Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=02.10.2021 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 16.10.21
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Einzelanalyse 31 Ein Sachverhalt ist eher plausibel, wenn es einen Grund für ihn gibt

    Ich widme diese Arbeit den 52 TeilnehmerInnen (und NachzüglerInnen), die diese Untersuchung mit ihren außerordentlich wertvollen denkpsychologischen Dokumenten ermöglicht haben mit einem besonderen Dankeschön an alle MultiplikatorInnen.

    Originalarbeit von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    Verteilerseite Plausibilitätsanalysen_ Gesamtergebnisse Pilotstudie.



    31 Ein Sachverhalt ist eher plausibel, wenn es einen Grund für ihn gibt, z.B. die Straße ist nass, weil es geregnet hat (Grund).
     
    Zusammenfassung-EA31  Ein Grund ist für Plausibilität überstimmend sehr wichtig
    Ein Sachverhalt ist eher plausibel wenn es einen Grund gibt, wird in allen drei Altersklassen, von Frauen und Männern, in den beiden Schulbildungsklassen und bei allen drei Berufsgruppen übereinstimmend und überwiegend hoch bewertet. Der Mittelwert ist bei allen 52 BearbeiterInnen mit 6.0 hoch und erhält Rang drei von 21 Mäßig ausgeprägte Korrelationen gibt es zu: r16-31=0.41 (Offensichtlich), r31-36=0.43 (mehrfach aufgetreten) und r31-52=0.41 (je mehr Indizien). 

    31-Bemerkungen, Anregungen, Probleme und Kommentare der BearbeiterInnen
    Eine BearbeiterIn hat Probleme angegeben aber nicht näher ausgeführt.

    31-Anmerkung RS: Man weiß natürlich, dass es neben Regen noch mehrere andere Gründe für eine nasse Straße geben kann: jemand hat einen Eimer Wasser ausgeschüttet, die Straßenreinigung war unterwegs, jemand hat hingepinkelt, Nacht und Nebel-Tau hat sich gesetzt. Sophisten könnten auch noch feinsinnig bestreiten, dass es gar nicht geregnet, sondern nur getröpfelt, genieselt, gehagelt oder geschneit hat, vielleicht sei es auch nur Feuchte oder man bestreitet fundamentalskeptisch, dass man ohnehin gar nichts wissen könne, wie doch jeder wisse (!). Eine PsychiaterIn könnte an Halluzinationen denken: vielleicht regnet es gar nicht, aber die PatientIn halluziniert Regen. PsychoanalytikerInnen könnten vielleicht meinen, die PatientIn habe Regen nur geträumt und wünsche sich deshalb einen ordentlichen Orgasmus. Religiöse FanatikerInnen könnten vielleicht gar keinen Regen wahrnehmen, sondern ein Zeichen Gottes sehen. Paranoide könnten geltend machen, der Geheimdienst habe eine Regenattrappe installiert, um uns gegeneinander aufzubringen und verrückt zu machen, vermutlich mische auch Bill Gates mit. Und PhilosophInnen könnten zu bedenken geben, dass die Sache nicht so einfach sei, wie man vielleicht mutmaße.

    Häufigkeiten alle 52


     

    Alter
    Ergebnis: Bei den drei Altersgruppen zeigt sich eine hohe Übereinstimmung, wie viel Grund in plausibel steckt. In der Pilotstudie ist die Beurteilung der Bedeutung eines Grundes für die Plausibilität von 18 bis über 80 damit im Großen und Ganzen altersunabhängig. Die >40-60jährigen zeigen mit 73.3% der 5,6,7 Wahlen den am wenigsten hohen Wert.


     

    Geschlecht
    Zwischen Frauen und Männern gibt es in der Pilotstichprobe keinen nennenswerten Unterschied in der Beurteilung wie viel Grund in plausibel steckt. Während Frauen 88%  5,6,7 Wahlen aufweisen, sind es bei den Männern 92.6%. Beide Geschlechter sind jedenfalls im hohem Maße der Überzeugung, dass Plausibilität sehr gut durch einen Grund fundiert wird.


     

    Schulbildung
    In der Pilotstichprobe waren 41 mit Schulbildung Abitur und 11 mit Nicht-Abitur, die homogener mit 100% 5,6,7-Wahlen aufweisen. Bei den Abi-Schulgebildeten sind es 87.8% mit 5,6,7 Wahlen. Im Großen und Ganzen ist die Beurteilung, dass für Plausibilität ein Grund vorhanden muss, ziemlich hoch und übereinstimmend, wobei es bei Abi einen Ausreißer gibt.


     
     

    Berufsgruppen
    Es wurden drei Berufsgruppen gebildet: Naturwissenschaft-Technik-Handwerk, Sozial-Kultur-Medien, Wirtschaft und Handel. Man sieht, dass die Beurteilung, dass Plausibilität durch einen Grund fundiert sein sollte, eine quasi berufsgruppenunabhängige hohe Übereinstimmung erzielt.



    Korrelationen 31 Grund
    Die Korrelationsrechnung über alle zeigt, dass die Korrelationen sowohl mit den Merkmalen als auch mit den Gründen insgesamt gering und nur bei drei Fragen mäßig ausgeprägt waren: r16-31=0.41 (Offensichtlich), r31-36=0.43 (mehrfach aufgetreten) und r31-52=0.41 (je mehr Indizien). Anmerkung: Man darf sich von den niedrigen Korrelationskoeffizienten nicht täuschen lassen, denn die Gesamtmatrix weist immerhin 17 Fast-Lineare-Abhängigkeiten auf (17/52=32.7%), wie die Eigenwertanalyse zeigt und was ich aus meiner Erfahrung als ungewöhnlich viel bewerten kann. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Höhe der Korrelationskoeffizienten für die fast-linearen Abhängigkeiten keineswegs notwendig sind.


     



    Exkurs Die Wissenschaftstheorie des Grundes und der Gründe
    Grund, Begründung, begründet und ihr Gegenteil sind grundlegende und wichtige Begriffe in Wissenschaft und Leben und betreffen das Themenfeld Kausalität, ein Schwerpunktthema  in der allgemeinen und integrativen Psychotherapie (hier allgemein; Beispiele hier). Aber was macht einen Grund zum Grund, wann ist etwas ein Grund und wann nicht, nur teilweise oder unklar? Ist "Grund" nur ein anderes Wort für Ursache? Seit Leibniz geistert der Satz vom zureichenden Grunde  (nichts ist ohne Grund, allesj hat eine Ursache, also das Kausalprinzip) durch die Geistesgeschichte, Philosophie und Wissenschaftstheorie. Im Psychologischen gibt es daneben noch Wünsche, Wille, Motiv und viele andere wirkungsstiftende Konzepte (z.B. Antrieb, Begehren, Impuls, Trieb, Verlangen). Welche Beziehung haben diese Begriffe zu Grund und Gründen? Im Handlungsbereich und in der Logik wird Grund statt Ursache bevorzugt. Eine genaue wissenschaftstheoretische Analyse des Grundes und der Gründe steht noch aus. Sie ist insofern auch sehr schwierig, weil Grund, Anlass, Auslöser und die entsprechenden Bedingungen zu berücksichtigen sind. Zwei Beispiele:
     
      Beispiel Knallgas
       
      "Nehmen wir an, ein Chemielehrer inszeniert gerade ein spektakuläres Knallgasexperiment. Er führt einem Glaskolben mit Knallgasgemisch einen Zündfunken zu, mit dem erwartbaren Effekt, daß das Knallgas explodiert. Als Kommentar dazu äußert er den Satz »Das Knallgas ist explodiert, weil ihm ein Zündfunken zugeführt wurde«. 
         Quelle: Ballweg, Joachim (1981) Experimenteller und alltagssprachlicher Ursache-Wirkung-Begriff. In (147-156) Posch, Günter (1981, Hrsg.) Kausalität. Neue Texte. Stuttgart: Reclam.
      Was sind hier Auslöser, Anlass, Grund und die Bedingungen? Das "weil" des Chemielehrers weist auf den Grund. Anlass ist der Demonstrations- wunsch im Chemieunterricht, Auslöser ist die Zuführung des Funkens und der Grund liegt im "Wesen" des Knallgases.

      Beispiel Geburtstagsgratulation
       
      Peter gratuliert seinem Freund Hannes zum Geburtstag. Anlass für die Gratulation ist der Geburtstag von Hannes. Auslöser ist ein Blick in den Kalender, in dem der Geburtstag von Hannes eingetragen ist. Grund ist die Freundschaft. Bedingung ist die Erreichbarkeit und ein  funktio- nierender Kommunikationsweg  Weitere Beispiele dieses Typs hier.
       

       


    Klassifikation von Gründen
    Grund ist ein  metasprachlicher Ausdruck. Gründe kann man nicht wahrnehmen, sie sind eine kausale geistige Konstruktion. Ganz allgemein kann ein Grund in seiner Kernbedeutung als Bewirkendes bestimmt werden.

    Erfahrungen (Wenn es regnet, ist die Straße naß; wenn die Blätter fallen ist es oder es naht der Herbst)
    Allgemeine Meinung (es dämmert, also geht die Sonne unter; zu Urlaubszeiten steigen die Benzinpreise)
    Autorität (der Zahn hat ein Loch und braucht eine Füllung; zu schnell gefahren)
    Gesunder Menschenverstand (Fenster aufgebrochen; wahrscheinlich Einbrecher)
    Wissen (die Preise steigen und damit die Inflation; wer bei einer Straftat erwischt wird, muss mit Strafe rechnen)
     
     



    Literatur (Auswahl)



    Links (Auswahl: beachte)
    • Beweis und beweisen in Wissenschaft und Leben.
    • Schwerpunktthema Kausalität.
    • Beispiele Anlass, Auslöser, Grund ...




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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    Satz vom zureichenden Grunde. Ein Satz ist in der  Mathematik  etwas Beweisbares. Der "Satz vom zureichenden Grunde" ist aber gar nicht beweisbar und daher auch kein "Satz", sondern ein Prinzip oder noch besser ein Postulat, also eine Forderung, die in das Weltgeschehen hineingedacht wird. Unklar ist, wozu das "zureichend" dient. Im Grunde wird hier das Kausalprinzip  - alles hat eine Ursache - formuliert. Bestenfalls handelt es sich um ein empirisches Axiom.


    Querverweise
    Standort:  Einzelanalyse 31 Grund.
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    Verteilerseite Plausibilitätsanalysen_ Gesamtergebnisse Pilotstudie.
      Überblicksseite Begriffsanalysen * Methodik der Begriffsanalysen nach Wittgenstein *
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site: www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, R.  (DAS). Einzelanalyse 31 Grund Ein Sachverhalt ist eher plausibel, wenn es einen Grund für ihn gibt. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/Plausib/Studie/EA31.htm
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    korrigiert: irs Rechtschreibprüfung und gelesen 02.10.2021, erneut 16.10.21.



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    03.10.21   Anmerkung Satz vom zureichenden Grund.
    02.10.21   Ins Netz.
    21.09.21   Angelegt.