Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    Abteilung Politische Psychologie, Bereich Finanzen -  Präambel - Sprache -
    IP-GIPT DAS=10.07.2003 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 02.04.12
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in der Abteilung Allgemeine und Integrative Politische Psychologie, hier zum tabufreien Thema Israel, Juden, Holocaust und Aufarbeitung, Wiedergutmachtung, Entschädigung, Ausgleich, Antisemitismus, Antigermanismus, Auseinandersetzung, Abgrenzung und Integration, deutsch-jüdisches Verhältnis:

    Michel Friedman 5
    Detail-Analyse seiner Erklärung vom 8.7.3
    Mit einer Fußnote zu den fünf Grundhaltungen gegenüber Ereignissen

    von Rudolf Sponsel, Erlangen
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    • Bitte um Verständnis für das Schweigen
    • »Drogen sind keine Hilfe«
    • »Ich habe einen Fehler gemacht«
    • Konsequenzen: Rückgabe der Ämter
    • »Bereue tief, was mich straucheln ließ«
    • Bitte um Respekt für Privatsphäre
    • Erste Bitte: Nicht der ganze Friedman
    • »Ich bitte um eine zweite Chance«
    • Gesamtwertung
    • Querverweise




    Wortlaut der Friedman-Erklärung vom 08. Jul 2003 13:29 nach (nz)
     
    Wortlaut der Erklärung Friedman Analyse und Bewertung Sponsel

    Bitte um Verständnis für das Schweigen
     
    «Meine Damen und Herren - ich hoffe, hier sind auch noch ein paar Freunde -, ich bitte Sie um Verständnis dafür, dass ich in meiner Angelegenheit bisher geschwiegen habe.

    Ich bitte Sie auch, zu verstehen, dass ich anschließend keine Fragen beantworten werde. Ich brauche noch Ruhe und  Distanz. Ich möchte mit meinen Freunden sprechen, nachdenken und den begonnenen Lernprozess  fortsetzen.

    Verständlich, akzeptabel.

    Klüger wäre es aber gewesen, alle öffentlichen und ehrenwerten Ämter bis zum Abschluß des Verfahrens sofort ruhen zu lassen.

    In Ordnung, wir möchten aber bei geplantem Comeback, das nicht vor dem 7.7.2006 stattfinden sollte, beizeiten in den Diskussionsprozeß einbezogen werden. 


     
    »Drogen sind keine Hilfe«

    Mir lag daran, die Entscheidung der Justiz abzuwarten. Diese Entscheidung ist nun gefallen. Ich habe für das, was ich getan habe, eine Strafe bekommen. Ich akzeptiere diese Strafe. Wir leben in einem Rechtsstaat.

    Drogen in einer Lebenskrise, auch in meiner Lebenskrise, sind keine Hilfe. Sie täuschen und sind gefährlich. Das sage ich vor allen Dingen jungen  Menschen.

    Verständlich, akzeptabel. Falsch ist wahrscheinlich der Zusammenhang: Ich akzeptiere diese Strafe. Wir leben in einem Rechtsstaat. Akzeptiert, toleriert er oder nimmt er die Strafe in Kauf? Er nimmt sie hin, wobei ich bezweifle, daß die Begründung stimmt: Wir leben in einem Rechtsstaat. Er nimmt diese Strafe hin, aus dem akzeptablen Motiv, sich durch eine Hauptverhandlung nicht noch mehr beschädigen zu lassen. Warum schiebt er dann den Rechtsstaat vor? Er hat ein ganz verständliches und akzeptables egoistisches Motiv. Aber das verleugnet er. 

     
    »Ich habe einen Fehler gemacht«

    Ich habe in meiner politischen und journalistischen Tätigkeit Menschen hart befragt, auch nach ihren politischen Fehlern. Nun muss ich akzeptieren, dass dieser Maßstab - auch wenn es privat ist - an mich  angelegt wird. Deswegen klipp und klar, ohne Wenn und Aber: Ja, ich habe einen Fehler gemacht.

    Es war nicht "ein" (Zahlwort: 1) Fehler (Singular), es waren viele Fehler (Plural) über einen längeren Zeitraum hinweg. Hier wird also bagatellisiert, auf einen vermeintlich nur einzigen Fehler verkürzt.

    Zum dritten Mal suggestive Bagatellisierung: "einen" (1) Fehler. Nein, es waren viele über einen längeren Zeitraum hinweg.

    Konsequenzen: Rückgabe der Ämter
     
    Ich habe auch in meinem politischen und journalistischen Leben, meine Damen und Herren und liebe Freunde, gefragt, was bedeutet das, wenn man einen Fehler macht, und welche Konsequenzen zieht man. Auch dieser Maßstab gilt für mich selbst: Ich werde alle öffentlichen gewählten Ämter, die ich bisher innehabe, jetzt zurückgeben.  Suggestive Wiederholung: Er hat nicht "einen" Fehler gemacht, sondern viele über einen längeren Zeitraum hinweg. Zur Rückgabe: Vorbildlich. So sollte es sein. Aber: es bleibt ihm nach Lage der Dinge auch gar nichts anderes übrig. Die Flucht nach vorn nutzt ihm und zeigt nicht unbedingt "tätige Reue", das sagt er nicht. Zu geschickt und damit wieder ungeschickt.

     
    »Bereue tief, was mich straucheln ließ«

    Ich habe Menschen enttäuscht, auch Menschen in meiner jüdischen Gemeinschaft, auch Minderheiten; Menschen, für die ich seit über drei Jahrzehnten gearbeitet habe, aber auch meinen Sender, den Hessischen Rundfunk, und die ARD. Ich kann nur sagen - und ich hoffe, Sie glauben mir das -, dass ich mit aller Kraft versuchen werde, dieses verlorene Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

    Den Freunden, die mir in dieser schweren Krise geholfen haben, beigestanden haben, 24 Stunden am  Tag, denen möchte ich von ganzem Herzen für diese Hilfe danken. Sie wissen, wie tief ich es bereue, was mich straucheln ließ.

    Das glaube ich. Und das ist auch in Ordnung. Kein Mensch sollte ewig für etwas bestraft werden.
     
     
     
     
     
     
     
     

    "wie tief ich es bereue, was mich straucheln ließ" - eine seltsame Formulierung und womöglich eine psychische Fehlleistung: er bereut nicht das Straucheln, seine Handlungen, sondern das, was ihn straucheln ließ, also die Gründe, Bedingungen, Anlässe oder Auslöser. 


     
    Bitte um Respekt für Privatsphäre

    Das gilt in erster Linie für Bärbel Schäfer, die Frau, die ich von tiefem Herzen liebe und mit der ich meine Zukunft gestalten will und die von all dem so erfahren hat wie die Öffentlichkeit. Bei ihr möchte ich mich  persönlich - auch in aller Öffentlichkeit - ausdrücklich entschuldigen.

    Ich bitte Sie, uns bei der Arbeit zu helfen, die ein Paar leisten muss, um in solch einer Krise wieder  zusammenzukommen. Ich möchte Sie dabei bitten, uns zu helfen, indem sie unsere Privatsphäre wenigstens eine Zeit lang respektieren werden. 

    Die hat es wohl - neben dem Zentralrat der Juden - am schlimmsten getroffen. 

    Privatsphäre respektieren: Jein. Öffentliche Persönlichkeiten streben danach, ihr "Privatleben" zu verstecken. Das ist verständlich, aber falsch. Wir alle sollten wissen, was das für Charaktere und Persönlichkeiten sind - dazu gehört z.B. auch, daß wir wissen, ob sie koksen, lügen, betrügen, korrumpieren oder rumhuren - die bedeutsame Positionen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien einnehmen. Richtig ist, daß das Ausschlachten der Yellow-Presse widerwärtig ist und verboten werden sollte. 


     
    »Das war nicht der ganze Michel Friedman«

    Meine Damen und Herren, liebe Freunde, Menschen machen Fehler, Menschen irren sich. Auch ich habe Fehler gemacht, auch ich habe mich geirrt. Das soll nicht mein Verhalten relativieren oder gar verharmlosen. Ich sage es nur, weil ich erklären möchte, dass auch ich nur ein Mensch bin.

     

    Erfreulicherweise werden hier Fehler (Plural) eingeräumt. Obwohl er angeblich nicht relativieren will, relativiert er genau mit der Bemerkung, "dass auch ich nur ein Mensch bin". Damit wird so getan, als ob das ganz normal, gang und gäbe sei, heimlich zu Callgirls zu gehen und dort zu koksen in äußerst kriminogenem Umfeld, während man andererseits den großen Wahrhaftigkeitsapostel herauskehrt. Das war mehr als das ganz einfach menschlich Unzulängliche. Damit hätte er dann also noch gar nichts gelernt.

    Erste Bitte: Nicht der ganze Friedman
    Ich habe zum Schluss nur zwei Bitten: Ich entschuldige mich von ganzem Herzen für alles, was ich gemacht habe. Aber ich bitte Sie, ich bitte Sie genau so von vollem Herzen, nicht zu vergessen, dass das nicht mein ganzes Leben war, dass das nicht der ganze Michel Friedman ist. Das ist in Ordnung, ebenso vorbildlich wie geschickt und nützlich für den Aufbau eines Comebacks.
    Richtig ist sicher auch, daß er seine guten, anständigen, tüchtigen und positiven Seiten hat, daß der Friedman, der jetzt sichtbar geworden ist,  sicher nicht der ganze Friedman ist. 

    Zweite Bitte
     »Ich bitte um eine zweite Chance«

    Und eine zweite Bitte habe ich: Ich entschuldige mich noch einmal bei allen, aber ich bitte Sie um eine zweite Chance. Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit.» (nz) 

    Eine zweite Chance ist erst dann akzeptabel, wenn hinreichend überzeugend klar ist, daß er tatsächlich etwas gelernt hat. Nach den Erfahrungen eines Psychologen und Psychotherapeuten dauert so etwas Jahre, weil es die Persönlichkeit betrifft.

    Gesamtwertung
     
    Ingesamt eine relativ klare Stellungnahme mit Eingeständnis der Verfehlung, Bitte um Entschuldigung, Anerkennung der Strafe und Bitte um faire Bewertung, also auch die Verdienste und positiven Seiten zu würdigen. Das ist mehr und besser als von vielen im öffentlichen Leben gewöhnlich geboten wird. Bei sehr genauer Betrachtung fallen aber doch einige Bedenklichkeiten auf, die dem ersten Blick für das Große und Ganze entgehen. Die Relativierung und Bagatellisierung der Handlungen - aus moralischer Perspektive, nicht aus strafrechtlicher - stimmt doch sehr bedenklich. Daher meine ich: Kein Comeback vor dem 7.7.2006, weil Persönlichkeitsveränderungen und Charakternachbesserungen schlicht und einfach ihre Zeit brauchen. Drei Jahre erscheinen angemessen, wenn Friedman richtig an sich arbeitet. 

    Nachtrag 17.10.2011
    Im August 2011 gab Friedman dem evangelischen Onlinemagazin chrismon.de ein Interview. Auf die Frage "Haben Sie Nachsicht mit sich selbst?" antwortete er: "Mir selbst gegenüber bin ich sehr viel härter und nachsichtsloser als gegenüber anderen. Ich bin sehr selbstkritisch, sehr selbstzweifelnd. 2003 war ein schwieriges Jahr für mich. Aber ich hatte meine Freunde, die mich geschützt und beschützt haben, damit ich meine Hausaufgaben mache. Das hat mich gerettet. Ich musste mich auseinandersetzen mit der Frage: „Warum hast du dich so verhalten?“ Das war ein schmerzhafter, sehr intensiver Prozess. Die Alternative war Sterben. Ob man im real physischen Sinne stirbt oder ob die Seele abstirbt, weil man sich der Ursache nicht stellt, spielt keine Rolle. Ich habe mich für das Leben entschieden. An dem Tag, als alles öffentlich wurde, war das aber nicht sicher, und es war wochenlang nicht sicher. Ich habe mich für das Leben entschieden, und ich muss acht Jahre danach feststellen: Ich war noch nie so glücklich wie dann, als ich diese Hausaufgaben hinter mich gebracht hatte und gefragt habe: „Wie ist das Leben, wenn man sich selbst ein bisschen lieb hat?“ Heute habe ich zwei Kinder, eine Frau und bin glücklich – wie ein Mensch wie ich glücklich sein kann, aber das ist schon weitaus mehr, als ich je hatte."
     



    Die fünf Grundhaltungen, die wir Sachverhalten und Ereignissen gegenüber einnehmen können, sind:
    • akzeptieren: X entspricht meinen persönlichen Werten oder Zielen, wird von mir bejaht und angestrebt.
    • tolerieren: X entspricht zwar nicht meinen persönlichen Werten oder Zielen, aber ich kann damit leben, es lassen.
    • in Kauf nehmen: X entspricht nicht meinen persönlichen Werten oder Zielen, paßt mir zwar nicht, aber Aufwand oder Risiko sind zu hoch, lohnen sich nicht, das "Preis-Leistungs-Verhältnis" stimmt nicht. Gegenstück: verändern (s.u.).
    • aushalten:  X ist nicht änderbar, damit muß gelebt, es muß ausgehalten werden, ob man will oder nicht (z.B. Natur, Wetter, Tod, Bedingungen im Moment)
    • verändern: das Gegenstück zu in Kauf nehmen, hier will man entsprechend den eigenen Werten und Zielen einen Zustand verändern (herbeiführen, zum Verschwinden bringen, so oder so erzeugen).



    Querverweise
    * Friedman 1 * Friedman 2  * Friedman 3 * Friedman 4 * Friedman 6 * Friedman 7 *
    Überblick Programm Politische Psychologie in der IP-GIPT
    FAQ Israel, Juden, Holocaust, Antisemitismus und Deutschland - Benennung und Darstellung tabuisierender Dogmen, Fragen und Probleme im deutsch-jüdischen Verhältnis.
    Auserwählt im Names Jahwes, Gottes und Allahs
    Überblick 3. Reich, Faschismus, Diktatoren und Tyrannen. Geschichte, Aufarbeitung, Auseinandersetzung und Abgrenzung.
    Externe: Querverweis: https://www.netzgegenrechts.de_ Linkliste Aktionen gegen rechts _ Menschenrechte_ Was_tun?_https://www.attac.de/


    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Michel Friedman 5 - Detail-Analyse seiner Erklärung. Mit einer Fußnote zu den fünf Grundhaltungen gegenüber Ereignissen.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/israel/friedm.htm
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    korrigiert:



    Änderungen
    17,10,11    Nachtrag.
    30.11.03    Links Friedman 6, 7