Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    IP-GIPT DAS=06.01.1998 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung TT.MM.JJ
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
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         "Die Psychoanalyse wird aber Psychologie sein oder sie wird nicht sein."
       Theodor Reik 1888-1969


    Kurzporträt eines großen, selbstbewußten und mutigen
    Psychoanalytikers  - eines wirklichen berufspolitischen Vorbildes

    Theodor Reik war einer der wenigen Nichtärzte in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung neben z. B. Lou Andreas-Salomé, August Aichhorn (Pädagoge, Sozialarbeit und Verwahrlosung) oder Anna Freud (Lehrerin; Abwehrmechanismen, Ichpsychologie, Kinderanalyse).

           
            Theodor Reik studierte in Wien Psychologie, Philosophie, Literatur- und Religionswissenschaft. 
            Ihm wird die erste psychoanalytische Doktorarbeit  1912 zugeschrieben mit dem Thema 
            "Die Psychogenese von Flauberts 
            'Versuchung des hl. Antonius'" (1). 
            1910 begegnete Reik erstmals Sigmund Freud. 
            Seine Analyse machte er bei Karl Abraham.
     
    1925 wurde Reik wegen Kurpfuscherei angeklagt, weil er als Nichtarzt Psychoanalyse ausübte. Dies veranlaßte Freud (1926) seine berühmte Arbeit "Die Frage der Laienanalyse" zu verfassen.
     
             
            "Wir halten es nämlich gar nicht für wünschenswert,  daß die Psychoanalyse von  der Medizin verschluckt werde ...    Es wird meinen Lesern nicht entgangen sein,  daß ...   die Psychoanalyse kein Spezialfach der Medizin ist. ... Die Psychoanalyse ist ein Stück Psychologie, auch nicht medizinische Psychologie im alten Sinne oder Psychologie  der krankhaften Vorgänge, sondern Psychologie schlechtweg, gewiß nicht das Ganze der Psychologie, sondern ihr Unterbau, vielleicht überhaupt ihr Fundament." 

            Sigmund Freud (1856-1939) Aus: "Die Frage der Laienanalyse" (1926)  und Nachwort zur Laienanalyse (1927)  zitiert nach der Fischer Studien Ausgabe 1975, S. 338 und 343

          Freud Porträt


    1933 übersiedelte Reik nach Holland und 1938 in die Vereinigten Staaten, nachdem ihm frühzeitig klar wurde, daß er vor den Nazis in Holland nicht sicher war. In New York wurde er von der dortigen Psychoanalytischen Vereinigung von oben herab behandelt  und man legte ihm nahe, nicht zu praktizieren. Man akzeptierte ihn als Nichtarzt nicht als Vollmitglied.
     

         
         1948 gründete Reik daher eine eigene Psychoanalytische Vereinigung auch für NichtmedizinerInnen, der eine Klinik, die seinen Namen trug, angeschlossen war. 

        Seine Selbstachtung und sein Mut, seine eigene Vereinigung zu gründen und sich nicht dem Diktat der MedizinerInnen zu unterwerfen, erhebt ihn weit über die Masse der PsychoanalytikerInnen hinaus.

     
    Psychoanalyse-historisch gilt Reik als Neoanalytiker, also als einer, der zu Entwicklung und Fortschritt fähig war. Reik hat viele interessante Schriften verfaßt, besonders hervorzuheben sind seine Arbeiten über die Liebe ("Nur die Tapferen verdienen die Schönen", bekennt er hier ganz parteiisch und überhaupt nicht nondirektiv), über forensische Psychoanalyse ("Über Geständniszwang und Strafbedürfnis"), zur Psychoanalyse der religiösen Entwicklung ("Der eigene und der fremde Gott"), über Masochismus ("Aus Leiden Freuden") und ein bedeutendes, weitgehend unbekanntes psychologisches Werk über das Erraten und Verstehen unbewußter Vorgänge ("Der überraschte Psychologe", 1935). Auf Seite 5 dieses wichtigen Werkes erkennt Reik: "Die Psychoanalyse wird aber Psychologie sein oder sie wird nicht sein." An diesem Scheideweg ist die Psychoanalyse nun endgültig angelangt: Sie wird Psychologie werden oder untergehen. So lange jedoch die psychologischen PsychoanalytikerInnen abhängig von medizinischer Delegation sind und jegliche selbstbewußte Ichstärke vermissen lassen, wird die Psychologiewerdung nicht gelingen können. Denn hierzu bedarf es vieler Theodor Reiks. Wir wünschen sie uns.



    (1) Diese Mythe der PsychoanalytikerInnen stimmt wahrscheinlich nicht. Denn der Begründer der Psychosynthese, Roberto Assagioli promovierte 1910 mit einer Arbeit über Psychoanalyse, in der bereits Grundideen der Psychosynthese skizziert und Freuds Psychoanalyse kritisiert wurde.

    Zitierung
    Sekretariat SGIPT (DAS). Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Theodor Reik (1888-1969). Kurzporträt eines großen, selbstbewußten und mutigen Psychoanalytikers  - eines wirklichen berufspolitischen Vorbildes.
    Erlangen: https://www.sgipt.org/biogr/reik.htm
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