Erlanger Poetenfest 2010 - Sonntags-Matinee:
Wachstum – ein Irrweg?
Wohlstand, Verantwortung und Realismus in einer begrenzten
Welt
Podiumsdiskussion mit Meinhard Miegel, Adolf Muschg, Johano Strasser, Armin Nassehi, Ernst-Wilhelm Händler; Moderation: Wilfried F. Schoeller.
Eindrücke von Rudolf Sponsel, Erlangen
Der Redoutensaal war mit ungefähr 500 bis 600 Gästen übervoll, einige konnten keine Plätze mehr bekommen. Das ist eine sehr gute Nachricht und spricht für das interessierte und kritische Erlanger Publikum und seine Gäste. Das Thema spricht für sich und knüpft sogar nahtlos an das Thema des letzten Jahres - Die Unsichtbarkeit des Geldes - an, wobei es fundamentaler ist und einen der großen Gründe für die Finanzkrise in den Mittelpunkt stellt: die Wachstumsideologie, oder, von Miegel noch schärfer und trefflicher auf den Punkt gebracht: den Wachstumwahn.
Der Moderator führte trefflich-ironisch ein mit dem Wortungetüm "Wachstumsbeschleunigungsgesetz", eine der wenigen konkreten Handlungen der Regierung, nahm kurz Bezug auf die Diskussion, die mit den großen Veröffentlichungen des Club of Rome ab 1972 in eine neue kritische Phase traten und übergab das Wort an Miegel, der mit seinem aktuellen Buch eine fulminante, erfreulich klartext-sprechende Fundamentalkritik des Wachstumswahns (>Leseprobe "Wachstum, Wachstum über alles") vorgelegt hat. Miegel bekannte, sich bereits 1980 skeptisch geäußert zu haben. Sehr interessant sein historischer Hinweis, dass man in den 1970er Jahren, nachdem die Absicht der G8 "planmäßig" (!) 4% Wachstum pro Jahr zu erzeugen, fehlschlug, auf die irrwitzige Idee kam - RS: mit Feuereifer dabei Schuldenterminator Helmut Schmidt (> Schuldentollwut) - kreditfinanziertes Wachstum anzustreben. Aber das alle führte letztlich zu nicht mehr Wohlstand. Man brauche eine Umorientierung. Es gäbe nicht mehr Einkommen (RS: zumindest nicht unten und in der Mitte, oben bei den Räubern und Bankstern schon) und auch die Versprechen, dass mehr Wachstum Arbeitsplätze bringe, hätten sich nicht erfüllt.
Der Moderator bringt die Idee Ausschläge in hochkomplexen Systemen ins Spiel und übergibt an Strasser, der auf die global unterschiedlichen Entwicklungsstände hinweist und abermals betont, dass mehr Wachstum keine Arbeitsplätze vermehre, im Gegenteil, sie seien sogar weniger geworden. Er bringt aber eine neue Interpretation ins Spiel, indem er die Grenzen des Wachstums im Westen als vielleicht das Beste deutet, was uns passieren konnte, um wirklich motiviert nach neuen Wegen und Orientierungen zu suchen. Weniger Wachstum müsste nicht zwangsläufig mehr Verzicht bedeuten, es könne auch mit mehr Gewinn einhergehen. Und er weist auch darauf hin, dass in die Wachstumsberechnung selbst eine Reihe kurioser und wenig wünschenswerter Größen eingingen.
Der Moderator möchte zunächst noch bei der Diagnose bleiben, dessen, was ist und stellt die Frage: wo befinden wir uns? Als Bezug wählt er den vor 38 Jahren veröffentlichten Bericht des Club of Rome. Er fragt Händler, ob sich denn das alles erfüllt habe, was damals alles prognostiziert wurde? Der meint, so wie es damals vorhergesagt wurde, habe es sich zwar nicht erfüllt, das entschärfe aber die Problematik nicht. Er stimme mit Miegel im wesentlichen überein - bis auf den apokalyptischen Ton. Man brauche nicht mehr Wachstum als viel mehr Intelligenz im Umgang mit den Ressourcen (starker Beifall). Er entschuldigt sich vorab für den folgenden schwer verständlichen galaktischen Ausfall, indem er darauf hinweist, dass die Erde zum Sonnensystem und dieses zur Milchstrasse mit wiederum Milliarden Sonnensystemen gehöre und im Kosmos selbst nach neuesten Schätzungen ca. 500 Milliarden Galaxien ... - der Moderator wirft ein: Müssen wir dann auswandern? (lachen) - doch Händler wirbt für seinen Ansatz, das war wohl der Sinn seiner galaktischen Metaphorik, einfach weiter zu denken, die enge Nabelperspektive zu verlassen. Er verweist auf die anorganische Chemie, die - seiner Meinung nach - weitgehend eine Bibliothek mit fast leeren Büchern sei, weil man immer die interessantere Seite, die organische Chemie vorgezogen habe. Will sagen: er sieht in der Wissenschaft, insbesondere der anorganischen Chemie, große Möglichkeiten, unser Ressourcen- und Rohstoffproblem zu bewältigen. Zwar solle man sparsam und verantwortlich mit dem Vorhandenen umgehen, aber auch wissenschaftlich und technologisch mehr Neuentwicklungen angehen. Sein positiv-progressives Denken wird trotz seiner galaktischen Irritation, die das Publikum wohl richtig einzuordnen wusste, ordentlich mit Beifall bedacht.
Muschg steigt humorvoll mit der Bemerkung ein, er sei derzeit nicht so "auswanderungswillig" (lachen), nimmt aber die kosmische Dimensionen zum Anlass, groß und klein zu relativieren, um sodann darauf zu kommen, dass das Gehirn sich selbst noch nicht richtig verstanden habe und entwickelt dann die zentrale Idee, dass Wachstum als solches nirgends im Leben einprogrammiert sei, dass Fortschritt nicht über Wachstum sondern über Entwicklung und Mutationen, d.h. Abweichungen erfolge. Sein Bild, hätten die Dinosaurier die Parole ausgegeben, sie bräuchten mehr Wachstum, so hätten sie ihr Ende damit nur beschleunigt provoziert Beifall. Und er setzt noch einen drauf, wenn er mahnt, das Wachstum eines Krebses (der Krankheit) sei sicher nicht positiv zu bewerten, wie er aus eigenen Erfahrung berichten könne. Wachstum einfach so sei ein biologisch dummes Prinzip. Wir sind - evolutionsbiologisch - das Produkt von Abweichungen, nicht von Wachstum. Nicht auf die Menge komme es an, sondern auf die Qualität. Es solle aber natürlich bestritten werden, dass es auch gutes Wachstum gäbe (z.B. Weisheit, Lebenskunst). Stagnation sei auch nicht unbedingt negativ. Immer weniger fielen darauf herein, sich ein zweites, kostengünstiges Auto aufschwatzen zu lassen. Vielleicht sei es überhaupt besser, gar kein Auto zu haben. Wie kommen wir ohne Auto weiter, ist eine Menschheitsfrage. Der Fortschritt werde aus der Not geboren. Und nichts wirklich Wichtiges im Leben (eines Menschen) sei quantifizierbar (Beifall).
Der Moderator bringt nun die Frage in die Runde: was können wir wissen, über uns und die Gesellschaft - von der Wissenschaft, der Soziologie und übergibt damit an Nassehi. Der greift zunächst das Problem auf, dass man sich selbst schwer denken kann, nicht nur das Gehirn habe Probleme mit seiner Selbsterkenntnis. Auch die Wirtschaft komme in ihr selbst nicht vor, in ihr werde gewirtschaftet und es gäbe ein Ergebnis. Er wolle die Frage stellen, warum habe sich wider besseres Wissen Wachstum bewährt, warum spiele es noch so eine Rolle? Denn auch Angela Merkel wisse wohl, selbst wenn sie es sage, dass mit mehr Wachstum die Probleme nicht gelöst seien. Er entwickelt dann seine Hauptidee, dass Wachstum sich bewähre, um die Grundprobleme zu verdecken, nämlich wie mit Knappheit verantwortlich, fair und konstruktiv umgegangen werden kann, ohne in der Schuldenfalle unterzugehen. Es geht um intelligente, ressourcenschöpfende Lösungen. Das einzige, was in den letzten Jahren gewachsen sei, sei der Finanzsektor, der es geschafft habe, aus Nichts etwas hervorzubringen (Beifall). Er verweist auf Max Weber, der die Börsengeschichten schon vor hundert Jahren einzuordnen wußte und für entsprechende Regulierung eintrat (RS: das Gegenteil von Regulierung hat rot-grün-schwarz-gelb gemacht).
Muschg wirft ein, dass es kein Finanzprodukt gäbe. Der Moderator greift das auf, dass der Finanzsektor ja eigentlich gar nichts produziere und die Realwirtschaft mit seinem Tun und Lassen (inzwischen) behindere.
Miegel bemerkt, die Finanzwirtschaft produziere Zahlen (lachen). Sie simulierten Wachstum nur an ihren Bildschirmen, eine Art virtuelles Wachstum. Er verweist auf die ungeheure Diskrepanz der Entwicklung, wenn er ausführt: In den letzten 30 Jahren habe sich die real erwirtschaftete Gütermenge verfierfacht, aber die Geldmenge vervierzigfacht. In der sog. Krise habe man zwar ca. 50 Billionen US-Dollar vernichtet, aber es sei immer noch viel zu viel Geld - und mit ihm Wachstumssimulation - unterwegs. Er stellt sodann fest, dass es für die Arbeitnehmer seit 20 Jahren keinen effektiven Zuwachs gegeben habe, sie verdienten (kaufkraftmäßig) heute genau so viel wie vor 20 Jahren. Durch das Wachstum habe sich für die meisten Menschen nichts bewegt oder positiv verändert. Den Zwischenruf aus dem Publikum, das System sei erhalten worden, bestätigt Miegel. Er sei auch nicht gegen positives und nachhaltiges Wachstum, das unsere Lebensgrundlagen erhalte oder fördere. Wenn Wachstum unsere Lebensgrundlagen beeinträchtige, könne dies nicht befürwortet werden (Beispiel Weltmeere, Walkalbsterben bei der Geburt. weil die Mütter mittlerweile viel zu viel Gift in sich trügen). Sodann kommt er auf die globalen Ungleichheiten, insbesondere gegenüber den Entwicklungsländern zu sprechen (Beifall).
Der Moderator hält sodann eine Lobeshymne des 200jährigen prometischen Wachstumsfeuers der Industrialisierung, das uns von den Naturkräften befreite, Demokratie und Aufklärung und Wohlstand brachte. Wie kann, sollen wir davon Abschied nehmen, mit welchen Folgen ("Nebenwirkungen") müssen wir rechnen? Händel weist zuerst den Vergleich des Wachstum realer und finanziellen Wirtschaftswachstum von Miegel zurück und hält dann ein Loblied auf den Nutzen des Geldes, im wesentlichen den Austausch zwischen Sparern oder Vermögenden und Kapitalsuchenden, Investierenden. Er lobt sodann die Risikokapitalpraxis in den USA, die die großen modernen Firmen hervorgebracht (RS: als ob Microsoft ein Fortschritt sei!) habe und betont den Wert und Nutzen des Finanzsystems, das ja mehr sei als die Finanzkrise. Jede (moderne) Gesellschaftsform brauche ein Finanzsystem. Selbst wenn alle Banker Gauner wären, hätte das Finanzsystem immer noch eine vernünftige Funktion. Es käme darauf an, Auswüchse durch mehr Kontrolle zu verhindern. Strasser wirft ein, dass die ganzen spekulativen Transaktionen für die Realwirtschaft völlig überflüssig (wenn nicht sogar schädlich) seien.
Der Moderator übergibt an Muschg mit der Frage, wie mit dem Schmerz und Trennungsschmerz beim der Verabschiedung vom Wachstum, die ja ein komplizierter und schwieriger Vorgang sei, umgegangen werden kann. Wie kann sich eine evolutionäre Veränderung aus dem System heraus entwickeln? Muschg problematisiert den Begriff des Fortschritts und wendet sich dagegen, dass Fortschritt an die Gewinnerwartung etwa der Deutschen Bank gebunden sei (Beifall). Er kommt dann auf die (fragwürdige) unsichtbare Hand des sog. freien Marktes und Adam Smith zu sprechen, der eine solche Gier, wie wir sie erleben mussten, gar nicht für möglich gehalten haben soll.
Der Moderator übergibt nun das Thema globale Entwicklung und Verteilungskämpfe an Strasser. Wir unterliegen wahrscheinlich einer großen Eigeninteressetäuschung. Wachstum bringt seit langem nicht mehr Wohlstand, nicht mehr Arbeitsplätze. Es sei auch falsch, dass es mit keinem weiteren Wachstum, auch keine Dynamik mehr gäbe. Rationaliserung und Innovationen seien nicht nur geboten, sondern natürlich auch möglich. Es kommt darauf an, sich von der Fixierung, nur mit Wachstum geht es voran, zu lösen. Im Grunde wird damit Miegels These vom Wachstumswahn bekräftigt. Es kommt darauf an, Arbeit immer menschengerechter zu gestalten, weniger Rohstoffe und Energie zu verbrauchen. Es sei wichtig, intelligent zu fragen wie wir besser leben könnten, ohne immer weiter wachsen zu müssen, wobei für noch unterentwickelte Regionen noch eine Weile übliches Wachstum erforderlich und tolerierbar sei. Für sei es vielleicht geboten, die Arbeit besser aufzuteilen und neue Wege der Lebensgestaltung zu finden (Beifall).
Nassehi hinterfragt das vielfach gebrauchte Wörtchen "wir". Wer ist eigentlich wir, wenn es heißt, wir müssten, wir sollten, wir dürfen nicht? Er äußert auch Sorge, dass wieder Kräfte in der Zeit der Krise und des Wandels erstarken könnten, die (wieder) noch Schlimmeres nach sich ziehen. Er denkt wohl an Faschismus und Diktatur. Es wird dann noch problematisiert, was denn passiere, wenn die Menschen mehr Zeit hätten, was fingen sie denn damit an? Ketzerisch meint er gar, vielleicht wäre mehr Arbeit besser, um die Leute von der Straße zu kriegen.
Hier, nach ca. einer Stunde, habe ich den Eindruck, dass die Runde gar nicht richtig mitbekommt, wie es inzwischen draußen, unten, bei den Hartz-IVlern, den Aufstockern, 1-Euro-Jobbern, Zeitarbeits- und Billiglöhnern wirklich zugeht. Man verliert kein Wort über den Medienabschaum (insbesondere Privatfernsehen) und wie die Leute systematisch, von Anfang an, zu Konsumidioten regelrecht herangezüchtet (> homo oeconomicus) und ihrer Chancen schon im Vorfeld beraubt werden. Man erkennt zwar, dass Bildung sehr wichtig ist, aber man erkennt und thematisiert nicht, wie sie vielen Menschen durch dieses Konsum-, Wachstums- und Schuldenwahnsystem vorenthalten wird.
Miegel teilt noch interessante wirtschaftshistorische Fakten mit, nämlich dass zwischen Karl dem Großen und Napoleon sich die Produktivität nur verdoppelt habe - da ergäbe für diese 1000 Jahre gerade mal eine Wachstumrate von 0,07%. Das enorme Wachstum unserer Zeit sei im wesentlichen ein Produkt der letzten 200 Jahre. Aber 50% der Wachstumszuwächse beruhten auf Raubbau und der Ausbeutung fossiler Energieträger. Statt die Ressourcen dieser Welt vernünftig zu gebrauchen, verbrauchten wir sie. Das sei das zentrale Dilemma. Aber die Aufstiegsversprechen unserer PolitikerInnen gingen immer weiter. Dies müsse infolge der zunehmend mehr auftretenden Spannungen entweder zu mehr (Staats-) Gewalt oder zu mehr Gleichheit führen (RS: also gerechtere Umverteilung). Die Schaumwirtschaft und Luftbillionen hülfen nicht.
Der Moderator bringt an dieser Stelle noch einmal
die Entwicklungsproblematik ins Spiel, problematisiert auch das (Wirtschaftswachstums-)
Modell der westlichen Welt und fragt, wie denn nun getan werden kann und
soll. Hier kommt aus der Runde m.E. letztlich relativ wenig. Ich habe den
Eindruck, als sähe man den gigantischen egoistischen Widerstand auch
unten gar nicht so recht. Anderseits muss man natürlich sehen, diese
Frage mit zu den schwierigsten überhaupt gehört. Es wäre
vermessen, von einer solchen Runde einfache praktisch Rezepte zu erwarten.
Die hat niemand. Am Anfang von Veränderungen steht oft eine Einstellungsveränderung
und damit die Einsicht, dass es so nicht weiter gehen kann. Darin waren
sich im Prinzip einschließlich des Publikum alle einig. So gesehen
hat diese Veranstaltung sicher dazu beigetragen, Einsichten zu fördern
und Einstellungsveränderungen zu festigen. Eine gute Sache.
Um 12.51 Uhr schließt der Moderator die Veranstaltung,
die viel Beifall erhält. Wer das Thema fortsetzen mochte, konnte im
ZDF-Nachtsudio
weitermachen.
Programmtext: "Sonntagsmatinee: Wachstum
– ein Irrweg? Wohlstand, Verantwortung und Realismus in einer begrenzten
Welt
Podiumsdiskussion mit Ernst-Wilhelm Händler, Meinhard Miegel,
Adolf Muschg, Armin Nassehi und Johano Strasser, Moderation: Wilfried F.
Schoeller
Wachstum ist ein politischer Wortmagnet. An ihm
hängen: die wirtschaftliche Entwicklung, der politische Erfolg, die
Arbeitsplätze, unser schütterer Glaube an den Fortschritt. Der
Wachstumskonsens gilt in allen Industrieländern, erst recht in den
Schwellenländern. Der Pegelstand der menschlichen Möglichkeiten
scheint mit ihm verbunden zu sein. Aber schon vor fast vierzig Jahren hat
der Club of Rome die Welt aufgeschreckt; mit seinen Thesen und Prognosen
über die „Grenzen des Wachstums“ verstörte er den gesellschaftlichen
Optimismus nachhaltig. Mögen auch viele der damaligen Prognosen nicht
eingetroffen sein: Die Warnungen über das Schwinden der Ressourcen,
Umweltzerstörung, Überbevölkerung nehmen in der letzten
Zeit wieder deutlich zu.
Meinhard Miegel versucht, die Begriffe zu entkoppeln. In seinem aufsehenerregenden
Buch „Exit. Wohlstand ohne Wachstum“ plädiert er für einen Ausstieg
aus dem Wachstumswahn. Er hat drei Jahrzehnte lang das Institut für
Wirtschaft und Gesellschaft in Bonn geleitet, war als Politikberater tätig.
Er will den Blick auf die Grenzen der Expansion lenken. Die Aufmerksamkeit
schärft sich wieder für allgemeine Fragen: Führt Wirtschaftswachstum
aus den globalen Krisen heraus oder nur tiefer in sie hinein? Welche Folgen
hat das Dogma vom Immermehr und von der unaufhaltsamen Steigerung des Konsums?
Welche Umweltkatastrophen würden passieren, wenn beispielsweise China
und Indien unsere Standards erreichten? Sind die Warnungen berechtigt oder
nur Panikattacken in einer hysterischen Mediengesellschaft?
Es diskutieren der Sozialforscher Meinhard Miegel,
der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg, der Präsident des deutschen
P.E.N., Johano Strasser, der Sozialwissenschaftler und Unternehmensberater
Armin Nassehi sowie der Schriftsteller und Unternehmer Ernst-Wilhelm Händler.
Wilfried F. Schoeller. Sonntag, 29. August, 11:00 Uhr, Redoutensaal.
Eintritt: 5,00 / erm. 3,50 Euro
(Faust II, A V, Palast, Mephisto Vers 11187) |
Das Hamburger Abendblatt (4.1.7)
hat die Öffnungszeiten in der deutschen Geschichte dargestellt: "Die
Ladenöffnungszeiten - wie im Bild die längeren Öffnungen
bei Ikea - sind in Deutschland seit gut hundert Jahren gesetzlich geregelt.
Im Kaiserreich durften die Läden durchgehend öffnen und viele
hatten sogar bis 23 Uhr geöffnet. Danach gab es Schlusszeiten, die
die Öffnung auf 5 bis 21 Uhr begrenzten. Allerdings gab es Ausnahmen,
und auf dem Land war die Kontrolle des Gesetzes nur unterentwickelt. Die
Regulierung wurde während der NS-Zeit beibehalten. Nach dem Krieg
herrschte zunächst eine uneinheitliche Regelung, im Süden schlossen
die Läden später als im Norden. Für die Verbraucher war
dieser Wirrwarr unpraktisch, sodass das Ladenschlussgesetz 1956 auf die
Planbarkeit von Einkäufen abzielte. Liberalisiert wurde es dann noch
einmal 1989 und 1996."
Leseprobe "Prolog Wachstum, Wachstum über alles." [PDF] [IP-GIPT Ersatz] |
Verlags-Info: "Abschied vom Wachstumswahn. Das Wachstum
der Wirtschaft ist zur Ersatzreligion unserer Gesellschaft geworden. Vielen
gilt es als Voraussetzung für Wohlstand, persönliches Glück
und ein funktionierendes Gemeinwesen. Doch was ist, wenn es kein Wachstum
mehr gibt? Was kann, was sollte an seine Stelle treten, um uns ein erfülltes
Leben zu ermöglichen? Auf diese drängenden Fragen gibt Meinhard
Miegel, einer der renommiertesten Sozialwissenschaftler Deutschlands, profunde
Antworten.
Dass die beispiellose Wachstumsepoche, die die westliche Welt seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat, zu Ende geht, sieht Miegel als Herausforderung und Chance zugleich. Denn längst mehrt dieses Wachstum nicht mehr unseren Wohlstand, sondern verzehrt ihn. Es überlastet die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und nicht zuletzt die Menschen. Dringend geboten ist ein intelligenterer Umgang mit den Gütern der Erde, die Achtung von Umwelt und Natur, vor allem aber ein grundlegend verändertes Verständnis unserer Möglichkeiten und Bedürfnisse. Es geht um nichts Geringeres als ein zukunftsfähiges Lebenskonzept. iegel bietet eine bestechende Zeitdiagnose und einen überzeugenden Entwurf dessen, was zu tun ist. Ein wegweisendes Buch." |
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