Erlanger Poetenfest
2013 - Sonntags-Matinee (Programmtext), 11.00 - 12.45 Uhr:
Eindrücke von Irmgard Rathsmann-Sponsel und Rudolf
Sponsel, Erlangen
Wie zukunftsfähig ist unsere Demokratie?
Eindrücke und Bewertung * Foto-Eindrücke Poetenfest 2013.
Podiumsdiskussion: Von links nach rechts: Moderation:
Wilfried F. Schoeller (Literaturkritik und Medien, W),
Ingo Schulze (HP),
Christoph Schwennicke (Cicero,
W),
Gesine Schwan (HP), Armin Nassehi
(W), Paul Nolte
(W)
"Wenige Wochen vor der Bundestagswahl geht es um eine Bestimmung des Handlungsrahmens, in dem sich Parlamente und Regierung heute bewegen können. Wie groß sind die Spielräume für politische Entscheidungen angesichts der Struktur- und Finanzkrisen, der Globalisierung, der Modernisierungsschübe und der Machtverschiebungen innerhalb Europas? Wie sind die politischen Beschlüsse und Gesetze zu verstehen? Als Gestaltung von Zukunft oder nur als kleine Interventionen in die laufenden Prozesse, die ihre Schwungkraft von anderswoher beziehen? Unverkennbar werden die Unterschiede in den Wahlprogrammen der Parteien eingeebnet oder wenigstens verwischt. Was steht denn zur Wahl, wenn die Differenzen zwischen Regierung und Opposition nicht mehr als klare Alternativen sichtbar werden? Sollte man dann überhaupt noch zur Wahl gehen? Namhafte Intellektuelle, mehr als früher, empfehlen gerade dies: aus Protest die Stimme nicht abzugeben, das Ritual der Wahl zu verweigern. Und in der Tat scheinen mehr Bürgerinnen und Bürger als früher unentschlossen, ob sie überhaupt ihr Kreuzchen machen sollen. Sind wir vielleicht schon längst in einem Prozess, der wegen der für jedermann spürbaren Beschleunigung der Lebensverhältnisse nicht mehr auf Beteiligung und Diskussion der Bürger, sondern auf Umsicht und Regulierungskraft der Bürokratie setzt?
Unter der Gesprächsleitung von Wilfried F. Schoeller
diskutieren miteinander: der Soziologe Armin Nassehi, der Historiker Paul
Nolte, die Politologin Gesine Schwan, der Publizist Christoph Schwennicke
und der Schriftsteller Ingo Schulze.
Wilfried F. Schoeller
Armin Nassehi: Gesellschaft der Gegenwarten. Studien zur
Theorie der modernen Gesellschaft II. Suhrkamp. Berlin 2011
Paul Nolte: Was ist Demokratie? Geschichte und Gegenwart.
C. H. Beck. München 2012
Ingo Schulze: Unsere schönen neuen Kleider. Gegen
eine marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte.
Hanser Berlin, 2012
Sonntag, 1. September, 11:00 Uhr, Redoutensaal
Eintritt: 5,00 / erm. 3,50 Euro"
Moderation: Wilfried F. Schoeller"
Als Unwort der Veranstaltung ist "Narrativ" im Kontext Politik nicht zu schlagen. |
Ein interessantes und wichtiges Thema, das kontroverse Farbe durch den konservat anmutenden Historiker Nolte bekam, der vor allem positiv bewertbare Erscheinungen herausstellte, z.B. mehr Konsens in der Gesellschaft - im Gegensatz zu den anderen DiskutantInnen. Es wurden einige wichtige Ziele und Themen benannt, wenngleich weitgehend offen blieb, wie diese Ziele erreicht werden könnten, z.B. Schere zwischen arm und reich, Mindestlohn, Bankenregulierung, europäische Solidarität, Demokratisierung europäischer Institutionen, Bürgerversicherung, Bürgerhaushalte, mehr Beteiligung der BürgerInnen an Entscheidungen, Lobbyisten, die in den Ministerien ihre eigenen Gesetze schreiben dürfen,
Leider wurden einige wichtige Themen zur Entwicklung der Demokratie nicht angesprochen, z.B.: Die globale Bespitzelung der Bürger (Geheimdienste außer Kontrolle), die erstarrte Parteidemokratie (Fraktionszwang, kein Persönlichkeitswahlrecht mit Häufelung über die Parteien hinweg), Justiz- und Staatskriminalität (Selbstbedienungsmentalität) besonders auch im Zusammenhang mit Psychiatriemissbrauch (hessischer Steuerfahnder-Skandal, Gustl F. Mollath), Steuerflucht, zu wenig Kontrolle durch die Bürger.
Ein ganz großes Problem ist seit Jahren die Engagementmüdigkeit und Politikverdrossenheit (abnehmende Wahlbeteiligung) der BürgerInnen. Dies hängt wahrscheinlich wesentlich damit zusammen, dass Bürger wenig Wirkungen direkt erleben und erfahren, wenn sie sich engagieren. Hier liegt eine wichtige politsch-psychologische Aufgabe.
Der Saal war voll, oft gab es Zwischenbeifall, besonderrs bei gelungener
Kritik oder Formulierungen (Unworte Merkels).
Aufbau
Vorbereitung
Einstimmung mit Musik
Bei einer Lesung
Hinter dem Hauptpodium
Stände und Begegnung
Begegnung vor der Orangerie
Papiertheater Nürnberg
Stände
Spiel- und Begegnungswiese
Druckwerkstatt
Spiel- und Begegnungwiese
Hamburger Kinderbuch
"Seit 1995 haben Hunderte Städte und öffentliche Unternehmen in Deutschland und Europa ihre Großanlagen wie Klär- und Wasserwerke, Straßenbahnen, Schulen und Messehallen an US-Investoren verkauft und zurückgemietet. Erst durch Rundfunksendungen von Werner Rügemer wurde »Cross Border Leasing« seit 2002 zu einem öffentlichen Thema. Er schildert die Entstehung und Struktur dieses Finanzprodukts der »New Economy« in den USA, ihre Verwandtschaft mit anderen Formen öffentlicher Enteignung, ihr Ausmaß in den wichtigsten europäischen Staaten sowie die Arbeitsmethoden der Leasingbranche. Erstmalig legt er jetzt die bisher geheimen Vertragsinhalte dieser Konstrukte fiktiver Kapitalbildung in vollem Umfang offen." (Rückumschlag / Info mit Inhaltsverzeichnis.). Bestellung: Westfälisches Dampfboot. |
Hierzu auch ein interessantes Rundfunkfeature vom
wdr5:
" Der ökonomische Putsch (26.08.2012). Spekulationsattacken auf ganze
Volkswirtschaften, Finanzagenturen, die Regierungen in die Knie zwingen,
und die feste Behauptung, es gäbe keine Alternative: Europa befindet
sich im Wirtschaftskrieg. Wie entstand dieses unumstößlich scheinende
System? AutorIn: Roman Herzog © WDR 2012"
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