und phantasieren.
    • Wahrnehmen und phantasieren.
    • Werten und phantasieren.
    • Wünschen und phantasieren.
    • Wollen und phantasieren.


    Lebens- und Wissenschaftsbereiche und Phantasie:

    • Alltagsleben und Phantasie.
    • Arbeitswelt und Phantasie.
    • Beziehungen und Phantasie.
    • Erotik und Phantasie.
    • Film und Phantasie.
    • Kriminalität und Phantasie.
    • Kunst und Phantasie.
    • Liebe und Phantasie.
    • Literatur und Phantasie.
    • Mathematik und Phantasie.
    • Metapahysik und Phantasie.
    • Psychopathologie und Phantasie.
    • Psychotherapie und Phantasie.
    • Sexualität und Phantasie.
    • Technik und Phantasie.
    • Theater und Phantasie.
    • Wissenschaft und Phantasie.


    Exkurs Forensische Aussagepsychologie und Phantasie.

    • Kernfrage der Aussagepsychologie.
    • Der Phantasiebegriff bei Arntzen (1976) Begabung.
    • Potentielle Quellen für Phantasieantworten bei Aussagen.
    • Was lässt sich aus Phantasiegeschichten folgern (aussagepsychologisch diagnostizieren)?


    Anhang: Literatur * Links
    Glossar, Anmerkungen, Endnoten:

      Assoziationspsychologie * Werke zur kognitiven Psychologie *
    Quervweise, Zitierung und Rechte, Änderungen.
     


    1 Einführung
    Im Groben ( > Welten) und in der Alltagskommunikation ist ziemlich klar, was mit Phantasieren gemeint ist. Sobald man es aber genauer wissen will, ergeben sich mannigfaltige Schwierigkeiten. Denn er überschneidet sich z.B. mit denken, vorstellen, erinnern, erleben, planen, tagträumen und kreativem Problemlösen und sogar handeln (spielen).
        Phantasie spielt ist fast allen Lebens- und Wissenschaftsbereichen eine kaum zu überschätzende Rolle, z.B.: Alltag und Alltagserleben, Ästhetik, bildende und darstellende Kunst, Erfindungen, Erziehung und Pädagogik, Esoterik und Grenzwissenschaften, Film und Fernsehen, Ballett und Theater, Freizeit und Spiel, Gestaltung, Kosmologie, Lebensform- und Lebensweise, Literatur, Medizin und Heilung, Philosophie, Psychologie (Bewusstseins- und Erlebenspsychologie, Entwicklung, differentielle, Denken und Problemlösen, forensische), Psychotherapie (z.B. mentales Training, Imaginationstechniken, katathymes Bilderleben), Religion, Mythen und Sagen, Selbsterleben,  Technik, Werbung, Wissenschaft, Zukunftsfragen. Diese Arbeit stellt die genaue psychologische Analyse in den Mittelpunkt. Bevor wir die Bedeutung und Wirkungen der Phantasie genau und richtig erforschen können, muss geklärt sein, was Phantasie und phantasieren - im Unterschied zu xyz - sein soll oder nicht. Das ist ein konstruktiver Ansatz, der nicht davon ausgeht, Phantasie IST das und das oder nicht. Sondern es wird stattdessen überlegt, welche  Bewusstseinsströme  aus welchen Gründen Phantasie heißen sollen und welche nicht. Erst nachdem die Kriterien und im besten Falle die Definition vorliegen, kann und muss natürlich gezeigt werden, dass die Kriterien empirisch erfüllbar sind in der psychischen Wirklichkeit der Bewusstseinsströme - und Verhaltensweisen beim Spiel - , die Konstruktionen also tatsächlich existieren. Dabei wwird uns auch die Frage beschäftigen: Soll es auch abstrakte Phantasien geben? Denn oft wird als ein Kriterium für Phantasien die Anschaulichkeit genannt (z.B. Bertelsmann 1995). Es stellt daher die Frage, ob man dieses Kriterium der Anschaulichkeit so allgemein fordern sollte. Wenn man auf Anschaulichkeit verzichtet, wird die Abgrenzung zum Denken schwierig, obwohl es ja auch ein anschauliches Denken gibt. Jede Phantasie kann wahrscheinlich auch als Denken klassifiziert werden, aber nicht jedes Denken auch als Phantasie. Man erinnere sich: Phantasie IST nicht dies oder das, sondern was Phantasie bedeuten soll, muss in einem definitorischen (definitionsähnlichen) Akt festgelegt werden. Entwicklungsdefinitorisch ist das in aller Regel ein dialektischer Prozess. Man schafft ein Kriterium und sieht dann, wie es in der Praxis anwendbar ist. Das ist ein Hin- und Her von Anwendungen und Verbesserungen. Am Ende steht eine Prädikatorenregeln WENN K1 o K2 o K3 ... Ki ...o Kn  => Phantasie (Formel 01) oder, im besten Falle, eine DEFINITION: Phantasie genau dann, wenn K1 o K2 o K3 ... Ki ...o Kn (Formel 02),  wobei "o" die jeweilige Verknüpfung, in der Regel "und" oder "oder" ist. Insgesamt empfiehlt es sich an kritischen Stellen - Grundproblem erleben von und kommunizieren über Phantasien - aufzupassen. Denn die Unterscheidung Erleben von Phantasien in Bewusstseinsströmen und die Kommunikation - mit sich selbst oder anderen - darüber gehören zwei unterschiedlichen Ebenen an: das Erleben selbst der objektsprachlichen und das Kommunizieren darüber der metasprachlichen Ebene.
        Die Psychologie hat leider - auch unter dem angloamerikanischen Einfluss - ihr früheres begriffliches Niveau weitgehend eingebüßt, so dass man für fundierte Informationen oft auf die ältere Psychologie zurückgreifen muss (bis etwa zur Veröffentlichung des Handbuches der Psychologie in den 1960er Jahren). Obwohl schon einige ältere Monographien, wie z.B. Ribots (1902) Die Schöpferkraft der Phantasie oder Luckas (1908) Die Phantasie vorliegen, fehlen aber auch hier grundlegende differenzierte begriffliche Analysen. Einige Probleme werden jedoch klar von Wundt (1918)  gesehen und beschrieben, später von William Stern (1935) oder David Katz (1951). In einigen neueren Werke zur kognitiven Psychologie  habe ich weder ein Kapitel, noch einen Abschnitt, ja noch nicht einmal einen Eintrag "Phantasie" (Fantasie) im Sachregister gefunden, auch nicht in der Enzyklopädie der Psychologie, Kognition 8 Denken und Problemlösen (2006). Selbst manche Lexika zur Psychologie enthalten keinen Eintrag "Phantasie" (z.B. Clauss, G. 1995; Städtler 1998).
        Die Sachlage erinnert an eine alte Weisheit: vor der Problemlösung steht die Problemwahrnehmung. Sieht man gar nicht, wie schwierig die  terminologische  Problematik letztlich wirklich ist, wird man sie auch nicht lösen können. Viele Theoretiker, nicht nur die Philosophen, kranken daran, dass sie sofort mit DER Phantasie beginnen, als sei völlig klar, was damit gemeint ist. Im Groben ja, wie oben zugestanden, aber nicht im Detail, nicht in den wissenschaftlichen terminologischen Grundlagen.
    Methodischer Ansatz Wir fragen nicht was ist Phantasie IST und tun damit so, als sei das schon klar. Sondern wir fragen, was wollen wir aus welchen Gründen, Zielen oder Zwecken unter Phantasie verstehen und wie lassen sich die vorgeschlagenen Kriterien empirisch belegen? Die Erfolgsmessung dieses Ansatz besteht darin, Bewusstseinsströme, die Phantasie bergen sollen, von anderen Bewusstseinselementen zu unterscheiden und festzustellen, ob ein Bewusstsaeinsstrom nun Phantasie repräsentiert oder nicht bzw. mit welchen Teilen.
       Für die Analyse entwickle ich Kriterien, die auf folgende Bereiche hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit angewendet und geprüft werden:
    • Analyse des allgemeinen Sprachgebrauchs.
    • Analyse von Untersuchungs-Beispiele aus der Literatur oder selbst erdachte
    • Analyse von Definitionen und Charakterisierungen aus der wissenschaftlichen Literatur, Wörterbüchern und Lexika
    • Analyse der Phantasie im Vergleich mit anderen pschologischen Grundfunktionen. Dazu braucht man ein praktikables System der Bewusstseinselemente. Die Vorarbeiten sind  hier_ff  gemacht.
    • Analyse "der" Phantasie in verschiedenen Lebens- und Wissenschaftsbereichen.
    Anlass der Arbeit war eine Auseinandersetzung über die Rolle der Phanntasie bei Aussagen, hauptsächlich Kinderaussagen, meist in Missbrauchsfällen, aber auch im Familienrecht, konkret durch eine Arbeit von  Schemmel & Volpert (2017), wo S. ausgefühhrt wird: "Ein tatsächliches Erlebnis zu berichten stellt an die Aussageperson grundsätzlich andere Anforderungen als ein Ereignis zu erfinden. So sind jeweils unterschiedliche kognitive Operationen (abrufen vs. erfinden) erforderlich, wobei auf unterschiedliche kognitive Repräsentationen (Gedächtnisrepräsentationen vs. Schemata und Handlungsskripte) zurückgegriffen werden muss. Zudem ist einer lügenden Person bewusst, dass ihre Erzählung nicht auf wahrem Erleben basiert." Hier bleibt leider fast alles offen und mir wurde klar, dass die forensische Aussagepsychologie hier leider noch wenig Fundiertes zu bieten hat. Daher entschloss ich mich, auf diese - auch historische Reise - nach der Phantasie in der Psychologie zu begeben.
    Ziel Die Arbeit strebt Grundlagen für die psychologische Analyse von Phantasievorgängen an. Durch die Anwendung der Kriterien und ihre Signierung an Beispielen und Gegenbeispielen werden die Leistungsfähigkeit, Stärken, Schwächen und Mängel dieses Ansatzes und Entwurfes dokumentiert.


    1.1 Phantasieren im allgemeinen Sprachgebrauch
    blühende P,. lebhafte P., übersteigerte P., überbordende P., Ausgeburt einer P., zusammenphantasieren, krankhafte P., reine P., Katastrophenphantasien, Gewaltphantasien, Angstphantasien, Todesphantasien, Heldenphantasien, Größenphantasien, Wunschphantasien. Wirre P. Luftschlösser, Märchen, Einbildung(en), Analogie, Gleichnis, Metapher, Symbol. Meinen, vermuten, Hypothesen, Theorien.
     
      Duden
          "Bedeutungsübersicht
      •  a  über etwas, womit sich die Fantasie beschäftigt, was man sich in Gedanken ausmalt, sprechen

      •  b  sich jemanden, etwas in der Fantasie vorstellen, ausmalen
      •  (Medizin) (in Fieberträumen) wirr reden
      •  (Musik) auf einem Instrument ohne Noten spielen, was einem gerade einfällt."


      Bedeutungswörterbuch Duden 10 (1970)

        • "Phantasie,  die; -, -n: 1. <ohne Plural> Fähigkeit, sich etwas in seiner vollen Ausgestaltung vorzustellen und gedanklich auszumalen: etwas regt die P. an. 2. nicht der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung: das ist nur eine P.
        • phantasieren, phantasierte, hat phantasiert <itr.): 1. sieh der Phantasie hingeben; träumen: er phantasiert immer von einem Auto. 2. in krankem Zustand wirr reden: der Kranke phantasierte die ganze Nacht. 3. ohne Noten, nach eigenen Gedanken spielen: er phantasierte auf dem Klavier,
        • phantasievoll <Adj.): voll Phantasie; viel Phantasie zeigend, enthaltend: ein phantasie-; volles Lügengebilde; p. erzähl len.
        • Phantast, der; -en, -en: jmd, der sich der Wirklichkeit sprechende Vorstellungen ma Schwärmer: dieser P. wird im Leben nie zu etwas bring
        • phantastisch <Adj.): a) bei slernd, großartig: er ist ein ph tastischer Mensch; das ist phantastischer Plan, b) (u unglaublich, unwahrscheinl ungeheuerlich: das Auto hat eine phantastische Beschleunig die Preise sind p. gestiegen.
        • Phantom, das; -s, -e; 1. Trugbild, nicht reale Erscheinung; einem P. nachjagen. 2. Med. Modell  zu Demonstrationszwecken."


      Der Sprach-Brockhaus

        "die Phantasie, -/-n, 1) Einbildungskraft, schöpferilcher Geilt, Erfindungsgabe; Träumerei, Wahngebilde. 2) >Fantasie. phantasie..., lebhaft, frei erfunden, bunt gemustert, z.B.: Phantasiepapier, wirkungsvolles Buntpapier, ich phantasiere (habe phantaliert), 1) träume, überlasse mich dem Wechsel lebhafter Vorltellungen. 2) rede im Fieber, rede irre. 3) spiele aus dem Stegreif, nach freier Eingebung oder Erinnerung, das Phantasma, -s/...smen, Scheinbild, Trugbild; GeXpenXt. die Phantasmagorie, -/-n, 1) Wahngebilde. 2) Gespenltererscheinung auf der Bühne, phantastisch, traumhaft, unwirklich, kühn erfunden, märchenhaft, der Phantast, -en/-en, Schwärmer, Träumer, überXpannter Menlch. die Phantastilk, Phantafterei, das Wirklichkeitsfremde, Gelpenltilche. [griech.; mhd.]
        das Phantom, -s/-e, 1) Trugbild, Himgelpinst 2) i zu Lehrzwecken nachgebildeter Körperteil: Übung am P. [franz. aus griech; Goethezeit]"



    1.2 Brainstorming Bedeutungsfeld phantasieren und Phantasie

    • frei denken, die Gedanken schweifen lassen, in Gedanken sein, Probleme lösen,
    • erinnern, vorstellen, Vorstellungskraft
    • unwirklich, nicht wirklich, irreal, unrealistisch,
    • Fiktion, traumhaft, Traum, träumen, Tagtraum,
    • Einbildung, Einbildungskraft, fabulieren,
    • spinnen, Wolkenkuckucksheime, Phantastereien, Illusionen, Halluzinationen, Wahn, konfabulieren




    1.3  Gibt es DIE Phantasie? Was soll das heißen und bedeuten?
    Es ist vielefach praktizierte wissenschaftliche - und besonders auch philosophische - Unsitte, über allgemeine Abstrakta generalisierend und undifferenziert drauflos auszusagen. Das ist ein wesentlicher Mitgrund, dass man in der Philosophie, in den Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften, besonders auch in der Psychiatrie und inzwischen auch in den Neurowissenschaften, nicht so recht vorwärts kommt. Es fehlt an präzisen Begriffen und operationalen Verfahren. Und so fehlt mit das Wichtigst in der Wissenschaft: dass man aufeinander aufbauen kann, hier findet leider gerade nicht statt, was  Kekulé  1890 so schön sagte: "Wir alle stehen auf den Schultern unserer Vorgänger". DIE Kirchem DIE Philsophie, DIE Angst, DAS Bedürfnis, DER Wille, DIE LIEBE, DIE Phantasie ...  dürfte es in aller Regel in dieser Allgemeinheit nicht geben, weil die WissenschaftlerInnen in der Normierung der Terminiologie nicht einig sind. Staat draulos zu allge-meinen, wäre es wichtig, konstruktiv die Kriterien für die Prädikationen anzugeben. Gerade in der Psychologie mit ihrem so verwirrend vielfältigen Bewusstseinsstromelmenten führt an klaren, präzisen operationalen Definitionen kein Weg vorbei, auch wenn es eine so riesige  Heidenarbeit bedeutet. Die "Alternative" ist einfache Allagspsychologie auf Schulniveau.

    Exkurs Existenzbeweise für Sachverhalte: allgemein und am Beispiel der Phantasie
    Gibt es dieses oder das? ist eine allgemein sehr verbreitete Sprachschablone. Auch in der Diagnostik ist die Frage Was hat X? eine typische Kardinalfrage (> Was ist Fragen in der Diagnostik). Damit man prüfen kann, ob irgendein Sachverhalt - in dieser oder jener Weise existiert, muss man natürlich den Sachverhalt in seinen Merkmalen bestimmt haben, idealiter über eine Definition des Sachverhalts verfügen.
        Ob es also DIE Phantasie gibt, hängt zunächst einmal davon ab, wie der Begriff Phantasie eingeführt, prädiziert oder gar definiert wird. Nach seiner konstrulktiven Einführung kann man dann sehen, welche Teile des Bewusstseinsstroms als phantasieren anzusehen sind. Esst kommen die Merkmale oder Kriterien, erst dann kann man sehen, wie sich individuell existenziell zeigen lassen.

    Stegmüller über die bestimmten Artikel DER, DIE, DAS
     



    1.4  Psychologische Detailanalyse des Phantasierens - ein Ansatz und Entwurf
    In der Definition von Phantasie und phantasieren liegt eine gewisse Willkür, weil  Definitionen nicht wahr oder falsch, sondern zweckangemessen oder zweckunangemessen sind. Es gibt keinen Zweifel, betrachtet man sich den Sprachgebrauch von Phantasie, phantasieren und seinen Synonyma, dass hier ein sehr weites Bedeutungsfeld vorliegt, wobei in vielen Grenzbereichen letztlich unklar ist und bleibt, was genau eine Phantasie zu einer Phantasie macht. Diese Problematik hat ausführlich schon Wilhelm Wundt (1918) beschrieben.
        Charakterisch für Phantasien sind, das sich der Bewusstseinsstrom oder damit verbundenen spielerische Handlungen frei entfalten darf und kaum Reglementierungen unterliegt. In der Phantasiewelt sind Naturgesetze, Regeln, Beschränkungen durch die Realität, Normen, Moral und Ethik tendenziell aufgehoben. In unserer Phantasiewelt sind wir weitgehend frei.


    1.5  Phantasieren liegt gewöhnlich vor

    • wenn sich der Bewusstseinsstrom und damit verbundene Handlungen frei entfalten können ungeachtet der Realität, Naturgesetzen, Regeln, Logik, Normen, Moral;
    • wenn Bewusstseins- oder Gedächtniselemente neu miteinander verbunden werden;
    • wenn mit Bewusstseins- oder Gedächtniselementen irreale Elemente verbunden werden;
    • tagträumen, geistig frei assoziativ "spazieren gehen";
    • Im Geiste etwas durchgehen oder sich dem Bewusstseinsstrom hingeben, sich frei dem Erleben hingeben;
    • wenn ein brainstorming durchgeführt wird;
    • Geschichten erfinden;
    • phantasieren im Fieber;
    • phantasieren im Traum;
    • phantasieren in der Psychose.




    2  Kriterien für phantasieren und Phantasieprozesse - Vorschläge

    Wir stellen an die Beispiele einige Fragen, aus deren Antworten wir schließen können, ob wahrscheinlich eine Phantasie vorliegt oder nicht. Da in diesem Stadium meiner Phantasieforschung - Ansatz und Entwurf - eine völlig sichere Zuordnung in jedem Fall noch nicht möglich ist, gelten die Prädikatorenregeln (=> Phantasie) nur vorläufig. Sinnvoll erscheint in der Entwicklungsphase auch ein Meta-Kriterium namens Meta-Regelfür die abschließende Gesamtbetrachtung oder für Sonderfälle. In den Kriterien wird bislang nicht differenziert, ob Phantasiekandidaten des Bewusstseinsstroms aus einem Traum-, Tagtraum-, Dösen, Drogenkonsum, aus einer Psyachose oder aus einem Fieberzustand hervorgehen.
    Bei näherer Überlegung stellt sich die Frage, welchen logischen Status die Bedingungs-Kriterien haben. K kann im Prinzip eine hinreichende (h), eine notwendige(n) oder eine kontingente (m=mögliche) Voraussetzung ausdrücken.
     
    Kriterium-Kürzel
    Kurzerklärungen: Kandidaten Regeln zur Prädikation Phantasie
    K01h-Geist
    _
    _
    _
    _
    Wenn Sachverhalte des Bewusstseinsstroms während der Vergegenwärtigung oder beim Aussprechen nicht wirklich außen geschehen, sondern nur im Geiste (innen) => Phantasie, z.B. ich besteige gerade den Kilimandscharo oder, fränkisch etwas bescheidener, das "Walberla", während ich gerade auf dem Balkon daheim sitze. K01h ist das Kern-Kriterium der Phantasie. Etwas geschieht "nur" im Bewusstsein, innen, nicht außen in der realen Welt (> System der Welten). 
    K02h-Unwirklich
    _
    Wenn im Bewusstseinsstrom unwirkliche Elemente oder (derzeit) unmögliche Sachverhalte vorkommen oder ausgesprochen werden => Phantasie. 
    K03h-Neu
    _
    __
    _
    Wenn Bewusstseinselemente aus dem Gedächtnis neu miteinander verbunden werden  => Phantasie 
    Beispiel: Pegasus, ich fliege auf das Hausdach. Dieses Kriterium garantiert potentiell unendlich viele Phantasien.
    Anmerkung: Arntzen (1976)  verlangt "daß der Denkende seine Gedanken se1bst entwickelt, sie selbst hervorbringt und sie nicht etwa nur aufnimmt, auffaßt, nachdem sie von anderen dargeboten worden sind."
    K04h-Wunsch
    _
    _
    _
    Wenn ein Wunscherleben illusioniert wird  => Phantasie
    Achtung: Einen Wunsch verspüren soll nicht Phantasie heißen. Erst wenn der Wunsch im Bewusstseinsstrom als ob real stattfindend illusioniert wird, soll es Phantasie heißen. Wenn ich Durst verspüre ist das keine Phantasie, sondern ein Wunsch oder Bedürfnis. Sehe ich mich im Geiste an einem Brunnen trinken, ist das Phantasie.
    K05h-Proj
    __
    _
    Wenn mehrdeutigen unklaren Sachverhalten eine Interpretation zugeordnet wird  => Phantasie (projektive)
    Wenn z.B. in Wolkenformationen oder in projektiven Tests spezielle Interpretationen erfolgen (Mia, "Fell" für Tafel VI im Rorschachtest. Das Mehrdeutige wird Kraft Phantasie eindeutig.
    K06h-Frei
    _
    _
    _
    Wenn ein freier Bewusstseinsstrom erlebt oder geschildert wird  => Phantasie
    Hier ist noch das Problem zu lösen, was ein "freier" Bewusstseinsstrom sein soll und wie man ihn erkennen kann.
    Zumindest sollte das subjektive Gefühl bestehen, nicht bewusst zu lenken und einzugreifen. (z.B. Molly, Ulysses) und der Zustand  freischwebener Aufmerksamkeit  vorliegen.
    K07h-Lit
    __
    Wenn Sachverhalte in Erzählungen / Geschichten - egal von wem  - erfunden werden  => Phantasie. Damit ist die ganze Literatur inbegriffen, aber nicht nur, z.B. auch Alltagsgeschichten von jedermann.
    K08h-Traum
    K09h-Fieber
    K10h-PsyPath Wenn ein psychopathologischer Zustand (Psychose, Wahn, Aura, Dämmerzustand, Rausch [Alkohol, Drogen])
    K11h-Grenz Wenn in Grenz- oder Übergangszuständen (Einschlafen, Aufwachen)
    K07m-Zukunft

    _

    Wenn man sich Ereignisse oder Geschehen der Zukunft vergegenwärtigt oder auch ausspricht => Phantasie
    Wenn ich sage, ich fahre übermorgen in den Urlaub, ist das keine Phantasie. Wenn ich mich im Auto sitzen und fahren "sehe", ist es eine Phantasie. Zukunftgeschehen ist nur dann eine Phantasie, wenn es vergegenwärtigt wird.
    K08m-Ansch?
    _
    _
    _
    Wenn Bewusstseinsströme anschaulich erfolgen  => Phantasie 
    "m" und das "?" drücken aus, dass mir unklar ist, welchen logischen Status die Anschaulichkeit als Kriterium haben soll. Zu Untersuchungszwecken wird das Kriterium einstweilen mitgeführt. Hier geht es auch um das Problem, ob Phantasien immer anschaulich sein sollen oder ob es auch abstrakte Phantasien gibt (> "Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschahen")
    KS-ZuInf Zusatzinformation, z.B. Phantasie im Fieber (Erlkönig), in der Psychose, Nahtodphantasie und ähnlich.
    KG-Meta Wenn die Gesamtbetrachtung (g) weil M1, M2, ... es nahelegt ...  => Phantasie

    Schilderungen von Bewusstseinsströmen können aus vielen aneinandergereihten Sachverhalten bestehen. Das gilt auch für längere Texte [> Nonsensgeschichte]. Hier stellt sich dann die Frage, für welche Textteile die Prädikation Phantasie gilt? Und auch, ob vom Teil aufs Ganze geschlossen werden darf bzw. welchen Gültigkeitsbereich an Textteilen die Prädikation "Phantasie" hat?  Hier sind derzeit noch einige Fragen offen.

    Die Analyse zusammengesetzter Texte  (Sachverhalte)
    Jeder Text sich lässt in sog. Elementarsachverhalte zerlegen (wie hier gezeigt). Formal lässt sich das wie folgt anschreiben:

    S1, S2, S3, ...., Si, ..... Sn-1, Sn    (Formel 03)

    Dann kann für jeden Sachverhalt Si gefragt werden: Handelt es sich bei diesem Sachverhalt Si um eine Phantasie? Allgemein lässt sich sagen, dass es bei n Sachverhalten höchstens n Phantasien geben kann. Bilden mehrer Sachverhalte eine Einheit S12 = S1 und S2, mit S1 => keine Phantasie und S2 => Phantasie. Beispiel: Autoengel (Phantasie): S1=> Auto (Real), S2 = Engel (Phantasie).
     

    Vertiefte Auseinandersetzung mit den Kriterien

    K01h-Geist  {}
    Kurzerklärung: Wenn Sachverhalte des Bewusstseinsstroms während der Vergegenwärtigung oder beim Aussprechen nicht wirklich außen geschehen, sondern nur im Geiste (innen) => Phantasie, z.B. ich besteige gerade den Kilimandscharo oder, fränkisch etwas bescheidener, das "Walberla", während ich gerade auf dem Balkon daheim sitze. K01h ist das Kern-Kriterium der Phantasie. Etwas geschieht "nur" im Bewusstsein, im Geiste, innen, nicht außen in der realen Welt (> System der Welten).
        Wir erarbeiten uns ein tieferen Verständnis dieses Kern-Kriteriums über die Diskussion einiger Beispiele:

    • Teil des Bewusstseinsstroms: Ich muss gleich in die Küche. Ich würde hier folgende Bewusstseinselemente signieren: {Absicht, Vorsatz, Plan, Gedanke, Idee, Einfall} Also keine Phantasie.
    • Teil des Bewusstseinsstroms: Morgen wird ein anstrengender Tag. {Vorwegnahme, Vermutung, Phantasie: weil es nicht Realität ist, Gedanke, Idee, Einfall}
    • Teil des Bewusstseinsstroms: Wir könnten am Wochenende wieder eine Flussmündung aufsuchen. {Phantasie: weil es nicht Realität ist; Überlegung, Gedanke, Idee, Einfall, Vorschlag, Wunsch} Eine der letzten war die Einmundung von Donau und Altmühl (-Erkundung) in Kelheim, es erscheint begleitend eine visuelle Vorstellung von oben, strukturell wie:


    • {Erinnerung, visuelle Vorstellung, Gedanke, Phantasie: weil es nicht Realität ist und weil ein Bild der Einmündung im Bewusstsein vorgestellt wird}
    • Teil des Bewusstseinsstroms: Hm, was war denn das noch für eine irritierende Szene in dem Film? Es wird der Versuch zgemacht, genauer zu erinnern, was das für eine Szene war. {aktivieren der Erinnerung zwecks Klärung einer derzeit unklaren, unzugänglichen Szene} Also keine Phantasie.


    K02h-Unwirklich
    Wenn im Bewusstseinsstrom unwirkliche Elemente oder (derzeit) unmögliche Sachverhalte vorkommen oder ausgesprochen werden => Phantasie

    K03h-Neu
    Wenn Bewusstseinselemente aus dem Gedächtnis neu miteinander verbunden werden  => Phantasie
    Beispiel: Pegasus, ich fliege auf das Hausdach. Dieses Kriterium garantiert potentiell unendlich viele Phantasien.
        Anmerkung: Arntzen (1976)  verlangt "daß der Denkende seine Gedanken se1bst entwickelt, sie selbst hervorbringt und sie nicht etwa nur aufnimmt, auffaßt, nachdem sie von anderen dargeboten worden sind."

    K04h-Wunsch
    Wenn ein Wunscherleben illusioiniert wird  => Phantasie
    Achtung: Einen Wunsch verspüren soll nicht Phantasie heißen. Erst wenn der Wunsch im Bewusstseinsstrom als ob real stattfindend illusioniert wird, soll es Phantasie heißen. Wenn ich Durst verspüre ist das keine Phantasie, sondern ein Wunsch oder Bedürfnis. Sehe ich mich im Geiste an einem Brunnen trinken, ist das Phantasie.

    K05h-Proj
    Wenn mehrdeutigen unklaren Sachverhalten eine Interpretation zugeordnet wird  => Phantasie (projektive)
    Wenn z.B. in Wolkenformationen oder in projektiven Tests spezielle Interpretationen erfolgen (Mia, "Fell" für Tafel VI im Rorschachtest. Das Mehrdeutige wird Kraft Phantasie eindeutig.

    K06h-Frei
    Wenn ein freier Bewusstseinsstrom erlebt oder geschildert wird  => Phantasie
    Hier ist noch das Problem zu lösen, was ein "freier" Bewusstseinsstrom sein soll und wie man ihn erkennen kann.
    Zumindest sollte das subjektive Gefühl bestehen, nicht bewusst zu lenken und einzugreifen. (z.B. Molly, Ulysses) und der Zustand  freischwebener Aufmerksamkeit  vorliegen.

    K07h-Lit

    K08h-Traum

    K09h-Fieber

    K10h-PsyPath

    K11h-Grenz
     

    K07m-Zukunft
    Wenn man sich Ereignisse oder Geschehen der Zukunft vergegenwärtigt oder auch ausspricht => Phantasie
    Wenn ich sage, ich fahre übermorgen in den Urlaub, ist das keine Phantasie. Wenn ich mich im Auto setzen und fahren "sehe", ist es eine Phantasie. Zukunftgeschehen ist nur dann eine Phantasie, wenn es vergegenwärtigt wird.

    K08m-Ansch?
    Wenn Bewusstseinsströme anschaulich erfolgen  => Phantasie
    "m" und das "?" drücken aus, dass mir unklar ist, welchen logischen Status die Anschaulichkeit als Kriterium haben soll. Zu Untersuchungszwecken wird das Kriterium einstweilen mitgeführt. Hier geht es auch um das Problem, ob Phantasien immer anschaulich sein sollen oder ob es auch abstrakte Phantasien gibt (> "Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschahen")

    KS-ZuInf
    Zusatzinformation, z.B. Phantasie im Fieber (Erlkönig), in der Psychose, Nahtodphantasie und ähnlich.

    KG-Meta
    Wenn die Gesamtbetrachtung (g) weil M1, M2, ... es nahelegt ...  => Phantasie

    Zusammenfassung: vorläufiger Stand und Status der Kriterien

    Die operationale Entwicklung der Kriterien und ihre Anwendung durch Signierungen soll der Kriik und Weiterentwicklung der Phantasieforschung und -praxis dienen. Durch die Vorgaben sind alle Anwendung prüf-, kontrollier- und damit evaluierbar. Ob und wie sie sich bewähren, muss die Zukunft erweisen.



    3  Beispiele mit Signierung der Kriterien ("Tauglichkeitsprüfung")
    In geschweiften Klammern {} wird jeweils das Kriterium oder die Kriterien angegeben, die meiner Beurteilung nach erfüllt sind.

    Mia und der Ritt auf dem Wolkenpferd {mit Kriterien signiert}
    "Heute ist ein schöner Tag. Manchmal ziehen dicke, weiße Wolkengebirge über den Himmel und verdecken für eine Weile die Sonne. Interessiert beobachtet Mia das Wolkeuspiel. "Die Wolken malen Bilder an den Hiimmel" {K01h, K02h, K05h}, sagt sie zu Katze Muni. „Sieht die da nicht aus wie eine Hexe?" {K01h, K05h} "Miau-au-nein", maunzt Mimt. "Eine Riesenmaus ist's. Hmja hmja miau." {K01h, K05h}
    "Jetzt kommt ein Schloss mit runden Türmen'' {K01h, K05h}, freut sich Mia. "Und die da vorne hat ein Griesgramgesicht wie Frau Hauptman, meine Lehrerin.{K01h, K05h}" Sie kichert. "Stimmt. Hihi." Aufmerksam blicken Mia und Mimi in den Himmel. Es macht Spaß, in den Wolken Bilder zu suchen. Langsam schweben immer neue Wolkengemälde über den Himmel. "Ein Pferd" {K05h}, ruft Mia auf einmal. "Siehst du? Oh, auf so einem Wolkenpferd {K01h, K03h} möchte ich gerne einmal über den Himmel reiten {K02h}. Hoch über der Erde. Was man da nichr alles sehen könnte!" Mia fangt an zu singen:

      "Auf einem Wolkenpfeid {K01h, K05h} reiten {K02h}
      und über das Himmelszelt gleiten {K01h, K02h},
      unten die Erde und oben die Sterne,
      und ich mittendrin - das hätte ich gerne. {K01h, K02h}"
    "Wie sich so eine Wolke wohl anfühlt?", überlegt Mia. "Kalt oder warm? Weich, kuschelig oder vielleicht nur kalt und nass?" Sie schließt fär einen Moment die Augen und denkt nach. Plötzlich senkt sich Nebel herab. Mia blinzelt. Wo ist die Sonne? Und warum fühlt sie sich auf einmal so schwindelig? Ihr ist, als ob sie schwebte!? {K01h, K02h} Da, jetzt steigt dieser seltsame Nebel mit ihr himmelwärts. Huiii...! "Huiiü", ruft Mia. "Ich glaube, wir fliegen {K01h, K02h}. Auf einer echten Wolke {K01h, K02h}. Toll! Wir reiten auf einem Wolkenpfcrd über den Himmel {K01h, K02h}. Sieh nur, Mimi, die Erde sieht aus wie ein Spielzeugland {K01h, K02h}. ..." Quelle: Bräunling, Elke (2009) Mia und der Ritt auf dem Wolkenpferd Fantasiegeschichte. In: Auf der Traumwolke: Fantasiereise für Kinder.

    Schlager  {}

    • "Der Wind hat mir ein Lied erzählt." (La Habanera, Zarah Leander 1937) Metapher oder Phantasie? Nachdem der Wind kein Lied erzählen kann, gilt sicher {K01h, K02h}, möglicherweise aber auch {K03h}, wenn dieser Sachverhalt erstmals mit der Erschaffung des Liedes 1937 so formuliert wurde.
    • "Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehen" (Zarah Leander 1942) An diesem Titel finde ich besonders interessant, dass es sich um eine abstrakte Phantasie handelt, was dem von vielen AurtorInnen verlangten Anschaulichkeitskriterium widerspricht. {K01h, K02h},{K04h},{K07m}.
    • "Kann denn Liebe Sünde sein" (Zarah Leander 1938) Eine provokante Frage, die im Extrem bedeuten kann, in der Liebe ist alles erlaubt. Gemeint ist aber vermutlich, die Verdammung der (vorehelichen) Sexualität z.B. durch die katholische Kirche. Keine Phantasie, sondern eine Einstellung und Wertung mit dem Sinn: Liebe kann keine Sünde sein.
    • "Für mich solls rote Rosen regnen." (Hildegard Knef 1968) Im Gegensatz zu "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen" handelt es sich hier um eine anschauliche Phantasie {K01h, K02h},{K03h},{K04h},{K07m},{K08m}. In 6 Worten 5 Kriterien: beachtlich!


    Gedichte {}
    Nirgendwo ist das Reich der Phantasie vertreten wie in Kunst und Literatur. Als Königsdizplin könnte man die Lyrik, die Welt der Gedichte ansehen. Hierbei gibt es immer zwei Perspektiven: erstens die des Schöpfers bei der Herstellung und zweitens die des Rezipienten, des Aufnehmers. Die Aufnahme oder Vergegenwärtigung eines Gedichts, also das Lesen z.B. des Erlkönigs ist für die LeserIn immer ein Phantasieprozess. Denn  z.B. in 1.1. reitet ja niemand tatsächlich durch Nacht und Wind, sondern der Ritt wird gedacht oder vorgestellt. Der Ritt geschieht im Geiste und ist daher nach {K01h} eine Phantasie. Als Zusatzinformation käme in Betracht: Fieber- und Nahtodphantasien, wobei die Projektiven durch unklare Strukturen in der Nacht unterstützt werden.
     

    • Der Erlkönig. (Goethe 1778)

    • 1.1 Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?   {K01h}
      1.2 Es ist der Vater mit seinem Kind.     {K01h}
      1.3 Er hat den Knaben wohl in dem Arm,     {K01h}
      1.4 Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.   {K01h}
      2.1 Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?   {K01h}
      2.2 Siehst Vater, du den Erlkönig nicht!    {K01h, K02h, K05h}
      2.3 Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?    {K01h, K02h, K05h}
      2.4 Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.     {K01h}
      3.1 Du liebes Kind, komm geh' mit mir!     {K01h}
      3.2 Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,    {K01h}
      3.3 Manch bunte Blumen sind an dem Strand,    {K01h}
      3.4 Meine Mutter hat manch gülden Gewand.    {K01h}
      4.1 Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,   {K01h, K02h, K05h}
      4.2 Was Erlenkönig mir leise verspricht?    {K01h}
      4.3 Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,     {K01h}
      4.4 In dürren Blättern säuselt der Wind.  {K01h}
      5.1 Willst feiner Knabe du mit mir geh'n?     {K01h}
      5.2 Meine Töchter sollen dich warten schön,   {K01h}
      5.3 Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn {K01h}
      5.4 Und wiegen und tanzen und singen dich ein.    {K01h}
      6.1 Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort   {K01h, K02h, K05h}
      6.2 Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?   {K01h, K02h, K05h}
      6.3 Mein Sohn, mein Sohn, ich seh'es genau:    {K01h}
      6.4 Es scheinen die alten Weiden so grau.    {K01h}
      7.1 Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt,  {K01h}
      7.2 Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!   {K01h}
      7.3 Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an,  {K01h, K02h, K05h}
      7.4 Erlkönig hat mir ein Leids getan.    {K01h, K02h, K05h}
      8.1 Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,    {K01h}
      8.2 Er hält in den Armen das ächzende Kind,   {K01h}
      8.3 Erreicht den Hof mit Mühe und Not,    {K01h}
      8.4 In seinen Armen das Kind war tot.     {K01h}


        Aus Rilke (Abruf 12.08.2017) "Und sagen sie das Leben sei ein Traum: das nicht;"

      "... und mir ist so als hätt ich schon gesehn,
      daß Tiere sich in deinen Blicken baden {K01h, K02h, K05h}
      und trinken deine klare Gegenwart." {K01h, K02h, K05h}


        Joachim Ringelnatz (1924) Kuttel Daddeldu
     

      Abendgebet einer erkälteten Negerin
       
      1.1 Ich suche Sternengefunkel.  {K01h}
      1.2 All mein Karbunkel  {K01h}
      1.3 Brennt Sonne dunkel.  {K01h}
      1.4 Sonne drohet mit Stich.  {K01h}

      2.1 Warum brennt mich die Sonne im Zorn? {K01h, K02h, K03h}
      2.2 Warum brennt sie gerade mich? {K01h, K02h}
      2.3 Warum nicht Korn? {K01h, K02h}

      3.1 Ich folge weißen Mannes Spur. {K01h}
      3.1 Der Mann war weiß und roch so gut. {K01h}
      3.1 Mir ist in meiner Muschelschnur  {K01h}
      3.1 So negligé zu Mut. {K01h}

      4.1 Kam in mein Wigwam  {K01h}
      4.1 Weit übers Meer,  {K01h}
      4.1 Seit er zurückschwamm,  {K01h}
      4.1 Das Wigwam  {K01h}
      4.1 Blieb leer. {K01h}

      5.1 Drüben am Walde {K01h}
      5.2 Kängt ein Guruh – – {K01h, K02g, K03h}

      6.1 Warte nur balde  {K01h}
      6.2 Kängurst auch du. {K01h, K02g, K03h}


    Maerchen
    Märchen sind neben Sagen, Mythen und Religion eine klassische Ausdrucksform für Phantasien. Maid (1999), S. 324, führt aus: "Märchen, realitätsenthobene Erzählung wunderbaren Inhalts. Man unterscheidet zwischen dem erst nach längerer mündlicher Tradierung aufgezeichneten Volksmärchen und dem aus einem bewussten künstlerischen Akt entstandenen Kunstmärchen. Zu den konstitutiven Merkmalen des Volksmärchens gehört, dass es keinen namentlich bekannten Verfasser hat, dass es über einen längeren Zeitraum mündlich überliefert wurde und dass daher mit einer Reihe von Varianten zu rechnen ist. Vom Inhalt her kann man zwischen Zauber-, Schwank-, Tier-, Lügen-, Legenden- und ätiologischen M. unterscheiden."

       
    • Frau Holle
    • Die sieben Zwerge.
    • Froschkönig.
    Kinderbuecher
     
    • Struwelpete von Heinricht Hofmann 1846 für 3-6 Jahre [Online] {}
    • 1. Geschichte ("Vorspruch")
      Wenn die Kinder artig sind, {K01h}
      Kommt zu ihnen das Christkind; {K01h}
      Wenn sie ihre Suppe essen {K01h}
      Und das Brot auch nicht vergessen, {K01h}
      Wenn sie, ohne Lärm zu machen, {K01h}
      Still sind bei den Siebensachen, {K01h}
      Beim Spaziergehn auf den Gassen {K01h}
      Von Mama sich führen lassen, {K01h}
      Bringt es ihnen Gut's genug {K01h}
      Und ein schönes Bilderbuch. {K01h}
      Sieh einmal, hier steht er, {K01h}
      Pfui! der Struwwelpeter! {K01h}
      An den Händen beiden {K01h}
      Ließ er sich nicht schneiden {K01h}
      Seine Nägel fast ein Jahr; {K01h}
      Kämmen ließ er nicht sein Haar. {K01h}
      Pfui! ruft da ein jeder: {K01h}
      Garst'ger Struwwelpeter {K01h}
      Thema des Struwelpeter ist - mit Ausnahme der 5. Geschichte vom wilden Jäger - das nicht brav sein und die daraufhin erfolgte Strafe. Die Geschichten haben also einen hauptsächlich erzieherisch-moralische Funktion. Es sind zwar erfundene {K01h} Geschich- ten, aber die meisten haben verbreitete und wirkliche Sachverhalte zum Kern. Das Leitmotiv lautet: seid brav, sonst werdet ihr bestraft und bekommt nichts zu Weihnachten. 
      "Umstrittener Struwelpeter" DF 30.04.2009.
      Die 10 Geschichten:
      1 Wer artig ist wird Weihnachten beschenkt
      2 Die Geschichte vom bösen Friederich
      3 Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug
      4 Die Geschichte von den schwarzen Buben
      5 Die Geschichte vom wilden Jäger
      6 Die Geschichte vom Daumenlutscher
      7 Die Geschichte vom Suppen-Kaspar
      8 Die Geschichte vom Zappel-Philipp
      9 Die Geschichte vom Hanns Guck-in-die-Luft
      10 Die Geschichte vom fliegenden Robert
    Sagen
     
     
     
     

    Prosa, Erzählungen, Romane ...

        Aus Hesses Phantasien über die Wolken (1907)

      "Bedenken wir, daß die Wolken ein Stück Erde, Materie sind und ihr irdisches, materielles Leben in der Höhe, in Räumen führen, wo wir außer ihnen nichts Stoffliches erblicken können, so leuchtet ihre Symbolik ohne weiteres ein. Sie bedeuten uns ein Weiter-[>77] spielen des Irdischen im Entrückten, einen Versuch der Materie, sich aufzulösen, eine innige Gebärde der Erde, eine Gebärde der Sehnsucht nach Licht, Höhe, Schweben, Selbstvergessen. Die Wolken sind in der Natur, was in der Kunst die Flügelwesen, Genien und Engel sind, deren menschlich-irdische Leiber Flügel haben und der Schwere trotzen.
      Und schließlich bedeuten uns die Wolken noch ein Gleichnis der Vergänglichkeit, ein zumeist heiteres, befreiendes, wohltuendes. Wir sehen ihre Reisen, Kämpfe, Rasten, Feste an und deuten sie träumend, wir sehen menschliche Kämpfe, Feste, Reisen, Spiele in ihnen, und es tut uns wohl und weh zu sehen, wie das ganze und schöne Schattenspiel so flüchtig, veränderlich, vergänglich ist. (1907)"


    Sciene Fiction



    Vorstellung Bodensee {}
    Ich stelle mir den Bodensee vor und lasse in meiner Vorstellung ein Segelboot von einem Ufer zum anderen fahren. {K01h} Die Phantasie könnte aus einem freien Bewusstseinsstrom stammen {K06}. Warum Phantasie und nicht nur Vorstellung? Die einzelnen Teile "Segelboot, Ufer, fahren" sind einfache Vorstellungen. Zur Phantasie werden diese Vorstellungen durch den virtuellen Geschehensablauf, der im Zeitraum der Vergegenwärtigung nicht wirklich sein kann, wie ja schon die Formulierung "ich stelle mir vor ..." zum Ausdruck nbringt.

    Flug über das Frankenland {}
    Ich fliege über das Frankenland, staune und erfreue mich an der Schönheit der Landschaften . Wenn ich das tatsächlich tue, in einem Ballon oder Flugzeug, ist es natürlich keine Phantasie. Wenn ich es mir im Lehnstuhl vorstelle, ist es eine Phantasie, erst recht, wenn ich mich selbst in die Luft erhebe und den Flug ohne Hilfsmittel selbst durchführe {K01h, K02h}.

    Überlegungen oder Phantasien zu potentiellen Vortragsstörungen {}
    Ich frage mich, wie es wäre, wenn ich auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag einen Vortrag über "Unerträgliche Fehler in MPU-Gutachten" halten würde? Mit welchen Schwierigkeiten, Behinderungen und Störungen müßte ich rechnen? Wie könnte ich denen begegnen? Spontan komme ich zu folgenden Signierungen: {K01h, K07m}, weil ein zukünfdtiges mögliches Geschehen vergegenwärtigt wird.
        Aber ist das richtig? Ist das eine Phantasie oder nicht eher eine vorausschauende Überlegung, ein Planspiel? Was unterscheidet dann eine vorausschauende Überlegung, also denken, von einer Phantasie? Denken heißt geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehung setzen. Stimmt das nicht auch für die Phantasie? Dann hätte die Denkdefinition vielleicht einen Mangel. Das war jetzt DENKEN und nicht phantasieren.

    Wie ist es, tot zu sein? {}
    Kann man sich das vorstellen? Diese Untersuchung ist natürlich leicht weil ich selbst - wie andere auch - selbst durchführen kann. Ich kann denken "ich bin tot" und "wie ist das"? {K01h, K02h, K07m} Das sollte besonders leicht sein, wenn man schon Tote gesehen kann, wenngleich es natürlich schon ein wenig makaber anmutet und es anders ist, sich selbst tot zu "sehen", weil man in der Regel leben will, gern lebt und den Tod gerne wegschiebt. Die Vorstellung auch anschaulich kein Problem, sich etwa aufgebahrt liegen sehen, aber es auch eine abstrakte Phantasie möglich.
    Francois Villon (1431-?) stellte sich seinen Tod vor, sonst hätte er die Ballade "Notwendige Nachschrift, mein Begräbnis betreffend" [Online] nicht geschrieben.

    Eine Nonsensgeschichte {}
    Neulich musste X sein Auto über das Schwimmbad tragen {K01h, K02h, K03h}, wobei er ausgerutscht ist und ins inzwischen gewandelte {K02?, K03h} Auto-Uboot fiel. Der Bademeister reichte {K01h, K03h} dem Auspuff ein Handtuch, aber der Auspuff schüttelte mit dem Vergaser das Loch {K01h, K03h} und wollte {K01h, K02h, K03h} lieber ein Eis, am liebsten ein in olivenölgebadetes und leichtem Senfcurry {K01h, K02h, K03h}. Der Delphin lag in der Hängematte und wackelte auf und nieder {K01h, K03h}. Die Polizei kam, erklärte sich aber für nicht zuständig und verwies auf das Marineministerium im Indischen Ozean {K01h, K02h, K03h}, der aber gerade von einem Heer von Pumpschmetterlingen {K01h, K02h, K03h} aus Südafrika abgesagt wurde. Andererseits, wandte der Staatsanwalt ein, gäbe es doch gar kein Marineministerium im Indischen Ozean. Nun ja, das dafür zuständige halt, erklärt der Friseur des Bademeisters, der die Schwägerin des Polizisten von der Insel Europostel {K01h, K02h} kannte. Es näherte sich tänzelnd und singend ein Eskimo oder Lapplandtürke {K01h, K02h, K03h} mit einem Schlittschuhbart {K01h, K02h, K03h}. Da musste der selbst der herbeigerufene Pfarrer lachen. Immerhin, er lachte auf lateinisch.
        Eine ziemlich närrische Phantasie, aber vielleicht für das Signieren eine gute Übung. Denn die Kriterien sollten sich schließlich auf alle Sachverhalte anwenden lassen.

    *rs

    Ein Krönich, sein Olk und der Unger {}
    "Vor schwanger Zeit lähmte ein Krönich in seinem Schoß. Er war bei seinen Muntertanen sehr bediebt und einmal Po Ja gab er für sie ein Fresst, für das immer lausende Wildscheine geschlechtet wurden. Am zäunten Popember des Jahres kreuzenhundertheilundscheißich sprach der Krönich zu seiner Pfau: Mir geht es heute nicht so Hut, ich möchte das Fresst auffallen lassen. Die Pfau schaute in den Igel und klemmte sich ihre länglichen Haare, die in der Tonne wie Grollt schwimmerten. Dabei brach sie zum Krönich: „Mein dieber Namm, ja-ein, ja-aus hast du dein Pfolk beklont mit einem Fresst, obwohl deine Muntertanen immer so fech waren.“ Auf diese Meise setzte die Hönigin ihrem Namm einen Fluor ins Ohr. Die Belohner des ganzen Lindes wurden sehr Möse auf den Krönich, als sie erbfuhren, dass sie in diesem Ja würden lungern müssen. Doch im Schoß wohnte auch eine junge Inszestin, die mit einem Fosch verayrantet werden musste und deshalb wuchs der ganze Prallast mit Hosen und Zornen zu. Wunderte junge Rinzen blieben da dran hengen und verursteten. Sie starksten in der Zornenkäcke wie Badheenchen am Schieß. Das Pfolk ernährte sich von ihrem Feisch und so überklebten alle die Hummersperiode." [Abruf 11.08.2017]  ]

    Ausflug ins Naturgartenbad {}
    Als wir neulich im Naturgartenbad in Erlenstegen (Nürnberg) waren lagen wir schräg am Hang, was sich nach einiger Zeit körperlich bemerkbar machte. Ich sehe uns da liegen. Es war ein schöner Sommertag und wir waren auch ein paar mal im Wasser. Das ist kein Phantasieren, sondern ein ERINNERN an einen Ausflug. Wäre es nicht schön, diesen Ausflug ab und zu wiederholen? Hier wird ein WUNSCH erwogen. Ich gehe im Geiste den Kalender durch und frage mich, wann es passen könnte, sofern das Wetter stimmt. Das ist PLANEN und nicht phantasieren.

    Phantasien um einen Lottogewinn {}
    Quelle Psychologie heute 07/2011 "Unser persönliches Paralleluniversum Das wohl verbreitetste Gedankenspiel ist das vom Gewinn des Lotto-Jackpots: Welchen Wunsch würde ich mir als ersten erfüllen? Die Villa am Meer, die Stadtwohnung in Paris, das Traumauto? Würde ich eine Weltreise machen? Wer kriegt was vom Geld ab? Ist es ratsam, anderen vom Gewinn zu erzählen? Soll ich den Job hinschmeißen – oder erst mal ganz normal weitermachen? Wer seine Wünsche so spazieren führt, befindet sich in einem geistigen Modus, den wir in seiner Häufigkeit und Bedeutsamkeit immer noch gewaltig unterschätzen: in einem Tagtraum. Bei diesen Ausflügen in die Fantasie begegnen wir uns selbst: Sag mir, was du dir wünschst, und ich sage dir, wer du bist!"

    C.G. Jungs erste aktive Imagination 1913 {}
    "Es war in der Adventszeit des Jahres 1913 als ich mich zum entscheidenden Schritt entschloß (12. Dezember). Ich saß an meinem Schreibtisch und überdachte noch einmal meine Befürchtungen, dann ließ ich mich fallen. Da war es mir, als ob der Boden im wörtlichen Sinne unter mir nachgäbe und als ob ich in eine dunkle Tiefe sauste. Ich konnte mich eines Gefühls von Panik nicht erwehren. Aber plötzlich und nicht allzu tief kam ich in einer weichen, stickigen Masse auf die Füße zu stehen - zu meiner großen Erleichterung. Jedoch befand ich mich in einer fast völligen Finsternis. Nach einiger Zeit gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit, die nun einer tiefen Dämmerung glich. Vor mir lag der Eingang zu einer dunkeln Höhle, und dort stand ein Zwerg. Er erschien mir wie aus Leder, so als ob er mumifiziert wäre. Ich drängte mich an ihm vorbei durch den engen Eingang und watete durch knietiefes, eiskaltes Wasser zum anderen Ende der Höhle. Dort befand sich auf einem Felsband ein roter, leuchtender Kristall. Ich faßte den Stein, hob ihn auf und entdeckte, daß darunter ein Hohlraum war. Zunächst konnte ich nichts erkennen, aber schließlich erblickte ich strömendes Wasser in der Tiefe. Eine Leiche schwamm vorbei, ein Jüngling mit blondem Haar, am Kopf verwundet. Ihm folgte ein riesiger schwarzer Skarabäus, und dann erschien, aus der Wassertiefe auftauchend, eine rote, neugeborene Sonne. Geblendet vom Licht, wollte ich den Stein wieder auf die Öffnung legen, da drängte sich jedoch eine Flüssigkeit durch die Öffnung. Es war Blut! Ein dicker Strahl sprang auf, und ich empfand Übelkeit. Der Blutstrom währte, wie mir schien, unerträglich lange. Endlich versiegte er, und damit war die Vision zu Ende." Quelle: Ammann, A.N. 1984, S. 36.

    Eine zweite närrische Geschichte {}
    Zwei Gauner tanzten eine vergebliche Peschmerga, während ein Grizzly gerade seine Jungen bekam. Das war keine gute Zeit und gute Gegend seufzte Marie, eine Honigsummenmaus aus der Wüste 3. Komm, gehen wir, sprach Estragon. Aber, wie bekannt, sie rührten sich nicht vom Fleck. Das verstand auch der Zwiebelkuchen.

    In Gedanken am Meer {}
    In Gedanken bin ich am Meer, laufe über eine Düne hinunter und nähere mich dem Strand und den Wellen, die im Strand versickern und sich anscheinend wieder zurückbilden. Das ist Phantasieren, aber auch Denken mit Nutzung von Erinnerungen oder Wissen.

    Lesebeispiel aus dem letzten Kapitel von James Joyce Ulysses (Molly bewusstseinsströmt ca. 80 Seiten lang ohne Punkt und Komma im Bett so vor sich hin: unbearbeitetes Originalzitat hier). Zur besseren Analyse wird der Text in numerierte Textelemente aufgeteilt:
        [1]. "... lieber die Lampe bißchen runterdrehn {K01h, K04h, K07m?} [2] und nochmal versuchen {K01h, K04h, K07m?} [3] daß [>1012] ich früh auch aus den Federn komme {K01h, K04h} [4] ich werde zu Lambe gehn da neben Findlater {K01h, K04h, K07m} [5] daß sie uns paar Blumen schicken die ich in der Wohnung aufstellen kann {K01h, K04h, K07m?} [6] für den Fall daß er ihn morgen mit nach Hause bringt [7] heute meine ich nein nein Freitag ist ein Unglückstag {K01h, K02h} [8] zuerst will ich mal etwas sauber machen in der Wohnung {K01h, K04h, K07m} [9] ich glaube der Staub wächst {K02h} sogar während ich am schlafen bin [10] dann können wir etwas musizieren und Zigaretten rauchen {K01h, K07m} [11] ich kann ihn begleiten {K01h, K07m} [12] aber zuerst muß ich noch die Tasten vom Klavier säubern mit Milch {K01j, K04h, K07m} [13] was zieh ich denn an soll ich eine weiße Rose tragen {K01h, K07m} [14] oder haltmal diese schönen Kuchen bei Lipton {K01h} [15] also ich liebe ja diesen Duft {K01h} in einem reichen großen Laden {K01h} zu 7 1/2d das Pfund oder die andern mit den Kirschen drin {K01h} und der rosa Zucker {K01h} 11d das Kilo [16] und natürlich eine schöne Topfpflanze {K01h} für mitten auf den Tisch {K01h} die krieg ich doch billiger bei Moment wo war das doch ich hab sie doch kürzlich erst gesehn {Erinnerungsproblem} noch ich liebe ja Blumen am liebsten hätt ich die ganze Wohnung täte in Rosen schwimmen {K01h} [17] Gott im Himmel es geht doch nichts über die Natur die wilden Berge dann das Meer und die Wellen wie sie am rauschen sind und das schöne Land mit Hafer und Weizenfeldern und allen möglichen Sachen und das ganze schöne Vieh am weiden das täte einem so richtig gut mal wieder Flüsse zu sehen und Seen und Blumen alle möglichen Formen und Düfte und Farben sogar in den Gräben sprießen die überall Schlüsselblumen und Veilchen {K01h, K08m?} [18] das ist die Natur und wenn die sagen es gibt keinen Gott dann kann ich bloß sagen ich pfeif auf ihre ganze Gelehrsamkeit wieso gehn sie nicht hin und schaffen selber mal was hab ich ihn oft schon gefragt diese Atheisten oder wie die sich nennen solln doch erstmal vor ihrer eigenen Haustür kehren aber dann heulen sie nach dem Priester wenns ans sterben geht und warum ja warum weil sie Angst vor der Hölle haben wegen ihrem schlechten Gewissen ah ja mir machen die nichts vor wer war denn das erste Wesen im Weltenraum bevor daß sonst jemand da war der alles geschaffen hat wer denn ah das wissen sie nicht genau so wenig wie ich da sitzen sie da sie könnten [>1013] ebenso gut versuchen daß sie die Sonne am aufgehn hindern morgen früh {Erregung über Atheisten, Gottes"beweis" durch die Schöpfung: K01h, K02h} [19] die Sonne die scheint für dich allein hat er damals gesagt an dem Tag wo wir unter den Rhododendren lagen oben auf dem Howth in dem grauen Tweedanzug und mit dem Strohhut an dem Tag wo ich ihn so weit kriegte daß er mir den Antrag gemacht hat ja zuerst hab ich ihm ein bißchen von dem Mohnkuchen aus meinem Mund gegeben und es war Schaltjahr wie jetzt ja vor 16 Jahren mein Gott nach dem langen Kuß ist mir fast die Luft ausgegangen ja er sagte ich wäre eine Blume des Berges ja das sind wir alle Blumen ein Frauenkörper ja da hat er wirklich mal was Wahres gesagt in seinem Leben und die Sonne die scheint für dich allein heute {Erinnerungen, K08m?} [20] ja deswegen hab ich ihn auch gemocht weil ich gesehn hab er versteht oder kann nachfühlen was eine Frau ist {Erinnerungen, K08m?} [21] und ich hab auch gewußt ich kann ihn immer um den Finger wickeln {K02h} und da hab ich ihm die ganze Lust gegeben die ich konnte und hab ihn so weit gebracht daß er mich gebeten hat ja zu sagen und zuerst hab ich gar keine Antwort gegeben hab bloß so rausgeschaut aufs Meer und über den Himmel ich mußte an so viele Sachen denken von denen er gar nichts wußte {Erinnerungen}  ..."
        Ein schönes Textbeispiel für die Literatur des  Bewusstseinsstromes, aber eine Herausforderung für die Phantasieanalyse!

    Aus Dada und Surrealismus:

       
      Dada-Manifest 1916 {}
      "Als er [Hugo Ball] sein Dada-Manifest am 14. Juli 1916 vortrug, teilte er dem staunenden Publikum mit: «Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man berühmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn, bis zur Bewusstlosigkeit. Wie kann man alles Aalige und Journalige, alles Nette und Adrette, alles Vermoralisierte, Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Dada sagt. Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Dada Herr Rubiner, Dada Herr Korrodi, Dada Herr Anastasius Lilienstein.» [https://www.nzz.ch/feuilleton/100-jahre-dada/dada-geschichten-ii-was-bedeutet-dada-ld.5073] Das ist ein Bericht mit Zitaten, kein Phantasieren.

      Aus Dalis Unabhängigkeitserklärung der Phantasie und Erklärung der Rechte des Menschen auf seine Verrücktheit. [1939].
      "Nur Heftigkeit und Dauer eures gestählten Traumes können der furchtbaren mechanischen Zivilisation widerstehen, die euer Feind und der Feind des »Lustprinzips« aller Menschen ist. Ein Mann hat das Recht, Frauen mit ekstatischen Fischköpfen zu lieben. Ein Mann hat das Recht, lauwarme Telefone ekelhaft zu finden und Telefone zu fordern, die so kalt, grün und aphrodisisch sind [<290] wie der von Gesichten heimgesuchte Schlaf der spanischen Fliegen. Telefone, die so barbarisch sind wie Flaschen, werden sich von der lauwarmen Verzierung der Louis-XV.-Löffel befreien und langsam die Bastarddekorationen unserer milde verblaßten Dekadenz mit eisigem Schamgefühl bedecken.
          Der Mensch hat das Recht, den Schmuck einer Königin als »Lustobjekte« für sich zu fordern: Kostüme für seine Möbel! für seine Zähne! selbst für Gardenien! Handbestickte Kissenbezüge werden die außerordentliche Empfindlichkeit von »Kalbslungeneisenbahnschienen« schützen, bei der Herstellung von Automobilen wird man buntes Glas mit persischen Mustern einführen, um das häßliche, rohe Tageslicht der Landschaften fernzuhalten. Die Farbe alten Absinthes wird das Jahr 1941 beherrschen. Alles wird grünlich sein. »Grün, ich will dich grün« — grünes Wasser, grüner Wind, grünes Hermelin, grüne, vom Schlaf geschwellte Eidechsen, die die grüne Haut, die blendenden Dekolletés der Schlaflosigkeit entlanghuschen, grüne Silberplatte, grüne Schokolade, grün die Elektrizität, die im Todeskampf das lebendige Fleisch der Bürgerkriege versengt, grün das Licht meiner Gala!"

      Galas erste Begegnung mit Breton {}
      "Simone Kahn: "Im Parc du Luxembourg schien die Sonne, als ich die drei Freunde ansprach. Breton war ein etwas bleicher und magerer junger Mann, der trotz seiner schlechten finanziellen Situation eine gewisse Eleganz wahrte. "Sie müssen wissen, ich bin kein Dada", sagte ich ihm von vorneherein. "Ich auch nicht", gab er zurück, mit diesem Lächeln, das er sein Leben lang beibehalten sollte, wenn er sich von seinen eigenen doktrinären Vorgaben distanzierte. Er ist eine ganz eigenwillige Dichterpersönlichkeit, hingerissen vom Außergewöhnlichen und Unmöglichen. Ein rechtes Maß an Unausgeglichenheit, zusammengehalten durch einen scharfen, selbst im Unbewussten wirkenden Verstand, eindringlich, mit einer unbestreitbaren Originalität. Äußerste Schlichtheit und Aufrichtigkeit noch im Widerspruch." Quelle: André Breton und der Surrealismus, Deutschlandfunk 20.02.2016.

      Paul Eluard Galas erster Ehemann
      "Hauptthema allerdings ist die Liebe, in der Korrespondenz wie in der Poesie Eluards, jedenfalls der frühen: "Es gibt kein Leben", so der Briefschreiber im März 1929, "es gibt nur die Liebe." Und auf derselben Seite: "Ohne die Liebe ist alles für immer verloren, verloren, verloren."" Quelle: DER SPIEGEL 9, 1985 "Nur die Liebe Leidenschaftliche Briefe des Dichters Paul Eluard an seine Frau Gala, die ihn wegen Dali verließ, sind in Paris veröffentlicht worden." [Online] Das ist keine Phantasie, sondern eine persönliche Lebenseinstellung. Nimmt man aber den Satz ""Wir sind nie wirklich getrennt gewesen", obwohl sie ihn schon beinahe 20 Jahre zuvor verlassen hatte." hinzu, so stellt dieser ziemlich sicher eine Wunsch-Phantasie Eluards dar.
       


    Aus Thomas Morus Utopia
    "Der Verkehr der Utopier untereinander ... Jede Stadt zerfällt in vier gleiche Teile. In der Mitte eines jeden befindet sich ein Markt für alle Arten von Waren. Dorthin schafft man die Arbeitserzeugnisse einer jeden Familie in bestimmte Häuser, und die einzelnen Warengattungen sind gesondert auf Speicher verteilt. Jeder Familienvater verlangt dort, was er selbst und die Seinen brauchen, und nimmt alles, was er haben will, mit, und zwar ohne Bezahlung und überhaupt ohne jede Gegenleistung. Warum sollte man ihm nämlich auch etwas verweigern? Alles ist ja im Überfluß vorhanden, und man braucht nicht zu befürchten, daß jemand die Absicht hat, mehr zu verlangen, als er braucht. Denn warum sollte man annehmen, es werde jemand über seinen Bedarf hinaus fordern, wenn er sicher ist, daß es ihm niemals an etwas fehlen wird? Werden doch bei jedem Lebewesen Habsucht und Raubgier durch die Furcht vor Mangel hervorgerufen und beim Menschen allein außerdem noch durch Stolz, da er es sich zum Ruhme anrechnet, durch ein Prahlen mit überflüssigen Dingen die anderen zu übertreffen; für diese Art Fehler ist in den Einrichtungen der Utopier überhaupt kein Platz." [Quelle PG https://gutenberg.spiegel.de/buch/utopia-1321/8]

    Eine spontane Imganiation nach Leuner (1985), S. 45 {mit Kriterien signiert}
    "Die junge Kollegin arbeitet in einem Krankenhaus. Im Nachtdienst nimmt sie einen Patienten auf, der einen vital bedrohlichen Kreislaufkollaps hat. Vor der Trage des Patienten stehend, muß sie in akuter Not entscheiden, was zu geschehen hat. Fieberhaft überlegt sie, was diagnostisch in Frage kommt und was sie zunächst verordnen muß. Um sich besser konzentrieren zu können, schließt sie für einige Momente die Augen. Da erscheint vor den geschlossenen Lidern deutlich das Bild einer Landschaft, die von einem breiten Strom überschwemmt wird. Das Wasser steigt in beängstigender Weise höher und höher. Seine Massen überfluten Wiesen und Felder, fließen in die Häuser hinein, und schließlich versinkt alles in den Fluten: Bäume, Häuser und die ganze Landschaft. Hinterher wundert sie sich selbst über diese blitzschnell abgelaufene Imagination. Sie versteht sie als Ausdruck ihrer inneren Erregung, die sie selbst nur andeutungsweise gespürt hat, glaubte sie sich doch nüchtern und gefaßt, in ärztlicher Routine handelnd. Nachdem sich der Zustand des Patienten später gebessert hat, schließt sie instinktiv - gewissermaßen, um nun zur Gegenprobe in sich «hineinzuschauen» - die Augen nochmals. Wieder erscheint eine ganz ähnliche überschwemmte Szene, die Fluten gehen nun aber zurück. Unter den abfließenden Wassern breitet sich bald eine Landschaft mit großen, lichten Wiesen im Sonnenschein aus. Eine maigrüne Birkenallee fuhrt durch das heitere, freundliche und beruhigende Bild."
     



    Analyse einiger Phantasieeinträge in Büchern, Wörterbüchern und Lexika
    In geschweiften Klammen {} werden die Kriterien bon mir eingefügt.
     

    Arnold, Eysenck, Meili (1987), Bd. 2, Sp. 1603-05. gk {mit Kriterien signiert}
    "Phantasie. GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK. Der Begriff „Phantasie" (gr.) bedeutet soviel wie Vorstellungskraft. Trevisa (1398) schreibt, daß bei Nacht häufiger P.n auftreten als am Tag. Newton erwähnt die Kraft der P., die es möglich macht, farbig zu träumen. Der Begriff bezieht sich auf subj. >Vorstellungen (keine >Erinnerungsbilder) {K08m}, seien es >Wachträume und Träume im Schlaf oder >Halluzinationen, in denen visuelle, auditive, taktile und andere Sinnesmodalitäten (deren Kombinationen) enthalten, sein können. Hume (1883) trennt Vorstellungen von >Empfindungen; letztere seien eindringlicher und lebhafter. Er meint aber, daß die Vorstellungen den Empfindungen im >Schlaf, im Fieber und bei >Geisteskrankheiten an Lebendigkeit nahekommen können. Maury (1861) verwendete den Begriff . „hypnagog" (wie S. Freud in seiner „Traumdeutung") für die Vorstellungsbilder, die im Halbschlaf auftauchen. Freud beschäftigte sich mit P. unter dem Konzept der „Primärprozesse" im Ggs. zu den „Sekundärprozessen" des zielgerichteten Denkens. Die Primärprozesse äußern sich selbst in Träumen und Tagträumereien durch Wunscherfüllungsphantasien {K04h}. Eine weitere Bezeichnung für P. hat Bleuler in seinem Konzept des >Autismus eingeführt. Autistisches (im Ggs. zu realistischem) Denken kann Sekunden oder ein ganzes Leben lang dauern und die Realität vollständig verdrängen (z. B. bei der >Schizophrenie). „Ergebnisse autistischen Denkens werden nicht durch realistische und logische Kritik geprüft ... es interessiert sich nicht für die Wirklichkeit, sondern für die Erfüllung seiner Wünsche" (Bleuler, 1922; s. Rapaport, 1951). Bleuler fügt hinzu, daß das normale Denken eine Mischung aus realistischem (R-Denken) und autistischem (A-Denken) ist (McKellar, 1957). Das A-Denken kann die Persönlichkeit zerstören, was bei den >Psy[>1604]chosen vorkommt, oder es kann zeitweilig überhandnehmen, wie z. B. im Traum, in hypnagogen Zuständen, unter dem Einfluß von halluzinogenen Stoffen und bei sensorischer Deprivation. Ebenfalls taucht es bei Tagträumereien auf, in der Mythologie und im Aberglauben. Einige >projektive Verfahren {K05h}, wi4 z. B. der >TAT, enthalten Standardbilder, die die P. anregen sollen; je nach der vom Pbn gegebenen (phantasievollen, -armen) Interpretation dieser Bilder werden dann Informationen über die >Persönlichkeit gewonnen.
        In seinen frühen Untersuchungen über Vorstellungsbilder fand >Galton (1883) „eine ausreichende Verschiedenheit von Fällen, um beweisen zu können, daß die Stärke von Vorstellungsbildern kontinuierlich zunimmt, angefangen mit fast völligem Fehlen von Vorstellungen bis zu ausgeprägten Halluzinationen". Er beobachtete, daß kulturelle Einflüsse die P.tätigkeit unterdrücken oder verstärken (anregen) können, z. B. dann, wenn „die nur schwach wahrgenommenen P.n der Durchschnittsmenschen von hochgestellten Autoritätspersonen als von großer Bedeutung betrachtet werden ... dadurch, daß man sich in solchen Fällen regelmäßig mit ihnen beschäftigt, gewinnen sie immer mehr an Präzision".
        NEUERE ERGEBNISSE. Das Konzept des A-Denkens wurde widerlegt, als man entdeckte, daß registrierbare Phänomene, auch die schnellen Bewegungen der Augen (REM's = rapid eye movements), Begleiterscheinungen der Träume zu sein scheinen (>Traum; >Schlaf) (Aserinsky & Kleitmann, 1958). Durch die Registrierung der REM-Phasen kann die Traumdauer bestimmt und die Zahl der Träume in einer Nacht festgestellt werden. Träumen scheint ein allgemein verbreitetes Phänomen zu sein, und Kleitmann (1963) unterscheidet weniger zwischen Träumern und Nicht-Träumern als zwischen solchen Menschen, die sich an die Träume erinnern, und solchen, die sich nicht erinnern können. Singer und Craven (1961; vgl. Singer, 1966), die Tagträumereien und allgemeinere P.n mit Hilfe der REM-Phasen untersucht haben, finden einen Höhepunkt der Tagträumereien in der Gruppe von 18-29 Jahren, und sie berichten, daß [>1605] 96 % ihrer Versuchspersonen täglich Tagträume hatten.
        Holt (1964) betont die Bedeutung der Erforschung der P. und der Vorstellungstätigkeit für die der Praxis sehr nahen Probleme der modernen >Verkehrs- und Betriebspsychologie. Der Test von R. Gordon (1949), der die Beweglichkeit von Vorstellungsbildern prüft, und der Test von Bett (1909) für deren Lebhaftigkeit werden immer mehr verwendet (Richardson, 1969). Synästhesien wurden intensiv von Luria (1969) an einer Vp untersucht, die diese Art von Vorstellungen hatte. Heute kennt man viele Pflanzen und deren Extrakte, die das A-Denken hervorrufen; Untersuchungen der Ethnobotanik lassen vermuten, daß es noch viele unerforschte Quellen von halluzinogenen Stoffen gibt. Hierin ist ein vielversprechendes Gebiet für die Erforschung der chemisch stimulierten P. zu sehen (Efron, Holmstedt & Kline, 1967). Auf diesem Gebiet, ebenso wie bei der Erforschung der sensorischen Deprivation, wurde der Begriff >„Halluzination" (wie auch P.) viel zu weit ausgedehnt. Der allgemeinere Begriff  >Vorstellung ist eine zutreffendere Bezeichnung für viele der hier erwähnten Phänomene.
        Lit.: Efron, D. H, Holmstedt, B. & N. S. Kline (Eds.): Ethnopharmacologic search for psychoactive drugs. Washington, 1967; Galton, F.: Inquiries into human faculty. London, 1883; Holt, R. R.: Imagery: the return of the ostracized. Amer. Psychologist, 1964; Kleitman, N.: Sleep and wakefulness. Chicago, 1963; Luria, A. R.: The mind of a mnemonist. London, 1969; McKellar, P.: Imagination and thinking: London, New York, 1957; Rapaport, D.: Organization and pathology of thought. New York, 1951; Richardson, A.: Mental imagery. London, 1969; Singer, J. L.: Daydreaming: an introduction to the experimental study of inner experience. New York, 1966.  P. McKellar"
        Vollzitat mit freundlicher Genehmigung des Herderverlage vom 07.08.2017.



    Bertelsmann (1995)  Lexikon der Psychologie (1995). {mit Kriterien signiert}
    "Phantasie [griech.], Einbildungskraft (-»Imagination); die Fähigkeit, etwas nicht sinnlich Gegebenes und auch nicht erinnerungsmäßig Vergegenwärtigtes anschaulich {K08m} vorzustellen, gleichviel, ob das Ergebnis dieser Vorstellung nur eine neue {K03h} Kombination früherer Wahrnehmungen ist oder eine völlig neuartige Schöpfung, ob es auch in der Wirklichkeit existieren könnte oder nicht {K02h}. - Die Ph. wird oft (neben der -»Inspiration) als Hauptbedingung der künstlerischen Produktivität angesehen; andererseits sind auch Traumbilder echte Ph.-Vorstellungen. Die Ph.-Inhalte sind meist durch triebhafte oder emotionale Momente mitbestimmt.
    Die biologische Funktion der Ph. wird in der durch die Vorstellungskraft geschaffenen Möglichkeit eines inneren Probehandelns gesehen, das es erlaubt, verschiedene Verhaltensalternativen durchzuspielen, ohne in der Wirklichkeit ein Risiko eingehen zu müssen. Psychologisch gilt die Ph. als ein Intelligenzfaktor, weil sie zum Finden von Problemlösungen beitragen kann. Bei S. Freud ist die Ph. den -> Primärprozessen zugeordnet."



    Bilder als Kriterium bei Rubinstein (1968), S. 410  {mit Kriterien signiert}
    "DAS WESEN DER EINBILDUNGSKRAFT
    Die Bilder {L07m}, mit denen der Mensch operiert, bleiben nicht auf die Reproduktion des unmittelbar Wahrgenommenen beschränkt. Der Mensch kann auch das in Bildern vor sich sehen, was er nicht unmittelbar wahrgenommen hat. Er kann auch etwas sehen, was es überhaupt nicht gibt, und auch etwas, was es gerade in dieser konkreten Form in der Wirklichkeit nicht gibt {K02h}. So kann nicht jeder in Bildern verlaufende Prozeß als ein Reproduktionsprozeß verstanden werden. Eigentlich ist jedes Bild in irgendeinem Maße sowohl Reproduktion — wenn auch eine ganz entfernte, mittelbare, modifizierte — als auch Umbildung des Wirklichen. Diese beiden Tendenzen, die immer in einer gewissen Einheit vorliegen, divergieren gleichzeitig. Während die Reproduktion der Grundzug des Gedächtnisses ist, ist für die Einbildungskraft die Umbildung des Reproduzierten charakteristisch. Sich etwas einbilden heißt, es umbilden.{K03h}"



    Spektrum Lexikon der Psychologie {mit Kriterien signiert}
    "Phantasie 1) Produktionskraft des Bewußtseins, wie Märchen oder Mythen als eine besondere Verarbeitungsform der Wirklichkeit. Der Entwurf von Alternativen {K03h} im Gegensatz zur Realität kann unterschiedliche Bedürfnisse {K04h} erfüllen: a) ästhetische Bedürfnisse, um den persönlichen Erlebnisraum zu vergrößern; b) praktische Bedürfnisse, um Konsequenzen in der Zukunft {K07m} gedanklich vorwegzunehmen (Problemlösen). c) Ersatzbefriedigung {K04h}, indem das durch den Alltag beschädigte Selbstbewußtsein durch Tagträume und Utopien ausgeglichen wird. Das Phantasieren hilft, Wohlbehagen und narzißtisches Gleichgewicht zu stabilisieren, und Bedrohungen oder beschämende Erfahrungen abzuwehren. Es ist außerdem eine Quelle kreativer Handlungen (Kreativität). 2) Zentraler, mehrdeutiger Begriff der Psychoanalyse: a) Phantasie im Sinne von Einbildungskraft, d.h. als Vermögen zu imaginieren; b) Phantasien als Inhalte der phantasierten, imaginären Welt {K02h}; c) Phantasie als schöpferische Aktivität, die diese Phanatasie-Inhalte belebt. Nach Freud sind Phantasien auf die stimulierende Funktion von Triebimpulsen zurückzuführen. Phantasietätigkeit sei der Gegensatz zum realitätsgerechten Denken, die Fortsetzung des Kinderspiels, sie sei mit Träumen verwandt und würde aus Wunschvorstellungen {K04h} heraus gebildet. Ihre Funktion sei, in der Wirklichkeit nicht gegebene Befriedigungsmöglichkeiten {K02h} auszumalen und Lustwünsche unabhängig vom Triebobjekt zu befriedigen {K04h}. Im Gegensatz zur Vorstellung beinhalte Phantasie eher eine Szenen- oder Handlungsabfolge, bei der die Realitätsprüfung weitgehend ausgeschaltet wird."



    James, William Phantasie aus der Psychologie (1909) > ausgelagert, da zu umfangreich. Obwohl nicht ausdrücklich methodisch erläutert, beginnt James mit Definitionscharakteristiken (Abbilder neu kombiniert := Phantasie).Er hat viele Selbstversuche gemacht und empirisches Material zusammengetragen, was ihn wohltuend hervorhebt.
        Einige Extrakte
    • "Die Fähigkeit, solche Abbilder früher erlebter Originale zu reproduzieren, wird Phantasie oder Einbildungskraft genannt. Wir heißen die Phantasie „reproduktiv", wenn die Abbilder dem Original genau entsprechen; „produktiv", wenn Elemente von verschiedenen Originalen zusammengefügt werden, so daß ein neues Ganzes entsteht.

    •     Werden diese Bilder mit Begleitumständen vorgestellt, die konkret geuug sind, um ein Datum zu konstituieren, dann bilden sie, wenn sie erweckt werden, Erinnerungen. Den Mechanismus der Erinnerung haben wir soeben kennen gelernt. Wenn diese geistigen Bilder sich aus frei kombinierten Gegebenheiten zusammensetzen und keine frühere Kombination genau wiedergeben, dann haben wir es mit eigentlichen Akten der Phantasie zu tun.
          Die Menschen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer optischen Phantasie. — Unsere Ideen oder Bilder von vergangenen sinnlichen Erlebnissen können entweder deutlich und genau oder dunkel, verwischt und unvollständig sein. " (S. 303)
    • "Galton begann im Jahre 1880 eine statistische Untersuchung, von der man sagen kann, daß sie eine neue Phase in der Entwicklung der deskriptiven Psychologie herbeigeführt hat. Er schickte an eine große Anzahl von Leuten ein Zirkular mit der Aufforderung, das optische Erinnerungsbild, ihres Frühstückstisches an einem gegebenen Morgen zu beschreiben. Die dabei beobachteten Verschiedenheiten waren enorm; und sonderbarerweise zeigte es sich, daß wissenschaftlich hervorragende Menschen im Durchschnitt eine geringere Fähigkeit zur Visualisierung bezeugten, als jüngere und unbedeutendere Personen."  (S. 304)
    • Im weiteren (304-309) geht es um Erinnerungs- und Vorstellungstypen bis James S. 309 unten auf Patholgische Verschiedenheiten zu sprechen kommt, wobei er zunächst feststellt: "as Studium der Aphasie (Seite 111) hat in den letzten Jahren gezeigt, wie über alle Erwartung groß die Verschiedenheit der Individuen im Gebrauch [>310] ihrer Phantasie ist."




    Lucka, Emil (1908) Die Phantasie. Eine psychologische Untersuchung. Leipzig: Braumüller.
     
      Lucka 1908 Inhaltsverzeichnis

      Lucka: Verlagerung
      Quelle Lucka (1908), S. 63: "Eine interessante Abart der Bildkombination findet sich besonders im Traume häufig. Ein Gebilde wird in eine ganz neue Umgebung versetzt, durch die es selbst in seiner Gestalt verändert wird. So kann z. B. das gutmütige Gesicht eines Bekannten auf dem eisengepanzerten Leib eines Condottiere gesehen werden, der unbewegt über ein Leichenfeld reitet. Die neue Umgebung wirft ihren blutigen Reflex auf das vertraute, anders gewordene Gesicht."

      Lucka: Kombinationen durch Wiederholung
      Quelle Lucka (1908), S. 63: "Oder die Kombination entsteht durch eine Wiederholung des gleichen Gebildes. Das gesehene und später wiedererinnerte Bild; eines römischen Soldaten kann vielleicht zur Vorstellung einer ganzen Legion werden. Auch hier ist Kombination im Spiel: die Vorstellung einer geordneten Menschenmenge tritt gewissermaßen mit der des Söldners in Beziehung und formt sie um."

      Lucka: Überlagerungen
      Quelle Lucka (1908), S. 63:  "2. Ein ganz typisches Gebilde der Traumphantasie ist es, daß verschiedene Bilder nicht wie in der Kombination zu einem gegliederten Neuen verschmelzen, sondern sich gewissermaßen übereinander lagern, ohne doch ein neues Bild entstehen zu lassen. Etwas Unbestimmtes, Unfaßbares haftet diesen Gebilden an. Die unklare Vorstellung eines Menschen ist da, der aber doch wieder ein wildes Tier, dann ein Berg zu sein Bcheint. Verschiedene Vorstellungen fallen wie halbdurchsichtige Bilder übereinander, hemmen sich gegenseitig und bilden doch nichts geformtes Neues."




    Ribot, Theodule  (dt. 1902; orig 1900)  Die Schöpferkraft der Phantasie. > Inhaltsverzeichnis.
     
      Phantasie bei einer Begegnung
      Quelle Ribot (1902), S. 224: "Von vielen Beispielen gebe ich nur eins. Einer meiner Gewährsmänner schreibt mir, wenn seine Aufmerksamkeit sich in der Kirche, im Thaeater, auf Plätzen ober Bahnhöfen auf irgend eine Person, Mann ober Frau, richte, stelle er sich sogleich nach ihrem Aussehen, ihrer Kleidung unb ihrem Benehmen ihre augenblickliche und frühere Lage, ihre Lebensweise und Beschäftigung vor und sogar das Stadtviertel, in dem sie lebe, ihre Wohnung mit Einrichtung u.s.w., eine in den meisten Fällen irrige Konstruktion, wofür ich mannigfache Beweise habe. Sicherlich ist diefe Veranlagung normal; sie entfernt sich  vom Durchschnitt nur durch eine ungewöhnliche Phantasiekraft, die bei anderen durch eine übermäßige Neigung zur Beobachtung und Analyse, zur Kritik, zum logischen Denken oder zu Spitzfindigkeiten ersetzt ist. Um den entscheidenden Schritt zu tun, um anormal zu werden, muß eine weitere Bedingung hinkommen, die Intensität der Vorstellungen." Anmerkung: Ribot geht von der Phantasie direkt zu Vorstellungen über als ob das für ihn das Gleiche sei.




    Sanders Phantasietest (Fortsetzung einer angefangenen Zeichnung)
    "Bei diesem Test wurden die Probanden dazu aufgefordert eine Zeichnung fortzusetzen, die bereits mit ein paar Linien und Kurven auf einem Blatt begonnen wurde. Er wurde nur 1955 und nur bei den Kriegskindern verwendet." [Q]



    Stern, William (1950) 18. Kap.: Phantasie und 19. Kap.: Sonderfunktionen der Phantasie (Träumen, Spielen Schaffen) in Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage.  in Arbeit.



    Wundt (1918) zur Phantasie > Gesamttext ausgelagert, da zu umfangreich.
    Wundt erkennt zwar zu Beginn des § 17 den konstruktiven Charakter der Analyse der Bewusstseinsvorgänge, aber er verfolgt ihn nicht konsequent und redet so, als entsprächen seine Interpretatiuonen DER Wirklichkeit, DIE es so nicht gibt, weil sie notwendigerweise konstruiert werden muss. Die konstrukive Notwendigkeit der Begriffsunterscheidungen für die Teile des Bewusstseinsstroms ist aber vielfach auch heute von der akademischen Psychologie nicht verstanden. Unser Erleben - nach Wundt zutreffend eine "Gesamtvortstellung" - gibt es natürlich, aber wie wir es wissenschaftlich erfassen, dafür gibt es mindestens mehrere, wenn nicht viele Wege und damit Konstruktionen. Ohne konensorientierte Normierung wird die wissenschaftliche Psychologie nicht weiter kommen.
        Einige Extrakte zunächst aus § 17 Apperzeptionsverbindungen:
    • "14. Insofern die Vorstellungsbestandteile eines durch apperzeptive Synthese entstandenen Gebildes als die Träger des übrigen Inhaltes betrachtet werden können, bezeichnen wir ein solches Gebilde allgemein als eine Gesamtvorstellung."
    • "praktisch kaum eine scharfe Grenze zwischen Phantasie- und Erinnerungsbild zu ziehen." (§ 17)
    • "Man kann daher in Phantasiebildern {K08m} sich ergehen wie in wirklichen Erlebnissen. Bei Erinnerungsbildern ist das nur dann möglich, wenn sie zu Phantasiebildern werden, d. h. wenn man die Erinnerungen nicht mehr bloß passiv in sich aufsteigen läßt, sondern bis zu einem gewissen Grade frei {K06h} mit ihnen schaltet, wobei dann freilich auch willkürliche Veränderungen derselben, eine Vermengung erlebter und erdichteter Wirklichkeit, nicht zu fehlen pflegt. Darum bestehen alle unsere Lebenserinnerungen aus "Dichtung und Wahrheit". Unsere Erinnerungsbilder wandeln sich unter dem Einfluß unserer Gefühle und unseres Willens in Phantasiebilder um, über deren Ähnlichkeit mit der erlebten Wirklichkeit wir meist uns selbst täuschen. {K02h}" (§ 17)
    • "18. Phantasie- und Verstandestätigkeit sind nach allem dem nicht spezifisch verschiedene, sondern zusammengehörige, in ihrer Entstehung und in ihren Äußerungen gar nicht zu trennende Funktionen, die in letzter Instanz auf die nämlichen Grundfunktionen der apperzeptiven Synthese und Analyse zurückführen." (§ 17)
        Einige Extrakte zunächst aus § 20 Die psychische Entwicklung des Kindes:
    • "Indem sich diese ungehemmte Beziehung und Verknüpfung {K03h} der Phantasiebilder mit Willensantrieben verbindet, die den Vorstellungen gewisse, wenn auch noch so dürftige Anhaltspunkte in der unmittelbaren Sinneswahrnehmung zu schaffen suchen, entsteht der Spieltrieb des Kindes. Das ursprüngliche Spiel des Kindes ist ganz und gar Phantasiespiel, während umgekehrt das des Erwachsenen (Kartenspiel, Schachspiel, Lotteriespiel u. dgl.) fast ebenso einseitig Verstandesspiel ist. ... "  (§ 20)

    • "10. Aus der ursprünglichen phantasiemäßigen Form des Denkens entwickeln sich nun sehr allmählich die Verstandesfunktionen, indem in der früher (§ 17, 16 f.) angegebenen Weise die in der Wahrnehmung gegebenen oder durch kombinierende {K03h} Phantasietätigkeit gebildeten Gesamtvorstellungen in ihre begrifflichen Bestandteile, wie Gegenstände und Eigenschaften, Gegenstände und Handlungen, Verhältnisse verschiedener Gegenstände zueinander, gegliedert werden. ..." (§ 20)


    Differentialpsychologische Unterscheidungen und Überlegungen
    Sofern Texte zitiert werden, werden für die Kriterien entsprechende Signaturen vorgenommen

    Allegorie und phantasieren

    Analogie und phantasieren

    Arbeiten und phantasieren  {mit Kriterien signiert}
    "DIE Phantasie gehört, wie das Denken, zu den höheren Erkenntnisprozessen, die den menschlichen Charakter der Arbeit ganz offensichtlich machen. Der Mensch kann keine Arbeit beginnen, ohne in seiner Phantasie eine Vorstellung {K08m} von ihrem Ergebnis zu haben. Die Vorstellung des zu erwartenden Arbeitsergebnisses in der Phantasie unterscheidet die Tätigkeit des Menschen grundlegend von der instinktiven Tätigkeit des Tiers. Phantasie gehört zu jeder beliebigen Arbeit. Sie ist unerläßlich für die Tätigkeit des Künstlers, des Konstrukteurs, des Wissenschaftlers. Strenggenommen ist die Phantasie für das handwerkliche Anfertigen eines einfachen Tisches nicht minder notwendig als für das Komponieren einer Arie oder das Verfassen einer Novelle. Der Handwerker muß sich vorstellen {K08m} können, welche Form der Tisch haben wird, wie hoch,, wie lang, wie breit er sein muß, wie die Beine zu befestigen sind, ob er seiner Bestimmung als Eßtisch, als Experimentier- oder Schreibtisch gerecht werden wird; Kurzum, bereits vor Beginn der Arbeit muß er diesen Tisch vor Augen haben, als wäre er schon fertig. {K07m}" (Petrowski 1976, S. 345)

    Assoziation und phantasieren
    Ganz allgemein bedeutet assozieeren verbinden. Gesellt sich zu einem Bewusstseinsinhalt A ein Bewusstseinsinhalt B, so kann man A und B als miteinander verbunden ansehen. Denke ich an A="Tasse" und fällt hierzu weiter B="Teller" ein, dann sind "Tasse" und "Teller" miteinander verbunder oder assoiziiert. Solche Verbindungen können mehr oder minder fest oder konstant sein, sie können sich aber, z.B. bei geringem Gebrauch auch zurückbilden, schwächer werden.
    Der Assoziationsbegriff spielt eine grundlegende und wichtige Rolle auf vielen Gebieten der Psychologie, besonders auch beim Denken und Lernen. Assoziation ist auch der Namensgeber für die sog. Assoziationspsychologie.

    Aufmerksamkeit und phantasieren
    Wir unterscheiden die frei schwebende, die gerichtete und die verdichtete Aufmerksamkeit. Der Zustand freischwebener Aufmerksamkeit sind für Phantasien günstig, weil hier Lenkung und Kontrolle der Bewusstseinsvorgänge gar nicht oder nur gering ausgeprägt sind.

    Aussagen und phantasieren
    Bei Aussagen geht es oft darum, die wahren Elemente von den falschen oder phantasierten zu unterscheiden. In weit mehr Aussagen zu Erinnerungen spielt mehr Phantasie hinein als man gewöhnlich meint. Die Phantasieanteile herauszufinden kann sehr schwierig, manchmal unmöglich sein (>Aussagepsychologie).

    Bedeutung und phantasieren
    Beziehung zwischen einem Sachverhalt und diesen repräsentierende Zeichen. Bedeutung ist ein grundlegender Begriff der Wissenschaftstheorie und Zeichenlehre, insbesondere der Semantik (Bedeutungslehre). Die Bedeuutungen kann mann dem Sprachgebrauch - und wie er in Wörterbüchern und Lexika dargelegt wird - entnehmen. Die Worte sind die "Kleider" der Begriffe, in denen meist vielfältige Bedeutungen stecken (> Homonyme). In die Bedeutungsdeutung kann viel Phantasie einfließen, woraus viele Missverständnisse und Kommunikationsprobleme resultieren können. Im psychischen Bereich sind genaue Bedeutungszuweisungen besonders schwierig,

    Begehren/ bedürfen und phantasieren
    Eine wahrscheinlich häufige und wichtige Quelle für die Erzeugung, Pflege, Ausgestaltung und Hingabe an Phantasien. Phantasien spielen eine besondere Rolle im Bereich der Erotik, Sexualität, Verliebtheit und Liebe.

    Begriff und phantasieren
    Phantasieren kann auch mit Begriffen erfolgen. Einige Begriffe - besonders aus der Religion, Mythen-, Märchen- und Sagenwelt - repräentieren auch direkt Phantasien, z.B.: Gott, Auserwähltidee, Fee, Hexe, Pegasus, Chimäre.

    Bewusstsein und phantasieren
    Phantasien gibt es in verschiedenen Bewusstseinszuständen: wach: Halbschlaf, Traum, Trance, Dämmerzuständen, ... Besonders günstig für Phantasien sind Zustände, in denen Lenkung und Kontrolle der Bewusstseinssröme herabgesetzt sind.

    Denken und Phantasieren  {}
    Denken und phantasieren sind schwierig auseinander zu halten. Jedes Phantasieren kann auch als Denken prädziert werden - prädizieren heißt ein Merkmal oder Kriterium zu- oder absprechen -, aber nicht jedes Denken kann als Phantasie prädiziert werden. Ich denke, das Fenster ist offen und es ist tatsächlkich offen, dann handelt es sich um einen wahren Gedanken. Ich denke, das Fenster ist offen, aber es ist tatsächlich zu, dann handelt es sich um einen Irrtum. Stelle ich mir aber vor, dass das Fenster offen ist, dann ist das eine Phantasie, unabhängig davon ob es offen ist oder nicht. Schaue ich zum Fenster und nehme wahr, dass es offen ist, dann handelt es sich um eine zutreffende Wahrnehmung.
        Denken heißt geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehung setzen. Reicht diese Definition? Ist sie hinreichend klar, um andere Bewusstseinsprozesse davon abzugrenzen? Geistige Modelle können anschaulich vorgestellt oder abstrakt sein. So betrachtet erscheint es sinnvoll, denken in zwei Haupterscheinungsformen zu fassen: anschauliches denken, abstraktes denken. Ich möchte aber phantasieren nicht auf anschauliches Vergegenwärtigen beschränken.
        Zum logischen Verhältnis von dsenken und phantasieren: Jede Phantasie ist denken, aber nicht jedes Denken ist Phantasie.
        Petrowski 1976, S. 345  {mit Kriterien signiert}
    "Die Phantasie ist eng mit dem Denken verbunden. Ähnlich wie das Denken ermöglicht sie die Vorwegnahme {K07m}. Worin besteht das Gemeinsame von Denken und Phantasie? Was unterscheidet diese psychischen Prozesse?
        Wie das Denken tritt auch die Phantasie in einer Problem Situation in Erscheinung, also dann, wenn es notwendig wird, Entscheidungen zu treffen. Wie das Denken wird auch die Phantasie von den Bedürfnissen der Persönlichkeit motiviert. Der wirklichen Befriedigung der Bedürfnisse kann eine illusionäre Befriedigung der Bedürfnisse in der Phantasie {K04h} vorausgehen, das heißt, es entsteht eine lebendige, klare Vorstellung von einer Situation, in der diese Bedürfnisse befriedigt werden können. Die vorwegnehmende Widerspiegelung der Wirklichkeit im Prozeß der Phantasie verläuft in konkret-bildhafter Form {K08m}, in Form klarer Vorstellungen, während die vorwegnehmende Widerspiegelung im Denkprozeß mit Begriffen operiert, die es ermöglichen, die Welt verallgemeinert und vermittelt zu erkennen."

    Einfall und phantasieren
    Ein grundlegender Begriff der Bewusstseins-, Denk- und  kreativen (Problemlösungs-) Psychologie. Einfälle kann man im Assotiationsmodell A o B (A verbunden mit B) als B betrachten, das in den Bewusstseinsstrom einfällt. Einfälle können als mehr oder minder passend oder nützlich bewertet werden. Es gibt aber auch eine Reihe von störenden und die Lebensqualität beeinträchtigenden Einfällen (Zwangsgedanken, Negatives).

    Entscheiden und phantasieren
    "Wie das Denken tritt auch die Phantasie in einer Problem Situation in Erscheinung, also dann, wenn es notwendig wird, Entscheidungen zu treffen." (Petrowski 1976, S. 346) Das ist eine ziemlich apodiktisch-generalisierende Behauptung, für die keine Belege erbracht werden. Phantasien können insofern eine nützliche Rolle im Entscheidungsreigungsprozess spielen, als verschiedene Möglichkeiten durchgespielt {K07m, K08m} werden können, die eine Entscheidungen für diese oder jene erleichtern können.

    Erinnern und phantasieren
    Erinnern heißt die Re-Präsentation eines Erlebnis-  oder früheren Bewußtseinsinhaltes aus dem Gedächtnis. Erinnerungen könen mit Phantasien angereichert sein - auch ohne dass es bemerkt wird..

    Erleben und phantasieren
    Erleben heißt die Grundfunktion der Bewusstseinsvorgänge: mitbekommen, was in mir vorgeht.
    > Vetter, August (1950)  Die Erlebnisbedeutung der Phantasie. Stuttgart: Klett.

    Erzählen und phantasieren

    Gestalten und phantasieren

    Handeln und phantasieren

    Idee und phantasieren

    Irren und phantasieren
     

    Konzentrieren und phantasieren
    Konzentrieren und phantasieren dürften sich meist ausschließen

    Kreativität und phantasieren
    Kreativ sein heißt Phantasien anwenden.

    Lernen und phantasieren
    Lernt man durch phantasieren? Kann man phantasieren lernen?

    Lügen und phantasieren

    Meinen und phantasieren

    Methapher und phantasieren.
    Bildliche Metaphern können sehr dicht und klar, einen Sachverhalt beschreiben, z.B.: "Trump dreht alle Uhren zurück, die Obama gestellt hat." 'Hafen' statt  'Zuflucht', 'kalt' für 'gefühllos'. Soweit Metaphern im Sprachgebrauch "eingebürgert" sind, sehe ich sie nicht als Phantasien an.

    Planen und phantasieren
    Planen betriff gewöhnlich die Zukunft und damit etwas, was noch nicht wirklich eingetreten ist. So gesehen könnte man alle Planungen formal auch Phantasien als Phantasien ansehen, aber nicht umgekehrt. Dagegen spüre ich aber ein starkes Unbehagen, das wahrscheinlich daher rührt, dass es vollkommen rationale und banale Planungen gipt, z.B. ich gehe heute in die Mensa zum Mittagessen, wo ich keinberlei Phantasie erkennen kann. Anders ist es, wenn sich die Planung um die Frage, wie kann ich das macheen, wie löse ich das Problem, wie kann ich das Ziel Z erreichen.

    Problemlösen und phantasieren
    Ein Problem liegt vor, wenn nicht klar ist, wie ein Ziel erreicht werden kann. Sobald Weg oder Methode klar sindm handelt es sich nicht mehr um ein Problem, sondern um eine Aufgabe, die aber natürlich auch noch gemacht werden muss. Hier täuschen sich nicht wenige Menschen auch in der Psychotherapie, wenn sie meinen, wenn erst klar ist, wie es geht, dann ist das Problem gelöst. Nein, es ist dann nur klar, wie es gelöst werden kann. Phantasie braucht man in aller Regeln, wenn es um Problemlösungen sog. 2. Ordnung geht.

    Sexualität und phantasieren
    Phantasieren spielt in der Sexualität eine sehr große Rolle. Darüber gibt es viele Veröffentlichungen, teils um die Erregung anzureizen mit und ohne PartnerIn.

    • Von Nancy Friday gibt es einige Veröffentlichungen ("Die secuellen Phantasien der Frauen". "Verbotene Früchte Die geheimen Phantasien der Frauen")
    • "Studie zu Erotikfantasien Der Sex im Kopf Ein Techtelmechtel mit zwei Partnern gleichzeitig oder Sex mit Prostituierten - kanadische Forscher haben untersucht, wie verbreitet Sexfantasien sind. Demnach gibt es fast nichts mehr, was nicht normal ist. ..." [SPON 31.10.2014]
    • "Die Top 10 der häufigsten Sex-Fantasien von Männern ... (1) Sie verführt ihn - in der Öffentlichkeit ...;  (2) Ein Dreier mit zwei Frauen ...; (3) Ein ganz spontaner Blowjob ... ; (4) Analsex; (5) Sex in der Öffentlichkeit ...; (6) Der unerfüllte Traum ...; (7) Viele mögen's hart ...; (8) Durchs Schlüsselloch spannen ...; (9) Durchs Schlüsselloch spannen ...;  (10) One-Night-Stand ..." [miss.at 2017]
    • "Männer fantasieren anders als Frauen ... Männer fantasieren anders als Frauen. Sie reagieren viel stärker auf optische Schlüsselreize. Frauen finden es erotischer, Geschichten zu hören. Männer reagieren auf das, was sie sehen. ..." [ZEIT MAGAZIN 13.05.2015]




    Spielen und phantasieren
     William Stern (1935), S. 482: "In den ersten Lebensjahren, etwa bis zum Eintritt in die Schule, ist das Spiel geradezu zentral für das kindliche Verhalten (man nennt diese Zeit deshalb auch das „Spielalter"). Hier fehlt auch noch die scharfe Sonderung von Spielwelt und Ernstwelt; alle Gegenstände der Umgebung und alle Handlungen des Kindes, auch die „ernsthaften", wie Essen, Sich-Anziehen u.s.w., werden ins Spiel einbezogen, mit Spiel durchsetzt; auch im Grade des „Ernstnehmens" besteht keine scharfe Grenze zwischen den beiden Lebensbereichen des Scheins und des Seins. Ob das Kind der Mutter beim Ankleiden des Babys durch Zureichen der Kleidungsstücke hilft, oder ob es seine Puppe ankleidet,macht erlebnismäfsig kaum einen Unterschied. — Das Schulalter schafft grundlegende Änderungen, indem das Kind die beiden, nun deutlich getrennten, Sphären der Arbeit und des Spiels neben einander durchlebt und erlebt ; von da an beginnt eine immer stärkere Entwicklung der Ernsttätigkeit und eine Zurückdrängung des Spielverhaltens, nach Zeitdauer und nach Lebensbedeutung. — Im Jugendalter treten dann Zwischenformen und Mischformen auf : Zwischenformen sind die Betätigungen des Sports, der durch sein Prinzip ständiger Leistungssteigerung nicht mehr rein in der Gegenwart sich befriedigt wie das Spiel, sondern Zukunftsziele des Fortschritts und des Rekords setzt; ferner das Sammeln, das Basteln und andere, schon auf Erzeugung dauernder Objekte gerichtete „Beschäftigungen". Eine Mischform ist das „Ernstspie1", d.h. ein Verhalten, welches bei subjektivem Ernstnehmen doch objektiv noch die Freiheit und Konsequenzlosigkeit des Spiels hat 2)."

    Symbol und phantasieren
    Symbole sind Schöpfungen der Phantasie unter Einbeziehung von Analogien.

    Tagträumen und phantsieren
    Tagträumen ist phantasieren.

    Träumen und phantasieren
    William Stern (1935), S. 469:
    "Im Traum ist jeder Mensch ein Phantast; er erlebt in sich Bilder, deren Inhalte und Abläufe alles real Erfahrene überschreiten, so sehr auch ihr Rohmaterial in Erfahrungen bestehen mag; er erlebt sie mit vollem naiven Realitätsbewusstsein, da ja Kritik, Kontrolle und Widerlegung durch praktische Konsequenzen fehlen; und er hat, beim Erwachen, in aller Stärke das Z weiwelte nge f üh 1, nämlich das Gefühl des Nichtzueinandergehörens der Scheinwelt, aus der er kommt, und der Seinswelt, in die hinein er aufwacht. Auch das schnelle Entschwinden der Traumerinnerungen und das Bewusstsein, dass selbst die in der Erinnerung zurückbleibenden Traumfetzen nur ein ganz schwaches und noch dazu verschobenes Bild von dem geben, was im Traum tatsächlich erlebt worden war — trägt zu jenem Zweiweltengefühl bei."

    Vermuten und phantasieren

    Vorstellen und phantasieren
    Unter vorstellen verstehen wir die sinnliche Präsentation einer aus dem Gedächtnis aufgerufenen Wahrnehmung im Bewußtsein. vorstellen heißt sozusagen "wahrnehmen" ohne äußere Wahrnehmungsquelle mit dem Wissen, daß man vorstellt- und nicht halluziniert oderpseudo-halluziniert (siehe unten). Die vertrauteste Vorstellung im Alltag ist die visuelle; vorstellen heißt hier praktisch: "sehen" mit geschlossenen Augen. Es können aber alle sinnlichen und wahrnehmbaren Funktionen vorgestellt werden: riechen, schmecken, hören, bewegen, Anspannung, Entspannung, Kälte, Wärme (Autogenes Training) ...

    Wahrnehmen und phantasieren
    In Wahrnehmungen mischen sich nicht selten Phantasien, besonders unter mehr oder minder unstrukurierten Bedingungen, typisch etwa bei der Interpretation von Wolkenbildern oder projektivem Testmaterial (Rorschach).

    Werten und phantasieren
    Werte sind Schöpfungen des menschlichen Geistes und so betrachtet von Haus aus Phantasien. Stirner  hält Werte gar für Wahngebilde, was aber nur stimmen würde, wenn man Werte eine objektive und reale Existenz unabhängig vom menschlichen Leben und Erleben  zusprechen würde. Im Allgemeinen werden Sachverhalte für Menschen zu Wertträgern, wenn sie mit positiven oder negativen Gefühlen assoziiert  sind. Das lässt sich zweifellos empirisch belegen und so gesehen gibt es Werte auch objektiv, nämlich im Menschen und analogen Lebensformen.

    • "Es ist nicht gut allein zu sein." Das ist auf den ersten Blick zumindest ein allgemeinen Werturteil. Könnte dieses Werurteil - und falls wie -  auch zur Phantasie werden? Weltendiskussion: Im System der Welten gehört dieses Werturteil zur normativen Welt und vielleicht auch zur Wunschwelt. Es gibt aber auch eine empirische Interpretation, wenn zum Beispiel festgestellt werden kann, dass Menschen, die nicht allein leben, nicht so mit ihrem Leben zufrieden sind, wie Menschen die nicht allein leben. In diesem Falle wäre aber eine andere Formulierung besser, etwa: Menschen, die allein leben, nicht nicht so zufrieden wie Menschen, die nicht allein leben.
    • "Du sollst nicht töten" Die Norm gehört natürlich unbestreitbar zur normativen Welt.


    Wünschen und phantasieren
    Da es sogar ein eigenes Wort - Wunschphantasien -gipt, ergibt sich die große Bedeutung der Wünsche für Phantasien. Wunschphantasieen können ein Ersatz

    Wollen und phantasieren



    Lebens- und Wissenschaftsbereiche und Phantasie  {}

    Alltagsleben und Phantasie {}
    Das Alltagsleben ist voller Phantasie, wobei sie oft nicht ausdrücklich bemerkt wird. In fast allen Bewusstseinsströmen dürften Phantasieteile enthalten sein.



    Arbeitswelt und Phantasie > arbeiten und phantasieren.


    Beziehungen und Phantasie {}


    Erotik und Phantasie {}


    Film und Phantasie {}


    Kriminalität und Phantasie {}


    Kunst und Phantasie {}


    Liebe und Phantasie {}


    Literatur und Phantasie {}
    Gedichte, Erzählungen, Romane brauchen während der Erzeugung einige Phantasie und meist enthalten sie auch viel Phantasie und bestehen sogar im Wesentlichen aus Phantasie, auch wenn sie wie viele Romane virtuelle Wirklichkeiten beschreiben: Als-ob-Welten.



    Mathematik und Phantasie {}
    Für die psychologische Analyse brauchbare Befunde und Beschreibungen wie MathematikerInnen phantasieren, habe ich nicht gefunden. Intuitiv habe ich keinen Zweifel, dass es in der Mathematik viel mehr Phantasie und Probieren gibt als man es den fertigen Arbeiten ansieht. Die Wege mathematischen Denkens und Phantasierens werden sehr gut verborgen.
        Hilbert wird die kleine Bosheit zugeschrieben; "Ein Mathematikstudent besuchte nicht mehr die Vorlesungen - er schriebe jetzt einen Roman. Man fragte sich daraufhin in Göttingen, wieso ausgerechnet ein ehemaliger Mathematiker Dichter würde. «Aber das ist doch ganz einfach,» sagte HILBERT: «Er hatte nicht genug Phantasie für die Mathematik, aber für Romane reicht's.»" (Ehlers 1994, S. 31). Eines kan dieses bon mot jedenfalls sehr deutlich machen: Im Selbstverständnis großer Mathematik ist mathematisieren eine Denktätigkeit, die sehr viel Phantasie erfordert - auch wenn die meisten SchülerInnen aus ihrem Mathe-Erleben in der Schule da einen ganz anderen Eindruck haben. Phantasie und Kreativität braucht man wahrscheinlich zum Erkennen von Zusammenhängen, Möglichkeiten, insgesondere Lösungsmöglichkeiten. Die Phantasien der MathematikerInnen beim Mathematisieren liegen weitgehend im Dunkeln.
        Nebenbei aufgefallen: In dem von Walter R. Fuchs (1976) Formel und Fantasie  gibt weder Abschnitt noch einen Sachregistereintrag zum Therma Fantasie.



    Metapahysik und Phantasie {}



    Psychopathologie und Phantasie {}
    Angstphantasien, Depression (Mangel an Phantasie), Dysmorphophobie, Eifersucht(swahn), Größenphantasien, Hypochondrie, Katatstrophenphantasien, negative Phantasie, Wahn, Zwangsgedanken.
     

    Bürger, Hans  (1926) Beiträige zur Psychopathologie  schizophrener Endzustäinde. Mitteilung. Über die Entstehung paraphrener Wahnbildungen und über Erinnerungstiiusehungen.  Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 435-444, hieraus S. 721f:

      "Auf Drängen der Mutter nahm er nieder Arbeit in einer Möbelfabrik, wo er bis zur Aufnahme in die Klinik am 19.1.1925 arbeitete. Ab und zu äußerte er zu Hause merkwürdige Dinge; von feurigen Gestalten sprach er, die er gesehen habe. Der ihn auf Anraten eines Arztes einliefernde Bruder gab uns weiter an: Oe. habe einmal behauptet: ein Steinbruch habe geschrien. Die Moabiter gingen um. Er habe Über viel Kopfschmerzen geblagt, und daß er sich verändere. Allerlei Beschwerden: Müdigkeit, Schwindelgcfühl habe er zu Hause vorgebracht. Schlaffheit und Unlust zur Arbeit habe man ihm deutlich angemerkt.
      Bei der Aufnahme (19.1.1925) sahen wir einen frischen, kräftig gebauten Menschen vor uns, rund und beweglich im Gestus, mit lebhaften Augen, der Bich ganz unauffällig benahm, mit dem man gleich guten Rapport hatte. Er gab ohne jeden Rückhalt an: mit ihm müsse etwas nicht richtig sein. Er müsse etwas im Kopf haben. Anfälle kämen oft über ihn, klagte er, dann weite sich das Herz, die Atmung gehe rascher, die Adern würden ganz dick. Manchmal sei er ganz verändert. Er spreche dann mit einer Baß- oder Fistelstimme. Sein Körper sei oft schwarz und fühle sich wie rußig an. Mit seinen wahnhaften Inhalten hielt er zunächst zurück, sprach nur unbestimmt von etwas Geheimnisvollem, brachte dann aber sprudelnd und ganz unbeirrt durch alle Anzweiflungen und selbst durch Spott in unerhörter Fülle phantastische Erlebnisse vor, die er gehabt haben wollte. Unbekümmert gab Oe. Antwort auf Fragen nach seinem sonstigen Lebenslauf. Freundlich, zugänglich Baß der kräftige, untersetzte Mensch da, sprach von seiner Arbeitszeit, um dann immer wieder bei jeder sich bietenden Pause seine psycho¬tischen Inhalte vorzubringen; „Ja, Herr Doktor, das Stück ist mir passiert, da bin ich unter Wasser einem Mann begegnet, und wir konnten sprechen miteinander." Unbeirrt durch die Frage „wovon denn?" „Ja, Herr Doktor, das war so, ganz blau war alles. Und ein Fisch ist da geschwommen, dem sah man an, daß er aus der Unterwelt kam." Unterbrach man Oe., „das ist doch Unsinn, erzählen Sie lieber, ob Sie früher viel geträumt haben", sprach er ruhig weiter: [>722]
      „Nein, Herr Doktor, geträumt habe ich nicht. Aber mit 7 Jahren ist mir das schon passiert, daß mir ein Mann gesagt hat: „Wenn deine Schwestern verschmelzen, gibts einen Fischleib. Da ist mir auch Gott begegnet, Bauber sah er aus in grünem Zivilmantel. Als ich ein Bub war, kam ein Mann mit einer weißen Scgeltuch-tasche und war plötzlich verschwunden." Das Fegfeuerschiff hat ihn — den Patienten — mitgenommen. Ein Drache mit feurigem Schlund kam auf einmal auf ihn zu. Engel waren ihm auf der Straße entgegengekommen. Ein schöner Jüngling, der Gott war, hat ihm zugelächelt. Kosmologische und dämonologisehe Vorstellungen unter allerlei szenischen Zutaten spielten eino Hauptrolle. Die Tore zu den Totenreichen seien geöffnet. Die Moabiter und die anderen feindlichen Männer versuchten die Herrschaft zu gewinnen. Das Fegfeuerschiff sei durch die Luft gesaust. Ihn selbst habe es mitgenommen, und die Höllenpforte habe er vom Schiff aus gesehen."


    Beringer, K. & Mayer-Groß, W. (1925) Der Fall Hahnenfuß.  Ein Beitrag zur Psychopathologie des akuten schizophrenen Schubs. Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 209-250, hieraus S. 223f:

      "Ein Gedanken- und Erlebniskonnex ist es.daher ganz, besonders, der es verdient, für alle Zeiten der Erinnerung festgehalten zu werden; ich meine das Erlebnis zu Hanse, das ich mit den Worten bezeichnen möchte: Einzug im Himmel. Es ist dies nicht mit einfachen Worten abzutun, als sei es ein Spiel der bloßen Phantasie gewesen, vielmehr war es die realste Wirklichkeit: in deren Mittelpunkt [>224] strahlte ein Juwel ewiger Glorie [„Es war für mich die Gottheit, eher gesehen als gefühlt"] von unvergänglicher, unauslöschlicher Geisteshöhe und -tiefe [„Ein Erleben in Größe instinktmäßig. Der Maßstab versagt"]. Kein Erlebnis meiner Seele ist für mich je so bedeutsam gewesen, wie dieses Bewußtsein, im Paradiese zu leben: Im Lande der Sphärenharmonie, von einem Stern zum anderen wandernd, immer neue Seelen im Glänze der Himmelsgebilde erkennend, dabei die tiefsten, im Ixben nie geahnten Zeitdimensionen durchmessend, im Lande der ewigen Schönheit, des tiefsten und reinsten Friedens, der vollsten wahrsten Harmonie, von Musik und Engelgesang umflutet, dabei in allem frei und völlig unbehindert im Raum der Unendlichkeit schwebend — so tat sich meinem innern Auge diese neue Welt der Herrlichkeit auf, — nie geahnt, nie auch nur leise erträumt: überall Liebe erschauend, Harmonie ergründend, in der Tat alles darin enthalten, was man nur auch überhaupt in das Wort Himmel oder Paradies hineindenken kann, und das man um jeden Preis ewig so festzuhalten wünscht."


    Eyrich, Max  (1925) Zur Klinik und Psyehopathologie der pyknisehen Sehizophrenen.  Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 682-723, hieraus S. 694:

      "So kam Frau B. vor 3 Jahren in die Klinik, wo sie nun seither auf der ruhigen Wachabteilung lebt. Ganz kurze, nie über Stunden dauernde Erregungszustände machten zuweilen schon die Verbringung auf eine andere Station notwendig. So schrie sie einmal in einem solchen eine halbe Stunde lang gellend hinaus und gab die Begründung, es sei ihr ein Schweinehals eingesetzt worden. Im Bad beruhigte sie sich dann sehr rasch.
          Sonst treffen wir sie untätig im Bett liegend an. Sie reicht uns in freundlicher Art die Hand, ein aufgeschlossenes Lächeln geht über ihr Gesicht, ihre Worte geben der Freude Ausdruck, daß wir an sie gedacht haben. Die äußeren Formen des Verkehrs werden vollkommen eingehalten. Wir bemerken an der leicht koketten Art, sieh zu kleiden, daß ihr weiblicher Sinn für Eitelkeit nicht erstorben ist.
      Wenn wir Glück haben, so folgt, sie unserer Aufforderung, von ihrem Denken und ihren Erlebnissen zu erzählen. Sie wird aufgeschlossen, gesprächig, lebhaft. Bald mit heiterer Redseligkeit, bald mit angehaltener leiser Stimme, als ob das niemand hören dürfte, spricht sie. und wir erfahren, daß sie den ganzen Tag erlebt. Es hat mit Tagträumereien Ähnlichkeit — manchmal hören wir sie selbst lachend sagen: es sind lauter Phantasien.
          „Sie spüre alles, was im Haus vorgeht, auf eine Art magnetische Weise sei sie mit allem verbunden. Wenn jemand neu auf die Abteilung kommt — es sei ihr nicht angenehm —.dann wisse sie durch ihre Verbundenheit schon beim Betreten des Hauses, was diesem fehle. — Manchmal bei Nacht lösen sich die Zöpfe ihrer Mitpatientinnen los und legen sich ihr auf den Bauch, ganz lang. — Dann stirbt wieder eines, ein anderes wird gesund, und „das Leben" dieser Mensehen fliegt auf das Dach und kreist da. — Heute Nacht, da sei sie als Eva auf die Straße gegangen, ohne Kleider, das müsse sie seit ihren Jugendjahren tun und jetzt immer wieder." „Die Natur kehrt wieder, wenn man solange allein ist"... „Sie könnte uns noch lange erzählen, aber wir glauben es ihr ja doch nicht, wir halten das für unwahr oder für verrückt, aber das ist es nicht, wir verstehen sie nur nicht."
          Viele Wortneubildungen fließen in ihrer Rede, vieles erscheint völlig unverständlich und zerfahren, affektiv ist Frau B. in den letzten Jahren deutlich verflacht und sie ist auf keine Weise zu einer Tätigkeit zu bringen. Und doch fühlen wir uns stets aufs neue überrascht, wenn wir zu ihr hintreten, wie lebhaft und geordnet sie ein oberflächliches Gespräch zu führen vermag."


    Donatlh, Julius  (1905) Zur l)sychopathologie der sexuellen Perversionen. Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, 435-444, hieraus S. 443f:

      "Wir sehen also bei diesem jungen Manne, in dessen Seiten Verwandtschaft Irrsinn vorgekommen ist, dass im 10. Lebensjahre gelegentlich des Anblickes einer Züchtigung ein unbekanntes, dunklos Gefühl woll-lüstiger Erregung entstellt. Mit dieser mächtigen, wenn auch noch unklaren Empfindung vergesellschaftet sich so innig das Bild der robusten Bäuerin mit den hochgeschürzten Röcken und schmutzigen Waden, dass der Anblick solcher Bäuerinnen ihn geschlechtlich hochgradig erregt und in allen seinen späteren erotischen Phantasien diese Gestalten stets wiederkehren, und er sich an der Stelle des geprügelten Knaben sieht Diese Scene des Schmerzerduldcns wird noch mit der der Erniedrigung erweitert, welche durch die Auslieferung au die Bauern erfolgt. Die Vorstellung der Schlüge ist mit Erectionen und Ejaculationen verbunden. Es bandelt sieh also um einen in der Vorstellung sich abspielen¬den (ideelleu) Masochismiis, oder wie Schrene.k-Not7.ing es nennt, um passive Algolagnie. Diese besondere Form psychischer Onanie war bis zu seinem IS. Jahre die alleinige Art der Geschlechtsbefriedigung. Aber auch von da ab, wo er den sexuellen Verkehr aufsuchte und wobei der Coitus stets in natürlicher Weise vollzogen wurde, traten in 3 bis Stägigen Anfällen, jetzt schon wöchentlich, diese unbezwingbaren, pervers erotischen Vorstellungen auf. Ihr pathologischer Charakter zeigte sich auch darin, dass sie mit seelischer Pein einherging, die Ejaculatiou keine Befriedigung brachte, vielmehr die erotischen Bilder mit dem Öchlusseffect wieder von Neuem begannen und nach dem Aufhören des Aufalles allgemeine Kürperschwäche, Verstimmung und Lebensüberdruss sich einstellten, die bald wieder mit Reizzuständen (Wolfshunger, Kopf-"[>444]reissen) wechselten. ..."


    Daffner, Hugo (1922) Zur Psychopathologie der Königsberger Mucker. Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatriem 151-, hieraus S. 153f:

      "Die Ideenwelt der Königsberger Muekerkreises FN2) ging aus von dem Theosophen Johann Heinrich Schönherr, der 1770 in Memel als Sohn eines Unteroffiziers geboren war. Schönherr hatte nie etwasRichtigesgelernt. Er rühmte sich geradezu, nie ein Buch zu Ende gelesen zu haben. „Als Schüler, so erzählt er selber, forschte ich mehr als ich lernte. Schon beinahe zwei Jahre vor meiner Entlassung von der Schule zur Universität hüben meine Zweifel an einer göttlichen Offenbarung sich so zu mehren, daß ich selbst Gründe, sie zu verteidigen, fand." Er läßt sich in Königsberg als Jurist immatrikulieren und gelangt im Herbst 1792 auf einer Reise zu seinem „System". Er schreibt darüber selber: „Stoff der Körper, Wesen des Geistes, Zusammenhang zwischen beiden waren die ersten Wahrheiten, welche ich der Untersuchung zugrunde legen mußte ... Nur einer höheren göttlichen Fügung darf ich es danken — denn wie viele mögen dasselbe und vergeblich gesucht haben —, wenn ich bei Öfteren einsamen Gängen in die Natur im Sommer des Jahres 1802 FN3), als ich, die Pflanzen betrachtend, meinen Gedanken nachging, woraus sie doch werden möchten, durch die in meiner Seele nachtönende Antwort überrascht ward: Wasser ist's . . . Die Pflanze hatte also ihren Zuwachs bloß aus dem Wasser gezogen — was, fragte ich, nun ist das Etwas, das das Wasser in den zarten Keim der Pflanzen treibt . ..? Da wandelte und lag ich dann nun wieder oft einsam unter den Wohlgerüchen der Gewächse, diesen Gedanken nachhängend ... Der Geruch der mit Tau getränkten Pflanzen, eines Morgens mir frischer denn sonst entgegenduftend, gab mir die erste Mutmaßung. Ich fragte nämlich: Was treibt diesen Geruch a\is den Pflanzen aus? Mein Blick erhob sich zur Sonne: Die Antwort war: „Nur Wärme, Feuer, Licht, .Sonnenstrahl!" Wärrae entbindet sich aus dem Feuer oder Licht. Licht muß bildendes Prinzip in der Schöpfung sein. Je mehr ich forschte, je mehr bestätigte es sich. Ein Stoff für die Körper, ein Etwas für den Geist war gefunden." Das Jahr darauf kehrt Schönherr von Rinteln, wo er seine Entdeckung gemacht hatte, über Leipzig, wo er wegen seines eigenartigen Auftretens als Geisteskranker interniert wird, nach Königsberg zurück. Hier lebt er bescheiden als Privatmann von den milden Gaben seiner Freunde, eifrig für seine Lehre und deren Ausbreitung wirkend. Er hatte stets einen oft größeren, oft kleineren Kreis von Anhängern um sich. Ein Student, der religiöse Zweifel hatte, wird an Schönherr gewiesen und macht darüber folgende Aufzeichnungen: „Sein Äußeres frappierte mich; denn er geht mit einem Barte und unverschorenem Haupthaar, welches er seiner Gesundheit wegen tut, da das Beschneiden der Haare ihm Übelbefinden verursacht. Noch mehr frappierten mich seine Reden, welche mir ganz neu waren. Denn er sprach von Gott [>154] in der Art-, daß das Licht Gott sei, alte Eigenschaften, welche wir Gott beilegten, dem Lichte beizulegen seien  ..."

      FN2) Mucker, vom germanischem muh (heimlich tun), bedeutet ungefähr heimtückische Frömmler; zuerst für die Anhänger des Jenenser Theologen Buddeus (1663—1729), dann vor allem für die Anhänger der hier behandelten Sekte gebraucht,
      FN3) Diese Jahreszahl ist irrtümlich. Archiv für Psychiatrie.  Bd. 67. 11"


     
     



    Psychotherapie und Phantasie
    In der Psychotherapie (Beratung, Coaching) spielen Phantasieren eine kaum zu überschätzende Rolle, als  (Mit-) Grund  von Störungen und als Heilmethode, z.B. Aktive Imagination (Jung),  Bewusstseinslenkung (Sponsel), Desensibilisierung, freies Assoziieren, gelenkter Tagtraum, Imaginationsverfahren, katatyhmes Bilderleben, Mentales Training, Psychodrama, Rollenspiel, Theatertherapie,  ...

        In Kirn et al (2009), S. 7 wird ausgeführt:

      "1.1.1 Vorstellungen sind relevant für die Erklärung und Behandlung psychischer Störungen
      In fast allen psychotherapeutischen Ansätzen besteht Übereinstimmung darüber, dass »Vorstellungen «, die ganz allgemein bei der Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung von Verhalten und Erleben eine wichtige Rolle spielen, auch für die Erklärung und Behandlung psychischer Störungen relevant sind. Die Wirksamkeit therapeutischer Veränderungsarbeit mittels imaginativer Methoden konnte in zahlreichen Untersuchungen für eine Vielzahl psychischer Störungsbereiche aufgezeigt werden (vgl. Singer u. Pope 1999):
      • Angst (Wolpe 1958; Lang et al. 1970; Weerts u. Lang 1978)
      • Sexuelle Funktionsstörungen (Kaplan 1974)
      • Essprobleme (Vanderlinden u. Vandereycken 1995)
      • Aff ektive Störungen (Schultz 1999)
      • Soziale Ängste (Kazdin 1999; Kossak 2004, S. 401ff , 621ff )
      • Schmerz (Basler et al. 1999)
      • Sprech- und Sprachstörungen, Stottern (Kossak 2004, S. 488ff )
      • Krebsbehandlung (Simonton u. Simonton 1975; Simonton et al. 2001)"
        Inhaltsverzeichnis von Singer % Pope (dt. 1986, Hrsg.) Imgaginative Verfahren in der Psychotherapie.


    Technik und Phantasie
    Die Aufgabe der Technik ist die Optimierung von Leistungen. Es ist die Domäne der Tüftler und Erfinder, die Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit, Erfahrung, Wissen, Experimentierfreude, Kreativität und Phantasie brauchen. Das kann auch auf absurde Spitzen getrieben werden, wie uns das die großen Inter-Giganten derzeit eindringlich vorführen.



    Theater und Phantasie



    Wissenschaft und Phantasie
     
     
       


    Forensische Aussagepsychologie und Phantasie
    Die Kernfrage der Aussagepsychologie lautet: ist diese Aussage realerlebnisbegründet oder nicht? Bei umfangreicheren und komplexeren Aussagen lässt sich das nicht so einfach sagen, weil Teile mehr oder minder realerlebnisbegründet und andere Teile mehr oder weniger realerlebnisbegründet oder ganz falsch sein können. Falsch, weil sie auf Suggestionen oder Irrtum beruhen oder gelogen sind. Quellen des Irrtums kann es vielerlei geben, u.a. auch die Phantasie.

    Man kann der Übersichtsgraphik entnehmen, dass es eine ganze Reihe von Fehlermöglichkeiten für nicht tatsächlich realerlebnis-begründete Aussagen gibt. In sämlichen Fehlleistungen, auch bei der Lüge, kann Phantasie eine Rolle spielen. Mit dieser bloßen Zuordnung ist aber noch nicht viel gewonnen. Psychologisch interessanter ist die Frage, wie man das unterscheiden, begründen und erklären kann?
    Auch beim Irrtum gibt es noch weitere Fallunterscheidungen. Die beiden hauptsächlichsten Varianten sind: wird ein Irrtum für möglich erachtet oder nicht und dann die Aussage mit Gewissheit vertreten, die dann besonders überzeugend wirkt.

    Potentielle Quellen für Phantasieantworten bei Aussagen
    Eine Phantasie ergänzt oder erzeugt einen Sachverhalt, der nicht tatsächlich realisiert wurde.
    Die Gretchenfrage lautet: warum geschieht das? Warum erzeugen oder ergänzen Menschen Sachverhalte, die nicht stattgefunden haben?
    In der Regel geschieht dies nicht bewusst. Geschieht es mit Wissen und Absicht, liegt eine Lüge vor. Es sind aber auich Zwischen- oder Grenzzustände möglich, wo der Erzählende Phantasieanreicherungen für möglich hält.

    Hypothesen zur Frage, was kann hinter der Phantasieproduktion bei Aussagen stecken?
     

      H1 Realitätskontrolle funktioniert nicht angemessen
      Wenn Phantasien die Wirklichkeit ersetzen, dann bedeutet das immer, dass die Realitätskontrolle nicht angemessen funktioniert. Zur Realitätskontrolle von Erinnerungen sind mir keine Untershcungen bekannt.

      H2 Erwartungsdruck
      Der Befragte nimmt an, das der Vernehmende etwas hören oder will. Der Befragte fühlt so etwas wie "Lieferdruck". Ich muss etwas sagen, das erwartet man von mir. Ich will brav sein., Ich will gefällig sein. Ich darf nicht enttäuschen.

      H3 Ergänzungsdruck
      Der Befragte nimmt an, dass seine Erinnerungen so nicht vollständig sind, Lücken haben. Der Befragte möchte nach seinen Vorstellungen eine ganze Geschichte liefern.

      H4 Assoziierte Merkmale, die sich in Vergegenwärtigung mischen

      H5  Motivbedingte Assoziationen
      Wünsche, Bedürfnisse, Interessen, zusammengfasst motivbedingte Gründe können Assoziationen, die nicht dem Wirklichkeitsgeschehen entsprachen, hinzufügen.

      H6 Wissensbedingte Assoziationen
      Das Wissen kann insofern einen Streich spielen, dass etwas erinnert und ausgesagt wird, das gar nicht stattgefunden hat. Beispiel: Danach hat er die Hose zugeknöpft. Das kann aus mehreren Gründen mehrfach falsch sein: (1) weil er es nicht gemacht hat; (2) weil er gar keine Hose mehr anhatte (nur die Unterhose); (3) weil die Hose gar nicht zum Knöpfen war, sondern einen Reissverschluss hatte. Das kann durch suggestive Vorgaben - was hat er dann gemacht - oder Bedrängen? - wiederholgen oder verstärken der suggestiven Vorgabe - na sag schon, was er dann gemacht, als er die Hose wieder anzog? Das lässt sich durch anschließende Wissenprüfung weiter erkunden: Was macht ein Mann alles, wenn er sich nach dem Aufwachen anzieht?

      H7  Suggestive Vorgaben
      Eine häufige und gefährliche externe Quelle für Phantasieantwortungen sind  Suggestivfragen  der Explorierenden oder Vernehmenden. Je mehr diese als Autorität anerkannt werden, desto stärker sind diese Fehlerquellen.
          Phantasien, die auf suggestive Vorgaben zurückgehen können, sind grundsätzlich leicht erkennbar, wenn wortwörtliche Fragen oder Vorgaben erfasst sind.

      H8  Bedrängen
      Bedrängen ist mehr als eine suggestive Vorgabe. Beispiele: Sag, war es nicht nicht so? Noch massiver: Sag doch endlich, war es nicht so. Oder: Das hast Du schon einmal zugeben!

      H9  Eingeredet
      Einreden hat vor der Aussage stattgefunden. Durch das Einreden wird der eingeredete Sachverhalt Teile der - dann falschen oder verfälschten - Erinnerung. Was man meinte erlebt zu haben, hat man gar nicht so erlebt, sondern durch das Einreden in die Erinnerung (falsch) eingearbeitet.


     
     

    Aussagepsychologiegeschichtliche Anmerkungen

    Phantasie bei Arntzen

      Arntzen gehört mit Undeutsch und Trankel zu den Pionieren der Aussagepsychologie in der 2. Hälfte des 20. Jhd, in der ersten Hälfte war es William Stern.

      Der Phantasiebegriff in Begabung (1976), S. 132:
      "1. Begriff der Phantasie und des kreativen Denkens
      Wenn die Gedanken (z. B. Problemlösungen) und Vorstellungen eines Menschen nicht von anderen übernommen, vielmehr für ihn und die Population, in der er lebt, neu sind, sprechen wir von kreativen Gedanken bzw. von Phantasieprodukten.
          Die Phantasieleistungen und kreativen Denkleistungen enthalten jeweils als ganze ein Moment des Neuen, oft des Originellen, auch wenn die einzelnen Teile desselben („Elemente") schon vorher bekannt waren. Schon Existierendes wird also neu verknüpft {K03h}, neu gestaltet. ...
          Den Begriff „produktives" Denken vermeiden wir hier, weil wir ihn im System unserer Arbeitsbegriffe als Gegensatz zum rezeptiven und zum reproduktiven Denken benötigen — das Moment des „Neuen" ist für unseren Begriff des produktiven Denkens nicht so entscheidend wie die Tatsache, daß der Denkende seine Gedanken se1bst entwickelt, sie selbst hervorbringt und sie nicht etwa nur aufnimmt, auffaßt, nachdem sie von anderen dargeboten worden sind. Kreatives Denken ist nach dieser Begriffsbestimmung immer produktiv, aber nicht jedes produktive Denken ist kreativ.
          Der Begriff der Phantasie soll sich in unserem System der Arbeitsbegriffe nur auf den Bereich der Vorstellungen, das kreative Denken auch auf den Bereich der abstrakten Gedanken beziehen."

      Phantasie in der Psychologie der Zeugenaussage (1993, 3. A.)
      Es finden sich folgende Sachregistereinträge: Phantasieeinfälle und -produkte 28, 34, 49, 53, 114, 121, 123 —, Wiedererinnerung von 54 Phantasieprüfung 34, 72, 128.
       

      Phantasie bei Undeutsch
       

      Phantasie bei Trankell
       

      Phantasie bei Stern (im Bereich Aussagepsychologie)

      • Stern, William (1914) Eigenschaften der frühkindlichen Phantasie. Zeitschrift für pädagogische Psychologie und experimentelle Pädagogik 15, 305-313.
      • Stern, William (1931) Dauerphantasien im 4. Lebensjahre. Zeitschrift für angewandte Psychologie 38, 309-324.
      • Stern, William (1938) Ein Test zur Prüfung der kindlichen Phantasietätigkeit ( "Wolkenbilder "-Test). Zeitschrift für Kinderpsychiatrie 5, 5-11.


    Was lässt sich aus Phantasiegeschichten folgern (aussagepsychologisch diagnostizieren)?
     
     



    Literatur (Auswahl) > ausgelagert.

    Reader (ausgelagerte):

    • Busemann (1951) Phantasie und Denken.
    • James, William (1909) Phantasie in (303-313) Psychologie.
    • Ribot, Theodule  (dt. 1902; orig 1900) Inhaltsverzeichnis: Die Schöpferkraft der Phantasie.
    • Stern, William (1950) 18. Kap.: Phantasie und 19. Kap.: Sonderfunktionen der Phantasie (Träumen, Spielen Schaffen) in Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage.
    • Wundt, Wilheln (1918) § 17  Apperzeptionsverbindungen.
    • Wundt, Wilheln (1918) § 20  Die psychische Entwicklung des Kindes.




    Links (Auswahl: beachte)
    • https://www.songlexikon.de/songs/wunderzarahleander




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    abrufen vs. erfinden
    Die Information hilft in seiner extremen inhaltlichen Dürftigkeit nicht weiter. Es fehlt eine ausgearbeitete differenzierte Theorie und operationale Methodik wie sich abrufen vs. erfinden in den Aussage niederschlägt und wie man das kontrollieren kann.
    __
    Assoziationspsychologie
    Als Assoziationspsychologie bezeichnet man die theoretische Ausrichtung, dass der Bewusstseinsstrom aus einzelnen Elementen bestehend gedacht wird (ja aus was denn sonst!? - Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass es sich um Konstruktionen handelt). Wie man gegen ein solche Banalität jahrzehntelang polemisieren kann, habe ich nie verstanden. Es hat ja nie jemand bestritten, dass das reale Erleben ein Ganzes ist.
        Der DORSCH führt aus (Abruf 8.8.17): "Assoziationspsychologie (= A.) [engl. association psychology; lat. associare verbinden], [KOG, PHI], die von den Philosophen Hobbes, Hume und den beiden Mill begründete, im Anfang des 19. Jh. bes. durch J.F. Herbart geförderte und schließlich noch in der 2. Hälfte des 19. Jh. führende psychol. Richtung. Die Assoziationsgesetze sind Erklärungsprinzip für den gesamten Aufbau des Seelenlebens. Durch das damit einhergehende Suchen nach unabhängigen, elementaren Bewusstseinsinhalten ist die A. weitgehend Elementenps. oder atomistische Ps. Auch dem Sensualismus steht sie nahe.?" Es fehlt ein Hinweis auf führende Assoziationspsychologen um die 20. Jahrhundertwende: Ebbinghaus, Elias Müller und Ziehen.
        https://www.youtube.com/watch?v=dFQHuugWFR8
    __
    Sterns Personalismus
    • Stern, William (1917) Die Psychologie und der Personalismus. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. I. Abteilung. Zeitschrift für Psychologie 78, 1-54.
    • Stern, William (1927) Personalistische Psychologie. In: THE NATIONAL COMMITTEE (Ed.) VIII. International Congress of Psychology held at Groningen from 6.-11. of September 1926. Groningen: Noordhoff. p. 431-434.
    • Stern, William (1930) Personalistik der Erinnerung. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. I. Abteilung. Zeitschrift für Psychologie 118, 350-381.
    • Kap. IV Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage.
    • Person und Sache. 3 Bde.
    • Stern, William (1930) Über psychologische Zeugenbegutachtung. Deutsche medizinische Wochenschrift 56, 1467-1470.
    • Stern, William (1930) Zur Theorie der personalen Ganzheit und Tiefe. In: VOLKELT, H. (Ed.) Bericht über den 11. Kongreß für experimentelle Psychologie in Wien, 1929. Jena: Fischer. p. 155-164.
    • Stern, William (1933) Der personale Faktor in Psychotechnik und praktischer Psychologie. Vortrag, gehalten auf der VII. Internationalen Konferenz für Psychotechnik, Moskau, 13. September 1931. Zeitschrift für angewandte Psychologie 44, 52-63 (zugleich erschienen in: Schriften zur Wirtschaftspsychologie und zur Arbeitswissenschaft 45, 52-63).
    • Stern, William (1935) Raum und Zeit als personale Dimensionen. Acta Psychologica 1, 220-232.
    • Stern, William (1937) The personalistic shift in psychology. The Personalist 18, 49-60.
    • Verständlich beschrieben fanf ich die Personalistische Psychologie in Allport (dt. 1959), S. 564ff.


    Werke zur kognitiven Psychologie
        In den folgenden Werken fand sich kein Sachregistereintrag "Fantasie" oder "Phantasie":

    • Anderson, John R. (dt. 1988, engl. 1985). Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum.
    • Funke, Joachim (2006, Hrsg.). Denken und Problemlösen. Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich C, Theorie und Forschung, Serie II. Kognition, Bd. 8. Denken und Problemlösen.
    • Neisser, Ulric (1974) Kognitive Psychologie. Stuttgart: Klett.
    • Wessels, Michael G. (1984) Kognitive Psychologie. Neww York: Harper & Row.
        Aber auch neuere Werke zur Allgemeinen Psychologie enhalten keinen Sachregistereintrag "Fantasie" oder "Phantasie":
      Müsseler, Jochen & Riegler, Martina (2017) Allgemeine Psychologie. 3. Auflage: Berlin: Springer. Anmerkung: Obwohl "Fantasie" im Text vorkommt (pp 233f, 242, 474, 496).
      Zimbardo, P.G. (1983) Psychologie. 4. Auflage. Berlin: Springer.
        Ältere Werke hingegen kennen und erwähnen "Phantasie", z.B.:
      Bergius, R. (1964, Hrsg.)  Lernen und Denken. 2. Halbband Allgemeine Psychologie I. Der Aufbau des Erkennens. Göttingen: Hogrefe.
      Katz, David (1951, Hrsg.) Handbuch der Psychologie. Basel: Schwabe & Co.
    __
       

    Querverweise
    Standort: Analyse des Phantasiebegriffs unter besonderer Berücksichtigung der Forensischen Psychologie.
    *
      • Definieren und Definition. * ist * Nicht * Alle&Jeder * Paradoxien * Was ist Fragen * Welten *
      • Überblick Forensische Psychologie in der IP-GIPT  *  Aussagepsychologie.
      • Beweis und beweisen in Wissenschaft und Leben.
      • Definitionen, Nominal- und Realdefinitionen (Abschnitt aus der Testheorie).
      • Definition aus Eisler Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1927-1930).
      • Einführung in die Definitionsproblematik am Beispiel Trauma.
      • Zum Universalienstreit am Beispiel der Schneeflocke.
      • Gleichheit und gleichen im alltäglichen Leben und in der Wissenschaft. Näherungen, Ideen, Ansätze, Modelle und Hypothesen.
      • Aufbau einer Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.
      • Allgemeine Theorie und Praxis des Vergleichens und der Vergleichbarkeit. Grundlagen einer psychologischen Meßtheorie.
      • Überblick Wissenschaft in der GIPT.
    *
       
      Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
      z.B. Definition definieren site:www.sgipt.org.
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Analyse des Phantasiebegriffs mit einem Exkurs Phantasie in der Forensischen Psychologie. Ein Ansatz und Entwurf. Grundbegriffe aus den Wissenschaften: Analogien, Modelle und Metaphern für die allgemeine und integrative Psychologie und Psychotherapie sowie Grundkategorien zur Denk- und Entwicklungspsychologie.Internet Publikation - General and Integrative Psychotherapy   IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wism/gb/APBFP.htm
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    07.09.2023  Lit Vetter 1950.



    Materialien
    Literatur
    • Bergius Handbuch der Psychologie SR-Einträge: Phantsie 555, Vermögensbegriff Phantasie 557, Phantasietätigkeit 22, Phantasievorstellungen 44. Einbildungskraft 557.
    • Hansen Entwickling des kindlichen Weltbildes Phantasieaussage 206f, 464.
    • Arntzen & Michaelis Psychologie der Zeugenaussage 3.A. (1993) SR: Phantasieeinfälle und -produkte 28,

    • 34, 49, 53, 114, 121, 123 —, Wiedererinnerung von 54 Phantasieprüfung 34, 72, 128
    • Undeutsch HbdP 11 Forensische. SR-Einträge Phantasie: 34f, 46, 69, 72-78, 81, 154. Alle Kap. Aussagepsycholohie 26-184.


    Unvollständige Ausagen
    Das hat der Mann mein Gesicht runtergdrückt. Wohin runter?]
    Dann ist er gekommen. [Woher, wohin, wie, auf welche Weise?]