Phänomenal wahr: veridikal,
Veridikalität, veridical, veridicality
Ein schwieriger Begriff der
Wahrnehmungspsychologie - Versuch einer Klärung
4. überarbeitete und ergänzte Version
Recherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...) möglich sein? Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein und etwas, und zwar eins und nicht mehreres, bezeichnen; hat es mehrere Bedeutungen, so muß man erklären, in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..." Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik.
11. Buch, 5 Kap., S. 244
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Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit und Evidenz). Begriffsbasis Damit werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen sind keine Lösung, sondern eröffenen lediglich Begriffsverschiebebahnhöfe. Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangs- problem praktisch-pragmatisch und andererseits das Begriffsverschiebebahnhofsproblem lösen. |
Zusammenfassung veridikal,
Veridikalität, veridical, eridicality____
Abstract/Summary
Eine Wahrnehmung heißt mehr oder
minder (1,2,3,4) veridikal, jenachdem wie vollständig und richtig
sie die Wahrnehmungsquelle wiedergibt.
Nach den verschieden Quellen, Zielen und Zwecken schlage ich folgende Definitionen der Veridikalität vor:
Beweise: Für die Beweise sind die jeweils benutzte Definition, die Voraussetzungen, die Begriffsbasis und der Beweisgang selbst zu verlangen. Voraussetzung für einen Veridikalitäts-Beweis ist, das der Begriff Veridikalität wissenschaftlich so klar definiert (Def: 1, 2, 3, 4,...) wird, dass überhaupt bewiesen werden kann. Denn man kann nichts beweisen, wenn nicht klar ist, was genau zu beweisen ist. Je nach Definition stellen sich natürlich unterschiedliche Beweisanforderungen. Daher muss natürlich die Definition, die dem (Nicht-) Veridikalitätsbeweis zugrundeliegt, angegeben werden. Das schwierige Grundproblem besteht in der vom erkennenden System unbabhängigen Bestimmung der Merkmale der Wahrnehmungsquelle und der Gefahr von Zirkelschlüssen. Vieles scheint eine veridikale Wahrnehmung vorauszusetzen oder zu benötigen. Vereinfacht: man braucht eine veridikale Wahrnehmung um die Veridikalität einer Wahrnehmung zu beweisen. Hier drohen Zirkel. Begriffsgeschichte: Nach meinen bisherigen Recherchen scheint Kurt Koffka mit seinem großen Werk Principles of Gestalt Psychology 1935 der Erfinder des Veridikalitätsbegriffs (Veridicalness) zu sein, wenn er ihn auch nicht eigens, sondern mehr schlecht als recht nebenbei und für einen neuen Begriff viel zu dürftig erklärt hat. Veridical bedeutet nach Koffka, dass die Wahrnehmung so erlebt wird, wie sie tatsächlich stattfindet, wie er an einem Beispiel der Augenbewegungen (p.318) darlegt. p.658 äußert Koffka eine quantitative Auffassung von Veridikalität, die er aber nicht näher erläutert. Eine gründlichere und umfassendere Auseinandersetzung mit dem Veridikalitätsbegriff leistet Floyd H. Allport (Bruder von Gordon Allport). Der unklare Begriff ist keine Glanzleistung der Wahrnehmungspsychologie. |
A perception is called more or less
(1,2,3,4) veridical, depending on how completely and correctly it reflects
the source of perception.
According to the different sources, goals and purposes I propose the following definitions of veridicality:
Evidence/proof: For the proofs, the respective used definition used, the preconditions, the conceptual basis and the course of the proof itself are to be required. Prerequisite for a veridicality proof is that the term veridicality is defined scientifically so clearly (Def: 1, 2, 3, 4,...) that it can be proven at all. can be proved at all. Because one cannot prove anything, if it is not clear, what exactly is to be proved. Depending upon definition naturally different proof requirements. Therefore, of course, the definition underlying the (non) veridicality proof must be given. The difficult basic problem is the determination of the characteristics of the perceptual source, which is not dependent on the cognizing system, and the danger of circular reasoning. Much seems to presuppose or require a veridical perception. Simplified: one needs a veridical perception in order to prove the veridicality of a perception. This is where circular reasoning looms. Term History: According to my research so far research Kurt Koffka with his great work Principles of Gestalt Psychology 1935 seems to be the inventor of the concept of veridicality, even if he did not explain it specifically, but more badly than rightly in passing and much too poorly for a new term. According to Koffka, veridical means that perception is experienced as it actually takes place, as he illustrates with an example of eye movements (p.318). p.658 Koffka expresses a quantitative conception of veridicality, but he does not explain it in more detail (corresponding to definition-3 or definition-4) . A more thorough and comprehensive discussion of the concept of veridicality is provided by Floyd H. Allport (brother of Gordon Allport). The unclear concept is not a brilliant achievement of the psychology of perception. |
Der Ausdruck wird der angloamerikanischen psychologischen
Literatur oft gebraucht. Nach Bischof
(2009, S.91) soll er auf Brunswik zurückgehen. In Deutschland ist
er kaum üblich (Ausnahmen Bischof, Prinz,
Mausfeld)
und der Begriff findet sich in deutschen Psychologie-Lexika und Wörterbüchern
meist nicht (z.B. nicht in Arnold,
Dorsch, Fröhlich, Hehlmannm, Popp, Ausnahme Städtler),
aber in angloamerikanischen: Chaplin oder
in English & English., auch Drever
in anderer Bedeutung.
Chaplin, English
& English: eine veridicale Wahrnehmung korrespondiert mit der objektiven
Realität.
Städtler spricht
bei Veridikalität von Wahrhaftigkeit der Wahrnehmung.
Internet-Übersetzer:
Internetübersetzer Google
(Abruf 06.09.22): veridicality = Wahrhaftigkeit
Internetübersetzer Prima
(Abruf 06.09.22): veridicality = Echtheit.
Internetübersetzer DeepL
Translate (Abruf 06.09.22): veridicality = Veridikalität, Alternativen:
Wahrhaftigkeit, Wahrheitsgehalt.
Internetübersetzer PONS (Abruf
06.09.22): veridicality = Wahrhaftigkeit
Wie man den Internet-Übersetzern entnehmen kann, ist veridicality
sehr unangemessen übersetzt (wahr, wahrhaftig). Der Begriff veridicality
sollte entweder als Fremdwort beibehalten werden (vermutlich die beste
Lösung) damit es keine Verwechslung mit wahr gibt, oder angemessen
definiert werden.
Einige Gebrauchsbeispiele
aus der angloamerikanischen Literatur und anderen Quellen sollen die Verwendung
des Begriffs dokumentieren.
Anmerkung: Ein anderes Problem der Wahrnehmungspsychologie ist, das viele Objekte aus verschiedenen Perspektiven, Entfernungen und Lichtverhältnissen ganz anders aussehen, aber doch oft richtig identifiziert werden - eine Meisterleistung des Wahrnehmungsapparates.
Ende der Zusammenfassung
Über objektive Wirklichkeit, Erscheinung und Wahrnehmung erkennender Systeme vernünftig und verständlich zu sprechen ist nicht ganz einfach, weil sich das Erkennende System sowohl außerhalb – wenn es die Wirklichkeit von seinem ICH aus betrachtet - als auch innerhalb der objektiven Wirklichkeit befindet, wenn ein anderes erkennendes System die Wirklichkeit mit dem ICH betrachtet. Daher ist jeder Mensch mit seinem subjektiven Erleben Teil der objektiven Wirklichkeit, d.h. das subjektive Erleben hat so gesehen paradox anmutend auch objektiven Charakter. Das macht die Sache so verwirrend und schwierig. Aber was heißt “objektiv”? Das, was allen erkennenden Systemen gemeinsam ist? Das, was unabhängig von erkennenden System ist (wie sollte das gehen?). Das, was die Naturwissenschaften feststellen?
S.53: "Allport (1955,
S. 370 f.) drückt diesen Gesichtspunkt in Auseinandersetzung mit der
„Directive State Theory“ Bruners (vgl. u. S. 54) folgendennaßen aus:
„An adequate theory of perception would always give due recognition to
the fact that the perception of physical objects and happenings... is usually
fairly, even highly veridical. Directive
state experimenters may be able ultimately to show that there are significant
exceptions and that these arise from the influence of motivation. But a
good theory of perception would then not only have to account for these
cases, but would also have to show why they are, and must be, exceptions.“"
DeepL: "Eine adäquate
Theorie der Wahrnehmung würde immer die Tatsache gebührend anerkennen,
dass die Wahrnehmung von physischen Objekten und Ereignissen ... in der
Regel ziemlich, ja sogar hochgradig wahrheitsgetreu
ist. Experimentatoren im Direktivenstatus könnten letztendlich zeigen,
dass es signifikante Ausnahmen gibt und dass diese auf den Einfluss der
Motivation zurückzuführen sind. Aber eine gute Theorie der Wahrnehmung
müsste dann nicht nur diese Fälle erklären, sondern auch
zeigen, warum sie so sind und so sein müssen."
Zusammenfassung-Prinz-1983: Eine wiederkehrende Reizauswahl, die immer mit dem gleichen Zeichen bedacht wird, heißt nach Prinzz veridikal. Veridical ist nach Prinz eine Orientierungsleistung und hat damit einen Orientierungswert. Er bezieht sich sich dabei auf Koffka und Brunswik(1949)
S.27: "Daß die Wahrnehmung der Gegenstände
„intentional“ bzw. „funktional erreicht“, d.h. eine zutreffende („veridical“)
Orientierung über Eigenschaften der physikalischen Umgebung vermittelt,
wird demnach nicht irgendeiner Form passiver Widerspiegelung zugeschrieben,
sondern der Tätigkeit eines aktiven perzeptiven Systems, das von sich
aus Orientierung sucht und das sich dazu bestimmter komplexer Reizeigenschaften
bedient, die es in Lernvorgängen selegiert hat."
Kommentare zu den Fundstellen:
p.76 (GB
ausgewiesen, nicht im Sachregister Koffkas): "Two Aspects of This Question.
This question has two aspects. Taken literally it refers to the things
in our behavioural environment quite regardless of their being "veridical,"
i.e., leading us to reasonable actions, to adapted behaviour."
DeepL: "Zwei Aspekte dieser
Frage. Diese Frage hat zwei Aspekte. Wörtlich genommen bezieht sie
sich auf die Dinge in unserer Verhaltensumgebung, ganz unabhängig
davon, ob sie "wahrhaftig" sind, d.h. uns zu vernünftigen Handlungen,
zu angepasstem Verhalten führen"
p.224: "The refutation
of the cmpiristic explanation docs not prove ours to be right. But at least
wc can claim that our theory explains the cases which apparently fit the
empiristic theory — veridical perceptions
— and those which are in discord with it — illusory perceptions — by the
same principles. And these principles are of an extreme simplicity: the
establishment of a framework in the main directions of space by the main
contours of the field, and an invariant relation between certain aspects
of stimulation, our invariance principle taking the place of the old constancy
hypothesis."
DeepL: Die Widerlegung der
empiristischen Erklärung beweist nicht, dass die unsere richtig ist.
Aber zumindest können wir behaupten, dass unsere Theorie die Fälle,
die scheinbar mit der empiristischen Theorie übereinstimmen - wahrheitsgemäße
Wahrnehmungen - und diejenigen, die mit ihr nicht übereinstimmen
- illusorische Wahrnehmungen - durch dieselben Prinzipien erklärt.
Und diese Prinzipien sind von extremer Einfachheit: die Festlegung
eines Rahmens in den Hauptrichtungen des Raumes durch die Hauptkonturen
des Feldes und eine invariante Beziehung zwischen bestimmten Aspekten der
Stimulation, wobei unser Invarianzprinzip an die Stelle der alten Konstanzhypothese
tritt.
p.225: "Quite naturally
the choice falls upon the last, the veridical aspect.
For a square which projects a much distorted picture on our retina's, even
if it is not perceived in the shape corresponding to the retinal image,
is not seen entirely as a square, but usually as a rectangle approximating
a square more or less closely."
DeepL: "Natürlich fällt
die Wahl auf den letzten, den wahrheitsgetreuen Aspekt.
Denn ein Quadrat, das ein stark verzerrtes Bild auf unsere Netzhaut projiziert,
wird, auch wenn es nicht in der Form wahrgenommen wird, die dem Netzhautbild
entspricht, nicht vollständig als Quadrat gesehen, sondern gewöhnlich
als ein Rechteck, das einem Quadrat mehr oder weniger nahe kommt"
p.227: "veridi..."
auf der Seite nicht gefunden.
p.231: "After having discarded
the "veridicalness" of the percept as
a factor which causes it, there remains the choice between the greatest
simplicity of figure and orientation. Of these two the first is ruled out
easily, for as a rule an ellipse presented in a frontal parallel position
will appear as such and not as a circle non-normally oriented."
DeepL: "Nachdem wir die "Wahrhaftigkeit"
der Wahrnehmung als ursächlichen Faktor verworfen haben, bleibt die
Wahl zwischen der größten Einfachheit von Figur und Orientierung.
Ersteres scheidet leicht aus, denn in der Regel erscheint eine Ellipse
in frontaler Parallellage als solche und nicht als ein nicht normal orientierter
Kreis."
p.318: "Our fixation and
pursuit movements, however, are, as we have mentioned, not always silent.
But the fact that their experience is by no means always veridical
is significant. We add to the instance of the cyc-movemcnts during reading,
two other cases: it has happened in many experimental investigations that
the subjects, instructed to fixate a certain object during a definite interval,
reported that their eyes had remained perfectly steady, while objective
records show that the eyes had made distinct, sometimes quite considerable,
movements; on the other hand a subject who follows the contours of an after-image
figure, without moving his eyes, has the distinct impression that his eyes
have taken part in the exploration (Rubin). Thus the experience of eye-movements
is in such cases not due to any separate sensations from the bulbs or muscles
of the eyes, but a result of the total field organization, just as perceived
motion of an object may not be due to the real movement of the object as
in induced movement."
DeepL: "Unsere Fixierungs-
und Verfolgungsbewegungen sind jedoch, wie wir bereits erwähnt haben,
nicht immer lautlos. Aber die Tatsache, dass ihre Erfahrung keineswegs
immer immer wahrheitsgetreu ist, ist signifikant. Wir
fügen dem Beispiel der cyc-Bewegungen während des Lesens zwei
weitere Fälle hinzu: In vielen experimentellen Untersuchungen ist
es vorgekommen dass die Versuchspersonen, die angewiesen wurden, ein bestimmtes
Objekt während eines bestimmten Intervalls zu fixieren, berichteten,
dass ihre Augen vollkommen ruhig geblieben seien, während objektive
Aufzeichnungen zeigen, dass die Augen deutliche, manchmal recht beträchtliche
Bewegungen gemacht haben; andererseits hat eine Versuchsperson, die den
Konturen eines Nachbildes folgt, ohne ihre Augen zu bewegen, den deutlichen
Eindruck, dass ihre Augen an der Erkundung teilgenommen haben (Rubin).
Somit ist die Erfahrung von Augenbewegungen in solchen Fällen
also nicht auf separate Empfindungen der Augenzwiebeln oder -muskeln zurückzuführen,
sondern ein Ergebnis der gesamten Feldorganisation, genauso wie die wahrgenommene
Bewegung eines Objekts nicht auf die tatsächliche Bewegung des Objekts
zurückzuführen ist, wie bei der induzierten Bewegung"
p.380: "Since in many
cases behavioural motion is a true index of geographical motion, there
is no a priori reason why behavioural causality should not under certain
conditions be also veridical with regard
to geographical causality. "
DeepL: "Da die verhaltensbedingte
Bewegung in vielen Fällen ein echter Index für die geografische
Bewegung ist, gibt es a priori keinen Grund, warum die verhaltensbedingte
Kausalität nicht unter bestimmten Bedingungen nicht auch in
Bezug auf die geografische Kausalität wahrheitsgetreu
sein
sollte."
p.658: "In order to solve
this problem we turn to a different class of cases, those where the physiognomic
character is, more or less, veridical."
DeepL: "Um dieses Problem
zu lösen, wenden wir uns einer anderen Klasse von Fällen zu,
nämlich jenen, in denen der physiognomische Charakter mehr oder weniger
wahrheitsgetreu
ist."
Bischof (2009, S.91): "In der Psychologie findet sich zur Kennzeichnung dieser Beziehung zuweilen der von Egon BRUNSWIK vorgeschlagene Terminus veridikal." Er gibt leider keine Fundstelle an. Im Literaturverzeichnis werden drei Werke von Brunswik erwähnt: Wahrnehmung und Gegenstandswelt (1934), Remarks on functionalism in perception (1949), Perception and the representative design of psychological experiments (1956). Nach mühseligem und zeitaufwendigen Suchen habe ich dann schließlich gefunden, dass es die 1949er Arbeit war.
Brunswik, Egon (1949) DISCUSSION: REMARKS ON FUNCTIONALISM IN PERCEPTION
Zusammenfassung-Brunswik:
Den Ausdruck "veridi..." habe ich bei Brunswik nur in der Arbeit 1949
insgesamt 9x gefunden, die weiter erfolglos eingesehen Arbeiten sind unten
dokumiert.
VERIDICAL VS SUBJECTIVISTIC ASPECTS
OF PERCEPTION
One may readily agree with Bruner and Postman's identification of formahsm
and Gestalt psychology Perhaps some of the Gestaltists will not like this,
but I cannot help but see the long-range core of Gestalt psychology to
be the law of pragnanz, of which in tum the pnnaple of closure is but a
special case While closure is without doubt all important in creative problem
solving, it does by the same token interfere with what Bruner and Postman
have aptly designated as the "veridical"
aspects of perception Retouching of form may beautify the world, and it
may be helpful in other ways, at the same time it is inaccurate, and it
cannot in and by itself reconstruct environmental realities Tendency toward
geometric regularity and good form does not in essence go beycMid the tradition
of the study of subjectivistic illusion as inaugurated in the Graz school
of the 189O's The dymamic interaction in a closed brain field which is
assumed to underlie the tendency toward pragnanz amounts to a kind of self-sufficient
encapsulation of the perceptual system Its inherent formalism^ constitutes
a scientific analogy to philosophical rationahsm and apriorism The Kantian
heritage in Gestalt psychology has been acknowledged especially by Metzger,
one of the leading orthodox second-generation Gestaltists (19, pp IX. XVI)
p.57: "The established concept of functionalism, on the other hand,
[>57] includes some aspects of perception other than Gestalt which Bruner
and Postman seem to be lnchned to subsume under formalism I shall first
discuss the veridical functions of perception".
p.61a: "Broadest and most inclusive of the veridical
perceptions is given by social perception. As understood
here, this term does not refer to the influence of social factors on perception
at large, but rather to the attainment of what may be called covert-distal
traits of personality and intelligence in other people by way of, say,
intuitive snap judgments "
p.61bcd: "Let me now turn to the type of functionalism on which
Bruner and Postman have concentrated in their paper It is not utilitarian
m the same cognitive sense of the word as are the two branches of distal
veridical
functionalism
just discussed In stressing the contribution of the organism, more than
that of the stimulus configura[>]tion, to perception, it shares m the emphasis
on non-veridical illusions so characteristic
of Gestalt psychology Since, however, the sources of illusion are now some
motivational forces rather than the comparatively trivial disturbances
issuing from the stimulus configuration, the types of distortion involved
may well be part of an adjustment mechanism of still broader scope than
those studied in the psychology of distally veridical
perception. In some related cases, such as in the autokinetic
phenomenon and perhaps in extreme cases of autism, the perceptions involved
are almost without an external stimulus, and there is resemblance to the
Gestalt studies of prägnanz under reduced stimulation"
p.64ab: "CONCLUSION
This leaves us with a total of six distinct kinds of perception psychology,
not counting the early, purely introspective so-called functionalism of
the act-psychologists Bruner and Postman thus have hit it on the dot in
their nightmarish prophecy of a multifarious tower of Babel, and they have
been obliged sooner than they may have anticipated. Actually, differences
may be less drastic than meet the eye The two eldest schools of thought,
veridical
classical psychophysics and
non-veridical
Gestalt psychology, are the least functionahstic of the
six, although the creative aspects of Gestalt processes must definitely
be vindicated in this respect The remaining two
veridical
aspects of perception, thing-constancy and social perception,
being distal in character, are genuinely functionalistic. They represent
the sober objectivity of the reality prmaple, so much m vogue m modem dynamic
ego-psychology though perhaps in temporary eclipse on its own side of the
fence in this era of alt manners of convergence and crosspassing Furthermore,
the probabilistic element inherent m distal perception implies a progressive
outlook on research design Both the distal and the motivational — that
IS, central — emphasis in perception psychology are new developments Each
in its own coldly cognitive or more hotly soul-searching way IS a constructive
protest against the sterility of peripheralism, whether that of nineteenth-century
structuralism or that of the earlier stages of behaviorism."
Ende Brunswik 1949
Weitere eingesehene Arbeiten Brunswiks
Zusammenfassung Verdikal bei Floyd Allport
(1955): [GB]
findet 81 Treffer "veridical". Das Sachregister weist folgende Einträge
auf: "Veridicality: in relation to brain-field theory, 131; defined, 40;
in dir. stat, theory, 308 (versus dir. stat, non-veridicality, 370 £);
examples of veridical and non- veridical percepts, 42 £; in relation
to hypothesis-confirmation, etc., 379, 382392, 411; in hyp. theory (limitations
in re), 404; importance of in perceptual theory, 373 f.; Murphy’s and Hochberg’s
expl. of, 323; in nativism-empiricism issue, 300 £.; in operational
definition of assumptions, 283 f.; perceptual social psychology’s neglect
of, 367, 371-373; as a problem in perception, 609; relationship of
veridical and non-veridical, 41 f., 44; in set theory and equations, 423
f., 426-429; in transformations (hyp. theory), 391 f.; in unconscious inference
and trans, funct., 273; veridical and non-veridical as provided for by
e.s. theory, 646; veridical percepts as response-bound, 417; veridical
sets, strength of, 417. See also Functionalism.
Verticality, visual perception of (Werner-Wapner
experiments), 187-190, 198 f
p.40 wird im Sachregister
ausgewiesen mit einer fragwürdigen Definition: "Für die
Übereinstimmung zwischen einer Wahrnehmungsbeschreibung und der damit
verbundenen physikalischen Erfahrung des Objekts, wo eine solche Übereinstimmung
besteht, haben Wahrnehmungspsychologen den Begriff veridikal
verwendet."
Denn worin sollte der Unterschied bestehen zwischen "Wahrnehmungsbeschreibung"
und der "physikalischen Erfahrung des Objekts"?
Gemeint ist vermutlich: Stimmen phänomenale Wahrnehmung und objektive
Realität - das sind zwei Welten - überein, dann besteht eine
veridikale Relation.
p. : "strongest response. Before adaptation, perception is veridical:
perceived and displayed orientation correspond. But, after adaptation,
the most active mechanism is that..."
DeppL: "stärkste Reaktion. Vor der Anpassung ist die Wahrnehmung
wahrheitsgetreu:
Wahrgenommene und angezeigte Orientierung stimmen überein. Aber nach
der Anpassung ist der aktivste Mechanismus ..."
p.88: "Schindler and Bartels (2018) showed that V6 integrates visual
motion signals with signals about head movement, probably via receptors
in the neck muscles. This means that V6 can contribute to the computation
of veridical object motion,..."
DeepL: "Schindler und Bartels (2018) zeigten, dass V6 visuelle Bewegungssignale
mit Signalen über Kopfbewegungen integriert, wahrscheinlich über
Rezeptoren in den Nackenmuskeln. Dies bedeutet, dass V6 zur Berechnung
der echten Objektbewegung beitragen
kann,"
p. : "John Harris, Jared Smith, contribute to the computation of veridical
object motion, by subtracting head motion from retinally signalled motion.
Functions of posterior, parietal, cortex as well as the pathways
to MST,..."
DeepL: "John Harris, Jared Smith, tragen zur Berechnung der wahrheitsgetreuen
Objektbewegung bei, indem sie die Kopfbewegung von der retinal signalisierten
Bewegung abziehen Bewegung. FFunktionen des posterioren, parietalen Kortex
und der Bahnen zur MST ..."
V6 integrates visual signals with signals of head position, so contributing
to veridical perception of retinal motion,
despite simultaneous
movements of the head. The dorsal stream includes the posterior parietal
cortex,.
DeepL: "V6 integriert visuelle Signale mit Signalen der Kopfposition
und trägt so zur wahrheitsgetreuen
Wahrnehmung von Netzhautbewegungen bei, trotz gleichzeitiger Bewegungen
des Kopfes. Der dorsale Strom umfasst den posterioren parietalen Kortex
..."
In one (veridical rabbit), Tactors
A, B and C were stimulated in sequence In a second (illusory rabbit), Tactor
A produced six pulses, immediately followed by Tactor C. In this condition,
although Tactor B did not produce pulses,...
DeepL: "Bei einem Kaninchen (echtes
Kaninchen) wurden die Taktgeber A, B und C nacheinander stimuliert. Bei
einem zweiten Kaninchen (getäuschtes Kaninchen) erzeugte Taktor A
sechs Impulse, unmittelbar gefolgt von Taktgeber C. In dieser Situation
erzeugte Taktgeber B zwar keine Impulse ..."
Gebrauchsbeispiele aus der angloamerikanischen Literur
Chapter 2 Experience and Reality in D. Gozli (2019) Experimental Psychology and Human Agency,
Zusammenfassung Gozli-2019: Die Arbeit enhält 8 Fundstellen zum Suchtest "veridical". Texte mit Google Übersetzer, teils korrigiert. Google über veridical meist mit wahr, also genau genommen falsch.
p.31b: "In contrast to illusions, which compel non-veridical
belief/perception, when a perceptual state is ambiguous,
when it does not provide strong grounds for one particular belief, then
thoughts can more easily guide perception. "
GÜ: "Im Gegensatz zu Illusionen, die zu nicht-wahrhaftiger
Überzeugung/Wahrnehmung zwingen, wenn ein Wahrnehmungszustand mehrdeutig
ist, wenn er nicht starke Gründe für eine bestimmte Überzeugung
liefert, dann können Gedanken die Wahrnehmung leichter lenken."
Kommentar-p31b: veridical wird hier im Sinne von
wahrhaftig gebraucht.
p.32abc: "This proposal will face the following objection: we can always
find an activity that removes a veridicalpercept
from experience. The red color of an apple will not persist when I take
it into a completely dark room or if I close my eyes. If persistence is
our standard of veridical perception,
then all experience will count as illusory. To avoid this, we should rephrase
the proposal: An illusory percept does not survive a transition from one
activity to another, presuming that such a transition would not remove
a veridical perception. Knowing how
an attribute persists, changes, or disappears across transitions is itself
part of our implicit sensorimotor understanding"
GÜ: "Dieser Vorschlag wird auf den folgenden
Einwand stoßen: Wir können immer eine Aktivität finden,
die eine wahre Wahrnehmung aus der Erfahrung entfernt. Das
rote Farbe eines Apfels bleibt nicht erhalten, wenn ich ihn in einen
völlig dunklen Raum bringe oder wenn ich meine Augen schließe.
Wenn Konstanz unser Standard für wahre Wahrnehmung
ist, dann gilt jede Erfahrung als illusorisch. Um dies zu vermeiden, sollten
wir den Vorschlag umformulieren: Eine illusorische Wahrnehmung überlebt
einen Übergang von einer Aktivität zur anderen nicht, in der
Annahme, dass ein solcher Übergang eine wahre Wahrnehmung
nicht beseitigen würde. Zu wissen, wie ein Attribut bestehen bleibt,
sich ändert oder über Übergänge hinweg verschwindet,
ist selbst Teil unseres impliziten sensomotorischen Verständnisses"
Kommentar-p32abc: Wahrnehmungen ändern sich
je nach Bedingungen und Umgebung. Veridicale Wahrnehmungen bleiben auch
bei Änderungen erhalten.
p.32d: "Neglecting the fact that observers are deprived of testing the
illusions cuts the link between the subject- and world-centered perspectives.
Figure 2.4 illustrates two possible experiences, among an infinite number,
of a three-dimensional model of the Orbison figure. Both views are subject-centered,
but by virtue of their difference, they can support a veridical
world-centered judgment about the square. Emphasizing the
observer’s activity brings to light the connection between the self-and
world-centered perspectives and prevents overstating the significance of
illusions (Gozli, 2017b)."
GÜ: "Die Vernachlässigung der Tatsache,
dass Beobachtern die Möglichkeit genommen wird, die Illusionen zu
testen, schneidet die Verbindung zwischen der subjekt- und der weltzentrierten
Perspektive ab. Figur 2.4 veranschaulicht zwei mögliche Erfahrungen
eines dreidimensionalen Modells der Orbison-Figur aus einer unendlichen
Zahl. Beide Ansichten sind subjektzentriert, aber aufgrund ihrer
Verschiedenheit können sie ein wahrheitsgetreues, weltzentriertes
Urteil über das Quadrat stützen. Die Betonung der Aktivität
des Beobachters bringt die Verbindung zwischen der selbst- und der weltzentrierten
Perspektive ans Licht und verhindert, dass die Bedeutung von Illusionen
überbewertet wird (Gozli, 2017b)."
Kommentar-p32d: veridical übersetzt GÜ
mit wahrheitsgetreues. l
p.32e: "Recall that an illusory experience does not survive a transition
from one activity to another, presuming that such a transition would not
remove a veridical experience."
GÜ: "Erinnern Sie sich daran, dass eine illusorische
Erfahrung einen Übergang von einer Aktivität zu einer anderen
nicht überlebt, vorausgesetzt, dass ein solcher Übergang eine
wahre Erfahrung nicht entfernen würde."
Kommentar-p32e: veridical übersetzt GÜ
mit wahr.
p.35: "I outlined three dimensions along which our experiences can vary:
perspective (self-vs. world-centered), value, and presence. I extended
the analysis to two other topics, illusions and description. I argued against
the use of illusion to depict an unbridgeable gap between subjective and
objective perspectives. Doing so neglects the constraints imposed on the
observers’ activity, an important requirement for producing illusions.
The illusion–veridicality gap can be
closed when observers extend the range of their activities in relation
to the perceptual objects. Similarly, descriptions
ought not be viewed as neutral or passive, but as ways of moving through
the available coordinates of experience, shifting focus, emphasis, or perspective.
Descriptions, including thought experiments, help us notice the constraints
(“stubbornness”) in the objects of our thoughts"
GÜ: "Ich habe drei Dimensionen skizziert, entlang
derer unsere Erfahrungen variieren können: Perspektive (selbst- vs.
weltzentriert), Wert und Präsenz. Ich erweiterte die Analyse auf zwei
weitere Themen, Illusionen und Beschreibung. Ich habe mich gegen die Verwendung
von Illusionen ausgesprochen, um eine unüberbrückbare Kluft zwischen
subjektiven und objektiven Perspektiven darzustellen. Dabei werden die
Beschränkungen der Beobachtertätigkeit vernachlässigt, eine
wichtige Voraussetzung für die Erzeugung von Illusionen. Die Lücke
zwischen Illusion und Wahrhaftigkeit kann geschlossen werden, wenn Beobachter
den Bereich ihrer Aktivitäten in Bezug auf die Wahrnehmungsobjekte
erweitern. Ebenso sollten Beschreibungen nicht als neutral oder passiv
angesehen werden, sondern als Möglichkeiten, sich durch die verfügbaren
Koordinaten der Erfahrung zu bewegen, den Fokus, die Betonung oder die
Perspektive zu verschieben. Beschreibungen, einschließlich Gedankenexperimente,
helfen uns, die Zwänge („Sturheit“) in den Objekten unserer Gedanken
zu erkennen"
Kommentar-p34: veridicality wird cob GÜ mit
Wahrhaftigkeit übersetzt.
Subception as a Veridical Process and Perceptual Defense as Avoidant
and Vigilant Behavior Von Raymond Joseph Clausman · 1960
https://www.google.de/books/edition/Subception_as_a_Veridical_Process_and_Pe/lAj491LlP-oC?hl=de&gbpv=1&bsq=veridical&dq=veridical&printsec=frontcover
Epistemology of perception: Gann?ges?a's Tattvacinta?man?i : jewel of
reflection on the truth (about epistemology), the Perception chapter (Pratyaks?a-khan?d?a)
Von Stephen H. Phillips, Ga?ge?a, N. S. Ramanuja Tatacharya · 2004
https://www.google.de/books/edition/Epistemology_of_Perception/EJrWAAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=veridical&dq=veridical&printsec=frontcover
False and Veridical Memories and Stereotype Threat A Cognitive Understanding of a Social Phenomenon Von John R. Biggan · 2010 [Abruf 08.08.22]
Problems of Religious Experience - Seite 111 books.google.de › books
Carl Reinhold Bråkenhielm · 1985 [Abruf
08.09.22]
https://www.google.de/books/edition/Problems_of_Religious_Experience/B7HjAAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=veridical&dq=veridical&printsec=frontcover
"1. Il could be argued thai Oakes" reliance upon the analogy between
propositions (having the property of being necessarily true) and experiences
(having the property of being necessarily veridical)
could in the last analysis prove fatal to his cause."
DeepL: "1. Man könnte argumentieren, dass Oakes' Vertrauen auf
die Analogie zwischen Sätzen (die die Eigenschaft haben, notwendigerweise
wahr zu sein) und Erfahrungen (die die Eigenschaft haben, notwendigerweise
wahrhaftig
zu sein) sich letztlich als fatal für seine Sache erweisen könnte."
Gebrauchsbeispiele bei den Ebooks von Springer (Auswahl)
Gudehus, Christian; Eichenberg, Ariane & Welzer, Harald
(2010, Hrsg.) Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres
Handbuch.
Springer/Metzler/Poeschel.
Im Sachregister wird Veridikalität aufgeführt: 27, 68, 71.
S.27: "Analysen von Archivmaterial finden sich oftmals in Untersuchungen
zum episodischen oder zum autobiographischen Gedächtnis. Sie ermöglichen
Vergleiche zwischen archivierten Informationen und in anderen Medien protokollierten
Erinnerungen, und dies wiederum bringt Aufschlüsse über die
Veridikalität,
also die ›Realitätshaltigkeit‹ von Erinnerungen. Im Zuge von Untersuchungen
zum autobiographischen Gedächtnis werden in ihrer Offenheit variierende
biographische Interviews geführt. In Gruppendiskussionen werden bisweilen
auch Erzählungen, Berichte und Argumentationen zur kollektiven Vergangenheit
der Gruppenmitglieder erhoben, beispielsweise in Bezug auf ihre Erlebnisse
im Zweiten Weltkrieg. Dieses Verfahren findet ebenfalls Verwendung bei
der Analyse von Tradierungsprozessen im ›Familiengedächtnis‹ (Welzer
u. a. 2008; s. Kap. IV.6). Biographische Interviews und Gruppendiskussionsverfahren
werden nicht zuletzt dazu eingesetzt, um Aussagen über die Organisation
autobiographischen Erinnerns treffen zu können, wobei dann Fragen
nach dessen Veridikalität sekundär
oder gänzlich uninteressant sein können."
S.68: "In einem Sprung in die rezente Vergangenheit werden im Folgenden
neuere psychoanalytische Vorstellungen vom Erinnern und Gedächtnis
anhand dreier Kontroversen entfaltet, die die letzten beiden Jahrzehnte
beherrscht haben: Die Frage, ob traumatische Erfahrungen historisch getreu
zu rekonstruieren und erinnern seien, dann die Frage, ob überhaupt
eine zumindest subjektiv plausible Lebensgeschichte in der Therapie zu
rekonstruieren sei, oder ob es ausreicht, unformulierte Regungen in Einfälle
und Geschichten zu übersetzen, ungeachtet ihrer Fiktionalität
bzw. Veridikalität."
S.71: "Gegenüber dem Unterfangen, in der Analyse ein Erlebnis
historisch getreu zu rekonstruieren, lässt sich einmal einwenden,
dass dies therapeutisch gar nicht nötig sei, da in der Regel nicht
einmalige Ereignisse, sondern wiederholte Erlebnisse bzw. die Qualität
der Beziehungen zu den Eltern und darin enthaltende Konflikte die strukturbildenden
und pathogenetisch relevanten Faktoren sind. Weiterhin lässt sich
einwenden, dass in der Regel Patient und Therapeut die Veridikalität
von Erinnerungen nicht überprüfen können. Deshalb komme
es vielmehr auf eine nicht allzu lückenhafte und plausible Rekonstruktion
der Vergangenheit des Patienten an, die helfe, seine gegenwärtigen
Konflikte und Probleme zu verstehen. Roy Schafer (1983) legt bei der Rekonstruktion
der Vergangenheit weniger Wert auf die Veridikalität der Rekonstruktion
denn darauf, dass sie die gegenwärtigen unflexiblen, erstarrten Erlebens-
und Handlungsweisen des Patienten verständlich machen, indem sie sie
in eine nachvollziehbare Geschichte einbetten".
Erkenntnistheorie
Erkenntnistheorie In (147-164) Breitenstein, Peggy H. & Johannes
Rohbeck (2011, Hrsg.) Philosophie Geschichte Disziplinen Kompetenzen.
Stuttgart: Metzler.
"veridisch" 19 Fundstellen, nicht im Sachregister.
S.151: "Die Form des Zufalls, die mit Wissen hingegen
nicht zu vereinen ist, wird von Pritchard und anderen als ›veridischer
epistemischer Zufall‹ bezeichnet. Diese Form des Zufalls besteht darin,
dass sich eine Überzeugung p, die sich eine Person gebildet hat und
die gewusst werden soll, nicht auf einfache Weise hätte als falsch
herausstellen können. Damit ist gemeint, dass falls die Person sich
in einer sehr ähnlichen, aber nicht aktual bestehenden Situation
auf dieselbe Art und Weise die Überzeugung p bildet, diese Überzeugung
p immer noch wahr sein muss. Sofern sich die Person in einer derartigen
Situation eine falsche Meinung bildet, verfügt sie nicht über
Wissen"
S.159: "Halluzinationen sind aus subjektiver Perspektive
nicht von veridischen Wahrnehmungen zu unterscheiden."
S.160: "Der Disjunktivismus: Neben dem Adverbialismus
gibt es auch noch andere Lösungen, die etwas Erfolg versprechender
sind und die hier nur kurz erwähnt werden können. Eine dieser
Lösungen ist der Disjunktivismus (exemplarisch Hinton 1967; Snowdon
1980; McDowell 1982; einen Überblick liefert Soteriou 2009). Auch
die Vertreter dieser Position versuchen, die zweite Prämisse des oben
angeführten Arguments in Zweifel zu ziehen. Gegenüber Adverbialisten
nehmen sie jedoch an, dass sich die Wahrnehmungszustände in veridischen
und nicht-veridischen Fällen unterscheiden
und dass in nicht-veridischen Fällen
keine Relation zu einem wahrgenommenen Objekt für den Wahrnehmungszustand
konstitutiv ist. Deshalb passt auch der Ausdruck ›Disjunktivismus‹, da
Wahrnehmungszustände oder -reporte disjunktiv zu charakterisieren
sind. Worin sich die veridischen von
nicht-veridischen
Wahrnehmungszustände unterscheiden, variiert bei den
unterschiedlichen Varianten des Disjunktivismus: Es können phänomenale,
intentionale oder epistemische Eigenschaften sein".
Platon Handbuch S. 142 (149)
"Bezüglich der zweiten Gruppe spricht man von der vollständigen
Verwendung von einai und unterscheidet wiederum zwischen mindestens drei
vollständigen Verwendungen: (a) der sog. existentiellen Verwendung
im Sinne von »existieren«, (b) der veritativen Verwendung im
Sinne von »der Fall sein« (the veridical
usage, Kahn 1966, 252) und (c) der Verwendung im Sinne von
»real sein« (in Opposition nicht zu »nicht existieren«,
sondern zu »eine fiktionale Entität sein«: z. B. gibt
es die literarische Figur Sokrates, aber sie ist anders als der historische
Sokrates keine reale, sondern fiktionale Entität)."
Vorbemerkung: es handelt sich hier um
einen Entwurf, der noch nicht ausgereift ist und vielfach kritisch geprüft
werden muss.
Voraussetzung für einen Veridikalitäts-Beweis ist, das der Begriff Veridikalität wissenschaftlich so klar definiert (Def: 1, 2, 3, 4,...) wird, dass überhaupt bewiesen werden kann. Denn man kann nichts beweisen, wenn nicht klar ist, was genau zu beweisen ist. Je nach Definition stellen sich natürlich unterschiedliche Beweisanforderungen. Daher muss natürlich die Definition, die dem (Nicht-) Veridikalitätsbeweis zugrundeliegt, angegeben werden. Das schwierige Grundproblem besteht in der vom erkennenden System unbabhängigen Bestimmung der Merkmale der Wahrnehmungsquelle und der Gefahr von Zirkelschlüssen. Vieles scheint eine veridikale Wahrnehmung vorauszusetzen oder zu benötigen. Vereinfacht: man braucht eine veridikale Wahrnehmung um die Veridikalität einer Wahrnehmung zu beweisen. Hier drohen Zirkel.
Überblick Beweisarten zur Veridikalität
Beweisweg
Begriffsbasis: Wahrnehmen, verdikal,
erkennden System, Wahrnehmungsquelle, Merkmale, Merkmale Wahrnehmungsquelle,
Merkmale des wahrnehmenden, erkennendes Systems, Prüfung, Beweis,
Definition, unabhängig, richtige Wiedergabe (Übereinstimmung),
Herstellung, Konstruktion, brauchen, Hinweis, Beschreibung, Vorlage, Fig-1,
Fig-2, Licht-Brechung, Gerade, parallel, Erscheinung, Relation, wahr. Insbesondere:
Beweis a): Fig-2 von Floyd Allport
Die Vorlage Fig-2 von Floyd Allport ist die Wahrnehmungsquelle.
Als erkennendes System kann der Leser dienen. Seine Wahrnehmung könnte
lauten: ich nehme zwei leicht gekrümmt erscheinende Geraden wahr.
Die Relation zwischen WQ und ES ist nicht wahr, die Wiedergabe also
falsch. Wahrnehmung und Wahrnehmungsquelle stimmen nicht überein.
Damit ist die Nicht-Veridikalität dieser Wahrnehmung bewiesen und
wir können den Satz formulieren: es gibt nicht-veridikale Wahrnehmung.
Beweis b) Licht-Brechung
Ich habe einen umgedrehten Kochlöffel in ein Glas Wasser gestellt
und fotographiert. Wir wissen aus der Physik, dass die visuelle Wahrnehmung
vom Medium abhängt. Luft und Wasser haben unterschiedliche Brechungsindizes.
Obwohl der Kochlöffelstab gerade ist, wie man durch Herausnehmen einfach
überprüfen kann (Foto rechts), erscheint er in Wasser getaucht
gebrochen oder verschoben und deutlich verfärbt. An der Luft erscheint
er hell-beige, in Wasser sehr hell-bräunlich und gescannt in einem
deutlich dunkleren Hellbraun. Diese Wahrnehmung ist nach Def-1
und Def-4 veridikal, nach Def-2
und Def-3 nicht veridikal.
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IndividuellerEinzelfallbeweis
veridikal
Begriffsbasis:
Beweis:
Veridikalität der inneren Wahrnehmung der Wahrnehmungsquelle Innenwelt
Jede Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung der Innenwelt. So gesehen ist die Wort- und Begriffsschöpfung der inneren Wahrnehmung irreführend und verwirrend. Was unter innerer Wahrnehmung genau zu verstehen ist, bleibt vielfach im Dunkeln. Auch die Wahrnehmung der Außenwelt erfolgt über die innere Wahrnehmung. Teilweise kann man innen auch als außen sehen, wenn ich z.B. meine Hände, Arme, Hose betrachte. Und der Mensch mit seiner Innenwelt ist natürlich auch allgemeine betrachtet ein Teil der Welt, ja Außenwelt (aus der Perspektive anderer). Hier lauern also viele begriffliche Fallstricke.
Allgemeines Grundmodell der Wahrnehmung: innen und außen
Quelle: Wahrnehmen.
Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle.
Allgemeines Grundmodell der inneren Wahrnehmung
Bei der inneren Wahrnehmung sitzt die Wahrnehmungsquelle innen.
Ein 7-Phasen-Modell einfacher innerer Wahrnehmungen bei freischwebender Aufmerksamkeit [Quelle]
1. Phase: Zustand freischwebender Aufmerksamkeit ohne besondere
Fokussierung. Man erlebt alles Mögliche, ohne bei einem Bewusstseinsinhalt
besonders zu verweilen. Bewussteinsfiguren bilden sich, steigen auf und
verschwinden wieder, man bemerkt mal dieses, mal jenes, ohne es besonders
zu fokussieren.
2. Registrieren und bemerken. In dieser Phase ist die entscheidende
Frage, welche der registrierten und bemerkten Bewusstseinsfiguren für
eine nähere Betrachtung ausgewählt werden. Wir bemerken dieses
oder jenes, wenden uns kurz zu, verweilen vielleicht oder gehen gleich
weiter. Wodurch kommt es zum Bemerken einer Bewusstseinsfigur? Meist wird
so sein sein, dass die eine oder andere Beuwsstseinsfigur auf ein Interesse
stößt oder es hervorruft. Vielleicht ist es etwas, dass noch
nicht fertig ist (Zeigarnik-Effekt), woran wir uns spontan erinnern. Was
immer auch damit verbunden sein mag, eine Beuwusstseinsfigur, die aufgetaucht
ist, kann gleich wieder verschwinden oder bleiben, weil sie interessant
ist oder weil wir sie nach Bemerken als beachtenswert auswählen.
3. Phase: Auswahl nach Bemerken einer Bewusstseinsfigur (da
ist etwas) und richten bzw. sogar verdichten der Aufmerksamkeit auf diese
Bewusstseins-Figur (bewusstes auswählen). Erstes, grobes, ungefähres
klassifizieren. Aufmerksamkeit richten, zuwenden und gegebenenfalls verdichten
(konzentrieren) auf eine Bewusstseinsfigur.
4. Phase: Klären und grobe Einordnung der Bewusstseinsfigur
zu einer (Haupt-) Erlebniskategorie. Nach erfolgreicher Klärung kann
der Bewusstseinsinhalt identifiziert oder erkannt werden:
5. Phase: Identifikation der Bewusstseinsfigur (erkannt). Das
kann durch einen Namen, eine Charakterisierung, oder kennzeichnende Um-
oder Beschreibung erfolgen. Mit der Identifikation hat die Bewusstheit
ihren Höhepunkt erreicht. Und es stellt sich nun die Frage, ob mit
dem identifizierten Bewusstseinsinhalt weiter gearbeitet werden soll:
6. Phase: Weiterverarbeitung mit der identifizierten Bewusstseinsfigur
weiter machen? Welche Weiterverarbeitungen schließen sich nun an?
Was taucht als nächstes auf?
7. Phase: Der kognitive Strang kommt nach einer Weile mit diesem oder
jenem (Zwischen-) Ergebnis zu einem (vorläufigen) Ende.
Anmerkungen:
In der Enzyklopädie der Psychologie (1994), C, II, 1 Wahrnehmung
findet sich im Sachregister kein Eintrag "veridi".
Auch in Metzger, W. & Erke, H. (1966) Handbuch der Psychologie
I. Der Aufbau der Erkennens, 1. Halbband: Wahrnehmung und Bewußtsein.
Göttingen: Hogrefe findet sich kein Sachregistereintrag, obwohl Bischof
S. 50 und S. 53 Das Wort veridical gebraucht.
journal article
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