Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=11.09.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 15.02.25
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    E-Mail: sekretariat@sgipt.org  _ Zitierung  &  Copyright
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    _Wahrnehmen Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle _Datenschutz _Überblick__Rel. Beständiges _Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ English contents__ Service_iec-verlag__Dienstleistungs-Info * _ Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie,
    Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Wahrnehmung und hier speziell zum Grundmodell der Wahrnehmung:

    Wahrnehmung und wahrnehmen
    Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle
    4. überarbeitete und ergänzte Version.

    Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Grund- und Stufenmodell der Wahrnehmung

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    Inhaltsübersicht  3. überarbeitete und ergänzte Version.
    Eingangsgraph: Grundmodell Außenwelt.
    Editorial.
    Grundbegriffe Psychologie des Wahrnehmens.
    Grundmodell Sender - Empfänger - Erleben.
    Liste Grundbegriffe.
    Informationsverarbeitung der Sinne.
    Stufen des bemerken, empfinden, erfassen, spüren, wahrnehmen.
       Ein 7-Phasen-Modell einfacher Bewusstseinsvorgänge bei
          freischwebender Aufmerksamkeit [Quelle]
    Wahrnehmen innen und außen beim erkennenden System Mensch.
    Sinne und Sinnessysteme.
    Psychophysik.
    Modell kognitiver Aufbau der Innenwelt, Außenwelt und des Bewusstseins.
    Psychosomatik - Die Beziehungen zwischen Seele, Geist und Körper.
    Figur und Hintergrund.
    Intersubjektiv Operationale Normierung Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren.
    Praktisch wichtige Erlebenskategorien und Bewusstseinsinhalte.
    Innere Wahrnehmung:
       Beispiele für innere Wahrnehmungen.
       Unterscheidung innere Wahrnehmung und Selbstbeobachtung (Wundt 1888).
       Zusammenfassung-Innere-Wahrnehmung bei Husserl in
          Wahrnehmung und Aufmerksamkeit.
    Glossar: Grund- und Rahmenbegriffe der Wahrnehmungspsychologie.
    Literatur *  Links  * Zitierung & Copyright * Querverweise * Änderungen *
    Glossar, Anmerkungen, Endnoten:
       Bewußtseinsbegriff bei William James.
       Empfindungsbegriffe:
          Empfindung bei Ernst Mach.
          Empfindung bei Edmund Husserl.
          Empfindungsbegriff bei Wundt.
          Empfindung in Eislers philosophischem Wörterbuch.
          Empfindung im Wörterbuch der Neurophysiologie.
          Empfindung in der Enzyklopädie der Psychologie V, II, 1 Wahrnehmung.
          Empfindung im Handbuch der Psychologie.
          Empfindung in Wahrnehmung von Becker-Carus & Wendt.
          Moore (1953) lehnt den Empfindungsbegriff ab.



    Editorial: Wahrnehmen ist eine der wichtigsten allgemeinen, wissenschaftlichen und vor allem biologischen und psychologischen Grundfunktionen. Auf dieser Seite sollen die Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle der Wahrnehmung des erkennenden Systems Mensch beschrieben und definiert werden.



    Grundbegriffe Psychologie des Wahrnehmens
    Die Grundbegriffe bemerken, empfinden, erfassen, spüren, wahrnehmen werden im Alltag aber auch in der Wissenschaft oft synonym verwendet. Es ist daher fraglich, ob Differenzierungen dieser Grundbegriffe wirklich sinnvoll sind und tatsächlich etwas bringen oder ob man sie aus praktisch-zweckmäßigen Gründen nicht zusammen ausdrücklich synonym verwenden sollte. Für diese Arbeit werde ich das so handhaben. Ich unterscheide zwischen Wahrnehmungsquelle (außen: ein Baum; innen: mein Magen ) und der Wahrnehmung (den Baum sehen, das Magen knurren hören und spüren) und ihrer Erscheinung. Die Wahrnehmungserscheinungen entsprechen den Wahrnehmungsquellen (>Veridikalität) oft nicht. Sobald Wahrnehmungen begrifflich gefasst sind und Namen tragen sprechen wir vom Erkennen. Erkennen ist also begrifflich erfasstes wahrnehmen.

    _Grundmodell Sender - Empfänger - Erleben (>Grundmodell des Erlebens)


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    Liste Grundbegriffe
    Nicht alle Begriffe lassen sich definieren, besonders Grundbegriffe nicht. Aber jeder muss sich ausreichend klären, verständlich und nachvollziehbar beschreiben lassen. Alphabetisch sortiert:

      Allgemeine Wahrnehmungssituation
      • Signale von außen oder innen können empfangen werden
      • Signale von außen oder innen können empfangen und verarbeitet werden
      • Signale von außen oder innen können empfangen, weiter verarbeitet und bewusst werden
      • Signale von außen oder innen können empfangen, verarbeitet und nach bewusst werden Aufmerksamkeitszuwendung erhalten
      • Signale von außen oder innen können empfangen, verarbeitet, bewusst werden und nach Aufmerksamkeitszuwendung weitere Erlebens- oder Verhaltensaktivität bewirken
      • Wahrnehmen findet in einem inneren und äußeren Kontext statt
      aufmerken, Aufmerksamkeit. Damit etwas wahrgenommen werden kann, muss die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmungsquelle gerichtet sein. Wahrnehmen und aufmerken sind vollständig gekoppelt (konfundiert)
      außen, außerhalb von mir > Grundmodell der Wahrnehmung.
      Begriff Ein Begriff hat einen Namen, einen Begriffsinhalt und eine  Referenzangabe, wie und wo man diesen Begriffsinhalt in der  Welt, besser in den Welten, finden kann.
      bemerken Grundbegriff, der sich kaum definieren lässt, den man aber sehr gut und verständlich mit Beispielen und Gegenbeispielen beschreiben kann. Brentano hat in seiner dekriptiven Psychologie über das Bemerken 35 Seiten verfasst (seine Definition von bemerken finden Sie hier).
      bewusst Wahrnehmungen können mehr oder minder stark oder deutlich bewusst werden, nicht-bewusst oder bewusst sein. Auch nicht-bewusste Wahrnehmungen können wirken.
      Bewusstsein, im Normalfall versteht man darunter Wachbewusstsein, obwohl es mehrere Bewusstseinszustände gibt. Wahrnehmungen erfordern kein Wachbewusstsein.
      denken  heißt geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehung setzen. Begriffsbasis: geistig, Modelle, bilden, zueinander in Beziehung setzen.
      Dimensionen der Wahrnehmung  Wahrnehmungen können unterschiedlich klar, deutlich, ein Ganzes oder ein Teil betreffen, groß oder klein, anhaltend oder flüchtig, mehr oder minder ausgeprägt oder erkennbar sein.
      empfinden Grundbegriff, der sich kaum definieren und nur schwer abgrenzen lässt von bemerken, erfassen, spüren, wahrnehmen. Daher verwende ich diese Worte synonym. Man kann diese synonymen Begriffe sehr gut und verständlich mit Beispielen und Gegenbeispielen beschreiben. Abstrahiert man vom konkreten empfinden führt das zur allgemein-abstrakten Erlebens-Klasse empfinden oder Empfindungen. > Empfindungsbegriffe in der Geistesgeschichte.
      Empfindung das Ergebnis von empfinden heißt Empfindung.
      Engramm Gedächtnisinhalt.
      erfassen Mehrdeutiges Homonym. Erfassen heißt Signale von innen oder außen empfangen, eine Signalübertragung findet statt. Abstrahiert man vom konkreten erfassen führt das zur allgemein-abstrakten Erlebens-Klasse erfassen.
      fühlen Grundbegriff, der sich kaum definieren lässt, den man aber sehr gut und verständlich mit Beispielen und Gegenbeispielen beschreiben kann. Abstrahiert man vom konkreten fühlen, führt das zur allgemein-abstrakten Erlebens-Klasse fühlen. [Fühlen A-Z in der IP-GIPT]
      Gefühl Das Ergebnis von fühlen heißt Gefühl. Allgemein-abstrakter Erlebens-Klasse-Begriff Gefühl.
      Gedächtnis Im Gedächtnis werden Wahrnehmungen gespeichert, so dass sie wiedererkannt (erinnert) werden können. Dazu gehören auch die Namen der Begriffe für die Wahrnehmungen, wenn es welche gibt.
      Gedanke das Ergebnis von denken heißt Gedanke(n).
      innen innerhalb von mir, innerhalb meines Körpers
      Innere Wahrnehmung  Innerlich wahrnehmen und erleben sind synonym. Wenn die innere Wahrnehmung oder das Erleben mit dem Erwachen eingeschaltet wird, ist man erlebnisfähig.
      Konfundierung Zusammen auftreten von Dimensionen des Erlebens, z.B. wenn ich einen Baum wahrnehme, ist meine Aufmerksamkeit auf den Baum gerichtet und damit gleichzeitig auch gelenkt, so dass hier wenigstens drei Dimensionen des Erlebens - aufmerken, wahrnehmen, lenken - miteinander konfundiert sind. In diesem Fall kommt wahrscheinlich auch noch denken, erinnern und erkennen u.a. hinzu. Es kann dann sehr schwierig werden, die einzelnen Komponenten auseinander zu halten.
      merken ist ein mindestens zweideutiger Begriff: (1) merken als ins Gedächtnis überführen und (2) merken als bemerken, was gerade geschieht und erlebt wird.
      nicht-bewusst das allermeiste Geschehen der äußeren und inneren Welt dürfte nicht bewusst sein. Auch nicht-bewusste Wahrnehmungen können wirken.
      nur-empfindenViele Empfindungen haben keinen Namen und brauchen zum erleben auch keinen. Konzentrieren wir uns auf unser Empfinden und nur auf unser Empfinden (Beispiel im Link) sprechen wir sinnigerweise von "Nur-Empfinden" um deutlich zu machen, dass es nur ums Empfinden und nichts sonst geht.
      Regung Elementarer Grundbegriff für etwas, das in uns geschieht und bemerkt oder erlebt werden, ohne das man es gleich benennen können muss.
      SachverhaltBei der Wahrnehmung müssen, wie beim Erleben, verschiedenen Perspektiven oder Ebenen unterschieden werden: (1) Sachverhalt; (2) Wahrnehmen des Sachverhalts; (3) Erkennen/Wiedererkennen der Wahrnehmung des Sachverhalts (Wahrnehmungen Begriffe oder Wiedererkennen zuordnen); (4) Das Erkennen in Worte fassen zum Denken darüber oder (5) sprachlich zum Ausdruck bringen.
      Signal z.B. Licht, Schall, Gase.
      Sinne Empfangsorgane für Signale/Reize.
      Spüren  Mehrdeutiges Homonym.
      Veridikalität
      • Definition-1 verlangt nur eine Wahrnehmungsquelle und schließt damit Halluzination oder Einbildung aus. (Chaplin, English & English).
      • Definition-2 verlangt eine vollständig richtige Wiedergabe zwischen Wahrnehmungsquelle und Wahrnehmung. (Koffka 1935)
      • Definition-3 verlangt eine richtige Wiedergabe wesentlicher (definieren!) oder wichtiger  (definieren!) Merkmale  zwischen der Wahrnehmungsquelle und den entsprechenden Merkmalen der Wahrnehmung . (Floyd H. Allport 1955)
      • Definition-4 verlangt eine mindestens teilweise richtige Wiedergabe zwischen einigen Merkmalen (>definieren!) der Wahrnehmungsquelle und den entsprechenden Merkmalen der Wahrnehmung. _
      Vorstellen: Eine im Gedächtnis gespeicherte Wahrnehmung vergegenwärtigen heißt vorstellen.
      wahrnehmen Grundbegriff, der sich nur schwer definieren lässt, den man aber sehr gut und verständlich mit dem  Grundmodell Sender-Empfänger  und auch dem  Grundmodell des Erlebens) erklären und mit Beispielen und Gegenbeispielen beschreiben kann (>empfinden):
      • etwas zur Kenntnis nehmen, erfassen
      • etwas empfinden, spüren, fühlen
      • sehen, hören, riechen, schmecken, spüren
      Wahrnehmen als messen  Wahrnehmen kann man auch als messen interpretieren, es wird festgestellt was geschieht oder ist (Momentaufnahme) und darin können auch Ausprägungen erfasst sein. Auch das richtige oder repräsentative Erfassen (>Veridikalität) kann man messen verstehen. Auch Anzahlen können wahrgenommen werden, z.B. da stehen drei Bäume. Dazu kann man Nähe und Entfernung, Klarheit und Schärfe, rechnen (>Dimensionen der Wahrnehmung).
      Wahrnehmungsquelle, auch Reizquelle. Ein Sachverhalt, der Signale senden kann.
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    Informationsverarbeitung der Sinne
    Gilde, Werner & Altrichter, Siegfried (1983) Seltsames um den gesunden Menschenverstand. Frankfurt: Deutsch.
    S.7: "In jeder Sekunde erreichen bis zu 1 Milliarde Bit (das sind die kleinsten Einheiten der Informationsübertragung) unsere Sinnesorgane aus der Umwelt. Etwa 16 davon werden von uns bewußt aufgenommen. Die anderen werden „fallengelassen“ oder auf dem Wege zum Gehirn und dort selbst aussortiert, verarbeitet oder ins Unterbewußtsein abgespeichert.
    83 Prozent der Informationen aus der Umwelt nehmen wir mit den Augen auf, für 10 Prozent ist unser Gehör verantwortlich, für 4 Prozent der Geruchssinn, für 2 Prozent der Tastsinn und für 1 Prozent der Geschmackssinn. Das sind natürlich nur Mittelwerte aus umfangreichen Versuchen mit stark streuenden Werten. Viele Menschen haben bestimmte „Vorzugssinne“ und prägen sich die entsprechenden Wahrnehmungen besonders leicht ein. Wir wollen die oben genannten Häufigkeitszahlen aber trotzdem als Rangfolge der Bedeutung der einzelnen Sinneswahrnehmungen"
        ChatGPT hierzu: "Zusammenfassung Die grundlegenden Aussagen von Gilde & Altrichter (1983) sind weitgehend korrekt, insbesondere die Betonung der geringen bewussten Verarbeitungskapazität und der Dominanz des visuellen Sinns. Einige Zahlen (z. B. 16 Bit/Sekunde) sind jedoch veraltet und durch neuere Erkenntnisse präzisiert oder leicht angepasst worden. Auch die prozentuale Aufteilung der Sinneswahrnehmungen ist inzwischen differenzierter und abhängig vom Kontext. Dennoch bleibt der Kern ihrer Argumentation – dass unser Bewusstsein nur einen Bruchteil der aufgenommenen Informationen verarbeitet – unbestritten."
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    Stufen des bemerken, empfinden, erfassen, spüren, wahrnehmen
    Die Bewusstseinsvorgänge sind oft schwierig zu fassen, weil sie unklar, unscharf, schnell, flüchtig, vor- oder nicht-begrifflich ablaufen. Daher ist es sinnvoll, von einem Zeitlupe-Stufenmodell auszugehen, das in idealisierter und vereinfachter Form die Entwicklung wiedergibt.

    Ein 7-Phasen-Modell einfacher Bewusstseinsvorgänge bei freischwebender Aufmerksamkeit [Quelle]
     

    • 1. Phase: Zustand freischwebender Aufmerksamkeit ohne besondere Fokussierung. Man erlebt alles Mögliche, ohne bei einem Bewusstseinsinhalt besonders zu verweilen, geistige Objekte steigen auf und verschwinden wieder, man bemerkt mal dieses, mal jenes, ohne es besonders zu fokussieren.
    • 2. Registrieren und bemerken. In dieser Phase ist die Frage, welche der registrierten und bemerkten Bewusstseinsfiguren für eine nähere Betrachtung ausgewählt werden. Wodurch kommt es zum Bemerken einer Bewusstseinsfigur (intensiv, wichtig, interessant, zufällig, ...=)?
    • 3. Phase: Auswahl nach Bemerken einer Bewusstseinsfigur (da ist etwas) und richten bzw. sogar verdichten der Aufmerksamkeit auf diese Bewusstseins-Figur (bewusstes auswählen). Erstes, grobes, ungefähres klassifizieren. Aufmerksamkeit richten, zuwenden und gegebenenfalls verdichten (konzentrieren) auf eine Bewusstseinsfigur.
    • 4. Phase: Klären und grobe Einordnung der Bewusstseinsfigur zu einer (Haupt-) Erlebniskategorie. Nach erfolgreicher Klärung kann der Bewusstseinsinhalt identifiziert oder erkannt werden:
    • 5. Phase: Identifikation der Bewusstseinsfigur (erkannt). Das kann durch einen Namen, eine Charakterisierung, oder kennzeichnende Um- oder Beschreibung erfolgen. Mit der Identifikation hat die Bewusstheit ihren Höhepunkt erreicht. Und es stellt sich nun die Frage, ob und wie mit dem identifizierten Bewusstseinsinhalt weiter gearbeitet werden soll:
    • 6. Phase: Weiterverarbeitung mit der identifizierten Bewusstseinsfigur weiter machen? Welche Weiterverarbeitungen schließen sich nun an? Was taucht als nächstes auf?
    • 7. Phase: Ergebnis Der kognitive Strang kommt nach einer Weile mit diesem oder jenem (Zwischen-) Ergebnis zu einem (vorläufigen) Ende.




    Sinne und Sinnessysteme
    Organe, die Signale oder Reize empfangen können, heißen Sinnesorgane. Über die Anzahl der Sinne herrscht in der Fachliteratur keine Einigkeit:
     
    1. Bischof HBdP (1966) Keine Zahlen im Abschnitt "1. Zur Definition des Begriffes Sinnesorgan" (409-411) und "Einteilung der Körpersinne" (411-412)
    2. Campenhausen (1981) Die Sinne des Menschen I, II Keine Anzahl genannt, in Band II. 8 Sinne-Kapitel.
    3. Dorschs Lexikon der Psychologie: 20 (in der Tabelle).
    4. Frings & Müller (2019), S. 14: 10 ("Summa summarum bringen wir es also locker auf zehn Sinne")
    5. Gibson (1973), S. 75: 5 (Grundleg. Orientierung, Gehör, Haptik, Geruch & Geschmack, Visuell)
    6. Keidel (1971), S. 14: 5 + Gleichgewicht.
    7. Leschnik (2021), S. 8: 7
    8. Müller, Werner (2016), S. 1: 5+11 nach der Aufzählung S. 3-4
    9. Müller, Johannes (1801-1858) ChatGPT: 5.
    10. Schmidt (1980)  8: S. 3 weit mehr als fünf.
    11. Straus, Erwin (1891-1975) ChatGPT: deutlich mehr als 5.


    Das System von Gibson  > Sinnes-Systeme.

    Aus S. 75: Gibson, J. J. (1973)  Die Sinne und der Prozeß der Wahrnehmung. Bern: Huber.
    Mit freundlicher Genehmigung des Verlages vom 31.01.2023

    Latenzzeiten der visuellen Wahrnehmung

    Übertragungsgeschwindigkeiten unserer Sinnesorgane



    Psychophysik
     
    Das Paradigma der Psychophysik ist die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Signalstärke einer Wahrnehmungsquelle und dem Erleben, wobei exterozeptive (Außenwelt-) und interozeptive (Innenwelt-) Signalquellen unterschieden werden, was bereits Fechner (1860), Band 1, S. 10f, schon unterschied: "Der Natur der Sache nach theilt sich die Psychophysik in eine äussere und eine innere, jenachdem die Beziehung des Geistigen zu der körperlichen Aussenwelt oder der körperlichen Innenwelt, mit welcher das Geistige in nächster Beziehung steht, in Betracht gezogen wird, oder anders, in eine Lehre von den [>11] mittelbaren und von den unmittelbaren functionellen Beziehungen zwischen Seele und Körper."
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    Die Psychophysik beginnt mit dem Aufkommen der empirischen Psychologie und ihren ersten Messungen von Nikolaus Tetens um 1777. Ernst Heinrich Weber fand 1834 bei seinen Untersuchungen zur Gewichts- und Tastwahrnehmung das nach ihm benannte Weber’sche Gesetz (1834): Der eben merkliche Unterschied zwischen zwei Reizen ist proportional zur Ausgangsreizstärke. Mit Gustav Theodor Fechners Werk Elemente der Psychophysik (1860) erreichte die Psychophysik einen ersten Höhepunkt.mit seinem berühmten Weber-Fechner-Gesetz: Die Wahrnehmung eines Reizes wächst logarithmisch zur tatsächlichen Reizintensität. Fechner formulierte grundlegende Methoden: ebenmerkliche Unterschiede, Grenzmethode, Konstanzmethode). Typisch für die klassische Psychophysik war die Konzentration und Beschränkung auf die Beziehung zwischen Außenweltsignalen und Empfindungsstärken: exterozeptive Psychophysik, obwohl bereits Fechner (1860), Band 1, S. 10f schon unterschied: "Der Natur der Sache nach theilt sich die Psychophysik in eine äussere und eine innere, jenachdem die Beziehung des Geistigen zu der körperlichen Aussenwelt oder der körperlichen Innenwelt, mit welcher das Geistige in nächster Beziehung steht, in Betracht gezogen wird, oder anders, in eine Lehre von den [>11] mittelbaren und von den unmittelbaren functionellen Beziehungen zwischen Seele und Körper." Als bedeutender Meilenstein der Psychophysik gelten auch die Arbeiten von Helmholtz, die von der KI (DeppSeek und ChatGPT) übertrieben und damit falsch kritisch gegenüber Fechner dargestellt werden. Bei Nachfragen nach Belegen stellte sich heraus, dass Deepseek und ChatGPT  nicht nur keine Originalbelege von Helmholtz, sondern noch nicht einmal Belege von Sekundärquellen  beibringen konnten. Stevens (1957) stellte Fechners Gesetz mit seinem Potenzgesetz mit spezifischen Modalitätsparametern in Frage. Um die Jahrtausendwende 2000 hat man sich verstärkt den interozeptiven Signalen zugewandt und kehrt damit zu Fechners Grundansatz zurück. In mittleren Ausprägungsbereichen scheint das Weber-Fechner-Gesetz näherungsweise zu gelten.

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    Wahrnehmen innen und außen beim erkennenden System Mensch
    Quelle S. 178f: Sponsel, R. (1995). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie.  Erlangen: iec-verlag.

    "3.4.2.1  Funktionseinheiten "System Mensch"

      Das folgende Modell bringt die erste Präzisierung, Differenzierung und Ausformulierung der "anthropologischen Voraussetzungen", die psychologische Grundlage der IPPT [GIPT] im engeren Sinne. Das Überblicks-Schema führt zugleich zu einer vorläufigen Übersicht der "Funktionseinheiten", ein grundlegender Organisationsbegriff in der IPPT [GIPT], der auch auf die Außenwelt anwendbar ist (FE Schule, FE Arbeitsplatz, FE Kommune, FE Nachbarschaft usw.).
      Zentral für die IPPT [GIPT] und die ihr zugrunde liegende Psychologie ist die Funktionseinheit  LENKUNG (Steuerung, Regelung, Leitung, Führung, Management) (13). Der Lenkungsbegriff ist durch den Alltag so klar, daß er als Elementarbegriff nicht weiter definiert zu werden braucht. Er umfaßt  Steuerung und  Regelung, die in ihrer kybernetisch normierten Bedeutung zu verstehen sind und enthält diese als Spezialfälle wie die Nebenbegriffe führen, leiten, anweisen, bestimmen. Einfachste Alltagsbeispiele für halb- oder unbewußte Lenkungen sind durch solch triviale Experimente wie "Stehen Sie bitte mal kurz auf, gehen Sie bitte zum Fenster und kommen dann wieder zurück". Diese Aufgabe kann nahezu jeder Mensch bewältigen. Fragt man ihn anschließend, wie er das gemacht hat, wird er uns vermutlich völlig verständnislos und irritiert anschauen. Er hat nicht bewußt gelenkt, er hat nicht gedacht. Er hat es einfach gemacht.

    Abb. 3.4.2.1(1)  Außenwelt   Innenwelt: Körper, Seele, Geist Modell

    Quelle S. 179: Sponsel, R. (1995). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie.  Erlangen: iec-verlag.

    Wir unterscheiden in der IPPT [GIPT] Ereignisstrom (alles, was geschieht), Erlebnisstrom (alles Außen-  und Innenwelt Geschehen, welches das Betriebssystem Mensch aufnimmt und verarbeitet) und den  Bewußtseinsstrom  (14) (alles Erleben, daß bewußt, apperzipiert wird). Es ist klar, daß sich weit mehr ereignet als wir erleben und daß wir viel mehr erleben als uns bewußt wird oder werden kann. Von den vielen Innenweltvorgängen ist nur ein kleiner Teil bewußtseinsfähig und auch von den bewußtseinsfähigen Vorgängen gelangen viele nicht zur Apperzeption, weil Interesse und Aufmerksamkeit auf andere "Figuren" des Bewußtseins gerichtet sind.
      Da Bewußtheit und Bewußtsein neben ihren Varianten (Selbstbewußtsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit, Selbstbehauptung: siehe Abb. 3.4.2.2 (1)) grundlegende Begriffe in der Psychologischen Psychotherapie sind, wollen wir nun die kognitiven Schemata der Innen- und Außenwelt in bezug auf "das"  Bewußtsein  betrachten.
      Die Beziehungen zwischen Psyche und Körper sind grundlegend in den Leib Seele  Axiomen  und ihren Zusätzen "geregelt". Man kann an diesem Schema gut erkennen, an welchen Stellen der Funktionseinheiten überall Störungen denkbar sind. Das ist relevant für alle Erinnerungen und Berichterstattungen früherer Erlebnisse derzeit besonders relevant in der Aussagepsychologie zum Thema Sexueller Mißbrauch. KlinikerInnen und TherapeutInnen, ganz besonders systemische PsychotherapeutInnen interessieren sich gewöhnlich nicht für die Wahrheit, sondern gehen etwa naiv davon aus, daß es schon stimmen wird, was PatientInnen berichten oder, so die SystemikerInnen, daß die Wahrheit nicht relevant ist. Beide übertriebene Haltungen werden von uns abgelehnt. Das mag öfter so sein und stimmen, als therapeutische Grundhaltung erinnert das aber zu sehr an Dogmatismus, blinden Fleck und Vorurteil. Wir bevorzugen dagegen eine differenzierte, hintergrundkritische Situationsprüfung."

    Modell kognitiver Aufbau der Innenwelt, Außenwelt und des Bewusstseins
    Quelle S. 181: Sponsel, R. (1995). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie.  Erlangen: iec-verlag.


     



    Psychosomatik - Die Beziehungen zwischen Seele, Geist und Körper
    Quelle S. 181: Sponsel, R. (1995). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie.  Erlangen: iec-verlag.


     


    Figur und Hintergrund
    Quelle S. 189f: Sponsel, R. (1995). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie.  Erlangen: iec-verlag.

    "Mein Erleben ist eine Einheit, ein Ganzes. Dieses Ganze differenzieren wir nun in Anlehnung an die GestaltpsychologInnen in Figur und Hintergrund.
    Wir führen nun eine operationale Sprachnormierung zu den Begriffen Figur & Hintergrund  durch. Hierzu eignet sich folgender einfacher Wahrnehmungsversuch:
    Versuchsziel: Es soll operational normiert werden, was die Worte Figur und Hintergrund (hier: im Hinblick auf das Bewußtsein bedeuten) und wie sie verwendet werden.
    Durchführung: Man betrachte eines der beiden folgenden Bilder aufmerksam, aber kurz. Sodann decke man das betrachtete Bild ab und versuche zu reproduzieren, was man wahrgenommen hat.
    Gewünschtes Ergebnis: Während die innere Figur relativ eindringlich war und im Gedächtnis gut haftet, wird man Probleme mit den Randfiguren, dem Hintergrund haben. Genau das ist beabsichtigt und sollte demonstriert werden." [>190]

    "Wir behaupten nun, dass man seine innere Aufmerksamkeit, wir nennen sie Introspektion, auf unterschiedliche Bewußtseins-Figuren §_Lenken kann. Fragen wir z. B. jemanden, was er jetzt  §_Empfindet_Fühlt_Spürt, so regen wir ihn an, seine Introspektion auf die Bewußtseinsfigur  §_Empfindet_Fühlt_Spürt zu richten. Eine solche Frage unterstellt ein Introspektions-Modell und eine solche Möglichkeit, sonst ist sie sinnlos. Dies führt uns zu der Frage, welche Bewußtseinsinhalte denn überhaupt differenziert introspektiert werden können? Kann das jeder? Kann das jeder lernen und falls, wie? Und wie lassen sich solche schwierigen Elementarprozesse vernünftig intersubjektiv operational normieren, damit wir endlich den Sumpf des "autistisch undisziplinierten Denkens" (BLEULER 1919) erfolgreich überwinden können?"

    Intersubjektiv Operationale Normierung
    Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren:

       "Versuchsprinzip: Man bittet PatientIn eine Handlung auszuführen, die Empfinden, Fühlen, Spüren bewirkt, ohne daß es für dieses Empfinden, Fühlen, Spüren üblicherweise einen Begriff und daher auch keinen Namen gibt. Es soll die Aufmerksamkeit N U R auf Empfinden, Fühlen, Spüren gelenkt und hierdurch ein entsprechendes kognitives Schema erzeugt werden, nämlich der Begriff §_Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren. (Focusing KennerInnen ahnen bereits, was hier vorbereitet wird).

      Beispielversuch_1: Machen Sie mir bitte folgendes nach. Versuchen Sie nicht zu denken, n u r zu empfinden, zu fühlen und zu spüren. Ich streife jetzt mit den Fingernägeln meiner rechten Hand über den Handrücken meiner linken Hand, mal ein bißchen fester, mal weniger, hin und her, Schauen Sie, so {zeigen, vormachen}. Konzentrieren Sie sich bitte auf das, was Sie empfinden, fühlen, spüren. Wie nennen Sie eine solche Empfindung? {PatientIn sollte jetzt etwas ratlos nach einem Begriff suchen und keinen finden, weil es für diese Empfindung üblicherweise keinen Begriff gibt; genau das ist beabsichtigt}. Ich habe dieses Beispiel extra gewählt, um Ihnen eine besondere Erfahrung einfach zu vermitteln, nämlich wie das ist, wenn man  n u r  empfindet, fühlt, spürt und keinen Namen hat. Beim §Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren stören die Namen und das Denken.

      Beispielversuch_2: Klopfen Sie nun bitte mit den Fingerkuppen Ihrer rechten Hand gegen Ihr linkes Knie. Denken Sie bitte nicht. Konzentrieren Sie sich bitte nur auf Ihr Empfinden, Fühlen, Spüren. Suchen Sie keine Namen für dieses Empfinden, Fühlen, Spüren. Empfinden, Fühlen, Spüren Sie bitte n u r, nichts sonst.

      Man kann auch mit Düften arbeiten (auf einer Kommode steht bei uns immer eine sog. "Duft Harmonika" griffbereit). Es gibt Abertausende von Düften, aber wir haben im Prinzip nur 7 Grundduft Kategorien (FN1 Ätherisch, Kampferartig, Moschusartig, Blumig, Minzig, Stechend, Faulig nach AMOORE, J. J. zitiert nach FIM-Skripten PHY1, 4, S. 48), die den meisten Menschen vom Namen und Begriff her nicht geläufig sind.

      Wichtig ist, wenn man aus irgendwelchen Gründen, z. B. weil man auf das Focusing vorbereiten möchte, diese Normierung §_Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren durchführt, daß man sich von PatientIn zur Kontrolle, ob die Information richtig angekommen ist, ein selbst erdachtes Beispiel entwickeln läßt. "Sie sind jetzt die PsychologIn. Versuchen Sie nun mal mit einem eigenen Beispiel - Sie haben Zeit - mir beizubringen, was ich versucht habe, Ihnen nahe zu bringen. Ich möchte kontrollieren, ob ich Ihnen das richtig erklären konnte."

    Praktisch wichtige Erlebenskategorien und Bewusstseinsinhalte
    Wir geben nun einen Überblick über die unseres Erachtens wichtigsten Bewußtseinsinhalts Figuren, die in der Zukunft eine intersubjektiv operationale Normierung erfahren sollten. >Andere therapiebezogene Darstellung.

    Bewusstseinsinhalte


    Quelle S. 190ff: Sponsel, R. (1995). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie.  Erlangen: iec-verlag.
    [Intern: Bildquellen Text_C5/Graph]



    Innere Wahrnehmung
    Innere Wahrnehmung heißt: die Quelle der Wahrnehmung ist in mir. Aber auch äußere Wahrnehmungsquellen - von äußeren Wahrnehmungen zu sprechen ist keine gute wissenschaftliche Praxis - werden durch innere Wahrnehmungen vermittelt und erlebt.

    Bei der inneren Wahrnehmung sitzt die Wahrnehmungsquelle innen.

    • Wahrnehmen innen und außen beim erkennenden System Mensch.
    • Modell kognitiver Aufbau der Innenwelt, Außenwelt und des Bewusstseins.
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    Beispiele für innere Wahrnehmungen
    es zieht in meinem rechten Oberschenkel (Empfindung)
    ich fühle mich müde (Gefühl, Empfindung)
    ich merke, dass ich hellwach und konzentriert bin (Bewusstsein: Wachheit, Aufmerksamkeit)
    im Gaumen stimmt etwas nicht (Empfindung)
    wann steht heute der Mittagsspaziergang an? (Ziel, Plan)
    ich beschäftige mich in der letzten Zeit sehr viel mit Wahrnehmung (Denken, Handeln)
    ich sollte etwas trinken (Bedürfnis, Motiv)
    ...

    Unterscheidung innere Wahrnehmung und Selbstbeobachtung (Wundt 1888)
    Ein allgemeines Hauptproblem der Erlebens- wie speziell auch der Denkforschung ist, dass Erleben und Denken teilweise nicht bewusst, schwer genau wahrzunehmen, unscharf und flüchtig sind und meist schnell erfolgen. Geht man von einer Bewusstseinseinheit aus, die Frage scheint mir wissenschaftlich noch nicht geklärt, scheint es zudem so als wäre es nicht möglich zu erleben und zugleich dieses Erleben meta-zu-erleben, was sowohl eine Spaltung (Objekt- und Metaebene; das I and Me von William James) als auch Erkennensprozesse voraussetzt. Das ist der Kern des alten und im Prinzip noch aktuellen Streites um die Introspektion: wie kann Selbstbeobachtung möglich sein? Die innere Wahrnehmung ist das Fundament der Psychologie, wie schon Wundt 1888 - in Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung - eine Auseinandersetzung mit Volkelt [1,2,3] - in Philosophische Studien 4, S. 299. - sehr deutlich gemacht hat:
     

      „Es braucht ja die innere Wahrnehmung darum, weil man ihr die wesentlichen Eigenthümlichkeiten der Beobachtung abspricht, deshalb noch nicht niedrig gestellt oder verächtlich behandelt zu werden. Letzteres wäre gewiss um so weniger gerechtfertigt, weil, vor allem in der vorhin beschriebenen Verbindung mit der Reproduction, die innere Wahrnehmung nicht nur ein unerlässliches Hülfsmittel, sondern sogar das Fundament der ganzen Psychologie ist.“


    Ich halte fest: Wundt sieht die Fähigkeit der inneren Wahrnehmung als Fundament der ganzen Psychologie. Direkte Beobachtung des eigenen Erlebens hält Wundt nicht für möglich. Aber es gibt die Möglichkeit über das kurzfristige Erinnern eine Selbstbeobachtung zu konstruieren. Erleben -> innere Wahrnehmung -> merken -> erinnern als Selbstbeobachtung. Grundsätzlich muss aber auch noch untersucht werden, ob nicht ein Meta-Ich  und damit zwei ICHe denkbar und und vielleicht auch möglich sind. Damit wäre die Selbstbeobachtungsfrage einfach gelöst: Das Meta-Ich beobachtet in diesem Modell das ICH-Erleben.

    Zusammenfassung-Innere-Wahrnehmung bei Husserl in Wahrnehmung und Aufmerksamkeit:
    Husserl, Edmund (1893-1912) Wahrnehmung und Aufmerksamkeit: Texte aus dem Nachlass (1893–1912). [GB]
    Der Suchtext "innere Wahrnehmung"  bei [GB] ergibt 6 Treffer, wobei die ersten zwei und der letzte von den Herausgebern sind, so dass 3 Husserl Seiten mit Fundstellen übrig bleiben: 22, 102, 141. In diesen drei Seiten finden sich 8 Fundstellen.
    Husserl erklärt in keiner der Fundstellen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, was er unter innerer Wahrnehmung versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Wenigstens auf S. 23 hätte Husserl die  begriffliche Grundregel  befolgen müssen. Und das bei einem ausgewiesenen Aristoteles-Kenner (> Zum Geleit)
        Anmerkung: Es ist ein Fehler der Herausgeber, kein Sachregister und kein Glossar beigegeben zu haben, um wenigstens die ungewöhnlicheren Worte (z.B. apprehendierend; transeunt, das sich auch im  Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe  nicht findet) Husserls zu erläutern. Begriffsklarheit ist keine Domäne der PhänomenologInnen und Husserls.



    Glossar Grund- und Rahmenbegriffe der Wahrnehmungspsychologie  - W.:= Wahrnehmung, wahrnehmen
       
      Abbild
      Absolutschwellen
      Adaptation
      Akkomodation
      Aktionspotential
      Akustik
      Anpassung
      Apperzeption
      Assoziation
      Aufforderungscharakter
      Aufmerksamkeit
      Auslöser
      Auge(n)
      Augenbewegungen
      Auswahl
      Außenwelt
      Außenwelt W.
      Außersinnliche W.
      Autokinetisches Phänomen
      Axon
      Bedeutung
      Befindlichkeit
      Begriff
      Berührungs W.
      Bewegungschwelle
      Bewegungs W.
      Beweis
      Bewusst
      Bewusstheit
      Bewusstlos
      Bewusstsein
      Bewusstseinsmodell
      Bewusstseinszustände
      Bewusstlos
      Bit
      Blinder Fleck
      Brechung
      Code
      Definition
      Deklination
      Dekodierung
      Dendrit
      Denken
      Deprivation
      Detektion
      Digital
      Digitalisierung
      Doppelbilder
      Druck
      Drucksinn
      Dunkel
      Echo
      Echolot
      Echoortung
      Effektor
      Efferent
      Eingang
      Einstellung
      Elektrische Organe
      Elektrode
      Elektrokoagulation
      Elektroenzephallogramm
      Elektroortung
      Elektroretinogramm
      Emotions W.
      Empfänger
      Empfinden
         Nur-empfinden Versuch
      Empfindungsstärke
      Engramm.
      Entwicklung
      Erdmagnetfeld
      Erfassen
      Erfahrung
      Erkennen
      Erkenntnistheorie
      Erkennungssystem
      Erleben
      Erregung
      Erscheinung
      Erwartung
      Farben
      Fehler
      Fernpunkt
      Figur
      Figur/Hintergrund
      Filter
      Filtern
      Fovea centralis
      Fünf Sinne
      Funktion
      Funktionsbereiche
      Funktionseinheit
      Ganzes
      Ganzfeld
      Ganzheit
      Ganzheitsmethode
      Gedächtnis
      Gehirn
      Gelber Fleck
      Gesichtsfeld
      Gestalt
      Gewohnheiten
      Gleichgewichts W.
      Größenkonstanz
      Grund
      Grund-u.Stufenmodell d.W.
      Halluzination
      Haut
      Hautsinn
      Hell
      Himmel
      Hintergrund
      Hören
      Hypnose
      Illusion
      Impuls
      Information
      Informationsaufnahme
      Informationsflut
      Informationstheorie
      Informationsübertragung
      Informationsverarbeitung
      Innenwelt [1,2,3]
      Innere Wahrnehmung
      Irradiation
      Intensität
      Intensitätsschwellen
      Introspektion
      Invarianz
      Irrtum
      Kaltsinn
      Kanäle
      Kausalität
      Kennlinie
      Kodierung
      Kognition
      Kognitive Funktionen
      Kognitive Psychologie
      Kognitionswissenschaft
      Kognitive Schemata
      Koma
      Kompass
      Konditionierung
      Konstanz
      Kontur-W.
      Kontrast-W.
      Konvergenz
      Koordination
      Korrelation
      Korrelationsrechnung
      Kurzzeitgedächtnis
      Kybernetik
      Landmarke
      Lenkung
      Lernen
      Licht
      Luft
      Luftbewegungen
      Luftdruck
      Luftwellen
      Meinen
      Methoden
      Methodik
      Methodologie
      Motivation
      Müller-Leyersche Täusch.
      Nachbilder
      Nahpunkt
      Narkose
      Nase
      Nervenleitung
      Nervensystem
      Nervenzelle
      Netzhaut
      Neuron
      Neuronale Netze
      Neuronenschaltung
      Neurophysiologie
      Nicht bewusst
      Nordpol
      Normalbedingungen
      Ökologie
      Ohren
      Optik
      Optische Täuschung
      Optomotorik
      Ordnung
      Orientierung
      Ortsschwellen
      Parallaxe
      Paranormale W.
      Perspektive
      Perzept W-Eindruck
      Perzeption
      Phänomen (Erscheinung)
      Phänomenologie
      Phantomwahrnehmung
      Pulfricheffekt
      Rand-Bewusstsein
      Raum-W.
      Raumschwellen
      Rauschen
      Reaktionspotential
      Referenzieren
      Regelung
      Regelkreis
      Realität
      Reiz
      Reizarten
      Reizleitung
      Reizmengengesetz
      Reizquellen
      Reiz-Reaktions-Prinzip
      Relation
      REM
      Repräsentation
      Rezeptor(en)
      Riechen
      Riechhirn
      Rot-Grün-Blindheit
      Qualia
      Qualität
      Sachverhalt
      Schall
      Schlaf
      Schmecken
      Schmerz-W.
      Schwellen
      Schwerkraft
      Sehen 
      Sehbahn 
      Selektion
      Sender
      Sensorische Deprivation
      Signal
      Sinn(e)
      Sinnesorgan
      Spontanaktivität
      Stäbchen
      Spüren
      Stabilität
      Sterne
      Steuerung
      Störung
      Südpol
      Sukzessivschwelle
      Synästhesie
      Synapse
      System
      Systemtheorie
      Täuschung
      Tastsinn
      Teil
      Temperatur W.
      Temperatursinn
      Tiefensinn
      Traum
      Übertragung
      Umgebung
      Unterscheiden
      Unterschiedsschwellen
      Unterschwellige W.
      Ursache
      Vergleichen
      Veridikalität
      Verzerrung
      Visuelles System
      Vorurteil
      Wach
      Wahrnehmen
      Wahrnehmungsapparat
      Wahrnehmungsfeld
      Wahrnehmungssystem
      Wandlung
      Warmsinn
      Weber-Fechner-Gesetz
      Wellen
      Wiedererkennen
      Wirklich
      Zapfen
      Zentralbewusstsein
      Zeit [1,2,]
      Zeitschwellen
      Zeit W.
      Zunge_


    Material
    Gorr & Bauer (2018) Was treibt uns an? Turm der Sinne
    6: "Entsprechend nehmen wir eine ganze Menge an Reizen erst gar nicht wahr, da unsere vorhandenen Sinne nur bestimmte Aspekte aus dem Spektrum des Wahrnehmbaren herausfiltern. Trotz dieser enormen Filterung kommen immer noch weit mehr Sinnesreize in unserem Gehirn an, als  wir bewusst erleben. Wir nehmen die Welt also nur teilweise wahr, und nur Bruchstücke dieser Fragmente gelangen aufgrund unserer selektiven Wahrnehmung in das Rampenlicht unserer Aufmerksamkeit."
    _


    Literatur (Auswahl)  auch im Text; > Veridikalität.
    • Allport, Floyd H. (1955) Theories of Perception and the Concept of Structure. New York: Wiley.
    • Borsato, Andrea (2009) Innere Wahrnehmung und innere Vergegenwärtigung. Würzburg: Königshausen & Neuman.
    • C. Becker-Carus, M. Wendt (2017) Wahrnehmung. In (73-156) Allgemeine Psychologie. Berlin: Springer.
    • Burkhardt, Dietrich (1968). Wörterbuch der Neurophysiologie. Jena: G. Fischer.
    • Gibson, J. J (1973) Die Sinne und der Prozess der Wahrnehmung. Bern: Huber.
    • Gilde, Werner & Altrichter, Siegfried (1983) Seltsames um den gesunden Menschenverstand. Frankfurt: Deutsch.
    • Harris, John & Smith, Jared G. (2022) Sensation & Perception. London: Sage. [GB]
    • Helmholtz, Hermann von (1927) Die Tatsachen in der Wahrnehmung. [Online: 1,2,3]
    • Helmholtz, Hermann von (1856)  Handbuch der physiologischen Optik 1. Abteilung.
    • Helmholtz, Hermann von (1860)  Handbuch der physiologischen Optik 2. Abteilung.
    • Helmholtz, Hermann von (1867)  Handbuch der physiologischen Optik 3. Abteilung.
    • Husserl, Edmund (2004) Der Unterschied zwischen Empfindung und Wahrnehmung. In (23-25) Husserl, Edmund (1893-1912) Wahrnehmung und Aufmerksamkeit: Texte aus dem Nachlass (1893–1912). [GB]
    • Mach, Ernst (1922) Die Analyse der Empfindungen. Jena: Gustav Fischer.
    • Metzger, W. (1966, Hrsg.) Wahrnehmung und Bewußtsein. Handbuch der Psychologie, Bd. I/1. Göttingen: Hogrefe.
    • Moore, George E. (engl. 1922, dt. 2007) Über den Status von Sinnesdaten In (141-163) Ausgewählte Werke Bd. 2 Grundprobleme der Philosophie, Heusenstamm: Ontos.
    • Moore, George E. (engl. 1922, dt. 2007) Wesen und Wirklichkeit unserer Wahrnehmungsgegenstände. In (27-80) Ausgewählte Werke Bd. 2 Grundprobleme der Philosophie, Heusenstamm: Ontos.
    • Moore, George E. (engl. 1922, dt. 2007) Über einige Wahrnehmungsurteile. In (183-208) Ausgewählte Werke Bd. 2 Grundprobleme der Philosophie, Heusenstamm: Ontos.
    • Moore, George E. (engl. 1953, dt. 2007) Sinnesdaten. In (35-60) Ausgewählte Werke Bd. 1 Grundprobleme der Philosophie, Heusenstamm: Ontos.
    • Prinz, Wolfgang (1983) Wahrnehmungs- und Tätigkeitssteuerung. Berlin: Springer. Sachregistereinträge: 24, 27.
    • Prinz, Wolfgang & Bridgeman, Bruce (1994, Hrsg.) Enzyklopädie der Psychologie (1994), C, II, 1 Wahrnehmung. Göttingen: Hogrefe.
    • Vetter, Hellmuth (2004, Hrsg.) Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe. Hamburg: Meiner.
    • Wundt, Wilhelm (1918) § 6 Die reinen Empfindungen. In (45-54) Grundriss der Psychologie.




    Links (Auswahl: beachte)
    • Phänomenal wahr: veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality. Ein schwieriger Begriff der Wahrnehmungspsychologie - Versuch einer Klärung.
    • Denken, speziell Kapitel 5: Grundbegriffe Figur und Hintergrund.
    • Überblick Bewusstsein.
    • Wahrnehmung Symposium Turm der Sinne 2007.


    _

      KI:
      • https://chat.deepseek.com/
      • https://chat.openai.com/
      • Qwen 2.5: https://qwen.readthedocs.io/en/latest/getting_started/quickstart.html
    _



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Bewußtseinsbegriff bei William James
    14   Der Begriff und seine phänomenologische Bedeutung ist von W. JAMES schon gründlich untersucht worden   als die Psychologie (bis zur kognitiven Wende) noch eine richtige Psychologie war. Er schreibt (1909, S. 149): "Vier Eigentümlichkeiten des Bewußtseins. ...
    1. Jeder Zustand  tritt auf mit dem Anspruch Teil eines persönlichen Bewußtseins zu sein.
    2. Innerhalb jedes persönlichen Bewußtseins wechseln die Zustände fortwährend.
    3. Jedes persönliche Bewußtsein ist merklich kontinuierlich.
    4. Es interessiert sich ausschließlich für bestimmte Teile des ihm gegenübertretenden Objekts mit Vernachlässigung anderer und ist beständig beschäftigt aufzunehmen oder abzuweisen, kurz zu wählen unter seinen Gegenständen." Auf S. 151 finden sich im übrigen interessante Ausführungen zur Bedeutung des HIER UND JETZT PRINZIPS.
    __
    Inneres-Bewusstsein-bei-Brentano
    "Unsere Erlebnisse sind uns schon gegeben, bevor wir auf sie reflektieren. Diese vor-reflektive Gegebenheit nannte Brentano 'inneres Bewusstsein'. Das innere Bewusstsein ist jedoch nicht für alle Erlebnisse gleich: Die Wahrnehmung einer Melodie, die wir jetzt wirklich vollziehen, fühlt sich anders an als die Wahrnehmung der Melodie, die wir erleben, ohne sie wirklich zu vollziehen, indem wir uns z.B. an eine früher gehörte Melodie erinnern. Das Hören der Melodie ist durch die Wahrnehmung der Melodie 'innerlich wahrgenommen', und durch die Erinnerung an die Melodie 'innerlich vergegenwärtigt'. Das Problem des inneren Bewusstseins wird in diesem Buch ausgehend von einigen Ansätzen behandelt, die sich in Husserls Theorie der Vergegenwärtigung als 'Reproduktion' befinden."
    Quelle (Rückumschlagtext.) Borsato, Andrea (2009) Innere Wahrnehmung und innere Vergegenwärtigung. Würzburg: Königshausen & Neuman.
        Kommentar: Die Terminologie ist nicht genau genug > Stufen.
    __
    Empfindungsbegriffe
    • Empfindung bei Ernst Mach  Er definiert (1922, S. 13 Fußnote 2): "„Die Erscheinungen lassen sich in Elemente zerlegen, die wir, insofern sie als mit bestimmten Vorgängen des Körpers (Leibes) verbunden und durch dieselben bedingt angesehen werden können, Empfindungen nennen." Begriffsbasis: Erscheinungen, Elemente, zerlegen, mit bestimmten Vorgängen im Körper verbunden, bedingt durch dieselben, angesehen werden können. Das sind nun einige Begriffsverschiebebahnhöfe. Es fehlen Beispiele und Gegenbeispiele.
    • Empfindung bei Edmund Husserl Er definiert (2004, S. 24f): "Wir unsererseits können vorläufig mit genügender Klarheit definieren: Unter Empfindungen verstehen wir die sinnlichen Inhalte (die Erlebnisse der vorhin gekennzeichneten Gattung), die entweder als Präsentanten von sinnlichen Wahrnehmungen fungieren, oder die mit solchen Präsentanten, abgesehen von dieser Funktion, identisch sind." Begriffsbasis: sinnliche Inhalte, Erlebnisse, Präsentanten, sinnliche Wahrnehmungen, identisch. Das sind doch einige  Begriffsverschiebebahnhöfe. Es fehlen Beispiele und Gegenbeispiele.
    • Empfindungsbegriff bei Wundt [Quelle] "§ 6. Die reinen Empfindungen. 1. Der Begriff der "reinen Empfindung" setzt nach § 5 eine doppelte Abstraktion voraus: l) die Abstraktion von den Vorstellungen, in denen die Empfindung vorkommt, und 2) die Abstraktion von den einfachen Gefühlen, mit denen sie verbunden ist. Die in diesem Sinne definierten reinen Empfindungen bilden eine Reihe disparater Qualitätssysteme; und jedes dieser Systeme, wie das der Druckempfindungen, der Ton-, der Lichtempfindungen, ist entweder ein gleichförmiges oder ein mannigfaltiges Kontinuum (§ 5, 5), das, in sich abgeschlossen, keinerlei Übergänge zu einem der andern Systeme erkennen läßt. 2. Die Entstehung der Empfindungen ist, wie uns die physiologische Erfahrung lehrt, regelmäßig an gewisse physische Vorgänge gebunden, die teils in der unsern Körper umgebenden Außenwelt, teils in bestimmten Körperorganen ihren Ursprung haben, und die wir mit einem der Physiologie entlehnten Ausdruck als die Sinnesreize oder Empfindungsreize bezeichnen. Besteht der Reiz in einem Vorgang der Außenwelt, so nennen wir ihn einen physikalischen; besteht er in einem Vorgang in unserm eignen Körper, so nennen wir ihn einen physiologischen. Die physiologischen Reize lassen sich dann wieder in periphere und zentrale unterscheiden, je nachdem sie in Vorgängen in den verschiedenen Körperorganen außerhalb des Gehirns oder in solchen im Gehirn selbst bestehen. In zahlreichen Fällen ist eine Empfindung von diesen dreierlei Reizungsvorgängen begleitet: so wirkt z.B. ein äußerer Lichteindruck als physikalischer Reiz auf das Auge; in diesem und in dem Sehnerven entsteht dann eine periphere physiologische Reizung, endlich in den in gewissen Teilen des Mittelhirns (Vierhügeln, Kniehöcker) und in der hinteren Region der Großhirnrinde (Okzipitalhirn) gelegenen Optikusendigungen eine zentrale physiologische Reizung. In vielen Fällen kann aber der physikalische Reiz fehlen, während der physiologische in seinen beiden Formen vorhanden ist: so z.B., wenn wir infolge einer heftigen Bewegung des Auges einen Lichtblitz wahrnehmen; und in andern Fällen kann sogar der zentrale Reiz allein vorhanden sein: so z. B., wenn wir uns an irgendeinen früher gehabten Lichteindruck erinnern. Demnach ist der zentrale Reiz der einzige, der konstant die Empfindung begleitet; der periphere muß sich aber mit dem zentralen, und der physikalische muß sich sowohl mit dem peripheren wie mit dem zentralen verbinden, wenn Empfindung entstehen soll."

    • Empfindung in Eislers philosophischem Wörterbuch "Empfindung (aisthêsis, pathos, sensio, sensatio; sensation, impression, feeling (engl.); sensation (fr.): 1) im weiteren Sinne = unmittelbares Erleben, Fühlen, Gewahrwerden; 2) im engeren, wissenschaftlichen Sinne = das durch psychologische Analyse zu gewinnende Element der Vorstellung, ein qualitativ einfacher Inhalt (Zustand) des Bewußtseins, der auf der Erregung des Organismus (des Nervensystems) durch (äußere oder innere, peripherische oder zentrale) »Reize« (s. d.) beruht. Die Empfindungen sind Reaktionen des lebenden Organismus auf die Einwirkungen der Außenwelt, zugleich Zeichen (Symbole) für die Beschaffenheiten der »Dinge an sich«, die sie zwar nicht, »abbilden«, wohl aber in subjektiver Form »darstellen«, »vertreten«. Im konkreten Erleben kommt die isolierte Empfindung nicht vor, stets bildet sie einen Teil von Empfindungskomplexen, von Wahrnehmungen (s. d.). Die Bestimmungen jeder Empfindung sind Qualität (s. d.) und Intensität (s. d.), im weiteren Sinne auch der »Gefühlston« (s. d.). Die »Extensität« (s. d.) ergibt sich erst aus dem Zusammen von Empfindungen. Das »Empfinden« ist das Statthaben, Auftreten, Präsentsein, Actuellsein eines Inhaltes (Farben, Ton etc.) Es sind organische (Gemein-) und Sinnesempfindungen zu unterscheiden. Die Trennung des »Empfindens« vom »Fühlen«, der »Empfindung« vom Gefühle der Lust und Unlust erfolgt erst bei TETENS und KANT (s. unten)." Viele, viele  Begriffsverschiebebahnhöfe. Und es wird noch auf die Empfindung bei Augustinus, Empfindung, Descartes, Hobbes, Condillac, Leibniz, Kant, Schelling,  Herbart, Helmholtz, Husserl, Fechner verwiesen.
    • Empfindung im Wörterbuch der Neurophysiologie [Burkhardt & de la Motte 1968, Nr. 263] "Das subjektive Erlebnis bei der Wahrnehmung einer bestimmten Reizsituation." Begriffsbasis: subjektiv, Erlebnis, Wahrnehmung, bestimmt, Reizsituation]
    • Empfindung in der Enzyklopädie der Psychologie V, II, 1 Wahrnehmung (1994): Das Sachregister weist S. 622 keinen Eintrag "Empfindung" auf. Man glaubt es nicht, aber es ist so.
    • Empfindung im Handbuch der Psychologie (1966) Allgemeine Psychologie, I. Der Aufbau des Erkennens, 1. Halbband  Wahrnehmung und Bewußtsein: 1. Halbband. Sachregistereinträge: Empfindung 18 f, 45 ff., 63, 67, 87 ff., 105 f, 116, 161, 221, 312, 334, 336, 350, 352, 410, 413, 521, 523, 695, 698, 711, 748, 1032, 1082. Metzger S. 18: "Zu 5: An den Wahrnehmungsinhalten unterscheidet man sinngemäß zwischen ihren stofflichen oder materiellen und ihren strukturellen Merkmalen oder Eigenschaften. Die ersten wurden herkömmlich und werden gelegentlich auch heute noch als „Empfindungen“ bezeichnet. Doch scheint es zweckmäßiger, sie einfach als „Elementar-Qualitäten“ oder „Modi“ (wie Farben, Töne, Gerüche...) zu bezeichnen. Der Zusatz „Elementar“[>19] ist notwendig, um diese Art von Qualitäten von den struktur-bedingten Materialqualitäten, wie Durchsichtigkeit, Rauheit und Glätte, Oberflächencharakter, Beleuchtungscharakter, überhaupt den ganzen Katzschen „Erscheinungsweisen“ und auch von den (physiognomischen) Gestalt- oder Ehrenfels-Qualitäten oder Wesenseigenschaften zu unterscheiden. E. M. v. Hornbostel (1934) und W. Metzger (1930, 1963) haben, in Übereinstimmung mit M. Wertheimer, vorgeschlagen, den durch diese Vereinfachung des Sprachgebrauches frei gewordenen Ausdruck „Empfindung“ in Anlehnung an die Alltagssprache für Erlebnisse der unmittelbaren Einwirkung auf das anschauliche Ich vorzubehalten."
    • Empfindung in Wahrnehmung von Becker-Carus & Wendt (2017): Zwar keine Definition aber eine operationale Tabelle 3.1 mit 8 Sinnesorganen S. 76, aus der man entnehmen kann, was unter Empfindung klassifiziert wird:, hier als Excel-Darstellung nachgebildet:


    •  
    • Allgemeiner Sinn Lipps, Gottlob F. (1914) Grundriß der Psychophysik. Nachdruck 2.neubearb. A. Göschen. S.78f, "§ 13. Der allgemeine Sinn.

    • Alle Empfindungen, die keinem der vier Spezial-
      sinne des Gesichts, Gehörs, Geruchs oder Geschmacks
      angehören, rechnen wir dem allgemeinen Sinne zu.
      Sie beziehen sich teils auf äußere Objekte, teils auf
      den Leib selbst. Im ersteren Falle entstehen sie haupt-
      sächlich durch das Betasten von Gegenständen, wodurch
      wir über deren harte oder weiche, rauhe oder glatte,
      warme oder kalte Beschaffenheit belehrt werden; sie
      werden darum als Tastempfindungen bezeichnet.
      Imletzteren Falle werden sie durch Zustandsänderungen
      der Leibesorgane erregt und Gemeinempfindungen
      (oder auch Gemeingefühle) genannt; als Beispiele er-
      wähne ich die Empfindungen von Schmerz, Kitzel und
      Jucken, Frösteln und Schauder, Hunger und Durst,
      Ekel, Schwindel, Anstrengung und Ermüdung.
          Diese Trennung der Tastempfindungen von den
      Gemeinempfindungen, die für die Unterscheidung zwi-
      schen der Außenwelt und dem eigenen Leib die Grund-
      bedingung bildet, kann indessen vom physiologischen
      Standpunkt aus nicht aufrecht erhalten werden. Denn
      die einfachen Qualitäten der Tastempfindungen werden
      auch an den Gemeinempfindungen unterschieden.
      Die Analyse der Tastwahrnehmungen läßt nämlich
      Druck-, Wärme- und Kälteempfindungen als
      einfache Qualitäten erkennen. Dabei ist zu beachten,
      daß als Druckempfindung lediglich die empfundene [>79]
      Qualität ohne Rücksicht auf die Art des Reizes bezeichnet
      wird, mag nun ein physischer Druck oder Stoß,
      ein Zug, eine Spannung oder leichte Berührung vorhanden sein.
      Man kann ferner bemerken, daß die Empfindungen
      des Drucks, derWärme und der Kälte nicht
      bloß stärker oder schwächer auftreten, sondern auch je
      nach der gereizten Stelle des Leibes unterschieden, d. h.
      deutlich auf verschiedene Leibesteile bezogen und sonach als
      verschieden erkannt werden können.
      Die Unterscheidung der genannten einfachen Qualitäten
      gestatten aber auch die Gerneinempfindungen. Sie
      sind allerdings im allgemeinen sehr zusammengesetzte,
      einer Analyse nicht leicht zugängliche Erlebnisse, die
      mannicht nur als Empfindungen, sondern auch als
      Gefühlein Anspruch nehmen kann. Indessen sind beispielsweise
      im Magendruck, in der Fieberhitze, im
      Frösteln die Empfindungen des Drucks, der Wärme, der
      Kälte unmittelbar zu erkennen. Insbesondere scheinen
      Druckempfindungen durchgängig einen wesentlichen
      Bestandteil zubilden. Auf ihnen beruht der Kitzel und
      das Jucken, ebenso die von den Muskeln herrührende
      Empfindung der Anstrengung und Ermüdung. Sie sind
      ferner bei dem durch Austrocknen der Mundhöhle bedingten
      Durst und bei dem vornehmlich im Magen erregten Hunger beteiligt.
      Sie bilden auch wahrscheinlich die Grundlage für den gewöhnlich an
      Geschmacksempfindungen gebundenen Ekel und für den von einer Störung
      in der räumlichen Orientierung begleiteten Schwindel.
      Nur die Schmerzempfindung bietet sich als eine neue, für
      die Gemeinempfindungen charakteristische Qualität dar.
    • Gemeinempfindungen Lipps, G.
    • Gemeingefühl Lipps, G.
    • Moore (1953) lehnt den Empfindungsbegriff ab, S. 39: "Ich denke daher, dass der Ausdruck „Empfindung“ Gefahr läuft, missverstanden zu werden. Und daher werde ich ihn nie benutzen. Ich werde immer von Sinnesdaten sprechen, wenn das, was ich meine, solche Dinge sind wie die Farbe, Größe und Form oder die Stelle, die diese Farbe, Größe und Form hat, die ich sehe. Und wenn ich über mein Sehen von ihnen sprechen möchte, werde ich dies ausdrücklich Sehen von Sinnesdaten nennen; oder ich werde vom direkten Erfassen von Sinnesdaten sprechen, wenn ich einen Ausdruck verwenden mochte, der auf alle Sinne zugleich zutrifft." Im übrigen verwendet er auch "wahrnehmen", "bemerken" oder "erfassen".

    •  

    Querverweise
    Standort: Wahrnehmen. Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle.

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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Wahrnehmen. Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/allpsy/wahrn/wahrn0.htm

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    korrigiert: 08.10.2024 irs Rechtschreibprüfung und gelesen / 11.09.2022 irs



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    15.02.2025    Hinweis dass bereits Fechner (1860), Band 2, S. 379 äußere und innere Psychophysik unterschied und Kritik an DeepSeek und ChatGPT zu ihren extremen wissenschaftlichen Fehlleistungen, ja Fälschungen Helmholtz-Fechner.
    12.02.2025    Psychophysik
    23.01.2025    Informationsverarbeitung der Sinne.
    11.01.2025    Dimensionen der Wahrnehmung; wahrnehmen als messen;
    09.10.2024    Korrigiert.
    08.10.2024    irs Rechtschreibprüfung und gelesen
    12.06.2024   4.Version. Aufmerken, Aufmerksamkeit und Konfundierung bei den Grundbegriffen eingefügt; wahrnehmen ergänzt;
    01.03.2023   Link zu Sinnes-Systeme.
    31.01.2023   Sinnesmodell von Gibson.
    11.12.2022   Erweitertes Grund- und Stufenmodell der Wahrnehmung.
    18.09.2022   Empfindungen bei  Becker-Carus & Wendt. *     Moore (1953) lehnt den Empfindungsbegriff ab.
    17.09.2022   3. überarbeitete und ergänze Version. Grundbegriff. Graph Grundmodell Sender-Empfänger-Erleben
    16.09.2022   2. überarbeitete und ergänze Version. Grundbegriffe, Literatur begonnen.
    14.09.2022   Aktualisierung.
    13.09.2022   Aktualisierung.
    12.09.2022   Erg. wahrnehmungsrelevante Begriffe
    11.09.2022   irs Rechtschreibprüfung und gelesen; eingestellt.
    11.09.2022   Ausgeführt
    00.00.2005   angelegt.
     

    [Intern Bildquellen Text_C5/Graph]
    Erfassen - wahrnehmen(bewusstes erfassen) - erkennen(begriffliches wahrnehmen)