Definition und definieren des Vorstellens und der Vorstellung
Allgemeines Definitions-Register
Psychologie
besonders zu Erleben und Erlebnis
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
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Das elementare formale und allgemeine Gerüst für einen Begriff, Kernelement einer Definition, besteht aus Name/Wiedererkennung, Inhalt, Referenz, wobei die Referenz angibt, wo und wie man den Definitionsinhalt in der Welt und bei den Menschen finden kann. Die Referenz wird in der Psychologie so gut wie nie erörtert und ausgeführt und steht bis heute in kaum einem Lehrbuch (teilweise Westermann). Und genau das ist wahrscheinlich der Kern des Problems: Referenzieren ist schwer, meinen und oberflächeln hingegen sehr leicht. Die besonderen Definitions- und Referenzierungsprobleme der Psychologie liegen im Erleben besonders dem direkt nicht zugänglichen fremden Erleben. Hier gibt es noch sehr viel zu tun. Ich hoffe, auch diese Seite trägt zur Klärung und Entwicklung bei.
(1)
Vorstellen und Vorstellung sind wichtige Grundbegriffe der Psychologie,
die leider nicht einheitlich verwendet werden, was aber für die Grundlagenforschung
und Beweisanliegen notwendig ist, aber natürlich nicht für die
Kommunikation im Alltagsleben.
(2)
Aber der Vorstellungsbegriff in der Psychologie hat sich in
den letzten Jahrzehnten einheitlich, stabil und vernünftig entwickelt
> (5), (6).
(3) In der Gründerzeit
der deutschen Psychologie herrschte ein ziemliches Durcheinander.
(4) Noch Wundt
bleibt in seinem Grundriss 1896 sehr unklar und ungenau.
(5) Arnold, Eysenck, Meili
in ihrem Wörterbuch der Psychologie 1976: "Unter einer Erinnerungs-
oder Gedächtnis-V. versteht man die bei Abwesenheit entsprechender
Sinnesreize im >Bewußtsein erfolgende Repräsentation früher
wahrgenommener Gegenstände oder Vorgänge. Bei einer Phantasie-V.
handelt es sich um die subj. Verbindung (Neukombination) von Bestandteilen
früherer Wahrnehmungen. ..."
(6) DORSCH Der aktuelle Online
Abruf des Lexikons der Psychologie von Dorsch führt aus: ""Vorstellung
[engl. belief, idea, imagination], [KOG], geistige Repräsentation.
Entspr. den einzelnen Sinnesgebieten gibt es visuelle, auditive, taktile,
Geruchs-, Geschmacksvorstellungen usw."
(7) Definition
vorstellen: Unter y
vorstellen
verstehen
wir die sinnliche Präsentation einer aus dem Gedächtnis aufgerufenen
Wahrnehmung im Bewußtsein. y
vorstellen
heißt
sozusagen "wahrnehmen" ohne äußere Wahrnehmungsquelle mit dem
Wissen, daß man
y
vorstellt
und
nicht y
halluziniert
oder
y
pseudo-halluziniert
(siehe
unten).
(8) Begriffsbasis Definiens : sinnlich, Präsentation, sinnliche Präsentation, Gedächtnis, Aufruf aus dem Gedächtnis, Wahrnehmung, Bewusstsein, äußere Wahrnehmungsquelle, Wissen, halluziniert, pseudo-halluziniert. (9) Nicht jeder Mensch kann in diesem Sinne vorstellen, wie ich 1998 zufällig bei der Psychotherapie eines Depressiven und Legasthenikers entdeckte.
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(10) Anmerkung Hypnose : Eine wichtige Rolle spielt vorstellen in der Suggestion, Autosuggestion und Hypnose.
(11) Begriffsumfeld:
Überschneidungs- und Abgrenzungsprobleme
Der Vorstellungsbegriff im Alltags- und Bildungsleben wird oft meist
unklar und mehrdeutig, wobei aber ein ungefähres Verständnis
für die praktische Kommunikation meist ausreicht.
Überschneidungen und Abgrenzungsprobleme gibt
es zu den Begriffen der Worte denken, eidetisch vorstellen, erinnern, erleben,
halluzinieren, phantasieren, träumen, tagträumen, wahrnehmen.
Die meisten Überschneidungen könnte es
mit phantasieren, denken und erleben geben.
Auswahl-Übersicht-Überschneidungs- und Abgrenzungsprobleme:
Überlegungen
zu Überschneidungen und Abgrenzungen [Quelle]
Erläuterung
Funktionszeichen y.
Farbsymbolik: blau geistiger. grün Wahrnehmungsbereich.
Unterscheiden und Abgrenzen vom y denken und y erinnern: y denken und y erinnern kann gedanklich abstrakt geschehen, also ohne - bewußte - sinnliche Präsentation im Bewußtsein3). y Denkenheißt, geistige Modelle bilden oder zueinander in Beziehung setzen ohne sinnliche Re-Präsentation. yErinnern heißt die Re-Präsentation eines Erlebnis- oder früheren Bewußtseinsinhaltes aus dem Gedächtnis. y Denken kann auch im Zusammenhang mit anderen psychologischen Funktionen wie z. B. y vorstellen oder y phantasieren erfolgen.
Unterscheiden und Abgrenzen vomy
Halluzinieren,
y
pseudo-halluzinieren
undy
eidetischen
vorstellen: Im
Unterschied zum y
Halluzinieren
weiß
die Vorstellende beim y
pseudo-halluzinieren
undy
eidetischen
vorstellen, daß sie y
vorstellt
und
n
i c h t ohne äußere Wahrnehmungsquelle y
wahrnimmt.
Nehmen y
Vorstellungen
den
Realitätscharakter von y
Wahrnehmungen
an,
sprechen wir von y eidetischen
Vorstellungen.
y Halluzinieren heißt,y Vorstellungen alsy Wahrnehmungen ohne tatsächliche äußere Wahrnehmungsquelle zu deuten, wobei die Vorstellende den subjektiv völlig richtigen und damit verständlichen Eindruck einer tatsächlichen y Wahrnehmung haben kann, also keineswegs "spinnt" wie manche landläufig und zu Unrecht werten.
y pseudo-halluzinieren heißt, Vorstellungen mit realem Wahrnehmungscharakter zu haben, aber ohne sonstiges eidetisches Vorstellungsvermögen und wohl wissend, daß es hier keine äußere Wahrnehmungsquelle gibt4).
Unterscheiden und Abgrenzen vomy phantasieren, d. h. daß zu den Bewußtseinsinhalten nicht erlebte oder auch nicht wirkliche Elemente oder Merkmale hinzukommen. Kunst, Film, Literatur, ErfinderInnen aber auch fast jeder Mensch in seinen Tagträumen und eben so genannten Phantasien schafft solche Phantasieprodukte, die aber u. U. zu einem späteren Zeitpunkt von ihrem ontologischen5) Status der Phantasie in den ontologischen Status der Realität wechseln können. Werden Phantasieprodukte der y Wahrnehmung zugänglich gemacht, etwa indem ich in einem Film "Pegasus"y wahrnehme, so ist diese y Wahrnehmung natürlich real und nicht etwa ein Phantasieprodukt.
(12)
Praktische
Normierung des Vorstellens
Die einfachste konstruktive Normierung erfolgt
visuell, z. B. über folgende Anleitung:
KN_Bildlich_Vorstellen_01. Schließen Sie nun bitte die Augen und versuchen Sie, sich vorzustellen, wie ich aussehe. Versuchen Sie also, mich mit geschlossenen Augen zu "sehen". Wenn Sie mich auch mit geschlossenen Augen "sehen" können, so sagen wir dazu, daß Sie sich mich bildlich vorstellen können. Haben Sie verstanden, was ich mit dem Wort vorstellen meine?
Kontrolle_KN_Bildlich_Vorstellen_01. Wenn ja, dann bitten Sie die ProbandIn um ein Rollenspiel. Sie spielen eine NachbarIn und ProbandIn soll dieser NachbarIn erklären, was eine bildliche Vorstellung ist.
Man kann nun einfache geometrische Figuren vorstellen lassen oder auch visuell bekannte Personen, Tiere oder Gegenstände aus dem Leben der ProbandIn.
Ebenso kann man Formen, Farben, Klarheit, Bewegung (Film) und Veränderung prüfen, um so das Vorstellungsvermögen auszutesten. Und man kann im Anschluß auch die anderen Vorstellungsvermögen prüfen, z. B.: Riechvorstellungen (Duft von frischem Kaffee, frisch gemähtes Gras usw.), Geschmacksvorstellungen (süß, sauer, salzig, bitter).
Es stellt sich in
der diagnostischen und therapeutischen Situation manchmal die Frage, z.
B. beim Erlernen des Mentalen
Trainings, wie können wir denn sicher
sein, daß die ProbandIn auch tatsächlich
yvorstellt
und nicht nur gedanklich yerinnert?
Die differentialdiagnostische Evaluation dieser Frage erfordert eine Reihe
von Prüfverfahren, von denen wir glauben, daß sie nicht so allgemein
zugänglich veröffentlicht werden sollten.
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Zusammenfassung-Materialien-Vorstellungsbegriff. Die psychologischen Beschreibungen im Dorsch (Onlineabruf 19.06.2024) und bei Arnold, Eysenck, Meili 1976 stimmen überein und sind zu gebrauchen. Es fehlt aber überall ein Hinweis, dass nicht jeder Mensch in dem beschriebenen Sinne vorstellen kann.
Zufallsentdeckung-Sponsel-1998,
dass nicht jeder vorstellen kann
Vorstellungstypen (Sinnestypen) bezeichnen das jeweils bei der Wahrnehmung bevorzugte Sinnesgebiet: akustischer oder auditiver (Hören), gustatorischer (Geschmack), motorischer oder kinästhetischer oder taktiler (Bewegungswahrnehmung), olfaktorischer (Geruch) und optischer oder visueller (Sehen) Typ. W. Kretschmer"
Zusammenfassung-Vorstellungen-Wundt-Grundriss-1896:
[Internetarchiv]
Im Grundriss der Psychologie (1896) werden Vorstellungen ausführlich
in mehreren Paragraphen (Kapiteln) erörtert und im Inhaltsverzeichnis
dargelegt. Auch im Sachregister
gibt es mehrere Einträge, wenn auch keinen mit Hinweis auf eine Definition
oder Begriffserklärung. Fundstellen im Text: "Vorstell" 618, "Vorstellung"
568, "vorstellen" 32, "vorstellt" 1. Ich habe die ersten fortlaufenden
11 Erwähnungen im Text von S. 2-15 einschließlich
erfasst. An keiner Stelle gibt Wundt eine Definition, Erklärung oder
nähere Erläuterung zu seinem Vorstellungsbegriff, auch nicht
durch Querverweise, Fußnote oder Literaturhinweis. Nachdem man erwarten
darf, dass Definitionen, Erklärungen oder nähere Erläuterungen
zu wichtigen Grundbegriffen (>Regeln
Grundbegriffe) dort erfolgen, wo sie die ersten Male erwähnt werden,
gehe ich davon aus, wenn Wundt diese Gelegenheit bei 15 Erwähnungen
auf den ersten 14 Seiten nicht genutzt hat, dass er dies auch im weiteren
Verlauf nicht mehr tun wird. So viel begriffliche Nachlässigkeit bei
den psychischen Gebilden
hätte ich nicht erwartet. Ich habe noch einmal sicherheitshalber nach
"Vorstellungsbegriff" im Text gesucht, aber auch hier nichts mehr gefunden,
schließlich hat Wundt auch ein Logikbuch geschrieben.Fazit:
Im Grundriss 1896 definiert, erklärt oder erläutert Wundt seinen
Vorstellungsbegriff nicht.
Erwähnungen
im Inhaltsverzeichnis.
Vorstellungen 109 Intensive V. 109. Räumliche V. 120. V. der eigenen
Bewegung 131. Zeitliche V. 161. Allgemeine Bedingungen der zeitlichen V.
130. Reproduction der V.261. Assimilation bei räumlichen V. 261. Räumliche
V. beim Kinde 331. Zeitliche V. beim Kinde 335.
Vorstellungsassociationen 165.
Vorstellungsäußerungen im Affect 203.
Vorstellungsverlauf im Affect 201
_
Fortlaufende
Textfundstellen, hier der Reihe nach durchnummeriert
(bei Wundt gesperrt, hier fett, Vorstellung meist von R.S. fett hervorgehoben)
S. 2: "Die zweite, die empirische Definition, die in der Psy-
chologie eine »Wissenschaft der innern Erfahrung« sieht,
ist
deshalb unzulänglich, weil sie das Missverständniss erwecken
kann, als habe sich diese mit Gegenständen zu beschäftigen,
die von denen der so genannten »äußeren Erfahrung«
durch-
gängig verschieden seien. Nun ist es zwar richtig, dass
es Erfahrungsinhalte gibt, die der psychologischen Unter-
suchung zufallen, wähnend sie unter den Objecten und
Vorgängen derjenigen Erfahrung, mit der sich die Natur-
forschung beschäftigt, nicht vorkommen: so unsere Ge-
fühle, Affecte, Willensentschlüsse. Dagegen gibt es keine
einzige Naturerscheinung, die nicht auch unter einem ver-
änderten Gesichtspunkt Gegenstand psychologischer Unter-
suchung sein könnte. Ein Stein, eine Pflanze, ein Ton, ein
Lichtstrahl sind als Naturerscheinungen Objecte der Mine-
ralogie, Botanik, Physik u. s. w. Aber insofern diese Natur-
erscheinungen 1Vorstellungen
in uns erwecken, sind sie
zugleich Objecte der Psychologie, die über die Entstehungs-
weise dieser 2Vorstellungen
und über ihr Verhältniss zu an-
dern 3Vorstellungen sowie
zu den nicht auf äußere Gegen-
stände bezogenen Vorgängen, den Gefühlen, Willens-
regungen u. s. w., Rechenschaft zu geben sucht. Einen
»inneren Sinn«, der als Organ der psychischen Wahrnehmung
den äußeren Sinnen als den Organen der Naturerkenntniss
gegenübergestellt werden könnte, gibt es demnach über-
haupt nicht. Die 4Vorstellungen,
deren Eigenschaften die
Psychologie zu erforschen sucht, entstehen gerade so gut
mit Hülfe der äußeren Sinne wie die Wahrnehmungen,
von
denen die Naturforschung ausgeht; und die subjectiven Re-
gungen, die bei der naturwissenschaftlichen Auffassung der [>3]
Dinge außer Betracht bleiben, die Gefühle, Affecte, Willens-
acte, ...
S. 4: "3a. Da die Naturwissenschaft den Inhalt der Erfahrung
unter Abstraction von dem erfahrenden Subjecte erforscht, so
pflegt man ihr auch die .Erkenntnis; der Außenwelt. als ihre
Aufgabe zuzuweisen, wobei unter Außenwelt die Gesammtheit
der uns in der Erfahrung gegebenen Objecte verstanden wird.
Dem entsprechend hat man dann zuweilen die Aufgabe der
Psychologie als die »Selbsterkenntniss des Subjectes« definirt.
Diese Begriffsbestimmung ist jedoch deshalb ungenügend, weil
neben den Eigenschaften des einzelnen Subjects auch die Wechsel-
wirkungen desselben mit der Außenwelt und mit andern ähnlichen
Subjecten zur Aufgabe der Psychologie gehören. Ueberdies kann
jener Ausdruck leicht so gedeutet werden, als wenn Außenwelt
und Subject getrennte Bestandtheile der Erfahrung wären oder min-
destens in von einander unabhängige Erfahrungsinhalte gesondert
werden könnten, während doch die äußere Erfahrung
stets an die
Auffassungs- und Erkenntnissfunctionen des Subjectes gebunden
bleibt und die innere Erfahrung die 5Vorstellungen
von der Außen-
welt als einen unveräußerlichen Bestandtheil enthält.
..."
S. 6: "... Indem die Naturwissenschaft zu er-
mitteln sucht, wie die Objecte ohne Rücksicht auf das Subject
beschaffen sind, in die Erkenntniss, die sie zu Stande bringt.
eine mittelbare oder begriffliche: an Stelle der unmittel-
baren Erfahrungsobjecte bleiben ihr die aus diesen Objecten
:mittelst der Abstraction von den subjectiven Bestandtheilen
unserer 6Vorstellungen
gewonnenen Begriffsinhalte. Diese Ab-
straction macht aber stets zugleich hypothetische Ergänzungen
der Wirklichkeit erforderlich. Da nämlich die naturwissenschaft-
liche Analyse zahlreiche Bestandtheile der Erfahrung, wie z. B.
die Empfindungsinhalt, als subjective Wirkungen objectiver Vor-
gänge nachweist, so können diese letzteren in ihrer von dem
Sub-
jecte unabhängigen Beschaffenheit nicht in der Erfahrung enthalten
sein. Man pflegt sie deshalb mittelst hypothetischer Hülfsbegriffe
über die objectiven Eigenschaften der Materie zu gewinnen. Indem
dagegen die Psychologie den Inhalt der Erfahrung in seiner vollen
Wirklichkeit, die auf Objecte bezogenen 7Vorstellungen
samt
allen ihnen anhaftenden subjectiven Regungen, untersucht, ist
ihre Erkenntnissweise eine unmittelbare oder anschauliche:
eine anschauliche in der erweiterten Bedeutung, die dieser Begriff
in der neueren wissenschaftlichen Terminologie angenommen
hat, und in der er nicht mehr bloß die unmittelbaren Wahr-
nehmungsinhalte der äußeren Sinne, namentlich des Gesichtssinns,
sondere alles concret Wirkliche, im Gegensatz zum abstract
und begrifflich Gedachten, bezeichnet. ..."
S. 11: "... Daraus ergibt sich dann nothwendig, dass die psycho-
logische Analyse der allgemeinsten geistigen Erzeugnisse,
wie der Sprache, der mythologischen 8Vorstellungen,
der
Normen der Sitte, zugleich als ein Hülfsmittel für das Ver-
ständniss der verwickelteren psychischen Vorgänge über-
haupt betrachtet wird. ..."
S. 14.1-3: "... Legt man den
Hauptwerth auf die Objecte der unmittelbaren Erfahrung,
so entsteht die intellectualistische Psychologie, die den
Versuch macht, alle psychischen Vorgänge, insbesondere also
auch die subjectiven Gefühle, Triebe, Willensregungen, aus
den 9Vorstellungen oder,
wie man diese wegen ihrer Be-
deutung für die objective Erkenntniss auch nennen kann,
aus den intellectuellen Vorgängen abzuleiten. Legt man
dagegen den Hauptwerth auf die Entstehungsweise der un-
mittelbaren Erfahrung im Subject, so entsteht eine Rich-
tung, die den nicht auf äußere Objecte bezogenen subjec-
tiven Regungen eine gleichberechtigte Stellung neben
den 10Vorstellungen einräumt:
man hat dieselbe wegen der
Bedeutung, die unter den subjectiven Processen die Willens-
vorgänge beanspruchen, als voluntaristische Psychologie
bezeichnet.
Unter den beiden nach der allgemeinen Auffassung
der
innern Erfahrung sich scheidenden Richtungen der empi-
rischen Psychologie (3) ist es die Psychologie des inneren
Sinnes, die sich zugleich dem Intellectualismus zuzuneigen
pflegt. Indem nämlich der innere Sinn den äußeren Sinnen
coordinirt wird, finden zunächst diejenigen psychischen Er-
fahrungsinhalte Beachtung, die, analog wie die Naturgegen-
stände den äußeren Sinnen, so dem inneren Sinn als
Ob-
jecte gegeben sein sollen. Die Natur von Objecten glaubt
man aber von allen psychischen Erfahrungsinhalten nur den
11Vorstellungen zuschreiben
zu können, und zwar des-
halb, weil sie als Bilder eben jener den äußeren Sinnen
[>15]
gegebenen Gegenstände außer uns betrachtet werden. Dem-
nach werden nun die 12Vorstellungen
als die einigen realen
Objecte des inneren Sinnes angesehen, während alle nicht
auf äußere Gegenstände bezogenen Vorgänge, wie
z. B. die
Gefühle entweder als undeutliche 13Vorstellungen
oder als
14Vorstellungen, die
sich auf unseren eigenen Körper beziehen.
oder endlich als Wirkungen. die durch das Zusammentreffen
der 15Vorstellungen entstehen,
geleitet werden."
Im Text namentlich aufgeführte AutorInnen sind hier erfasst und
können direkt angesteuert werden:
ARISTOTELES, BAIN,
BALDWIN,
BECK,
BENEKE
G., BERGMANN, J.,
BERGSON,
BIEDERMANN,
G.,
BOLZANO,
BOUTERWEK,
BRADLEY,
BRENTANO,
CONDILLAC,
CORNELIUS,
H.,
CRUSIUS,
CZOLBE, DAUB,
DESCARTES,
DRBAL,
DROBISCH,
EBBINGHAUS,
EBERHARD,
EPIKTET,
ERDMANN-1,
ERDMANN-2,
B., ESCHENMAYER,
FECHNER,
FERGUSON,
FERRIER,
FICHTE-1,
FICHTE-2,
FOUILLÉE,
FRIES-1,
FRIES-2,
GEIGER
L., GEORGE, GLOGAU,
GREEN,
GÖRING,
HAGEMANN,
HANUSCH,
HARTMANN,
E. v., HEGEL,
HEINROTH,
HELMHOLTZ,
HERBART,
HILLEBRAND,
HILLEBRAND,
F., HOBBES,
HODGSON,
HOLBACH,
HUSSERL,
HÖFLER,
JAMES,
JANET,
JERUSALEM,
JESSEN,
JODL,
KANT,
KNAPP,
KRUG,
KÜLPE,
LAZARUS,
LICHTENFELS,
LINDNER,
LIPPS,
LOCKE,
LOTZE,
LUTHER,
MAINLÄNDER,
MANSEL
u. a.. , MARTY, MENDELSOHN,
MERCIER,
MEYNERT,
MICHELET,
PLATNER,
RABUS,
RAU,
REHMKE,
REIMARUS,
REINHOLD-1,
REINHOLD-2,
RENOUVIER,
REUSCH,
RIBOT,
RITTER,
H.,
ROSENKRANTZ, W. , ROSENKRANZ,
E., RÜDIGER,
SALISBURY,
SCHAUMANN,
SCHELLING,
SCHILLING,
G., SCHLEIERMACHER,
SCHMID
, E., SCHOPENHAUER,
SCHUBERT-SOLDERN,
SCHULZE
, G. E., SELLE,
SERGI, SEYDEL,
R., SIGWART,
SOCOLIU,
SPENCER,
H.,
SPICKER,
SPINOZA,
STEINER,
R.,
STEINTHAL,
STIEDENROTH,
STOUT,
SUAREZ,
SULLY,
TEIHMÜLLER,
TETENS,
KERRL,
TH., TIEDEMANN-1,
TIEDEMANN-2,
TWARDOWSKY,
ULRICI,
UPHUES,
VILLA,
VOLKMANN,
WAHLE,
WARD,
J., WEISSE, C. H.,
WITTE,
WOLF,
WOLFF,
H. , WUNDT,
ZIEHEN, ZIMMERMANN,
R.
Die Geschichte des Begriffes »Vorstellung« zeigt eine bald weitere, bald engere Fassung desselben. Als Vorstellung gilt bald ein jedes Perzipieren (s. d.) eines Inhalts, bald Wahrnehmung und Erinnerungsbild, bald nur das letztere. Verschieden ist auch die Bedeutung, welche der Vorstellung erteilt wird (s. Intellektualismus, Voluntarismus). Endlich wird das Verhältnis von Vorstellung und Objekt (s. d.) verschieden gedeutet.
Die ältere Philosophie versteht unter Vorstellung, eine innere »Einbildung«, eine innerliche (richtige oder falsche, gedächtnis- oder phantasiemäßige) Vergegenwärtigung von Objekten. ARISTOTELES bestimmt die Vorstellung (phantasia), »Einbildung«, als eine infolge von Wahrnehmung (s. d.) eintretende seelische Veränderung, Nachwirkung, als kinêsis hypo tês aisthêseôs tês kat' energeian gignomenê. epei d' hê opsis malista aisthêsis esti, kai to onoma hypo tou phaous eilêphen, hoti aneu phôtos ouk estin idein (De an. III 3, 429 a 1 squ.). epeidê esti kinêthentos ton de kineisthai heteron hypo toutou, hê de phantasia kinêsis tis dokei einai kai ouk aneu aisthêseôs gignesthai all' aisthanomenois kai hôn aisthêsis estin (l. c. 428 b 11). Die phantasia ist wie eine abgeschwächte Empfindung (Rhet. I 11, 1370 a 28). Ohne Wahrnehmung gib es kein Sich-vorstellen: phantasia gar heteron kai aisthêseôs kai dianoias. hautê te ou gignetai aneu aisthêseôs, kai aneu tautês ouk estin hypolêpsis (l. c. 427 b 14). to oun phainesthai esti to doxazein hoper aisthanetai (l. c. 428 b 1). Die phantasia kann auch falsch, trügerisch (pseudês) sein (l. c. 428 a 17). Sie ist vom Begriffe (logos) zu unterscheiden: tôn de thêriôn eniois phantasia men hyparchei, logos d' ou (l. c. 428 a 25). Die phantasia ist logistikê oder aisthêtikê (l. c. III 10, 433 b 29. vgl. III 11, 434 a 5). Das Vorstellungsbild heißt phantasma (s. d.). Die Stoiker erklären die Vorstellung als die Erfassung eines in der Seele erfolgenden »Abdruckes« (typôsis) eines Zustandes, der auf ein Objekt hinweist: phantasia men oun esti pathos en tê psychê gignomenon, endeiknymenon en hautô kai to pepoiêkos (Plac. IV, 12, Dox. 401). Die Vorstellung stellt sich und ihre Ursache dar: eirêtai de phantasia ek tou phainesthai autên te kai to pepoiêkos, hoper esti phantaston (Galen. hist. philos. 93, 105, Dox. 636). phantasma de estin eph' ho helkometha kata ton phantastikon diakenon helkysmon (ib.). phantaston de to pepoiêkos tên phantasian aisthêton (Nemes., De nat. hom. 7). -. legousi gar phantasian einai typôsin en hêgemonikô (Sext. Empir. Pyrrh. hypotyp. II, 7). diapherei de phantasia kai phantasma. phantasma men gar esti dokêsis dianoias kata tous hypnous, phantasia de esti typôsis en psychê, toutestin alloiôsis ... ou gar dekteon tên typôsin hoionei typon sphragistêros, epei anedekton esti pollous typous kata to auto peri to auto ginesthai. noeitai de hê phantasia hê apo hyparchontos kata to hyparchon enapomemagmenê kai enapotetypômenê kai enapesphagismenê, hoia ouk an genoito apo mê hyparchontos. tôn de phantasiôn kat' autous hai men eisin aisthêtikai (sinnliche Vorstellungen), hai d' ou. aisthêtikai men hai di aisthêtêriou ê aisthêtêriôn lambanomenai, ouk aisthêtikai d' hai dia tês dianoias kathaper hai epi tôn asômatôn kai epi tôn allôn tô logô lambanomenôn. tôn de aisthêtikôn apo hyparchontôn met' eixeôs kai synkatatheseôs ginontai. eisi de tôn phantasiôn kai emphaseis hai hôsanei apo hyparchontôn ginomenai. eti tôn phantasiôn hai men eisi logikai, hai de alogoi. logikai men hai tôn logikôn zôôn, alogoi de hai tôn alogôn. hai men oun logikai noêseis eisin, hai d' alogoi ou tetychêkasin onomatos. kai hai men eisi technikai, hai de atechnoi (Diog. L. VII 1, 50 squ.). tên de phantasian einai typôsin en psychê, tou onomatos oikeiôs metenênegmenon apo tôn typôn tôn en tô kêrô hypo tou daktyliou ginomenon (l. c. VII, 1, 45). Die Vorstellungen sind kataleptisch (s. d.) oder akataleptisch (ib.). Jede Vorstellung ist eine heteroiôsis psychês, ein Erleiden der Seele (kata peisin. Sext. Empir. adv. Math. VII, 229, 239). EPIKTET bemerkt in bezug auf das Verhältnis der Vorstellung zum Seienden: tetrachôs hai phantasiai ginontai hêmin. ê gar hôs esti tina, houtô phainetai, ê ouk onta oude phainetai hoti estin, ê esti kai ou phainetai, ê ouk esti kai phainetai (Diss. I, 27, 1). Nach ALEXANDER VON APHRODISIAS ist die phantasia eine Nachwirkung der Empfindung (De an. 135 b). Ähnlich lehren PROKLUS, PLUTARCH VON ATHEN (Prokl. in Tim. vgl. Siebeck, I 2, 350).
DieScholastiker unterscheiden »formale« Vorstellung (Vorstellungsakt) und »objektive« (s. d.) Vorstellung (Vorstellungsinhalt) (vgl. SUAREZ, Met. disp. II, sct. 1, 1). »Objektives Sein« ist das Sein, sofern es vorgestellt wird. Die Vorstellungen entstehen durch Vermittlung von »species« (s. d.), als »rerum imagines in mente apparentes« (JOH. VON SALISBURY, vgl. Prantl, G. d. L. II, 262). Vgl. Phantasie, Wahrnehmung, Objekt.
Bei LUTHER. kommt Vorstellen (»Fürstellen«) im Sinne von producere, praesentare vor. Nach DESCARTES ist die »imaginatio« (s. d.) »quaedam applicatio facultatis cognoscitivae ad corpus ipsi intime praesens ac proinde existens« (Med. V). Vom Begriffe (s. d.) unterscheidet die sinnliche Vorstellung auch SPINOZA (s. Idee). Nach HOBBES ist das »phantasma« ein »sentiendi actus« (De corp. C. 25, 3). LOCKE nennt Vorstellung (idea) alles, was die Seele auffaßt (Ess. II, ch. 8, § 8). LEIBNIZ bestimmt die Vorstellung als Vergegenwärtigung einer Vielheit in einer Einheit: »L'état passager qui enveloppe et représente une multitude dans l'unité ou dans la substance simple n'est autre chose que ce qu'on appelle la perception« (Monadol. 14). Die Monaden (s. d.) »repräsentieren«, jede von ihrem Gesichtspunkt, das Universum. Die Vorstellung steht in natürlicher Beziehung zu dem, was vorgestellt werden soll (Theod. II B, § 356 f.). Die Idee ist nicht »la forme de la pensée«, sondern »l'objet«. So kann sie »antérieure et postérieure aux pensées« sein (Nouv. ess. II, ch. 1, 1. vgl. unten Bolzano). CHR. WOLF gebraucht zuerst den Ausdruck »Vorstellung« für die intellektuellen Bewußtseinsvorgänge (Vern. Ged. I, § 220, 232, 749, 774. s. Idee). REUSCH erklärt: »Repraesentatio generation dicitur conformatio seu assimilatio rei unius ad alteram« (Syst. Log. § 1). RÜDIGER versteht unter der »idea« nur die Erinnerungsvorstellung (De sens. ver. et fals. I, 4, §1). MENDELSOHN bemerkt: »Die Vorstellungen des Wachenden... sind Abbildungen der Dinge, die außer uns wirklich vorhanden sind, nach den Regeln der Ordnung, in welcher sie sich außer uns wirklich hervorbringen. Sie gehören alle zu einer gemeinschaftlichen Welt. Sie sind zwar nicht in allen Subjekten gleich, sondern nach der Lage derselben und nach ihrem Standorte verschiedentlich abgeändert, aber diese Verschiedenheit selbst zeiget die Einheit und Identität des Gegenstandes, das sie darstellen« (Morgenst. I, 6). SELLE definiert: »Das Bewußtsein einer erfahrenen Empfindung heißt Vorstellung« (Grdz. d. r. Philos. S. 27. vgl. H. S. REIMARUS, Vernunftlehre, § 35). Nach SCHAUMANN ist Vorstellen ein durch das Ich im Ich Setzen (Elem. d. Log. § 31). Nach TETENS sind die Vorstellungen »von unseren Modifikationen in uns zurückgelassene und durch ein Vermögen, das in uns ist, wieder hervorzuziehende oder auszuwickelnde Spuren« (Philos. Vers. I, 16). Es gibt ursprüngliche und abgeleitete Vorstellungen (l. c. S. 24). - Als Grundkraft der Seele betrachten die Vorstellungskraft CHR. WOLF, TIEDEMANN (Unters. üb. d. Mensch. 1777/78), EBERHARD (Theor. d. Denk. u. Empfind. 1776),PLATNER (Log. u. Met. S. 10) u. a.
CONDILLAC unterscheidet (wie LOCKES Idee) »idées simples, idées complexes« (Extr. rais. p. 50). Nach BONNET ist Vorstellung (idée) »toute manière d'être de l'âme, dont elle a la conscience ou le sentiment« (Ess. analyt. IV, 19). Es gibt »idées des sens« und »de la réflexion« (Ess. de psychol. ch. 19, 21. wie LOCKE). Nach HOLBACH werden die Gehirnerregungen zu Vorstellungen, »lorsque l'organe intérieur porte les changements à l'objet qui les a produits« (Syst. de la nat. I, ch. 8, p. 108. vgl. FERGUSON, Grds. d. Moralphilos. S. 43). KANT versteht unter Vorstellung die Perzeption (s. d.) in allen ihren Arten (Anschauung, Begriff, Idee) (Krit. d. rein. Vern. S. 278 f.. vgl. Raum, Zeit, A priori). Nach REINHOLD gehört zu jeder Vorstellung Stoff und Form (Vers. ein. neuen Theor. II, 230 ff.). Vorstellen heißt »einen Stoff zur Vorstellung empfangen (nicht geben) und ihm die Form der Vorstellung erteilen« (l. c. S. 264). Vorstellung a priori ist »die Vorstellung von den a priori bestimmten Formen der sinnlichen Vorstellung, der äußern und der innern Anschauung« (l. c. S. 385). Nach BECK ist das »ursprüngliche Vorstellen« eins mit dem reinen Verstande (Erl. Ausz. III, 371). E. SCHMID erklärt: »Vorstellung nennen wir nicht eine jede Veränderung des Gemütes überhaupt, sondern nur diejenige, wovon ein Bewußtsein möglich ist, d. h. die ich auf ein (vorstellendes) Subjekt und auf einen (vorgestellten) Gegenstand beziehen kann« (Empir. Psychol. S. 179). Die Vorstellung entsteht »durch eine Einwirkung des Objekts und durch eine Handlung des Gemüts zugleich, d.h. die Vorstellung wird erzeugt« (l. c. S. 185). »Alle erkennbaren Vermögen des menschlichen Gemütes haben die gemeinschaftliche Bestimmung des Vorstellungsvermögens, d.h. alles, was durch das Gemüt möglich ist, ist entweder selbst Vorstellung oder nur durch Vorstellung möglich« (l. c. S. 172) KRUG erklärt: »Wir finden in uns zuerst eine Tätigkeit, die bloß innerlich (immanent) ist, indem wir uns irgend etwas vorstellen und es durch unsere Vorstellungen erkennen können. Durch diese Tätigkeit wird daher nur etwas Subjektives erzeugt, wenn es sich auch auf ein Objektives beziehen mag, das dadurch im Ich vergegenwärtigt oder abgebildet wird« (Handb. d. Philos. I, ob). Nach FRIES ist Vorstellung alle psychische Tätigkeit, in welcher die Beziehung auf Existenz und Gegenstand vorkommt (Neue Krit. I, 65). Vorstellung ist »jede Tätigkeit meines Gemüts, die zur Erkenntnis gehört« (Syst. d. Log. S. 32). Nicht die Vorstellungen erhalten sich, sondern deren Reproduktionsfähigkeit bleibt (Neue Krit. I, 144). Nach LICHTENFELS ist die Vorstellung »Vergegenwärtigung eines Gegenstandes als solchen« (Gr. d. Psychol. S. 15). Die Vorstellungen stehen miteinander in Wechselwirkung (l. c. S. 82 ff.). G. E. SCHULZE betont: »Da Vorstellungen allererst durch ihre Beziehung auf etwas anderes, als sie selbst sind, Vorstellungen ausmachen, so können sie von dem, was dadurch vorgestellt wird, sehr verschieden sein und gleichwohl eine Erkenntnis desselben vermitteln« (Üb. d. menschl. Erk. S. 24). »Durch Wahrnehmen wird immer nur einzelnes und Gegenwärtiges erkannt. Das Vorstellen hingegen erstreckt sich auch, weil es aus einem Erkennen vermittelst gewisser Zeichen besteht, auf das mehreren Dingen Zukommende, ferner auf das Abwesende, nicht mehr Vorhandene und Zukünftige« (l. c. S. 25 f.). Die Vorstellungen zerfallen in Vorstellungen von Einzeldingen, Begriffe, Ideen (1. G. S. 27 ff.). »Gesamtvorstellungen« sind »diejenigen, welche die Erkenntnis der Veränderungen enthalten, die mit einem Einzeldinge nach und nach vorgefallen sind« (l. c. S. 28. vgl. Psych. Anthrop. S. 147 f.: »Was... die Einbildungskraft hervorgebracht hat, wird... Vorstellung genannt«). - Nach TIEDEMANN sind Vorstellungen »solche Veränderungen des Gemüts, die ohne einen jetzt gemachten leidentlichen Eindruck vorhanden sind, die wir aber als irgend einem gemachten oder etwa noch zu machenden Eindrucke ähnlich annehmen und denen Allgemeinheit nicht ausdrücklich beigelegt wird« (Theaet. S. 116, 145).
BOUTERWEK bestimmt die Vorstellung als »die Entgegensetzung oder unmittelbare Wirkung der Kräfte selbst« (Apodikt. II, 75). Nach J. G. FICHTE gehören Wollen und Vorstellen untrennbar zusammen (WW. II 1, 21). Nach SCHELLING ist die Vorstellung das gemeinsame Produkt von Ich und Nicht-Ich. Nach J. J. Wagner wird durch das Streben des Subjekts, welches auf die Bestimmtheiten und Verschiedenheiten des Objekts gerichtet ist, die Empfindung zur Vorstellung, welcher die reagierende Ich-Tätigkeit den Inhalt gibt (Organ. S. 140 ff.). Durch den quantitativen und qualitativen Gegensatz bestimmen die Vorstellungen ihre Verhältnisse zueinander (l. c. S. 150 f.). Die (bewußtlose) Vorstellung ist die »Indifferenz der Anschauung und Empfindung« (Syst. d. Idealphilos. S. 15). Nach ESCHENMAYER ist in der Vorstellung das Mannigfaltige der quantitativen und qualitativen Verhältnisse der Außenwelt zur Einheit verknüpft (Psychol. S. 27). »Vorstellung ist eine Verknüpfung der Wahrnehmungen zur Einheit, Begriff eine Verknüpfung der Vorstellungen zur Einheit« (l. c. S. 84). - Nach HEINROTH ist das Vorstellen ein »Ein-Bilden« des Äußeren zum Innern (Psychol. S. 104). Nach HILLEBRAND ist das Vorstellen das »einfache subjektive Setzen der Empfindung als eines Objekts im Unterschiede von der Subjektivität« (Philos. d. Geist. I, 172). Die Vorstellung ist »die Seele im Bewußtsein ihrer eigenen Empfindungen« (l. c. S. 172 f.). Bewußtsein und Vorstellung sind identisch (ib.). In jeder Vorstellung ist ein Grad des Strebens der Subjektivität, das Objekt räumlich und zeitlich zu bestimmen (l. c. S. 173). Die Vorstellungen sind »Kraftpositionen der Subjektivität dem Objekte gegenüber« (l. c. S. 173 f.). Auf der Spannung jeder Vorstellung gegenüber den anderen beruht der psychische Mechanismus (l. c. S. 178. s. unten Herbart). - Nach H. RITTER ist die Vorstellung »ein allgemeines Bild, welches von Erscheinungen abgenommen worden ist« (Syst. d. Log. u. Met. I, 208). Nach C. H. WEISSE ist die Vorstellung »das in der Zeit weder anfangende, noch endende, weder als Ursache noch als Wirkung von anderem, in anderem und für andere seiende, sondern das für-sich-seiende Bild des Zeitlichen, d.h. der durch den Prozess der Zeitlichkeit bestimmten Körperlichkeit« (Grdz. d. Met. 6. 539). »Jede Bestimmtheit hat ein doppeltes Dasein, ein reales, zeitliches, in spezifischer Körperlichkeit und Bewegung bestehendes, und ein ideales, außerzeitliches, die Wahrheit jenes ersteren - ein Dasein als Vorstellung« (l. c. S. 538). Durch die Dialektik ihres Begriffes wird die Vorstellung zur Kraft (l. c. S. 541). BOLZANO unterscheidet objektive Vorstellung, »Vorstellung an sich« und subjektive Vorstellung, Auffassung oder Erscheinung jener (Wissenschaftslehre III, § 270, S. 6). Zu jeder subjektiven gibt es eine ihr zugehörige objektive Vorstellung (l. c. § 271, S. 8) als deren »Stoff« (l. c. S. 9). Es gibt auch gegenstandslose Vorstellungen (l. c. § 280, S. 31). »Vorstellung an sich« ist »alles dasjenige, was als Bestandteil in einem Satze vorkommen kann, für sich allein aber noch keinen Satz ausmacht« (l. c. § 48, S. 216). Es gibt einfache und zusammengesetzte, sinnliche und übersinnliche Vorstellungen (l. c. § 277 ff.).
Als Erinnerungsbild bestimmt die Vorstellung E. REINHOLD (Lehrb. d. philos. propäd. Psychol.2, S. 132 ff.). Logisch hat die Vorstellung als Bestandteil des Urteils Geltung (l. c. S. 318). Als »erinnerte Anschauung« erklärt die Vorstellung HEGEL (WW. VII 2, 323. vgl. XI, 63). Ähnlich DAUB (Philos. Anthropol. 191), MICHELET (Anthropol. S. 284 ff.), E. ROSENKRANZ (Syst. d. Wissensch. S. 42), HANUSCH (Handb. d. Erfahrungsseelenlehre S. 70 ff.), G. BIEDERMANN (Philos. als Begriffswissensch. I, 17 ff., 23) u. a. Ähnlich ferner LOTZE (Grdz. d. Psycholog. § 14. vgl. Mikrok. I2, 216 ff.. Met. S. 520), nach dem die Vorstellungen von den Empfindungen völlig verschieden sind (vgl. auch MEYNERT, Psychiatrie, S. 264), FECHNER (Elem. d. Psychophys. II, 464), HELMHOLTZ (Physiol. Opt. S. 435), CZOLBE, der die Vorstellung als »die Wiederholung (Reproduktion) einer Empfindung, eines Gefühls oder einer sinnlichen Wahrnehmung« bestimmt (Gr. u. Urspr. d. menschl. Erk. S. 225 ff.), GEORGE (Lehrb. d. Psychol. S. 226), L. GEIGER (Urspr. u. Entwickl. d. menschl. Sprache I, 30), C. GÖRING, nach dem die Vorstellung »die Reproduktion einer Empfindung der Sinnesorgane« ist (Syst. d. krit. Philos. I, 47), R. SEYDEL (Log. S. 40), A. RAU (Empfind. u. Denk. S. 337), ZIEHEN (Leitfad. d. physiol. Psychol.2, S. 108), SCHUBERT-SOLDERN (Gr. ein. Erk. S. 346), WITTE (Vorstellen = ein Abwesendes im Bewußtsein repräsentieren, Vors. d. Seele S. 52), H. WOLFF (»Vorstellungen sind der seelische Nachklang des gesamten Sinnlichkeitslebens«, Handb. d. Log. S. 163), ähnlich JODL (Lehrb. d. Psychol. S. 140. Vorstellung = »sekundäre« Bewußtseinserregung). REHMKE (Vorstellen = »Haben von Gegenständlichem«, »Wiederhaben eben desselben, was dem Bewußtsein früher eigen war, unter anderen wirkenden Bedingungen«, Allgem. Psychol. S. 246 ff.), so auch TH. KERRL (Aufmerks. S. 26). EBBINGHAUS, der für psychologische Zwecke die Vorstellungen als Erinnerungen auffaßt, d.h. als »Gebilde..., die, obwohl nicht durch die leiblichen Sinnesorgane und ihre äußeren Reize direkt vermittelt, doch dem sinnlich Empfundenen inhaltlich unverkennbar ähnlich sind« (Grdz. d. Psychol. I, 523 ff.. vgl. I, 539. »Vorstellungen in Bereitschaft« sind »Vorstellungen, die noch nicht selbst bewußt, aber dem Bewußtwerden nahe sind«, l. c. S. 56), KÜLPE (Gr. d. Psychol. S. 288),W. JERUSALEM (Vorstellung = »reproduzierte Wahrnehmung«, Lehrb. d. Psychol.3, S. 69 f.),H. CORNELIUS (Psychol.. Einl. in d. Philos. S. 175 ff.), R. STEINER (Vorstellung = »eine auf eine bestimmte Wahrnehmung bezogene Intuition, ein Begriff, der einmal nur einer Wahrnehmung verknüpft war und dem der Bezug auf diese Wahrnehmung geblieben ist« Philos. d. Freih. S. 103), ferner SULLY (Handb. d. Psychol. S. 158 ff.), BALDWIN (»representation« = die Funktion, »by which the material acquired in presentation is retained, reproduced and intelligently used in the procesess of mind«, Handb. of Psychol. I2, ch. 6, p. 80 f.), H. SPENCER, BAIN, JAMES, J. WARD, STOUT u. a. (s. Representation).
SCHOPENHAUER identifiziert Objekt (s. d.) und Vorstellung. Die Welt der Objekte als solcher ist die »Welt als Vorstellung«, als solche Erscheinung des Willens (s. d.). - HERBART versteht unter Vorstellung den psychischen Grundprozess, der allen psychischen Vorgängen zugrunde liegt (s. Intellektualismus, Gefühl), den seelischen Elementarzustand, den sie als »Selbsterhaltung« (s. d.) gegenüber den drohenden »Störungen« (s. d.) produziert (Met. II, § 234). »In den Vorstellungen empfängt die Seele keinen Stoff von außen her, vielmehr sind sie nur vervielfältigte Ausdrücke für die innere eigene Qualität der Seele« (Psychol. als Wissensch. II, § 138). Die Vorstellungen bleiben (unbewußt) in der Seele (Psychol. I, § 94. Lehrb. zur Psychol.3, S. 10. ähnlich u. a. CRUSIUS, Weg zur Gewißh. § 99. FRIES, Syst. d. Log. S. 55. SCHLEIERMACHER, Psychol. S. 437) An sich sind sie keine Kräfte, aber sie »werden Kräfte, indem sie einander widerstehen. Dieses geschieht, wenn ihrer mehrere entgegengesetzte zusammentreffen« (Lehrb. zur Psychol.3, S. 15). Durch den Widerstand verwandelt sich das Vorstellen in ein »Streben, vorzustellen« (l. c. S. 16. Psychol. als Wissensch. I, § 36 ff.). Statik (s. d.) und Mechanik (s. d.) des Geistes berechnen die Gleichgewichts- und Bewegungsverhältnisse der Vorstellungen (s. Hemmung, Reproduktion). Ähnlich lehren STIEDENROTH, G. SCHILLING, DROBISCH, R. ZIMMERMANN, LINDNER, DRBAL u. a. Auch VOLKMANN (Lehrb. d. Psychol. I4, 165 ff.). Die Vorstellung entsteht aus dem »Zusammen« der Seele mit anderen Wesen (l. c. S. 167). Sie ist der einfache Zustand der Seele, »in welchem diese ihren Gegensatz zu den Realen, mit denen sie sich in unmittelbarem oder vermitteltem Zusammen beendet, zum Ausdruck bringt. Diesen Zustand als Geschehenes, als Tat, als innere Entwicklung und Ausbildung der Seele gefußt, nennen wir Vorstellung, als Geschehen, als Tätigkeit Vorstellen«. »Die Vorstellung ist das Vorgestellte, d.h. das, was das Vorstellen darstellt und festsetzt, was es zur Geltung bringt und in seiner Geltung behauptet« (l. c. S. 168). - BENEKE definiert: »Vorstellung heißt jede Seelentätigkeit, inwiefern sie Subjekt eines Urteils ist« (Neue Grundleg. zur Met. S. 6). »Eine Vorstellung kann unmittelbar als Vorstellung eines bestimmten Seins nur dadurch erkannt werden, daß dies in ihr selbst irgendwie durch eine unmittelbare Beziehung auf dasselbe ausgedrückt ist« (l. c. S. 10). Das Vorstellen besteht in der »Ausfüllung der Urvermögen durch die ihnen von außen kommenden Elemente« (Pragmat. Psychol. I, 48. Lehrb. d. Psychol.3, § 115). Aus jedem Urvermögen kann sowohl ein Vorstellen als ein Begehren hervorgehen (Lehrb. d. Psychol. § 116. vgl. § 128 ff.. vgl. § 145 ff.). Nach G.SPICKER ist die Vorstellung »die bewußte Empfindung« (K., H. u. B. S. 134).
Nach J. H. FICHTE sind Vorstellungen »nicht Kräfte, sondern Produkte«. Es gibt keine selbständigen Vorstellungen, sondern nur ein vorstellendes Seelenwesen (Psychol. I, 153). Vorstellen ist die freie Tätigkeit des Geistes, wenn sie das sinnlich Gegebene bewahrt, dann aber aus seiner Verdunklung hervorruft und vor das Bewußtsein wieder hinstellt (Psychol, I, 391). Nach ULRICI ist die Vorstellung »der unmittelbare Erfolg des einzelnen bestimmten Aktes dieser Tätigkeit, durch den die Seele ein bestimmtes einzelnes Etwas, einen gegebenen Sinneseindruck, eine Empfindung oder Gefühlsperception... von sich unterscheidet« (Leib u. Seele, S. 319). L. KNAPP erblickt in der kombinierenden Nachaußensetzung der Empfindungen durch das Gehirn ihre Erhebung zur Vorstellung. »Das Empfinden drückt... ein in sich Finden, das Vorstellen aber ein sich Gegenüberstellen aus« (Syst. d. Rechtsphilos. S. 45). Nach W. ROSENKRANTZ ist die Vorstellung verschieden vom Subjekte und Objekte. sie ist »dasjenige, worin beide unter sich zur Einheit verbunden sind« (Wissensch. d. Wiss. I, 139 f.), entsteht durch Wechselwirkung von Subjekt und Subjekt (l. c. I, 182 ff.). HAGEMANN unterscheidet sinnliches und nicht sinnliches (reproduziertes u.s.w.) Vorstellen (Psychol.3, S. 41, 64). MAINLÄNDER bemerkt: »Die vom Gehirne nach außen verlegten Sinneseindrücke heißen Vorstellungen« (Philos. d. Erlös. S. 4). Und JESSEN: »Alles, was zu unserem Bewußtsein kommt, wird gleichsam vor unser Ich hingestellt und demgemäß als Vorstellung bezeichnet« (Phys. d. menschl. Denk. S. 111). J. BERGMANN versteht unter Vorstellung »das Haben eines Gegenstandes im Bewußtsein« (Grundprobl. d. Log.2, S. 31 f.).
BRENTANO rechnet das Vorstellen zu den einfachen, ursprünglichen psychischen Funktionen. Vorgestellt wird, »wo immer etwas erscheint« (Psychol. I, 261, s. Objekt, Intentional). F. HILLEBRAND erklärt: »Der Vorstellungsakt wird durch seinen Inhalt spezifiziert und bildet mit ihm zusammen eine einzige psychische Realität« (Die neuen Theor. d. kategor. Schl. S. 37). Nach A. HÖFLER sind Vorstellungen Vergegenwärtigungen von Objekten, von Gegenwärtigem oder Vergangenem (Psychol.. Grundlehr. d. Log. S. 4). TWARDOWSKY erklärt: »Ein Gegenstand ist ›vorgestellt‹ kann heißen, daß ein Gegenstand neben vielen anderen Relationen... auch an einer bestimmten Beziehung... zu einem erkennenden Wesen teilhat... In einem anderen Sinn aber bedeutet der vorgestellte Gegenstand einen Gegensatz zum wahrhaften Gegenstand, den Inhalt der Vorstellung« (Zur Lehre vom Inh. u. Gegenst. d. Vorstell. S. 15. vgl. Objekt). UPHUES definiert: »Unter Vorstellungen können... nur Empfindungen, wieder auflebende oder ursprüngliche, verstanden werden, die uns Gegenstände vertreten, d.h. mit denen ein ruhendes Wissen um etwas von ihnen Verschiedenes, von ihnen Unabhängiges verbunden ist, das wir jederzeit wieder lebendig machen können« (Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. 21. B., S. 464 f.). Nach L.RABUS ist Vorstellen »dasjenige Denken, welches den Gegenstand durch Unterscheidung desselben in sich und durch Beziehung der Unterschiede aufeinander als etwas setzt: Vorstellen ist Eines als Anderes Denken« (Log. S. 79). Nach B. ERDMANN sind Vorstellungen »die Bewußtseinsvorgänge, durch die wir Gegenstände setzen« (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 10. Bd., S. 313). Jeder intellektuelle Bewußtseinsvorgang ist Vorstellung (l. c. S. 311). »Vorstellen umfaßt alle diejenigen Bewußtseinsinhalte, in denen uns das im Bewußtsein Vorhandene als Gegenstand bewußt ist. Dieser Gegenstand ist das Vorgestellte« (Log. I, 36. vgl. S. 171). Die »Perzeptionsmasse« ist nicht Vorstellung, nicht im Bewußtsein (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 10. Bd., S. 336 ff.). Nach HUSSERL ist die Vorstellung 1)»ein Akt (bezw. eine eigenartige Aktqualität) so gut wie Urteil, Wunsch, Frage u.s.w.«, 2) »die Aktmaterie, welche die eine Seite des intentionalen Wesens in jedem vollständigen Akte ausmacht« (Log. Unters. II, 427). Auch jeder Akt ist Vorstellung, »in welchem uns etwas in einem gewissen engern Sinne gegenständlich wird« (l. c. S. 430). »Jeder Akt ist entweder selbst eine Vorstellung, oder er ist in einer oder mehreren Vorstellungen fundiert« (l. c. B. 431 f.. vgl. B. 463 ff.). LIPPS nennt jeden Bewußtseinszustand Vorstellung (Grundtats. d. Seelenleb. S. 25). »Ich stelle ein Objekt vor, indem ich ein Bild von ihm erzeuge und ›vor mich hinstelle‹. In der Erzeugung des Bildes oder... des ideellen Objektes besteht die Vorstellungstätigkeit« (l. c. S. 29).
Nach H. STEINTHAL ist Vorstellung »jeder begriffliche Faktor, insofern er Gegenstand der psychologischen Untersuchung ist« (Einl. in d. Psychol. S. 111). GLOGAU bestimmt die Vorstellung als »die aus den räumlich-zeitlichen Beziehungen herausgelösten, mehr oder weniger verdichteten Inhalte« (Abr. d. philos. Grundwiss. I, 201. vgl. Psychol.). Jede Vorstellung ist ein Verband, der aus Teilvorstellungen besteht (Grundwiss. I, 203. über »Verflechtungen« vgl. S. 207 ff.). Nach LAZARUS sind die Vorstellungen »Repräsentationen, Vertretungen eines in unserer Seele vorhandenen Gedankeninhalts«. Die Vorstellung ist (wie nach Steinthal) »Anschauung der Anschauungen«, »innerlich wiederholte und dadurch fixierte Auffassung des Objekts«, »die durch das Wort bewirkte Apperzeption irgend eines ursprünglichen Denkinhalts« (Leb. d. Seele II2, 249 ff.). Nach TEIHMÜLLER sind Vorstellungen »die an die Worte mit ihrem zugehörigen Empfindungskreis angeknüpften Erkenntnisse« (Neue Grundleg. S. 133).
Als Synthese faßt die Vorstellung auf E. v. HARTMANN. Sie ist »ein unbewußter Aufbau aus relativ unbewußten Willenskollisionen« (Kategorienlehre S. 48). Die absolut unbewußte Vorstellung (ein Attribut des Unbewußten, s. d.) ist »ideale Antizipation eines zu realisierenden Willenserfolges«, ist »unsinnlich- übersinnlich« (Mod. Psychol. S. 79), konkret, singulär, rein aktiv und produktiv, logische Intellektualsfunktion, intellektuelle Anschauung, Idee (l. c. 79 f.). Aus einer Synthese leitet die Vorstellung SIGWART ab (Log. I2, 330), so auch SERGI (Psychol. p. 156), MARTY, Nach welchem die Vorstellung eines Qualitätenkomplexes das »Resultat einer vor aller Reflexion vollzogenen Synthese« ist (Üb. Subjektlose Sätze, Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 19. Bd., S. 79). Nach WUNDT sind die Vorstellungen Verschmelzungen (s. d.) von Empfindungen (Log. I2, 16). Vorstellung ist »das in unserem Bewußtsein erzeugte Bild eines Gegenstandes oder eines Vorgangs der Außenwelt« (Grdz. d. physiol. Psychol. II4, 1. vgl. I4, 281). Die Vorstellungen sind psychische Gebilde (s. d.), »die entweder ganz oder vorzugsweise aus Empfindungen zusammengesetzt sind« (Gr. d. Psychol.5, S. 111). Es gibt drei Hauptformen von Vorstellungen: 1) intensive, 2) räumliche, 3) zeitliche Vorstellungen (l. c. S. 112). »Eine Verbindung von Empfindungen, in der jedes Element an irgend ein zweites genau in derselben Weise wie an jedes beliebige andere gebunden ist, nennen wir eine intensive Vorstellung. In diesem Sinne ist z.B. der Zusammenklang der Töne d f a eine solche.« Die intensiven Vorstellungen sind »Verbindungen von Empfindungselementen in beliebig permutierbarer Ordnung« (1. G. S. 112 ff.). »Von den intensiven unterscheiden sich die räumlichen und zeitlichen Vorstellungen unmittelbar dadurch, daß ihre Teile nicht in beliebig vertauschbarer Weise, sondern in einer fest bestimmten Ordnung miteinander verbunden sind, so daß, wenn diese Ordnung verändert gedacht wird, die Vorstellung selbst sich verändert. Vorstellungen mit solch fester Ordnung der Teile nennen wir allgemein extensive Vorstellungen« (l. c. S. 124 ff.). Die Vorstellungen sind keine beharrenden Wesenheiten, sondern »fließende Vorgänge, von denen ein nachfolgender niemals irgend einem vorangegangenen in jeder Beziehung gleichen wird, und die darum nie als ganze Vorstellungen, sondern immer nur in den Elementen, die sie zusammensetzen, miteinander verbundenen sind« (Log. I2, 24. s. Reproduktion). Die Vorstellung ist ursprünglich selbst Objekt (s.d.), später wird sie zu einem Symbol, das auf ein reales Objekt hinweist (Syst. d. Philoa.2, S. 153). Die Vorstellungen sind Produkte der Konflikte von Willenseinheiten (s. Voluntarismus). Ähnlich wie Wundt lehrt u. a. G. VILLA (Einl. in d. Psychol. S. 341, 372). Er bemerkt: »Wenn wir... die Vorstellung betrachten, als könnte sie für sich, unabhängig von uns, bestehen, darum nimmt sie die Form des ›Objekts‹ an. Wenn hingegen die Vorstellung einzig als psychische Tatsache angesehen wird, so, als wenn sie auch ohne die äußern Objekte existieren könnte, dann nennen wir sie eigentlich ›Vorstellung‹« (l. c. S. 402). - Nach R. WAHLE besteht alles Psychische aus Vorstellungen (Kurze Erkl. S. 176), aus Vorstellungsreihen (Das Ganze d. Philos. S. 352). Es gibt nicht Vorstellungen und davon verschiedene Objekte, sondern »es stehen einfach Gegenstände da oder es stehen einfach Vorstellungen, physische Phänomene da« (l. c. S. 354). Es gibt kein Vorstellen neben den Vorstellungen (l. c. S. 355). Abstrakte Vorstellungen (Begriffe) sind solche, »durch welche jedwede beliebige, an sich als Ganzes verschiedene Einzelerscheinug aus einer Gruppe unter einander ähnlicher Erscheinungen erfaßt wird« (l. c. S. 362). »Was man eine generelle Vorstellung nennt, ist mehr die generelle Behandlung einer konkreten Vorstellung« (l. c. S. 363). »Sie wird es dadurch, daß das Ich, indem es sie besitzt, auch seine Bereitschaft weiß, zu andern ähnlichen Vorstellungen überzugehen« (l. c. S. 365 f.). Nach J. SOCOLIU ist die Grundbedingung, der Vorstellung »die unmittelbare Beziehung zum Objekt« (Grundprobl. d. Philos. S. 196).
Nach FOUILLÉE ist die Vorstellung (idee) »l'effet conscient, l'expression d'un certain état total de l'esprit, en relation avec telle ou telle action extérieure: c'est un rapport déterminé et constant du moi au non -moi« (Psychol. d. id.-forc. I, 197). Die Vorstellungen sind zugleich Triebkräfte, »appétitions«, als solche sind sie Kraftideen, »idées-forces« (l. c. p. VII ff.). - Vgl. die Schriften von RENOUVIER (Psychol.),RIBOT (L'évol. des idées generales u.a.), MERCIER, BERGSON, JANET, HODGSON, BRADLEY, GREEN, FERRIER, MANSEL u. a.. B. ERDMANN, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. X, 1886, S. 307. - Vgl. Perzeption, Wahrnehmung, Repräsentation, Gedächtniss, Reproduktion, Idee, Objekt, Allgemeinvorstellung, Begriff, Gedanke, Voluntarismus, Unbewußt, Assoziation, Verbindung, Verschmelzung, Hemmung, Statik, Idealismus, Vorstellungs- Vorstellungen."
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