Willkommen
im Unbewußten!
Die Allgemeinen und Integrativen
PsychotherapeutInnen heißen Sie willkommen im Bereich "des"
Unbewußten, in dessen Weiten und Tiefen sich schon viele verloren
haben. Doch wer dieser Gefahr aus dem Weg
geht, hat wissenschaftlich auch nicht richtig gelebt. Sie / er hat vermieden
und sich gedrückt, und das ist für uns Integrative keine
erstrebenswerte Haltung. Der oberflächliche
Empirismus der Verhaltenstherapie stimmt uns aber ebenso kritisch wie der
blinde Hochmut und naive Wissenschaftsfeuilletonismus der Psychoanalyse,
ohne die Leistungen dieser "Schulen" für die Psychotherapie schmälern
zu wollen. Zwischen Empirie und Hermeneutik sehen wir so wenig einen Gegensatz,
wie zwischen Nomothetik und Idiographie, sondern notwendige Ergänzungen.
Freud war wichtig. Aber er hat "das"
Unbewußte nicht erfunden und er hat auch nie einen richtigen wissenschaftlichen
Zugang gesucht und gefunden. Vielleicht weil er kein Psychologe war. Theodor
Reik, einer der wenigen studierten Psychologen der Wiener Vereinigung,
sagte einmal: "Die Psychoanalyse wird aber Psychologie sein oder sie
wird nicht sein." An diesem Scheideweg steht die Psychoanalyse inzwischen
zu Recht. Wir Allgemeinen und Integrativen PsychotherapeutInnen erkennen
natürlich "das" Unbewußte an - wie viele bedeutende PsychologInnen,
PsychotherapeutInnen und PsychopathologInnen. Eine wirklich allgemeine
und die Vielfalt des Lebens und der Erkenntnisse berücksichtigende
Psychotherapie muß auch die wesentlichen Leistungen der Tiefenpsychologie
anerkennen und integrieren. Integrative Psychotherapie
kann daher niemals eine Monokultur anstreben. In keiner Richtung. Monokulturen
in diesem Feld sind Todeskulturen.
Die Ressourcen sind knapp geworden. Alle müssen zusammenstehen. Und auch in der Psychotherapie sind Kosten-Nutzen-Überlegungen und gesamtgesellschaftliches Verantwortungsbewußtsein wie allseits gefragt. Die "Richtlinienverfahren" sind überholt.
Die Hoch-Zeit der Psychotherapiekirchen
sollte vorbei sein, in der jede Erkenntnis einer - meist doch nur vermeintlich
- neuen Methode oder Technik sofort zur Gründung einer "neuen" Schule
mit langjährigen und kostspieligen Ausbildungen führte, um am
Krankenkassentopf teilhaben zu können.
Logik ohne Gefühl, Zahlen ohne Bedeutung, Methoden ohne Inhalte, Empirie ohne Hermeneutik, ein Teil ohne das Ganze, das Individuum ohne seine Umgebung und seinen Lebensraum - jede dieser Einseitigkeiten und Halbwahrheiten muß in Sackgassen führen, die zu teuer geworden sind.
Wissenschaft muß frei von Dogmen sein. Das Ziel muß, wie es auch die Forschungsgruppe Grawe fordert, in der Tat lauten: Mehr Profession statt Konfession. Das muß aber natürlich auch für die Verhaltenstherapie selbst gelten.
Wir lieben die Freiheit, wir fordern
die Freiheit und wir kämpfen für die Freiheit in
der Psychotherapie - gegen verkrustete
Machtstrukturen, hemmungslosen Gruppenegoismus und die Faulheit und Unbeweglichkeit
der allzu Satten:
Pinel befreit 1793 mit einer humanistischen Großtat
40 Geisteskranke von ihren Ketten. Nach einem Ölgemälde von Charles
Muller um 1840-1850.