Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    Abteilung Politische Psychologie - Überblick - Präambel - Sprache -
    IP-GIPT DAS=25.08. 2000 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 29.11.7
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen *  Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung & Copyright

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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Polisitische Psychologie, Bereich Ablehnung anderer, und hier speziell zum Thema:

    Was tun gegen den Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß?
    Motto: Man darf nicht nur ächten und strafen, man muß auch Perspektiven zeigen

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    Zum Umgang mit Faschisten und Neonazis.
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    von Rudolf Sponsel, Erlangen

        Die Wurzeln der neuen rechtsradikalen Bewegung, von Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß  in Deutschland - und in der Welt - sind vielfältig. Und daher erfordert eine nachhaltige und dauerhafte Überwindung dieser Bedrohung jeglicher Zivilisation vielfältige Maßnahmen. Eine Vielzahl von Faktoren, Gründen, Bedingungen, Anlässen und Auslösern wirken teilweise auf  mehr oder minder komplizierte Weise zusammen. Hierbei spielen - um nur die wichtigsten groben Hauptklassen zu nennen - entwicklungspsychologische und  individuell-biographische; persönlichkeitsstrukturelle und psychologisch-psychopathologische; politische, bildungspolitische und ordnungspolitische; rechtliche und kriminologische; soziale und gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren eine Rolle:

    Entwicklungspsychologische und individuell-biographische Faktoren

    • Adoleszenz: Abgrenzen, Aufbegehren, Opposition, Protest und Rebellion auf dem Wege zur Ich-Findung und Ablösung vom Elternhaus
    • Erlebnis- und Erfahrungsverarbeitung: Frustrationsbewältigung, Bewältigung des Verlustes von Hoffnung und Zuversicht
    • Ausgleich und Bewältigung von Perspektivelosigkeit.
    Querverweis: Die normal-psychologischen und natürlichen Grundlagen des Faschismus. * Selbstbild.

    Persönlichkeitsstrukturelle und psychologisch-psychopathologische Faktoren

      Fanatische Anlagen  ("Alles-oder-Nichts-Persönlichkeitsmerkmale").  Entlastung durch Sündenböcke-finden. Der Hang zu einfachen Lösungen. Faszination des Bösen. Falscher Idealismus. Der Wille zur Macht. Überhöhung der eigenen Bedeutung. Wer keine Perspektive hat schafft sich oder "holt" sich eine. Antisoziale und kriminelle Neigungen. Unzulängliche Gewissensbildung. Ausgleichs- und Kompensationsmechanismen (Abwehr, Auserwählt Ideologien, aus der Not eine Tugend machen). Neid und ihre destruktive Schwester: die Mißgunst.


    Politische, bildungspolitische und ordnungspolitische Faktoren

      Rechtsradikale Organisationen und ihre ungehemmte Entfaltung. Mangelhafter Geschichts- und Sozialkundeunterricht. Mangelhafte europäische und internationale Gesetze.  Rechtsunsicherheit. Opportunismus und Inkonsequenz der Politik.  "Blindheit" auf  dem rechten Auge. Verunsicherung, aber auch Inkonsequenz der Polizei in einzelnen Gemeinden hauptsächlich im Osten. Nur wer Krach macht und randaliert, wird gehört und öffentlich wahrgenommen.
      Fehlende Bürgerpflicht-Kultur
      Fehlen einer Bürgerpflicht-Kultur: Es wird den Kindern und Jugendlichen nicht beigebracht, daß es auch eine Bürgerpflicht gibt: sich nämlich für das Gemeinwohl zu engagieren, sich zu informieren, zu wählen und mitzumachen in der politischen Gestaltung unserer Lebenswelt. Der Mensch ist nicht nur Mensch, Mutter, Kind, Vater, Kranker, Arbeitender, Partner, Nachbar, Kollege, Verwandter, Konsument, Kunde, er ist auch Bürger. Damit sind nicht nur Rechte verbunden, sondern auch Pflichten. Diese Bürger-Pflichten sind durch ein völlig falsches Demokratieverständnis (jeder kann machen was er will [vor allem nichts als Bürger], Schlaraffenlandsyndrom, verwöhnte Forderungshaltung, verantwortlich sind immer die anderen), ein diesbezüglich unzulängliches Grundgesetz, durch eine falsche Bildungspolitik und unzulängliche Erziehung  völlig unterentwickelt und vielerorts gar nicht präsent.
      Mangelnde Zivilcourage auch durch mangelnde Förderung zivilcouragierter Haltungen (fehlende Belohnungen [Prämien, Steueranreize, Geschenke und Aufmerksamkeiten], Belobigungen, Ehrungen (Bürgermedaillen, Bürgerzertifikate), Berichterstattung (in der Öffentlichkeit stehen)
      Politikverdrossenheit Weiterer Hinweis: Datenfälschungen der Regierungen?
      Spendenaffären, Korruption, Verlogenheit, Opportunismus, hemmungslose Selbstbedienungsmentalität der an den Geldkanälen Sitzenden, die Unfähigkeit die großen politischen Probleme vernünftig zu lösen: Arbeitslosigkeit, Steuerreform, Rentenreform, Gesundheitsreform, Verwaltungsreform [Ausufernder Beamten- und Staatsapparat], Justizreform [idealistisches, sich verselbständigender und unüberschaubarer Paragraphendschungel, Verlust des Rechtssicherheitsgefuehls, alles dauert ewig], Finanzreform [hemmungsloser, verantwortungslose Neuverschuldung von Bund, Ländern und Gemeinden, die grundgesetzlich verboten bzw. strikt eingeschraenkt gehört] tragen dazu bei, die Abneigung und Verachtung der BürgerInnen gegenüber der Politik  zu fördern. Die Folge sind sinkende Wahlbeteiligung als Ausdruck der Politikverdrossenheit und zunehmende radikale Gruppierungen.


    Rechtliche und kriminologische Faktoren

      Unsicherheit, Inkonsequenz und Trägheit des juristischen Systems.  Unsicherheit, Inkonsequenz und Trägheit der Strafverfolgungsbehörden. Unsicherheit, Inkonsequenz und  Unentschlossenheit der Gerichte. Wirkungslosigkeit und Unvereinbarkeit des  Strafsystems:  Strafe, Resozialisierung und Vorbeugung schließen sich teilweise aus. Immerwährende Bewährung bis es dann zu spät ist ("Schnupperarreste" können möglicherweise bei jungen StraftäterInnen Wirkung tun, wobei spezielle und unterschiedliche "Schnupperarrestanstalten" zu konzipieren - und zu erforschen - wären. Wenn Strafe wirken soll, muss sie schmerzen und zwar möglichst schnell ("tatnahe"). Strafen, die nur Geld kosten, ein Prinzip erfüllen und nichts bewirken, haben wenig Sinn. Der moderne "Designer-Mensch" braucht "Designer-Strafen", d. h. in der Sprache der Verhaltenstherapie, daß der Verstärkerentzug  (=es wird dem Betroffenen etwas, das ihm etwas bedeutet, wertvoll oder wichtig ist, weggenommen) individuell so organisiert wird, daß er auch individuell wirkt. Hierfür wären mittel- bis langfristig die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen.


    Soziale und gesellschaftliche Faktoren

      Bildungsmängel. Arbeitslosigkeit. Nicht-Gebraucht-Entwertung. Perspektivelosigkeit. Verlust gesellschaftlicher Anerkennung. Soziale Ungleichheit. Ungerechtigkeitserleben. Ausgrenzung. Isolation im  Randgruppen-Milieu. Suche nach Zugehörigkeit und Identifikation. Sicherheit der sozialen Gruppe. Falsche Modelle und Vorbilder, Oberflächenmaterialismus. Mediengesellschaft:  Nonstop-Gewaltdarstellung in den Medien.
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    Demütigung und Ausbeutung sind nicht geeignet, Motivation, Integration und Verantwortungsbereitschaft zu fördern. 

    Sie sind vielmehr Ausdruck einer menschen- und realitätsverachtenden Fehlhaltung, die nur ausgrenzt und destabilisiert. Das gilt ganz besonders für unsere Wirtschaft und ihre Lobbies in Politik und Justiz. Denn zum Konsum braucht man Geld und eine Arbeit, die sich lohnt und rechnet. Das hat bereits Henry Ford vor rund einem Jahrhundert mit seinem berühmten Satz "Autos kaufen keine Autos" auf den Punkt gebracht. Aber auch diese wirtschaftliche Binsenweisheit scheint - wie die Einsicht, dass freier Markt und echter Wettbewerb ebenfalls allgemeinverbindliche Mindestlöhne voraussetzen, - in den oberen Rängen verloren gegangen zu sein. Da kann man nur noch mit Konrad Adenauer ausrufen: Mein Gott, was soll aus Deutschland werden!?

    Wirtschaftliche Faktoren

      Ausbeutung und Profitmaximierung. Neuer Manchester Kapitalismus. Hemmungslos einseitige Leistungsorientierung.
      Vernachlässigung des Ressourcensektors und besonders der Familien. Ungehemmter Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen mit wenig Perspektive und damit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu subkriminellem und kriminellem Verhalten. Hier könnte ein Einwanderungsgesetz, wonach nur rein kann, wer auch eine realistische Perspektive hat, sehr hilfreich sein. Das Asylrecht als eine der wertvollsten Menschenrechtserrungenschaften in Deutschland wird dadurch auch geschützt werden , weil seine vermeintliche Aushöhlung dann nicht mehr mit Einwanderung verwechselt werden kann.


        Aus dieser - wenn auch unvollständigen - Liste ergibt sich sofort, daß es keine einfache Lösung des rechtsradikalen Problems gibt, sondern daß auf vielen verschiedenen Ebenen bildungspolitisch, gesellschaftlich, kriminologisch, ordnungspolitisch, politisch, rechtlich sozial, wirtschaftlich, psychologisch und therapeutisch gearbeitet werden muß, um die wirklichen Wurzeln und aufrechterhaltenden Bedingungen von Rechtsradikalismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhaß nachhaltig und dauerhaft erfolgreich bekämpfen zu können.

        Andererseits: die Lage ist ernst und allzu viel Zeit darf nicht mehr verloren werden mit Sonntagsreden, akademischen Eitelkeiten, langwierigen Kommissionen oder dem Spielchen "Wer hat recht?". Politisch ist eine breite Allianz aller DemokratInnen und Disziplinen erforderlich mit einer dreifachen zeitlichen Perspektive: (1) Was kann und sollte sofort getan werden? Was ist (2)  mittelfristig (ein bis drei Jahre) und was ist (3) langfristig (> drei Jahre)  zu tun?

        Was können Psychologie, Psychopathologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Sozialtherapie tun? Wo könnten sie mithelfen? Nun, eine erfolgreiche Behandlung oder Kur, hängt nicht zuletzt auch von der Diagnose ab. Was liegt hier für ein Fall vor? Warum ist dieser Mensch rechtsradikal in seinem Gebaren und Verhalten? Weiß sie oder er, was sie oder er da tut? Mit welchem Bewußtsein handeln diese Menschen? MitläuferIn? Harter Kern? Was ist in diesem Fall möglich, was sollte, kann und darf in diesem individuellen Einzelfall getan werden?


    wird fortgesetzt und ausgearbeitet

    Querverweise
    Standort: Was tun gegen Fremdenfeindlichkeit ... ?
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    Zum Umgang mit Faschisten und Neonazis.
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     Vorbilder. Überblick Politische Psychologie in der IP-GIPT * Handeln *
    Überblick 3. Reich, Faschismus, Diktatoren und Tyrannen. Geschichte, Aufarbeitung, Auseinandersetzung und Abgrenzung.
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    Zitierung
    Sekretariat IP-GIPT (DAS).  Was tun gegen den Rechtsradikalismus? Allgemeine und Integrative Politische Psychologie.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/wastun0.htm
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    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    29.11.07   Demütigung und Ausbeutung sind nicht geeignet, ...