Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=01.01.2001 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 27.01.20
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright


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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie, Abteilung Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien, und hier speziell:

    J Anpassen und J Gestalten1)

    Zwei wichtige ökopsychologische Heilmittelklassen:
    Anpassen= Ich verändere mich     Gestalten=Ich verändere meine Umwelt

    Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien  * Literaturhinweis  * Symbolik Heilmittelgraphik

        Die - gleichzeitige - Fähigkeit sowohl zur Anpassung als auch zur Gestaltung halten wir für zwei ganz wichtige allgemeine Heilmmittelklassen. Beide sind sehr schöne, klare und überzeugende Beispiele für den Doppelcharakter aller Heilmittel: manchmal braucht man anpassen um gesund zu werden, manchmal muss man anpassen zurücknehmen und mehr sich selbst zu leben trauen, das nennen wir dann gestalten. Aber auch ein Zuviel an Gestalten oder in der falschen Situation kann schaden. Anpassungs- und Gestaltungsfähigkeit sind ebenso wichtige psychologische Heilmittel der sozialen Kompetenz wie Echtheit und Taktgefühl, Einfühlung und Abgrenzung.

    Einführung in die ökologische Heilmittelklasse J anpassen: Im allgemeinen (Biologie, Verhaltensforschung, Medizin, Psychologie)  ist es unbestritten, daß die Fähigkeit sich anzupassen für sehr wichtig und nützlich gehalten wird. Anpassung an veränderte Lebensumstände, aber auch an die eigene Veränderung (z. B. altern), Situationen oder Anforderungen ist nicht selten notwendig und oft hilfreich oder nützlich, um die eigene Lebenszufriedenheit im Gleichgewicht zu halten oder zu optimieren. Das eine Extrem der Anpassung ist die Übertreibung, sie heißt (1) Überanpassung und das andere Extrem der Anpassung ist heißt mangelnde Anpassung mit den beiden Hauptdimensionen: (2) starr, unflexibel, unbeweglich, fixiert, festgelegt auf der einen Seite oder (3) sehr stark Einfluß nehmen und Gestalten wollen auf der anderen Seite. Mangelnde Anpassung kann also nach dieser Konzeption in dreierlei Hinsicht zu Störungen führen: (1) zu angepaßt, (2) zu starr, (3) zu gestaltend.

    Einführung in die ökologische Heilmittelklasse J gestalten (beeinflussen):
    Der Begriff der Anpassung ist verbreiteter als sein Gegensatz gestalten und wird auch irrtümlich für bedeutsamer im Hinblick auf Wohlbefinden, Gesundheit, Störungen und Krankheiten gehalten. Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Interessen und Meinungen äußern, also elementares Gestalten, das, was wir als in der Psychologie und Psychotherapie unter Echtheit, Interessenvertretung und Selbstbehauptung zusammenfassen, ist natürlich von größter Bedeutung für ein ausgeglichenes und zufriedenes Seelenleben. Hier gibt es ebenfalls drei Hauptfehler: (1) passiv, zu wenig oder nicht ausreichende Gestaltung, (2) zu viel Gestaltung, die Widerstand oder andere Gegenreaktionen hervorruft und (3) die falsche oder unangemessene Gestaltung (Zweck-Mittel-Relation).
     

    Anpassungsstörungen. Aufgrund der großen Bedeutung, die die Anpassung für das Wohlbefinden, Gesundheit, Störung und Krankheit hat, ist in den internationalen Diagnosesystemen (ICD, DSM, AMDP) die Anpassungsstörung als eigene Kategorie vorgesehen worden:

    Anpassungsstörungen in DSM-IV und ICD-10 (nach S. 47)
    DSM IV 309.xx      ICD-10  F43.xx Anpassungsstörung
                    —.0                      F43.20 Mit Depressiver Stimmung
                    —.24                    F43.28 Mit Angst
                    —.28                    F43.22 Mit Angst und Depressiver Stimmung, Gemischt
                    —.3                      F43.24 Mit Störungen des Sozialverhaltens
                    —.4                      F43.25 Mit Emotionalen Störungen und Störungen des Sozialverhaltens, Gemischt
                    —.9                      F43.9   Unspezifisch (Erwäge die Vergabe einer spezifischeren ICD-10-Diagnose aus F43.xx)
                                              Bestimme, ob: Akut / Chronisch
     

    Exkurs: Die kognitive Anpassungs-Differenzierung bei Piaget und Anwendung bei Grawe et al.
    In der Sprache Piagets läßt sich die Anpassung in zwei Hauptdimensionen beschreiben: Akkomodation und Assimilation. Akkomodation =:  Einstellung auf eine spezielle Situation oder Anforderung (bei uns allgemein: gestalten). Assimiliation=: Erfahrungen oder Wahrnehmungen werden in die kognitiven Schemata eingegliedert, ihnen angepaßt. Kognitive Akkomodation: ich stelle mich ein oder passe mich an. Kognitive Assimilation: ich stelle Äußeres in mein System und passe es an (bei uns allgemein anpassen = ich verändere mich, z. B. meine kognitiven Schemata, mein Wissen von der Welt, meine Art der Wahrnehmung). Eine Anwendung von Piagets Schemakonzeption auf die Psychotherapieplanung findet sich bei Grawe et al. (In Caspar 1996, S. 190f). Dort führen Grawe et al. aus:
        "Die dialektische Verschränkung zwischen psychischer Aktivität und Umgebung in den Lebensvollzügen (umgebungsbezogenen Transaktionen) des Individuums ist von Piaget mit den Begriffen Assimilation und Akkomodation gefaßt worden. Die Prozesse der Assimilation und Akkomodation beziehen sich auf aktivierte psychische Organisationseinheiten. Piaget hat solche psychischen Organisationseinheiten als Schemata bezeichnet. Aktivierte Schemata bezeichnen eine prozessuale Aktivität, also ein Geschehen in der Zeit. Die Aktivität von Schemata ist darauf ausgerichtet, sich selbst zu reproduzieren (Autopoiese). Hierauf bezieht sich der Begriff der Assimilation. Wegen der Verschränkung mit einer systemexternen Umgebung, die zum Teil nicht vom Individuum beeinflußbar ist, wirken die Transaktionen mit der Umgebung jedoch gleichzeitig immer auch verändernd auf die hervorbringenden Strukturen zurück. Hierauf bezieht sich Piagets Begriff der Akkomodation. Die Schemata liegen also gleichzeitig den Lebensvollzügen des Individuums zugrunde und werden durch sie hervorgebracht.
    ....
        Für das schematheoretische Verständnis therapeutischer Problemstellungen ist die Umgebungsbezogenheit der Schemaaktivität von allergrößter Bedeutung. Die Schemata des Individuums nehmen Einfluß darauf, welche Lebensumgebungen es aktiv aufsucht und herstellt, aber die vom Individuum nicht vollständig kontrollierbare Umgebung  nimmt ihrerseits Einfluß darauf, welche Schemata aktiviert werden und gibt vor, welche Möglichkeiten das Individuum unter diesen Umständen hat, Wahrnehmungen im Sinne seiner Ziele herzustellen."
        Im weiteren wird erörtert, daß die Schemata auch Fähigkeiten, Können, Kompetenzen darstellen, was bei der Therapie natürlich sehr berücksichtigt werden muß: welche individuellen kognitiven Möglichkeiten bringt ein Mensch mit in die Therapie, woran kann angeknüpft werden, was muß erst noch entwickelt werden.



    Literaturhinweis: In Sponsel, R. (1995) werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert.
    Dittmann, V., Dilling, H., Freyberger, H. H. (1992, Hg.).Psychiatrische Diagnostik nach ICD-10 - klinische Erfahrungen bei der Anwendung. Ergebnisse der ICD-10-Merkmalslistenstudie. Bern: Huber.
    DSM IV (dt. 1996, orig. 1994). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen. Deutsche Bearbeitung: Henning Saß, Hans-Ulrich Wittchen, Michael Zaudig. Göttingen: Hogrefe.
    ICD-10 (1991). Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F).  Klinisch-diagnostische Leitlinien. Bern: Huber.



    1) Terminologie: Mit dem griechischen Buchstaben Theta J  (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel- oder Heilwirkfaktoren- Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwinden undJ mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ...
        Um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch- psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche beginnt). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen.
    Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
    • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie


    Querverweise
    Standort: Heilmittelmonographie Anpassen und Gestalten.
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    Überblick Heilmittelmonographien in der IP-GIPT.
    Heilmittel Grundhaltungsbewusstheit und Grundhaltungs-Nichtbewusstheit.
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Heilmittel site:www.sgipt.org.  * Anpassen Gestalten site:www.sgipt.org
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Heilmittel-Monographie Anpassen und Gestalten.  Zwei ganz wichtige ökopsychologische Heilmittelklassen. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/hm_ange.htm
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