J1)aufgeben
Übersicht Heilmittellehre und
Heilmittel-Monographien | Literaturhinweis
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Heilmittelgraphik |
Querverweis: Über
Traurigkeit, Trauerarbeit und den Prozeß der Trauer
| Gegensatz: wünschen,
wollen
Das psychologische Heilmittel J1)Aufgeben
(1) Bedeutungsbereich (Ziele, Pläne, Absichten, Wünsche, Bedürfnisse): aufgeben; verzichten; loslassen; lassen; gewähren oder geschehen lassen; ablassen; aufhören; beenden; abbrechen; resignieren; kapitulieren; fügen; unterwerfen; nachgeben; abgewöhnen; trennen; verabschieden; abfinden; hinnehmen; nicht eingreifen; keinen Einfluß nehmen; akzeptieren daß etwas nicht, nicht mehr oder nicht mehr auf diese oder jene Weise geht.
(2) Indikation. Aufgeben oder verzichten ist ein sehr wichtiges psychologisches Heilmittel. Es ist immer dann geboten und gefordert, wenn Ziele, Pläne, Absichten, Wünsche, Bedürfnisse relativ unwahrscheinlich, unrealistisch, unerreichbar oder gar unmöglich sind. Beispiele für solche Ziele: (1) Schon etwas gut können wollen, bevor man es überhaupt kann (Optimierungs'neurose'). (2) Ertragen der Eifersucht durch Beherrschung oder ständige Kontrolle der PartnerIn (Zementierungs'neurose'). (3) Ganz sicher sein wollen, daß beim Wagen und Erproben nichts schief geht (Paradoxie'neurose'). Nicht aufgeben bedeutet in einem solchen Fall, das Unmögliche zu wollen, weshalb man scheitern muß. Es ist aber auch wichtig, sich der Relativität auch dieses Heilmittels bewußt zu sein, weil die Erreichbarkeit eines Zieles von Mensch zu Mensch und von Situation zu Situation verschieden wahrscheinlich oder möglich sein kann und davon abhängt, welche Voraussetzungen man mitbringt bzw. welchen "Preis" man für die Verwirklichung eines Zieles zu zahlen bereit ist. Die verschiedenen Ziele haben für unterschiedliche Menschen in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Preis-Leistungs-Verhältnisse. Man bekommt seine Ziele selten geschenkt. Man mache sich klar, daß man im Leben für fast alles "bezahlen" muß, unsere Freiheit besteht oft nur darin, daß wir uns "Währung" aussuchen oder wählen dürfen: wollen wir z. B. 'zahlen' mit einem Magengeschwür, mit Anstrengung, Ausdauer, Willfährigkeit, Anpassung, Leistung, Durchsetzung und Kampf, mit nachgeben und runterschlucken, psychosomatischen Störungen, Abhängigkeit, Depression, Angst, Unsicherheit, Selbstverleugnung, Selbstachtung usw.?
(3) Therapieplan: Was kann man aktiv selber tun, um für unwahrscheinlich oder unrealistisch gehaltene Ziele aufzugeben? Nun im einzelnen kann nützlich und hilfreich sein:
Heilmittel-Aufgeben-Programm (HAP)
1. Bewußtheit erlangen über:
1.1 die Unwahrscheinlichkeit des Zieles
1.2 den "Preis" des Zieles
1.3 die Unverträglichkeit des Zieles mit anderen wichtigen
oder gar wichtigeren
1.4 Alternativen und Ersatzmöglichkleiten
2. Verrichten der Trauerarbeit mit dem Ziel, den Verlust zunehmend mehr anzunehmen.
2.1 Verlust realisieren, wahrnehmen
2.2 Verlust verinnerlichen und durchleben
2.3 Verlust abarbeiten durch trauern
2.4 Verlust abarbeiten durch jammern und klagen
3. Neuorientieren
3.1 Ziel/Objekt endgültig aufgeben
3.2 Neue Ziele/ Objekte suchen
3.3 Ersatz suchen
3.4 Ausgleich suchen
3.5 Realistischere Ziele/ Objekte suchen
3.6 "Preiswertere" Ziele/ Objekte suchen
3.7 Zielsystem verträglich gestalten
3.8 Sonstiges