Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=11.04.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 30.8.6
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Willkommen in der Abteilung Geschichte der psychologischen Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie, hier:

    JAllgemeine Psychotherapie 1911
    nach Otto Dornblüth
    (1860 Rostock -1922 Wiesbaden)

    Mitgeteilt von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Querverweise

    Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien *  Literaturhinweis  * Symbolik Heilmittelgraphik  * Ausführlich zur Terminolgie.

        Kurzbiographie (nach "Hirsch"): In Rostock 1860 geb., studierte in Tübingen und München, Assistenzarzt Med. Klinik Rostock, dann Psychiatrie München. 1886 "Irrenarzt" in Schlesien, 1892 Direktor der Heilanstalt Freiburg (Schlesien). Ab 1895 Nervenarzt in Rostock, später Frankfurt und Wiesbaden, da 1922 gestorben. Einige Werke: "Compendium der inneren Medizin" (1892), "Wörterbuch der Klinischen Kunstausdrücke" (1894), später (18. A.) "Klinisches Wörterbuch"

    (1930) und heute "Der Psychyrembel", "Compendium der Psychiatrie" (1894), "Diätetisches Kochbuch" (1897), "Die Psychoneurosen" (1911).

    Allgemeine Psychotherapie

    Aus: DORNBLÜTH, Otto (1911). Allgemeine Psychotherapie. In: Die Behandlung der Psychoneurosen. Neurasthenie, Hysterie und Psychasthenie.  Leipzig: Veit & Comp. Aus: S. 608 - 625. [kursiv: bei Dornblüth g e s p e r r t, hier Heilmittel kursiv-fett und Störmittel kursiv einfach; Funktorenzuordnung im Text durch Sponsel].

    DORNBLÜTH gliedert seine Ausführungen zur Psychotherapie in drei Teile: 1. Allgemeine Psychotherapie. 2. Hypnotherapie und 3. Psychoanalyse. Wir zitieren aus::

      "1. Allgemeine Psychotherapie. Die Ausübung der Psychotherapie erfordert eine gewisse Kunst darin, auf den Kranken mit der Jeigenen Persönlichkeit oder mit den empfohlenen Mitteln einen gewissen Eindruck zu machen. Je nach der JEigenart der Kranken sind die Wege dazu außerordentlich verschieden. Sehr viel hängt oft davon ab, was der Kranke vorher von dem JPsychotherapeuten gehört hat." (S. 608).


    Im folgenden entwickelt er einige Prinzipien (S. 609 - 610):

       
      "Bei den Psychoneurosen gehören dazu verschiedene Einwirkungen. Einmal muß der Kranke das Jrichtige Urteil über seine Krankheit gewinnen, sodann muß er Jlernen, sich Jüber seine Krankheit zu stellen und ihr einen möglichst geringen Einfluß auf seine Lebensbeziehungen erlauben.

       
      Drittens muß er sich selbst und die Außenwelt Jrichtig beurteilen und Jwerten lernen; damit fallen eine Menge von t Gemütserregungen weg, die ihn sonst nie zu einer wirklichen JHarmonie kommen lassen würden. Viertens muß er lernen, die unvermeidlichen Affekte jedes Lebens ihrer Bedeutung gemäß zu Jtragen und zu Jüberwinden.
       
      Dazu gehören vor allem JGeduld und JSelbstbeherrschung; aus ihnen erwächst auch das JSelbstvertrauen, ein wichtiger Gegenpol nervöser Zustände. Damit sind die allgemeinen Aufgaben der Psychotherapie der Psychoneurosen bezeichnet. Dazu kommen dann noch später zu erörternde Einzelaufgaben."

    Weiter wird ausgeführt (S. 611): "... Jede vernünftige Kur einer Psychoneurose muß aber darauf ausgehen, daß der Kranke am Schluß ein Jnormales Leben und eine Jnormale Tätigkeit aufnehmen kann. Es genügt nicht, ihn in einer Kur frei von Beschwerden zu machen, ihm darauf noch eine Erholungszeit zu gewähren und t ihn dann sehen zu lassen, wie er mit dem Leben fertig wird - ein Mißerfolg ist dabei in zahlreichen Fällen unvermeidlich." Und S. 617 f:
     

    Symptomfrei ist nach Dornblüth zu wenig

    "Der Kranke mit nervösen Herzbeschwerden z. B. wird durch tägliche t Herzuntersuchungen entschieden t beunruhigt; er soll doch selbst lernen, Jnicht immerfort seinen Puls zu t beobachten usw., und kommt doch nicht davon los, wenn der Arzt ihm bei jedem Besuch genau berichtet, wieviel Pulse er hat und was sonst an seinem Herzen vorgeht." ...

    Damit hat Otto Dornblüth Viktor Frankls (1947) wichtiges J Dereflexionsprinzip (= nicht denken, grübeln, Aufmerksamkeit hinwenden), gegen das Psychoanalyse so oft verstößt, um 36 Jahre vorweggenommen.

    "Ein allgemein als vortrefflich anerkanntes Mittel der Psychotherapie ist die Jrichtig geleitete Arbeit."

    Die Arbeitstherapie wurde 1905 von Hermann Simon entdeckt und in seiner Monographie 1929 eingehend beschrieben. Die Bedeutung des potentiellen Heilmittels Jrichtig geleitete Arbeit wurde aber schon von Dornblüth 1911 veröffentlicht - allerdings nicht spezifiziert für stationär aufgenommene psychisch Kranke.

    Eine interessante Ausführung erfolgt noch zur Frage der erlaubten JTäuschung des Kranken, S. 625:

       
      "Eine erlaubte JTäuschung ist es dagegen, wenn man die zunächst schwachen Versuche und geringen Erfolge des Kranken, der seinen JWillen Janstrengt, mit JFreude und  JLob Janerkennt, auch wenn noch nicht viel dabei herausgekommen ist. Das Lob ist ein vortreffliches Stärkungsmittel, weil es den JLustaffekt in den Dienst der Sache stellt."


    Dornblüth erkennt klar ein wichtiges Prinzip der Lerntheorie, Verhaltenstherapie und idiographisch ausgerichteten Psychotherapie: Jabgestufte, den aktuellen Fähigkeiten angepaßte Aufgaben und J  dementsprechende Verstärkung. Sein Ausdruck "Täuschung" erscheint aus moderner Sicht etwas unglücklich, da eine TherapeutIn sich ja nicht verstellen muß, um  JpatientInnen- angemessen zu verstärken. Seine wohlmeinende "Täuschung" möchte ich daher als JpatientInnen- angemessen  = JpatientInnen- angemessen  klientInnenzentriertes Vorgehen ganz im Sinne Rogers neu formulieren. JpatientInnen- angemessenes Reagieren und Verstärken ist ganz sicher ein allgemeines wichtiges Heilmittel, wie wir sowohl aus der Anspruchs-, Leistungsmotivforschung, der Lerntheorie, Verhaltenstherapie aber auch aus der ganz alltäglichen Lebenserfahrung und vom gesunden Menschenverstand her wissen. Für dieses Herangehen kann ganz allgemein das Heilmittelikon

    JIndividualität und Idiographie als allgemeines und übergeordnetes Heilprinzip zur Anwendung gelangen, das patientInnen- angemessen oder klientInnenzentriertes Vorgehen einschließt.


    Literaturhinweis: In Sponsel, R. (1995) werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert. Viele historisch bekannte psychologische Heilmittel können auch dem Reader entnommen werden.
    1) Mit dem griechischen Buchstaben Theta J   (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwindenundJ mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ... Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminolgie.
    Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach).
    Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
    • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie


    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    30.08.06    Layout, Impressum, Links.


    Querverweise
    Standort: Allgemeine Psychotherapie 1911 nach Otto Dornblüth ...
    Überblick Geschichte der Psychologie, Psychopathologie, Psychotherapie.
    Überblick Heilmittellehre und Heilmittelmonographien in der IP-GIPT.
    Überblick Fallberichte.
    Die vier allgemeinen Elemente von Psychotherapie und die fünf psychologischen Heilmittel-/Heilwirkfaktor- Klassen nach J. D. Frank (1961).
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Allgemeine Psychotherapie 1911 nach Otto Dornblüth mit 21 psychologischen Heilmitteln. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/gesch/dornbl.htm
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