Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=27.11.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 23.09.23
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie,
    Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis in Wilhelm Wundt Schriften

    mit einem Exkurs zur inneren Wahrnehmung
    und einem Hinweis: Stubbe, H. (1992). Wilhelm Wundt und die Herero.

    Recherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Inhalt
    Zusammenfassung der ausgewerteten Werke von Wundt (1888, 1896a, 1896b, 1920)
    Erläuterung zu den Signierungen der Erlebensbegriffe
    Wundt, Wilhelm (1888) Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung. Philosophische Studien 4: 292-309
       Exkurs zur inneren Wahrnehmung
    Wundt, Wilhelm (1896a) Über die Definition der Psychologie. Philosophische Studien 12: 1-66 [Online]
    Wundt, Wilhelm (1896b) Grundriß der Psychologie. Leipzig: Engelmann
    Wundt, Wilhelm (1920) Erlebtes und Erkanntes. [Online] [Sehr interessantes Autobiographisches]



    Zusammenfassung der ausgewerteten Werke von Wundt (1888, 1896a, 1896b, 1920)
    Zur Methode der Fundstellen-Textanalyse. * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis

    Die innere Wahrnehmung ist die Grundlage der Psychologie (299). Erlebnisse entstehen aus Erleben mit inneren Wahrnehmungen. Eine direkte Beobachtung der inneren Wahrnehmung ist nach Wundt nicht möglich (301). Man muss sich mit der möglichst genauen Erinnerung an das wahrgenommene Erlebniss begnügen (302). Im Grundriß kommt "erleben" gar nicht vor, wobei aber natürlich klar ist, dass Erlebnisse (21 Erwähnungen) aus Erleben gewonnen werden. Aus S.17 geht hervor: Erlebnis wird von Wundt im Grundriß 1896 als ein Grundbegriff der Psychologie angesehen, ohne das ausdrücklich so zu benennen. Die psychischen Tatsachen oder Erfahrungen resultieren aus unmittelbaren Erlebnissen, die durch keine "Abstraktion und Reflexion" verändert wurden." Das kommt dem phänomenologischen  Ziel sehr nahe, dürfte aber kaum kommunikativ zu realisieren sein (>Reines Erleben). S. 18: "2) Diese unmittelbare Erfahrung ist kein ruhender Inhalt sondern ein Zusammenhang von Vorgängen; sie besteht nicht aus Objecten, sondern aus Processen, nämlich aus den  allgemeingültigen menschlichen W962E2Erlebnissen und ihren gesetzmäßigen Beziehungen." Was "allgemeingültige menschliche Erlebnisse" sein sollen, erklärt Wundt nicht. S. 259: "Dieses Gefühl des Zusammenhangs aller individuellen psychischen W962E7Erlebnisse bezeichnen wir als das »Ich«. Es ist ein Gefühl, nicht eine Vorstellung, wie es häufig genannt wird. ...". S.291:     "1. Die Associationen in allen ihren Formen werden von uns, ebenso wie die mit ihnen nahe zusammenhängenden Verschmelzungsprocesse, die der Entstehung der psychischen Gebilde zu Grunde liegen, als passive W962E11Erlebnisse aufgefasst, ..."



      Erläuterung zu den Signierungen der Erlebensbegriffe
      Vor-Index "e" steht für erleben, erlebt, erlebende, ...
      eErleben
      eerlebt, eErlebtes, eerlebend, ...

      Vor-Index "E" steht für Erlebnis bzw. Wortbindung mit Erlebnis
      EErlebnis(se,sen)
      EErlebnis(se,sen) + zusätzliche Kennzeichnung oder Spezifikation, z.B. EErlebnisbeschreibung.
       

    Der Nach-Index gibt an, um welche Art von erleben oder Erlebnis nach den Hauptbedeutungen es sich handelt.

    Erläuterungen zur Indizierung der Erlebensbegriffe bei Wundt

    • W20ez := Wundt 1920 erleben, Erleben, erlebt(e,es,en), erleben ... in Erlebtes und  Erkanntes
    • W961ez  := Wundt 1896-1  Über Definition der Psychologie Erlebnis oder Erlebnis+Variation
    • W962ez :=  Wundt 1896-2  Grundriß der Psychologie Erlebnis oder Erlebnis+Variation
    • W88ez := Wundt 1888 Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung Erlebnis oder Erlebnis+Variation
    • W20Ez := Wundt 1920 Erlebnis oder Erlebnis+Variation in Erlebtes und Erkanntes
    • W961Ez  := Wundt 1896-1 Erlebnis oder Erlebnis+Variation in Über die Definition der Psychologie
    • W962Ez :=  Wundt 1896-2 Erlebnis oder Erlebnis+Variation in Grundriß der Psychologie
    • W88Ez := Wundt 1888 Erlebnis oder Erlebnis+Variation in Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung




    Wundt, Wilhelm (1888) Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung. Philosophische Studien 4: 292-309

    Zusammenfassung-Wundt-1888:
    Fundstellen: erleben 1, Erlebnis 3, innere Wahrnehmung 7, Introspektion 0. Erleben und Erlebnis werden zwar erwähnt, aber nicht definiert oder näher erläutert, auch nicht durch Querverweis, Anmerkung, Fußnote oder Literaturhinweis, so dass davon auszugehen ist, dass Wundt erleben und Erlebnis für allgemeinverständlich und nicht weiter erklärungs- oder begründungspflichtig hält.

    301: "... So ist bekanntlich eines der Haupthindernisse, welches einer
    genauen Untersuchung der Traumvorstellungen in Bezug mit ihre
    Entstehungsbedingungen wie ihre Erscheinungsformen im Wege steht,
    das rasche Vergessen der Träume. In der Zeit, als ich mich mit dieser
    Frage näher beschäftigte, hatte ich mich nun derart darauf eingeübt,
    mitten im Traum zu erwachen, um sofort das Wahrgenommene aufzu-
    zeichnen, dass ich in wenigen Wochen mehr Beobachtungen über
    Träume zu sammeln vermochte, ah wahrscheinlich mein ganzes übriges
    Leben hindurch. Jetzt ist diese willkürlich erweckte Disposition wie-
    der völlig geschwunden. Aber man kann auch in solchen Fällen
    deutlich wahrnehmen, dass eine directe Beobachtung des Vorganges
    nicht möglich ist. Vielmehr wird das innere Erlebniss, um dessen
    Untersuchung es sich handelt, regelmäßig in dem Momente unter-
    brochen, wo der Gedanke entsteht: dies willst du festhalten. Jetzt
    tritt die Reproduction ein, bei der man sich eben auf die Treue des
    Gedächtnisses verlassen muss und überdies, wie oben bemerkt, immer
    nur die Wahrnehmung in einer ihrer ursprünglichen Beschaffenheit
    einigermaßen nahekommenden Gestalt wiedererneuern kann. Sollte
    dieser Vorgang dem der wirklichen Beobachtung gleichkommen, so
    müsste statt der bloßen Reproduction eine willkürliche Erneuerung
    des Vorgangs selbst möglich sein. Es müsste also z. B. möglich
    sein, den Traum, den man sich zurückrufen will, selbst noch einmal
    zu träumen.
       Jedermann wird zugestehen, dass dies unmöglich ist, und dass die
    subjective Methode überhaupt kein Mittel besitzt, um es möglich zu
    machen. ..."

    302: "... Wenn der rein subjectiven d. h. aller objectiven Hülfsmittel entbeh-
    renden Selbstbeobachtung je einmal ein ebenmerklicher Unterschied
    zufällig begegnen sollte, so würde sie damit gar nichts anfangen kön-
    nen, ja sie würde nicht einmal im Stande sein, ihn mit Sicherheit als
    solchen nachzuweisen, viel weniger ihn mit anderen ähnlichen Unter-
    schieden zu vergleichen. Auch der schnellsten Reproduction würde hier
    gerade das, worauf es ankommt, nämlich das Ebenmerkliche des Unter-
    schieds entschwunden sein: sie würde entweder den Unterschied völlig
    verschwinden lassen oder dem Bewusstsein größer vorführen, als er gewe-
    sen ist. Wodurch vermag das Experiment diese Irrungen zu vermeiden?
    Dadurch, dass es nicht bloß das Erinnerungsbild des entschwundenen
    Vorganges, sondern den Vorgang selbst mit allen den Bedingungen
    zurückruft, unter denen er vorher stattgefunden hat. Ebenso verhielt
    es sich in allen anderen Fällen. Es ist wohl gelegentlich vorgekommen,
    dass man zufällig bemerkte, mehrere Eindrücke, die gleichzeitig, statt-
    fanden, seien nicht gleichzeitig, sondern in irgend einer Reihenfolge
    appercipirt worden. Aber mit dieser singulären Beobachtung ist wenig
    anzufangen, so lange man warten muss, bis der Zufall ähnliche Beob-
    achtungen wieder darbietet, oder so lange man sich mit der möglichst
    genauen Erinnerung an das wahrgenommene Erlebniss begnügen muss.
    Das Experiment erst setzt uns in den Stand, die Bedingungen solcher
    Zeitverschiebung beliebig hervorzubringen und so ihren Eintritt und
    ihre Verschiedenheiten je nach begleitenden Umständen zu erforschen.
    Ja noch mehr, dasselbe macht es möglich, die subjectiven Empfin-
    dungen und Gefühle, welche den Vorgang begleiten, nicht bloß an
    schwachen Erinnerungsbildern der zufällig wahrgenommenen Erleb-
    nisse zu studiren, sondern sie mit diesen selbst so oft zu wiederholen,
    als es uns belieben mag."

    309: "... So hoffe ich es denn, ehe ich meine akademische Lauf-
    bahn abschließe, auch noch zu erleben1, dass es keine Universität im
    deutschen Reiche gibt, die nicht über ein psychologisches Laboratorium
    und über einen Psychologen verfügt, der damit umzugehen weiß."

    Exkurs innere Wahrnehmung
    7 Wahrnehmung, davon zwei in Titeln, also 5 im inhaltlichen Text:
     
    Die innere Wahrnehmung ist das Fundament der ganzen Psychologie (299)

    295:     "Unerheblich ist schließlich unsere Differenz [R. S.: mit Volkelt] bezüglich des Wortes
    »planmäßig«. Indem ich sagte, die innere Wahrnehmung könne »für
    sich allein niemals zur Beobachtung werden, insofern wir unter der
    letzteren die planmäßige Richtung der Aufmerksamkeit auf die Erscheinungen
    verstehen« (Logik Il. S. 482), ist in diesen Worten schon
    angedeutet, dass ich hier die Beobachtung in dem engeren Sinn der
    wissenschaftlichen  Beobachtung im Auge habe. Die wissen-
    schaftliche Beobachtung ist insofern stets planmäßig, als sie von dem
    Zweck einer möglichst genauen Auffassung der zu beobachtenden Er-
    scheinung geleitet wird und nach diesem Zweck ihr Verfahren ein-
    richtet, sei es, dass sie sich künstlicher Hülfsmittel bedient, oder sei
    es, dass sie wenigstens die Bedingungen für die Richtung der Auf-
    merksamkeit auf die Erscheinungen möglichst günstig gestaltet. Zu
    beidem ist im allgemeinen vorausgehende Ueberlegung, d.h. Plan er-
    forderlich. ..."

    299: "... Wenn daher unsere Kunstausdrücke
    einmal die Bestimmung haben, Verschiedenes auch in der Bezeichnung
    zu trennen, so sollte man, wie ich meine, einen Process wie den hier
    geschilderten nicht mit dem sonst wesentlich anders beschaffenen Vorgang
    der eigentlichen Beobachtung zusammenwerfen. Es braucht ja
    die innere Wahrnehmung darum, weil man ihr die wesentlichen Eigen-
    thümlichkeiten der Beobachtung abspricht, deshalb noch nicht niedrig
    gestellt oder verächtlich behandelt zu werden. Letzteres wäre gewiss
    um so weniger gerechtfertigt, weil, vor allem in der vorhin beschriebenen
    Verbindung mit der Reproduction, die innere Wahrnehmung nicht
    nur ein unerlässliches Hülfsmittel, sondern sogar das Fundament der
    ganzen Psychologie ist."

    303:     "Ich hoffe, Volkelt selbst wird hieraus ersehen, dass es irrig oder
    wenigstens leicht irreführend ist, wenn er mich die »objective« psycho-
    logische Erkenntnis, schlechthin in einen Gegensatz bringen lässt zu
    der »unzulänglichen und trügerischen Selbstbeobachtung«. An der
    Stelle meiner Logik, auf die er sich bezieht, habe ich von den Be-
    schränkungen, denen die innere Wahrnehmung, so lange sie bloß auf
    sich selbst gestellt sei, ungefähr in demselben Sinne geredet, wie dies
    oben geschehen ist, dann aber bemerkt: »Alle diese Beschränkungen
    gelten nicht mehr, wenn die innere Wahrnehmung nicht für sich allein
    zu bestehen sucht, sondern sich mit anderen Hülfsmitteln von objekti-
    ver Beschaffenheit zur Ausbildung bestimmter Methoden verbindet.
    Solche Hülfsmittel sind das psychophysische Experiment, die ver-
    gleichend- und die historisch-psychologische Untersuchung« (Logik II,
    S. 483). Wenn daher Volkelt anscheinend gegen mich bemerkt,
    das Experiment überhebe uns keineswegs der Selbstbeobachtung, son-
    dern es stelle vielmehr an Jeden, dessen Bewusstseinsvorgänge unter
    die Bedingungen eines Experimentes gesetzt werden, die unerlässliche
    Aufforderung, mit aller denkbaren Schärfe sein Inneres zu beobach-
    ten, so kann ich mich durch diesen Einwand nicht getroffen fühlen.
    Ich unterschreibe vollständig den Volkelt'schen Satz und würde
    nur noch hinzufügen: das Experiment stellt nicht nur die Anforde-
    rung, sein eigenes Innere zu beobachten, sondern es ist auch im
    Grunde allein geeignet, eine solche Beobachtung in exacter Weise
    möglich zu machen, weil es uns gestattet, nicht bloß mehr oder we-
    niger veränderte Erinnerungsbilder psychischer Vorgänge, sondern
    nach Belieben diese Vorgänge selbst zu wiederholen. ..."



    Wundt, Wilhelm (1896a) Über die Definition der Psychologie. Philosophische Studien 12: 1-66 [Online]

    Zusammenfasung-Wundt-Definition-der-Psychologie
    Der 66 Seiten Text ent hält 19 Fundstellen zu "erleb", davon erleben 7, erlebt 2; Erlebnis 10. Erleben oder Erlebnis wird in dieser Arbeit nicht definiert, erklärt oder näher erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweis, so dass davon auszugehen ist, dass Wundt erleben und Erlebnis für allgemeinverständlich und nicht für näher erläuterungs- oder begründungsbedürftig hält.
        Seine Kritische Analyse der beiden Definitionen der Psychologie habe ich aus historischen Gründen mit aufgenommen.

    10f: "Gleichwohl scheint es angesichts der innerhalb der experimentellen
    Psychologie der Gegenwart bestehenden Divergenz der
    Anschauungen, als sei mit der in den obigen Worten enthaltenen
    Anerkennung, dass nur der Standpunkt der Betrachtung die Psychologie
    kennzeichnet, die Stellung dieser zu anderen Gebieten, namentlich
    zur Naturwissenschaft, noch nicht zureichend definirt. In der
    That lässt sich jene Divergenz auf zwei Modificationen der soeben
    gegebenen allgemeinen Begriffsbestimmung zurückführen, Modificationen,
    aus denen merkwürdiger Weise zwei total verschiedene[>11]
    Definitionen der Psychologie entspringen. Diese Definitionen,
    die den Inhalt der folgenden Betrachtung bilden sollen, lassen sich
    nebst ihren hauptsächlichsten Motiven in die folgenden Sätze zusammenfassen.
        Erste Definition. Die Thatsachen, mit denen sich alle
    Wissenschaften zu beschäftigen haben, sind »Erfahrungen« oder,
    sofern Erfahrungen von einem sie erlebenden Subjecte gemacht
    werden müssen, »Erlebnisse: Solche Erlebnisse können entweder
    in Bezug auf die ihnen objectiv zukommende wirkliche
    Beschaffenheit untersucht werden, — dies ist die Aufgabe der
    Naturwissenschaft. Oder sie können in ihrer Abhängigkeit von
    erlebenden Subjecten untersucht werden, — dies ist die Aufgabe
    der Psychologie. Nun weist die Naturwissenschaft nach, dass ein
    erlebendes Subject nach der ihm objectiv zukommenden wirklichen
    Beschaffenheit stets ein körperliches Individuum ist. Folglich
    hat die Psychologie die Erlebnisse in ihrer Abhängigkeit
    vom körperlichen Individuum zu untersuchen, und die Theorie
    der psychischen Vorgänge besteht in der Nachweisung ihrer Abhängigkeit
    von bestimmten körperlichen Vorgängen. Sondert man
    die Probleme der Psychologie in zwei Aufgaben: in die Zerlegung
    der Bewusstseinsinhalte in ihre Empfindungselemente und in die
    Untersuchung des causalen Zusammenhangs dieser Elemente, so ist
    demnach nur die erste, vorbereitende dieser Aufgaben eine relativ
    selbständige, ihre zweite, endgültige Aufgabe aber macht die Psychologie
    ganz und gar zu einem Anwendungsgebiet der Physio-.
    logie 9.
        Zweite Definition. Alle Erfahrung ist eine einheitliche, in
    sich zusammenhängende. Jede Erfahrung enthält nun zwei in
    Wirklichkeit untrennbar verbundene Factoren: die Erfahrungsobjecte
    und das erfahrende Subject. Die Naturwissenschaft sucht
    die Eigenschaften und wechselseitigen Beziehungen der Objecte
    zu bestimmen. Sie abstrahirt daher durchgängig, so weit dies vermöge
    der allgemeinen Erkenntnissbedingungen möglich ist, von dem [>12]
    Subject. Hierdurch ist ihre Erkenntnissweise eine mittelbare
    und, da die Abstraction von dem Subject hypothetische Hiilfsbegriffe
    erforderlich macht, denen die Anschauung niemals vollkommen
    adäquat gedacht werden kann, zugleich eine abstract
    begriffliche. Die Psychologie hebt diese von der Naturwissenschaft
    ausgeführte Abstraction wieder auf, um die Erfahrung in ihrer
    unmittelbaren Wirklichkeit zu untersuchen. Sie gibt daher über
    die Wechselbeziehungen der subjectiven und objectiven Factoren
    der unmittelbaren Erfahrung und über die Entstehung der einzelnen
    Inhalte der letzteren und ihres Zus.ammenhangs Rechenschaft. Die
    Erkenntnissweise der Psychologie ist demnach im Gegensatze zu
    derjenigen der Naturwissenschaft eine unmittelbare und, insofern
    die conerete Wirklichkeit selbst, ohne Anwendung abstracter Hülfsbegriffe,
    das Substrat ihrer Erklärungen ist, eine anschauliche.
    Hieraus folgt, dass die Psychologie eine der Naturwissenschaft
    coordinirte Erfahrungswissenschaft ist, und dass sich die Betrachtungsweisen
    beider in dem Sinne ergänzen, dass sie zusammen
    erst die uns mögliche Erfahrungserkenntniss erschöpfen1). —
    Ich will es versuchen, im Folgenden den Nachweis zu führen,
    dass die erste dieser Definitionen unhaltbar ist, und dass dagegen
    die zweite derjenigen Aufgabe wirklich entspricht, die gegenwärtig
    der Psychologie gestellt werden muss"

    WD11.FN1) Vergl. Hugo Münsterber g, Aufgaben und. Methoden der psychologischen
    Forschung, 8. 21 ff. 0 s w. K. ü lp e, Grundriss der Psychologie, 8. 4, 6.
    Einleitung in die Philosophie, 8. 59, 66. Ich halte mich im Folgenden hauptsächlich
    an die präciseren Ausführungen des letzteren Autors.

    14: "Diese fehlerhafte Schlussfolge, die überaus durchsichtig ist,
    wenn man die Dinge bei ihren üblichen Namen nennt, pflegt nun
    durch die gewählten Bezeichnungen einigermaßen verhüllt zu werden.
    Statt des Wortes »Erfahrung« bedient man sich des schwankenderen
    und dabei doch gewisse Nebenbedeutungen einschließenden:
    »Erlebniss«. An und für sich hat dieses Wort zwei Nebenbedeutungen.
    Die erste weist darauf hin, dass die psychische Erfahrung
    nicht ein ruhendes Sein, sondern dass es Ereigniss, Geschehen,
    Vorgang sei. In diesem Sinne, in welchem das Erlebniss
    mit dem zusammentrifft, was man in der Auffassung der Bewusstseinsvorgänge
    die »Actualitätstheorie« genannt hat1), acceptire ich
    den Ausdruck gern. Aber gerade diese nicht wohl missverständliche
    Bedeutung bleibt im vorliegenden Falle ganz außer Betracht.
    Dafür tritt hier eine zweite Nebenbedeutung in den Vordergrund :
    die nämlich, dass jedes Erlebniss auf ein erlebendes Subject [>15]
    hinweist. Wenn man die Aufgabe der Naturwissenschaft als Erkenntniss
    der objectiven Beschaffenheit der »Erlebnisse« bestimmt,
    so hat das demnach einen andern Sinn, als wenn man ihr bloß
    den objectiven Inhalt der »Erfahrung« oder gar bloß diesen Inhalt
    nach Abstraction von dem Subject zuweist. Da es Erlebnisse ohne ein
    erlebendes Subject nicht gibt, so scheint es nämlich selbstverständlich
    zu sein, dass die Naturwissenschaft mit der objectiven Wirklichkeit
    der Erlebnisse nun auch die objective, d. h. nach der Verallgemeinerung,
    die man unter der Hand mit diesem Prädicat vorgenommen,
    die wirkliche Beschaffenheit des Subjektes festzustellen
    hat. So kommt hier das merkwürdige und doch sehr begreifliche
    Resultat zum Vorschein, dass ein Begriff, der an sich die Tendenz
    hat, auf den subjectiven Ursprung der Erfahrung hinzuweisen,
    dazu dient, des eigentlichen Subjectes, nämlich desjenigen, das
    die Erfahrungen macht, des erkennenden und handelnden, los zu
    werden, damit ein Object, das sogenannte »körperliche Individuum«,
    an dessen Stelle trete.
        Dass sich schließlich diese Begriffsbestimmung der Psychologie
    in ein Dilemma verwickelt, welches nur zwischen der Nichtexistenz
    der definirten Wissenschaft und dem Zugeständniss der principiellen
    Fehlerhaftigkeit der Definition die Wahl lässt, ist einleuchtend. Fällt
    der Naturwissenschaft die Erkenntniss der gesamm ten Wirklichkeit
    zu, und ist darum insbesondere alles, was den sogenannten
    »Bewusstseinsvorgängen« zu Grunde liegt, aus den physiologischen
    Eigenschaften des körperlichen Individuums abzuleiten, so findet die
    Psychologie ihre Arbeit gethan, ehe sie damit angefangen hat. Ihre
    Probleme hat von Rechts wegen einzig und allein die Physiologie
    zu erledigen. Behält dagegen die Psychologie eine selbständige
    Aufgabe, weil die Naturwissenschaft nicht die ganze Wirklichkeit
    umfasst, sondern bei dem Subj ect von bestimmten Seiten und
    Zusammenhängen der Erfahrung abstrahirt, dann stellt die obige
    Begriffsbestimmung an die Physiologie, die doch eine Naturwissenschaft
    ist, die widersinnige Zumuthung, sie habe eine endgültige
    Erkenntniss von dem zu vermitteln, was sie grundsätzlich von ihrer
    Betrachtung ausgeschlossen hat, nämlich von dem Subjecte, insofern
    es nicht bloß »Erlebniss« sondern selbst ein »erlebendes« ist. Auch
    der scheinbare Mittelweg, den der »psycho-physische Materialismus«"

    23: "Ihre Aufgabe einer Analyse der unmittelbaren Erfahrung
    bringt es nun mit sich, dass der Inhalt der Psychologie ein durchaus
    anschaulicher ist, wenn wir hierunter,. gemäß der erweiterten
    Bedeutung des Wortes Anschauung« in der neueren Philosophie,
    allgemein das concret Gegebene im Gegensatze zu dem bloß
    begrifflich Gedachten verstehen. Atome z. B. oder ein matheMatischer
    Punkt sind begrifflich gedacht; aber ein gehörter Ton,
    ein gesehener Gegenstand, ein erlebtes Gefühl sind concret gegeben,
    also in dem oben definirten Sinne anschaulich 1).

    59: "Ich habe ausdrücklich hervorgehoben, dass der
    Begriff 'Bewusstsein« nach meiner Auffassung nichts anderes bedeutet,
    als den unmittelbar erlebten Zusammenhang der psychischen
    Vorgänge, dass ferner aus diesem Zusammenhang die sogenannte
    'Einheit des Bewusstseins' sich ergebe. Für die Entwicklung des
    Selbstbewusstseins, also der Persönlichkeit, erkenne ich dann
    allerdings den Willensvorgängen den entscheidenden Einfluss zu,
    und ich behaupte, dass sich diese Entwicklung aus der bloßen
    Association der Vorstellungen nicht erklären lässt. Denn erstens
    glaube ich, dass die letztere Annahme der thatsächlichen Existenz
    der Gefühls- und Willensprocesse nicht gerecht wird; und zweitens
    glaube ich, dass sie über die wirkliche Entwicklung des Selbstbewusstseins
    keine zureichende Rechenschaft gibt. "
     



    Wundt, Wilhelm (1896b) Grundriß der Psychologie. Leipzig: Engelmann

    Zusammenfassung Wundt Grundriß 1896 (WGR):
    InVerz: Erleben 0, Erlebnis . Im Text: Erleben 0 (1x überleben), Erlebnis 21. Innere Wahrnehmung 1 (S. 246)

    • "erleben" kommt gar nicht vor, wobei aber natürlich klar ist, dass Erlebnisse aus Erleben gewonnen werden
    • S.17: gef. "Erlebnis wird von Wundt im Grundriß 1896 als ein Grundbegriff der Psychologie angesehen, ohne das ausdrücklich so zu benennen. Die psychischen Tatsachen oder Erfahrungen resultieren aus unmittelbaren Erlebnissen, die durch keine "Abstraktion und Reflexion" verändert wurden."
    • S.18:     "2) Diese unmittelbare Erfahrung ist kein ruhender Inhalt sondern ein Zusammenhang von Vorgängen; sie besteht nicht aus Objecten, sondern aus Processen, nämlich aus den allgemeingültigen menschlichen W962E2Erlebnissenund ihren gesetzmäßigen Beziehungen." Was "allgemeingültige menschliche Erlebnisse" sein sollen, erklärt Wundt nicht.

    • S.259: "... Dieses Gefühl des Zusammenhangs aller individuellen psychischen W962E7Erlebnisse bezeichnen wir als das »Ich«. Es ist ein Gefühl, nicht eine Vorstellung, wie es häufig genannt wird. ..." (S.259)
    • S.291: "1. Die Associationen in allen ihren Formen werden von uns, ebenso wie die mit ihnen nahe  zusammenhängenden Verschmelzungsprocesse, die der Entstehung der psychischen Gebilde zu Grunde liegen, als passive W962E11Erlebnisse aufgefasst, ..."


    Fundstellen Erlebnis im Grundriß:

    17: "... Wie dieser an die Annahme eines inneren Sinnes mit
    eigenartigen Objecten der innern Erfahrung, so ist jene
    eng an die Auffassung geknüpft, dass die innere Erfahrung
    mit der unmittelbaren Erfahrung identisch sei. Indem
    nämlich nach dieser Auffassung der Inhalt der psycho-
    logischen Erfahrung nicht in einer Summe von Gegenständen
    besteht, sondern in allen dem, was den Process der Er-
    fahrung überhaupt zusammensetzt, das heißt in den W962E1Er-
    lebnissen des Subjectes in ihrer unmittelbaren, durch keine
    Abstraction und Reflexion veränderten Beschaffenheit, so
    wird hier nothwendig der Inhalt der psychologischen Er-
    fahrung  als ein  Zusammenhang von Processen be-
    trachtet. (S.17).
        Dieser Begriff des Processes schließt die gegenständ-
    liche und damit auch die mehr oder minder beharrliche Be-
    schaffenheit der psychischen Erfahrungsinhalte aus. Die
    psychischen Thatsachen sind Ereignisse, nicht Gegenstände;
    sie verlaufen wie alle Ereignisse, in der Zeit und sind in
    keinem folgenden Moment die nämlichen, die sie in einem
    vorangegangenen waren. ..."

    18: "2) Diese unmittelbare Erfahrung ist kein ruhender Inhalt
    sondern ein Zusammenhang von Vorgängen; sie be-
    steht nicht aus Objecten, sondern aus Processen, nämlich
    aus den allgemeingültigen menschlichen W962E2Erleb-
    nissen und ihren gesetzmäßigen Beziehungen."

    19:     "2. Als Wissenschaft von den allgemeingültigen Formen
    unmittelbarer menschlicher Erfahrung und ihrer gesetz-
    mäßgen Verknüpfung ist sie die Grundlage der Geistes-
    wissenschaften. Denn der Inhalt der Geisteswissenschaften
    besteht überall in den aus unmittelbaren menschlichen
    W962E3Erlebnissen hervorgehenden Handlungen und ihren
    Wirkungen. Insofern die Psychologie die Untersuchung der
    Erscheinungsformen und Gesetze dieser Handlungen zu ihrer
    Aufgabe hat, ist sie daher selbst die allgemeinste Geistes-
    wissenschaft und zugleich die Grundlage aller einzelnen,
    wie der Philologie. Geschichte, Nationalökonomie, Rechts-
    wissenschaft u. s. w."

    100: "... tragischen W962E4Erlebnisses ..."

    181: "... Aber sie [R. S.: die Glieder einer zeitlichen Reihe] werden im allgemeinen nicht identisch sein,
    weil jedes Gefühlselement außer von der Empfindung, mit
    der es unmittelbar verbunden ist, immer auch von dem
    durch die Gesammtheit der W962E5Erlebnisse bestimmten Zustand
    des Subjectes abhängt. ..."

    243: ".... So beginnt na-
    mentlich nach Zuständen der Bewusstlosigkeit das Bewusst-
    sein in der Regel nur langsam seine normale Höhe zu
    erreichen, indem allmählich wieder Anknüpfungen an frühere
    W962E6Erlebnisse entstehen."

    259: "... Dieses Gefühl des Zusammen-
    hangs aller individuellen psychischen W962E7Erlebnisse bezeichnen
    wir als das »Ich«. Es ist ein Gefühl, nicht eine Vor-
    stellung, wie es häufig genannt wird. ..."

    286.1: "... Der Unterschied von einem
    gewöhnlichen Erinnerungsvorgang, bei dem man sich der Ver-
    bindung des neuen Eindrucks mit einem früheren W962E8Erlebniss deut-
    lich bewusst ist, besteht augenscheinlich nur darin, dass hier die
    Elemente, die die Verbindung herstellen. durch andere Vorstellungs-
    elemente in den dunklen Hintergrand des Bewusstseins gedrängt
    sind. ..."

    286.2 "... Bei der Wahrnehmung eines individuell oder
    nach seinem Gattungscharakter geläufigen Gegenstandes ist
    zunächst der Umfang möglicher Associationsbeziehungen ein
    ungleich größerer, und es hängt daher nun weniger von
    den einzelnen W962E9Erlebnissen, auf denen die Association selbst
    beruht, als von allgemeinen Anlagen und momentanen Dis-
    positionen des Bewusstseins, namentlich aber auch von dem
    Eingreifen bestimmter aktiver Apperceptionsvorgänge und
    den mit ihnen zusammenhängenden intellectuellen Gefühlen
    und Affecten ab, in welcher Weise an irgend ein bestimmtes
    W962E10Erlebniss Erinnerungsvorgänge sich anschließen. Bei der
    Mannigfaltigkeit dieser Bedingungen ist es begreiflich, dass
    sich im allgemeinen die Associationen jeder Vorausberechnung [>287]
    entzieht, während dagegen, sobald der Erinnerungsact ein-
    getreten ist, die Spuren seiner associativen Entstehung selten
    der aufmerksamen Nachforschung entgehen, so dass wir
    unter allen Umständen berechtigt sind, die Association als
    die allgemeine und einzige Ursache von Erinnerungsvor-
    gängen zu betrachten."

    288: "... Was aber die Entstehungsweise der Erinnerungs-
    vorgänge betrifft, so greifen bei jedem einzelnen derselben Pro-
    cesse ineinander ein, die sich in gewissem Sinne theils als
    Aehnlichkeits-, theils als Berühungswirkungen bezeichnen lassen.
    Von einer Aehnlichkeitswirkung könnte man nämlich bei jenen
    Assimilationen reden, die theils den Vorgang einleiten, theils aber
    bei der ihn abschließenden Rückbeziehung auf ein bestimmtes
    früheres W962E11Erlebniss stattfinden. ..."

    291:         "§17. Die Apperceptionsverbindungen.
    1. Die Associationen in allen ihren Formen werden
    von uns, ebenso wie die mit ihnen nahe zusammenhängenden
    Verschmelzungsprocesse, die der Entstehung der psychischen
    Gebilde zu Grunde liegen, als passive W962E12Erlebnisse aufgefasst,
    weil das für die Willens- und Aufmerksamkeitsvorgänge [>292]
    charakteristische Thätigkeitsgefühl immer nur in der Weise
    in sie eingreift, dass es an die bereits gebildeten Ver-
    bindungen bei der Apperception gegebener psychischer
    Inhalte sich anschließt. (Vgl. S. 255.) Die Associationen sind
    demnach W962E13Erlebnisse, die ihrerseits Willensvorgänge er-
    wecken können, selbst jedoch nicht unmittelbar durch
    Willensvorgänge beeinflusst werden. Eben dies ist uns aber
    das Kriterium eines passiven W962E14Erlebnisses."

    294: "... Wenn wir uns z. B. bei einer Wieder-
    erkennung der Identität des Gegenstandes mit einem früher
    wahrgenommenen, oder wenn wir uns bei einer Erinnerung
    einer bestimmten Beziehung des erinnerten W962E15Erlebnisses zu
    einem gegenwärtigen Eindruck bewusst werden, so verbindet
    sich hier mit den Associationen zugleich eine Function der
    Apperception in Gestalt beziehender Thätigkeit."

    295: "... So nenne ich es eine Be-
    ziehung, wenn ich einen gegenwärtigen Eindruck als den
    Grund für die Erinnerung an ein früheres W962E16Erlebniss auf-
    fasse; eine Vergleichung dagegen, wenn ich zwischen dem
    früheren und dem jetzigen W962E17Erlebniss bestimmte Ueberein-
    stimmungen oder Unterschiede feststelle."

    307: "... man kann daher in Phantasiebildern sich
    ergehen wie in wirklichen W962E18Erlebnissen. ..."

    308:     "Dieses besteht bei der »Phantasiethätigkeit« in der
    Nacherzeugung wirklicher oder der Wirklichkeit
    analoger W962E19Erlebnisse. Unmittelbarer an die Associa-
    tionen sich anlehnend ist die Phantasiethätigkeit die ursprüng-
    lichere Form der apperceptiven Analyse. Sie beginnt mit
    einer mehr oder minder umfassenden, aus mannigfachen Vor-
    stellungs- und Gefühlselementen bestehenden Gesammtvor-
    stellung, die den allgemeinen Inhalt eines zusammengesetzten
    W962E20Erlebnisses umfasst, in welchem die einzelnen Bestandtheile
    zunächst nur unbestimmt ausgeprägt sind. Diese Gesammt-
    vorstellung zerlegt sich dann in einer Reihe successiver Acte
    in eine Anzahl bestimmterer theils zeitlich theils räumlich
    verbundener Gebilde. So schließen hier an eine primäre
    willkürliche Synthese analytische Acte sich an, in Folge
    deren wieder Motive einer neuen Synthese und damit einer
    Wiederholung des ganzen Processes mit einer theilweise
    veränderten oder mit einer beschränkteren Gesammtvor-
    stellung entstehen können."

    309f:     "16. Dieser Nachbildung wirklicher oder als Wirklichkeit
    vorstellbarer W962E21Erlebnisse gegenüber, die den Inhalt der unter
    dem Begriff der »Phantasie« zusammengefassten appercep-
    tiven Funktionen ausmacht, besteht nun das Grundmotiv der
    »Verstandesthätigkeit« in der Auffassung der Ueber-
    einstimmungen und Unterschiede, sowie der aus
    diesen sich entwickelnden sonstigen logischen Ver-
    hältnisse der Erfahrungsinhalte. Demnach geht die
    Verstandesthätigkeit umsprünglich ebenfalls von Gesammtvor-[>310]
    stellungen aus, in denen eine Anzahl wirklicher oder als
    wirklich vorstellbarer W962E22Erlebnisse willkürlich in Beziehung
    gesetzt und zu einem einheitlichen Ganzen verbunden sind.
    Aber der hierauf folgenden Analyse ist nun durch das ab-
    weichende Grundmotiv ein anderer Weg vorgezeichnet. Die
    Analyse besteht nämlich hier nicht mehr bloß in einer
    klareren Vergegenwärtigung der einzelnen Bestandtheile
    der Gesammtvorstellung, sondern in der Feststellung der
    durch die vergleichende Funktion zu gewinnenden mannig-
    fachen Verhältnisse, in denen diese Bestandtheile zu ein-
    ander stehen, eine Feststellung, für welche dann, sobald nur
    einmal mehrfach solche Analysen vollzogen sind, ander-
    weitig gewonnene Ergebnisse der Beziehung und Vergleich-
    ung herbeigezogen werden."


    Wundt, Wilhelm (1920)Erlebtes und Erkanntes.
    Der Textanalyse liegt die Gutenbergprojektdarstellung zu Grunde:
    https://www.projekt-gutenberg.org/wundt/erlebtes/erlebtes.html

    Zusammenfassung-Wundt1920 : Das Buch ist autobiographisch, handelt vom Menschen und Bürger Wundt und seiner Zeit. Von daher ist nicht zu erwarten, dass hier wissenschaftliche Ausführungen zum Erleben oder Erlebnis erfolgen, aber Gebrauchsbeispiele für Wundts individuelles Erleben. Ungeachtet dessen ist es ein sehr interessantes Buch, wobei die meisten durchgesehenen Fundstellen bis zum 15. Kapitel erleben1, ein Ereignis oder Geschehen miterleben, bedeuten. In Kapitel 15, 17, 18 gibt es einige Aussagen, die für ein Erleben oder Erlebnis im psychologischen Sinne sprechen
        Anmerkung Kapitel 38 und 39 behandeln die Entstehung und Entwicklung des ersten psychologischen Laboratoriums in Leipzig.

    erleb 68, erleben 2 (von 6 mit Sonderleben,  verleben, überleben, Völkererlebens), Erlebnis 20.
     

    Fundstellen " Wilhelm Wundt. Erlebtes und Erkanntes erste 4 Kapitel
    Hier werden bei den Indizes die Kapitelnummern mit angegeben., weil die Kapitel 05-14 nicht ausgewertet wurden. Für den Fall, dass hier noch nachgearbeitet wird, soll dadurch die Indizes eindeutig sein. Vorwort = VW.

    Vorwort: Die folgenden Blätter sollen keine Lebensbeschreibung im gewohnten Sinne des Wortes sein. Ein Gelehrtenleben, wie das des Verfassers, bietet keinerlei Motive, die in ihm selbst gelegen besondere Anlässe zur Schilderung ihres Verlaufs bilden könnten. Die Motive, die es bieten möchte, um sie für die Nachkommen festzuhalten, sind teils äußere Ereignisse, die er W20VWe1miterlebt1 hat, teils die Ergebnisse der Arbeit, um die er sich bemüht hat. Ein solches Leben zu schildern erweckt aber nur insofern ein allgemeineres Interesse, als der Geist der Zeit irgendwie in dasselbe eingegriffen hat, und auf diese Eigenschaft kann der Verlauf meines Lebens wohl Anspruch machen, wenn ich aus demselben die Vorgänge, die ich W20VWe2erlebt? habe, und die Ereignisse, in die es mir einzugreifen vergönnt war, in Betracht ziehe. Unter diesem Gesichtspunkte würde es aber ohne besonderen Wert sein, wenn ich im folgenden den so oft gemachten Versuch, Tag für Tag oder Jahr für Jahr zu schildern, wiederholt hätte. Vielmehr ordnen sich hier von selbst die Inhalte dieses Lebens in einzelne Folgen, die verschiedenen Lebensgebieten angehören. Mag es auch an einem inneren Zusammenhang, der solche Lebensausschnitte verbindet, nicht fehlen, so bieten diese doch keineswegs selbst eine äußerlich erkennbare Verbindung, sondern diese ergibt sich erst aus dem Totaleindruck des Ganzen für den Leser, der sich selbst dieses Ganze zusammenfügt. Es ist, wenn ich hier Ausdrücke gebrauchen darf, die ich in den folgenden Blättern des öfteren angewandt habe, eine Resultante oder eine Kollektiveinheit, die dem aufmerksamen Leser nicht entgehen wird, auf die ihn aber der Verfasser nicht erst hinzuweisen braucht, und die in dem "W20VWe3Erlebten? und Erkannten" ihren Ausdruck finden soll. Das W20VWe4Erlebte? ist das nächste, was ihm die Götter beschieden, das Erkannte das Bessere, was sie ihm vergönnt haben. Will der Leser beurteilen, was der Autor aus seinem Leben gemacht hat, so mag er als das Material, aus dem er seine Schlüsse zieht, das Verhältnis in Betracht ziehen, in welchem das Erkannte zu dem W20VWe5Erlebten? steht. Er wird dann zugleich den richtigen Standpunkt finden, um auch die Irrtümer und Mängel zu verstehen, von denen dieses Leben nicht frei ist. Sollte er selbst das Motiv in den Vordergrund stellen, das für ihn sein Leben lang das wirksamste war, so ist es nicht zu jeder Zeit, aber doch auf den Höhepunkten dieses Lebens das politische, die Teilnahme an den Interessen von Staat und Gesellschaft gewesen, die den Schreiber dieser Zeilen gefesselt hat. Sie hat den Verfasser in das Leben geleitet. Sie hat zu wiederholten Malen wirkungsvoll in dieses eingegriffen, und sie ist ihm wiederum nahegetreten, als sich dieses Leben dem Ende näherte.
    Leipzig, im August 1920.     W.Wundt"
     

      Kommentar: "erlebt" wird 5x genannt, 4x muss es offen bleiben, um welches Erleben es sich handelt, wahrscheinlich meist um erleb1 (Ereignis erleben).
    1.
    Früheste Kindheitserinnerungen. Die Heidelsheimer Volksschule.

        "Der bekannte Maler Wilhelm Tischbein berichtet in seiner Selbstbiographie, das früheste Ereignis, das sich seinem Gedächtnis unzerstörbar eingeprägt habe, sei ein Fall zur Erde gewesen, den er getan, als man ihm das aufrechte Stehen und Gehen lehren wollte. Man habe ihn an eine zufällig anwesende Ziege angelehnt, und in dem Augenblick, wo die Ziege davonlief, sei er zur Erde gefallen. Wer sich überhaupt auf früheste Lebensereignisse besinnen kann, wird wahrscheinlich auf eine ähnliche Begebenheit stoßen, die als ein isoliertes Ereignis in seinem Gedächtnis haften geblieben ist. Ein solches Ereignis pflegt dann aber zugleich mit allen den Nebenumständen, von denen es begleitet war, ähnlich der davonlaufenden Ziege bei Tischbein, mit merkwürdiger Deutlichkeit in der Erinnerung festzuhalten, und wenn man sich darauf besinnt, welche Merkmale es eigentlich sind, die einem solchen einzelnen Vorgang den Vorzug vor andern verleihen als das früheste W2001E1Erlebnis1 angesehen zu werden, so sind es wohl solche begleitende Nebenumstände. In der Regel ist es irgendeine Situation, in der man sich vorfindet, und die sich keineswegs als eine völlig unbestimmte, sondern ausgestattet mit der Mannigfaltigkeit eines wirklichen Ereignisses erneuert. So bleibe denn auch ich, wenn ich über mein frühestes W2001E2Erlebnis1 Rechenschaft geben soll, bei einer äußerst peinvollen Situation stehen. Ich finde mich eine Kellertreppe herabrollend und glaube noch heute die Stöße zu fühlen, die mein Kopf von den Stufen der Treppe empfängt, ich finde mich von dem Halbdunkel des Kellers umfangen und es mischt sich damit die Vorstellung, daß ich meinem in den Keller gegangenen Vater nachgelaufen bin.
        Neben dem so markierten Ereignisse tauchen dann bei näherem Besinnen noch vereinzelte Erinnerungen in mir auf, die aber offenbar einem späteren Stadium angehören. Besonders sind es früheste W2001E3Schulerlebnisse1, und dabei ist es dann wieder das umgebende Medium, einzelne Mitschüler, eine Schulszene, die eine begünstigte Rolle spielen, und bei denen immer zugleich die Bedingung obwaltet, daß ich selbst an dieser Szene beteiligt bin. So schwebt mir aus der Fülle solcher W2001E4Schulerlebnisse1 in der Zeit meines Besuchs der untersten Klasse der Volksschule vornehmlich eine Szene noch deutlich vor. Mein Vater wohnte als Schulinspektor einer Unterrichtsstunde bei, ohne sich übrigens selbst in den Unterricht einzumischen. Davon machte er nur in einem einzigen Fall eine Ausnahme. Ich war zerstreut und hatte, statt auf den Unterricht aufzupassen, meinen eigenen Gedanken nachgehangen, wie das bis in viel spätere Zeiten meine regelmäßige Eigenschaft gewesen ist. Da wurde ich durch eine Ohrfeige, die mir ungewohnterweise mein Vater applizierte, diesem Zustand der Zerstreutheit plötzlich entrissen. Noch sehe ich das strafende Gesicht des Vaters vor mir, der hier augenscheinlich aus der Rolle des aufmerksamen Zuhörers unwillkürlich in die des häuslichen Erziehers gefallen war. Wie in diesem Fall, so mag auch sonst ein Affekt des Schrecks, ein Schmerz das Festhaften in der Erinnerung begünstigen; doch hat dieses Unlustmotiv neben jener isolierenden Macht begleitender Vorstellungen nach den mir gewordenen Eindrücken im ganzen nur eine nebensächliche Bedeutung. So gilt denn, psychologisch betrachtet, für diese frühesten Lebenserinnerungen allem Anscheine nach schon die Regel, daß es überhaupt keinen isolierten Vorgang in unserem Bewußtsein gibt, sondern nur Verbindungen von Vorgängen, die einen Zusammenhang bilden und sich durch diesen wechselseitig in der Erinnerung befestigen. Es ist die Regel der Kontinuität des Bewußtseins, die sich so bereits für das erste Dämmern eines solchen bestätigt. Darum läßt sich nun aber auch nicht mit absoluter Sicherheit behaupten, daß irgend eine Erinnerung, die man geneigt ist für die früheste zu halten, dies wirklich sei, sondern man wird immer nur sagen können, daß sie durch ihre Verbindung mit den begleitenden Vorstellungen die hierzu geeignete Beschaffenheit annimmt.

    2.
    Eine Dorfrevolution. Deutsche Teilnahme an Polens Schicksalen. Das Jahr 1848. Die badische Revolution von 1849. Die badische Republik und ihr Ende. Der Einmarsch der Preußen und das Rastatter Kriegsgericht.

    Es gibt heute wenige mehr, die sich der Zeit erinnern, da das Land Baden schon einmal ein halbes Jahr lang eine selbständige Republik war. Aber noch beschränkter ist wohl die Zahl derer, die die vorangegangenen Jahrzehnte wenigstens teilweise mit deutlichem Bewußtsein W20e6erlebt1 haben. Ich gehöre zu diesen wenigen, und mir ist eine Szene in Erinnerung, die auf die politische Stimmung dieser Zeit ein merkwürdiges Licht wirft.
    ...
    ... Wie dem aber auch sei, das Band, das in meiner Erinnerung jene Dorfrevolution mit den späteren Ereignissen von 1848, 1849 und schließlich in ihren schattenhaften Nachwirkungen mit Vorgängen der letzten Jahre verknüpft hat, ist wiederum ein Beispiel jenes inneren Zusammenhangs, der in uns einander verwandte W2002E5Erlebnisse1 durch weite Strecken und über völlig abweichende Inhalte miteinander verbindet. Mögen diese Verbindungen schließlich selbst in der Erinnerung zurücktreten. Sie pflegen in den geistigen Interessen fortzuleben, die in unser späteres Schicksal bestimmend eingreifen.
        Als ich daran ging, mir das Vergangene zu vergegenwärtigen, war es dieser Gesichtspunkt, der sich mir schon bei der Schilderung jener Dorfrevolution aufdrängte, von der ich sagen könnte, daß sie mein erstes politisches W2002E6Erlebnis1 gewesen ist. Für denjenigen, der das Wagnis unternimmt, eine Selbstbiographie zu schreiben, liegt es natürlich am nächsten, die Ereignisse in der Reihenfolge zu schildern, in der er sie tatsächlich W2002e7erlebt1 hat.
    ...
        War mein frühestes politisches W2002E7Erlebnis1 die Dorfrevolution von Heidelsheim gewesen, so ist diese nun aber keineswegs die einzige Revolution geblieben, die ich in unmittelbarer Nähe W20e8erlebt1 und von der ich eine Reihe eindrucksvoller Bilder in der Erinnerung bewahrt habe. Noch sehe ich vor mir die Tafelrunde deutscher und österreichischer Politiker, die sich auf der Reise zum Frankfurter Vorparlament im Museumssaale zu Heidelberg zusammengefunden hatten, unter ihnen Anastasius Grün, den gefeierten Wiener Poeten, neben anderen führenden Geistern der Zeit, die ich hier von der Galerie des Festsaales aus mit staunender Bewunderung erblickte. Ebenso steht vor mir der mit rauschenden schwarzrot-goldenen Fahnen und Efeugewinden geschmückte Schloßhof und die Tribüne mit den Abgeordneten der Frankfurter Linken, unter denen Robert Blum mit seiner hinreißenden Beredsamkeit die aus der Stadt und der Umgebung herbeigeströmten Zuhörer zu Tränen bewegte. Neben solchen von der Begeisterung der Massen getragenen Szenen fehlen unter den Bildern meiner Erinnerung freilich auch andere nicht, in denen die großen Straßenkämpfe von Berlin und Wien in kleinerem Maßstabe sich widerspiegelten. Noch steht mir hier ein Zug von Odenwälder Bauern vor Augen, die mit ihren Sensen bewaffnet in die Stadt einzogen, um den Städtern den Überfluß ihres Besitzes abzunehmen, aber vor der mit Flinten bewaffneten Bürgerwehr die Flucht ergriffen - eine Szene, in der sich der bekannter gewordene Putsch wiederholte, den schon im März Hecker und Struve, vereint mit einer Schar französischer Freischärler unter Georg Herwegh, dem Verfasser der von mir und meinen Altersgenossen damals mit Begeisterung gelesenen »Gedichte eines Lebendigen« im badischen Oberland veranstaltet hatten.
    ...
        Auch das tragische Ende dieser kurzen Republik habe ich, noch dazu fast in unmittelbarer Nähe W2002e9miterlebt1, als ich von der Höhe des Gaisbergs bei Heidelberg aus die Kanonen der Schlacht bei Waghäusel blitzen sah, in der die preußische Armee unter der Führung des damaligen Prinzen von Preußen, des späteren Kaiser Wilhelm, die republikanischen Truppen zu Paaren trieb. Der Eindruck ist mir unvergeßlich, den die am Abend dieses Tages in der Stadt veranstaltete Illumination hervorrief, die nach der Verkündung des republikanischen Bürgermeisters den Sieg des badischen Heeres feiern sollte, die aber in Wirklichkeit dazu bestimmt war, den in den Odenwald fliehenden Freischaren den Weg zu zeigen. Nach Amerika und der Schweiz, zu einem kleinen Teil nach Frankreich hatten auch die Führer der Revolution sich gerettet, soweit sie nicht gefangen oder als blutige Opfer des Rastatter Kriegsgerichts gefallen waren. Am Tag nach der Schlacht hielt ein preußisches Regiment seinen Einzug, mit dem sich nach dem ersten Schrecken, den es eingejagt, die weibliche und die jugendliche Bevölkerung der Stadt sehr bald befreundete. So habe ich selbst meinen ersten Musikunterricht bei einem biederen Pommerschen Grenadier genossen, der mir die Anfangsgründe der Klarinette beibrachte.

    4.
    Baden nach der Reaktion der fünfziger Jahre. Verhältnisse des allgemeinen bürgerlichen zum
    politischen Leben. Die Arbeiterbildungsvereine. Populäre Vorträge in deutschen Kleinstädten. Die Arbeiterbildungsvereine und die Anfänge der Sozialdemokratie. August Bebel und Karl Biedermann
    als Vereinsgenossen. Der badische Landtag. Die liberale badische Gesetzgebung seit 1860. Die
    Parteien in Süddeutschland um 1860. Das Jahr 1866. Die badische Fortschrittspartei. Eine badische Ministerkonferenz. Reden von Mohl und Blutschli im Mai 1866. Der deutsche Abgeordnetentag in
    Frankfurt a. M.. Umwälzung der Volksstimmung nach Königsgrätz. Interpellation über das badische Triasprojekt im Oktober 1867. Die Lage Badens nach 1866. Mathys Tod.

    Wenn für die meisten Menschen die Regel gilt, daß ihr Leben mehrere unabhängig nebeneinander hergehende Lebensläufe umfaßt, so gibt es wohl kein Gebiet, für das diese Regel in ausgesprochenerem Maße zutrifft als für das gleichzeitig auf wissenschaftlicher Arbeit gegründete Berufsleben und das in Gemeinde-, Vereins- und politischen Interessen sich bewegende öffentliche Leben. Man ist geneigt, private, Berufs- und öffentliche Beschäftigungen im allgemeineren Sinne als solche nebeneinander bestehende Lebenskreise zu unterscheiden; aber ich möchte glauben, daß die Beziehungen zwischen ihnen doch im allgemeinen engere sind als die sonst zwischen individuellem Beruf und gemeinschaftlichem Interesse bestehenden. Das beweist schon der Umstand, daß es keinen Menschen gibt, der nicht mit seinen persönlichen Angelegenheiten zugleich inmitten gesellschaftlicher Beziehungen im allgemeineren Sinne steht, während es, wie schon oben bemerkt, zahlreiche Menschen gibt, die öffentliche Interessen, insondere politische, überhaupt nicht besitzen. Um so mehr können sie, wo solche vorhanden sind, unabhängig nebeneinander bestehen. Für dieses Nebeneinander bietet vielleicht das Land Baden unter den kleineren deutschen Staaten die zahlreichsten Beispiele, und die politische Vergangenheit des Landes dürfte an diesen gegenüber dem übrigen Deutschland zweifellos etwas regsameren politischen Interessen wesentlich beteiligt sein. Wer, wie es mir begegnet ist, von Kind auf eine Reihe von Umwälzungen mitgemacht hat, von der Dorfrevolution bis zur Gründung des neuen Deutschen Reichs und darüber hinaus, dem werden die Erinnerungen an diese Ereignisse nicht so leicht aus dem Gedächtnis verschwinden, und sie haben die natürliche Tendenz, sich zu verbinden. So würde jene Dorfrevolution schwerlich in meinem Gedächtnisse haften geblieben sein, wenn mich nicht die Revolutionen von 1848 und 1849 und schließlich mit ihnen die politischen Wandlungen der späteren Tage immer wieder daran erinnert hätten. Infolge dieser inneren Verwandtschaft der sonst noch so weit abliegenden Ereignisse ist es aber doch das politische Leben, das eine solche Kontinuität vor anderen zustande bringt, so daß dieses in der eigenen Erinnerung als eine Art Sonderleben [R. S.: Das ist kein erleben] sich ausscheidet. Darum würde meine politische Vergangenheit vielleicht mir selbst als eine Irregularität erscheinen, wenn ich mir nicht bewußt wäre, daß sie einen für sich bestehenden Zusammenhang bildet. Mag es daher manchem Leser dieser Lebenserinnerungen sonderbar vorkommen, daß ich mit Dingen beginne, die mit meinem sonstigen Leben scheinbar sehr wenig zu tun haben, und daß ich sie zunächst als einen für sich bestehenden Inhalt herausgreife, so wüßte ich mir doch nicht anders zu helfen, wenn ich nicht eine Seite dieser Erinnerungen verschweigen sollte, die mir lebendiger als vieles andere im Gedächtnis erhalten geblieben ist. War mir doch das Schicksal beschieden, daß mich das gewohnte Nebeneinander verschiedener Leben-sinteressen für mehrere Jahre zu einem Berufswechsel führte, an dem, wie ich vermute, meine politischen Jugendeindrücke nicht unbeteiligt gewesen sind.

    ... Aber hatte in früherer Zeit dies nur ausnahmsweise gegolten, so war es immerhin die städtische Schule, die dies jetzt zum erstenmal Da und Dort W2004e10erlebte1, und ich halte es nicht für unmöglich, daß sich diese Gewohnheit fortgesetzt und befestigt haben würde, wenn nicht in der Folgezeit die in diesen Gegenden in ihren Anfängen erst um 1870 sich regende und vollends erst 1875 endgültig konstituierte sozialdemokratische Partei diesen Frieden gestört und damit auch die Schule wieder in ihren früheren Zustand zurückgeworfen hätte. ...

    Beispiele aus Wundt mit psychologischem Erleben2 oder Erlebnis Kapitel 15, 17, 18

    • ein W2015E10Erlebnis, das mir beim völligen Erwachen einen schweren Schrecken erregte.
    • Diese Ruhe des Sterbens einmal W2017e10erlebt2 zu haben schätze ich für einen Gewinn,
    • und daß es außer dieser innerlich W2018e12erlebten2 keine andere Gottheit
    • Sie wird ihm durch den Inhalt seines eigenen W2018e13Erlebens2 gegeben,


    Aus15: "... Dabei hatte ich bei einem solchen nächtlichen Krankenbesuch ein W2015E10Erlebnis, das mir beim völligen Erwachen einen schweren Schrecken erregte. In den Krankenzimmern standen friedlich nebeneinander zwei an Wirkung sehr verschiedene Medikamente, das damals unter dem Namen Laudanum Sydenhami bekannte Opiumpräparat und die Jodtinktur. Ich reichte aber der Patientin und noch dazu mit dem Bewußtsein, daß es die Jodtinktur war, diese statt des Opiums. Hasse, dem ich am folgenden Morgen ein Sündenbekenntnis abgelegt, vermied zunächst vorsichtig das Bett der Patientin mit der kurzen Bemerkung: »Es wird ihr wohl nichts geschadet haben!« Mir aber blieb ein so tiefer Eindruck, daß ich mich wochenlang mit dem Bedenken trug, ob jemand, dem eine solche Verwechslung begegnen konnte, befähigt sei, den ärztlichen Beruf auszuüben."

    Aus 17: "... Diese Ruhe des Sterbens einmal W2017e10erlebt2 zu haben schätze ich für einen Gewinn, dem nichts anderes gleich kommt. ...   Bei diesem Wunsche erneute sich in mir momentan die Erinnerung an jenes Erlebnis meiner Jugend, und ich sagte mir: ich wünsche das Gegenteil, um keinen Preis möchte ich dieses Leben verlassen, außer mit vollem Bewußtsein diesen Akt selber W2017e11erlebt1  zu haben."

    Aus 18:     "Noch ein anderer Zusammenhang ist mir aber klar geworden, wenn ich mir in späteren Zeiten meines Lebens diese Momente der letzten Ruhe des Daseins zu vergegenwärtigen suchte. Das war die Verwandtschaft oder, wie ich wohl besser sagen würde, die Einheit dieser Ruhe vom Leben mit dem religiösen Gefühl. Als ich viele Jahre später zum ersten Male die Schriften des Meister Eckehart zu Gesicht bekam, da fiel mir der Gedanke dieser Einheit wie eine plötzliche Erleuchtung in die Seele. Es gibt viele dem fremd gegenüberstehende Predigten und Aussprüche dieses gewaltigen Mannes. Aber es gibt einzelne, die alle diese fremdartigen Bestandteile zurückdrängen, weil sie mit sieghafter Kraft den unzerstörbaren Gedanken zum Ausdruck bringen, daß die menschliche Seele in ihrer vollkommenen Reinheit von allem, woran sie im Leben mit innerer Notwendigkeit als ihrer sinnlichen Verkörperung gebunden ist, losgelöst gedacht vollkommen eins mit der Gottheit selbst ist, und daß es außer dieser innerlich W2018e12erlebten2 keine andere Gottheit und noch weniger eine Unsterblichkeit gibt, die den Widersinn in sich schließen würde, dem wirklichen Leben zu entsagen und gleichzeitig das nämliche wirkliche Leben in irgendeiner von ihm verschiedenen Form noch einmal zu beginnen. Wer sich je diesen Gedanken zu eigen gemacht hat, dem wird eben gerade die Einmaligkeit und Einzigartigkeit dieses Lebens oder, was ja dasselbe bedeutet, die Einzigartigkeit des persönlichen Daseins als die wahre Unsterblichkeit sich aufdrängen, die in dieser Einheit den vollen Gegensatz zu jener vulgären Unsterblichkeit bildet, die sich für ihn nunmehr in eine täuschende Illusion verwandelt.
        Wird für den irgendeinmal der unzerstörbaren Ruhe des reinen seelischen Seins teilhaft Gewordenen das eigene innere W2018E11Erlebnis1i zum unmittelbaren Gottesbewußtsein, so führt nun aber umgekehrt der Zwiespalt beider ebenso notwendig zur Sehnsucht nach einer übersinnlichen Welt, die mit diesem Leben den Zwiespalt aufhebt und damit einer andern, zwar an sich völlig jenseits einer irgendwie vorstellbaren Wirklichkeit liegenden, jedoch um so dringender begehrten Welt Platz macht. Darum fällt für das Christentum der überlieferte Unsterblichkeitsglaube zusammen mit dem Erlösungsgedanken, der das sinnliche Leben in einen dem Untergang bestimmten Schein verwandelt. Hier eröffnet sich nun aber auch eben jener Weg zur Beseitigung dieses Zwiespalts in dem Gefühl des W2018e13Erlebens2 der Gottheit in der eigenen Seele, das ebenso unmittelbar den Gedanken der äußeren in den der inneren, der Selbsterlösung verwandelt. Ihm gegenüber bleibt dann der Gegensatz der beiden Unsterblichkeitsgedanken, des einen als einer optimistischen, des anderen als einer pessimistischen Auffassung des wirklichen Lebens, zurück. Der Optimist in diesem durch die religiöse Nebenbedeutung ergänzten Sinne des Wortes hat das äußere Erlösungsbedürfnis überwunden, weil er der Selbsterlösung gewiß geworden ist, die ihn in dem sinnlichen Leben eine Aufgabe erblicken läßt, die er zu lösen hat, um in sich selbst die Einheit seiner eigenen Seele mit der Gottheit und mit ihr die Einheit von Gott und Welt wiederzufinden. Dem in analogem Sinne verstandenen Pessimisten bleibt dagegen das sinnliche Leben ein unüberbrückbarer Gegensatz zum göttlichen Sein, und die Einheit des göttlichen und des sinnlichen Lebens wird zu einem in dieser Wirklichkeit niemals erfüllbaren Wunsch. Damit enthüllen sich aber jene Gegensätze der Gottesidee, der unserer Seele immanenten und der ihr transzendenten, als Gegensätze zweier Weltanschauungen, die einander widerstreiten und zugleich ergänzen, weil jede eine für sich bestehende und als solche durch die andere unersetzbare Weltbetrachtung darstellt. Zwischen ihnen zu wählen, steht dem einzelnen nicht frei. Sie wird ihm durch den Inhalt seines eigenen W2018e14Erlebens2 gegeben, denn er wählt mit innerer Notwendigkeit diejenige, in der er seine Befriedigung findet, oder, wie der Ausdruck treffender lautet, diejenige, die ihn beglückt; und hier liegt eben ihr Gegensatz darin, daß zwar möglicherweise beide nacheinander, in verschiedenen Perioden des Lebens, niemals aber beide zumal diese beglückende Macht auf ihn ausüben."
    ...
        Das klare Bewußtsein dieser Einheit lag in jenem Augenblick, in welchem ich für eine lange Zeit von allen den Aufgaben Abschied nahm, die ich meinem Leben gestellt, noch ferne, aber es hat mir zu tagen begonnen, indem ich von diesem Moment an für alle Zukunft den Ausgangspunkt gefunden hatte, nach welchem sich die äußeren W2018E12Erlebnisse und die sich ihnen anreihenden Erkenntnisse zu einem innerlichen Zusammenhang ordneten. Denn von nun an begann ich zugleich meine W2018E13Erlebnisse und Erkenntnisse als zugehörig zu einer in sich mehr und mehr einheitlichen Weltanschauung zu betrachten, die in der sinnlichen Welt ihr notwendiges Substrat und in der geistigen Welt die dem menschlichen Bewußtsein gegebene lebendige Form dieses Substrats finde. Von diesem Augenblick an ist es mir in fortschreitendem Maße klarer und klarer geworden, daß es keine wissenschaftliche Erkenntnis gibt, die nicht zugleich in irgendeinem Maße philosophische Erkenntnis wäre, und ebenso umgekehrt keine philosophische Erkenntnis, die nicht mit der Gesamtheit der einzelnen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfiele. Von da an hat sich mir daher in fortschreitendem Maße die Nötigung aufgedrängt, die einzelne Arbeit jedesmal gleichzeitig der tatsächlichen Wirklichkeit und einer das Ganze dieser Wirklichkeit umfassenden Weltanschauung einzuordnen, und ich konnte mich endlich der Überzeugung nicht verschließen, daß die Aufgabe der Philosophie wesentlich darin bestehe, jenen Zusammenhang zwischen der empirisch-sinnlichen Wirklichkeit und ihrer geistigen Wiedererzeugung in dem menschlichen Bewußtsein wiederzugeben. Eben das schien mir in der Geschichte der Philosophie zum ersten Male in der Sprache seiner Zeit deutlich ausgesprochen zu sein in der platonischen Ideenlehre, insofern sie die Ideen als die geistigen Urbilder der Dinge auffaßte, dann in der Leibnizschen Umformung der Ideenwelt in ein den logischen Forderungen seines Zeitalters angepaßtes System seelischer Einheiten, das Monaden-System, und endlich in der kühnen, aber in seiner Durchführung einseitig logizistisch und darum in seiner Anwendung scheiternden dialektischen Methode Hegels.
     

    Onlinequellen:

    • https://www.projekt-gutenberg.org/wundt/erlebtes/erlebtes.html
    • https://psychologie.lw.uni-leipzig.de/wundt/opera/wundt/WuErlebt/Inhalt.html
    • https://pure.mpg.de/rest/items/item_2407779_3/component/file_2459536/content [nicht durchsuchbar]

     



    Literatur (Auswahl)
     
    • Über den Kochsalzgehalt des Harns. In: Journal für praktische Chemie. 1853, Heft 59, S. 354–363.
    • Untersuchungen über das Verhalten der Nerven in entzündeten und degenerirten Organen. Dissertation. Georg Mohr, Heidelberg 1856.
    • Die Lehre von der Muskelbewegung. Vieweg, Braunschweig 1858.
    • Die Geschwindigkeit des Gedankens. In: Die Gartenlaube. Heft 17, 1862, S. 263 (Volltext [Wikisource]).
    • Beiträge zur Theorie der Sinneswahrnehmung. Winter, Leipzig 1862.
    • Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele. Zweiter Band. Verlag Leopold Voß, Leipzig 1864 (Teil 1–2), Textarchiv – Internet Archive.
    • Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Dritte, völlig umgearbeitete Auflage. Verlag Ferdinand Enke, Erlangen 1865, Textarchiv – Internet Archive.
    • Die physicalischen Axiome und ihre Beziehung zum Causalprincip. Enke, Erlangen 1866.
    • Handbuch der medicinischen Physik. Enke, Erlangen 1867. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
    • Neuere Leistungen auf dem Gebiete der physiologischen Psychologie. In: Vierteljahrsschrift für Psychologie, Psychiatrie und gerichtliche Medicin. 1867, Band 1, S. 23–56.
    • Über die Entstehung räumlicher Gesichtswahrnehmungen. In: Philosophische Monatshefte. 1869, Band 3, S. 225–247.
    • Untersuchungen zur Mechanik der Nerven und Nervencentren. Enke, Erlangen 1871.
    • Physiologie. In: Karl Bruhns (Hrsg.): Alexander von Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie. Dritter Band, F. A. Brockhaus, Leipzig 1872, Archive.org.
    • Grundzüge der physiologischen Psychologie. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1874, Textarchiv – Internet Archive.
    • Über die Aufgabe der Philosophie in der Gegenwart. Rede gehalten zum Antritt des öffentlichen Lehramts der Philosophie an der Hochschule in Zürich am 31. Oktober 1874. In: Philosophische Monatshefte. 1874, Band 11, S. 65–68.
    • Über den Einfluss der Philosophie auf die Erfahrungswissenschaften. Akademische Antrittsrede gehalten in Leipzig am 20. November 1875. Engelmann, Leipzig 1876.
    • Der Spiritismus – eine sogenannte wissenschaftliche Frage. Engelmann: Leipzig 1879.
    • Logik. Eine Untersuchung der Principien der Erkenntniss und der Methoden Wissenschaftlicher Forschung. Erster Band: Erkenntnislehre [3. A. 1908 PDF]. Zweiter Band. Methodenlehre [PDF]. Enke, Stuttgart 1880 u. 1883.
    • Ueber die Messung psychischer Vorgänge. In: Philosophische Studien. 1883, Band 1, S. 251–260, S. 463–471.
    • Ueber psychologische Methoden. In: Philosophische Studien. 1883, Band 1, S. 1–38.
    • Essays. Engelmann, Leipzig 1885.
    • Ethik. Eine Untersuchung der Tatsachen und Gesetze des sittlichen Lebens. Enke, Stuttgart 1886.
    • Über Ziele und Wege der Völkerpsychologie. In: Philosophische Studien. 1888, Band 4, S. 1–27.
    • Zur Erinnerung an Gustav Theodor Fechner. Worte gesprochen an seinem Sarge am 21. November 1887. In: Philosophische Studien. 1888, Band 4, S. 471–478.
    • System der Philosophie. Engelmann, Leipzig 1889.
    • Über den Zusammenhang der Philosophie mit der Zeitgeschichte. Eine Centenarbetrachtung. Rede des antretenden Rectors Dr. phil., jur. et med. Wilhelm Wundt. In: F. Häuser (Hrsg.): Die Leipziger Rektoratsreden 1871–1933. Band I: Die Jahre 1871–1905 (S. 479–498). Berlin: de Gruyter (1889/2009).
    • Hypnotismus und Suggestion. Engelmann: Leipzig 1892.
    • Ueber psychische Causalität und das Princip des psycho-physischen Parallelismus. In: Philosophische Studien. 1894, Band 10, S. 1–124.
    • Grundriss der Psychologie. Engelmann, Leipzig 1896. digitalisiert
    • Ueber die Definition der Psychologie. In: Philosophische Studien. 1896, Band 12, S. 9–66.
    • Über naiven und kritischen Realismus I–III. In: Philosophische Studien. 1896–1898, Band 12, S. 307–408; Band 13, S. 1–105, S. 323–433. Erster Teil Zweiter Teil Dritter Teil
    • System der Philosophie. 2. Auflage. Engelmann, Leipzig 1897.
    • Völkerpsychologie. Eine Untersuchung der Entwicklungsgesetze von Sprache, Mythos und Sitte. 10 Bände. Engelmann; Leipzig 1900–1920.
    •      Bd. 1: Die Sprache 1
    •      Bd. 2: Die Sprache 2
    •      Bd. 3: Die Kunst
    •      Bd. 4: Mythus und Religion 1 (Digitalisat, 1905)
    •      Bd. 5: Mythus und Religion 2 (Digitalisat, 1906)
    •      Bd. 6: Mythus und Religion 3 (Digitalisat, 1909)
    •      Bd. 7: Die Gesellschaft 1
    •      Bd. 8: Die Gesellschaft 2
    •      Bd. 9: Das Recht
    •      Bd. 10: Kultur und Geschichte
    • Gustav Theodor Fechner. Rede zur Feier seines hundertjährigen Geburtstags. Engelmann, Leipzig 1901.
    • Grundzüge der Physiologischen Psychologie. 5. Auflage. Band 1–3. Engelmann, Leipzig 1902–1903.
    • Über empirische und metaphysische Psychologie. In: Archiv für die gesamte Psychologie. 1904, Band 2, S. 333–361.
    • Über Ausfrageexperimente und über die Methoden zur Psychologie des Denkens. In: Psychologische Studien. 1907, Band 3, S. 301–360.
    • Kritische Nachlese zur Ausfragemethode. In: Archiv für die gesamte Psychologie. 1908, Band 11, S. 445–459.
    • Grundzüge der physiologischen Psychologie. 6. Aufl. Band 1–3. Engelman: Leipzig 1908–1911.
    • Einleitung in die Philosophie. 5. Auflage. Engelmann, Leipzig 1909.
    • Über reine und angewandte Psychologie. In: Psychologische Studien. 1909, Band 5, S. 1–47.
    • Psychologismus und Logizismus. Kleine Schriften. Band 1 (S. 511–634). Engelmann, Leipzig 1910.
    • Kleine Schriften. Band 1–2. Engelmann, Leipzig 1910–1911.
    • Einführung in die Psychologie. Dürr, Leipzig 1911.
    • Probleme der Völkerpsychologie. Wiegandt, Leipzig 1911.
    • Elemente der Völkerpsychologie. Grundlinien einer psychologischen Entwicklungsgeschichte der Menschheit. Kröner, Leipzig 1912.
    • Die Psychologie im Kampf ums Dasein. Kröner, Leipzig 1913.
    • Reden und Aufsätze. Kröner, Leipzig 1913.
    • Sinnliche und übersinnliche Welt. Kröner, Leipzig 1914.
    • Über den wahrhaften Krieg. Rede gehalten in der Alberthalle zu Leipzig am 10. September 1914. Kröner, Leipzig 1914. archive.org
    • Die Nationen und ihre Philosophie. Kröner, Leipzig 1915.
    • Völkerpsychologie und Entwicklungspsychologie. In: Psychologische Studien. 1916, 10, 189–238.
    • Leibniz. Zu seinem zweihundertjährigen Todestag. 14. November 1916. Alfred Kröner Verlag, Leipzig 1917.
    • Logik. Eine Untersuchung der Prinzipien der Erkenntnis und der Methoden Wissenschaftlicher Forschung. Band 1. Allgemeine Logik und Erkenntnistheorie. 4. Auflage. Ferdinand Enke, Stuttgart 1919.
    • System der Philosophie. 4. Auflage. Kröner, Leipzig 1919.
    • Logik. Eine Untersuchung der Prinzipien der Erkenntnis und der Methoden Wissenschaftlicher Forschung. Band 2. Logik der exakten Wissenschaften. 4. Auflage. Ferdinand Enke, Stuttgart 1920.
    • Die Weltkatastrophe und die deutsche Philosophie. Keysersche Buchhandlung, Erfurt 1920.
    • Erlebtes und Erkanntes. Kröner, Stuttgart 1920.
    • Grundriss der Psychologie. 14. Auflage. Kröner, Stuttgart 1920.
    • Kleine Schriften. Band 3. Kröner, Stuttgart 1921.
    • Logik. Eine Untersuchung der Prinzipien der Erkenntnis und der Methoden Wissenschaftlicher Forschung. Band 3. Logik der Geisteswissenschaften. 4. Auflage. Enke, Stuttgart 1921.




    Links (Auswahl: beachte)
    • Wundts Chauvinismus.
    • Stubbe, H. (1992). Wilhelm Wundt und die Herero. In Psychologie und Geschichte (Vols. 4, Issue 1/2). Verlag C. W. Leske + Budrich GmbH. https://doi.org/10.23668/psycharchives.618. "Zusammenfassung : Obwohl die Hochblüte der deutschenPsychologie zugleich auch die Blütezeit des deutschen Imperialismus war, sind Zusammenhänge von

    • Psychologiehistorikern bisher selten analysiert worden. Im Hinblick aufden von denDeutschenbegangenen Ethnozid an den Herero (1904) wird Wilhelm Wundts völkerpsychologische Wissenschaftspraxis kritisch beleuchtet und sein Schwei-
      gen zu den Kolonialverbrechen zu erklären versucht."
    • Ergänzung Zwischenbilanz zum Status der Psychologie als Wissenschaft.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___


    Querverweise
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis bei Wilhelm Wundt. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Wundt.htm

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    29.11.22    irs Rechtschreibprüfung und gelesen
    00.11.22    Ausgewertet im November.
    00.10.22    Angelegt im Oktober