Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=02.08.2004 Internet-Ausgabe, letzte Änderung: 03.09.16
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in der Abteilung Metaphysik - von den letzten und großen Dingen jenseits der Wissenschaft, hinter der wahrnehmbaren Welt, Logik und Erfahrung, hier zum Atheismus, speziell zum Thema:

    Atheismus.
    Die Grundlagen und metaphysischen Vorteile des Atheismus

    aus der Perspektive eines metaphysisch liberalen Freidenkers
    von Rudolf Sponsel, Erlangen

      Inhaltsübersicht
      • Grundüberzeugung: Toleranz metaphysischer Bedürfnisse.
      • Grundüberzeugung: Es gibt keinen Gott.
      • Der Tod als absoluter und ewiger Friedensstifter.
      • Angst und Unsicherheit verschwinden.
      • Der Tod als entscheidender Wertsetzer für das Leben.
      • Der Sinn des Lebens.
      • Der Wert des Lebens.
      • Diesseits orientiertes Leben in persönlicher Verantwortung.
      • Das Schicksal der Menschen.
      • Atheistische Kosmogenie: Entstehung der Welt und der Menschen.
      • Normen und Werte werden vernünftig, nicht metaphysisch begründet.
      • Entfremdende Geschäfte mit Gott werden überflüssig.
      • Externe Links zum Atheismus.
      • Querverweise IP-GIPT.




    Grundüberzeugung: Toleranz metaphysischer Bedürfnisse.
    Der Mensch hat mehr oder minder ausgeprägt metaphysische Bedürfnisse, die ihm nur ein schöpferischer Glaube erfüllen kann. Ideologischer, weltanschaulicher oder religiöser Glaube ist eine schöpferische, kreative und konstruktive Kulturleistung. Eine wissenschaftliche (empirische) Metaphysik kann es nur in dem Sinne geben, indem erforscht wird, wie solche Glauben entstehen, tradiert und gelebt werden auf der einen Seite und welche Grundmerkmale von Glauben für diese oder jene weltanschaulich-politischen Ziele mehr oder minder günstig bzw. ungünstig (z.B. Auserwählung, Postulierung des eigenen Gottes als den einzig wahren, Alleinvertretungsanspruch, Alleinselig-Selig-Machen-Anspruch; metphysische und religiöse Intoleranz) sind. Gottes AgentInnen sind zu tolerieren, wenn sie selbst andere metaphysische Überzeugungen tolerieren (Missionierung ist z.B. Ausdruck einer solchen Intoleranz), ansonsten als Feinde der humanen Menschenrechte, Wissenschaft und Zivilisation zu bekämpfen.

    Grundüberzeugung: Es gibt keinen Gott.
    Die Grundlage des Atheismus ist die Überzeugung, daß es da draußen im, "hinter" oder "über" dem Universum kein Wesen gibt, das dieses Universum schuf und dem Menschen ein besonderes Interesse entgegenbringt und ein weiteres, gar ewiges Leben nach dem "ersten" Ableben vollbringen könnte ("Auferstehung"). Alle Gott angedichteten, herbeigewünschten Eigenschaften sind nach atheistischer Überzeugung wunschgeleitete Phantasieprodukte des Menschen (Feuerbach). Die sind psychologisch verständlich und nachvollziehbar, letztlich aber ein Ausdruck von existenzieller, psychologischer und philosophischer Naivität und Unreife.

    Der Tod als absoluter und ewiger Friedensstifter
    Die atheistischen Grundüberzeugungen haben verschiedene metaphysische Vorteile. So wird der Tod zum Symbol des wirklichen, absoluten und ewigen Friedens. Der Tod ist die Erlösung von allem Unangenehmen und Unsicheren. Der Tod bringt den absoluten und unwiderruflichen ewigen Frieden. Es gibt keinen Schmerz, kein Leid, keine Unsicherheit, kein Hoffen und Harren, kein Bangen und kein Zittern mehr. Der Tod kann verglichen werden mit einer Art ewiger Tiefschlaf, wie es die Friedhofspforten in der Französischen Revolution verkündeten oder wie es Walter Toman beschrieben hat.

    Angst und Unsicherheit verschwinden
    Der Atheist braucht keine Angst oder Unsicherheit vor dem "Danach" zu durchleben, weil es für Verstorbene kein "Danach" gibt. "Danach" ist der absolute und ewige Friede, ein wunderschöner Zustand. Die Fragen, ob man in den Himmel, in das Paradies, ins Fegefeuer oder in die Hölle kommt, stellen sich für Atheisten nicht. Sie können in vollkommer Ruhe und Sicherheit sterben und dem Tod gelassen entgegen sehen.

    Der Tod als entscheidender Wertsetzer für das Leben
    Durch die Gewißheit des Todes erhält das Leben seinen besonderen und einzigartigen Wert. So merkwürdig es klingt: erst die Gewißheit des Todes macht das Leben so grundlegend wertvoll, sofern es denn lebenswert gelebt werden kann und auf mittlere und längere Sicht auch so erlebt werden kann.

    Der Sinn des Lebens Sinn-1 * Sinn-2
    Der Sinn des Lebens ist aus atheistischer Sicht das Erleben, Wert-erleben und die Gestaltung des Lebens. Erleben, leben und sein Leben gestalten ist an sich wertvoll genug. Es bedarf keiner metaphysischen Konstruktion eines Gottes, um dem Leben einen oder seinen besonderen Wert zu verleihen. Im Gegenteil: durch die Konstruktion eines schöneren, besseren und glücklicheren Lebens in einem vermeintlichen "Himmel" oder "Paradies", wird das gegenwärtige und wirkliche Leben entwertet und zu einem Leben niedriger Klasse herabgewürdigt.

    Der Wert des Lebens
    Nach atheistischer Überzeugung kann man das Leben als ein Geschenk der Natur auffassen. Die natürliche Aufgabe des Menschen ist es, sein Leben zu gestalten und für seine Gestaltung existenzielle Verantwortung zu übernehmen. Da wir nicht ewig leben und die meisten auch nicht beliebig siechend ewig leben wollen, wird das Leben als besonders wertvoll und als einmalig angesehen. Eine solche Einstellung dem Leben gegenüber ist ein metaphysischer Vorteil gegenüber der Entwertung, die durch die meisten Religionen erfolgt. Die intensive Bewußtheit "Ich lebe und erlebe" kann bereits einen positiven mentalen Lebensrausch bewirken: billiger, gesünder, natürlicher und nicht selten auch intensiver als jede Droge.

    Diesseits orientiertes Leben in persönlicher Verantwortung
    Der metaphysische Atheismus fördert und fordert die volle Konzentration auf das Leben. Es geht darum, Hier und Jetzt, Heute und Morgen, das Leben mit Werterleben zu füllen und Verantwortung für sich und sein Lebensumfeld zu übernehmen. Hoffnung kann natürlich ebenso in das Schicksal wie in die Fiktion eines Gottes projiziert werden. Sie ist grundsätzlich immer und unter allen Bedingungen möglich. Die psychologische Basis der Hoffnung ist der Glaube (im Sinne von für wahr halten). wovon der religiöse nur eine kleine Spezifikation darstellt.

    Das Schicksal der Menschen
    Das Leben "an sich" ist kritisch und differenziert betrachtet nicht wertvoll, sondern der Wunsch nach einem möglichst langen Leben ist psychologisch zumeist verknüpft mit einem "lebenswerten" Leben, worunter die meisten Menschen oft verstehen, daß sie ihrer selbst noch mächtig sind, sich bewegen und positiv erleben können. Bei der Bewertung eines Lebens darf die individuelle Selbstbewertung niemals übergangen werden.

    Atheistische Kosmogenie: Entstehung der Welt und der Menschen
    Der Mensch denkt in den Kategorien von Anfang und Ende und von Ursache und Wirkung. Mit der Konstruktion "die Welt" wird sprachlich nahelegt, daß diese Welt irgendwo "ist" und daß es auch die "Nicht-Welt" oder Orte "außerhalb" dieser Welt gibt. Was, wenn "die Welt" - in welcher Gestalt auch immer - immer schon da war und immer auch dableiben wird? Dann macht die Vorstellung eines Schöpfers - und Gottseidank auch eo ipso Zerstörers -  keinen Sinn. Die Vorstellung, daß die Welt einen Anfang oder ein Außerhalb hat, führt in mehrere unauflösbare Antinomien, Paradoxien und Aporien.

    Normen und Werte werden vernünftig, nicht metaphysisch begründet
    Warum sollte ich die Interessen anderer Menschen berücksichtigen? Ganz einfach: weil sie sonst meine nicht mehr berücksichtigen werden. Sozialverhalten ist so gesehen vernünftig und dem Egoismus dienlich. Kluge EgoistInnen sind sozial. Nur dumme EgoistInnen denken nur an sich. Man muß nicht gut oder darf nicht schlecht sein, weil ein Katechismus dies gebietet. Man will gut und nicht schlecht sein, weil es der eigenen inneren Überzeugung entspricht oder z.B. nach der Goldenen Regel - Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu - von Vorteil ist. Sozialverhalten rechnet sich, zumindest in sozial aufgebauten und sozial organisierten Gesellschaften.

    Entfremdende Geschäfte mit Gott werden überflüssig
    Bin ich brav, anständig, halte ich mich an die religiösen Vorschriften, Normen und Regeln, um ein Plätzchen im - letztlich sehr fragwürdigen - "Paradies"  zu erhalten? Die meisten Gläubigen halten sich nicht aus innerster und wirklicher Überzeugung an die Normen und Regeln, sondern aus Angst, bei Gott mittels seiner AgentInnen in Ungnade zu fallen, keine Platz- und Fahrkarte ins Paradies zu erhalten. Heuchelei und entfremdende, pathologische Selbstbeherrschung werden damit überflüssig, der Mensch kann zu sich und seiner wirklichen natürlichen inneren Verfaßtheit, etwa in seinem Bedürfnis nach Liebe und Sexualität, frei stehen und sich in seinem Leben aktiv um Befriedigung und Erfüllung kümmern, ohne den drückenden Ballast der mitunter sehr seltsamen und pathologischen Lehren [1,2,] der Gottes-AgentInnen (Propheten, Religionsstifter, Pfarrer, Priester, Gurus, Schamanen, GrenzgängerInnen, Wundersame, Heilige,  ...).



    Externe Links zum Atheismus (beachte) * Querverweise *
    * Aktion für humanistische Kultur e.V. * Alibri-Verlag * Atheismus DDR(Geschichte) * Atheismus online. * Atheismus Wikipedia * Brandenburger Freidenker Verband *  BUND FREIRELIGIÖSER GEMEINDEN DEUTSCHLANDS (BFGD) * Bund für Geistesfreiheit Bayern * Bund für Geistesfreiheit Erlangen * Deschner * Diesseits[Zeitschrift] *  Diskussionen von Atheisten, Gläubigen, Freidenkern * Dittmar * Freidenker *  Freigeisterhaus * Freigeistige Gesellschaft für kritische Philosophie (GKP) Nürnberg * Giordano Bruno Stiftung (GBS) * Humanist * Humanistische Union * Humanistischer Verband. * International Humanist and Ethical Union * Laizistische Sozis * Ludwig Feuerbach Links. * Mauthner zum Gottesbegriff * MIZ * Skeptikerbibel * Staatsleistungen für die Kirchen * IBKA *



    Literatur (Auswahl)
    • Ahriman-Verlag.
    • Anonymus (~1700; dt.fr. 1994). Traktat über die drei Betrüger [Moses, Jesus, Mohammed]. Mit einem Vorwort, kritisch hrsg., übersetzt und kommentiert von Winfried Schröder. Hamburg; Felix Meiner (PhB 452).
    • Blom, Philipp  (2011). Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. München: Hanser
    • Buggle, Franz (2003). Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben – Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann. Reinbek: Rowohlt.
    • Czermak, Gerhard (2009). Religion und Weltanschauung in Gesellschaft und Recht. Ein Lexikon für Praxis und Wissenschaft. Aschaffenburg: Alibri.
    • Feuerbach, Ludwig  (1967 ff) . Gesammelte Werke. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Werner Schuffenhauer. Berlin: Akademie. [LFG]
    • Hausen, Harald zur  (2007, Hrsg.). Evolution und Menschwerdung. Vorträge anlässlich der Jahresversammlung vom 7. bis 9. Oktober 2005 zu Halle (Saale). Stuttgart: WBG.
    • HVD Berlin (2007, Hrsg., Redaktion Sabine Schermele u. Ines Scheibe). frei denkend selbstbestimmt. 22 Porträts freigeistiger Frauen. Berlin: HVD.
    • Materialien und Informationen zur Zeit (MIZ)
    • Mauthner, Fritz (1920-23). Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande. 4 Bde. Stuttgart: DVA. [Neu aufgelegt von Eichborn  1989] [W] [Kritisch zu Mauthner]
    • Mertesdorf, Christine (2008). Weltanschauungsgemeinschaften. Eine verfassungsrechtliche Betrachtung mit Darstellung einzelner Gemeinschaften. Berlin: Lang.
    • Minois, Georges (2000). Geschichte des Atheismus. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Weimar: Böhlaus Nachfolger.
    • Russel, Betrand (1994). Warum ich kein Christ bin.  Reinbek: Rowohlt. [ISBN: 3499166852] [Online engl]
    • Werder, von Lutz (2008). Das Wunder des Atheismus. Uckerland: Schibri.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten.
    ___
    Buggle, Franz. Prof. Dr., 1933 geboren, Studium der Psychologie, Philosophie, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften in Freiburg i. Br. und München, 1963 Promotion zum Dr. phil. in den Fächern Psychologie, Philosophie und Psychopathologie. 1970-1974 Professor für Entwicklungs- und Sozialpsychologie an der Universität Regensburg. Seit 1974 Lehrstuhl für Klinische und Entwicklungspsychologie an der Universität Freiburg i. Br.
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    Friedhofspforte. "Der Tod ist ein ewiger Schlaf." Zur Geschichte dieser Inschrift: In 1789 Die Große Revolution der Franzosen kann man zum Thema "Entchristlichung" lesen: "Ihre Ursprünge reichten bis in die Anfänge der Revolution zurück. Seit 1791, lange vor der „Vendée" also, hatten sich die Refraktäre eindeutig an die Seite der Aristokraten gestellt; 1792 wurde auch der verfassungstreue Klerus vielen Revolutionären verdächtig. Mit Ausnahme Einzelner, die gleich Jacques Roux [W] für die Volksbewegung Partei nahmen, bewahrte die Mehrheit monarchistische Neigungen, bedauerte den 10. August und mehr noch die Hinrichtung des Königs. Die Spannung stieg 1793: Als Gemäßigte bevorzugten die konstitutionellen Priester naturgemäß die Gironde. Zum Widerwillen breiter Volksschichten gegen geistliche Bevormundung im Beichtstuhl, Zölibat und staatsbürgerliche Nutzlosigkeit solcher zweifelhafter Republikaner gesellte sich von daher ein ausgesprochen politischer Akzent. Eine Fortsetzung des Experiments mit der Zivilverfassung wurde Vielen fragwürdig: Schon im November 1792 hatte Cambon [W] die Einstellung der Gehaltszahlung an Geistliche vorgeschlagen. Diese selben Männer der Aufklärung, manche für [<317] ihre Person Atheisten, konnten sich jedoch schlecht vorstellen, daß der Staat ohne eine Kirche und das Volk ohne religiöse Zeremonien auskommen könne. Seit 1790 begann sich daher allmählich ein Revolutionskult auszubilden, dessen erste große Bekundung das Fest der Föderation gewesen war. Über Bürgerfeste, Erinnerungs- und Trauerfeiern wie zu Ehren Mirabeaus hatten sich Übungen einer Laienreligion Stück für Stück herausgebildet. Während der verfassungstreue Klerus in den ersten Jahren solche Kundgebungen mitgestaltet, hatte, war das Fest der Einheit und Unteilbarkeit am 10. August 1793 ohne ihn in rein weltlichen Bahnen verlaufen.
        Monate vor Beginn der „Entchristlichung" schon war es in Paris aus Anlaß der Fronleichnamsprozession und der Einschmelzung von Kirchenglocken für Zwecke der Rüstungsindustrie zu Zwischenfällen gekommen. Am 12. September 1793 verlangte die Sektion Pantheon Francais die Eröffnung von „Schulen der Freiheit", die sonntäglich „Abscheu vor dem Fanatismus" lehren sollten. Die Entchristlichung entsprach mithin einer Strömung, die sich besonders seit dem Eintritt der Sansculotten [W] in das politische Leben kundtat. In die antiklerikale Stimmung verwoben sich Momente der Nationalverteidigung, die die Bewegung beschleunigten. Das Edelmetall des Messegeräts half den Assignatenkurs [W] stützen, und aus der Glockenbronze goß man Kanonen. So entbehrte die Entchristlichung auch, eines gewissen ökonomischen Hintergrundes nicht: Die Suche nach Gold und Silber war mitunter gleichzeitig eine der Ursachen und eine ihrer Folgen.
        Die  Annahme  des Revolutionskalenders, nach Aulard die „antichristlichste Maßnahme der Revolution", zeigt, daß sich hierin die Einstellung des revolutionären Bürgertums mit jener der sansculottischen Vorhut deckte. Am 5. Oktober  beschloß der  Konvent nach Anhörung des Berichterstatters Romme die Einführung der republikanischen Ära rückwirkend vom 22. September 1792, dem ersten Tag der Republik. Das Jahr wurde in zwölf, Monate zu 30 Tagen aufgeteilt, jeder Monat in drei Dekaden [<318]; die verbleibenden fünf bis sechs Zusatztage wurden zunächst „Sansculottiden" genannt. Der „Dekadi'' entthronte den Sonntag, und die Dekadenfeste machten Messe und Predigt Konkurrenz. Am 24. Oktober folgte ein neuer Bericht über den Kalender von Fabre d'Eglantine [W]: Der Dichter von Es regnet, regnet, Schäferin erfand für die Monate poetische Namen nach altgermanischen Vorbildern: Vendemiaire, Brumaire, Frimaire; Nivöse, Pluviöse, Ventöse; Germinal, Floreal, Prairial; Messidor, Thermidor und Fructidor. Diese Entchristlichung des Alltags vervollständigte ein Dekret vom 5. November über die Einrichtung von Bürgerfesten. Marie Joseph Ghenier erklärte als Berichterstatter:
          Frei von Vorurteilen und würdig, die französische Nation zu vertreten, werdet ihr auf den Trümmern des entthronten Aberglaubens die einzige Universalreligion zu gründen wissen, die weder Geheimnisse noch Mysterien besitzt, deren einziges Dogma die Gleichheit ist, deren Redner unsere Gesetze, deren Priester unsere Beamten sind, und welche den Weihranch der großen Familie nur vor dem Altar des Vaterlandes, der gemeinsamen Mutter und Gottheit, streut.
        Bis dahin blieb der katholische Kultus - zumindest in der Sphäre der Gesetzgebung — jedoch unangetastet.
    Die „Entchristlichung" im engeren Sinn nahm ihren Ausgang auf Initiative einiger Konventskommissare in der Provinz. Am 21. September präsidierte der Ex-Oradorianer Fouche [W] in der Kathedrale von Nevers der Einweihung einer Büste des Brutus; am 26. erklärte er der Volksgesellschaft von Moulins, er wolle den Kultus des Aberglaubens und der Heuchelei durch jenen der Republik und der natürlichen Moral ersetzen. Am 10. Oktober verbot er religiöse Zeremonien außerhalb des Kirchenraumes, verweltlichte das Bestattungswesen und die Friedhöfe, an deren Pforten er die Inschrift anzubringen empfahl: "Der Tod ist ein ewiger Schlaf." In Rochefort verwandelte Lequinio die Kirche in einen „Tempel der Wahrheit"; im Departement Somme verlegte Dumont den sonntäglichen Gottesdienst auf den Dekadi. Drouet ließ in Maubeuge das Messegerät als "Schnörkel des Fanatismus und der Unwissenheit" beschlagnahmen."
        Quelle (S. 317-19): Markov, Walter & Soboul, Albert (1975). 1789 Die Große Revolution der Franzosen. Berlin: Akademie.
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    Mauthner. Mauthner ist als Materialsammlung für die Geschichte des Atheismus sehr wertvoll, seinem Urteil sollte man aber mit  großer Vorsicht begegenen, Kostprobe (Bd. 4, S. 197f): "Es muß einmal hart ausgesprochen werden: Feuerbach, der Sprecher der damaligen deutschen Menschheit, war weder ein [<197] guter Schriftsteller, noch überhaupt ein Denker. Nur die Zeitforderung einer Befreiung vom Gottesbegriffe hatte er verstanden und ihr gedient. Von Hegel war er gekommen, hatte ihn schon 1842 verleugnet und war nach kurzer Zeit in das naturalistische Lager übergegangen." Dieses vernichtende Urteil wird der Leistung Ludwigs Feuerbachs in gar keiner Weise gerecht.
        Mauthners sprachkritische Auffassung, in der er den Wert der Sprache als geeignetes Erkenntnismittel bezweifelt, erscheint angesichts der modernen analytischen (und damit auch kritischen) Philosophie der Sprache weiterhin interessant und bemerkenswert. Schon Goethe warnte uns ja schon eindringlich durch Mephistoteles und neuerdings sehr spezifisch Stegmüller. [siehe auch]  [W]
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    Not lehrt doch nicht beten Medizinprofessor widerlegt eine weit verbreitete Vermutung  ... In seiner aktuellen Promotion ging der Arzt der Frage nach, ob Menschen durch körperliche oder psychische Not „religiöser“ werden. Nein – werden sie nicht, so das Ergebnis der Untersuchung. ..."  [idw news658200 vom 31.08.2016]
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    Querverweise
    Standort: Atheismus
     *  Aufklärung * Feuerbach * Die drei Betrüger * Päpste als Hochstapler * Minois (Geschichte) * Gott * Fundamentalismus *
    * Überblick und Kritik der Metaphysik, Religion, Sekten, Ideologie und Weltanschauung *
    Metaphysische Bedürfnisse * Beweis und beweisen in Metaphysik, Esoterik und Grenzwissenschaften.
    * In memoriam: 200 Jahre Ludwig Feuerbach  * Sinn-1 * Sinn-2 * Toman: Keine Auferstehung? Nur endloser Tiefschlaf? *
    * Auserwählt im Names Jahwes, Gottes und Allahs  * Gott *
     * Menschenrechte * Vorschläge für eine bessere Welt *
    Externe Querverweise:
     * https://www.netzgegenrechts.de * Linkliste Aktionen gegen rechts *
     * * Attac * Transparency * Greenpeace * Amnesty International *  Human Right Watch
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Metaphysik site:www.sgipt.org. * Atheismus site:www.sgipt.org
    *
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Atheismus. Die Grundlagen und metaphysischen Vorteile des Atheismus. IP-GIPT  Erlangen: https://www.sgipt.org/sonstig/metaph/atheis/vorteile.htm
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    Änderungen  - Kleine Änderungen, Ergänzungen und Korrekturen werden nicht ausdrücklich vermerkt.
    03.09.16    Not lehrt doch nicht beten.
    24.03.15    Restlinkfehler korrigiert.
    10.03.15    Linkfehler geprüft und korrigiert.
    06.08.11    Linknachträge.
    28.03.10    Linknachträge
    13.09.06    Lit Ergänzungen, Links, Friedshofspforte Der Tod ist ein ewiger Schlaf.
    04.09.06    Literatur.  Kritische Anmerkung zu Mauthners Urteilen.
    03.08.04    Anmerkung:  Bei der Bewertung eines Lebens darf die individuelle Selbstbewertung niemals übergangen werden.