Verbrechen im Namen Christi
Gottes
Ebenbilder im Missionierungswahn und Kolonialismus
Editiert und kommentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Einführung.
Es gehört zu den großen geistes- und sozialwissenschaftlichen
Aufgaben, zu verstehen, wie ausgerechnet diejenigen, die vorgeben, eine
bessere und gerechtere Welt zu wollen; die vorgeben, das Gute, Gott
und seinen Willen auf dieser Erde zu repräsentieren, die größten
und grausamsten Verbrechen über Jahrtausende und Jahrhunderte hinweg
begehen konnten, ohne in ihrer institutionellen Existenz - trotz Aufklärung
- beeinträchtigt zu werden. Hier geht es allerdings in erster Linie
um die Dokumentation all dieser Verbrechen. Das Verstehen und die Aufarbeitung
ist im wesentlichen in den Ausarbeitungen zum Auserwählt-Syndrom
im Zusammenhang mit dem Missionierungseifer
erfolgt. Die gemeingefährliche Auserwähltidee im Zusammenhang
mit dem Missionsierungseifer macht den hochexplosiven
Fundamentalismus - aller Weltanschauungen, nicht nur der christlichen
Religionen - aus.
Karl, der große kulturlose Sachsenschlächter [aus Dollinger S. 120f]
"Ab 778 trat Widukind erneut an die Spitze der sächsischen Rebellen.
Im gleichen Jahr trat Karl der Große für die »Verteidigung
der heiligen Kirche gegen Ungläubige«, gegen die Sarazenen
in Spanien, an. Auch hier dokumentierte Karl, was er unter »Verteidigung«
seiner Kirche verstand. Nach dem heftigen Widerstand, den er in Pamplona
brechen mußte, gab es nämlich keinen Dankgottesdienst, sondern
ein blutiges Strafgericht, wobei die Festung Pamplona zerstört wurde,
»damit sie in Zukunft nicht mehr rebellieren könne«. Im
Frankenreich ging zu dieser Zeit das Gerücht um, Karl wäre auf
dem Rückweg getötet worden. Die Sachsen fielen daraufhin unter
Widukind in Franken ein und verwandelten das Grenzgebiet nach zeitgenössischen
Quellen in eine »Steinwüste«.
Karls anschließender Rachefeldzug im Jahre
782, in dessen Verlauf das grausige Strafgericht in Verden an der Aller
stattfand, liest ich in den fränkischen Reichsannalen, die von Karls
Begleitern niedergeschrieben wurden, wie folgt:
Biograph Einhard erwähnte den Massenmord von Verden in seiner
»Vita Karoli Magni« nicht, er notierte lediglich über
die Sachsen:
Das verzweifelte Festhalten der Sachsen an ihren Göttern und
althergebrachten Kulthandlungen mit Tier- und Menschenopfern war für
die Christen »treuloses Verhalten«, das bestraft werden mußte.
Herzog Widukind führte auch nach Verden seine Sachsen mit Unterstützung
der Friesen gegen die Franken. Das bittere Ende kam aber nach einem letzten
Sieg seiner Sachsen schließlich in der Nähe von Detmold. Drei
Tage wurde dort auf beiden Seiten gemordet, bis der Widerstand der Sachsen
zusammenbrach. Erneut konnte Widukind entkommen, stellte sich dann aber
ein Jahr später freiwillig zur Taufe. Der große Karl aber hatte
seinen Rachedurst immer noch nicht gestillt. Er brach auf zu einem »großen
Vernichtungszug«, wie der Historiker Rudolph Wahl vor etwa 50 Jahren
schrieb:
Um die selbst jetzt noch gelegentlich aufflammenden Aufstände
einiger Sachsen gegen die Franken endgültig zu brechen, griff schließlich
Karl zum Mittel der Massendeportation. Bei Einbard lesen wir:
An ihrer Stelle ließ Karl in Südholstein im Jahre 804
die Obodriten, einen slawischen Stamm, den er über die sächsischen
Gebiete hinaus ebenfalls bereits christianisiert hatte, ansiedeln."
Querverweis: Zur Geschichte des Nordirland-Konflikts nach Hans Dollinger
Folter und Mord im christlichen Südamerika der Gegenwart [nach Herrmann, S. 289f]
"Immerhin waren die rapide zunehmenden Schreckensmeldungen aus dem katholischen Südamerika Anlaß dafür, daß Amnesty International 1973 in Paris eine erste Konferenz zur Abschaffung der Folter durchführte.'' Die Tatsachen waren und blieben danach, und die Welt schaute immer fassungsloser auf den - offenbar eben erst entdeckten - neuen Ausbruch folternder Gewalt.
In Uruguay, gut christlich, wurden die Tupamaros M. Rosencrof und R. Sendic in mehr als zehn Jahren Einzelhaft gefoltert, in winzigen Zellen gehalten, als Geiseln benutzt. Rosencrof durfte jahrelang weder gehen noch stehen, sondern mußte auf einer Bank sitzen und den ganzen Tag auf eine Wand starren. Sendic wurde auf dem Grund eines ausgetrockneten Brunnens festgehalten: »Wir fingen an zu denken, daß wir tot waren, daß unsere Zellen keine Zellen, sondern Gräber waren, daß die Außenwelt nicht existierte, daß die Sonne ein Mythos war.. . Ganz im Ernst, in über elfeinhalb Jahren habe ich die Sonne insgesamt nicht mehr als acht Stunden gesehen. Ich vergaß die Farben ... « 155
In Kolumbien, einem der gewalttätigsten Länder der Gegenwart, sind nach neuesten Angaben der UNO Millionen von Kindern schutzlos der Willkür von Polizei und Drogenmafia ausgesetzt. Allein in der Hauptstadt Bogotä gibt es dreitausend Kinderprostituierte; die Mafia setzt Kinder als Killer ein. Die Regierung tut nichts. In reichen Wohnvierteln werden arme Kinder vielmehr als unerwünschte Elemente von der Staatspolizei regelrecht verfolgt. Tausende von Kindern sind in Haft, ohne daß Anklage gegen sie erhoben wird; viele unter ihnen werden gefoltert.
In Nicaragua, durchweg katholisch, fanden sich unter dem Regime von Somoza Waisen- und Straßenkinder, die im Alter von sechs bis acht Jahren von der Nationalgarde dazu ausgebildet worden waren, Oppositionelle zu foltern: Sie rissen den Gefangenen bei lebendigem Leib die Augen aus den Augenhöhlen. Als die Sandinisten an die Macht kamen, wurde ein Teil der Kinder zur Therapie nach Schweden gebracht; in den meisten Fällen blieben sie unheilbar schwerstbeschadigt. Sie sind, wie andere Folterer, denen jedes Mitleid systematisch abtrainiert wurde, nicht mehr in der Lage, sich als fühlende Menschen zu erleben.''
Querverweis: Leben und Arbeit von Psychologen unter den Militärdiktaturen Südamerikas.
Die christlichen Kirchen sind bei jedem Krieg dabei. Sie segnen Waffen und hetzen in heuchlerischer Form - auch die christlichen - Völker auf, gegeneinander in den Krieg zu ziehen.
Die Katholische
Kirche und das dritte Reich
Kirchen sollten einen Treueid auf die 10 Gebote, die Bibel oder ihre
Katechismen leisten, aber nicht auf die Politik und - schon gar nicht auf
den faschistischen oder dikatorisch-tyrrannischen - Staat, wie sie es vielfach
tun und damit Verbrechen, Folter und Kriege in widersinnigster Weise fördern
und unterstützen. So hat sich etwa die katholische Kirche moralisch
nicht entblödet, im Reichs-Konkordat vom 20.7.1933 [W],
Artikel 16, ausgerechnet aufs verbrecherische Hitler Deutschland einen
Treueid auszurufen, womit man den christlichen Parteien Deutschlands in
den Rücken fiel. Das allein zeigt schon die fundamentale Fäulnis
der katholisch-moralischen Grundhaltung. Hinzu kommt noch die absurde Zusicherung
in den Artikeln 31 und 32, sich aus der Politik heraus zu halten (woran
sich ein respektabler Bischof Galen 1941 dann Gottseidank nicht hielt).
Diese unseligen Verhandlungen führte für Pius XI. der päpstliche
Nuntius in Deutschland, Kardinal Pacelli, der spätere Pius XII, womit
zugleich überdeutlich wird, was vom Papst und der katholischen Kirche
gegen die Faschisten und im 2. Weltkrieg erwartet werden durfte.
Die katholische Kirche hat eine natürliche
Verwandtschaft zu totalitären Systemen, weil sie selbst absolut hierarchisch
und totalitär strukturiert ist. Der Papst beansprucht sogar Unfehlbarkeit
in religiösen Fragen. Hinzu kommt, dass die katholische Lehre mit
ihrer Haltung in der Frauenfrage grundlegendes Menschenrecht verletzt.
In seinem verdienstvollen und sehr informativen Buch
"Die katholische Kirche und das dritte Reich" führt Lewy
aus (S. 247):
"Die katholische Moraltheologie unterscheidet zwischen gerechten und
ungerechten Kriegen und betrachtet die Teilnahme der Gläubigen an
Konflikten, die man für ungerecht hält, als Sünde. Um einen
Krieg gerecht nennen zu können, muß er von der legitimen Obrigkeit
erklärt werden, und es muß sich um eine gerechte Sache handeln.
Auch ist der Krieg nur als letztes Mittel erlaubt; Maßnahmen gegen
Feinde müssen mit dem Naturrecht und dem internationalen Recht zu
vereinbaren sein. Das sind die vier traditionellen Kriterien für einen
gerechten Krieg, die katholische Juristen und Theologen vor vielen Jahrhunderten
aufgestellt haben.
In der Praxis aber haben nahezu alle Bischöfe
die von ihren Regierungen geführten Kriege unterstützt, und der
deutsche Episkopat bildete darin keine Ausnahme. Da die deutschen Katholiken
immer noch unter dem Verdacht standen, Rom-hörig zu sein, taten sie
im Ersten Weltkrieg das Äußerste, um ihren Patriotismus unter
Beweis zu stellen; ihre Bischöfe äußerten keine Zweifel
an der Gerechtigkeit der deutschen Sache. Bischof Faulhaber von Speyer,
der spätere Kardinal, vertrat 1915 die Ansicht, daß der Krieg,
den Deutschland führe, um den Mord von Sarajewo zu rächen, als
»Schulbeispiel eines gerechten Krieges« in die Annalen der
Kriegsethik eingehen werde. [FN1]
Während der folgenden Jahre, und besonders
nach Hitlers Machtergreifung, wies die katholische Kirche immer wieder
mit Stolz auf die vielen Katholiken hin, die im Krieg von 1914/1918 ihr
Leben für das deutsche Vaterland gelassen hatten. Und die Bischöfe
versicherten wiederholt, daß die Katholiken auch jetzt bereit seien,
alle notwendigen Opfer zu bringen, die das Vaterland von ihnen fordere.
Die Kirche, erklärte Erzbischof Gröber 1935, sei trotz aller
Bemühungen, der Sache des Friedens zu dienen, nicht gegen jeden Krieg
und weise einen doktrinären Pazifismus zurück. »Durch diese
religiöse Bindung der katholischen Menschen ans Vaterland und Volk«,
so heißt es weiter, »ist die Kirche, wie sich aus ihrer Geschichte
ergibt, zu einer staatsschützenden und staatsfördernden Macht
geworden." Dem ist nichts hinzufügen.
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