Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPTDAS=07.04.2023 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung : tt.mm.jj
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Erleben, und hier speziell zum Thema:

    Erleben und Erlebnis bei Ludwig Landgrebe

    Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Methode der Fundstellen-Textanalyse * Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis * Signierungssystem* Zusammenfassung Hauptseite *
    Begriffscontainer (Containerbegriff)  * Begriffsverschiebebahnhof



    Landgrebe, Ludwig (2010; 1929-1932) Der Begriff des Erlebens. Ein Beitrag zur Kritik unseres Selbstverständnisses und zum Problem der seelischen Ganzheit [verfasst 1929–1932]. Hrsg. von Karel Novotny (Reihe: Orbis Phaenomenologicus – Quellen. Neue Folge 2). Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann. [Kürzel LBE]

    ZLBE-Zusammenfassung-Landgrebe-Begriff-des-Erlebens
    Vorab: Meine Auswertung beschränkt sich auf eine allgemeine Würdigung dieser wichtigen Arbeit, die Husserl anscheinend nicht richtig verstanden hatte, weshalb sie erst posthum veröffentlicht wurde (Danke an die Herausgeber). Ich beschränke mich in dieser Präsentation im Wesentlichen auf seine Analyse der Bedeutung wach sein, auf die ich in meiner Recherche zum  Erwachen  und wach sein hingewiesen habe.

    ZLBE0: Fundstellen: erleb 410, erlebe(n) 152, erlebt 18, Erlebnis... 240
    ZLBE1: Inhaltsverzeichnis.
    ZLBE2: Einen Eindruck zu Landgrebes Analysevielfalt gibt die Einleitung in § 2.
    ZLBE3: Wach sein: (1) Die Bedeutung des wach seins in Landgrebes Analyse wird allein dadurch deutlich, dass sich im Text allein 216 Fundstellen zu "wach" finden. Auch im Inhaltsverzeichnis finden sich 4 Fundstellen:

    • § 12. Überleitung zur deskriptiven Analyse der Erlebnisse als abgrenzbarer Einheiten. Bewusst-Sein als Wach-Sein als der Boden solcher Abgrenzung 49
    • § 13. Wach-Sein als Sein in der Weise des „ich bin" 51
    • § 14. Das Wach-Sein als ständiges „ich tue". Einwände gegen diese Auslegung 52
    • § 22. Ausgang vom vorphilosophischen Begriff von Stimmung und Gestimmt-Sein. Inwiefern Ständigkeit des Gestimmt-Seins eine Wesensbestimmung unseres Wach-Seins ist 75
    (2) S. 50 führt aus: "... Dass wir bei Bewusstsein sind, scheint uns also die Voraussetzung dafür zu sein, dass wir irgendetwas erleben können. ..." S.52: "Alle die einzelnen Bestimmungen unser selbst, die wir in einer geläufigen Rede damit kennzeichnen, dass wir meinen, wir „erleben" immer irgendetwas, sofern wir wach, bei Bewusstsein sind, sind solche, die uns in der Weise unseres „ich bin" bestimmen. ..." Damit ist im Prinzip mein erleben0 bestimmt: erlebnisfähig durch erwachen und wachsein.
    ZLBE4: Begriffliche Ungenauigkeiten und Unklarheiten, z.B. (1) Bewusstsein, Wachsein, Erleben, (2) die Gleichsetzungen wachsein = ich bin = ich tue, (3) Wach sein als "Modus unseres Seins" (>Bewusstseinszustände)
    ZLBE-Fazit: 1. Landgrebe liefert eine informative und gründliche Analyse zum Begriff des Erlebens und des Erlebnisses aus phänomenologischer Sicht - ein Könner seines Faches -, die mich noch länger beschäftigen wird. 2. Durch die Präsentation des  Inhaltsverzeichnisses werden Umfang und Analyseleistung Landgrebes deutlich. 3. Einen Eindruck zu Landgrebes Analysevielfalt gibt die Einleitung in § 2.  4. Große Bedeutung misst Landgrebe dem Begriff des wach seins zu, weshalb ich die eingeschränkte Präsentation vorgezogen habe. 5. Landgrebe bestimmt erleben als erlebnisfähig durch erwachen und wach sein (ZLBE3, (2)).



    Inhaltverzeichnis
        Titel Der Begriff des Erlebens
        Inhaltsverzeichnis
                                       EINLEITUNG
                       DAS PROBLEM DES ERLEBENS
      ALS PROBLEM UNSERES SELBSTVERSTÄNDNISSES
            SINN UND METHODE DER UNTERSUCHUNG

      § 1.  Die Grenzscheide zwischen philosophischem Begriff
              und vager alltäglicher Bedeutung
              als der Ort der Frage nach dem Begriff des Erlebens                      15
      § 2.  Die geläufigen Bedeutungen von „Erleben" und „Erlebnis"
              und die Frage nach ihrer Einheit                                                                17
      § 3.  Das Problem des Erlebens als Problem der Auslegung
              unseres alltäglich-natürlichen Selbstverständnisses                                     18
      § 4.  Die beiden Richtungen unseres Selbstverständnisses
              und ihre Kundgabe in dem Unterschied von
              „psychologischem" und „existenziellem" Erlebnisbegriff        20
      § 5.  Das Verhältnis der beiden Richtungen unseres Selbstverständnisses
              in der historischen Entwicklung von Philosophie und Psychologie.
              Die Herkunft der beiden Erlebnisbegriffe
              aus ihrer Spannung gegeneinander                                                              24

        a. Der Grundcharakter der älteren Psychologie.
            Die Leitung ihrer Einzelfragen durch die philosophische Systematik        24
        b. Der Ursprung der sensualistischen Psychologie
            und die Herkunft des psychologischen Erlebnisbegriffs aus ihr   25
        c. Die psychologischen Versuche zur Überwindung des Sensualismus
            und ihre Grundtendenz                                                                          28
        d. Der Neuansatz der Frage nach dem Menschen
            und der Ursprung der Spannungen im Erlebnisbegriff                30
      § 6.  Der Ausgang vom faktischen Selbstverständnis
              und die Einklammerung seiner Vormeinungen
              über die Seinsart des in ihm verstandenen Seienden                                     32
      § 7.  Die Frage nach der Seinsart des Ganzen,
              das wir selbst sind, als Wesensfrage.
              Exkurs über die Methode der Wesenserfassung                                          35
      § 8.  Die Untersuchung als ontologische (apriorisch-anthropologische).
              Die apriorischen Voraussetzungen des psychologischen Fragens
              als ihr Thema                                                                                             37
      § 9.  Die Notwendigkeit der Überholung
              der anthropologischen Fragestellung durch die transzendentale.
              Der doppelte Boden der Frage nach dem Ganzen der Subjektivität             40
      § 10. Andeutung der in der Doppelseitigkeit der Subjektivität
              beschlossenen logischen Probleme                                                              42
      § 11. Der Gang der Untersuchung                                                                      44
       
                I. ABSCHNITT
        DER WEG VOM „ERLEBEN" ALS THEMA DESKRIPTIVER ANALYSE
            ZUM „NATÜRLICHEN WELTBEGRIFF"
          1. Kapitel. Erste Auslegung des Seins unser selbst durch das „ich tue"
       
      § 12. Überleitung zur deskriptiven Analyse der Erlebnisse
               als abgrenzbarer Einheiten.
               Bewusst-Sein als Wach-Sein als der Boden solcher Abgrenzung               49
      § 13. Wach-Sein als Sein in der Weise des „ich bin"                                           51
      § 14. Das Wach-Sein als ständiges „ich tue".
               Einwände gegen diese Auslegung                                                              52
      § 15. Das deskriptive Recht der These von der Ständigkeit des „ich tue"             55
               a. Tun als Aktivität. Der erste Begriff der Intentionalität                              55
               b. Der Zusammenhang von „ich tue" und Selbstbewusstsein.
                   Bemerkungen zur traditionellen Problematik
                   des „inneren Bewusstseins"                                                                   57
      § 16. Die Unterschiede im tuenden Dabeisein: Aktualität — Potenzialität,
               Rezeptivität — Spontaneität, und die Vollzugsmodi des Tuns                     60
      § 17. Vordeutung auf die im Problem der Vollzugsmodi
               beschlossenen weiteren Aufgaben der Analyse                                          62
      § 18. Die Fundierung des „ich tue" in unserem Können.
               Übergang zur Analyse unseres Seins als eines Sein-Könnens                     63
      § 19. Die Bestimmungen unser selbst als existenziale Möglichkeiten
               und ihr Unterschied gegenüber dinglichen Bestimmungen                           66
      § 20. Erläuterung des Wesens der Bestimmungen unser selbst
               an den sogenannten Charaktereigenschaften                                             69
      § 21. Überleitung zur Analyse der Stimmungen                                                  74
       
            2. Kapitel
        Das Sein unser selbst als Gestimmt-Sein
      und das Problem des Zusammenhangs der Stimmungen

      § 22. Ausgang vom vorphilosophischen Begriff von Stimmung und
               Gestimmt-Sein. Inwiefern Ständigkeit des Gestimmt-Seins
               eine Wesensbestimmung unseres Wach-Seins ist                                       75
      § 23. Übergang zur deskriptiven Auslegung.                                                       77
               Gestimmt-Sein als existenziale Möglichkeit                                                77

        a. Scheidung der uns überkommenden Stimmungen
            von unserem Gestimmt-Sein                                                                 77
        b. Gestimmt-Sein kein Gerichtetsein-auf-etwas,
            sondern gestimmtes Dabeisein bei einem Tun                                        78
        c. Die Zusammenhänge zwischen dem Gestimmt-Sein
            und bestimmten Vollzugsmodi des Tuns.
            Der Sinn der Rede vom Überkommenwerden durch Stimmungen          79
                d. Die Weite des hier in Frage stehenden Begriffs von Stimmung
                    und die Frage nach seiner Einheit                                                          81
      § 24.  Das färbende Sich-Ausbreiten als gemeinsamer Charakter
                aller Stimmungen. Das „leben" in einer Stimmung und
                die Übereinanderlagerung von Stimmungen                                               82
      § 25.  Die Frage nach dem Charakter des Zusammenhangs der Stimmungen       85
        a. Vordeutung auf die durch diese Frage geforderte Wendung
            der Untersuchung                                                                                 85
        b. Das Überkommenwerden von Stimmungen aus bestimmten,
            verständlich motivierenden Anlässen                                                     87
        c. Die Frage nach der Herkunft und dem Charakter der
            „frei aufsteigenden" Stimmungen führt auf eine
                    Grundstruktur des Zusammenhangs der Stimmungen                             88
      § 26. Der Sinn der Rede vom freien Aufsteigen der Stimmungen                         88
      § 27. Vertrautheit und Eindeutigkeit der frei aufsteigenden Stimmungen
                trotz ihrer Befremdlichkeit. Die Eindeutigkeit ermöglicht
                durch die Ständigkeit unseres „Selbstbewusstseins"                                  90
       
            3. Kapitel
        Der Zusammenhang der Stimmungen
           und die Horizontstruktur der Welt


      § 28. Vordeutung auf den Weg von der Analyse der Stimmungen
                zum „natürlichen Weltbegriff"                                                                     93
      § 29. Der Zusammenhang der Stimmungen als assoziativer Zusammenhang
                des „Erinnerns-an ..."                                                                                94

        a. Vertrautheit beruhend auf assoziativem „Erinnern-an ..."                         94
            Der Vorbegriff der Assoziation                                                             94
        b. „Erinnern-an ..." als existenziale Möglichkeit.
            Erinnertwerden und Sich-Erinnern. Die Modi der Erinnerung                 96
        c. Verschiedene auf der ständigen Verflechtung von Gestimmtsein
            und Gerichtetsein-auf-etwas beruhende Möglichkeiten
            der befremdlichen Weckung von Erinnerungen                                      97
        d. Die Aufgabe der weiteren Klärung der assoziativen Weckung               99
      § 30.  Vertrautheit als bestimmtes Erinnern an eine
                bestimmte Vergangenheit und als apriorisches Strukturmoment
                alles Erfahrbaren als solchen                                                                   100
      § 31.  Das Sein unser selbst als In-der-Welt-Sein und
                die Notwendigkeit der Voraussetzung der Einheit der Welt                      105
      § 32.  Der Sinn der Problematik des „natürlichen Weltbegriffs"
                und die Aufgabe seiner Auslegung                                                           107
      § 33.  Welt als Horizont unseres Tuns.
                Offenheit und Begrenztheit des Horizontes der Welt                                 109
      § 34.  Abweisung der erkenntnistheoretischen Missdeutungen
                des natürlichen Weltbegriffs.
                Die natürliche Selbstauffassung vom Sein unser selbst „in" der Welt
                und der Weg ihrer weiteren Auslegung                                                     114
      § 35.  Übergang zur Auslegung des Tuns
                als einer Struktur des In-der-Welt-Seins.
        Statische und genetische Auslegung                                                         117
      5 36.  Das Tun als Abschreiten des Horizontes
                in der Richtung der durch ihn geweckten Erwartungen                             119
      § 37.  Der Horizont der Welt als Vorzeichnung
                der typischen Vertrautheit des Seienden
                ursprünglich umgrenzt durch die Stimmungen                                           122
       
              II. ABSCHNITT
      DIE AUSLEGUNG UNSERES SELBSTVERSTÄNDNISSES
        ALS PROBLEM DER INTENTIONALITÄT
                1. Kapitel
            Horizontbildung und Passivität
      § 38.  Das Problem des assoziativen Zusammenhangs der Stimmungen
                als Problem der Horizontbildung                                                             127
      § 39.  Assoziative Weckung als Öffnung des Horizontes —
                Erwarten als sein Offenstehen                                                                 128
      § 40.  Die Strukturen der Horizontbildung als passive Intentionalität
                als Einheit von Aktivität und Passivität                                                     134
      § 41.  Die psychologische Unterscheidung von „Akten" und „Zuständen"
                als nicht-ursprüngliche.
        Die Grenzen der statischen Auslegung der Passivität                                138
      § 42.  Ständigkeit des Sein-Könnens und Offenheit des Horizontes.
                Vordeutung auf das Endziel der Analysen der Horizontbildung                 140
      § 43.  Passivität als Behalten.
        Die Aufklärung dieses Behaltens als Aufklärung des
        Werdenscharakters der horizontbildenden Passivität                                142
      § 44.  Die Möglichkeit der Erfassung des passiven Werdens
                in der Analyse des Schlafens.
        Das methodische Problem der Auslegung des Schlafens                          145
      § 45.  Schlafen als Gewecktwerden-Können,
        Affizierbar-Bleiben bei geschlossenen Horizonten                                   146
      § 46.  Das Phänomen des Träumens als Leitfaden
                zum Verständnis des Affizierbarbleibens                                                 149
        a. Das Träumen als Index der Affizierbarkeit im Schlafen                        149
        b. Kontrastierung von Träumen und Phantasieren.                                   150
            Träumen als pure Passivität im Sinne des bloßen Intendierens              150
        c. Ergebnis. Die Aufgabe der weiteren Klärung
            des Affizierbar-Bleibens als eines puren Intendierens                           153
      § 47.  Das Affizierbarbleiben im Schlafen
                als Wandlung des passiv Behaltenen                                                         155
      § 48.  Rückführung der passiven Wandlung der Horizonte
                auf die ursprüngliche passive Genesis
        Die Kontinuität des passiven Intendierens
        als der Grund der Möglichkeit des Wissens um das Schlafen                     158
      § 49.  Die passive Genesis als ursprüngliches „Wissen"
                um die Zeit unseres Lebens.
        Vordeutung auf die darauf bezogenen Probleme                                        161
              2. Kapitel
          Das Ganze des Lebenszusammenhangs
              und die Produkte seines Werdens


      § 50.  Die Frage nach dem Ursprung der intentionalen Einheiten
                aus den Leistungen der Horizontbildung                                                    164
      § 51.  Das Tun als Erwerb von Erfahrungsbesitz.

        Der Begriff des Sinnes                                                                             167
      § 52.  Die Gemeinsamkeit des Erfahrungsbesitzes.
                Die Grenze des Fragens nach Sinnbildung
                im Rahmen der Auslegung des natürlichen Weltbegriffs                             170
      § 53.  Die Einheit des Sinnes als Leitfaden der statischen Analyse.
                Der Umriss einer statischen, intentionalen Psychologie
                a. Der Ursprung des psychologischen Fragens nach bestimmten
                   „Erlebnis"-Arten aus einer reflektiven Korrelatbetrachtung                     170
                b. Das Ergebnis für das Problem
                    der „Klassifikation" der „psychischen Phänomene"                               174
                c. Das Verhältnis dieser Betrachtungen
                    zu den Analysen in Edmund Husserls Ideen                                         176
      § 54.  Die Einheiten des Sinnes und die
                Zusammenhangscharaktere der „Lebensbedeutung"                                 178
      § 55.  Die Aufgabe der Unterscheidung von „Sinn" und
                „Lebensbedeutung" als die der Ursprungsherleitung
                der Sinnbildung aus der passiven Genesis                                                 181
      § 56.  Lebensbedeutung als Produkt der Sinnbildung
                und als Index für das passive Werden der Horizonte                                 181
      § 57.  Relativität jeder Sinnbildung als einer Leistung im Miteinandersein —
                Absolutheit des Werdens des je eigenen Lebenszusammenhangs               185
      § 58.  Die „Präsenz" der Ganzheit des Lebenszusammenhangs
                als Voraussetzung von seelischer Entwicklung
                und intersubjektivem Fortschreiten der Erfahrung                                     187
      § 59.  Die statischen Voraussetzungen im Vorbegriff der Assoziation
                und der ursprüngliche Begriff der assoziativen Horizontbildung                 189
      § 60.  Die statisch zugänglichen Verweisungen
                auf übergeordnete Sinnzusammenhänge der „Akte" —
                kein Weg zum ganzen Lebenszusammenhang                                          193
       
                3. Kapitel
            Erleben und Ganz-sein-Können


      § 61.  Die Aufgabe der Auslegung des Sein-Könnens
                als Ganz-sein-Könnens

        und die Interpretation des alltäglichen Erlebnisbegriffs                              195
      § 62.  „Präsenz" des Ganzen als Zeitproblem                                                    195
      § 63.  Statischer und ursprünglicher Begriff des Sein-Könnens.
        Freiheit als Ganz-sein-Können apriorisches Strukturmoment
        unseres natürlichen Selbstverständnisses                                                  199
      § 64.  Das Wissen um das Erleben-Können als historisch bedingte Form
                des Wissens um das Ganz-sein-Können                                                 202
      § 65.  Kurze Charakteristik der in den Reden von „Erleben"
                kundgegebenen Einstellung zum Lebensganzen                                        204

      Verzeichnis der von Landgrebe zitierten Literatur                                              207

      Nachwort von Karel Novotny und Hans Rainer Sepp                                      209
       




    Fundstellen im Text

    1 im Titel des Buches
    8 im Inhaltsverzeichnis
    1 Im Titel der Einleitung S. 12
    1 im Titel § 1, S. 15

    Im Text

    LBE17: "§ 2. Die geläufigen Bedeutungen von „Erleben" und „Erlebnis"
                                     und die Frage nach ihrer Einheit

    Was ein »LBE17E.1Erlebnis" ist, was es heißt, dass wir „etwas LBE17e.1erleben", das glauben wir
    alle zu wissen. Wir sprechen davon in mannigfachen alltäglichen Zusammenhän-
    gen und meinen, der Bedeutung dieser Reden ganz gewiss zu sein. Es ist die
    Rede von LBE17E.2Erlebnissen der Wahrnehmung, von LBE17E.3Gemütserlebnissen, von LBE17E.4religiösen
    Erlebnissen, von einem „LBE17E.5erlebnisreichen" Leben und „LBE17E.6Erlebnisarmut", davon,
    dass LBE17E.7Erlebnisse solches sind, was in einem Kunstwerk Gestaltung und Ausdruck
    erfährt; und in anderer Richtung sprechen wir von »LBE17E.8großen Erlebnissen", die
    etwa das ganze Leben eines Menschen bestimmen und gestalten, z. B. vom „LBE17E.9Erlebnis
    des Krieges", von dem man auch sagt, dass es einer ganzen „Generation"
    seinen Stempel aufgeprägt habe. Oder wir sagen etwa, dass jemand an einem
    LBE17E.10großen Erlebnis »zerbrochen" sei usw. Das sind Wendungen, in denen „LBE17E.11Erleb-
    nis" ungefähr gleichbedeutend mit „Eindruck" gebraucht wird, was aber bei an-
    deren Reden gar nicht der Fall zu sein braucht, wie etwa bei denen vom „LBE17E.12Erleb-
    nisreichtum", den wir auch dort für möglich halten, wo gar kein Reichtum an
    äußeren Eindrücken vorliegt. Wir bringen dann gerne solche „LBE17E.13Erlebnisse", „LBE17E.14Er-
    lebnisreichtum" und „LBE17E.15Erlebnisarmut" mit unseren Stimmungen in Zusammen-
    hang, wenn wir z. B. meinen, dass wir ein „LBE17E.16großes" Erlebnis nur haben können,
    wenn wir dazu „in Stimmung" sind, oder dass eine Fülle von „Anregungen" nicht
    zum „LBE17E.18Erlebnis" führen kann, weil wir „nicht in Stimmung" sind. Dann scheint es
    fast, als ob ein „LBE17E.19Erlebnis" nichts anderes wäre als eine bestimmte Weise des
    Gestimmtseins, eines gewissen „Zumuteseins".
        Wie sollen alle diese vielfältigen Zusammenhänge unter einen gemeinsamen
    Gesichtspunkt gebracht werden können, unter dem man einfach fragen kann,
    was ist „das LBE17e.2Erleben", was ist „ein LBE17E.20Erlebnis"? Besteht irgendeine Möglichkeit,
    das, was wir so alltäglich etwa unter den LBE17E.21Erlebnissen verstehen, die wir im Laufe
    eines Tages vielleicht gehabt haben, mit dem unter einen einheitlichen Gesichts-
    punkt zu bringen, woran wir denken, wenn wir von einem „LBE17E.22großen" Erlebnis
    sprechen, oder woran wir bei dem Verhältnis von „LBE17E.23Erlebnis" und künstlerischer
    Gestaltung denken? Können wir etwa die LBE17E.24Erlebnisse, die wir so im Laufe eines
    Tages gehabt haben und aufzählen können (was wir etwa bei unserer Arbeit, bei
    einem Spaziergang „LBE17e.3erlebten"), einteilen in LBE17E.25kleine und LBE17E.26große, in LBE17E.27wichtige und
    LBE17E.28unwichtige Erlebnisse? Und was bürgt uns dafür, dass wir uns bei solcher Eintei-
    lung nicht täuschen, dass das, was wir zunächst als LBE17E.29großes Erlebnis anzusehen
    FN1: Eine Zusammenfassung der geläufigen Bedeutungen vgl. bei P. Bode, „Geisteswis-
    senschaftliche Psychologie", in: <E., Saupe, Einführung in die neuere Psychologie, <Osterwieck
    a. Harz,> 21928, S. 170 ff., dort auch weitere Literaturangaben. In allen diesen Ar-
    beiten ist freilich ohne weiteres vorausgesetzt, dass es einfach so etwas gibt wie „das LBE17E.30Er-
    lebnis", dessen „Merkmale" aufgesucht werden können. Ein Versuch, das mit der Vielfalt
    der Bedeutungen und der Frage nach ihrer Einheit aufgegebene philosophische Problem
    zu erfassen, ist uns nicht bekannt."
     

    Wach-Sein

    S. 50: "... Vielmehr soll unter Bewusstsein und Sein bei
    Bewusstsein nichts verstanden werden als der rein deskriptiv erfassbare Tatbestand
    unseres LBE50w1Wachseins im Unterschied gegen das Schlafen und sonstige Modi der
    Bewusstlosigkeit — ein Unterschied, der uns alltäglich ganz geläufig ist. Unser
    Bewusst-Sein als LBE50w2Wach-Sein ist der Boden, auf dem sich offenbar jene „LBE50E.1Erlebnis
    se" genannten Einheiten abheben lassen.
        Sie geben sich als Einheiten in unserem Lebensverlauf. Unser Bewusstsein
    ist danach selbst charakterisiert als eine Aufeinanderfolge von Zuständen in der
    Zeit, als eine Einheit, die sich im Werden fortbildet. Auch dieses Werden, das
    Übergehen des einen Zustandes in den anderen, hat selbstverständlich seine
    Strukturen, die sich deskriptiv erfassen lassen, und zu einer vollständigen de-
    skriptiven Erfassung unseres LBE50w3Wachseins gehört auch mit die Analyse dieser
    Strukturen, die als auf ein Werden bezüglich den Charakter einer genetischen
    Analyse haben muss.[FN1] Sofern aber das Werden ein solches des Lebensverlaufes ist [>51]

        FN1 In einem noch zu präzisierenden Sinn von „genetisch", der sich mit dem in der
    Psychologie geläufigen nicht deckt; vgl. unten § <35>.

    und dieser doch das Ganze ausmacht, so kann nach ihm erst gefragt werden,
    wenn wir schon die Ansatzpunkte solchen Fragens nach dem Ganzen kennenge-
    lernt haben. Zunächst haben wir nur die einzelnen Einheiten vorgegeben, und
    erst ihre genaue Beschreibung wird uns die Möglichkeit geben, etwas darüber
    auszumachen, welche genetischen Fragen darüber hinaus noch an sie gestellt
    werden können. Der genetischen muss also eine statische Betrachtung vorange-
    hen, die gleichsam einen Querschnitt durch diesen Verlauf macht, die einzelnen
    Einheiten für sich nimmt und danach fragt, was an ihnen allen als eine gemein-
    same Struktur abhebbar ist.
     

      § 13. Wach-Sein als Sein in der Weise des »ich bin"


    Es ist dabei nicht gefragt nach dem LBE51w1Wach-Sein ganz im Allgemeinen — auch die
    Tiere können wach sein und können schlafen — also nicht nach dem physiologi-
    schen Phänomen der LBE51w2Wachheit im Gegensatz zum Schlaf, sondern nach dem
    LBE51w3Wachsein als einem Modus unseres Seins. Es ist ein Zustand, in dem wir uns
    jeweils befinden können, ebenso wie das Schlafen. Aber es ist ein Zustand eige-
    ner Art, gänzlich unterschieden von den Zuständen, in denen sich etwa ein Tier
    befinden kann; das sagt, es ist jeweils mein Zustand: „LBE51w4ich bin wach", „ich bin
    schläfrig" usw. Unser LBE51w5Wach-Seinist also ein Sein in der Weise des „ich bin". Dass
    wir von uns je als „ich" reden, darin liegt nichts anderes, als dass wir uns selbst
    meinen und damit um uns selbst und die Weisen unseres Seins irgendein Wissen
    haben. Das Tier kann nicht von sich als „ich" reden, weil es überhaupt nicht
    reden kann.[FN2] Das LBE51w6Wach-Sein des Tieres ist nicht ein Sein in der Weise des „Ich
    bin". Damit ist nicht gesagt, dass wir notwendig von uns als Ich müssen spre-
    chen können; auch ein Taubstummer ist in der Weise des „ich bin" und auch das
    Schweigen ist ein „ich schweige"."

      RS: "Wachsein als Modus unseres Seins" ist  keine gute Beschreibung,
      weil das Verständnis auf den  Begriffsverschiebebahnhof  "Modus
      unserer Seins" verlagert wird. Auch der angebliche Unterschied zum
      Wachsein der Tiere wird nicht erklärt und belegt. Auch der weitere
      Begriffsverschiebebahnhof "ich bin" klärt nicht nur nicht, sondern
      verdunkelt weiter. Die meisten Menschen dürften sich nicht sagen
      "ich bin wach" oder "ich bin", sondern es ist für sie einfach so ohne
      expliziten inneren Ausdruck. Man merkt, dass man wach wurde oder
      ist, aber man sagt oder denkt es sich gewöhnlich nicht.


        "Sicher ist dieses „ich bin" eine Bestimmung, die unser Sein in seinem Gan-
    zen umgreift. Und es kann die Frage aufgeworfen werden, ob zu seiner Charak-
    teristik der Rückgang auf den deskriptiven Tatbestand unseres LBE51w10Wach-Seins ge-
    nügt und welche Relevanz er überhaupt dafür hat. Denn wir sind doch nicht
    immer bei Bewusstsein; unser Sein ist dadurch charakterisiert, dass es ein be-
    ständiger Wechsel von Schlafen und LBE51w12Wachen, von Bewusstsein und Bewusstlo-
    sigkeit ist. Wir können doch nicht einfach davon absehen, dass unser Bewusst-
    sein diese ständige Unterbrechung erleidet und doch durch sie hindurch ein
    einheitliches ist. Freilich das Wissen um das Sein unser selbst und um seine Modi
    ist nicht zu trennen von unserem Bewusst-Sein. Wenn das Sein unser selbst
    durch Selbstverständnis ausgezeichnet ist und damit durch ein Wissen um unser
    Sein, dann ist es dies freilich nur, weil es ein Bewusst-Sein ist. Aber sind wir darum
    weniger, wenn wir schlafen oder sonst wie bewusstlos sind? Kann man diese ..."

        FN2 Zur Unterscheidung von Sprache und Rede vgl. H. Ammann, Die menschliche Re-
    de, I, <Lahr 1925,> S. 38 ff.
     

    S. 52: "                  § 14. Das LBE52w1Wach-Seinals ständiges „ich tue".
                                       Einwände gegen diese Auslegung

    Alle die einzelnen Bestimmungen unser selbst, die wir in einer geläufigen Rede
    damit kennzeichnen, dass wir meinen, wir „LBE52e1erleben" immer irgendetwas, sofern
    wir LBE52w2wach, bei Bewusstsein sind, sind solche, die uns in der Weise unseres „ich
    bin" bestimmen. Zu ihrem Sinne gehört es, dass sie jeweils in sich schließen ein
    „ich bin so und so". Sie meinen kein leeres „ich bin", sondern sobald ich LBE52w3wach
    bin, bin ich es immer in der Weise, dass ich sagen kann, „ich bin LBE52w4wach", „ich gehe
    spazieren", „ich arbeite", „ich interessiere mich für dies und jenes", »ich langwei-
    le mich", „ich habe heute viel erlebt" usw. Ich kann aber nicht sagen „ich schla-
    fe", sofern ich wirklich gegenwärtig schlafe und nicht damit meine „ich will
    schlafen" oder „ich werde schlafen". Durch all das ist der Zustand unseres
    LBE52w5Wachseins, der der Boden all solcher Unterscheidungen ist, näher bestimmt.
    Aber es ist ein Zustand, in dem nicht irgendein beliebiges Seiendes sich befindet,
    sondern in dem „ich bin". Er ist nicht bloß etwas, das mir „passiert", sondern es
    ist mein Zustand, ein solcher, der mir zur Verfügung anheim gegeben ist. Sobald
    ich etwa „LBE52w6aufgewacht" bin, kann ich über mich in meinem Zustand verfügen; ich [>53]
    kann noch lange „faul im Bett herumliegen", oder ich kann „sogleich aufstehen
    und mich an die Arbeit begeben". Ich verfüge über ihn, indem ich jeweils etwas
    tue; sobald ich LBE53w1wach bin, kann ich etwas tun und habe mich schon immer für ein
    Tun entschieden. So ist mein Wach-Sein als Sein in der Weise des „ich bin" de-
    skriptiv bestimmt als ein „ich tue". Es ist nicht bloß ein Tun in dem Sinne, in
    dem man auch vom Tiere sagt, es tue das und das, sondern es ist ein „ich tue".
    Ich habe mich jeweils für ein bestimmtes Tun entschieden; und das, wofür ich
    mich entschieden habe, bei dem bin ich von mir aus dabei. Ich kann immer so
    oder anders tun, wie die oben angeführten Reden bekunden. Ich kann mich trei-
    ben lassen von dem Begegnenden, ganz den Eindrücken hingegeben, etwa „he-
    rumsitzend" und auftauchenden Gedanken nachhängend, oder ich kann sie ab-
    drängen und mich ganz in eine mir gestellte Aufgabe vertiefen, ganz mit ihrer
    Durchführung beschäftigt, der Erreichung eines gesetzten Zieles nachgehend.
        Damit soll weder behauptet sein, dass ich in jedem Augenblick meines Ta-
    gesverlaufes die Wahlfreiheit hätte, mich so oder anders zu entscheiden, noch
    dass alle die einzelnen Schritte meines Tuns eindeutig determiniert sind, sondern
    es soll nur darauf hingewiesen sein, dass all das, was ich tue, in dieser Weise zu
    mir gehört, dass ich es bin, der ich es tue, dass ich mich jeweils für mein Tun
    „verantwortlich" fühle. Es ist damit nur derjenige aufweisbare Tatbestand be-
    zeichnet, auf Grund dessen alle meine einzelnen „LBE53E1Erlebnisse" eben meine sind,
    mir zugehören in der Weise, dass ich zu <ihnen> irgendwie Stellung nehme. Was
    wir konkret als die „LBE53E3Erlebnisse" bezeichnen, die wir so im Laufe eines Tages
    haben, ist freilich mehr als unser Tun; mannigfache Eindrücke stürmen auf uns
    ein, jetzt diese und dann jene. Aber wir verstehen unter unseren LBE53E4Erlebnissen
    mehr als die bloßen Eindrücke; wir verstehen darunter mit die bestimmte Weise,
    wie wir uns zu ihnen verhalten, indem wir etwa darüber nachdenken, uns mit
    ihnen beschäftigen, oder sie an uns vorübergleiten oder „abgleiten" lassen, die
    bestimmte Weise, wie wir zu ihnen Stellungg nehmen. Und das nennen wir unser
    Tun, nur dadurch sind sie das, was wir eben als unsere LBE53E5Erlebnisse bezeichnen.
    Insofern ist unser LBE53w2Wach-Sein und das ständige  LBE53e1Erleben in unserem LBE53w4Wach-Sein als
    eine Weise unseres „ich bin" getragen durch unser Tun.
        Wenn wir sagen, das LBE53w5Wach-Sein wäre ein ständiges Tun und zwar ein „ich
    tue", so ist also damit nicht bloß das praktische Handeln, das „tätige Leben"
    gemeint, sondern in diesem weiten Sinne ist auch unser Denken und Erkennen
    ein Tun, ebenso wie unser billigendes und missbilligendes Verhalten zu etwas. Es
    ist jeweils mein Tun. Was hier als Tun ausgelegt wird, steht demnach vor allen
    solchen möglichen Unterscheidungen bestimmter Verhaltungsweisen wie Urtei-
    len, Wollen usw. und bezeichnet die allem gemeinsame Grundstruktur, auf
    Grund deren es jeweils mein Verhalten, mein Urteilen, mein Wollen, das von mir
    vollzogene ist.
        Freilich, wenn wir danach fragen, was wir erlebt haben, so kommen wir zu-
    nächst gar nicht auf Einheiten dieser Art. Wir sind etwa auf der Straße gegangen,
    haben einen Besuch gemacht, den und jenen gesprochen. All das sind unsere  [>54]
    „LBE54E1Erlebnisse”; und wir meinen damit Einheiten ganz anderer Art, als wenn wir
    von einem „LBE54E2Erlebnis" des Wahrnehmens, des Wollens oder Wünschens und dgl.
    sprechen. Wenn wir auf der Straße gehen, wollen wir etwa irgendein Ziel errei-
    chen; wir sehen dabei dies und jenes und all dies in eins, nicht nur das bestimmte,
    auf das Ziel gerichtete Wollen oder das bestimmte Wahrnehmen, das sich dabei
    nebenher einstellt, nennen wir das „LBE54E3Erlebnis", das wir hatten. Es sind sozusagen
    kompaktere Einheiten, die wir damit meinen, und gar nicht jene fest umrissenen,
    die dann als Wahrnehmen oder Wollen oder Begehren voneinander unterscheidbar
    sind.

    S. 148:     "Was ist überhaupt das Erwachen selbst, nach dessen Ermöglichung wir fra-
    gen? Es kann ein allmähliches und langsames oder ein plötzliches Aufwachen
    sein, sei es, dass wir nun durch einen äußeren Reiz, einen unseren Schlaf stören-
    den Lärm etwa, geweckt werden oder dass wir „von selber" aufwachen, weil wir
    „lange genug geschlafen haben". Dass dieses „lange genug" ein physiologisch
    bedingtes ist, das soll hier ganz beiseite bleiben; von solchen physiologischen
    Zusammenhängen wissen wir hier noch gar nichts. Uns interessiert hier nur das
    reine Phänomen des Aufwachens und Gewecktwerdens selbst, so wie es sich uns
    gibt als ein Modus unseres Bewusst-Seins und wie es aus den Strukturen unseres
    Bewusstseins her verstanden werden kann. Das Aufwachen und Gewecktwerden
    kann ein allmähliches sein, ein sich steigerndes Immer-wacher-Werden. An ihm
    sind die Strukturen des Aufwachens, das Werden, das in ihm geschieht, am deut-
    lichsten zu studieren, weil es ein allmähliches ist und nicht wie beim plötzlichen
    Aufwachen sein Resultat mit einem Schlage sozusagen dasteht. Worin besteht
    die Steigerung des Aufwachens, und was ist der dem völligen Aufwachen voran-
    gehende Zustand der Halbwachheit?
        Er ist dadurch charakterisiert, dass wir noch nicht orientiert sind, orientiert
    in unserer Umwelt, aus der evtl. die weckenden Reize auf uns eindringen. Ver-
    worrene Bilder, bei denen wir nicht unterscheiden können, ob sie auf wirklichen
    Eindrücken beruhen oder noch „Träume" sind, schieben sich durcheinander. Das
    Hier und Dort unseres Befindens ist uns noch nicht deutlich geworden. Wir
    haben schon Eindrücke, werden schon affiziert von unserer Umwelt her, aber so,
    dass diese Eindrücke noch keine zusammenhängenden, in das „und so weiter"
    unserer Umgebung hinverweisenden Horizonte für uns eröffnen. Erst allmählich
    stellt sich dieser Zusammenhang her, wir können nun unterscheiden, was eben
    schon Wirklichkeit und was noch „Traum" war, können uns von uns aus der
    Wirklichkeit unserer Umwelt zuwenden. Umgekehrt können wir diesen Vorgang
    im Einschlafen beobachten bzw. in der nachfolgenden Erinnerung an ein
    unterbrochenes Einschlafen: Wir finden dann ein allmähliches Sich-Verwirren
    unserer Vorstellungen, eine sich steigernde Unorientiertheit, ein „Entrücktwer-
    den" aus unserer Umwelt, in der wir uns befinden."



    Literatur (Auswahl)
     
    • Claesges, Ulrich & Held, Klaus  (1972, Hrsg.) Perspektiven transzendentalphänomenologischer Forschung: für Ludwig Landgrebe zum 70. Geburtstag von seinen Kölner Schülern.
    • Landgrebe, Ludwig (1928) Wilhelm Diltheys Theorie der Geisteswissenschaften, Halle 1928 (Dissertation)
    • Landgrebe, Ludwig (1934) Nennfunktion und Wortbedeutung. Eine Studie über Martys Sprachphilosophie, Halle 1934 (Habilitationsschrift)
    • Landgrebe, Ludwig (1954) Was bedeutet uns heute Philosophie, Hamburg 1948 (2. Aufl. 1954)
    • Landgrebe, Ludwig (1949) Phänomenologie und Metaphysik, Hamburg 1949 (Aufsatzsammlung)
    • Landgrebe, Ludwig (1957) Philosophie der Gegenwart, Bonn 1952 (2. Aufl. Frankfurt/M. 1957)
    • Landgrebe, Ludwig (1965. Hrsg.) Beispiele. Festschrift für Eugen Fink zum 60. Geburtstag. Den Haag: Nijhoff
    • Landgrebe, Ludwig (1968) Phänomenologie und Geschichte, Gütersloh: Güterloher Verlagshaus G. Mohn
    • Landgrebe, Ludwig (1969) Über einige Grundfragen der Philosophie der Politik, Köln/Opladen: Westdeutscher Verlag
    • Landgrebe, Ludwig (1975) Der Streit um die philosophischen Grundlagen der Gesellschaftstheorie. Opladen: Westdeutscher Verlag
    • Landgrebe, Ludwig (1976) Phänomenologie und Praxis. Freiburg: Alber.
    • Landgrebe, Ludwig (1978) Der Weg der Phänomenologie, Gütersloh 1963 (4. Aufl. 1978)
    • Landgrebe, Ludwig (1982) Faktizität und Individuation. Studien zu den Grundfragen der Phänomenologie, Hamburg:  Felix Meiner Verlag  Im Digitaldruck »on demand« hergestellt. (Bibliographie S. 157–162)
    • Landgrebe, Ludwig (2010; 1929-1932) Der Begriff des Erlebens. Ein Beitrag zur Kritik unseres Selbstverständnisses und zum Problem der seelischen Ganzheit [verfasst 1929–1932]. Hrsg. von Karel Novotny (Reihe: Orbis Phaenomenologicus – Quellen. Neue Folge 2). Würzburg:  Verlag Königshausen & Neumann.
    • Landgrebe, Ludwig (2003) Lebenswelten. Frankfurt: Lang.




    Links (Auswahl: beachte)



    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___


    Querverweise
    Standort: Erleben und Erlebnis bei Landgrebe.
    *
    Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
    Zur  Methode der Fundstellen-Textanalyse  *  Hauptbedeutungen Erleben und Erlebnis  *  Zusammenfassung  *
    *
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    z.B. Inhaltsverzeichnis site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Erleben und Erlebnis bei Landgrebe. IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/erleben/Landgrebe.htm

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    07.04.2023   Erste Auswertung im Netz mitgeteilt, Schwerpunkt wach sein.
    06.04.2023    irs Rechtschreibprüfung und gelesen
    06.04.2023   Beschränkte Auswertung fertiggestellt.
    00.04.2023   Ausarbeitungen.
    13.01.2023   angelegt