Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=08.09.2022 Internet Erstausgabe, letzte Änderung: 20.11.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
    Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_ Begriffsanalyse Phänomenal wahr: veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality_Datenschutz_Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service iec-verlag___ _Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie IP-GIPT1, Abteilung Wissenschaft, Bereich Sprache und Begriffsanalysen und hier speziell zum Thema:

    Phänomenal wahr: veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality
    Ein schwieriger Begriff der Wahrnehmungspsychologie - Versuch einer Klärung
    4. überarbeitete und ergänzte Version

    Recherche von  Rudolf Sponsel, Erlangen

    Zum Geleit:
    _

    "... Nun müssen diejenigen, 
    welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, 
    etwas voneinander verstehen; 
    denn wie könnte denn,
    wenn dies nicht stattfindet,
    ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
    möglich sein? 
    Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
    und etwas, und zwar eins
    und nicht mehreres, bezeichnen;
    hat es mehrere Bedeutungen, 
    so muß man erklären, 
    in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..."

    Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5 Kap., S. 244 
    (Rowohlts Klassiker 1966)

    Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren  können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit  und  Evidenz). Begriffsbasis  Damit werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen sind keine Lösung, sondern eröffenen lediglich Begriffsverschiebebahnhöfe. Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangs- problem  praktisch-pragmatisch und andererseits das  Begriffsverschiebebahnhofsproblem  lösen.


    Inhaltsübersicht > Gleich zum tatsächlichen Erfinder Kurt Koffka (1935) Principles of Gestalt Psychology.
      Editorial.
      Zusammenfassung veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality.   -   Abstract/Summary
      Grundproblem Objektive Wirklichkeit, Erscheinung und Wahrnehmung.
      Der Begriff in Lexika und Wörterbüchern (Auswahl) der Psychologie:
          Chaplin, Drever, English & English, Städtler, Karteikarte.
      Der Begriff in Norbert Bischofs Erkenntnistheoretische Grundlagenprobleme der Wahrnehmungspsychologie (1966).
      Der Begriff in Norbert Bischofs Psychologie (2009).
      Der Begriff bei Wolfgang Prinz (1983).
      Der Begriff bei Rainer Mausfeld (2013).
      Veridicality  in der englischen Wikipedia.
      Der Begriff des mutmaßlichen Erfinders Egon Brunswik (1949)  nach Bischof (2009).
      Der Begriff des tatsächlichen Erfinders Kurt Koffka in Principles of Gestalt Psychology (1935).
      Veridical bei Floy H. Allport (1955).
      Veridical bei Harris & Smith (2022).
      Gebrauchsbeispiele aus der angloamerikanischen psychologischen Literatur (Auswahl).
      Gebrauchsbeispiele veridical...  in Google Books (Auswahl).
      Gebrauchsbeispiele bei den Ebooks von Springer (Auswahl).
      Veridikalitäts-Beweise und ihre Begriffsbasen:
      • Hintergrund & Grundlagen.
      • Vorbemerkung.
      • Voraussetzung für einen Veridikalitäts-Beweis.
      • Überblick Beweisarten zur Veridikalität:
        • Existenzbeweis-1 für E1-Def-1, E1-Def-2, E1-Def-3, E1-Def-4.
        • Existenzbeweis-2 für E2-Def-1, E2-Def-2, E2-Def-3, E2-Def-4.
      • Beweisweg:
        • Begriffsbasis.
        • Methodik.
        • Prüfung.
        • Grundproblem.
      • Existenzbeweis-1: es gibt veridikale Wahrnehmung.
      • Existenzbeweis-2: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung:
        • Beweis-2a Fig-2 von Floyd Allport.
        • Beweis-2a Licht-Brechung.
      • Individueller Einzelfallbeweis, dass eine Wahrnehmung veridikal ist.
      • Individueller Einzelfallbeweis, dass eine Wahrnehmung nicht veridikal ist.
      • Gruppensubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen gruppensubjektiv veridikal sind.
      • Gruppensubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen gruppensubjektiv veridikal sind.
      • Intersubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen intersubjektiv veridikal sind.
      • Intersubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen intersubjektiv nicht veridikal sind.
      Veridikalität der inneren Wahrnehmung der Wahrnehmungsquelle Innenwelt.
          Allgemeines Grundmodell der Wahrnehmung: innen und außen.
          Allgemeines Grundmodell der inneren Wahrnehmung.
          Beispiele für innere Wahrnehmungen.
      Literatur  (im Text) * Links * Glossar * Querverweise * Zitierung * Änderungen.




    Editorial
    Im Rahmen meiner Studien zu  Gewissheit  und  Evidenz  bin ich über Bischof (2009) auf den mir bis dahin unbekannten Begriff "Veridikalität" gestoßen und habe ganz viel nicht verstanden, so dass ich mich auf den Weg machte, mehr über Veridikalität zu erfahren. Das Ergebnis dieser Reise ist diese Seite.


    Zusammenfassung veridikal, Veridikalität, veridical, eridicality____
    Abstract/Summary
     
    Eine Wahrnehmung heißt mehr oder minder (1,2,3,4) veridikal, jenachdem wie vollständig und richtig sie die Wahrnehmungsquelle wiedergibt.

    Nach den verschieden Quellen, Zielen und Zwecken schlage ich folgende Definitionen der Veridikalität vor: 

    • Definition-1 verlangt nur eine Wahrnehmungsquelle und schließt damit Halluzination oder Einbildung aus. (Chaplin, English & English).
    • Definition-2 verlangt eine vollständig richtige Wiedergabe zwischen Wahrnehmungsquelle und Wahrnehmung. (Koffka 1935)
    • Definition-3 verlangt eine richtige Wiedergabe wesentlicher (definieren!) oder wichtiger  (definieren!) Merkmale  zwischen der Wahrnehmungsquelle und den entsprechenden Merkmalen der Wahrnehmung . (Floyd H. Allport 1955)
    • Definition-4 verlangt eine mindestens teilweise richtige Wiedergabe zwischen einigen Merkmalen (>definieren!) der Wahrnehmungsquelle und den entsprechenden Merkmalen der Wahrnehmung. _
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    Beweise: Für die Beweise sind die jeweils benutzte Definition, die Voraussetzungen, die Begriffsbasis und der Beweisgang selbst zu verlangen. Voraussetzung für einen Veridikalitäts-Beweis ist, das der Begriff Veridikalität wissenschaftlich so klar definiert (Def: 1, 2, 3, 4,...) wird, dass überhaupt bewiesen werden kann. Denn man kann nichts beweisen, wenn nicht klar ist, was genau zu beweisen ist. Je nach Definition stellen sich natürlich unterschiedliche Beweisanforderungen. Daher muss natürlich die Definition, die dem (Nicht-) Veridikalitätsbeweis zugrundeliegt, angegeben werden. Das schwierige Grundproblem besteht in der vom erkennenden System unbabhängigen Bestimmung der Merkmale der Wahrnehmungsquelle und der Gefahr von Zirkelschlüssen. Vieles scheint eine veridikale Wahrnehmung vorauszusetzen oder zu benötigen. Vereinfacht: man braucht eine veridikale Wahrnehmung um die Veridikalität einer Wahrnehmung zu beweisen. Hier drohen Zirkel.

    Begriffsgeschichte: Nach meinen bisherigen Recherchen scheint Kurt  Koffka  mit seinem großen Werk Principles of Gestalt Psychology 1935 der Erfinder des Veridikalitätsbegriffs (Veridicalness) zu sein, wenn er ihn auch nicht eigens, sondern mehr schlecht als recht nebenbei und für einen neuen Begriff viel zu dürftig erklärt hat. Veridical bedeutet nach Koffka, dass die Wahrnehmung so erlebt wird, wie sie tatsächlich stattfindet, wie er an einem Beispiel der Augenbewegungen (p.318) darlegt.  p.658 äußert Koffka eine quantitative Auffassung von Veridikalität, die er aber nicht näher erläutert. Eine gründlichere und umfassendere Auseinandersetzung mit dem Veridikalitätsbegriff leistet Floyd H. Allport (Bruder von Gordon Allport). 

    Der unklare Begriff ist keine Glanzleistung der Wahrnehmungspsychologie. 

    A perception is called more or less (1,2,3,4) veridical, depending on how completely and correctly it reflects the source of perception.

    According to the different sources, goals and purposes     I propose the following definitions of veridicality: 

    • Definition-1 requires only one source of perception and thus excludes hallucination or imagination excluded. (Chaplin, English & English)).
    • Definition-2 requires a completely correct            between the source of perception and the            perception. (Koffka 1935)
    • Definition-3 requires a correct representation of essential (define!) or important (define!) features between the perceptual source and the corresponding perceptual features (Floyd H. Allport (1955).
    • Definition-4 requires at least a partially            correct reproduction between some features  (>define!) of the source of perception and the       corresponding features of the perception. 
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    Evidence/proof: For the proofs, the respective used definition used, the preconditions, the conceptual basis and the course of the proof itself are to be required. Prerequisite for a veridicality proof is that the term veridicality is defined scientifically so clearly (Def: 1, 2, 3, 4,...) that it can be proven at all. can be proved at all. Because one cannot prove anything, if it is not clear, what exactly is to be proved. Depending upon definition naturally different proof requirements. Therefore, of course, the definition underlying the (non) veridicality proof must be given. The difficult basic problem is the determination of the characteristics of the perceptual source, which is not dependent on the cognizing system, and the danger of circular reasoning. Much seems to presuppose or require a veridical perception. Simplified: one needs a veridical perception in order to prove the veridicality of a perception. This is where circular reasoning looms.

    Term History: According to my research so far research Kurt  Koffka  with his great work Principles of Gestalt Psychology 1935 seems to be the inventor of the concept of veridicality, even if he did not explain it specifically, but more badly than rightly in passing and much too poorly for a new term. According to Koffka, veridical means that perception is experienced as it actually takes place, as he illustrates with an example of eye movements (p.318). p.658 Koffka expresses a quantitative conception of veridicality, but he does not explain it in more detail (corresponding to definition-3 or definition-4) . A more thorough and comprehensive  discussion of the concept of veridicality is provided by  Floyd H. Allport  (brother of Gordon Allport). 

       The unclear concept is not a brilliant achievement of the psychology of perception. 

        Der Ausdruck wird der angloamerikanischen psychologischen Literatur oft gebraucht. Nach  Bischof  (2009, S.91) soll er auf Brunswik zurückgehen. In Deutschland ist er kaum üblich  (Ausnahmen Bischof, Prinz, Mausfeld)  und der Begriff findet sich in deutschen Psychologie-Lexika und Wörterbüchern meist nicht (z.B. nicht in  Arnold, Dorsch, Fröhlich, Hehlmannm, Popp,  Ausnahme Städtler), aber in angloamerikanischen: Chaplin  oder in  English & English., auch Drever in anderer Bedeutung.
        Chaplin, English & English: eine veridicale Wahrnehmung korrespondiert mit der objektiven Realität.
        Städtler  spricht bei Veridikalität von Wahrhaftigkeit der Wahrnehmung.
        Internet-Übersetzer:
           Internetübersetzer Google (Abruf 06.09.22):  veridicality = Wahrhaftigkeit
           Internetübersetzer Prima (Abruf 06.09.22): veridicality = Echtheit.
           Internetübersetzer DeepL Translate (Abruf 06.09.22): veridicality = Veridikalität, Alternativen: Wahrhaftigkeit, Wahrheitsgehalt.
           Internetübersetzer PONS (Abruf 06.09.22): veridicality = Wahrhaftigkeit
    Wie man den Internet-Übersetzern entnehmen kann, ist veridicality sehr unangemessen übersetzt (wahr, wahrhaftig). Der Begriff veridicality sollte entweder als Fremdwort beibehalten werden (vermutlich die beste Lösung) damit es keine Verwechslung mit wahr gibt, oder angemessen definiert werden.
        Einige  Gebrauchsbeispiele  aus der angloamerikanischen Literatur und anderen Quellen sollen die Verwendung des Begriffs dokumentieren.

        Anmerkung: Ein anderes Problem der Wahrnehmungspsychologie ist, das viele Objekte aus verschiedenen Perspektiven, Entfernungen und Lichtverhältnissen ganz anders aussehen, aber doch oft richtig identifiziert werden - eine Meisterleistung des Wahrnehmungsapparates.

    Ende der Zusammenfassung



    Grundproblem Objektive Wirklichkeit, Erscheinung und Wahrnehmung des erkennenden Systems

    Über objektive Wirklichkeit, Erscheinung und Wahrnehmung erkennender Systeme vernünftig und verständlich zu sprechen ist nicht ganz einfach, weil sich das Erkennende System sowohl außerhalb – wenn es die Wirklichkeit von seinem ICH aus betrachtet - als auch innerhalb der objektiven Wirklichkeit befindet, wenn ein anderes erkennendes System die Wirklichkeit mit dem ICH betrachtet. Daher ist jeder Mensch mit seinem subjektiven Erleben Teil der objektiven Wirklichkeit, d.h. das subjektive Erleben hat so gesehen paradox anmutend auch objektiven Charakter. Das macht die Sache so verwirrend und schwierig. Aber was heißt “objektiv”? Das, was allen erkennenden Systemen gemeinsam ist? Das, was unabhängig von erkennenden System ist (wie sollte das gehen?). Das, was die Naturwissenschaften feststellen?



    Lexika und Wörterbücher
    Der Begriff findet sich in deutschen Psychologie-Lexika und Wörterbüchern meist nicht (z.B. Arnold, Dorsch, Fröhlich, Hehlmann, Popp,  Ausnahme Städtler), aber in angloamerikanischen:
    • Chaplin (1973): veridical: corresponding to objective reality.
    • Drever (1969): , Veridical. Used of dreams which seem tq. correspond to events / occurring at the time or later; of prophetic dreams or visions.
    • English & English (1974): veridical (Aussprache): adj. corresponding to objective fact. > The term is used chiefly in parapsychology for revelations received by apparently supranormal means and objectively confirmed.
    _
    Der Begriff in Städtlers Lexikon der Psychologie: Veridikalität als Wahrhaftigkeit der Wahrnehmung.
    Städtler  mit drei Erwähnungen beim Stichwort Wahrnehmung: "... Diese Repräsentation ist im Wesentlichen. »getreu«, d. h.: eine konstante Zuordnung der meisten Teile dieser Repräsentation zu Außenweltobjekten bzw. -prozessen ist mögl. Man spricht von der Veridikalität, also der »Wahrhaftigkeit« der W. Dass die W. trotz dieser Veridikalität dennoch keine simple Abbildung ist, also nicht dem im vorwissenschaftl. Bereich verbreiteten Modell von der W. als »fotograf. Abbildung« o. »innerer Leinwand« entspricht, ist die Essenz der wahrnehmungsps. Forschung, denn in die W. fließen zahlreiche Momente ein, die diese von einer mechan. Abbildung unterscheiden:
    (1) Selektivität: Diese reicht von einfachen Selektionsprozessen, wie sie schon durch die Spezifik u. durch die Parameter der Sinnesorgane determiniert sind, bis hin zu aktiven u. tiefergreifenden Selektionsprozessen, wie sie durch Prozesse der -> Aufmerksamkeit bewirkt werden. Zwischenstufen bilden bes. solche Aspekte der Formwahrnehmung, die in einer un- terschiedl. Gewichtung des Reizangebotes innerhalb der subjektiven Wahr-nehmungsrepräsentation stehen.
    (2) Kontextabhängigkeit u. -> Ganzheitlichkeit: Viele Reize werden nicht »an sich« wahrgenommen, sondern sie erhalten ihre Identität erst aus dem Gesamtzusammenhang. Dies reicht von einfachen -> Kontexteffekten, wie sie schon innerhalb der Psychophysik u. den Bezugssystemtheorien analysiert werden, v. a. den -> Sequenzeffekten, bis hin zu komplexeren Formen der Kontextabhängigkeit, wie sie innerhalb der —> Gestaltgesetze zum Ausdruck kommen. Auch die in den -> Wahrnehmungskonstanzen zum Ausdruck kommenden Berücksichtigungen von Reizrelationen sind Ausdruck dieser Kontextabhängigkeit. Im Bereich der Sprachwahrnehmung belegt der -> Phonemic-restauration-Effekt dieses Prinzip. Es ist jedoch ein empir. Detailproblem, welche Wahrnehmungsprozesse eher auf lokalen Analysen beruhen u. welche eher durch die Aktivierung globaler Zusammenhänge entstehen. Insbes. die modernen computationalen Wahrnehmungstheorien widmen sich diesem Problem; s. hierzu die Stw. —> Formwahrnehmung; —> Bewegungssehen; —> intersensorische Koordination.
    (3) »Konturierung«: Die W. hat die Tendenz, verschiedene Elemente des Reizangebotes unterschiedl. stark gewichtet abzubilden. Dies geht von elementaren Prozessen, wie -> Kontrasteffekten, bis hin zu höheren Prozessen, wie sie sich in der Formwahrnehmung manifestieren. Das typ. Bsp. hierfür ist die Kantenwahrnehmung, also die Art u. Weise, wie das visuelle System Helligkeitsunterschiede interpretiert (—> Helligkeitssehen).
    (4) Konstruktivität u. Produktivität: Wahrnehmungsprozesse enthalten oft sozusagen mehr, als im Reizangebot enthalten ist. Die W. ist also nicht rein rezeptiv, u. dies impliziert: Die W. ist in bestimmten Fällen »veridikaler«, als sie von der Reihe vom Reizangebot her sein dürfte (-> Wahmehmungskonstanzen), bisweilen aber auch »verfälschter«, als sie aufgrund des Reizangebotes sein müsste: s. das Stw. -> Wahrnehmungstäuschungen. ..."
      Kommentar-Städtler: Städtler übersetzt Veridikalität als Wahrhaftigkeit der Wahrnehmung.
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    Karteikarte (Abruf 04.09.2022): "Veridikalität der Wahrnehmung: Eindruck, dass wir über die Außenwelt Informationen erhalten, die wir uns nicht einbilden, sondern die uns über von uns unabhängige Strukturen belehren (Veridikalität = die Wahrheit sagen)
    Abgrenzung zur Abbildung: aus der Veridikalität folgt nicht, dass unsere Wahrnehmung als Abbild oder Fotografie verstanden werden darf
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    Der Begriff in Norbert Bischofs Handbuchartikel (1966) Erkenntnistheoretische Grundlagenprobleme der Wahrnehmungspsychologie
    In (21-78) Metzger, W. & Erke, H. (1966) Handbuch der Psychologie I. Der Aufbau der Erkennens, 1. Halbband: Wahrnehmung und Bewußtsein. Göttingen: Hogrefe.
     
      Zusammenfassung-Bischof-1966: Eine Wahrnehmung heißt veridical, wenn die phänomenale Welt die objektive Realität hinreichend unverzerrt repräsentiert. Die pragmatische Begründung lautet:: wieso könnten wir uns sonst in der Realität so gut zurechtfinden und überleben.
      S.50: "Nun wohnt einem solchen Forschen nach Unterschieden zwischen phäno-menalem und physikalischem Geschehen aber eine beträchtliche Gefahr inne: Man übersieht allzu leicht die Frage, wieso solche Unterschiede überhaupt bestehen dürfen. Wie wäre es möglich, daß wir die Begegnung mit der physikalischen Realität überleben, weniger dramatisch gesagt, daß wir uns in ihr zurechtfinden könnten, wenn nicht die Weise, in der sie sich in unserer Wahrnehmung repräsentiert, hinreichend unverzerrt, unverfälscht oder — wie es in der angelsächsischen Literatur häufig heißt — „veridical" wäre? Diesen wichtigen Aspekt übersehen zu haben, ist genau der Vorwurf, den die Vertreter des „Funktionalismus“ gegenüber „formalistischem“ Vorgehen erheben: Der Vorwurf, die Wahrnehmungslehre zu einer Theorie der Abweichungen zu machen, bevorzugt Reizverarbeitungsmechanismen zur Adhoc-Erklärung von Unzulänglichkeiten zu ersinnen, in der immer noch beträchtlichen Vollkommenheit der Wahmehmungsleistungen aber überhaupt keine lohnenden Ansatzpunkte der Theoriebildung zu sehen."
        Kommentar-Bischof-1966-S50: Eine Wahrnehmung heißt veridical, wenn die phänomenale Welt die objektive Realität hinreichend unverzerrt repräsentiert. Die pragmatische Begründung lautet:: wieso könnten wir uns sonst in der Realität so gut zurechtfinden und überleben?


      S.53: "Allport (1955, S. 370 f.) drückt diesen Gesichtspunkt in Auseinandersetzung mit der „Directive State Theory“ Bruners (vgl. u. S. 54) folgendennaßen aus: „An adequate theory of perception would always give due recognition to the fact that the perception of physical objects and happenings... is usually fairly, even highly veridical. Directive state experimenters may be able ultimately to show that there are significant exceptions and that these arise from the influence of motivation. But a good theory of perception would then not only have to account for these cases, but would also have to show why they are, and must be, exceptions.“"
          DeepL: "Eine adäquate Theorie der Wahrnehmung würde immer die Tatsache gebührend anerkennen, dass die Wahrnehmung von physischen Objekten und Ereignissen ... in der Regel ziemlich, ja sogar hochgradig wahrheitsgetreu ist. Experimentatoren im Direktivenstatus könnten letztendlich zeigen, dass es signifikante Ausnahmen gibt und dass diese auf den Einfluss der Motivation zurückzuführen sind. Aber eine gute Theorie der Wahrnehmung müsste dann nicht nur diese Fälle erklären, sondern auch zeigen, warum sie so sind und so sein müssen."

        Kommentar-Bischof-1966-S53: Berufung auf Allport, inhaltlich wie  wie S.50.
      [Allport, F.H. (1955) Thories of perception and the concept of structure. New York ] [GB] findet 81 Treffer "veridical"



    Der Begriff in Norbert Bischofs Psychologie
    Bischof, Norbert (2009) Psychologie. Ein Grundkurs für Anspruchsvolle. 2. durchgesehene Auflage. Stuttgart. Kohlhammer.
    Im Sachregister finden sich folgende Einträge Veridikalität: 91f, 97-100, 110, 128-136, 277, 286, 339f, 479, 483, 568. Nach den Grundregeln Begriffe  sollte beim ersten Gebrauch die Erklärung des Begriffes erfolgen:
    Sachregistereinträge Evidenz: 24, 38, 88, 91f, 110, 134-136, 568. Die Sachregistereinträge führen zu insgesamt 18 Fundstellen. Von den 18 Fundstellen sind 5 "Evidenzgefühl", was nahelegt, dass Bischofs Evidenzbegriff eine deutliche bis starke Gefühlskomponente enthält. Der Evidenzbegriff selbst wird nicht eigens erklärt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Das kann man zwar auch so deuten, dass Bischof den Evidenzbegriff für allgemeinverständlich und nicht weiter erklärungs- oder begründungsbedürftig hält, was ich aber nicht glaube. S.91 gebraucht den  Begriffsverschiebebahnhof  "einleuchtend". Es gäbe falsche Evidenzen (S. 91) und Evidenzgrade (S. 136, S. 568), die leider nicht näher ausgeführt werden. Evidenz sei nicht zuverlässiger als ein Schwangerschaftstest (S. 91). Nachdem der Evidenbegriff für "unerlässlich" (S.134) befunden wird, wäre es umso nötiger gewesen, ihn genau zu erklären oder sogar zu definieren (>Sponsel). Eine besondere Bedeutung nimmt der Brunswik zugeschriebene Begriff der  Veridikalität  (S. 91) ein, dem es nach meinem Verständnis auch an differentieller Klarheit fehlt. > Ausführliche Belege und Kommentare in ausgelagerter Datei.


    Der Begriff bei Wolfgang Prinz (1983)
    Prinz, Wolfgang (1983) Wahrnehmungs- und Tätigkeitssteuerung. Berlin: Springer.  Sachregistereinträge: 24, 27.

    Zusammenfassung-Prinz-1983: Eine wiederkehrende Reizauswahl, die immer mit dem gleichen Zeichen bedacht wird, heißt nach Prinzz veridikal. Veridical ist nach Prinz eine Orientierungsleistung und hat damit einen Orientierungswert. Er bezieht sich sich dabei auf Koffka und Brunswik(1949)

    • Kommentar-Prinz-1983-24: Als Wortschöpfer nennt Prinz unter Berufung auf Brunswik (1949) Koffka, ohne einen Literaturbeleg mit Fundstelle (>unwissenschaftlicher Zitierstil) anzugeben. Inhaltlich (relativ unklar): "Veridicality ist demnach diejenige „Wahrheit“, die darin beschlossen liegt, daß einem Ereignis jetzt das gleiche Zeichen zu seiner Vertretung zugeordnet wird, das ihm immer schon zugeordnet wurde."
    • Exkurs-1: In Koffkas Hauptwerk (1935)  Principles of Gestalt Psychology findet sich der Ausdruck "veridicalness of experience" im Sachregister:  224, 225, 227, 231, 318, 380, 658; see also cognition 68, 76, 78, 180, 217, 279, 280, 361, 362, 368, 376, 377, 379-382, 403, 421, 656; see also veridicalness. Veridical wird auch bei der Ankündigung der  Neuherausgabe  erwähnt.
    • Exkurs-2: In  Brunswik 1949  wird zwar Koffka zitiert, aber in einem ganz anderen Zusammenhang und nicht mit Bezug auf veridical.
    • Kommentar-Prinz-1983-27: veridical wird hier mit zutreffend (Orientierung) prädiziert.
      Die zwei  Fundstellen bei Prinz
        S.24: "Will man dennoch Orientierung als einen Fall von Erkenntnis diskutieren, muß man auf eine weitere Variante des Wahrheitsbegriffs zurückgreifen, um erfolgreiche Orientierungsleistungen zu kennzeichnen. Diese Wahrheit dritter Art ist in der Tradition der funktionalistischen Wahrnehmungspsychologie mit einem Ausdruck Koffkas als „veridicality“ bezeichnet worden (Brunswik 1949). Veridicality ist demnach diejenige „Wahrheit“, die darin beschlossen liegt, daß einem Ereignis jetzt das gleiche Zeichen zu seiner Vertretung zugeordnet wird, das ihm immer schon zugeordnet wurde. Es ist wohl angezeigt, zur Bezeichnung dieses Sachverhaltes nicht weiter den Wahrheitsbegriff zu strapazieren und lieber vom Orientierungswert als vom Erkenntniswert der Wahrnehmung zu sprechen."
          Kommentar-Prinz-1983-24: Als Wortschöpfer nennt Prinz unter Berufung auf Brunswik (1949) Koffka, ohne einen Literaturbeleg mit Fundstelle (>unwissenschaftlicher Zitierstil) anzugeben. Inhaltlich: "Veridicality ist demnach diejenige „Wahrheit“, die darin beschlossen liegt, daß einem Ereignis jetzt das gleiche Zeichen zu seiner Vertretung zugeordnet wird, das ihm immer schon zugeordnet wurde." Das ist nun reichlich unklar und unbestimmt.
          Exkurs-1: In Koffkas Hauptwerk (1935)  Principles of Gestalt Psychology findet sich der Ausdruck "veridicalness" vielfach.
          Exkurs-2: In Brunswik 1949 wird zwar Koffka zitiert, aber in einem ganz anderen Zusammenhang und nicht mit Bezug auf veridical.


        S.27: "Daß die Wahrnehmung der Gegenstände „intentional“ bzw. „funktional erreicht“, d.h. eine zutreffende („veridical“) Orientierung über Eigenschaften der physikalischen Umgebung vermittelt, wird demnach nicht irgendeiner Form passiver Widerspiegelung zugeschrieben, sondern der Tätigkeit eines aktiven perzeptiven Systems, das von sich aus Orientierung sucht und das sich dazu bestimmter komplexer Reizeigenschaften bedient, die es in Lernvorgängen selegiert hat."

          Kommentar-Prinz-1983-27: veridical wird hier als mit zutreffend (Orientierung) prädiziert.



    Koffka, Kurt (1935) Principles of Gestalt Psychology. New York: Hartcourt, Brace and Companay.
    International Library of Psychology, Philosophy and Scientific Method, Koffka kennwortgeschützt (nur lesen möglich)
    Auch in Google-Book, weist auch S.76 als Fundstelle aus, die Koffka im Sachregister nicht angibt, aber nicht p. 380, die Koffka angibt.
     
      Zusammenfassung-Koffka-1935
      1. Fundstellen: Im Sachregister findet sich der Ausdruck "veridicalness of experience": [76] 224, 225, 227 [nicht gefunden], 231, 318, 380, 658; see also cognition [68, 76, 78, 180, 217, 279, 280, 361, 362, 368, 376, 377, 379-382, 403, 421, 656; see also veridicalness].
      2. Bedeutung: Veridical bedeutet nach Koffka, dass die Wahrnehmung so erlebt wird, wie sie tatsächlich stattfindet, wie er an einem Beispiel der Augenbewegungen (p.318) darlegt.
      3. Quantitativer Begriff: p.658 äußert Koffka eine quantitative Auffassung von Veridikalität, die er aber nicht näher erläutert.
      4. Begriffsgeschichte: Nach den bisherigen Recherchen scheint Koffka der Erfinder des Veridikalitätsbegriffs zu sein, wobei es noch reichlich Begriffsklärungsbedarf gibt.
      5. Kritik: Koffka formuliert ein strenges, aber sehr schwieriges Kriterium für eine veridicale Wahrnehmung: Erleben der Wahrnehmung und tatsächlicher Vorgang der Wahrnehmung müssen übereinstimmen, um das Prädikat veridical zu erhalten. Das ist insofern ein sehr schwieriges Kriterium, als wir das meiste des Wahrnehmungsvorgangs bis (falls) er ins Bewusstsein dringt, nicht erleben. Eine qualifizierte Beurteilung setzt voraus, dass der tatsächliche Wahrnehmungsvorgang genau bekannt ist.  Auch die quantitative Auffassung von Veridikalität erscheint mir ziemlich problematisch. Wenn da wirklich ein Baum steht, den ich wirklich wahrnehme, dann sollte diese Wahrnehmung bis auf die Farben veridikal sein. Viel einfacher scheint mir, auf die Vorgangs-Veridikalität zu verzichten.

          Kommentare zu den Fundstellen:

      • Kommentar-Koffka-1935-9.76: Nach  GB  wird "veridical" hier zum ersten Mal verwendet (nach Koffkas Sachregister p.224). Nach den begrifflichen Grundregeln  hätte Koffka an dieser Stelle erklären müssen, was veridical bedeuten soll, wenn schon nicht direkt, wie es natürlicherweise sein sollte, dann wenigstens über Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.
      • Kommentar-Koffka-1935-p.224: DeepL übersetzt mit wahrheitsgemäß. Das Sachregister weist p. 224 falsch als erste Fundstelle aus, tatsächlich ist es nach GB p.76. Nach den begrifflichen Grundregeln  hätte Koffka an dieser Stelle erklären müssen, was veridical bedeuten soll, wenn schon nicht direkt, wie es natürlicherweise sein sollte, dann wenigstens über Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.
      • Kommentar-Koffka-1935-p.225: Auch  in der 2. Fundstelle erklärt Koffka nicht, was es begrifflich mit verdical auf sich hat. DeepL übersetzt veridical mit wahrheitsgetreu.
      • p.227:  "veridi..." auf der Seite nicht gefunden.
      • Kommentar-Koffka-1935-p.231:  DeepL übersetzt veridicalness mit Wahrhaftigkeit, die hier verworfen wird.
      • Kommentar-Koffka-1935-p.318:  Die subjektive Erfahrung der Augenbewegungen entspricht nicht den Tatsachen, ist also nicht veridical.
      • Kommentar-Koffka-1935-p.380:  DeepL übersetzt veridical mit wahrheitsgetreu, die der geografischen Kausalität zuerkannt wird.
      • Kommentar-Koffka-1935-p.658: Koffka hat mit dieser Formulirung einen quantitativen Veridikalitätsbegriff ("mehr oder weniger")
       
      Ende der Zusammenfassung Koffka

      Die Koffka-Fundstellen Belege

      p.76 (GB  ausgewiesen, nicht im Sachregister Koffkas): "Two Aspects of This Question. This question has two aspects. Taken literally it refers to the things in our behavioural environment quite regardless of their being "veridical," i.e., leading us to reasonable actions, to adapted behaviour."
          DeepL: "Zwei Aspekte dieser Frage. Diese Frage hat zwei Aspekte. Wörtlich genommen bezieht sie sich auf die Dinge in unserer Verhaltensumgebung, ganz unabhängig davon, ob sie "wahrhaftig" sind, d.h. uns zu vernünftigen Handlungen, zu angepasstem Verhalten führen"

        Kommentar-Koffka-1935-9.76: veridical wird an der Fundstelle nicht erklärt, nicht direkt, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.


      p.224: "The refutation of the cmpiristic explanation docs not prove ours to be right. But at least wc can claim that our theory explains the cases which apparently fit the empiristic theory — veridical perceptions — and those which are in discord with it — illusory perceptions — by the same principles. And these principles are of an extreme simplicity: the establishment of a framework in the main directions of space by the main contours of the field, and an invariant relation between certain aspects of stimulation, our invariance principle taking the place of the old constancy hypothesis."
          DeepL: Die Widerlegung der empiristischen Erklärung beweist nicht, dass die unsere richtig ist. Aber zumindest können wir behaupten, dass unsere Theorie die Fälle, die scheinbar mit der empiristischen Theorie übereinstimmen - wahrheitsgemäße Wahrnehmungen - und diejenigen, die mit ihr nicht übereinstimmen - illusorische Wahrnehmungen - durch dieselben Prinzipien erklärt. Und diese Prinzipien sind von extremer  Einfachheit: die Festlegung eines Rahmens in den Hauptrichtungen des Raumes durch die Hauptkonturen des Feldes und eine invariante Beziehung zwischen bestimmten Aspekten der Stimulation, wobei unser Invarianzprinzip an die Stelle der alten Konstanzhypothese tritt.

        Kommentar-Koffka-1935-p.224: DeepL übersetzt mit wahrheitsgemäß. Das Sachregister weist p. 224 als erste Fundstelle aus. Nach den begrifflichen Grundregeln hätte Koffka an dieser Stelle erklären müssen, was veridical bedeuten soll, wenn schon nicht direkt, wie es natürlicherweise sein sollte, dann wenigstens über Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis.


      p.225: "Quite naturally the choice falls upon the last, the veridical aspect. For a square which projects a much distorted picture on our retina's, even if it is not perceived in the shape corresponding to the retinal image, is not seen entirely as a square, but usually as a rectangle approximating a square more or less closely."
          DeepL: "Natürlich fällt die Wahl auf den letzten, den wahrheitsgetreuen Aspekt. Denn ein Quadrat, das ein stark verzerrtes Bild auf unsere Netzhaut projiziert, wird, auch wenn es nicht in der Form wahrgenommen wird, die dem Netzhautbild entspricht, nicht vollständig als Quadrat gesehen, sondern gewöhnlich als ein Rechteck, das einem Quadrat mehr oder weniger nahe kommt"

        Kommentar-Koffka-1935-p.225: Auch  in der 2. Fundstelle erklärt Koffka nicht, was es begrifflich mit verdical auf sich hat. DeepL übersetzt veridical mit wahrheitsgetreu.


      p.227:  "veridi..." auf der Seite nicht gefunden.

      p.231: "After having discarded the "veridicalness" of the percept as a factor which causes it, there remains the choice between the greatest simplicity of figure and orientation. Of these two the first is ruled out easily, for as a rule an ellipse presented in a frontal parallel position will appear as such and not as a circle non-normally oriented."
          DeepL: "Nachdem wir die "Wahrhaftigkeit" der Wahrnehmung als ursächlichen Faktor verworfen haben, bleibt die Wahl zwischen der größten Einfachheit von Figur und Orientierung. Ersteres scheidet leicht aus, denn in der Regel erscheint eine Ellipse in frontaler Parallellage als solche und nicht als ein nicht normal orientierter Kreis."

        Kommentar-Koffka-1935-p.231:  DeepL übersetzt veridicalness mit Wahrhaftigkeit, die hier verworfen wird.


      p.318: "Our fixation and pursuit movements, however, are, as we have mentioned, not always silent. But the fact that their experience is by no means always veridical is significant. We add to the instance of the cyc-movemcnts during reading, two other cases: it has happened in many experimental investigations that the subjects, instructed to fixate a certain object during a definite interval, reported that their eyes had remained perfectly steady, while objective records show that the eyes had made distinct, sometimes quite considerable, movements; on the other hand a subject who follows the contours of an after-image figure, without moving his eyes, has the distinct impression that his eyes have taken part in the exploration (Rubin). Thus the experience of eye-movements is in such cases not due to any separate sensations from the bulbs or muscles of the eyes, but a result of the total field organization, just as perceived motion of an object may not be due to the real movement of the object as in induced movement."
          DeepL: "Unsere Fixierungs- und Verfolgungsbewegungen sind jedoch, wie wir bereits erwähnt haben, nicht immer lautlos. Aber die Tatsache, dass ihre Erfahrung keineswegs immer  immer wahrheitsgetreu ist, ist signifikant. Wir fügen dem Beispiel der cyc-Bewegungen während des Lesens zwei weitere Fälle hinzu: In vielen experimentellen Untersuchungen ist es vorgekommen dass die Versuchspersonen, die angewiesen wurden, ein bestimmtes Objekt während eines bestimmten Intervalls zu fixieren, berichteten, dass ihre Augen vollkommen ruhig geblieben seien, während objektive Aufzeichnungen zeigen, dass die Augen deutliche, manchmal recht beträchtliche Bewegungen gemacht haben; andererseits hat eine Versuchsperson, die den Konturen eines Nachbildes folgt, ohne ihre Augen zu bewegen, den deutlichen Eindruck, dass ihre Augen an der Erkundung teilgenommen haben (Rubin). Somit ist die Erfahrung von  Augenbewegungen in solchen Fällen also nicht auf separate Empfindungen der Augenzwiebeln oder -muskeln zurückzuführen, sondern ein Ergebnis der gesamten Feldorganisation, genauso wie die wahrgenommene Bewegung eines Objekts nicht auf die tatsächliche Bewegung des Objekts zurückzuführen ist, wie bei der induzierten Bewegung"

        Kommentar-Koffka-1935-p.318: Die subjektive Erfahrung der Augenbewegungen entspricht nicht den Tatsachen, ist also nicht veridical.


      p.380: "Since in many cases behavioural motion is a true index of geographical motion, there is no a priori reason why behavioural causality should not under certain conditions be also veridical with regard to geographical causality. "
          DeepL: "Da die verhaltensbedingte Bewegung in vielen Fällen ein echter Index für die geografische Bewegung ist, gibt es a priori keinen Grund, warum die verhaltensbedingte Kausalität nicht  unter bestimmten Bedingungen nicht auch in Bezug auf die geografische Kausalität wahrheitsgetreu sein sollte."

        Kommentar-Koffka-1935-p.380:  DeepL übersetzt veridical mit wahrheitsgetreu, die der geografischen Kausalität zuerkannt wird.


      p.658: "In order to solve this problem we turn to a different class of cases, those where the physiognomic character is, more or less, veridical."
          DeepL: "Um dieses Problem zu lösen, wenden wir uns einer anderen Klasse von Fällen zu, nämlich jenen, in denen der physiognomische Charakter mehr oder weniger wahrheitsgetreu ist."

        Kommentar-Koffka-1935-p.658: Koffka hat mit dieser Formulirung einen quantitativen Veridikalitätsbegriff ("mehr oder weniger")
    _

    Mausfeld, Rainer (2013) Zur Phänomenologie und internen Semantik der Wahrnehmungsattribute 'phänomenal real' und 'phänomenal unreal'. In (31-53) K. Mertens & I. Günzler (2013, Hrsg.)  Wahrnehmen, Fühlen, Handeln. Phänomenologie im Wettstreit der Methoden. Mentis Verlag. (PDF S. 8)
     
      "In der Wahrnehmungspsychologie, wie sie sich im 19. Jahrhundert als empirisch orientierte Disziplin herausbildete, taucht ‚Realität‘ zumeist nur indirekt auf, nämlich als das, worauf sich Wahrnehmung ihrer Natur nach bezieht und was kausal zu ihr Anlaß gibt. Folglich spielen zwar Fragen eine Rolle, inwieweit uns die Wahrnehmung über tatsächliche physikalische Gegebenheiten in ‚korrekter‘ Weise unterrichten kann und in diesem Sinne ‚veridikal‘
      ist. ..."
        Kommentar-Mausfeld-2013: Mausfeld erklärt hier nicht, was er genau unter veridikal versteht, auch nicht durch Querverweis, Fußnote. Anmerkung oder Literaturhinweis
    _

    Veridicality  in der englischen Wikipedia
    "Merriam-Webster defines "veridical" as truthful, veracious and non illusory. It stems from the Latin "veridicus", composed of Latin verus, meaning "true", and dicere, which means "to say"."
    • DeepL: "Merriam-Webster definiert "veridical" als wahrheitsgemäß, wahrhaftig und nicht illusorisch. Es stammt vom lateinischen "veridicus" ab, das sich aus lateinisch verus, was "wahr" bedeutet, und dicere, was "sagen" bedeutet."
    • GÜ: "Merriam-Webster definiert „wahrhaftig“ als wahrhaftig, wahrhaftig und nicht illusorisch. Es stammt vom lateinischen „veridicus“, zusammengesetzt aus dem lateinischen verus, was „wahr“ bedeutet, und dicere, was „sagen“ bedeutet."
    • PONS: "Merriam-Webster definiert «veridisch» als wahrhaftig, wahrhaftig und nicht illusorisch. Es stammt aus dem Lateinischen «veridicus», bestehend aus dem Lateinischen verus, was «wahr» bedeutet, und dicere, was «sagen» bedeutet."




    Suche bei Brunswik

    Bischof (2009, S.91): "In der Psychologie findet sich zur Kennzeichnung dieser Beziehung zuweilen der von Egon BRUNSWIK vorgeschlagene Terminus veridikal." Er gibt leider keine Fundstelle an. Im Literaturverzeichnis werden drei Werke von Brunswik erwähnt: Wahrnehmung und Gegenstandswelt (1934), Remarks on functionalism in perception (1949), Perception and the representative design of psychological experiments (1956). Nach mühseligem und zeitaufwendigen Suchen habe ich dann schließlich gefunden, dass es die 1949er Arbeit war.

    Brunswik, Egon (1949) DISCUSSION: REMARKS ON FUNCTIONALISM IN PERCEPTION

    Zusammenfassung-Brunswik:
    Den Ausdruck "veridi..." habe ich bei Brunswik nur in der Arbeit 1949 insgesamt 9x gefunden, die weiter erfolglos eingesehen Arbeiten sind unten dokumiert.

    • Kommentar-Brunswik-1949.p.56ab: Hier wird der Ausdruck in dem Arikel zum ersten Mal gebraucht, aber nicht näher erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Das ist insofern wissenschaftlich völlig inakzeptabel, weil es sich um ein einen neuen Begriff handelt.
    • Kommentar-Brunswik-1949.p.57: Ankündigung die veridicalen Funktionen der Wahrnehmung zu erörtern.
    • Kommentar-Brunswik-1949.p.61a:  Am verbreitetesten sei die veridicale soziale Wahrnehmung in der Persönlichkeitsbeurteilung des ersten intuitiven Eindrucks.
    • Kommentar-Brunswik-1949.p.61bcd: Illusionen werden als nicht veridical bestimmt. Die Verzerungen seien möglicherweise durch Anpassungsmechanismen bedingt. Hier wäre ein Beispiel hilfreich gewesen.
    • Kommentar-Brunswik-1949.p.64: Bei den Schlussfolgerung am Ende wird der Begriff veridcality zwar zweimal verwendet, aber nicht abschließlich noch kurz und bündig erklärt. Der klassischern Psychophysik wird Veridikalität, der Gestaltpsychologie keine Veridikalität zu erkannt...


    Fundstellen
     

      p.56ab: "The type of functionahst thinking espoused by Bruner and Postman (4) may serve as an occasion for a more general discussion of perceptual functionalism and its relation to formalism.

      VERIDICAL VS SUBJECTIVISTIC ASPECTS OF PERCEPTION
      One may readily agree with Bruner and Postman's identification of formahsm and Gestalt psychology Perhaps some of the Gestaltists will not like this, but I cannot help but see the long-range core of Gestalt psychology to be the law of pragnanz, of which in tum the pnnaple of closure is but a special case While closure is without doubt all important in creative problem solving, it does by the same token interfere with what Bruner and Postman have aptly designated as the "veridical" aspects of perception Retouching of form may beautify the world, and it may be helpful in other ways, at the same time it is inaccurate, and it cannot in and by itself reconstruct environmental realities Tendency toward geometric regularity and good form does not in essence go beycMid the tradition of the study of subjectivistic illusion as inaugurated in the Graz school of the 189O's The dymamic interaction in a closed brain field which is assumed to underlie the tendency toward pragnanz amounts to a kind of self-sufficient encapsulation of the perceptual system Its inherent formalism^ constitutes a scientific analogy to philosophical rationahsm and apriorism The Kantian heritage in Gestalt psychology has been acknowledged especially by Metzger, one of the leading orthodox second-generation Gestaltists (19, pp IX. XVI)

        Kommentar-Brunswik-1949.p.56ab: Hier wird der Ausdruck in dem Artikel zum ersten Mal gebraucht, aber nicht näher erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. Das ist insofern wissenschaftlich völlig inakzeptabel, weil es sich um ein einen neuen Begriff handelt.


      p.57: "The established concept of functionalism, on the other hand, [>57] includes some aspects of perception other than Gestalt which Bruner
      and Postman seem to be lnchned to subsume under formalism I shall first discuss the veridical functions of perception".

        Kommentar-Brunswik-1949.p.57: Ankündigung doe veridicalen Funktionen der Wahrnehmung zu erörtern.


      p.61a: "Broadest and most inclusive of the veridical perceptions is given by social perception. As understood here, this term does not refer to the influence of social factors on perception at large, but rather to the attainment of what may be called covert-distal traits of personality and intelligence in other people by way of, say, intuitive snap judgments "

        Kommentar-Brunswik-1949.p.61a:  Am verbreitetesten ist die veridicale soziale Wahrnehmung in der Persönlichkeitsbeurteilung des ersten intuitiven Eindrucks.


      p.61bcd: "Let me now turn to the type of functionalism on which Bruner and Postman have concentrated in their paper It is not utilitarian m the same cognitive sense of the word as are the two branches of distal veridical functionalism just discussed In stressing the contribution of the organism, more than that of the stimulus configura[>]tion, to perception, it shares m the emphasis on non-veridical illusions so characteristic of Gestalt psychology Since, however, the sources of illusion are now some motivational forces rather than the comparatively trivial disturbances issuing from the stimulus configuration, the types of distortion involved may well be part of an adjustment mechanism of still broader scope than those studied in the psychology of distally veridical perception. In some related cases, such as in the autokinetic phenomenon and perhaps in extreme cases of autism, the perceptions involved are almost without an external stimulus, and there is resemblance to the Gestalt studies of prägnanz under reduced stimulation"

        Kommentar-Brunswik-1949.p.61bcd: Illusionen werden als nicht veridical bestimmt. Die Verzerungen seien möglicherweise durch Anpassungsmechanismen bedingt. Hier wäre ein Beispiel hilfreich gewesen.


      p.64ab: "CONCLUSION
      This leaves us with a total of six distinct kinds of perception psychology, not counting the early, purely introspective so-called functionalism of the act-psychologists Bruner and Postman thus have hit it on the dot in their nightmarish prophecy of a multifarious tower of Babel, and they have been obliged sooner than they may have anticipated. Actually, differences may be less drastic than meet the eye The two eldest schools of thought, veridical classical psychophysics and non-veridical Gestalt psychology, are the least functionahstic of the six, although the creative aspects of Gestalt processes must definitely be vindicated in this respect The remaining two veridical aspects of perception, thing-constancy and social perception, being distal in character, are genuinely functionalistic. They represent the sober objectivity of the reality prmaple, so much m vogue m modem dynamic ego-psychology though perhaps in temporary eclipse on its own side of the fence in this era of alt manners of convergence and crosspassing Furthermore, the probabilistic element inherent m distal perception implies a progressive outlook on research design Both the distal and the motivational — that IS, central — emphasis in perception psychology are new developments Each in its own coldly cognitive or more hotly soul-searching way IS a constructive protest against the sterility of peripheralism, whether that of nineteenth-century structuralism or that of the earlier stages of behaviorism."

        Kommentar-Brunswik-1949.p.64: Bei den Schlussfolgerung am Ende wird der Begriff veridcality zwar zweimal verwendet, aber nicht abschließend  noch kurz und bündig erklärt. Der klassischern Psychophysik wird Veridikalität, der Gestaltpsychologie keine Veridikalität zu erkannt...


    Ende Brunswik 1949

    Weitere eingesehene Arbeiten Brunswiks

      Brunswik, E. (1929) Prinzipienfragen der Gestalttheorie. In (78-149) Beiträge zur Problemgeschichte der Psychologie. Festschrift ZU
      Karl Bühler’s 50. Geburtstag gewidmet von seinen Mitarbeitern Egon Brunswik, Charlotte Bühler, Hildegard Hetzer, Ludwig Kardos, Elsa Köhler, Josef Krugn, Alexander Willwoll. Jena: Gustav Fischer.
        Kommentar1929:  Beim Überfliegen der Arbeit habe ich den Ausdruck "veridi..." nicht entdeckt.
      Brunswik, E. (1934) Wahrnehmung und Gegenstandswelt: Grundlegung einer Psychologie vom Gegenstand her. Leipzig, Germany: Deuticke.
        Kommentar1934: Das Sachregister enthält keinen Eindtrag "veridi..."
      Tolman, E. C.; Brunswik, E. (1935a) The organism and the causal texture of the environment. Psychological Review. 42(1):43-77, January 1935.
        Kommentar1935a: Die Arbeit enthält nicht "veridical" [PDF]
      Brunswik, E. (1935b) Experimentelle Psychologie in Demonstrationen. Wien: Springer.
        Kommentar1935: Das 166 Buch har zwar ein ausführliches Inhaltsverzeichnis, aber kein Sachregister. In Google Books gibt es für "verdical" keinen Treffer.
      Brunswik, Egon (1937) Die Eingliederung der Psychologie in die exakten Wissenschaften. In: »Zur Enzyklopädie der Einheitswissenschaft«. Internationaler Kongreß für Einheit der Wissenschaft - Enzyklopädiekonferenz, Paris 1937. Einheitswissenschaft, Heft 6, Den Haag: van Stockum & Zoon, 1938. Auch in Schulte & McGuiness (1992, Hrsg.) Einheitswissenschaft. Frankfurt: Suhrkamp.
        Kommentar1937: Durchgesehen, Stichwort "veridical" nicht gefunden.
      Brunswik, E. (1944). Distal focussing of perception: Size constancy in a representative sample of situations. Psychological Monographs, 56, 1– 49.
        Kommentar1944: Beim Überfliegen der Arbeit habe ich den Ausdruck "veridi..." nicht entdeckt.
      Brunswik, E. (1952). The conceptual framework of psychology. In International encyclopedia of unified science (Vol. 1, No. 10, pp. 656 –760).
      Chicago: University of Chicago Press.
        Kommentar1952: Durchgesehen, Stichwort "veridical" nicht gefunden. Im Index findet sich auch kein Eintrag.
      Brunswik, E. (1956) Perception and the representative design of psychological experiments. Berkeley: University of California Press.
        Kommentar1956: Durchgesehen, Stichwort "veridical" nicht gefunden.
        _
      Fischer, Kurt R. & Stadler, Friedrich (1997) "Wahrnehmung und Gegenstandswelt" Zum Lebenswerk Egon Brunswik (1903-1955)
      S.138: "Brunswik zählt zu jenen, die „see in functionalism mainly avenue to the study of veridicality" (Brunswik 1956, S.78)." Im Litertaurverzeichnis werden allerdings zwei Werke für das Jahr 1956 gelistet, hier wäre a und b Differenzierung zwingend erforderlich (>Zitieren).
          GÜ: "sehen im Funktionalismus vor allem einen Weg zur Erforschung der Glaubwürdigkeit"
          DeepL: "sehen im Funktionalismus vor allem einen Weg zur Untersuchung der Wahrhaftigkeit"
          PONS: "siehe im Funktionalismus vor allem Wege zum Studium der Wahrhaftigkeit"
          Translator.EU: "siehe im Funktionalismus hauptsächlich Weg zum Studium der Wahrhaftigkeit"
          Bing: "siehe im Funktionalismus hauptsächlich Weg zum Studium der Wahrhaftigkeit"
        Kommentar1937: Wenn der Begriff eine wichtigere Schöpfung Brunswiks wäre, dann hätten die Autoren durch ein eigenes Kapitel hierzu deutlich gemacht. Im Umkehrschluss: für so wichtig wurde er nicht befunden
    _

    Veridical bei Floy H. Allport (1955)
    Allport, F.H. (1955) Thories of perception and the concept of structure. New York ] [GB] findet 81 Treffer "veridical"

    Zusammenfassung Verdikal bei Floyd Allport (1955):  [GB] findet 81 Treffer "veridical". Das Sachregister weist folgende Einträge auf: "Veridicality: in relation to brain-field theory, 131; defined, 40; in dir. stat, theory, 308 (versus dir. stat, non-veridicality, 370 £); examples of veridical and non- veridical percepts, 42 £; in relation to hypothesis-confirmation, etc., 379, 382392, 411; in hyp. theory (limitations in re), 404; importance of in perceptual theory, 373 f.; Murphy’s and Hochberg’s expl. of, 323; in nativism-empiricism issue, 300 £.; in operational definition of assumptions, 283 f.; perceptual social psychology’s neglect of, 367, 371-373; as a problem in perception, 609; relation­ship of veridical and non-veridical, 41 f., 44; in set theory and equations, 423 f., 426-429; in transformations (hyp. theory), 391 f.; in unconscious inference and trans, funct., 273; veridical and non-veridical as provided for by e.s. theory, 646; veridical percepts as response-bound, 417; veridical sets, strength of, 417. See also Functionalism.
    Verticality, visual perception of (Werner-Wapner experiments), 187-190, 198 f
        p.40 wird im Sachregister ausgewiesen mit einer fragwürdigen Definition: "Für die Übereinstimmung zwischen einer Wahrnehmungsbeschreibung und der damit verbundenen physikalischen Erfahrung des Objekts, wo eine solche Übereinstimmung besteht, haben Wahrnehmungspsychologen den Begriff veridikal verwendet." Denn worin sollte der Unterschied bestehen zwischen "Wahrnehmungsbeschreibung" und der "physikalischen Erfahrung des Objekts"? Gemeint ist vermutlich: Stimmen phänomenale Wahrnehmung und objektive Realität - das sind zwei Welten - überein, dann besteht eine veridikale Relation.
     
     
    p.40: "It has been seen from our experiments, however, that this hazard in interchanging the methods will not always become an actuality. In dealing with Figure 1 there was agreement between the reports in the two methods. For referring to the agreement between a perceptdescription and the related physicalistic experience of the object, where such agreement exists, perception psychologists have used the term veridical. The reader's percept of the lines in Figure 1 was veridical; his percepts of those lines in Figure 2 were non-veridical. But perhaps it would be better to say that in Figure 2 they were less veridical than in Figure 1; for the lines in Figure 2 appear only slightly curved and convergent or divergent toward their ends: Veridicalness in phenomenological experience is thus a matter of degree. Most of our percepts are fairly veridical, probably more so than those of Figure 2. Some, on the other hand, are so non-veridical as to become serious distortions of the physicalistic experience-content."

        DeepL (veridical := veridikal): "Bei unseren Experimenten hat sich jedoch gezeigt, dass diese Gefahr des Methodenwechsels nicht immer eintritt. Beim Umgang mit Abbildung 1 gab es eine Übereinstimmung zwischen den Berichten in den beiden Methoden. Für die Übereinstimmung zwischen einer Wahrnehmungsbeschreibung und der damit verbundenen physikalischen Erfahrung des Objekts, wo eine solche Übereinstimmung besteht, haben Wahrnehmungspsychologen den Begriff veridikal verwendet. Die Wahrnehmung des Lesers der Linien in Abbildung 1 war veridikal; seine Wahrnehmung der Linien in Abbildung 2 war nicht veridikal. Aber vielleicht wäre es besser zu sagen, dass sie in Abbildung 2 weniger veridikal waren als in Abbildung 1; denn die Linien in Abbildung 2 erscheinen nur leicht gekrümmt und an ihren Enden konvergent oder divergent: Veridikalität in der phänomenologischen Erfahrung ist also eine Frage des  des Grades. Die meisten unserer Wahrnehmungen sind ziemlich veridikal, wahrscheinlich sogar mehr als die in Abbildung 2. Einige hingegen sind so wenig veridikal, dass sie zu ernsthaften Verzerrungen des physikalischen Erfahrungsinhalts werden.

    Figur 1 p. 22, Fig. 2 p. 39

    Figur 1 und 2 gehören zur objektiven Realität. Die Wahrnehmung von Fig 1 ist verdikal, die Wahrnehmung von Fig 2 ist nicht veridikal, denn die 4 Geraden erscheinen leicht gekrümmt.



    Veridical bei Harris & Smith 2022
    Harris, John & Smith, Jared G. (2022) Sensation & Perception. London: Sage. [GB]
     
      Zusammenfassung-Harris-&-Smith-2022: Das Sachregister des Buches weist keinen Eintrag "veridical" aus. Google Book findet für "veridical 5" Treffer, aber Google Books gibt keine Seitenzahlen zu den Fundstellen an. Bei den 5 Fundstellen wird veridical nicht definiert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis. DeepL übersetzt veridical mit wahrheitsgetreu oder echt. Welche veridical-Definition Verwendung findet, ist für mich nicht festzustellen.

      p. : "strongest response. Before adaptation, perception is veridical: perceived and displayed orientation correspond. But, after adaptation, the most active mechanism is that..."
      DeppL: "stärkste Reaktion. Vor der Anpassung ist die Wahrnehmung wahrheitsgetreu: Wahrgenommene und angezeigte Orientierung stimmen überein. Aber nach der Anpassung ist der aktivste Mechanismus ..."

      p.88: "Schindler and Bartels (2018) showed that V6 integrates visual motion signals with signals about head movement, probably via receptors in the neck muscles. This means that V6 can contribute to the computation of veridical object motion,..."
      DeepL: "Schindler und Bartels (2018) zeigten, dass V6 visuelle Bewegungssignale mit Signalen über Kopfbewegungen integriert, wahrscheinlich über Rezeptoren in den Nackenmuskeln. Dies bedeutet, dass V6 zur Berechnung der echten Objektbewegung beitragen kann,"

      p. : "John Harris, Jared Smith, contribute to the computation of veridical object motion, by subtracting head motion from retinally signalled motion. Functions of  posterior, parietal, cortex as well as the pathways to MST,..."
      DeepL: "John Harris, Jared Smith, tragen zur Berechnung der wahrheitsgetreuen Objektbewegung bei, indem sie die Kopfbewegung von der retinal signalisierten Bewegung abziehen Bewegung. FFunktionen des posterioren, parietalen Kortex und der Bahnen zur MST ..."

      V6 integrates visual signals with signals of head position, so contributing to veridical perception of retinal motion, despite simultaneous
      movements of the head. The dorsal stream includes the posterior parietal cortex,.
      DeepL: "V6 integriert visuelle Signale mit Signalen der Kopfposition und trägt so zur wahrheitsgetreuen Wahrnehmung von Netzhautbewegungen bei, trotz gleichzeitiger Bewegungen des Kopfes. Der dorsale Strom umfasst den posterioren parietalen Kortex ..."

      In one (veridical rabbit), Tactors A, B and C were stimulated in sequence In a second (illusory rabbit), Tactor A produced six pulses, immediately followed by Tactor C. In this condition, although Tactor B did not produce pulses,...
      DeepL: "Bei einem Kaninchen (echtes Kaninchen) wurden die Taktgeber A, B und C nacheinander stimuliert. Bei einem zweiten Kaninchen (getäuschtes Kaninchen) erzeugte Taktor A sechs Impulse,  unmittelbar gefolgt von Taktgeber C. In dieser Situation erzeugte Taktgeber B zwar keine Impulse ..."


    Gebrauchsbeispiele aus der angloamerikanischen Literur

    Chapter 2 Experience and Reality in D. Gozli (2019) Experimental Psychology and Human Agency,

    Zusammenfassung Gozli-2019: Die Arbeit enhält 8 Fundstellen zum Suchtest "veridical". Texte mit Google Übersetzer, teils korrigiert. Google über veridical meist mit wahr, also genau genommen falsch.

    • Kommentar-p31a: veridical wird hier nach GÜ im Sinne von wahr gebraucht.
    • Kommentar-p31b: veridical wird hier nach GÜ im Sinne von wahrhaftig gebraucht.
    • Kommentar-p32abc: veridical wird nach GÜ dreil mal im Sinne von wahr gebraucht.
    • Kommentar-p32d: veridical übersetzt GÜ mit wahrheitsgetreues.
    • Kommentar-p32e: veridical übersetzt GÜ mit wahr.
    • Kommentar-p34: veridicality wird cob GÜ mit Wahrhaftigkeit übersetzt.
      p.31a: "Namely, the conflict between the illusory perception (presence of the triangle) and the veridical belief (absence of the triangle) is not between a belief and a percept. It is between two beliefs and, correspondingly, between two percepts. "
          GÜ: "Der Konflikt zwischen der illusorischen Wahrnehmung (Vorhandensein des Dreiecks) und dem wahren Glauben (Fehlen des Dreiecks) besteht nämlich nicht zwischen a  Glaube und Wahrnehmung. Es liegt zwischen zwei Überzeugungen und dementsprechend zwischen zwei Wahrnehmungen"
          Kommentar-p31a: veridical wird hier im Sinne von wahr gebraucht.

      p.31b: "In contrast to illusions, which compel non-veridical belief/perception, when a perceptual state is ambiguous, when it does not provide strong grounds for one particular belief, then thoughts can more easily guide perception. "
          GÜ: "Im Gegensatz zu Illusionen, die zu nicht-wahrhaftiger Überzeugung/Wahrnehmung zwingen, wenn ein Wahrnehmungszustand mehrdeutig ist, wenn er nicht starke Gründe für eine bestimmte Überzeugung liefert, dann können Gedanken die Wahrnehmung leichter lenken."
          Kommentar-p31b: veridical wird hier im Sinne von wahrhaftig gebraucht.

      p.32abc: "This proposal will face the following objection: we can always find an activity that removes a veridicalpercept from experience. The red color of an apple will not persist when I take it into a completely dark room or if I close my eyes. If persistence is our standard of veridical perception, then all experience will count as illusory. To avoid this, we should rephrase the proposal: An illusory percept does not survive a transition from one activity to another, presuming that such a transition would not remove a veridical perception. Knowing how an attribute persists, changes, or disappears across transitions is itself part of our implicit sensorimotor understanding"
          GÜ: "Dieser Vorschlag wird auf den folgenden Einwand stoßen: Wir können immer eine Aktivität finden, die eine wahre Wahrnehmung aus der Erfahrung entfernt. Das rote  Farbe eines Apfels bleibt nicht erhalten, wenn ich ihn in einen völlig dunklen Raum bringe oder wenn ich meine Augen schließe. Wenn Konstanz  unser Standard für wahre Wahrnehmung ist, dann gilt jede Erfahrung als illusorisch. Um dies zu vermeiden, sollten wir den Vorschlag umformulieren: Eine illusorische Wahrnehmung überlebt einen Übergang von einer Aktivität zur anderen nicht, in der Annahme, dass ein solcher Übergang eine wahre Wahrnehmung nicht beseitigen würde. Zu wissen, wie ein Attribut bestehen bleibt, sich ändert oder über Übergänge hinweg verschwindet, ist selbst Teil unseres impliziten sensomotorischen Verständnisses"
          Kommentar-p32abc: Wahrnehmungen ändern sich je nach Bedingungen und Umgebung. Veridicale Wahrnehmungen bleiben auch bei Änderungen erhalten.

      p.32d: "Neglecting the fact that observers are deprived of testing the illusions cuts the link between the subject- and world-centered perspectives. Figure 2.4 illustrates two possible experiences, among an infinite number, of a three-dimensional model of the Orbison figure. Both views are subject-centered, but by virtue of their difference, they can support a veridical world-centered judgment about the square. Emphasizing the observer’s activity brings to light the connection between the self-and world-centered perspectives and prevents overstating the significance of illusions (Gozli, 2017b)."
          GÜ: "Die Vernachlässigung der Tatsache, dass Beobachtern die Möglichkeit genommen wird, die Illusionen zu testen, schneidet die Verbindung zwischen der subjekt- und der weltzentrierten Perspektive ab. Figur 2.4 veranschaulicht zwei mögliche Erfahrungen eines dreidimensionalen Modells der Orbison-Figur aus einer unendlichen Zahl. Beide Ansichten sind subjektzentriert,  aber aufgrund ihrer Verschiedenheit können sie ein wahrheitsgetreues, weltzentriertes Urteil über das Quadrat stützen. Die Betonung der Aktivität des Beobachters bringt die Verbindung zwischen der selbst- und der weltzentrierten Perspektive ans Licht und verhindert, dass die Bedeutung von Illusionen überbewertet wird (Gozli, 2017b)."
          Kommentar-p32d: veridical übersetzt GÜ mit wahrheitsgetreues. l

      p.32e: "Recall that an illusory experience does not survive a transition from one activity to another, presuming that such a transition would not remove a veridical experience."
          GÜ: "Erinnern Sie sich daran, dass eine illusorische Erfahrung einen Übergang von einer Aktivität zu einer anderen nicht überlebt, vorausgesetzt, dass ein solcher Übergang eine wahre Erfahrung nicht entfernen würde."
          Kommentar-p32e: veridical übersetzt GÜ mit wahr.

      p.35: "I outlined three dimensions along which our experiences can vary: perspective (self-vs. world-centered), value, and presence. I extended the analysis to two other topics, illusions and description. I argued against the use of illusion to depict an unbridgeable gap between subjective and objective perspectives. Doing so neglects the constraints imposed on the observers’ activity, an important requirement for producing illusions. The illusion–veridicality gap can be closed when observers extend the range of their activities in relation to the perceptual objects. Similarly, descriptions
      ought not be viewed as neutral or passive, but as ways of moving through the available coordinates of experience, shifting focus, emphasis, or perspective. Descriptions, including thought experiments, help us notice the constraints (“stubbornness”) in the objects of our thoughts"
          GÜ: "Ich habe drei Dimensionen skizziert, entlang derer unsere Erfahrungen variieren können: Perspektive (selbst- vs. weltzentriert), Wert und Präsenz. Ich erweiterte die Analyse auf zwei weitere Themen, Illusionen und Beschreibung. Ich habe mich gegen die Verwendung von Illusionen ausgesprochen, um eine unüberbrückbare Kluft zwischen subjektiven und objektiven Perspektiven darzustellen. Dabei werden die Beschränkungen der Beobachtertätigkeit vernachlässigt, eine wichtige Voraussetzung für die Erzeugung von Illusionen. Die Lücke zwischen Illusion und Wahrhaftigkeit kann geschlossen werden, wenn Beobachter den Bereich ihrer Aktivitäten in Bezug auf die Wahrnehmungsobjekte erweitern. Ebenso sollten Beschreibungen nicht als neutral oder passiv angesehen werden, sondern als Möglichkeiten, sich durch die verfügbaren Koordinaten der Erfahrung zu bewegen, den Fokus, die Betonung oder die Perspektive zu verschieben. Beschreibungen, einschließlich Gedankenexperimente, helfen uns, die Zwänge („Sturheit“) in den Objekten unserer Gedanken zu erkennen"
          Kommentar-p34: veridicality wird cob GÜ mit Wahrhaftigkeit übersetzt.
       


    Gebrauchsbeispiele veridical...  inGoogle Books
    Die Möglichkeit der Wortsuche über Google Books habe ich erst kürzlich entdeckt
    https://www.google.de/search?hl=de&tbo=p&tbm=bks&q=veridical

    Subception as a Veridical Process and Perceptual Defense as Avoidant and Vigilant Behavior Von Raymond Joseph Clausman · 1960
    https://www.google.de/books/edition/Subception_as_a_Veridical_Process_and_Pe/lAj491LlP-oC?hl=de&gbpv=1&bsq=veridical&dq=veridical&printsec=frontcover

    Epistemology of perception: Gann?ges?a's Tattvacinta?man?i : jewel of reflection on the truth (about epistemology), the Perception chapter (Pratyaks?a-khan?d?a) Von Stephen H. Phillips, Ga?ge?a, N. S. Ramanuja Tatacharya · 2004
    https://www.google.de/books/edition/Epistemology_of_Perception/EJrWAAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=veridical&dq=veridical&printsec=frontcover

    False and Veridical Memories and Stereotype Threat A Cognitive Understanding of a Social Phenomenon Von John R. Biggan · 2010 [Abruf 08.08.22]

    Problems of Religious Experience - Seite 111 books.google.de › books Carl Reinhold Bråkenhielm · 1985 [Abruf 08.09.22]
    https://www.google.de/books/edition/Problems_of_Religious_Experience/B7HjAAAAMAAJ?hl=de&gbpv=1&bsq=veridical&dq=veridical&printsec=frontcover
    "1. Il could be argued thai Oakes" reliance upon the analogy between propositions (having the property of being necessarily true) and experiences (having the property of being necessarily veridical) could in the last analysis prove fatal to his cause."
    DeepL: "1. Man könnte argumentieren, dass Oakes' Vertrauen auf die Analogie zwischen Sätzen (die die Eigenschaft haben, notwendigerweise wahr zu sein) und Erfahrungen (die die Eigenschaft haben, notwendigerweise wahrhaftig zu sein) sich letztlich als fatal für seine Sache erweisen könnte."
     
     

    Gebrauchsbeispiele bei den Ebooks von Springer (Auswahl)

    Gudehus, Christian; Eichenberg, Ariane  & Welzer, Harald  (2010, Hrsg.) Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Handbuch. Springer/Metzler/Poeschel.
    Im Sachregister wird Veridikalität aufgeführt: 27, 68, 71.
    S.27: "Analysen von Archivmaterial finden sich oftmals in Untersuchungen zum episodischen oder zum autobiographischen Gedächtnis. Sie ermöglichen Vergleiche zwischen archivierten Informationen und in anderen Medien protokollierten Erinnerungen, und dies wiederum bringt Aufschlüsse über die Veridikalität, also die ›Realitätshaltigkeit‹ von Erinnerungen. Im Zuge von Untersuchungen zum autobiographischen Gedächtnis werden in ihrer Offenheit variierende biographische Interviews geführt. In Gruppendiskussionen werden bisweilen auch Erzählungen, Berichte und Argumentationen zur kollektiven Vergangenheit der Gruppenmitglieder erhoben, beispielsweise in Bezug auf ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg. Dieses Verfahren findet ebenfalls Verwendung bei der Analyse von Tradierungsprozessen im ›Familiengedächtnis‹ (Welzer u. a. 2008; s. Kap. IV.6). Biographische Interviews und Gruppendiskussionsverfahren werden nicht zuletzt dazu eingesetzt, um Aussagen über die Organisation autobiographischen Erinnerns treffen zu können, wobei dann Fragen nach dessen Veridikalität sekundär oder gänzlich uninteressant sein können."
    S.68: "In einem Sprung in die rezente Vergangenheit werden im Folgenden neuere psychoanalytische Vorstellungen vom Erinnern und Gedächtnis anhand dreier Kontroversen entfaltet, die die letzten beiden Jahrzehnte beherrscht haben: Die Frage, ob traumatische Erfahrungen historisch getreu zu rekonstruieren und erinnern seien, dann die Frage, ob überhaupt eine zumindest subjektiv plausible Lebensgeschichte in der Therapie zu rekonstruieren sei, oder ob es ausreicht, unformulierte Regungen in Einfälle und Geschichten zu übersetzen, ungeachtet ihrer Fiktionalität bzw. Veridikalität."
    S.71: "Gegenüber dem Unterfangen, in der Analyse ein Erlebnis historisch getreu zu rekonstruieren, lässt sich einmal einwenden, dass dies therapeutisch gar nicht nötig sei, da in der Regel nicht einmalige Ereignisse, sondern wiederholte Erlebnisse bzw. die Qualität der Beziehungen zu den Eltern und darin enthaltende Konflikte die strukturbildenden und pathogenetisch relevanten Faktoren sind. Weiterhin lässt sich einwenden, dass in der Regel Patient und Therapeut die Veridikalität von Erinnerungen nicht überprüfen können. Deshalb komme es vielmehr auf eine nicht allzu lückenhafte und plausible Rekonstruktion der Vergangenheit des Patienten an, die helfe, seine gegenwärtigen Konflikte und Probleme zu verstehen. Roy Schafer (1983) legt bei der Rekonstruktion der Vergangenheit weniger Wert auf die Veridikalität der Rekonstruktion denn darauf, dass sie die gegenwärtigen unflexiblen, erstarrten Erlebens- und Handlungsweisen des Patienten verständlich machen, indem sie sie in eine nachvollziehbare Geschichte einbetten".

    Erkenntnistheorie
    Erkenntnistheorie In (147-164) Breitenstein, Peggy H. & Johannes Rohbeck  (2011, Hrsg.) Philosophie Geschichte Disziplinen Kompetenzen. Stuttgart: Metzler.
    "veridisch" 19 Fundstellen, nicht im Sachregister.
        S.151: "Die Form des Zufalls, die mit Wissen hingegen nicht zu vereinen ist, wird von Pritchard und anderen als ›veridischer epistemischer Zufall‹ bezeichnet. Diese Form des Zufalls besteht darin, dass sich eine Überzeugung p, die sich eine Person gebildet hat und die gewusst werden soll, nicht auf einfache Weise hätte als falsch herausstellen können. Damit ist gemeint, dass falls die Person sich in einer sehr ähnlichen, aber nicht aktual bestehenden Situation auf dieselbe Art und Weise die Überzeugung p bildet, diese Überzeugung p immer noch wahr sein muss. Sofern sich die Person in einer derartigen Situation eine falsche Meinung bildet, verfügt sie nicht über Wissen"
        S.159: "Halluzinationen sind aus subjektiver Perspektive nicht von veridischen Wahrnehmungen zu unterscheiden."
        S.160: "Der Disjunktivismus: Neben dem Adverbialismus gibt es auch noch andere Lösungen, die etwas Erfolg versprechender sind und die hier nur kurz erwähnt werden können. Eine dieser Lösungen ist der Disjunktivismus (exemplarisch Hinton 1967; Snowdon 1980; McDowell 1982; einen Überblick liefert Soteriou 2009). Auch die Vertreter dieser Position versuchen, die zweite Prämisse des oben  angeführten Arguments in Zweifel zu ziehen. Gegenüber Adverbialisten nehmen sie jedoch an, dass sich die Wahrnehmungszustände in veridischen und nicht-veridischen Fällen unterscheiden und dass in nicht-veridischen Fällen keine Relation zu einem wahrgenommenen Objekt für den Wahrnehmungszustand konstitutiv ist. Deshalb passt auch der Ausdruck ›Disjunktivismus‹, da Wahrnehmungszustände oder -reporte disjunktiv zu charakterisieren sind. Worin sich die veridischen von nicht-veridischen Wahrnehmungszustände unterscheiden, variiert bei den unterschiedlichen Varianten des Disjunktivismus: Es können phänomenale, intentionale oder epistemische Eigenschaften sein".

    Platon Handbuch S. 142 (149)
    "Bezüglich der zweiten Gruppe spricht man von der vollständigen Verwendung von einai und unterscheidet wiederum zwischen mindestens drei vollständigen Verwendungen: (a) der sog. existentiellen Verwendung im Sinne von »existieren«, (b) der veritativen Verwendung im Sinne von »der Fall sein« (the veridical usage, Kahn 1966, 252) und (c) der Verwendung im Sinne von »real sein« (in Opposition nicht zu »nicht existieren«, sondern zu »eine fiktionale Entität sein«: z. B. gibt es die literarische Figur Sokrates, aber sie ist anders als der historische Sokrates keine reale, sondern fiktionale Entität)."



    Veridical im Verlagsprogramm von DeGruyter
    https://www.degruyter.com/search?query=veridical
    Die Suche "veridical" ergibt 196 Treffer.



    Verdikalitäts-Beweise
    Hintergrund & Grundlagen:
    • Einführung und Überblick: Beweis, Beweisarten, Verfahren und Probleme im Alltag, in Philosophie und Logik, Kultur und Kunst, Mathematik und Logistik, Wissenschaft, Technik, Recht, Metaphysik und Esoterik, Politik, Sport und Spiel, Wirtschafts- und Sozialleben und Sonstigem aus allgemein integrativer psychologisch-psychotherapeutischer und einheitswissenschaftlicher Sicht.
    • Beweis und beweisen in Psychologie, Psychopathologie und Psychotherapie.


    Vorbemerkung: es handelt sich hier um einen Entwurf, der noch nicht ausgereift ist und vielfach kritisch geprüft werden muss.

    Voraussetzung für einen Veridikalitäts-Beweis ist, das der Begriff Veridikalität wissenschaftlich so klar definiert (Def: 1, 2, 3, 4,...) wird, dass überhaupt bewiesen werden kann. Denn man kann nichts beweisen, wenn nicht klar ist, was genau zu beweisen ist. Je nach Definition stellen sich natürlich unterschiedliche Beweisanforderungen. Daher muss natürlich die Definition, die dem (Nicht-) Veridikalitätsbeweis zugrundeliegt, angegeben werden. Das schwierige Grundproblem besteht in der vom erkennenden System unbabhängigen Bestimmung der Merkmale der Wahrnehmungsquelle und der Gefahr von Zirkelschlüssen. Vieles scheint eine veridikale Wahrnehmung vorauszusetzen oder zu benötigen. Vereinfacht: man braucht eine veridikale Wahrnehmung um die Veridikalität einer Wahrnehmung zu beweisen. Hier drohen Zirkel.

    Überblick Beweisarten zur Veridikalität

    • Existenzbeweis-1: es gibt veridikale Wahrnehmung
    • Existenzbeweis-2: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung
    • Individueller Einzelfallbeweis, dass eine Wahrnehmung veridikal ist.
    • Individueller Einzelfallbeweis, dass eine Wahrnehmung nicht veridikal ist.
    • Gruppensubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen gruppensubjektiv veridikal sind.
    • Gruppensubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen gruppensubjektiv nicht veridikal sind.
    • Intersubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen intersubjektiv veridikal sind.
    • Intersubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen intersubjektiv nicht veridikal sind.


    Existenzbeweis-1 für

    • E1-Definition-1: es gibt veridikale Wahrnehmung, also Wahrnehmung aufgrund einer realen Wahrnehmungsquelle.
    • E1-Definition-2: es gibt veridikale Wahrnehmung, die eine reale Wahrnehmungsquelle vollständig wieder gibt.
    • E1-Definition-3: es gibt veridikale Wahrnehmung, die eine reale Wahrnehmungsquelle in wesentlichen oder wichtigen Merkmalen wieder gibt.
    • E1-Definition-4: es gibt veridikale Wahrnehmung, die eine reale Wahrnehmungsquelle in einigen Merkmalen wieder gibt.


    Existenzbeweis-2 für

    • E2-Definition-1: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung einer realen Wahrnehmungsquelle.
    • E2-Definition-2: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung einer real vollständigen Wahrnehmungsquelle
    • E2-Definition-3: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung von wesentlich oder wichtigen Merkmalen einer realen Wahrnehmungsquelle.
    • E2-Definition-4: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung einiger Merkmale einer realen Wahrnehmungsquelle.


    Beweisweg
    Begriffsbasis: Wahrnehmen, verdikal, erkennden System, Wahrnehmungsquelle, Merkmale, Merkmale Wahrnehmungsquelle, Merkmale des wahrnehmenden, erkennendes Systems, Prüfung, Beweis, Definition, unabhängig, richtige Wiedergabe (Übereinstimmung), Herstellung, Konstruktion, brauchen, Hinweis, Beschreibung, Vorlage, Fig-1, Fig-2, Licht-Brechung, Gerade, parallel, Erscheinung, Relation, wahr. Insbesondere:

    • Veridikal-Definition (Def: 1, 2, 3, 4,...)
    • Definition der Wahrnehmungsquelle (WQ) unabhängig vom erkennenden System. z.B. durch Hinweis, Beschreibung, Vorlage unabhängig vom erkennenden System.
    • Definition der Merkmale QM1, QM2, ... QMi ... QMn der Wahrnehmungsquelle, z.B. Form, Gestalt, Farbe unabhängig vom erkennenden System.
    • Wahrnehmungs-Definition
    • Definition der Merkmale der Wahrnehmungsquellen QM durch die Wahrnehmung des erkennenden Systems WQM1, WQM2, ... WQMi ... WQMn
    • Es gibt: Formulierung für die Existenzbehauptung.
    Methodik
    • Prüfung ob die Merkmale QM1, QM2, ... QMi ... QMn  der Wahrnehmungsquelle den Merkmalen WQM1, WQM2, ... WQMi ... WQMn des erkennenden Systems entsprechen.
    • Hierbei ergibt sich das Grundproblem: Wenn man zur Prüfung die Wahrnehmung braucht, wird dann der Beweis nicht zirkulär? Anders gefragt: Kann man  unabhängig von der Wahrnehmung beweisen, dass die Vorlage aus zwei parallelen Geraden besteht? Eine Methode könnte die Herstellung  oder Konstruktion der Wahrnehmungsquelle unabhängig von der Wahrnehmung sein. Im Normalfall können wir ja immer nur die Erscheinung wahrnehmen und nicht die Wahrnehmungsquelle, weil Erscheinung und Wahrnehmungsquelle in der Regel nicht 1:1 zusammenfallen. Hier ist noch einige Denkarbeit zu leisten, wobei die soeben gestellten Fragen sehr allgemein sind, worin schon einige Tücken und Fallstricke liegen können. Von daher ist es sicher hilfreich, wenn wir so genau und konkret wie möglich den Beweisgang für verschiedene Fälle untersuchen.
    __
    Existenzbeweis-1: es gibt veridikale Wahrnehmung
    Beweis: Wenn die LeserIn die Vorlage Fig-1 von Floyd Allport als objektiv reale Wahrnehmungsquelle akzeptiert, kann sie als erkennendes System die Wahrnehmung haben: ich nehme zwei gerade, parallel laufende Geraden wahr. Unter der Voraussetzung, dass die Vorlage unabhängig von der Wahrnehmung des erkennenden Systems tatsächlich zwei parallele Gerade enhält, gilt: Die Relation zwischen Wahrnehmungsquelle und erkennendem System ist wahr, die Wiedergabe ist richtig. Wahrnehmung und Wahrnehmungsquelle stimmen überein. Unter der Voraussetzung der unabhängigen Wahrnehmungsquelle ist die - nicht zirkuläre - Veridikalität dieser Wahrnehmung bewiesen und wir können den Satz formulieren: es gibt veridikale Wahrnehmung.
     



    Existenzbeweis-2: es gibt nicht veridikale Wahrnehmung
    Begriffsbasis: Wahrnehmungsquelle (WQ), Wahrnehmung, Wahrnehmung des erkennenden Systems (ES), Relation WQ - ES, Prüfung der Relation WQ - ES, nicht veridikal.

    Beweis a): Fig-2 von Floyd Allport
    Die Vorlage Fig-2 von Floyd Allport ist die Wahrnehmungsquelle. Als erkennendes System kann der Leser dienen. Seine Wahrnehmung könnte lauten: ich nehme zwei leicht gekrümmt erscheinende Geraden wahr. Die Relation zwischen WQ und ES ist nicht wahr, die Wiedergabe also falsch. Wahrnehmung und Wahrnehmungsquelle stimmen nicht überein. Damit ist die Nicht-Veridikalität dieser Wahrnehmung bewiesen und wir können den Satz formulieren: es gibt nicht-veridikale Wahrnehmung.

    Beweis b) Licht-Brechung
    Ich habe einen umgedrehten Kochlöffel in ein Glas Wasser gestellt und fotographiert. Wir wissen aus der Physik, dass die visuelle Wahrnehmung vom Medium abhängt. Luft und Wasser haben unterschiedliche Brechungsindizes. Obwohl der Kochlöffelstab gerade ist, wie man durch Herausnehmen einfach überprüfen kann (Foto rechts), erscheint er in Wasser getaucht gebrochen oder verschoben und deutlich verfärbt. An der Luft erscheint er hell-beige, in Wasser sehr hell-bräunlich und gescannt in einem deutlich dunkleren Hellbraun. Diese Wahrnehmung ist nach Def-1 und Def-4 veridikal, nach Def-2 und Def-3 nicht veridikal.
     

    • Def-1 veridikal ist, dass auf dem Küchentisch ein Glas Wasser steht, in das ein Stab eingetaucht ist.
    • Def-4 veridikal ist, dass einige Merkmale auf dem Foto veridikal sind, wie z.B. das Glas, das Wasser darin, ein Stuhl mit Lehne und Zwischenraum, ein Stück Küchentisch, die offene Tür vorne mit Klinke, daneben 2 oder 3 Küchenwandschränke  und rechts drei Ablagebretter mit Utensilien darauf.
    • Def-2  nicht veridikal, weil in dieser Definition vollständig richtige Wiedergabe verlangt wird.
    • Def-3  nicht veridikal, weil in dieser Definition verlangt wird, dass wesentliche oder wichtigere Merkmale, wie hier z.B. die Geradlinigkeit des Strabes, richtig wiedergegeben werden müssen.

    • _



    Fortsetzung folgt.

    IndividuellerEinzelfallbeweis veridikal
    Begriffsbasis:
    Beweis:



    Individueller Einzelfallbeweis nicht veridikal
    Begriffsbasis: Individuell, Einzelfallbeweis, Wahrnehmung, nicht-veridikal.
    Beweis:


    Allgemeiner Beweis intersubjektiv veridikal
    Begriffsbasis: Allgemeiner Beweis, bestimmte Wahrnehmungen, intersubjektiv, veridikal.
    Beweis:


    Allgemeiner Beweis intersubjektiv nicht veridikal
    Begriffsbasis: Allgemeiner Beweis, bestimmte Wahrnehmungen, Wahrnehmungsquelle, intersubjektiv, veridikal.
    Beweis:


    Gruppensubjektiver Beweis veridikal sind.
    Begriffsbasis: Beweis, bestimmte Wahrnehmungen, gruppensubjektiv, veridikal.
    Beweis:


    Gruppensubjektiver Beweis, dass bestimmte Wahrnehmungen gruppensubjektiv veridikal sind.
    Begriffsbasis: Beweis, bestimmte Wahrnehmungen, gruppensubjektiv, nicht-veridikal.
    Beweis:


    Intersubjektiver Beweis veridikal
    Begriffsbasis: Beweis, bestimmte Wahrnehmungen, intersubjektiv, veridikal.
    Beweis:


    Intersubjektiver Beweis nicht veridikal.
    Begriffsbasis: Beweis, bestimmte Wahrnehmungen, intersubjektiv, nicht-veridikal.
    Beweis:

    Veridikalität der  inneren Wahrnehmung  der Wahrnehmungsquelle Innenwelt

    Jede Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung der Innenwelt. So gesehen ist die Wort- und Begriffsschöpfung der inneren Wahrnehmung irreführend und verwirrend. Was unter innerer Wahrnehmung genau zu verstehen ist, bleibt vielfach im Dunkeln. Auch die Wahrnehmung der Außenwelt erfolgt über die innere Wahrnehmung. Teilweise kann man innen auch als außen sehen, wenn ich z.B. meine Hände, Arme, Hose betrachte. Und der Mensch mit seiner Innenwelt ist natürlich auch allgemeine betrachtet ein Teil der Welt, ja Außenwelt (aus der Perspektive anderer). Hier lauern also viele begriffliche Fallstricke.

    Allgemeines Grundmodell der Wahrnehmung: innen und außen


    Quelle: Wahrnehmen. Grund-, Haupt-. Neben-, Hilfsbegriffe und Modelle.

    Allgemeines Grundmodell der inneren Wahrnehmung

    Bei der inneren Wahrnehmung sitzt die Wahrnehmungsquelle innen.

    • Wahrnehmen innen und außen beim erkennenden System Mensch.
    • Modell kognitiver Aufbau der Innenwelt, Außenwelt und des Bewusstseins.
    _
    Beispiele für innere Wahrnehmungen
    es zieht in meinem rechten Oberschenkel (Empfindung)
    ich fühle mich müde (Gefühl, Empfindung)
    ich merke, dass ich hellwach und konzentriert bin (Bewusstsein: Wachheit, Aufmerksamkeit)
    im Gaumen stimmt etwas nicht (Empfindung)
    wann steht heute der Mittagsspaziergang an? (Ziel, Plan)
    ich beschäftige mich in der letzten Zeit sehr viel mit Wahrnehmung (Denken, Handeln)
    ich sollte etwas trinken (Bedürfnis, Motiv)
    ...

    Ein 7-Phasen-Modell einfacher innerer Wahrnehmungen bei freischwebender Aufmerksamkeit [Quelle]

    1. Phase: Zustand freischwebender Aufmerksamkeit ohne besondere Fokussierung. Man erlebt alles Mögliche, ohne bei einem Bewusstseinsinhalt besonders zu verweilen. Bewussteinsfiguren bilden sich, steigen auf und verschwinden wieder, man bemerkt mal dieses, mal jenes, ohne es besonders zu fokussieren.
    2. Registrieren und bemerken. In dieser Phase ist die entscheidende Frage, welche der registrierten und bemerkten Bewusstseinsfiguren für eine nähere Betrachtung ausgewählt werden. Wir bemerken dieses oder jenes, wenden uns kurz zu, verweilen vielleicht oder gehen gleich weiter. Wodurch kommt es zum Bemerken einer Bewusstseinsfigur? Meist wird so sein sein, dass die eine oder andere Beuwsstseinsfigur auf ein Interesse stößt oder es hervorruft. Vielleicht ist es etwas, dass noch nicht fertig ist (Zeigarnik-Effekt), woran wir uns spontan erinnern. Was immer auch damit verbunden sein mag, eine Beuwusstseinsfigur, die aufgetaucht ist, kann gleich wieder verschwinden oder bleiben, weil sie interessant ist oder weil wir sie nach Bemerken als beachtenswert auswählen.
    3. Phase: Auswahl nach Bemerken einer Bewusstseinsfigur (da ist etwas) und richten bzw. sogar verdichten der Aufmerksamkeit auf diese Bewusstseins-Figur (bewusstes auswählen). Erstes, grobes, ungefähres klassifizieren. Aufmerksamkeit richten, zuwenden und gegebenenfalls verdichten (konzentrieren) auf eine Bewusstseinsfigur.
    4. Phase: Klären und grobe Einordnung der Bewusstseinsfigur zu einer (Haupt-) Erlebniskategorie. Nach erfolgreicher Klärung kann der Bewusstseinsinhalt identifiziert oder erkannt werden:
    5. Phase: Identifikation der Bewusstseinsfigur (erkannt). Das kann durch einen Namen, eine Charakterisierung, oder kennzeichnende Um- oder Beschreibung erfolgen. Mit der Identifikation hat die Bewusstheit ihren Höhepunkt erreicht. Und es stellt sich nun die Frage, ob mit dem identifizierten Bewusstseinsinhalt weiter gearbeitet werden soll:
    6. Phase: Weiterverarbeitung mit der identifizierten Bewusstseinsfigur weiter machen? Welche Weiterverarbeitungen schließen sich nun an? Was taucht als nächstes auf?
    7. Phase: Der kognitive Strang kommt nach einer Weile mit diesem oder jenem (Zwischen-) Ergebnis zu einem (vorläufigen) Ende.

       




    Literatur (Auswahl) siehe bitte auch im Text.

    Anmerkungen:
    In der Enzyklopädie der Psychologie (1994), C, II, 1 Wahrnehmung findet sich im Sachregister kein Eintrag "veridi".
    Auch in Metzger, W. & Erke, H. (1966) Handbuch der Psychologie I. Der Aufbau der Erkennens, 1. Halbband: Wahrnehmung und Bewußtsein. Göttingen: Hogrefe findet sich kein Sachregistereintrag, obwohl Bischof S. 50 und S. 53 Das Wort veridical gebraucht.
     journal article
     




    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Fußnoten  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    1) GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Conceptual basis
    Basic rules Terms
    Important terms should be explained and clarified at the point where they are first used. Be it directly, by footnote, note, cross-reference or literature reference with exact page reference of the source. It is also mandatory to include referencing, i.e., information on where and how the facts that are the content of the term can be found in the world. If a definition seems too difficult, at least a characterizing description with examples and counterexamples should be given - whatever is possible.
    Conceptual basis This refers to all the terms that are important for understanding or explaining a concept. Mere mentions or mentions are no solution, but only open  term shifting stations. The explanation of the term base is to solve the initial problem on the one hand  practically-pragmatically and on the other hand to solve the  term shifting stations  problem.
    __
    Neuherausgabe Koffka Prinziples ...
    "In this book, Kurt Koffka reformulates the basic question of perception. In the past it had often been assumed that there was really no need to explain the features of veridical perception. Here Koffka rejects this approach: regardless of the veridicality of perception, the researcher must always ask the question, "Why do things look as they do?" The book details the phenomenological and holistic approach to this question which the Gestalt movement embraced, while also reviewing the extensive research which had been conducted up to that time in support of the Gestalt orientation"
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    Phänomen. Erscheinung. Unter der Annahme einer Außenwelt, wird uns diese über unseren Wahrnehmungsapparat vermittelt. Das schöne Wort Erscheinung enthält den Schein, den Anschein. Wie die Sachverhalte der Außenwelt "wirklich" sind, kann aus der Erscheinung nicht geschlossen werden. Die Erscheinungen sind das Ergebnis des Zusammenwirkens von Wahrnehmungsquellen der Außenwelt und unserem Wahrnehmungsapparat. Die Welt der Erscheinungen ist das zentrale Thema der Phänomenologie.
    DeepL übersetzt veridical mit wahrhaftig: "In diesem Buch formuliert Kurt Koffka die Grundfrage der Wahrnehmung neu. In der Vergangenheit war man oft davon ausgegangen, dass es eigentlich keinen Erklärungsbedarf für die Merkmale der wahrheitsgemäßen Wahrnehmung gibt. Koffka verwirft diesen Ansatz: Unabhängig von der Wahrhaftigkeit der Wahrnehmung muss der Forscher immer die Frage stellen: "Warum sehen die Dinge so aus, wie sie aussehen?" Das Buch beschreibt den phänomenologischen und ganzheitlichen Ansatz zu dieser Frage, den die Gestalt-Bewegung vertrat, und gibt einen Überblick über die umfangreichen Forschungsarbeiten, die bis dahin zur Unterstützung der Gestalt-Orientierung durchgeführt worden waren"
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    term shifting station
    Instead of clarifying, explaining, or even defining a term, only further words are that are just as unclear or undefined as the term to be clarified.


    Querverweise
    Standort: Begriffsanalyse Phänomenal wahr: veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality.
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    Haupt- und Verteilerseite Begriffsanalysen.
    Überblick Arbeiten zur Theorie, Definitionslehre, Methodologie, Meßproblematik, Statistik und Wissenschaftstheorie besonders in Psychologie, Psychotherapie und Psychotherapieforschung.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Wissenschaft site:www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Phänomenal wahr: veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality. Ein schwieriger Begriff der Wahrnehmungspsychologie - Versuch einer Klärung  Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen:  https://www.sgipt.org/wisms/sprache/BegrAna/BA_veridical.htm
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    Ende_ Begriffsanalyse Phänomenal wahr: veridikal, Veridikalität, veridical, veridicality__Datenschutz_Rel. Aktuelles _Überblick_Überblick Wissenschaft _Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service iec-verlag__Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen_ Mail: sekretariat@sgipt.org_

    noch nicht end-korrigiert



    Änderungen Kleinere Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet und ergänzt.
    20.11.23    Ergänzung allgemeine Definition. Im Zuge der Bearbeitung des Themas Quellenfragen, Quellenkritik, Evaluation und Verifikation der Erlebensinhalte hat sich die Frage der Verdidikalität verschärft gestellt.
    20.09.22    Grundproblem Objektive Wirklichkeit, Erscheinung und Wahrnehmung
    19.09.22    Fundstellen veridical bei Harris & Smith (2022) bearbeitet; Zusammenfassung.
    18.09.22    Veridical bei Harris & Smith (2022) erfasst
    14.09.22    Grundmodell innere Wahrnehmung. Beispiele für innere Wahrnehmung.
    13.09.22    Ergänzungen zu den Beweisen.
    12.09.22    Veridikalitäts-Beweise, neue Zusammenfassung. 2. überarbeitete und ergänzte Version. 3. überarbeitete und ergänzte Version (Beweise)
    10.09.22    Der Begriff in Norbert Bischofs Erkenntnistheoretische Grundlagenprobleme der Wahrnehmungspsychologie (1966). * Gebrauchsbeispiele aus Springer Ebooks
    08.09.22    Grundversion ins Netz.
    04.09.22    Angelegt.