Politischer Wochen Kommentar PWK 2002-24
von Rudolf Sponsel, Erlangen
T-Online Vorstände erhöhten bis 2002 ihre Gagen um 85 % zum Tiefststand der Aktie. Vorstandsgehälter der DAX-Firmen stiegen zwischen 1998 und 2000 im Schnitt um 64 % (1,64 Millionen Euro Jahresgage im Schnitt). In Deutschland gilt für alle Spitzenkräfte: Wer Mist macht, wird belohnt. Korruption, Sub- ventions- u. Leistungserschleichung, Bestechung, Vorteilsnahme, Preisab- sprachen, Auftragsabsprachen und jede Form von Wirtschaftskriminalität bestimmen die Politik in Europa: |
Wirtschaftskriminelle
Banken
Korruption, Selbstbedienungsmentalität,
Subventions- und Wirtschaftskriminalität haben Hochkonjunktur und
schuld daran ist die Politik und eine unfähige Justiz.
Quelle ZDF: EU verhängt Geldbußen
gegen österreichische Banken. EU-Kommissar Monti: Schockierendes Kartell
aufgedeckt. Die EU-Kommission hat gegen acht österreichische Banken
Geldbußen in Höhe von insgesamt 124,26 Millionen Euro wegen
illegaler Preisabsprachen verhängt. Die Kommission teilte am Dienstag
in Brüssel mit, die Banken hätten bis zum Sommer 1998 Zinssätze
zum Schaden der VerbraucherInnen für ganz Österreich abgesprochen.
11.06.2002
https://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/0,1251,WIRT-0-185776,00.html
Die Fische stinken vom Kopf her. Der Saustall Deutschland kommt nicht von seinen Arbeitslosen, FrührentnerInnen und Mobbingopfern her, er ist das Produkt einer verfaulten Führung. Und in den Schulen sind es weniger die LehrerInnen als vielmehr windelweichkonturlose AlleswindlerInnen: die RektorInnen und DirektorInnen und die Ministerialen- Unter- den- TeppichkehrerInnen. 16 KultusministerInnen: 16 SchwätzerInnen ? Dieses Land muß wirklich verrückt geworden sein: sie verderben nicht den Brei, diese 16 KöchInnen, sie sind das Verderbnis wie der gesamte Blockade- und Pseudo- Föderalismus.
Definition: Globalisierung heißt weltweiter Abbau der Handels- Beschränkungen und zunehmend einheitlicher und freier Welthandel nach dem Vorbild der kapitalistischen westlichen Welt. [Ausführlichere Beschreibung] |
Zu dem Thema ist das sehr fundierte und ausgezeichnete Schwarzbuch Globalisierung erschienen, das das Versagen der Medien, insbesondere der blinden oder einseitig- parteiischen Wirtschaftsredaktionen, aufzeigt.
Hierzu: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0%2c1518%2c200430%2c00.html
Der 11. September hat inzwischen dazu geführt, daß die politische Führungsschicht der USA völlig ungeschminkt ihr wahres Gesicht zeigt. Sollte der kriegerische Terroranschlag durch dieses Verhalten der USA im Nachhinein die Einstellung der radikal- islamistischen Krieger bestätigen? Droht hier eine Rechnung aufzugehen an der einst die Rote Armee Fraktion (RAF) scheiterte?
In memoriam: Am 17. Juni, wird der Watergateskandal 30 Jahre alt: 1972 wurden im Watergate Hotel fünf als Klempner verkleidete Männer verhaftet, die - letztlich im Auftrag von US-Präsident Nixon - Abhörgeräte anbringen wollen.
Die USA, selbst durch ihren CIA (
1- 2
-
3 - 4 -
5
) ein staatsterroristisches Land, befinden sich nach eigenen Angaben
im Krieg gegen den internationalen Terrorismus und seine Verbündeten.
Damit folgt die Informationspolitik
der Regierung natürlich den Regeln und Gesetzen der Kriegsberichterstattung,
also der Propaganda im Lichte der Kriegsziele. Das scheinen Deutschlands
JournalistInnen allerdings entweder nicht zu begreifen oder sie machen,
wissend, was sie da tun, im vollen Bewußtsein bei der Propaganda-
Berichterstattung mit. Dabei müßte sich doch inzwischen herumgesprochen
haben, daß die Geheimdienste vor allem zwei zentrale Aufgaben nicht
können: (1) aufklären und (2) die Spreu vom Weizen trennen. Sie
sind wohl zu sehr damit beschäftigt, ihr Terrain zu sichern, ihre
internen Spiele zu spielen und ihren niederträchtigen Aufgaben nachzugehen:
Unfrieden stiften, sabotieren, denunzieren, Komplotte anzetteln und Kriege
vorbereiten, kurz, das Regieren vorbei am Recht und
Menschenrechten
ermöglichen.
Was die US- Regierung, ihr Geheimdienst
CIA oder das FBI von sich gibt, ist grundsätzlich nicht vertrauenswürdig
und ist in erster Linie als US- Kriegspropaganda zu verstehen. Auch die
jüngste Propaganda um eine angeblich schmutzige Bombe ist hier einzuordnen.
Leider kann hier auch nicht ausgeschlossen werden, daß staatsterroristische
Geheimdienstgangster sogar selbst - wie wahrscheinlich bei den Milzbrand-
Anschlägen - eine solche schmutzige Bombe zur Auslösung bringen.
Sicher wären dann wohl die jetzt zurückhaltenden und abwehrenden
Verbündeten erneut bereit, den schmutzigen Krieg gegen die 'Achsen
des Bösen' der US- Regierung uneingeschränkt solidarisch zu unterstützen.
Spätestens an dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Welcher
Unterschied besteht eigentlich zwischen kriegerischen CIA- Staatsterroristen
und radikal- fundamentalistischen islamistischen kriegerischen Terroristen?
Kultur-Lichtblick
der Woche: Walser Lesung köstlich, einfach köstlich.
Glückwunsch an die ARD (Mi
12.6.2, 0.40 - 1.25 Uhr) für die köstliche Lesung Martin Walser
aus Tod eines Kritikers,
eine überaus geißelnd- köstliche
Persiflage auf den aufgeblasenen
Marcel
Reich-Ranicki und seine blinden Claqueure im doitschen Kulturbetrieb.
Und sehr positiv ist auch die Entscheidung (5.6.) des Suhrkamp- Verlages
noch einmal hervorzuheben, Martin Walsers Tod eines Kritikers herauszubringen
und damit dem ebenso unverschämten wie plumpen Holocaust- Konditionierungs-
Ansinnen Reich-Ranickis und seiner Amigos zu widerstehen. Die Holocaust
Konditionierung der deutschen Intelligenz hat dieses Mal nicht funktioniert.
Lokaler
Lichtblick der Woche:
Die
Nacht der Sinne zur 1000 Jahrfeier in Erlangen
zog ca. 40.000 BesucherInnen an und fand überwiegend großen
Anklang bei den BürgerInnen und Gästen, die aus aller Welt in
die kleine Großstadt strömten. Eine gelungene und kreative Idee,
wenn auch Organisation und Eintrittsgelder auf Kritik stießen.
Die Demokratie ist nicht unbedingt die zweitbeste Staatsform, wobei es, wie Churchill anmerkte, die beste nicht gibt. Schaut man sich die Machtverhältnisse, Brot und Spiele der Gegenwart an, ist kein großer Unterschied zu Adel und Aristokratie festzustellen: der Adel der modernen Mediendemokratie heißt nur Geldadel und Geldadeliger ist, wer genügend davon hat. Der Schein ist alles. |
Man vergegenwärtige sich: PolitikerInnen sind im Grunde, wenn sie sich auf den Weg machen, Menschen wir Du und ich, vermutlich auch nicht besser oder schlechter als wir alle - bis sie das System einholt. Sie sind daher vor allem auch ein Opfer der strukturellen Bedingungen. Es hat also keinen Sinn, nach besseren Menschen zu suchen, man muß die strukturellen Bedingungen so verbessern, daß das Gute in uns allen mehr zum Vorschein kommt, gefördert wird und das Böse, das in uns allen steckt, besser kontrolliert wird. Wir können unseren Egoismus nicht abschaffen, wir können ihn nur besser kontrollieren. Hierzu brauchen wir grundlegend andere Transparenz- Bedingungen als dieser Staat, sein Rechts- und Kontrollsystem bisher zur Verfügung stellt, erlaubt und fördert.
Am wichtigsten und nötigsten ist eine Staats- und Grundgesetzreform
Das Grundgesetz ist schlecht und
dringend revisionsbedürftig. Wie schlecht es eigentlich ist, hat sich
erst die letzten 35 Jahre herausgestellt, seit die Republik zunehmend unaufhaltsam
abwirtschaftet, Staatsverschuldung, Filz, Korruption, Mißmanagement,
Inkompetenz und Versagen ein gigantisches Ausmaß erreicht haben.
PolitikerInnen
müssen an die Wahlen denken und daran, wie sie an der Macht bleiben.
Entschieden wird vom großen Haufen und den ihn manipulierenden Interessengruppen,
wobei der große Haufen bekanntlich nur kurzfristig und oberflächlich
denken mag oder kann. Dies nennt man dann plebiszitäre Demokratie.
Damit sind die strukturellen Bedingungen so gewählt, daß das
geschieht, was der große Haufen hören will oder wozu er sich
manipulieren läßt. Damit ist klar, daß sparen, umsichtig
wirtschaften, vorsorgen sehr unwahrscheinlich werden. Konstruktive Veränderungen
innerhalb des Systems sind unwahrscheinlich. Hier kann nur eine Staats-
und Verfassungsreform helfen, die bessere Rahmenbedingungen für
alle politischen Parteien und PolitikerInnen, unabhängig von ihren
Charakteren über die Wahlperioden hinaus dauerhaft und sicher zur
Verfügung stellt:
Ein neues Grundgesetz muß her unter dem Primat von Transparenz und Kontrolle, das den Erkenntnissen der Wissenschaften vom Menschen Rechnung trägt, das die idealistische Verlogenheit und vielfältige Widersprüchlichkeit zugunsten des Realitätsprinzips aufgibt. |
Hierzu auch: Roman
Herzog fordert Staatsreform
Deutschlands Hauptproblem ist nicht die Armen ärmer zu machen, sondern eine Erneuerung der maroden Führungsstrukturen
Die Politik braucht zur Entwicklung der Demokratie vor allem - und wenigstens - fünf neue strukturelle Impulse: (1) Transparenz: Abschaffung des Geldtabus (Bankgeheimnis, Steuergeheimnis) und keine falsche Vorschiebung und Zweckentfremdung von Datenschutz; (2) Verantwortung: Abschaffung des Idiotenprinzips: Wer Mist macht wird belohnt; (3) eine Reform des Grundgesetzes zur Staatsverschuldung; (4) eine Zurückführung der Blockademöglichkeiten der Bundesländer sowie (5) Schaffung wirkungsvoller Kontrollsysteme.
Einführung und Neufassung des Verantwortungsprinzips
Schluß mit dem Idiotenprinzip:
Wer Mist macht wird belohnt. Es müssen dringend die gesetzlichen
Voraussetzungen dafür geschaffen bzw. erleichtert werden, daß
diejengien, die in verantwortlicher Stellung (PolitikerInnen, MinisterInnen,
Abgeordnete, BeamtInnen u.a. VerantwortungsträgerInnen) Mist machen,
nicht durch Abfindungen, vorzeitigen Ruhestand (Pension) und neue Möglichkeiten
des Doppelt- und Dreifachverdienens belohnt werden. Wer Mist macht, muß
es spüren, Mist machen darf sich nicht länger lohnen.
Jede Oma, jede PädagogIn, jede PsychologIn, jeder, der bis drei zählen kann und gesunden Menschenverstand hat, weiß: werden Fehlverhaltensweisen belohnt, verfestigen und vertiefen sie sich. Jeder weiß das. Nur die Politik und ihre potemkinschen "Kontrollsysteme" scheren sich nicht darum, wissen es offenbar nicht oder wollen es nicht wissen. Wer Mist macht, darf nicht länger mit Abfindungen, Frühpensionen, Doppeleinkünften und anderem Geldsegen belohnt werden. |
Nicht minder wichtig ist es, dem
Wirtschafts- und Geldadel die Möglichkeiten zum hemmungslosen Ausbeuten
- wie es beispielweise zu allen Ferienzeiten vom Benzinkartell demonstriert
wird - empfindlich zu beschneiden:
Das Bundeskartellamt kann Firmen verpflichten, gewünschte Preiserhöhungen anzumelden. Das Bundeskartellamt kann gewünschte Preiserhöhungen untersagen, wenn es von den Begründungen nicht überzeugt ist. |
Nächster Politischer Wochen Kommentar 22.6.2 (gegen Abend)
Querverweis: https://www.attac.de/ |