J Anpassen
und J Gestalten1)
Zwei wichtige ökopsychologische
Heilmittelklassen:
Anpassen= Ich verändere mich
Gestalten=Ich verändere meine Umwelt
Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien * Literaturhinweis * Symbolik Heilmittelgraphik
Die - gleichzeitige - Fähigkeit sowohl zur Anpassung als auch zur Gestaltung halten wir für zwei ganz wichtige allgemeine Heilmmittelklassen. Beide sind sehr schöne, klare und überzeugende Beispiele für den Doppelcharakter aller Heilmittel: manchmal braucht man anpassen um gesund zu werden, manchmal muss man anpassen zurücknehmen und mehr sich selbst zu leben trauen, das nennen wir dann gestalten. Aber auch ein Zuviel an Gestalten oder in der falschen Situation kann schaden. Anpassungs- und Gestaltungsfähigkeit sind ebenso wichtige psychologische Heilmittel der sozialen Kompetenz wie Echtheit und Taktgefühl, Einfühlung und Abgrenzung.
Einführung in die ökologische Heilmittelklasse J anpassen: Im allgemeinen (Biologie, Verhaltensforschung, Medizin, Psychologie) ist es unbestritten, daß die Fähigkeit sich anzupassen für sehr wichtig und nützlich gehalten wird. Anpassung an veränderte Lebensumstände, aber auch an die eigene Veränderung (z. B. altern), Situationen oder Anforderungen ist nicht selten notwendig und oft hilfreich oder nützlich, um die eigene Lebenszufriedenheit im Gleichgewicht zu halten oder zu optimieren. Das eine Extrem der Anpassung ist die Übertreibung, sie heißt (1) Überanpassung und das andere Extrem der Anpassung ist heißt mangelnde Anpassung mit den beiden Hauptdimensionen: (2) starr, unflexibel, unbeweglich, fixiert, festgelegt auf der einen Seite oder (3) sehr stark Einfluß nehmen und Gestalten wollen auf der anderen Seite. Mangelnde Anpassung kann also nach dieser Konzeption in dreierlei Hinsicht zu Störungen führen: (1) zu angepaßt, (2) zu starr, (3) zu gestaltend.
Einführung
in die ökologische Heilmittelklasse J
gestalten
(beeinflussen):
Der Begriff der Anpassung ist verbreiteter als
sein Gegensatz gestalten und wird auch irrtümlich für
bedeutsamer im Hinblick auf Wohlbefinden, Gesundheit, Störungen und
Krankheiten gehalten. Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle, Interessen
und Meinungen äußern, also elementares Gestalten, das, was wir
als in der Psychologie und Psychotherapie unter Echtheit, Interessenvertretung
und Selbstbehauptung zusammenfassen, ist natürlich von größter
Bedeutung für ein ausgeglichenes und zufriedenes Seelenleben. Hier
gibt es ebenfalls drei Hauptfehler: (1) passiv, zu wenig oder nicht ausreichende
Gestaltung, (2) zu viel Gestaltung, die Widerstand oder andere Gegenreaktionen
hervorruft und (3) die falsche oder unangemessene Gestaltung (Zweck-Mittel-Relation).
Anpassungsstörungen in DSM-IV und ICD-10
(nach S.
47)
DSM IV 309.xx ICD-10
F43.xx Anpassungsstörung
—.0
F43.20 Mit Depressiver Stimmung
—.24
F43.28 Mit Angst
—.28
F43.22 Mit Angst und Depressiver Stimmung, Gemischt
—.3
F43.24 Mit Störungen des Sozialverhaltens
—.4
F43.25 Mit Emotionalen Störungen und Störungen des Sozialverhaltens,
Gemischt
—.9
F43.9 Unspezifisch (Erwäge die Vergabe einer spezifischeren
ICD-10-Diagnose aus F43.xx)
Bestimme, ob: Akut / Chronisch
Exkurs:
Die kognitive Anpassungs-Differenzierung bei Piaget und Anwendung bei Grawe
et al.
In der Sprache Piagets läßt sich die
Anpassung in zwei Hauptdimensionen beschreiben: Akkomodation und Assimilation.
Akkomodation =: Einstellung auf eine spezielle Situation oder Anforderung
(bei uns allgemein: gestalten). Assimiliation=: Erfahrungen oder Wahrnehmungen
werden in die kognitiven Schemata eingegliedert, ihnen angepaßt.
Kognitive Akkomodation: ich stelle mich ein oder passe mich an. Kognitive
Assimilation: ich stelle Äußeres in mein System und passe es
an (bei uns allgemein anpassen = ich verändere mich, z. B. meine kognitiven
Schemata, mein Wissen von der Welt, meine Art der Wahrnehmung). Eine Anwendung
von Piagets Schemakonzeption auf die Psychotherapieplanung findet sich
bei Grawe et al. (In
Caspar 1996, S. 190f). Dort führen Grawe et al. aus:
"Die dialektische Verschränkung
zwischen psychischer Aktivität und Umgebung in den Lebensvollzügen
(umgebungsbezogenen Transaktionen) des Individuums ist von Piaget mit den
Begriffen Assimilation und Akkomodation gefaßt worden. Die Prozesse
der Assimilation und Akkomodation beziehen sich auf aktivierte psychische
Organisationseinheiten. Piaget hat solche psychischen Organisationseinheiten
als Schemata bezeichnet. Aktivierte Schemata bezeichnen eine prozessuale
Aktivität, also ein Geschehen in der Zeit. Die Aktivität von
Schemata ist darauf ausgerichtet, sich selbst zu reproduzieren (Autopoiese).
Hierauf bezieht sich der Begriff der Assimilation. Wegen der Verschränkung
mit einer systemexternen Umgebung, die zum Teil nicht vom Individuum beeinflußbar
ist, wirken die Transaktionen mit der Umgebung jedoch gleichzeitig immer
auch verändernd auf die hervorbringenden Strukturen zurück. Hierauf
bezieht sich Piagets Begriff der Akkomodation. Die Schemata liegen also
gleichzeitig den Lebensvollzügen des Individuums zugrunde und werden
durch sie hervorgebracht.
....
Für das schematheoretische
Verständnis therapeutischer Problemstellungen ist die Umgebungsbezogenheit
der Schemaaktivität von allergrößter Bedeutung. Die Schemata
des Individuums nehmen Einfluß darauf, welche Lebensumgebungen es
aktiv aufsucht und herstellt, aber die vom Individuum nicht vollständig
kontrollierbare Umgebung nimmt ihrerseits Einfluß darauf, welche
Schemata aktiviert werden und gibt vor, welche Möglichkeiten das Individuum
unter diesen Umständen hat, Wahrnehmungen im Sinne seiner Ziele herzustellen."
Im weiteren wird erörtert,
daß die Schemata auch Fähigkeiten, Können, Kompetenzen
darstellen, was bei der Therapie natürlich sehr berücksichtigt
werden muß: welche individuellen kognitiven Möglichkeiten bringt
ein Mensch mit in die Therapie, woran kann angeknüpft werden, was
muß erst noch entwickelt werden.
Querverweise
Standort: Heilmittelmonographie Anpassen und
Gestalten.
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in der IP-GIPT.
Heilmittel Grundhaltungsbewusstheit
und Grundhaltungs-Nichtbewusstheit.
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