Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=20.11.2022 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 31.08.24
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
    E-Mail: sekretariat@sgipt.org  _ Zitierung & Copyright
    Anfang
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie,
    Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis in Brentanos Deskriptiver Psychologie
    Haupt- und Verteilerseite Brentano.

    recherchiert von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Zum Geleit:
    _

    "... Nun müssen diejenigen, 
    welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, 
    etwas voneinander verstehen; 
    denn wie könnte denn,
    wenn dies nicht stattfindet,
    ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...)
    möglich sein? 
    Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein
    und etwas, und zwar eins
    und nicht mehreres, bezeichnen;
    hat es mehrere Bedeutungen, 
    so muß man erklären, 
    in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..."

    Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5 Kap., S. 244 
    (Rowohlts Klassiker 1966)

    Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch 2300 Jahren nach Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren  können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit  und  Evidenz). Begriffsbasis  Damit werden all die Begriffe bezeichnet, die zum Verständnis oder zur Erklärung eines Begriffes wichtig sind. Bloße Nennungen oder Erwähnungen sind keine Lösung, sondern eröffnen lediglich Begriffsverschiebebahnhöfe. Die Erklärung der Begriffsbasis soll einerseits das Anfangs- problem  praktisch-pragmatisch und andererseits das  Begriffsverschiebebahnhofsproblem  lösen.


    Haupt- und Verteilerseite Definitions-Register Psychologie  * Checkliste Definition, gpds-Regel  *  Definition und definieren: referenzieren  *   ist-Bedeutungen  * Begriffscontainer (Containerbegriff) * Begriffsverschiebebahnhöfe * Wissenschaftliches Arbeiten, Regeln Grundbegriffe, Begriffsbasis, Zitieren, Hochstaplerzitierstil * Aristoteles Zum Geleit *  Sprachkritik und Sch^3-Syndrom * Methode der Textanalyse * Methodik-Beweissuche in der Psychologie * Beweissuchwortkürzel. * Signierung von Beweiserwähnungsbeurteilungen * Checkliste-Beweisen.: Beweisregister Psychologie * Beweis und beweisen in der Psychologie * natcode Register * Übersicht allgemeine Beweisseiten *  Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse , Tabelle Fundstelleninformationen erleben, erlebt, Erlebnis *  Hauptbedeutungen Erleben *  Elementare Dimensionen des Erlebens * »«

        Inhaltsübersicht

      Editorial
      Zusammenfassung Psychologie vom empirischen Standpunkt 1874.
      Fundstellen Psychologie vom empirischen Standpunkt-1874.
      _
      Signierungen und Signierungssystem.
      Checkliste definieren.
      Bisher ausgearbeitete Definitionen elementarer Dimensionen des Erlebens.
      Checkliste-Beweisen.
      Methodik-Beweissuche in der Psychologie.
      Signierung von Beweiserwähnungsbeurteilungen.
      Beweissuchwortkürzel.
      Literatur, Links, Glossar, Anmerkungen und Endnoten, Querverweise, Copyright und Zitierung, Änderungen



    Editorial
    Franz von Brentano ist ein wichtiger Denker für die Erforschung des Erlebens. Neben Dilthey hat er Grundlegendes zum Erleben auf den Weg gebracht. Mit dem Phänomenologen Landgrebe kann man von einem philosophischen Dreigestirn sprechen mit dem sich die Psychologie auseinandersetzen sollte gerade weil sie ihre erlebenspsychologischen Grundlagen bis heute immer noch nicht gefunden hat.
        Auf dieser Seite geht es um die deskriptive Psychologie, die zwar zwischen 1887-1901 entstand aber erst 1982 als Nachlass herausgegeben wurde.
        Anmerkung: Die  Psychologie vom empirischen Standpunkt  hat eine eigene Seite.
    _


    Zusammenfassung-DeskPsy

    Z1-Brentanos-Programm. Erleben hat im Ersten Teil, III, B einen eigenen Abschnitt 29-31, in dem Brentano erleben zwar nicht ausdrücklich definiert oder näher erklärt, auch nicht durch Querverweis, Anmerkung, Fußnote oder Literaturhinweis, aber man kann in seinen Ausführungen eine Definition erkennen: Erleben ist nach S.29 und S.31 all das, was man in seinem Bewusstsein vorfindet:
    _

    "Also, vor allem, der Psycho- gnost muß erleben, d.h. seine innere Wahrnehmung muß, wenn nicht zugleich, doch sukzessiv, eine Fülle von Tat- sachen des menschlichen Bewußtseins erfassen, wenn ihm nicht das zu seinen For- schungen notwendige empi-
    rische Material fehlen soll." 
    Brentano (1982, DesPsy). S. 29.
    "1. Wir sagten: Damit der Psychognost seine Ab- sicht erreiche, habe er ein Mehrfaches zu leisten,
    a) müsse er erleben,
    b) müsse er bemerken,
    c) müsse er, was er bemerkt, fixieren, um es zu sammeln;
    d) müsse er generalisieren,
    e) müsse er depriosieren, erkennen,
    f) müsse er deduzieren."

    Brentano (1982, DesPsy). S. 65.

    2. Der Psychognost also muß nicht bloß die Erscheinungen des menschlichen Bewußtseins in weitem Umfang erleben, er muß auch das Einzelne, was er erlebt, und die wesentlichen Teile dieses Einzelnen, in genügendem Umfang bemerken, soll nicht sein Werk mit wesentlicher Unvollkommenheit behaftet bleiben.

    Brentano (1982, DesPsy). S. 31.

    Diese Programm ist sehr überzeugend und kann auch heute noch angewendet werden. Merkwürdig ist nur, dass sich niemand daran gehalten hat, nicht einmal Brentano selbst.

    Z2-Empirie. Was das Erleben betrifft sind fast alle Menschen in einer besonders privilegierten Situation, weil sie tagtäglich ein Leben lang rund 16 Stunden am Tag ihr Erleben erleben und es studieren und protokollieren können. Das gilt für alle Erlebensforscher, auch für Franz von Brentano, so dass es für mich unbegreiflich ist, weshalb die Erlebensforscher und Brentano  davon keinen konsequenten wissenschaftlichen Gebrauch gemacht haben und machen. Brentano hätte das erkennen und angemessen bearbeiten müssen.

    Z3-Wissenschaftstheorie. Wie den meisten Philosophen fehlen auch Franz von Brentano grundlegende Kompetenzen zum wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere was die korrekte Einführung wissenschaftlicher Begriffe und Grundbegriffe betrifft (Regeln Grundbegriffe, Begriffsbasis, Aristoteles Zum Geleit). Man sollte nicht fragen, ob oder wie etwas so oder so ist oder sich anderem gegenüber verhält, wenn nicht klar ist, was dieses "etwas" sein soll. Die Dinge oder Sachverhalte sind nicht einfach von selbst so, wie oft gemeint wird, sondern sie müssen definiert sein, damit man in der Welt nachsehen kann, ob und wie sie sich da finden (Referenz). Zudem bleibt er, wie die meisten Philosophen im Allgemein-Abstrakten. Das ist insofern sehr schade, weil er viele gute Ideen zur Psychologie und ihren Problemen hat.
     
     
     
     



    Fundstellen-DP: erleben 9 (von 13, aber der Eintrag im Inhaltsverzeichnis, die Erwähnung der Herausgeber und die 2 Einträge im Sachregister nicht mitgezählt), erlebt 3, Erlebnis 2.

    Zur  Methode der Fundstellen-Textanalyse.  * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis

    Fundstellenkürzel Deskriptive Psychologie Kürzel DP

    1. DP. Inhaltsverzeichnis III, B. Das 1DPErleben2
    2. a) Er muß 2DP28erleben2,
    3. 1. Also, vor allem, der Psychognost muß 3DP29.1erleben2, d.h. ...
    4. 2. Bei diesem 4DP29.2Erleben2, Erfahren, ist zunächst kein Irrtum möglich. ...
    5. Wenn ich sie 5DP29.3erlebte2, würde ich sie als Psychognost gar nicht ...
    6. 6DP31.1erleben2, ohne es doch zu bemerken, indem es in der Mannigfaltigkeit dessen, ...
    7. des menschlichen Bewußtseins in weitem Umfang 7DP31.2erleben2, er
    8. muß auch das Einzelne, was er 8DP31.3erlebt2, und die wesentlichen Teile ...
    9. So wenig in dem 9DP31.4Nichterleben2 psychischer Vorgänge ein Irrtum ...
    10. sage. Der Wegfall gewisser wichtiger Klassen von 10DP32Erlebnissen? ...
    11. Einzelne, was man 11DP33erlebt2, nicht bemerkt.
    12. a) müsse er 12DP65erleben2,
    13. nach denen wir frisch 13DP75erleben2.FN26"
    14. Aufeinanderfolge unserer psychischen 14DP87Erlebnisse? am besten ...



    Alle Fundstellen "erleb" der Reihe nach im Kontext

    Deskriptive Psychologie, Kürzel DP

    DP. Inhaltsverzeichnis III, B. Das 1DPErleben2
    DP28: "3. Damit der Psychognost seine Absicht erreiche, hat er ein
    Mehrfaches zu leisten.
    a) Er muß 2DP28erleben2,
    b) er muß bemerken,
    c) er muß, was er bemerkt, fixieren um es zu sammeln,
    d) er muß induzierend verallgemeinern;
    4. er muß, wo die Notwendigkeit oder Unmöglichkeit der
    Vereinigung gewisser Elemente aus den Begriffen selbst erhellt,
    diese allgemeinen Gesetze intuitiv erfassen;
    5. er muß — können wir endlich hinzufügen — was er auf dem
    einen oder andern Weg von allgemeinen Gesetzen gewonnen,
    deduktiv verwerten, wodurch er manche die Elemente betreffende
    Frage, die sonst kaum beantwortet werden könnte, zu lösen
    vermag.
    6. Wir wollen jeden der bezeichneten Punkte etwas erläutern
    und zeigen, inwiefern es mehr oder minder zu besorgen ist, daß
    Unvollkommenheiten der Psychognosie aus ihm ihren Ursprung
    nehmen.

    DP29: " B. Das Erleben

    1. Also, vor allem, der Psychognost muß 3DP29.1erleben2, d.h. seine
    innere Wahrnehmung muß, wenn nicht zugleich, doch sukzessiv,
    eine Fülle von Tatsachen des menschlichen Bewußtseins
    erfassen, wenn ihm nicht das zu seinen Forschungen notwendige
    empirische Material fehlen soll.
    2. Bei diesem 4DP29.2Erleben2, Erfahren, ist zunächst kein Irrtum
    möglich. Dagegen Unvollständigkeit wegen engerer Beschränkung
    des eigenen Lebens gegenüber dem Kreis allgemein
    menschlicher Erfahrungen.
    3. Nicht jede solche engere Beschränkung muß indes der
    Vollständigkeit der Psychognosie Eintrag tun, denn sonst, wie
    könnte oder möchte auch nur der Einzelne alles Menschenmögliche
    selbst in seinem Innern erfahren?
    a) Die komplizierteren Zustände braucht einer nicht alle zu
    erfahren, um alle Elemente zu erfahren;
    b) auch von diesen aber braucht er die ablösbaren sicher nicht
    alle zu erfahren, um sie mit zu überblicken, wenn er nur die
    rein distinktionellen Elemente dieser ablösbaren Elemente
    sämtlich in seinem Bewußtsein birgt.
        Ich muß nicht jedes einfache Urteil gefällt, jeden Wunsch
    gehegt haben, um den zu verstehen, der sie mir ausspricht.
    Wenn ich sie 5DP29.3erlebte2, würde ich sie als Psychognost gar
    nicht besonders registriert haben, sondern — da ich ja sonst in
    nutzlose Weitschweifigkeit, ja ins Endlose geriete in der
    Charakteristik der Klassen, zu denen sie gehören —, mit
    umfassen;
    c) ja noch weiter können wir gehen! Sogar von den rein
    distinktionellen Elementen kann man sagen, daß sie in dem
    innern Leben eines Psychognosten nicht alle vorhanden sein
    müssen, damit er schier ebenso gut, wie wenn dies der Fall
    wäre, die Aufgabe ausführen könnte. Z.B. bei räumlichen
    Elementen.
        Erläuterung: keine unendliche Raum- wie keine unendliche
    Zeitanschauung.
    Aber [das hieße,] unsere begrifflichen Bestimmungen
    erweitern ins Unendliche. Es verschlüge wenig, wenn der [>30]
    anschauliche Teil bei einem Menschen enger [wäre] als beim
    anderen.
    d) Dagegen gibt es allerdings andere Fälle, wo der Mangel
    gewisser Erscheinungen in der Tat eine Unvollständigkeit
    psychognostischer Kenntnisse nach sich zieht;
    so der Mangel des Geruchs,
    der Mangel des Gehörs, Gesichts,
    ja auch teilweiser Mangel, wie beim Rotblinden oder bei
    denjenigen, welche keine Farbenunterschiede im engern
    Sinn, sondern die Welt wie im Kupferstich sehen.
    4. Auf solche Fälle rudimentären Seelenlebens beschränkt
    sich also wesentlich die Gefahr, daß wegen Mangels genügenden
    Erfahrungsmaterials der Psychognost seine Aufgabe nicht werde
    lösen können.
    5. Sie sind nicht selten. Man gibt an, unter 12 [gebe es]
    durchschnittlich einen, welcher nicht alle Farben sehe. Doch
    [das ist] ungenau; es variiert bei verschiedenen Völkern.
    Bei manchen [ist] die Zahl zu hoch gegriffen, bei andern
    (nordischen) freilich noch zu niedrig.
    6. Jedenfalls aber [besteht] keine allgemeine Gefahr. Und der
    Einzelne kann leicht den Zweifel ausschließen, ob nicht etwa
    auch er dazu gehöre, um sich dann mutig ans Studium der
    Psychognosie zu machen.
    7. Und — füge ich bei — sollte einer sich bewußt sein, daß er
    wirklich an einer solchen elementaren Beschränktheit leide — so
    soll er dann nicht verzagt von dem Studium der Psychognosie
    sich zurückziehen. Das weiteste Feld bleibt ihm mit der ganzen
    Menschheit gemein, und wenn ihm in seinen psychognostischen
    Kenntnissen keine andere Lücke bliebe als die, welche aus der
    besagten Quelle mit Notwendigkeit sich ergibt: er dürfte mit
    Fug und Recht sich für denjenigen halten, der unter allen
    Menschen, die gelebt haben und — darf ich sagen — die je leben
    werden, noch weitaus der kenntnisreichste Psychognost sein
    würde.
    8. Fälle wie Laura BRIDGMAN FN13 [sind] zum Glück selten.
    Seltener noch [ist], daß dann trotz des Hindernisses eine reichere
    seelische Entwicklung eintritt. Dann kann allerdings an eine
    Psychognosie nicht gedacht werden. Wenn aber wie bei Laura
    doch eine seelische Entwicklung stattfindet, so bliebe auch dann [>31]
    für psychognostische Studien noch immer das weiteste und
    dankbarste Feld.
    9. Also der erste Punkt ist der am wenigsten folgenschwere;
    a) kein Irrtum [ist involviert],
    b) wo Unvollständigkeit [besteht], [ist sie] doch nur auf einem
    engumgrenzten Gebiete und ohne allzuschweren Nachteil
    für alles Übrige.
    10. Weit mehr Nachteile werden im Allgemeinen der Psychognosie
    in Rücksicht auf das zweite geforderte Moment erwachsen."

    DP31: "              C. Das Bemerken

    1. Wir sagten: zweitens, der Psychognost muß bemerken. Man
    kann, wir haben es schon früher erwähnt und jeder kann sich
    tausendfach von der Wahrheit überzeugen, recht wohl etwas
    6DP31.1erleben2, ohne es doch zu bemerken, indem es in der Mannigfaltigkeit
    dessen, was gleichzeitig in unsere innere Wahrnehmung
    fällt, zwar enthalten und wahrhaft mit wahrgenommen ist, aber
    uns in gar keiner Weise auffällt. Und so ist es denn für die
    Zwecke, die der Psychognost verfolgt, schier so gut wie nicht
    vorhanden.
    2. Der Psychognost also muß nicht bloß die Erscheinungen
    des menschlichen Bewußtseins in weitem Umfang 7DP31.2erleben2, er
    muß auch das Einzelne, was er 8DP31.3erlebt2, und die wesentlichen Teile
    dieses Einzelnen, in genügendem Umfang bemerken, soll nicht
    sein Werk mit wesentlicher Unvollkommenheit behaftet bleiben.
    3. Ein Irrtum allerdings wird auch hier, wie vieles und
    wichtiges ihm unbemerkt entgehen mag, nicht die unvermeidliche
    Folge sein.
    So wenig in dem 9DP31.4Nichterleben2 psychischer Vorgänge ein
    Irrtum involviert war, so wenig in dem Nichtbemerken. Und ein
    irriges Bemerken gibt es so wenig, als überhaupt die innere
    Wahrnehmung je von der Evidenz entblößt ist. Aber Unvollständigkeit
    selbst in sehr wesentlichen Beziehungen, viel wesentlicher
    als wenn wir nie von Farbe oder Ton etwas erfahren, kann
    sich leicht an das Nichtbemerken knüpfen.

    32: "4. Vielleicht wundert sich mancher über das, was ich hier
    sage. Der Wegfall gewisser wichtiger Klassen von 10DP32Erlebnissen?
    wegen rudimentärer Sinnestüchtigkeit ist begreiflich und führt
    zu einer rudimentären Psychognosie, aber sollte der Mangel des
    Bemerkens ähnliche, ja noch größere Mängel herbeiführen?
    Sollten um seinetwillen wichtigere Klassen von Bewußtseinselementen
    zeitlebens von unserer Erkenntnis ausgeschlossen bleiben?"

    33: "Wir werden im Verlauf unserer Betrachtungen häufig genug
    Gelegenheit haben, das Gesagte zu bestätigen. Es knüpft sich
    also eine unbestreitbare Gefahr großer Unvollständigkeit der
    Psvchognosie an die Tatsache, daß man unter Umständen das
    Einzelne, was man 11DP33erlebt2, nicht bemerkt."
     

    65: "            D. Das Fixieren

        1. Wir sagten: Damit der Psychognost seine Absicht erreiche,
    habe er ein Mehrfaches zu leisten,
    a) müsse er 12DP65erleben2,
    b) müsse er bemerken,
    c) müsse er, was er bemerkt, fixieren, um es zu sammeln;
    d) müsse er generalisieren,
    e) müsse er depriosieren, erkennen,
    f) müsse er deduzieren."
     

    75: "Ein individuell auftretendes Phänomen, ein individueller
    Inhalt, muß ein individualisierendes Moment in sich haben. Wir
    vermögen es aber nicht zu bemerken. So steht seine Existenz rein
    deduktiv fest. Und unter Benützung induktiv gewonnener
    Kenntnisse, welche uns für die Erklärung einer so auffallenden
    Erscheinung Anhaltspunkte geben, sind wir imstande, noch
    weitere Folgerungen anzuknüpfen, wie z.B. die auf die Konstanz
    des individualisier[enden] Elements, auf seine Unterschiedslosigkeit
    in den Phänomenen, welche das Gedächtnis bewahrt,
    nach denen wir frisch 13DP75erleben2. FN26"

    87: "Sie scheinen dahin zu führen, daß man nicht etwa
    ursprünglich ohne solchen Glauben war, ihn erst später
    gewann, indem man fand, daß sich auf Grund solcher
    Hypothesen der gesetzliche Zusammenhang zwischen der
    Aufeinanderfolge unserer psychischen 14DP87Erlebnisse? am besten
    begreifen lasse, sondern daß man sofort hier, wie beim
    Gedächtnis, vertraute."

    Die letzten drei Fundstellen sind Anmerkungen der Herausgeber 175 bzw. Sachregistereinträge 181 erleben und Nichterleben.



    Signierungssystem
    Checkliste definieren
    Checkliste-Beweisen
    Methodik-Beweissuche in der Psychologie
    Signierung von Beweiserwähnungsbeurteilungen [Stand 27.03.2023, 18:21 Uhr]
    Beweissuchwortkürzel.
     



    Literatur (Auswahl)
    Wichtige Schriften zur Psychologie
    • Brentano, Franz (1982) Deskriptive Psychologie. Hg. v. R. M. Chisholm u. W. Baumgartner. Hamburg: Meiner.
    • Brentano, Franz (1924) Psychologie vom empirischen Standpunkt. Leipzig: Meiner.
    • Brentano, Franz (1907) Untersuchungen zur Sinnespsychologie. Leipzig: Dunker & Humblot.
    • Brentano, Franz (1974) Wahrheit und Evidenz. Hamburg: Meiner.




    Links (Auswahl: beachte)
    • Brentano über Gewissheit und Evidenz.




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Entstehungszeit der deskriptiven Psychologie nach den Herausgebern
      "Im Vorwort seiner Abhandlung Vom Ursprung sittlicher
      Erkenntnis (1889) betonte Brentano, seine dort niedergelegten
      Erörterungen über Ethik gehörten „zum Gedankenkreise einer
      ,Deskriptiven Psychologie', den ich, wie ich nunmehr zu hoffen
      wage, in nicht ferner Zeit seinem ganzen Umfang nach der
      Öffentlichkeit erschließen kann"'. Leider hat er selbst nichts
      unter dem Titel „Deskriptive Psychologie" veröffentlicht; viele
      seiner Schriften und Diktate über diesen Gegenstand sind indes
      in den verschiedenen posthumen Werken in der Philosophischen
      Bibliothek erschienen FN2. Brentano hielt auch Vorlesungen über
      dieses Thema an der Universität Wien. Drei verschiedene
      Kollegmanuskripte sind erhalten.
          Das erste Kolleg hielt er 1887/88 unter dem Titel "Deskriptive
      Psychologie"; das zweite, 1888/89 hieß „Deskriptive
      Psychologie oder beschreibende Phänomenologie". (Obwohl
      der Ausdruck „Phänomenologie" im Titel stand, ist er anscheinend
      in den Vorlesungen selbst nicht gebraucht worden). Das
      dritte Kolleg, gehalten 1890/91, war einfach mit „Psychognosie"
      überschrieben. Aus ihm ist der Hauptteil dieses vorliegenden
      Bandes entnommen.
          Die folgenden Stücke bilden den Anhang: (I) Die Beschreibung
      der „Inneren Wahrnehmung" aus den Vorlesungen von
      1887/88; (II) die generelle Abhandlung über „Deskriptive [>X]
      Psychologie", entnommen dem Kolleg von 1888/89; (III) „Vom
      Inhalt der Empfindungen" aus den Veranstaltungen von
      1887/88; (IV) „Psychognostische Skizze" I aus dem Jahr 1901;
      (V) „Psychognostische Skizze" II, ebenfalls von 1901; (VI) ein
      undatiertes Manuskript, etwa auch um diese Zeit verfaßt,
      „Perzipieren und Apperzipieren" FN3.
          Der Einfluß, den dieses Werk auf die nachfolgende Philosophie,
      insbesondere auf die Arbeiten von Husserl, Marty,
      Meinong, Twardowski und deren Schüler ausgeübt hat, ist
      schwerlich zu überschätzen. Die Kommentierung hier ist jedoch
      restringiert auf die Sicht Brentanos und verfolgt nur den Zweck,
      dem Leser das Verständnis der schwierigen Stellen zu erleichtern.
      Detaillierte Erläuterungen bestimmter Passagen erfolgen in
      Fußnoten.


        Fußnoten der Herausgeber:
    1 Franz Brentano, Vom Ursprung sittlicher Erkenntnis, hrsg. v.
    Oskar Kraus, Hamburg: Meiner, 51969, S. 3.
    2 Siehe insbesondere Band II der zweiten Auflage der Psychologie
    vom empirischen Standpunkt, Von der Klassifikation der psychischen
    Phänomene, hrsg. v. O. Kraus, Leipzig: Meiner, 1925 (unveränderter
    Nachdruck Hamburg: Meiner, 1971); Band III der Psychologie (Vom
    sinnlichen und noetischen Bewußtsein, hrsg. v. O. Kraus, Leipzig:
    Meiner, 1928, 2. Auflage Hamburg: Meiner, 1968 mit einer neuen
    Einleitung von F. Mayer-Hillebrand, unveränderter Nachdruck 1974);
    Grundzüge der Ästhetik, hrsg. v. F. Mayer-Hillebrand, Hamburg:
    Meiner, 1959; Untersuchungen zur Sinnespsychologie, hrsg. v. R. M.
    Chisholm und R. Fabian, Hamburg: Meiner, 21979
    3 Anhang VI ist unter Ps 29 im Nachlaß Brentanos verzeichnet. Der
    volle Titel lautet dort: "Perzipieren, Apperzipieren, deutlich Apperzipieren,
    kopulativ Apperzipieren, transzendent Apperzipieren"."

    __
    Psychognosie in der deskriptiven Psychologie

      S.1: "                        ERSTER TEIL
                  DIE AUFGABE DER PSYCHOGNOSIE

      I. PSYCHOGNOSIE UND GENETISCHE PSYCHOLOGIE

      1. Die Psychologie ist die Wissenschaft vom Seelenleben des
      Menschen, d. i. von jenem Teil des Lebens, welcher in innerer
      Wahrnehmung erfaßt wurde. Sie sucht die Elemente des
      menschlichen Bewußtseins und ihre Verbindungsweisen (nach
      Möglichkeit) erschöpfend zu bestimmen und die Bedingungen
      anzugeben, mit welchen die einzelnen Erscheinungen ursächlich
      verknüpft sind.
          Das Erste ist Sache der Psychognosie, das Zweite fällt der
      genetischen Psychologie anheim.
          2. Der Unterschied beider Disziplinen greift tief und macht
      sich insbesondere in zwei sehr wesentlichen Beziehungen geltend:
      a) Die Psychognosie, könnte man sagen, ist reine Psychologie,
      während die genetische Psychologie nicht unpassend als
      physiologische Psychologie zu bezeichnen wäre.
      b) Jene gehört zu den exakten Wissenschaften, während diese in
      allen ihren Bestimmungen wohl für immer auf den Anspruch
      der Exaktheit verzichten muß.
      Beides läßt sich mit wenigen Worten dartun.
          3. Ich sage also, die Psychognosie, und sie allein sei reine
      Psychologie zu nennen.
      Was das heißt und warum es richtig ist, mag folgende kurze
      Betrachtung darlegen. ..."

    __
    Brentanos philosophische Bedeutung [Quelle]
    Wolfgang Stegmüller beginnt seine Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie mit Franz Brentano und widmet ihm unter dem Titel Philosophie der Evidenz beachtliche 46 Seiten (S.2-48), darin 14 Seiten Würdigung, woran man ersehen kann, für wie bedeutend er den Lehrer Husserls einschätzt.
    __
    depriosieren  Von Brentano und von den Herausgebern nicht erklärt. In der  englischen Übersetzung  gibt es hierzu folgende wenig erhellende Anmerkung: "Brentano refers here to the intuitive grasp of the purely conceptually induced conditions concerning the unification of elements" (Brentano bezieht sich hier auf das intuitive Erfassen der rein begrifflich induzierten Bedingungen für die Vereinigung von Elementen). Wörtlich bedeutet depriosieren die Aufhebung einer Priosierung. Aber was soll das sein und wozu dienen? Vermutlich nur eine andere Schreibweise für Priorisierung.
        Suchen im Historischen Wörterbuchnetz (Abrufe 25.11.2022):
    • Meyers Großes Konversationslexikon (6. Auflage, 1905–1909): Suchbegriff nicht gefunden.
    • Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm / Neubearbeitung (A-F): Keine Übereinstimmung gefunden.
    • DWDS: Es tut uns leid, Ihre Anfrage Priosierung ist nicht in unseren gegenwartssprachlichen lexikalischen Quellen vorhanden.


    __


    Querverweise
    Standort: Erleben und Erlebnis in Brentanos Deskriptiver Psychologie
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis in Brentanos Deskriptiver Psychologie. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/BrentanoDP.htm

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