Einzelanalyse 31 Ein Sachverhalt ist eher plausibel, wenn es einen Grund für ihn gibt
Ich widme diese Arbeit den 52 TeilnehmerInnen (und NachzüglerInnen), die diese Untersuchung mit ihren außerordentlich wertvollen denkpsychologischen Dokumenten ermöglicht haben mit einem besonderen Dankeschön an alle MultiplikatorInnen.
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
Verteilerseite Plausibilitätsanalysen_ Gesamtergebnisse Pilotstudie.
31-Bemerkungen, Anregungen, Probleme und
Kommentare der BearbeiterInnen
Eine BearbeiterIn hat Probleme angegeben aber nicht näher ausgeführt.
31-Anmerkung RS: Man weiß natürlich, dass es neben Regen noch mehrere andere Gründe für eine nasse Straße geben kann: jemand hat einen Eimer Wasser ausgeschüttet, die Straßenreinigung war unterwegs, jemand hat hingepinkelt, Nacht und Nebel-Tau hat sich gesetzt. Sophisten könnten auch noch feinsinnig bestreiten, dass es gar nicht geregnet, sondern nur getröpfelt, genieselt, gehagelt oder geschneit hat, vielleicht sei es auch nur Feuchte oder man bestreitet fundamentalskeptisch, dass man ohnehin gar nichts wissen könne, wie doch jeder wisse (!). Eine PsychiaterIn könnte an Halluzinationen denken: vielleicht regnet es gar nicht, aber die PatientIn halluziniert Regen. PsychoanalytikerInnen könnten vielleicht meinen, die PatientIn habe Regen nur geträumt und wünsche sich deshalb einen ordentlichen Orgasmus. Religiöse FanatikerInnen könnten vielleicht gar keinen Regen wahrnehmen, sondern ein Zeichen Gottes sehen. Paranoide könnten geltend machen, der Geheimdienst habe eine Regenattrappe installiert, um uns gegeneinander aufzubringen und verrückt zu machen, vermutlich mische auch Bill Gates mit. Und PhilosophInnen könnten zu bedenken geben, dass die Sache nicht so einfach sei, wie man vielleicht mutmaße.
Häufigkeiten alle 52
Alter
Ergebnis: Bei den drei Altersgruppen zeigt sich eine hohe Übereinstimmung,
wie viel Grund in plausibel steckt. In der
Pilotstudie ist die Beurteilung der Bedeutung eines Grundes für die
Plausibilität von 18 bis über 80 damit im Großen und Ganzen
altersunabhängig. Die >40-60jährigen zeigen mit 73.3% der 5,6,7
Wahlen den am wenigsten hohen Wert.
Geschlecht
Zwischen Frauen und Männern gibt es in der Pilotstichprobe keinen
nennenswerten Unterschied in der Beurteilung wie viel Grund
in plausibel steckt. Während Frauen 88% 5,6,7
Wahlen aufweisen, sind es bei den Männern 92.6%. Beide Geschlechter
sind jedenfalls im hohem Maße der Überzeugung, dass Plausibilität
sehr gut durch einen Grund fundiert wird.
Schulbildung
In der Pilotstichprobe waren 41 mit Schulbildung Abitur und 11 mit
Nicht-Abitur, die homogener mit 100% 5,6,7-Wahlen aufweisen. Bei den Abi-Schulgebildeten
sind es 87.8% mit 5,6,7 Wahlen. Im Großen und Ganzen ist die Beurteilung,
dass für Plausibilität ein Grund vorhanden muss, ziemlich hoch
und übereinstimmend, wobei es bei Abi einen Ausreißer gibt.
Berufsgruppen
Es wurden drei Berufsgruppen gebildet: Naturwissenschaft-Technik-Handwerk,
Sozial-Kultur-Medien, Wirtschaft und Handel. Man sieht, dass die Beurteilung,
dass Plausibilität durch einen Grund fundiert sein sollte, eine quasi
berufsgruppenunabhängige hohe Übereinstimmung erzielt.
"Nehmen wir an, ein Chemielehrer inszeniert
gerade ein spektakuläres Knallgasexperiment. Er führt einem Glaskolben
mit Knallgasgemisch einen Zündfunken zu, mit dem erwartbaren Effekt,
daß das Knallgas explodiert. Als Kommentar dazu äußert
er den Satz »Das Knallgas ist explodiert, weil ihm ein Zündfunken
zugeführt wurde«.
Quelle: Ballweg, Joachim (1981) Experimenteller und alltagssprachlicher Ursache-Wirkung-Begriff. In (147-156) Posch, Günter (1981, Hrsg.) Kausalität. Neue Texte. Stuttgart: Reclam. |
Was sind hier Auslöser, Anlass, Grund und die Bedingungen? Das "weil" des Chemielehrers weist auf den Grund. Anlass ist der Demonstrations- wunsch im Chemieunterricht, Auslöser ist die Zuführung des Funkens und der Grund liegt im "Wesen" des Knallgases. |
Beispiel Geburtstagsgratulation
Peter gratuliert seinem Freund Hannes zum Geburtstag. Anlass für die Gratulation ist der Geburtstag von Hannes. Auslöser ist ein Blick in den Kalender, in dem der Geburtstag von Hannes eingetragen ist. Grund ist die Freundschaft. Bedingung ist die Erreichbarkeit und ein funktio- nierender Kommunikationsweg | Weitere Beispiele dieses Typs hier.
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Klassifikation von Gründen
Grund ist ein metasprachlicher
Ausdruck. Gründe kann man nicht wahrnehmen, sie sind eine kausale
geistige Konstruktion. Ganz allgemein kann ein Grund in seiner Kernbedeutung
als Bewirkendes bestimmt werden.
Erfahrungen (Wenn es regnet, ist die Straße naß; wenn die
Blätter fallen ist es oder es naht der Herbst)
Allgemeine Meinung (es dämmert, also geht die Sonne unter; zu
Urlaubszeiten steigen die Benzinpreise)
Autorität (der Zahn hat ein Loch und braucht eine Füllung;
zu schnell gefahren)
Gesunder Menschenverstand (Fenster aufgebrochen; wahrscheinlich Einbrecher)
Wissen (die Preise steigen und damit die Inflation; wer bei einer Straftat
erwischt wird, muss mit Strafe rechnen)
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. |
korrigiert: irs Rechtschreibprüfung und gelesen 02.10.2021, erneut 16.10.21.