Neue Formen des Krieges?
Die Achillesversen der Hightech-Gesellschaften und das
vollständige
Versagen der amerikanischen Sicherheitssysteme - oder?
von Rudolf Sponsel, Erlangen
_Querverweise
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Teil 2: Was ist ein Beweis? Oder wann ist ein Aggressor überführt?
Der Krieg, Terror und Gewalt
gelten vielfach - verharmlosend formuliert - als Ausdrucksformen der Politik
mit "anderen Mitteln", wobei hier bislang die Minderheiten, Kleineren
und Schwächeren immer im Nachteil waren. Seit dem kriegerischen
Anschlag auf die USA, die Zerstörung des World Trade Centers und dem
schweren Treffer des Pentagons am 11.9.2001 mit Abertausenden von Toten
und Verletzten weitgehend unschuldiger Zivilisten im offiziellen Friedenszustand,
hat sich hier etwas Grundlegendes verändert.
Die Verwundbarkeit und Verletzlichkeit der Hightech-
Gesellschaften wurde in einem Maße vorgeführt wie es niemand
für möglich gehalten hätte. Das war die größte
und zugleich auch niederträchtigste Niederlage, die die USA - auch
als Symbol der westlichen Welt und Garant Israels - jemals erleiden
mußten.
Sämtliche
Sicherheitssysteme haben völlig versagt.
War es denn wirklich Versagen?
Hätte man sich besser schützen können?
26 Milliarden - das ist ein kleiner Landeshaushalt - ist der Jahresetat des berüchtigten Geheimdienstes CIA, der selbst viele internationale Tote auf dem Gewissen haben dürfte und für viel Leid in der Welt exekutive Verantwortung trägt. Hinzu kommen die Etats für FBI und Militär. Sie haben allesamt in einem Ausmaß versagt, daß man sich bald fürchten muß vor dieser Supermacht USA, gilt sie doch allgemein als die größte, stärkste und mächtigste. Sie träumten von einem Raketenabwehrsystem nach sciene fiction art mit Kosten in Billionenhöhe, aber ihr Verteidigungsministerium konnte einfach so in die Luft gejagt werden.
Da redet zwar alle Welt von den skrupellosen und fanatisierten Fundamentalisten, die es in allen - bevorzugt von "Gott auserwählten" - Religionen und radikalen Ideologien gibt, doch ein Selbstmordkommando nach dem anderen zeigt bestürzend eindrucksvoll, wie weit der radikale und inzwischen kriegerische Terror der Verzweifelten, Gedemütigten oder menschenverachtend entwurzelten Fantiker inzwischen ist. Hätte man sich also besser schützen können?
Betrachten wir die großen Städte, dann sind die Flughäfen meist allenfalls 60 Sekunden Flugzeit entfernt. Und in manchen startet alle 60 Sekunden ein Flugzeug. Die Aneignung von Flugzeugen als "natürliche technische" Bomben durch todesverachtende fanatisierte kriegerische Persönlichkeiten zeigt eine Achillesverse, gegen die es möglicherweise überhaupt in solchen High- Tech- Gesellschaften kein direktes Abwehrmittel gibt, es sei denn man trennt die Cockpits absolut sicher und unerpreßbar von den anderen Flugräumen ab, was auf seiten der Piloten selbst eine Todes- und Opferbereitschaft auch für die gesamten Menschen im Flugzeug voraussetzte. Die Cockpits müßten technisch so sicher wie ein Tressor gebaut werden, daß sie vom Flugzeug her grundsätzlich nicht mehr zugänglich wären, es sei denn, es würde abgesprengt. Das aber würde, wenn es denn technisch ginge und man dies überhaupt wollte, gar nicht schnell gemacht werden können und vermutlich Jahre dauern. Ich meine: in letzter Instanz wird es keine technische Lösung geben, die wirklichen Probleme liegen tiefer.
Das wird und ist kein Krieg der Guten gegen das Böse
Das wird eine Straf- und Vergeltungsaktion, ohne
die Übel und eigenen Anteile an der Wurzel zu suchen, geschweige denn
dort zu bekämpfen. So unmenschlich dieser kriegerische Anschlag auch
gewesen war und so sehr wir mit den unschuldigen Opfern mitfühlen,
Trauer und Wut empfinden, so kommt er doch von nicht ungefähr. Und
er hat auch eine Vorgeschichte.
Die Unfähig- oder die Unwilligkeit der Israelis,
mit den Palästinensern ein Auskommen zu finden und das Verlassen der
Antirassismuskonferenz der USA und der Israelis markiert ein letztes Zeichen
vor diesem Schlag.
Und zu den ersten und anhaltenden Zeichen der westlichen
Kultur gehört wohl leider auch, daß sie noch nie tiefgehend-
und durchgehend anhaltenden Respekt vor anderen Kulturen gezeigt hat. Von
den den Sklavenhaltergesellschaften der Antike über die Selbstdefinition
der Christen, von Gott auserwählt worden zu sein mit dem entsprechenden
aggressiven Missionierungsdrang, den Kreuzzügen, der Inquisition,
den Hexenverbrennungen; von der Versklavung der Neger, der Ausrottung
der Indianer, des Kolonialismus und der brutalen ausbeuterischen Politik,
wenn es um den eigenen Egoismus (z.B. CO2 Begrenzung, Klimakonferenz; Öl,
Wirtschaft, Geschäfte) - verharmlosend Interessen genannt -
geht, zieht sich eine lange Blutspur durch die ganze Weltgeschichte bis
auf die jüngste Zeit. Und was z. B. ..., Hitler und Stalin, ... verbrochen
haben ist hinreichend bekannt und im Falle Hitler für uns Deutsche
besonders beschämend und erschütternd.
Droht
die Vernichtung der Menschheit?
Besonnenheit, Augenmaß, Weitsicht, Selbstkritik und Gerechtigkeit
tut not
Prädident Bush trägt inzwischen die politische Verantwortung für das Versagen - daß Amerika so ins Herz getroffen werden konnte - , das uns alle in unabsehbare kriegerische Handlungen, ja in die Vernichtung der Menschheit führen kann, wenn wir z.B. an die biologischen und chemischen Waffen in den Händen zu allem entschlossener und skrupelloser Fanatiker denken.
Dieser kriegerische Anschlag gegen das World Trade Centers und der schwere Treffer des Pentagons war womöglich erst der Anfang. Die plumpe und falsche Formel die Guten gegen die Bösen zeigt schon, daß dieser Präsident leider gar nichts verstanden hat oder nichts verstehen will - und das kann für die ganze Menschheit noch sehr, sehr gefährlich werden. So gesehen ist es vielleicht gut, wenn die Nato stark einbunden wird und bleibt, um das Schlimmste zu verhüten. Nato und EG sollten trotz aller Anteilnahme und Solidarität mit den Amerikanern denen wir Deutsche viel verdanken, wachsam sein und bleiben. Denn Präsident Bush repräsentiert genau diese Vereinigten Staaten von Amerika, die an dieser Entwicklung ihre eigenen Anteile haben.
Der Terror und alle Varianten hinterhältiger kriegerischer Akte ist keine Erfindung muslimischer Fundamentalisten und verblendeter Gotteskrieger. Er ist und wird durch die Geheimdienste, Geheimpolizei und Söldnern aller mächtigen und sog. zivilisierter Staaten - wenn auch meist sehr verborgen - schon immer geführt. Wer also solche Länder und Staaten bestrafen möchte, muß sich wohl in letzter Konsequenz auch selbst bestrafen. Das sollte bedenken, wer vorschnell meint, wer Terroristen und Krieger jenseits aller Konventionen gewähren lasse, müsse wie diese selbst behandelt werden. Das ist zwar eine nachvollziehbare politische und ethische Position, aber sie trifft eben auch auf die Politik der USA und ihr Agieren in der Welt zu. Und nicht nur das. Auch die wirtschaftliche Ausbeutung und Unterdrückung, hemmungsloser Wirtschaftsegoismus, kann als quasi- kriegerische Handlung - als 'Krieg' mit anderen Mitteln - angesehen werden.
Stabile Gesellschaften habe eine große und sehr breite Mitte, wenig Privilegierte und Unterprivilegierte, das ist im wesentlichen die politische Stabilitäts- Lehre des Aristoteles. Wendet man diese gute und alte Idee auf die ganze Menschheit und die Staaten dieser Erde an, so hat man die wichtigste weltweite Bedingung für die Minimierung von Terror und Kriegen gefunden. Die Starken und Reichen (Industrieländer) müssen den Schwachen und Armen (Entwicklungsländer) helfen. Nicht einmal so sehr aus moralischen Gründen als vielmehr aus ganz gesunden egoistischen Motiven. Niemand kann in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt, heißt es zurecht. Der Kontrolle und Beherrschung des Bösen, zu dem wir alle fähig sind, kommt daher die allergrößte vorbeugende Bedeutung zu. |
Ich sehe die Hauptgewähr und Vorbeugung gegen Terror, Kriege, Haß und Niedertracht in der Beförderung und Realisation folgender Orientierungswerte: Erziehung zur (Selbst) Verantwortung, Zivilcourage und (Selbst)-Kritikfähigkeit; Gerechtigkeit und internationale Rechtsstaatlichkeit (Grundrechte); Mitgefühl, Toleranz und Anpassungsbereitschaft; Teilen, Geben und Nehmen können; Bereitschaft zur wechselseitigen Kontrolle (ausführlicher hier). |
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Ende