Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=14.01..2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 22.01.20
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail: sekretariat@sgipt.org

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    Willkommen in der Abteilung Metaphysik - von den letzten und großen Dingen jenseits der Wissenschaft, hinter der wahrnehmbaren Welt, Logik und Erfahrung:

    Euthanasie: Guter Tod und Sterbehilfe
    Die NiederländerInnen haben ein mutiges, gutes und ethisch wertvolles Gesetz gemacht.

    Ein Kommentar von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland", so eine Zeile in einem düsteren Gedicht von Paul Celan. Gestern, am Karfreitag, sahen wir zum zweiten Mal "Schindlers Liste" und wieder hat uns dieser Film sehr tief berührt und betroffen gemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes packte uns eine unheimliche Wut, eine melancholische Traurigkeit und Scham. Fassungslos vergegenwärtigten wir uns, daß das Volk der Dichter und Denker, das Volk, das einen Goethe und Schiller, einen Lessing und Kant, einen Bach und Beethoven, einen Dürer und Riemenschneider, einen Gauß und Einstein, einen Liebig und Kekulé, einen Wolfgang Köhler und Otto Selz, einen Heine und Brecht, das Bauhaus und eine Käthe Kollwitz hervorgebracht hat, auch die scheußlichste und barbarischste aller bisherigen Diktaturen mit einer ganzen Heerschar von regelrechten Antimenschen zu verantworten hat. Die Liste dieser Antimenschen ist wahrscheinlich ebenso lang wie die unserer gesamten kulturellen Elite.

        Euthanasie, aus dem Griechischen, heißt ursprünglich "guter Tod". Aus diesem guten Wort, aus dieser guten und humanitären Idee, haben die Naziterroristen ein unvorstellbares Mordprogramm gemacht und damit Begriff und Idee ins Gegenteil verkehrt. Das kann und darf aber - sie dürfen nicht auch noch im Nachhinein recht bekommen - nicht dazu führen, daß wir uns dieses gute Wort oder gar die Idee eines menschenwürdigen Sterbens und Todes verbieten. Der Aufschrei der Kirchen ist nicht überzeugend. Damals hätten sie in einem gewaltigen Chor - nicht nur vereinzelte mutige Stimmen - aufschreien sollen und müssen. Jetzt wirkt es unangemessen und falsch. Nein, der jetzige Aufschrei der Kirchen ist wirklich nicht überzeugend. In gar keiner Weise. Leid und  Schmerz, das elende und einsame Sterben auf Gängen, Fluren und Abstellkammern hat mit Menschenwürde, Humanität und Ethik nicht das geringste zu tun. Es ist eine Kulturschande.

        Daher möchten wir den NiederländerInnen an dieser Stelle zu ihrem Mut, ihrer Ehrlichkeit, ihrem Realismus und ihrer guten Tat gratulieren. Von unserer Geburt wissen wir nicht viel, so daß vermutlich der Tod das größte und schwierigste Ereignis in unserem Leben ist. Der Tod, der Begrenzer des Lebens, er macht es so wertvoll. Sollte er da nicht sogar, wie andere große Lebensereignisse auch, zu einem Fest, zu einem Abschiedsfest gestaltet werden können - für diejenigen, die das wollen?

        Der Tod und das Sterben sind zu wichtig, zu bedeutend, als daß wir es der Willkür und dem Zufall der Natur, den Organisationsmängeln unserer Krankenhäuser - für die wir alle verantwortlich sind -, der Gleichgültigkeit oder der Tabuisierung der Angstvollen und VerdrängerInnen überlassen sollten. Die Möglichkeit der Sterbehilfe ist ein humanitäres Gebot und eine ethische Pflicht. Weil Tod und Sterben so wichtig sind und durch die medizintechnischen Möglichkeiten noch viel wichtiger werden, muß es ordentlich und verantwortungsvoll geregelt werden. Dies umso mehr als wir unsere ÄrztInnen, die NaturfeindInnen des Todes, mit diesen schwierigen Fragen nicht allein lassen dürfen. Sie brauchen eine klare gesetzlich geregelte Orientierung, wie die existenziellste Frage, nämlich wie wir sterben dürfen oder können sollen, gehandhabt werden kann.

        Die NiederländerInnen haben hier einen großen Schritt, den ersten in der Welt, gemacht. Sie haben Achtung, Bewunderung und Nachahmung verdient.



        Querverweise:  Selbsttötung - Freitod - Selbstmord. Gedanken zum Freitodvon Hannelore Kohl.   Menschenbild, Anthropologie, Wertproblem und Metaphysik in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie.  In dieser Arbeit direkt zum Thema Sterben und Tod. und zur Abgrenzung Selbstmord und Freitod (Sokratischer Tod). Die Kunst des Alterns und des Sterbens. Siehe bitte auch: Prof. Dr. Walter Toman: Keine Auferstehung? Nur endloser Tiefschlaf? Prolegomena von "Zweifel, Hoffnung und Liebe."

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Euthanasie: Guter Tod und Sterbehilfe. Die NiederländerInnen haben ein mutiges, gutes und ethisch wertvolles Gesetz gemacht. Metaphysik und Ethik in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/sonstig/metaph/euth0.htm
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