SGIPT
    Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT DAS=02.03.2002

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    Willkommen in der Abteilung Allgemeine und Integrative Politische Psychologie, hier zum Thema:

    Politischer Wochen Kommentar
    PWK 2002-09

    Neue Achsen des Bösen (Vatikan, Hilfsorganisationen, USA, inkompetente PolitikerInnen) und Lichtblicke der Woche (Ingrid Meier, Bundesverfassungsgericht, Bundesrechnungshof, Roman Herzog)
     

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
    Erstausgabe 2.3.2002, Letztes Update TT.MM.JJ

    Motto: Am schlimmsten sind die Wölfe im Schafspelz

            Übersicht

    • Papst und Vatikan decken sexuellen Mißbrauch
    • Steueraffäre Diehl: Eine, die auszog gegen eine Achse böser Amigos im Amt?
    • Sex gegen Essen in Afrika - 40 Hilfsorganisationen verwickelt?
    • Inpol-Desaster
    • Arbeitslosen-Statistik: Fachlich und ethisch verwahrlost
    • Das wahre Gesicht der USA-Politik:
      • Lügen- und Desinformationsinstitution
      • Bio-Staats-Terrorismus der USA
    • Kritik der Mediendemokratie
    • Topflop der Woche: SFOR triumphiert über ihre Fähigkeit, leere Lagerhäuser zu erobern
    • Lichtblicke der Woche:
      • Roman Herzog fordert Staatsreform
      • Bundesverfassungsgericht anerkennt Haushalts- und Erziehungsarbeit
      • Bundesrechnungshof fordert Einsatz von Open Source
      • Investigativer Journalismus Report Mainz: Die Pannenrepublik
    • Politik der Zukunft und Verantwortung:
      • Abschaffung der Geldgeheimnisse (Bankgeheimnis, Steuergeheimnis)
      • Einführung und Neufassung des Verantwortungsprinzips: Schluß mit dem Idiotenprinzip: Wer Mist macht wird belohnt
    • Querverweise




    Papst und Vatikan decken sexuellen Mißbrauch
    Hier das Beispiel Erzbischof Juliusz Paetz
    Daß die katholische Kirche eine pathologische Sexuallehre vertritt, ist allgemein bekannt. Daß sie verlogen und verschlagen auch sexuellen Mißbrauch und andere abweichende Neigungen ihrer Funktionsträger decken soll, wird von KritikerInnen immer wieder thematisiert. Und hin und wieder dringt der verleugnete und verheimlichte Mißbrauch auch an die Öffentlichkeit. Nicht, daß Erzbischof Juliusz Paetz schwul sein könnte oder seinem sexuellen Begehren erliegt, stört mich. Es ist der hemmungslose, zugleich verleugnete und verheimlichte, Mißbrauch von Schülern, Studenten und Novizen, Priestern und anderen abhängig Untergebenen, der zum Himmel stinkt. Und das alles wurde vom Unheiligen Stuhl und dem Vatikan nicht nur einfach passiv gedeckt, sondern offensichtlich gewollt und gezielt unterdrückt. Vornehm spricht man auch von Tabuisierung. Ich hoffe, daß die polnische Justiz ein klares Zeichen setzt und ein Exempel statuiert. Nichts ist schäbiger, arglistiger und verworfener als wenn scheinbar Gute, hier Bischöfe und Priester, ihre Stellung und Position für ihre sexuellen Nöte durch Mißbrauch und Ausbeutung von Abhängigen ausnutzen. Daß sich die Kirche einerseits als Moralinstanz aufspielt, während ihre Repräsentanten zugleich auf niedrigstem moralischen Niveau hemmungslos und verbrecherisch ihre sexuellen Nöte und charakterlichen Störungen verborgen ausleben können, ist eine ungeheure Provokation von Zivilisation, Menschlichkeit und Recht.


    Steueraffäre Diehl: Eine, die auszog gegen eine Achse böser Amigos im Amt?
    Was geschieht, wenn Bürger mündig und Beamte zivilcouragiert und verantwortungsbewußt handeln? Der Sachverhalt: Die Finanzverwaltung der Stadt Nürnberg hat dem traditionsreichen Waffenkonzern Diehl - der Chef des Konzerns ist umstrittener Ehrenbürger der Stadt Nürnberg - 30 Millionen Steuern "leichtfertig verschenkt". Die Finanzbeamtin Ingrid Meier - ich schlage sie für das Doppel- Bundesverdienstkreuz für Zivilcourage und Verantwortungsbewußtsein im Amt vor - beklagte, daß man ihr den Abschluß einer Betriebsprüfung bei der Firma Diehl von oben her untersagte. Die Beamtin lehnte es ab, die Verkäufe von zwei Firmenbeteiligungen als Privatvermögen anzuerkennen und damit steuerfrei zu stellen und klagte vor dem Verwaltungsgericht gegen ihre Vorgesetzten und Behörde. Das geht natürlich nicht in der Amigo-Republik. Und klar erscheint natürlich, daß die Finanzdirektion Nürnberg Rückendeckung aus München, Bonn und Berlin erhielt. Die schwarz- rote Achse der Amigos quer durch die republica banana steht nibelungen-treu und fest zum tapferen Wehrmachtskrösus und dem Ehrenbürgerkonzern. Die Nürnberger (Erlanger) Nachrichten führten am Dienstag, den 26.2.2, S. 5, hierzu aus: "Die Anzeige verfolge auch das Ziel, gegen die 'Kriminalisierung' seiner Mandantin und seiner Person vorzugehen, so Roth [RS: der Rechtsanwalt der mutigen Beamtin]. Er und die Beamtin wurden wegen Verletzung des Steuergeheimnisses angezeigt. Die Anwaltskanzlei und die Wohnung der Beamtin wurden durchsucht. Mittlerweile seien Meier 13-14 Aktenordner zurückgebracht worden, sagt Roth. Neuerdings prüfe die Staatsanwaltschaft auch noch, ob er seine Mandantin verteidigen könne - da bestünden Bedenken. Roth zieht da schon Parallelen zu Schikanen gegen Terroristenanwälte in RAF-Verfahren."

    Quelle: Nürnberger (Erlanger) Nachrichten vom: 26.2.2 (und viele Artikel davor).



    Sex gegen Essen in Afrika - 40 Hilfsorganisationen verwickelt?
    Der Sachverhalt: Mittwoch und Donnerstag diese Woche ging durch die Medien und Weltpresse, daß Mitarbeiter von 40 Hilfs- Organisationen, UNO-Blauhelmsoldaten und UNO-Mitarbeiter ihre Schutzbefohlenen sexuell ausgebeutet und mißbraucht haben, um ihnen das zu geben, wozu sie vor Ort waren: Schutz, Essen und Hilfe.
        Komisch, daß mich das immer mehr berührt, wenn ein sog. Guter sich als Böser entpuppt als wenn ein Böser einfach nur ein Böser ist. Was erwartet man von einem Soziopathen, von einem Mafiosi, von einem Räuber und Banditen? Verbrechen, klar. Aber erwartet man so etwas von Innenministern, der Polizei, dem Roten Kreuz, von Pfarrern, Menschenrechtsorganisationen, ÄrztInnen und TherapeutInnen? Sicher nicht. Daher gehörten Schandtaten von solchen auch doppelt bestraft, weil hier ein ganz besonderer Vertrauensbruch und Mißbrauch, eine ganz besondere Charakterdeformation, Arg- und Hinterlist vorliegt. Die Gesetze gehören entsprechend verändert, wonach der Strafmaßrahmen in solchen Fällen wie oben genannt, verdoppelt wird.



    Inpol-Desaster
    Aus der Presseinformation REPORT Mainz, heute, 25.02.2002, 21.00 Uhr im ERSTEN: "Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, bedauerte das vorläufige Ende von Inpol-Neu gegenüber REPORT Mainz und bewertet die derzeitige computertechnische Ausstattung wie folgt: „Wir haben eine Technik der 60er/70er Jahre und die deutsche Polizei arbeitet im weltweiten Vergleich nicht effizient.“ Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Holger Bernsee, sieht die bislang gescheiterte Entwicklung von Inpol-Neu als „eine Art der Geldverbrennung“. Die Fahndungsmöglichkeiten der Kriminalpolizei seien absolut unzureichend. Bernsee wörtlich gegenüber REPORT Mainz: "Die Kriminalpolizei wird weiterhin praktisch blind gehalten." Für den Bund der Steuerzahler ist Inpol-Neu ein 'Haushaltspolitischer Skandal'. Dieter Lau, Vize-Präsident des Bundes der Steuerzahler, sagte zu REPORT Mainz: "Hier gibt es eine Steuergeldverschwendung gigantischen Ausmaßes." Nach Recherchen von REPORT Mainz ist das seit 1992 geplante neue Fahndungssystem 'Inpol-Neu' praktisch gescheitert. In einem Interview mit dem ARD-Magazin REPORT Mainz räumte der Präsident des Bundeskriminalamts Dr. Ulrich Kersten nun erstmals ein, das mit einem funktionierenden neuem Polizeiinformationssystem auf der Basis von Inpol-Neu erst in den kommenden Jahren gerechnet werden kann. Kersten konzediert auch, dass das BKA bei der Planung des hochkomplexen computergestützten Fahndungssystems Fehler gemacht habe. Kersten wörtlich: „Wir haben sicherlich die Komplexität, die mit der Realisierung des Inpol-Neu-Systems, sowohl vom komplexen fachlichen Ansatz, sowie dem sehr anspruchsvollen technischen Ansatz, der ursprünglich gewählt worden ist, ein wenig unterschätzt.“ Inpol-Neu wurde seit 1992 mit hohem Personal- und Geldaufwand unter Federführung des BKA in Zusammenarbeit mit den Bundesländern entwickelt. Das Fahndungsprogramm sollte der deutschen Polizei erlauben, per Computer von jedem Schreibtisch aus komplexe Sachverhalte zu recherchieren. Das Programm sollte das System der einfachen Standardabfragen ablösen, mit dem die deutsche Polizei seit den siebziger Jahren arbeitet. Für die Entwicklung von Inpol-Neu sind cirka 150 Millionen Euro ausgegeben worden. Nachdem es schon in der vergangenen Jahren immer wieder Pannen bei der Entwicklung gegeben hatte, hat nun nach Recherchen von REPORT das Bundesinnenministerium das Projekt intern beendet. Dies belegen REPORT vorliegende interne Protokolle des BKA. Danach sind bereits Ende 2001 fast alle Mitarbeiter von dem Projekt abgezogen worden. Weitere Testläufe, mit denen das Fahndungsprogramm optimiert werden sollte, wurden eingestellt." ... "Nach Informationen von REPORT Mainz wird der Hamburger Computer Spezialist Harald Lemke ab 1.3.2002 die gesamte Neustrukturierung der Fahndungssysteme im BKA übernehmen."

    Der Text als RTF-Datei unter: https://www.swr.de/report



    Arbeitslosen-Statistik
    Die amtliche Statistik zu den Arbeitslosenzahlen - und vermutlich nicht nur diese - ist moralisch und fachlich verwahrlost. Jagoda, Engelen-Kefer (Gewerkschaften) und Kannengießer (Arbeitgeber) neben einigen höheren Beamten sind verantwortlich für die Fälschungen und die Inkompetenz. Eine "Reform" ist in der Tat dringend geboten. Aber wer von den Inkompetentlingen und interessegeleiteten Amigos sollte hierzu wirklich in der Lage sein? Sie beweisen doch schon seit Jahrzehnten, daß sie es nicht wollen oder nicht können, was praktisch auf dasselbe hinausläuft. Das Klassifikations- und Statistik-Chaos in dieser republica banana ist doch kaum noch zu überbieten (Statistikfälschungen bei rechtsradikal- motivierten Morden siehe bitte hier), was eine solide Planung und Evaluation von Maßnahmen vollkommen unmöglich macht. Ob im Gesundheitswesen, bei den Renten, Arbeitslosen, Subventionen, Steuern, ob im Umweltschutz: wo man hinsieht: Chaos, Frisieren, Durcheinander, Tricksen, Inkompetenz. Daß der Regierung nun einfällt, man sollte die Arbeitslosen- Statistik aussagekräftig und differenziert reformieren, ist zwar sachlich gerechtfertigt, richtig und eigentlich längst überfällig, doch fragt man sich natürlich: warum ausgerechnet jetzt - ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl?


    Das wahre Gesicht der USA-Politik

    Unbegrenztes Lügen, Tricksen, Fälschen, Frisieren: Desinformation als USA-Regierungsprinzip
    Eines muß man ihnen lassen: sie hätten ihn erfinden können, den wunderschönen Begriff der Chuzpe, wenn es ihn nicht schon gäbe. Daß sie lügen wie gedruckt, wenn es um ihren Egoismus und um ihre Interessen geht, ist bekannt. Und im Grunde gibt es mit den Presseämtern, den regierungsnahen Medien selbst und besonders mit den zahlreichen Geheimdiensten Typ CIA genügend institutionalisierte Einrichtungen, die Lügen, Tricksen, Fälschen, Destruieren, Unterminieren, Denunzieren professionell betreiben. Wozu also noch ein offizielles Amt? Eine Demonstration von grenzenloser Chuzpe made in USA.
        Quellen und Hintergrundinformationen: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,184501,00.html
    February 19, 2002: Pentagon Readies Efforts to Sway Sentiment Abroad By JAMES DAO and ERIC SCHMITT: https://www.nytimes.com/2002/02/19/international/19PENT.html

    Bio-Staats-Terroristen USA
    Nach den weltweit aufsehenerregenden Milzbrandfällen und der damit einhergehenden Angst vor den B- und C- Waffen wurde es seltsam still nachdem bekannt wurde, daß der Milzbrandterror sehr wahrscheinlich von US-WissenschaftlerInnen selbst ausging. Warum wird hier niemand angeklagt, obschon doch längst Hochverdächtige (US-Bürger) bekannt sind? Sollte es stimmen, daß ein Deal mit den Milzbrandterroristen amerikanischer Forschungszentren erfolgte, damit nicht herauskommt, wie die USA internationale Vereinbarungen zu den ABC-Waffen mißachten? Nun, der Staats-Terrorismus der USA hat mit der CIA und ihren "Geschwistern" Tradition. Unzählige Krisen, Konflikte, Kriege und Verbrechen haben sie angezettelt. Hemmungslos, skrupellos und ethisch völlig verwahrlost vertreten sie mit allen Mitteln, was sie für amerikanische Interssen halten, ohne jede Moral, ohne jede Kontinuität, ohne jede Berechenbarkeit, so daß wir eigentlich nur noch frei nach Aristoteles sagen können: Was ist die USA-Politik? Eine Beute des Augenblicks, ein Spielball des Zufalls, ein Denkmal der Schwäche, der Rest ist Schleim und Galle.


    Topflop der Woche:
    SFOR triumphiert über ihre Fähigkeit, leere Lagerhäuser zu erobern
    Auf der Suche nach Karadzic triumphierte die SFOR über ihre militärischen Fähigkeiten, konzertiert in leere Lagerhäuser einzudringen, um festzustellen, daß Karadzic sich dort nicht (mehr) befindet. SFOR- Militärs werteten dies als Beweis für die Schlagkraft und Tüchtigkeit der Truppe. Die Aktion zeige, daß man es Ernst meine, den seit 1996 gesuchten Kriegsverbrecher und Völkermörder Karadzic aufzuspüren. Welcher Geheimdienst die narrenden Informationen gab, wurde zwar nicht bekannt gegeben, dürfte aber nicht allzu schwer zu erraten sein.



    Lichtblicke der Woche:

    Roman Herzog fordert Staatsreform: «Der Staat wird immer fetter»
    Ein Hoch auf den Alt-Bundespräsidenten
    Das Interview mit Bundespräsident a.D. Prof. Roman Herzog in der "Berliner Morgenpost" vom 18.02.2002 https://morgenpost.berlin1.de/archiv2002/020218/politik/story498988.html
    Leseprobe aus: Bundespräsident a.D. Roman Herzog über Bürokratie, die Notwendigkeit zur Verfassungsänderung und eine verbreitete Vollkasko-Mentalität. "Vor fünf Jahren forderte der damalige Bundespräsident Roman Herzog in seiner Berliner Rede, dass ein «Ruck» durch die Gesellschaft gehen müsse. Politisch Verantwortliche wie die Bevölkerung sollten für mehr Aufbruchstimmung sorgen. ... Roman Herzog: Die Ideen von Ludwig Erhard sind unverändert richtig. Aber leider hat sich die deutsche Wirklichkeit sehr weit davon entfernt: Der Staat wird immer fetter, die Unternehmen zunehmend gegängelt und die Bürger weiter entmündigt. Deshalb brauchen wir dringend eine Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft. Eigeninitiative und Eigenverantwortung müssen wieder im Mittelpunkt von Wirtschaft und Sozialsystem stehen. ... Bei jeder großen Reform stößt die Politik sofort auf den organisierten Widerstand von zahlreichen Interessengruppen. Da ist dann jeder grundsätzlich für eine Vereinfachung oder die Streichung von Privilegien - aber nur solange er nicht selbst betroffen ist. Gegen dieses Sankt- Florians- Prinzip hilft nur eine allgemeine Reformstimmung. In Deutschland kommt erschwerend hinzu, dass unser politisches System zu Selbstblockaden neigt. Wollen Sie die Verfassung ändern?  Ja, das halte ich inzwischen für nötig. Insbesondere müssen wir die Rolle des Bundesrates neu definieren. Wenn die Mehrheitsverhältnisse in Bundestag und Bundesrat gegensätzlich sind, herrscht bei vielen Reformen Stillstand. Und das war in den letzten 20 Jahren eher die Regel als die Ausnahme. Die einfachste Lösung sehe ich darin, die Zahl der zustimmungspflichtigen Gesetze deutlich zu reduzieren.
    Sie fordern auch, der Staat solle sich beschränken und weniger ausgeben. Wo wollen Sie sparen? Das meiste Geld lässt sich bei Steuersubventionen und den Sozialsystemen sparen. Das geht aber nur dann, wenn wir uns von der Vollkasko- Mentalität verabschieden."
        Weitere engagierte Stellungnahmen des Bundespräsidenten.a.D.:
    Roman Herzogs Bildungsrede 1997: https://www.sowifo.fu-berlin.de/osi/fsi/ap/ap5-herzog.htm
    Der grollende Präsident: Roman Herzog sagt, was Sache ist: https://www.leverkusen.com/politeia/171/editoria.htm

    Bundesverfassungsgericht anerkennt Haushalts- und Erziehungsarbeit
    Man mag es zwar kaum glauben, daß vom Bundesverfassungsgericht mal ein verständlicher und richtig konstruktiver Impuls ausgeht, aber die Anerkennung der Haus- und Erziehungsarbeit als echte Arbeit ist für die konservative und meist sehr abgehobene Justiz sicher als bahnbrechender Erfolg auf dem Wege zu Realität, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung zu sehen. Der wirkliche Gott der Moderne heißt Geld. Alle Macht definiert sich letztlich über das Geld. Gleichberechtigung kann es daher erst geben, wenn alle, die arbeiten, einen angemessenen und regelrechten Erwerbslohn für ihre Arbeit erhalten. Wer daheim ist, Haus- und Erziehungsarbeit verrichtet, der arbeitet. Wer die Gleichberechtigung wirklich will, muß auch wollen, daß diese Arbeit mit allem, was dazu gehört, durch Lohn- oder Gehaltszahlung anerkannt wird. Hierzu ist dieses Urteil (Az.: 1 BvR 105/95 u.a.) ein wichtiger Schritt.

    Bundesrechnungshof fordert Einsatz von Open Source
    https://www.heise.de/newsticker/data/anw-25.02.02-004/
    Leseprobe: "Der Bundesrechnungshof macht sich in einer an das Bundesinnenministerium gerichteten Prüfungsmitteilung mit ungewohnt deutlichen Worten für den Einsatz  von Open-Source-Software in der Bundesverwaltung stark. Linux und andere im offenen Quellcode verfügbare Applikationen sind dem heise online vorliegenden Bericht zufolge ohne Wenn und Aber reif für die Verwendung in den Büros der Verwaltungsmitarbeiter. In der Zusammenfassung der Prüfungsergebnisse heißt es: "Open Source Software bzw. damit vergleichbare Software hat ein Niveau an Benutzerfreundlichkeit und Leistungsfähigkeit erreicht, das mit bisher im Office-Bereich eingesetzter Software vergleichbar ist. Alle wichtigen Anwendungsgebiete in der Bundesverwaltung werden abgedeckt." In der über 40-seitigen Studie führt der Rechnungshof weiter aus, dass im Büro-Alltag keine gravierenden Probleme beim Datenaustausch mit den bislang eingesetzten Office-Paketen von Microsoft oder bei der Konvertierung von Makros zu erwarten seien. Auch der Schulungs-, Einführungs- und   Migrationsaufwand sei "annähernd gleich mit demjenigen bei der bisher eingesetzten Software". Dazu komme der Vorteil, dass eine Umrüstung auf Open Source "Herstellerabhängigkeiten und damit die im Bundesbereich  vorhandene 'Monokultur' an Bürokommunikations- Softwareprodukten verringern" könne. Ein weiteres Plus von Linux und Co. sehen die Experten des Bundesrechnungshofs in den im Vergleich zu Microsoft-Produkten niedrigeren Anforderungen an die Hardware."

    Investigativer Journalismus Report Mainz:
    Pannenrepublik - Hat die Politik den Überblick verloren?
    Eines der größten Übel moderner Demokratie ist die Macht der Medien. Nicht zu Unrecht spricht man von Mediokratie oder Mediendemokratie. Es heißt: Wer die Bildzeitung gegen sich hat, kann nicht Kanzler werden. Wenn die Verhältnisse so weit sind, müssen solche Fehlentwicklungen wie der Springerkonzern rechtlich begründet zerschlagen werden können, sonst wird es niemals eine Entwicklung wirklicher Demokratie geben. Glücklicherweise sind Private wie z.B. CNN, N24, Springer und ähnliche seichte Propagandamedien nicht die einzigen in diesem Lande. Es gibt auch Lichtblicke wie heise, Monitor oder Report Mainz, der sich in dieser Woche die Pannenrepublik vorgenommen hat:

    "Moderation Bernhard Nellessen: Fehlerhafte BSE-Tests, falsche Zahlen bei der Arbeitsvermittlung, immer neue V-Männer beim NPD-Verbotsverfahren. Nur ein paar Pannen aus der Politik der letzten Monate. Ob Rot, ob Grün, ob Schwarz, ob Gelb, die Farbe ist da ganz egal. Beteiligt waren viele, aber verantwortlich war keiner. In welchem Lande leben wir eigentlich? Was läuft falsch in der Pannenrepublik Deutschland? Fragen zur Geschäftsordnung von Sebastian Bösel und Jürgen Flettner. Drei Affären - Zufall? Wahlkampfgetöse? Und: Wer hat Schuld, allein überforderte Minister? Nein, dahinter steckt eine Strukturkrise des Staates, sagen uns führende Politikbeobachter: der Verfassungsrechtler und Parteienkritiker Hans Herbert von Arnim, der Politikwissenschaftler und Systemforscher Rudolf Korte und der Topmanager und Firmensanierer Kajo Neukirchen. O-Ton, Prof. Hans Herbert von Arnim, Verfassungsrechtler: »Fast alle dieser Mängel waren auch Jahre vorher schon angelegt. Es handelt sich um Systemmängel, um Mängel der Struktur der politischen Willensbildung.«"


    Kritik der Mediendemokratie
    Thomas Leif: Macht ohne Verantwortung. Der wuchernde Einfluss der Medien und das Desinteresse der Gesellschaft: https://www.das-parlament.de/41-42-2001/beilage/b-a-3.html
        Leseprobe: "Politik ist nur das, was prominent vor allem in den elektronischen Medien stattfindet. Diesen Leitsatz der Berliner Republik lernt jeder Minister, Oppositionspolitiker, Parlamentarier oder Lobbyist - freiwillig oder unfreiwillig. Denn die Medienpräsenz entscheidet über den Marktwert eines Politikers und damit indirekt über künftige Listenplätze, Vorstandsposten oder mehr. Selbst ein brillanter, anerkannter Fachmann bleibt chancenlos, wenn er nicht in der Lage ist, die Essenz eines Leitz-Ordners in zwölf Sekunden zu präsentieren. Medienwirksamkeit - gemeint ist damit vor allem Fernsehtauglichkeit - wird zunehmend zum entscheidenden Auswahlkriterium, selbst für Kanzlerkandidaten. Die verdeckten, heimlichen Gesetze der Mediendemokratie werden wichtiger als die Regeln des Parteiengesetzes oder die Geschäftsordnung des Bundestages. Auf diese Entwicklung reagieren nur wenige prominente Politiker mit Mahnungen: die Talkshow dürfe Bundestags-Debatten nicht ersetzen.
        Ein Gespür für Fehlentwicklungen der "Mediendemokratie" hatten in Deutschland ausgerechnet die Bundespräsidenten. Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau setzten in ihren großen Reden zum Thema immer wieder jeweils eigene Akzente. Im Grundtenor waren ihre Warnungen eigentlich unüberhörbar. Aber die Botschaft versickerte im Dschungel der rund 2000 Agenturmeldungen, die täglich auf dem Bildschirm der Journalisten landen. Wichtiges und Unwichtiges, Aufgesetztes und Inszeniertes, Ernsthaftes und Belangloses - alles hängt hier zusammen und bildet gemeinsam eine zerstreute Öffentlichkeit, die jedoch nach einem Kompass, nach Orientierung für Wichtiges und Relevantes sucht."  ...
    "Der Trend zur Inszenierung
    Auch die Vermittlungswege von Informationen haben sich gravierend verändert. (Inszenierte) Bilder, gut gestylte Stimmungen und überlegt eingesetzte Emotionen verdrängen immer mehr die Argumente oder den redlichen intellektuellen Austausch. Ist es ein Zufall, dass die Frisur der CDU-Vorsitzenden so viele Leitartikler inspiriert und hinter diesen "Feuilletons" politische Ideen verschwinden? Schon Mao predigte: "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte." Für die Berliner Praxis heißt das heute: Der Politiker, der gute Laune zum bösen Spiel verbreiten kann, steht ganz vorne. Die Wohlfühlbilder überstrahlen die Mängelliste der verdrängten oder ungelösten Probleme. " ...



    Politik der Zukunft und Verantwortung:

    Die Politik braucht zur Entwicklung der Demokratie vor allem - und wenigstens - vier neue strukturelle Impulse: Transparenz (Abschaffung der Geldgeheimnisse) und Verantwortung (Abschaffung des Idiotenprinzips: Wer Mist macht wird belohnt) und eine Reform des Grundgesetzes zur Staatsverschuldung und eine Zurückführung der Blockademöglichkeiten der Bundesländer.

    Abschaffung der Geldgeheimnisse
    Völlige Transparenz und Öffentlichkeit der Finanzen und Einkünfte für alle
    Geld, Macht, Korruption und Verbrechen hängen bekanntlich sehr eng zusammen. Von daher besteht natürlich für potentielle Amigos das größte Interesse daran, die Kanäle und Quellen der Geldflüsse geheim zu halten. Dieses Interesse führte zu den sog. Geldgeheimnisgesetzen (Bankgeheimnis, Steuergeheimnis). Ein wichtiger Schritt zur Entwicklung der Demokratie wird daher sein, die Verschleierungsgesetze zum Bank- und Steuergeheimnis abzuschaffen. Sie dienen lediglich dazu, Korruption, Macht und Einflußnahmen zu verschleiern und die nötige Transparenz, die für demokratische Prozesse unverzichtbar ist, zu verunmöglichen. Das Grundgesetz gehört ohnehin schon wegen der bislang extrem zulässigen Staatsverschuldungsmöglichkeiten und den überholten förderalen Veto-Machtstrukturen geändert, so daß die Abschaffung der Geldgeheimnisse und die grundgesetzlich verankerte Transparenz ein Aufwasch wäre.

    Einführung und Neufassung des Verantwortungsprinzips
    Schluß mit dem Idiotenprinzip: Wer Mist macht wird belohnt
    Es müssen dringend die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen bzw. erleichtert werden, daß diejengien, die in verantwortlicher Stellung (PolitikerInnen, MinisterInnen, Abgeordnete, BeamtInnen u.a. VerantwortungsträgerInnen) Mist machen, nicht durch Abfindungen, vorzeitigen Ruhestand (Pension) und neue Möglichkeiten des Doppelt- und Dreifachverdienens belohnt werden. Wer Mist macht, muß es spüren, Mist machen darf sich nicht länger lohnen.


    Querverweise
    Politischer Wochen Kommentar 02-08
    Politischer Wochen Kommentar 02-07
    Politischer Wochen Kommentar 02-06
    Überblick Programm Politische Psychologie in der IP-GIPT

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Der politische Wochenkommentar 2002-09: Neue Achsen des Bösen (Vatikan, Hilfsorganisationen, USA, inkompetente PolitikerInnen) und Lichtblicke der Woche (Ingrid Meier, Bundesrechnungshof, Bundesverfassungsgericht, Roman Herzog).  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/aktuell/pwk02-09.htm
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