Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=25.09.2000 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 12.3.5
                           Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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    Willkommen in der Abteilung Diagnostik und Differentialdiagnostik in der Allgemeinen und Integrativen Therapie, hier:

    Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV

    von Rudolf Sponsel, Erlangen       Querverweise

    Tabelle: Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV


    Borderline Persönlichkeitsstörung 1994, S. 739 
    Die Kriterien 5 aus 9 im DSM-IV

    "(1)  verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind. 
    (2)  Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist. 
    (3)  Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung. 
    (4)  Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmißbrauch, rücksichtsloses Fahren, "Fressanfälle") Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind. 
    (5)  Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten. 
    (6)  Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern). 
    (7)  Chronische Gefühle von Leere. 
    (8)  Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen). 
    (9)  Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome." 

    DSM-Kritik: a) 1,3,5,7,9 können auch von Depressionen erfüllt werden.  b)  1-3,5-9 können auch bei Schizophrenien auftreten.   c)  1-9 können auch in schizoaffektiven Psychosen auftreten.  d) 1-9  können auch bei schizoiden Persönlichkeitsstörungen auftreten.  e)  1-9  können auch bei narzißtischen Persönlichkeitsstörungen auftreten. f)  1-9   können auch bei paranoiden Persönlichkeitsstörungen auftreten.  

    Borderline-Persönlichkeitsstörung 1980, S. 335 
    Die Kriterien 5 aus 8 im DSM-III

    "(1) Impulsivität oder Unberechenbarkeit in mindestens zwei Bereichen, die potentiell selbstschädigend sind, z. B. Verschwendung, Sexualität, Glücksspiel, Gebrauch psychotroper Substanzen, Ladendiebstahl, zu viel essen, Selbstbeschädigungshandlungen; 
    (2) ein Muster von instabilen, aber intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen, z. B. ausgeprägte Sprünge in den Einstellungen, Idealisierung, Abwertung, Manipulation (durchgängig andere Menschen für die eigenen Ziele benutzen); 
    (3) unangemessener, heftiger Zorn oder unzureichende Kontrolle über den Zorn , z. B. häufiges Zeigen von Gereiztheit, dauerndes Zornigsein; 
    (4) Identitätsunsicherheit, die sich in Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen, die mit der Identität zusammenhängen, äußert, etwa im Selbstbild, in der Geschlechtszugehörigkeit, hinsichtlich langfristiger Ziele, der Berufswahl, Freundschaftsbeziehungen sowie Werte und Loyalität, z. B. "Wer bin ich?", "Ich komme mir vor wie meine Schwester, wenn ich gut bin"; 
    (5) affektive Instabilität: deutliches Schwanken von normaler Stimmung zu Depression, Reizbarkeit oder Ängstlichkeit, die gewöhnlich einige Stunden lang und nur selten länger als einige Tage andauern, mit Rückkehr zu normaler Stimmung; 
    (6) Alleinsein wird schwer ertragen, es gibt z. B. heftige Bemühungen, Alleinsein zu vermeiden, niedergeschlagen, wenn allein; 
    (7) körperliche Selbstbeschädigungshandlungen, z. B. suizidale Gesten, Selbstverstümmelungen, wiederholte Unfälle oder Schlägereien; 
    (8) chronische Gefühle von Leere oder Langeweile.

    B) Bei einem Alter unter 18 Jahren dürfen die Kriterien der Identitätsstörung nicht erfüllt sein." 

    Frage: was ist geschehen zwischen 1980 und 1994, daß sich die Diagnosekriterien so verändert haben? 
     
     

    _

    Im DSM-IV wurde 1994 die Borderline-Diagnostik erweitert. Es sind nun 5 aus 9 Kriterien, d. h. die 56 im DSM-III äquivalent definierten Typen sind nun ganz plötzlich 126 geworden - das geht nach der Formel (n=9, i= 5; "n!" lies: n Fakultät; * = Malzeichen)

    n! / [(n-i)!*i!] = (9*8*7*6*...)/[(9-5)!*5!] 
                           = (9*8*7*6*...)/[4!*5!] 
                           = (9*8*7*6)/(4*3*2*1) 
                           = 9*2*7
                    = 126 

     
     
     

    _

    Im DSM-III wurde 1980 die Borderline-Diagnostik durch  5 aus 8 Kriterien vorgenommen:

     n! / [(n-i)!*i!] = (8*7*6* ...) / [(8-5)!*5!]
                            = (8*7*6*...) / [3!*5!] 
                           = (8*7*6) / (3*2*1)
                    = 56
    Die Methode heißt Äquivalenzklassenbildung, die nirgendwo begründet wird.Durch höhere Eingebungen hat das Diagnose- Komitee des DSM 1980 per definitionem und ohne jegliche Begründung 56 Borderline- Äquivalenzklassen bestimmt. 14 Jahre später wurden daraus, wiederum ohne jede Begründung 126 Äquivalenzklassen. Wissenschaft? Nachvollziehbarkeit? Verantwortung?



    Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen. DSM-III (dt. 1984, orig. 1980). Deutsche Bearbeitung von  Koehler, K. & Saß, H. Weinheim: Beltz.
    Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen. DSM-IV (dt. 1996, orig. 1994). Deutsche Bearbeitung von  Koehler, K. & Saß, H. Göttingen: Hogrefe.


    Literatur Borderlinestörung (Auswahl)
  • Gunderson, John G. (dt. 2004). Borderline. Diagnostik, Therapie, Forschung. Bern: Huber.
  • American Psychiatric Association (dt. 2005). Leitlinien zur Behandlung der Borderline Persönlichkeitsstörung. Herausgegeben von Horst Dilling und übersetzt von Karin Dilling. Bern: Huber.



  • Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    12.03.05    Litertur Borderlinestörong (Auswahl) angelegt.


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    Zitierung
    Sekretariat SGIPT (DAS). Der geheimnisvolle Wandel der Borderline Persönlichkeits-Diagnostik vom DSM-III zum DSM-IV.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/diagnos/bord_dk.htm
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