Erleben und Erlebnis bei Ludwig Landgrebe
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Methode der Fundstellen-Textanalyse
* Hauptbedeutungen
Erleben und Erlebnis * Signierungssystem*
Zusammenfassung
Hauptseite *
Begriffscontainer
(Containerbegriff) * Begriffsverschiebebahnhof
ZLBE-Zusammenfassung-Landgrebe-Begriff-des-Erlebens
Vorab: Meine Auswertung beschränkt sich auf eine allgemeine Würdigung
dieser wichtigen Arbeit, die Husserl anscheinend nicht richtig verstanden
hatte, weshalb sie erst posthum veröffentlicht wurde (Danke an die
Herausgeber). Ich beschränke mich in dieser Präsentation im Wesentlichen
auf seine Analyse der Bedeutung wach sein, auf die ich in meiner
Recherche zum Erwachen
und wach sein hingewiesen habe.
ZLBE0: Fundstellen: erleb 410, erlebe(n) 152, erlebt
18, Erlebnis... 240
ZLBE1: Inhaltsverzeichnis.
ZLBE2: Einen Eindruck zu Landgrebes Analysevielfalt
gibt die Einleitung in § 2.
ZLBE3: Wach sein: (1) Die Bedeutung des wach
seins in Landgrebes Analyse wird allein dadurch deutlich, dass
sich im Text allein 216 Fundstellen zu "wach" finden. Auch im Inhaltsverzeichnis
finden sich 4 Fundstellen:
§ 1. Die Grenzscheide zwischen philosophischem Begriff
und vager alltäglicher
Bedeutung
als der Ort der Frage nach
dem Begriff des
Erlebens
15
§ 2. Die geläufigen Bedeutungen von „Erleben"
und „Erlebnis"
und die Frage nach ihrer
Einheit
17
§ 3. Das Problem des Erlebens
als Problem der Auslegung
unseres alltäglich-natürlichen
Selbstverständnisses
18
§ 4. Die beiden Richtungen unseres Selbstverständnisses
und ihre Kundgabe in dem
Unterschied von
„psychologischem"
und „existenziellem" Erlebnisbegriff
20
§ 5. Das Verhältnis der beiden Richtungen unseres Selbstverständnisses
in der historischen Entwicklung
von Philosophie und Psychologie.
Die Herkunft der beiden
Erlebnisbegriffe
aus ihrer Spannung gegeneinander
24
§ 22. Ausgang vom vorphilosophischen Begriff von Stimmung und
Gestimmt-Sein. Inwiefern
Ständigkeit des Gestimmt-Seins
eine Wesensbestimmung
unseres Wach-Seins ist
75
§ 23. Übergang zur deskriptiven Auslegung.
77
Gestimmt-Sein als
existenziale Möglichkeit
77
§ 28. Vordeutung auf den Weg von der Analyse der Stimmungen
zum „natürlichen
Weltbegriff"
93
§ 29. Der Zusammenhang der Stimmungen als assoziativer Zusammenhang
des „Erinnerns-an
..."
94
§ 50. Die Frage nach dem Ursprung der intentionalen Einheiten
aus den Leistungen
der Horizontbildung
164
§ 51. Das Tun als Erwerb von Erfahrungsbesitz.
§ 61. Die Aufgabe der Auslegung des Sein-Könnens
als Ganz-sein-Könnens
Verzeichnis der von Landgrebe zitierten Literatur 207
Nachwort von Karel Novotny und Hans Rainer Sepp
209
1 im Titel des Buches
8 im Inhaltsverzeichnis
1 Im Titel der Einleitung S. 12
1 im Titel § 1, S. 15
LBE17: "§ 2. Die geläufigen Bedeutungen
von „Erleben" und „Erlebnis"
und die Frage nach ihrer Einheit
Was ein »LBE17E.1Erlebnis"
ist, was es heißt, dass wir „etwas LBE17e.1erleben",
das glauben wir
alle zu wissen. Wir sprechen davon in mannigfachen alltäglichen
Zusammenhän-
gen und meinen, der Bedeutung dieser Reden ganz gewiss zu sein. Es
ist die
Rede von LBE17E.2Erlebnissen
der Wahrnehmung, von LBE17E.3Gemütserlebnissen,
von LBE17E.4religiösen
Erlebnissen, von einem „LBE17E.5erlebnisreichen"
Leben und „LBE17E.6Erlebnisarmut",
davon,
dass LBE17E.7Erlebnisse
solches sind, was in einem Kunstwerk Gestaltung und Ausdruck
erfährt; und in anderer Richtung sprechen wir von »LBE17E.8großen
Erlebnissen", die
etwa das ganze Leben eines Menschen bestimmen und gestalten, z. B.
vom „LBE17E.9Erlebnis
des Krieges", von dem man auch sagt,
dass es einer ganzen „Generation"
seinen Stempel aufgeprägt habe. Oder wir sagen etwa, dass jemand
an einem
LBE17E.10großen Erlebnis
»zerbrochen" sei usw. Das sind Wendungen, in denen „LBE17E.11Erleb-
nis" ungefähr gleichbedeutend
mit „Eindruck" gebraucht wird, was aber bei an-
deren Reden gar nicht der Fall zu sein braucht, wie etwa bei denen
vom „LBE17E.12Erleb-
nisreichtum", den wir auch dort
für möglich halten, wo gar kein Reichtum an
äußeren Eindrücken vorliegt. Wir bringen dann gerne
solche „LBE17E.13Erlebnisse",
„LBE17E.14Er-
lebnisreichtum" und „LBE17E.15Erlebnisarmut"
mit unseren Stimmungen in Zusammen-
hang, wenn wir z. B. meinen, dass wir ein „LBE17E.16großes"
Erlebnis nur haben können,
wenn wir dazu „in Stimmung" sind, oder dass eine Fülle von „Anregungen"
nicht
zum „LBE17E.18Erlebnis"
führen kann, weil wir „nicht in Stimmung" sind. Dann scheint es
fast, als ob ein „LBE17E.19Erlebnis"
nichts anderes wäre als eine bestimmte Weise des
Gestimmtseins, eines gewissen „Zumuteseins".
Wie sollen alle diese vielfältigen Zusammenhänge
unter einen gemeinsamen
Gesichtspunkt gebracht werden können, unter dem man einfach fragen
kann,
was ist „das LBE17e.2Erleben",
was ist „ein LBE17E.20Erlebnis"?
Besteht irgendeine Möglichkeit,
das, was wir so alltäglich etwa unter den LBE17E.21Erlebnissen
verstehen, die wir im Laufe
eines Tages vielleicht gehabt haben, mit dem unter einen einheitlichen
Gesichts-
punkt zu bringen, woran wir denken, wenn wir von einem „LBE17E.22großen"
Erlebnis
sprechen, oder woran wir bei dem Verhältnis von „LBE17E.23Erlebnis"
und künstlerischer
Gestaltung denken? Können wir etwa die LBE17E.24Erlebnisse,
die wir so im Laufe eines
Tages gehabt haben und aufzählen können (was wir etwa bei
unserer Arbeit, bei
einem Spaziergang „LBE17e.3erlebten"),
einteilen in LBE17E.25kleine
und LBE17E.26große,
in LBE17E.27wichtige und
LBE17E.28unwichtige Erlebnisse?
Und was bürgt uns dafür, dass wir uns bei solcher Eintei-
lung nicht täuschen, dass das, was wir zunächst als LBE17E.29großes
Erlebnis anzusehen
FN1: Eine Zusammenfassung der geläufigen Bedeutungen vgl. bei
P. Bode, „Geisteswis-
senschaftliche Psychologie", in: <E., Saupe, Einführung
in die neuere Psychologie, <Osterwieck
a. Harz,> 21928, S. 170 ff., dort auch weitere Literaturangaben.
In allen diesen Ar-
beiten ist freilich ohne weiteres vorausgesetzt, dass es einfach so
etwas gibt wie „das LBE17E.30Er-
lebnis", dessen „Merkmale" aufgesucht
werden können. Ein Versuch, das mit der Vielfalt
der Bedeutungen und der Frage nach ihrer Einheit aufgegebene philosophische
Problem
zu erfassen, ist uns nicht bekannt."
S. 50: "... Vielmehr soll unter Bewusstsein und Sein bei
Bewusstsein nichts verstanden werden als der rein deskriptiv erfassbare
Tatbestand
unseres LBE50w1Wachseins im
Unterschied gegen das Schlafen und sonstige Modi der
Bewusstlosigkeit — ein Unterschied, der uns alltäglich ganz geläufig
ist. Unser
Bewusst-Sein als LBE50w2Wach-Sein
ist der Boden, auf dem sich offenbar jene „LBE50E.1Erlebnis
se" genannten Einheiten abheben
lassen.
Sie geben sich als Einheiten in unserem Lebensverlauf.
Unser Bewusstsein
ist danach selbst charakterisiert als eine Aufeinanderfolge von Zuständen
in der
Zeit, als eine Einheit, die sich im Werden fortbildet. Auch dieses
Werden, das
Übergehen des einen Zustandes in den anderen, hat selbstverständlich
seine
Strukturen, die sich deskriptiv erfassen lassen, und zu einer vollständigen
de-
skriptiven Erfassung unseres LBE50w3Wachseins
gehört auch mit die Analyse dieser
Strukturen, die als auf ein Werden bezüglich den Charakter einer
genetischen
Analyse haben muss.[FN1] Sofern aber das Werden ein solches des Lebensverlaufes
ist [>51]
FN1 In einem noch zu präzisierenden
Sinn von „genetisch", der sich mit dem in der
Psychologie geläufigen nicht deckt; vgl. unten §
<35>.
und dieser doch das Ganze ausmacht, so kann nach ihm erst gefragt werden,
wenn wir schon die Ansatzpunkte solchen Fragens nach dem Ganzen kennenge-
lernt haben. Zunächst haben wir nur die einzelnen Einheiten vorgegeben,
und
erst ihre genaue Beschreibung wird uns die Möglichkeit geben,
etwas darüber
auszumachen, welche genetischen Fragen darüber hinaus noch an
sie gestellt
werden können. Der genetischen muss also eine statische Betrachtung
vorange-
hen, die gleichsam einen Querschnitt durch diesen Verlauf macht, die
einzelnen
Einheiten für sich nimmt und danach fragt, was an ihnen allen
als eine gemein-
same Struktur abhebbar ist.
Es ist dabei nicht gefragt nach dem LBE51w1Wach-Sein
ganz im Allgemeinen — auch die
Tiere können wach sein und können schlafen — also nicht nach
dem physiologi-
schen Phänomen der LBE51w2Wachheit
im
Gegensatz zum Schlaf, sondern nach dem
LBE51w3Wachsein als einem
Modus unseres Seins. Es ist ein Zustand, in dem wir uns
jeweils befinden können, ebenso wie das Schlafen. Aber es ist
ein Zustand eige-
ner Art, gänzlich unterschieden von den Zuständen, in denen
sich etwa ein Tier
befinden kann; das sagt, es ist jeweils mein Zustand: „LBE51w4ich
bin wach", „ich bin
schläfrig" usw. Unser LBE51w5Wach-Seinist
also ein Sein in der Weise des „ich bin". Dass
wir von uns je als „ich" reden, darin liegt nichts anderes, als dass
wir uns selbst
meinen und damit um uns selbst und die Weisen unseres Seins irgendein
Wissen
haben. Das Tier kann nicht von sich als „ich" reden, weil es überhaupt
nicht
reden kann.[FN2] Das LBE51w6Wach-Sein
des Tieres ist nicht ein Sein in der Weise des „Ich
bin". Damit ist nicht gesagt, dass wir notwendig von uns als Ich müssen
spre-
chen können; auch ein Taubstummer ist in der Weise des „ich bin"
und auch das
Schweigen ist ein „ich schweige"."
"Sicher ist dieses „ich bin" eine Bestimmung,
die unser Sein in seinem Gan-
zen umgreift. Und es kann die Frage aufgeworfen werden, ob zu seiner
Charak-
teristik der Rückgang auf den deskriptiven Tatbestand unseres
LBE51w10Wach-Seins
ge-
nügt und welche Relevanz er überhaupt dafür hat. Denn
wir sind doch nicht
immer bei Bewusstsein; unser Sein ist dadurch charakterisiert, dass
es ein be-
ständiger Wechsel von Schlafen und LBE51w12Wachen,
von Bewusstsein und Bewusstlo-
sigkeit ist. Wir können doch nicht einfach davon absehen, dass
unser Bewusst-
sein diese ständige Unterbrechung erleidet und doch durch sie
hindurch ein
einheitliches ist. Freilich das Wissen um das Sein unser selbst und
um seine Modi
ist nicht zu trennen von unserem Bewusst-Sein. Wenn das Sein unser
selbst
durch Selbstverständnis ausgezeichnet ist und damit durch ein
Wissen um unser
Sein, dann ist es dies freilich nur, weil es ein Bewusst-Sein ist.
Aber sind wir darum
weniger, wenn wir schlafen oder sonst wie bewusstlos sind? Kann man
diese ..."
FN2 Zur Unterscheidung von Sprache
und Rede vgl. H. Ammann, Die menschliche Re-
de, I, <Lahr 1925,> S. 38 ff.
S. 52: "
§ 14. Das LBE52w1Wach-Seinals
ständiges „ich tue".
Einwände gegen diese Auslegung
Alle die einzelnen Bestimmungen unser selbst, die wir in einer geläufigen
Rede
damit kennzeichnen, dass wir meinen, wir „LBE52e1erleben"
immer irgendetwas, sofern
wir LBE52w2wach, bei
Bewusstsein sind, sind solche, die uns in der Weise unseres „ich
bin" bestimmen. Zu ihrem Sinne gehört es, dass sie jeweils in
sich schließen ein
„ich bin so und so". Sie meinen kein leeres „ich bin", sondern sobald
ich LBE52w3wach
bin, bin ich es immer in der Weise, dass ich sagen kann, „ich
bin LBE52w4wach",
„ich gehe
spazieren", „ich arbeite", „ich interessiere mich für dies und
jenes", »ich langwei-
le mich", „ich habe heute viel erlebt"
usw. Ich kann aber nicht sagen „ich schla-
fe", sofern ich wirklich gegenwärtig schlafe und nicht damit meine
„ich will
schlafen" oder „ich werde schlafen". Durch all das ist der Zustand
unseres
LBE52w5Wachseins, der
der Boden all solcher Unterscheidungen ist, näher bestimmt.
Aber es ist ein Zustand, in dem nicht irgendein beliebiges Seiendes
sich befindet,
sondern in dem „ich bin". Er ist nicht bloß etwas, das mir „passiert",
sondern es
ist mein Zustand, ein solcher, der mir zur Verfügung anheim
gegeben ist. Sobald
ich etwa „LBE52w6aufgewacht"
bin, kann ich über mich in meinem Zustand verfügen; ich [>53]
kann noch lange „faul im Bett herumliegen", oder ich kann „sogleich
aufstehen
und mich an die Arbeit begeben". Ich verfüge über ihn, indem
ich jeweils etwas
tue; sobald ich LBE53w1wach
bin, kann ich etwas tun und habe mich schon immer für ein
Tun entschieden. So ist mein Wach-Sein als Sein in der Weise des „ich
bin" de-
skriptiv bestimmt als ein „ich tue". Es ist nicht bloß ein Tun
in dem Sinne, in
dem man auch vom Tiere sagt, es tue das und das, sondern es ist ein
„ich tue".
Ich habe mich jeweils für ein bestimmtes Tun entschieden; und
das, wofür ich
mich entschieden habe, bei dem bin ich von mir aus dabei. Ich kann
immer so
oder anders tun, wie die oben angeführten Reden bekunden. Ich
kann mich trei-
ben lassen von dem Begegnenden, ganz den Eindrücken hingegeben,
etwa „he-
rumsitzend" und auftauchenden Gedanken nachhängend, oder ich kann
sie ab-
drängen und mich ganz in eine mir gestellte Aufgabe vertiefen,
ganz mit ihrer
Durchführung beschäftigt, der Erreichung eines gesetzten
Zieles nachgehend.
Damit soll weder behauptet sein, dass ich in jedem
Augenblick meines Ta-
gesverlaufes die Wahlfreiheit hätte, mich so oder anders zu entscheiden,
noch
dass alle die einzelnen Schritte meines Tuns eindeutig determiniert
sind, sondern
es soll nur darauf hingewiesen sein, dass all das, was ich tue, in
dieser Weise zu
mir gehört, dass ich es bin, der ich es tue, dass ich mich jeweils
für mein Tun
„verantwortlich" fühle. Es ist damit nur derjenige aufweisbare
Tatbestand be-
zeichnet, auf Grund dessen alle meine einzelnen „LBE53E1Erlebnisse"
eben meine sind,
mir zugehören in der Weise, dass ich zu <ihnen> irgendwie Stellung
nehme. Was
wir konkret als die „LBE53E3Erlebnisse"
bezeichnen, die wir so im Laufe eines Tages
haben, ist freilich mehr als unser Tun; mannigfache Eindrücke
stürmen auf uns
ein, jetzt diese und dann jene. Aber wir verstehen unter unseren LBE53E4Erlebnissen
mehr als die bloßen Eindrücke; wir verstehen darunter mit
die bestimmte Weise,
wie wir uns zu ihnen verhalten, indem wir etwa darüber nachdenken,
uns mit
ihnen beschäftigen, oder sie an uns vorübergleiten oder „abgleiten"
lassen, die
bestimmte Weise, wie wir zu ihnen Stellungg nehmen. Und das nennen
wir unser
Tun, nur dadurch sind sie das, was wir eben als unsere LBE53E5Erlebnisse
bezeichnen.
Insofern ist unser LBE53w2Wach-Sein
und
das ständige LBE53e1Erleben
in unserem LBE53w4Wach-Sein als
eine Weise unseres „ich bin" getragen durch unser Tun.
Wenn wir sagen, das LBE53w5Wach-Sein
wäre ein ständiges Tun und zwar ein „ich
tue", so ist also damit nicht bloß das praktische Handeln, das
„tätige Leben"
gemeint, sondern in diesem weiten Sinne ist auch unser Denken und Erkennen
ein Tun, ebenso wie unser billigendes und missbilligendes Verhalten
zu etwas. Es
ist jeweils mein Tun. Was hier als Tun ausgelegt wird, steht
demnach vor allen
solchen möglichen Unterscheidungen bestimmter Verhaltungsweisen
wie Urtei-
len, Wollen usw. und bezeichnet die allem gemeinsame Grundstruktur,
auf
Grund deren es jeweils mein Verhalten, mein Urteilen, mein Wollen,
das von mir
vollzogene ist.
Freilich, wenn wir danach fragen, was wir erlebt
haben, so kommen wir zu-
nächst gar nicht auf Einheiten dieser Art. Wir sind etwa auf der
Straße gegangen,
haben einen Besuch gemacht, den und jenen gesprochen. All das sind
unsere [>54]
„LBE54E1Erlebnisse”;
und wir meinen damit Einheiten ganz anderer Art, als wenn wir
von einem „LBE54E2Erlebnis"
des Wahrnehmens, des Wollens oder Wünschens und dgl.
sprechen. Wenn wir auf der Straße gehen, wollen wir etwa irgendein
Ziel errei-
chen; wir sehen dabei dies und jenes und all dies in eins, nicht nur
das bestimmte,
auf das Ziel gerichtete Wollen oder das bestimmte Wahrnehmen, das sich
dabei
nebenher einstellt, nennen wir das „LBE54E3Erlebnis",
das wir hatten. Es sind sozusagen
kompaktere Einheiten, die wir damit meinen, und gar nicht jene fest
umrissenen,
die dann als Wahrnehmen oder Wollen oder Begehren voneinander unterscheidbar
sind.
S. 148: "Was ist überhaupt das Erwachen
selbst, nach dessen Ermöglichung wir fra-
gen? Es kann ein allmähliches und langsames oder ein plötzliches
Aufwachen
sein, sei es, dass wir nun durch einen äußeren Reiz, einen
unseren Schlaf stören-
den Lärm etwa, geweckt werden oder dass wir „von selber" aufwachen,
weil wir
„lange genug geschlafen haben". Dass dieses „lange genug" ein physiologisch
bedingtes ist, das soll hier ganz beiseite bleiben; von solchen physiologischen
Zusammenhängen wissen wir hier noch gar nichts. Uns interessiert
hier nur das
reine Phänomen des Aufwachens
und Gewecktwerdens selbst, so wie es sich uns
gibt als ein Modus unseres Bewusst-Seins und wie es aus den Strukturen
unseres
Bewusstseins her verstanden werden kann. Das Aufwachen
und Gewecktwerden
kann ein allmähliches sein, ein sich steigerndes Immer-wacher-Werden.
An ihm
sind die Strukturen des Aufwachens,
das Werden, das in ihm geschieht, am deut-
lichsten zu studieren, weil es ein allmähliches ist und nicht
wie beim plötzlichen
Aufwachen sein Resultat mit einem
Schlage sozusagen dasteht. Worin besteht
die Steigerung des Aufwachens, und
was ist der dem völligen Aufwachen
voran-
gehende Zustand der Halbwachheit?
Er ist dadurch charakterisiert, dass wir noch nicht
orientiert sind, orientiert
in unserer Umwelt, aus der evtl. die weckenden Reize auf uns eindringen.
Ver-
worrene Bilder, bei denen wir nicht unterscheiden können, ob sie
auf wirklichen
Eindrücken beruhen oder noch „Träume" sind, schieben sich
durcheinander. Das
Hier und Dort unseres Befindens ist uns noch nicht deutlich geworden.
Wir
haben schon Eindrücke, werden schon affiziert von unserer Umwelt
her, aber so,
dass diese Eindrücke noch keine zusammenhängenden, in das
„und so weiter"
unserer Umgebung hinverweisenden Horizonte für uns eröffnen.
Erst allmählich
stellt sich dieser Zusammenhang her, wir können nun unterscheiden,
was eben
schon Wirklichkeit und was noch „Traum" war, können uns von uns
aus der
Wirklichkeit unserer Umwelt zuwenden. Umgekehrt können wir diesen
Vorgang
im Einschlafen beobachten bzw. in der nachfolgenden Erinnerung an ein
unterbrochenes Einschlafen: Wir finden dann ein allmähliches Sich-Verwirren
unserer Vorstellungen, eine sich steigernde Unorientiertheit, ein „Entrücktwer-
den" aus unserer Umwelt, in der wir uns befinden."
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Inhaltsverzeichnis site: www.sgipt.org. |
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korrigiert: 06.04.2023 irs Rechtschreibprüfung und gelesen