Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=12.04.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 27.01.20
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen * Mail:_sekretariat@sgipt.org_ Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie 
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    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung  Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie, und hier speziell zum Thema:

    Die vier allgemeinen Elemente von Psychotherapie und die fünf psychologischen Heilmittel-/Heilwirkfaktor- Klassen nach J. D. Frank (1961)
    Zur Psychotherapiegeschichte der psychologischen Heilmittel und Heilwirkfaktoren

    Präsentiert von Rudolf Sponsel, Erlangen


    • Vorbemerkung zur Geschichte der Psychotherapie.
    • Die psychologischen Heilmittel (Heilwirkfaktoren) nach Frank.
    • Die 4 Allgemeinen Elemente von Psychotherapie nach Frank.
      • Vertrauensbeziehung und Wertschätzung.
      • Gesellschaftliche Auszeichnung der Behandlungsorte als Heilstätten.
      • Behandlungstheorie oder Mythos.
      • Gabe und Einhalten von Verordnungen.
    • Signierung der Heilmittel- und Heilwirkfaktorklassen nach Frank.
      • Funktionelle Äquivalenz unterschiedlichen Heilmethoden.
      • Strukturierung, Rückmeldung und aktive Einbeziehung in der VT.
    • Systematische Zusammenfassung: Die notwendigen zusammengehörigen Heilmittelklassen bei Frank.
    • Literaturhinweis.
    • Querverweise.
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    Vorbemerkung zur Geschichte der Psychotherapie

    Zeitbezogene Psychotherapiegeschichte

        Die psychische Heilkunde des frühen 19. Jahrhunderts hatte bereits eine vielfach ausgearbeitete allgemeine psychologische Heilmittellehre.
        Die erste systematische Darlegung einer psychologischen Kur fand ich bei Bolten, J. C. (1751). Gedancken von psychologischen Curen. Halle: Hemmerde. Bolten, Arzt in Halle, verlangte denn auch schon ein Psychologiestudium zur Ausübung von psychologischen Kuren: In § 30, S. 57 schreibt er: "Wer demnach psychologisch curiren lernen will, muß sich um die Erlernung der Gesezze der Natur der Seele bekümmern."
        Johann Christian Reil (1759 - 1813) legt 1803 mit seinen Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Kurmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle: Curt’sche Buchhandlung.  (504 Seiten) eine umfassende allgemeine und integrative Konzeption vor, in der er die gleichberechtigte Führung von Heilanstalten durch Ärzte und Psychologen fordert.
        Johann Christian August Heinroth (1773 - 1843) übernahm im übrigen 1811 den ersten außerordentlichen Lehrstuhl für "Psychische Therapie" in Leipzig. 7 Jahre später wurde der Lehrstuhl in einen ordentlichen gewandelt.
        Die Behauptung, die Psychotherapie beginne mit Freud drückt entweder grobe Unkenntnis oder eine sehr motivierte und interessegeleitete Einstellung zur Psychotherapiegeschichte aus. Die Kernidee Freuds wurde im übrigen schon von Janet 1892 formuliert - rund ein Jahr vor den "Vorläufigen Mitteilungen (11.1.1893).
        Viele gute und heute allgemein anerkannte Psychotherapieprinzipien wurden vor und in der Zeit Freuds von einer ganzen Reihe von Psychiateren vertreten, die heute zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Verantwortlich hierfür ist die interessegeleitete, geradezu propagandistische Geschichtsschreibung der sog. Richtlinienverfahren, die derzeit noch die Veröffentlichungen dominieren, in erster Linie der Psychoanalyse.
        So lieferten z.B. grundlegende Therapieprinzipien, Verfahren und Methoden z.B. schon Otto Binswanger, der besonders die Bedeutung der sozialen und sozialpolitischen Komponente für das Erkanken erkannte ("Sozio-Psycho-Somatik") (1896), Hugo Münsterberg (1909), Paul Dubois (1910), Otto Dornblüth, der ganze Therapieschulen in seinem Werk 1911 vorwegnahm, um nur ein paar zu nennen.
     

    • Zeitbezogene Psychotherapiegeschichte
    • Zur Psychotherapiegeschichte der psychologischen Heilmittel und Heilwirkfaktoren
    • Zur Geschichte des Heilmittelbegriffs
    • Kurzgeschichte der allgemeinen und integrativen ADEIS-Bewegung



    Die psychologischen Heilmittel (Heilwirkfaktoren) nach Frank

        Die Arbeit J. D. Franks (1961) "Persuasion and Healing" (dt. "Die Heiler, 1981), Psychiater und ehemaliger Präsident der American Psychopathological Association, kann als eine epochale Studie zu den allgemeinen Psychotherapieelementen (und Heilwirkfaktoren) der Psychotherapie betrachtet werden. Ihr Einfluß auf die Psychotherapieforschung ist schwer zu überschätzen. Die empirische Datenbasis reicht von - durchaus erfolgreichen - schamanisch- indianischen Heilritualen bis hin zur modernen Psychotherapie. Man muß bei Frank die allgemeinen transkulturellen vier Psychotherapieelemente von den spezifsch ausgearbeiteten Heilwirkfaktoren (klassisch medizinisch: Heilmittel) in fünf Klassen unterscheiden. Zunächst erfolgt die Übersicht über die vier allgemeinen (transkulturellen) Psychotherapie-Heilelemente, sodann die Übersicht der fünf Heilmittelklassen [Quelle Reader in Sponsel 1995, S. 611 - 615]. Funktorenzuordnungen Joder t im Text kursiv durch Sponsel.
     
     

    Die 4 Allgemeinen Elemente von Psychotherapie nach Frank
    (orig. 1961, dt. 1981) Die Heiler (Persuasion and Healing), S. 444 - 451

    1. J Vertrauensbeziehung und J Wertschätzung
    2. J Gesellschaftliche Auszeichnung der Behandlungsorte als Heilstätten
    3. J Behandlungstheorie oder J Mythos
    4. J Gabe und J Einhalten von Verordnungen


       JVertrauensbeziehung und J Wertschätzung. Frank stellt zunächst fest: "Vier gemeinsame Eigenschaften aller Psychotherapien sind unterscheidbar. Die erste ist eine bestimmte Art Beziehung zwischen dem Patienten und dem Helfer, manchmal im Rahmen einer Gruppe. Das wesentliche Bestandselement dieser Beziehung ist, daß der Patient auf die JKompetenz des Therapeuten und auf seinen JWunsch, ihm zu helfen, vertraut. Das heißt, der Patient muß glauben, daß der Therapeut an seinem Wohl Jaufrichtig Anteil nimmt." Diese Bedingung wird in den meisten Therapieschulen nicht ausdrücklich gefördert. Am meisten vernachlässigt und fehleingeschätzt wird diese wichtige Bedingung nach Frank von der Psychoanalyse und der von ihr abgeleiteten Krankenkassenausgabe, der sog. Analytische Psychotherapie (nicht verwechseln mit C. G. Jungs Analytischer 'Psychologie'). Frank erläuert diesen Heilwirkfaktor weiter: "Der Eindruck des Patienten, von jemand, den er achtet, Jverstanden und anerkannt zu werden, ist ein starkes Gegengift gegen seine Gefühle der Entfremdung und ein JmächtigerJAuftrieb für seine Moral." Ein von Heilkundigen gewöhnlich nicht bemerkter, aber wohl soziologisch wichtiger Aspekt ist die:

        JGesellschaftliche Auszeichnung der Behandlungsorte als Heilstätten. "Eine zweite gemeinsame Eigenschaft aller Psychotherapien ist die gesellschaftliche Auszeichnung ihrer Behandlungsorte als Stätten der Heilung. Schon die JRahmensituation selbst weckt so im Patienten eine JHilfserwartung. Außerdem bietet sie zeitweilig JZuflucht vor den Anforderungen und Ablenkungen des Alltags. Im JWertsystem der jeweiligen Gesellschaft genießt sie JAchtung. So werden in vorindustriellen Gesellschaften die Heilrituale meist in sakralen Gebäuden oder Tempeln vollzogen. Wenn die Behandlung im Haus des Leidenden geschieht, wird dieses durch Reinigungsriten in einen geweihten Ort verwandelt. Auch manche Zentren für Persönlichkeitserweiterung, eine neue Erscheinung auf der amerikanischen Szene, haben eine Atmosphäre, in der religiöse Obertöne mitschwingen. In der industriealisierten Gesellschaft wird die Therapie typischerweise im Sprechzimmer des Therapeuten durchgeführt, sei es in einer Privatpraxis, einem Krankenhaus oder der Beratungsstelle einer Universität - jedenfalls an einem JOrt mit der Aura der wissenschaftlichen Heilkunst."

       JBehandlungstheorie oder J Mythos. "Drittens beruhen alle Psychotherapien auf einer Behandlungstheorie oder einem Mythos, der eine Erklärung von Krankheit und Gesundheit, Abweichung und Normalität einschließt. Wenn der Grundgedanke der Kampf gegen die tDemoralisierung des Patienten ist, so muß natürlich eine Joptimistische Philosophie der Menschennatur dahinterstehen." Dieser Faktor dürfte für Rationalisten und Wissenschaftsorientierte schwer zu akzeptieren sein, besagt er doch nichts anderes als daß der Inhalt der Behandlungstheorie oder gar des Behandlungsmythos relativ unwichtig zu sein scheint, und daß es nur daruf ankommt, daß die Heilkundigen über eine solche verfügen: "Im Rahmen einer allgemeinen, oft nicht genau artikulierten Lebensphilosophie, Jerklärt das JBehandlungskonzept jeder psychotherapeutischen Schule dem Patienten die Ursache seines Leidens, nennt ihm die für ihn erstrebenswerte Ziele und Jverordnet Maßnahmen, wie er sie erreichen kann." Das provozierende Wort »Mythos« verwendet Frank, "um zu betonen, daß die Begründungen vieler westlicher Psychotherapien, obzwar sie keine übernatürlichen Kräfte anrufen, den Mythen der primitiven Therapien doch darin gleichen, daß sie durch therapeutische Mißerfolge nicht zu erschüttern sind. Das heißt, sie können nicht widerlegt werden. Die Unfehlbarkeit des Behandlungskonzepts schützt die JSelbstachtung des Therapeuten und stärkt damit zugleich seine JVertrauenswürdigkeit für den Patienten. ... Schließlich erlaubt die Behandlungstheorie dem Patienten, seinen JSymptomen einen Sinn zu geben. Solange sie ihm tunerklärlich sind, erscheinen sie um so tbedrohlicher; wenn er ihnen aber JNamen geben und den Bogen eines JErklärungsschemas über sie hinspannen kann, so ist das an und für sich schon eine große JBeruhigung. Der erste Schritt zur Beherrschung eines Phänomens ist, ihm einen Namen zu geben." Diese Festellungen Franks sind sehr ernüchternd und bedeuten im Kern, daß der JPlaceboeffekt und die JSelbstüberzeugung der TherapeutIn von großer Bedeutung sind. Überzogen und auf die Spitze getrieben formuliert: die stärkste Ausstrahlung vermittelt eine vom JWahn erfüllte TherapeutIn."

        JGabe und J Einhalten von Verordnungen. "Ein viertes Element aller Formen von Psychotherapie ist die JAktivität oder das Verfahren, das die Theorie verordnet. In manchen Therapien wird der Leidende in seinen Aktivitäten genau angeleitet, in anderen wird ihm selbst Initiative abverlangt; bestimmte Merkmale aber sind allen Verfahren gemeinsam. Das Verfahren ist das Mittel, den Leidenden dahin zu bringen, daß er seine Fehler Jeinsieht und Jkorrigiert, womit er Linderung erlangt. Zugleich erlaubt es dem Patienten, auf eine Weise, bei der sein JGesicht gewahrt bleibt, seine Symptome aufzugeben, sobald er dazu bereit ist. Es verlangt dem Patienten irgendeine JAnstrengung oder Opfer ab, von der JKooperation bei der Hypnose bis zum JErtragen wiederholter Elektroschocks." Der Heilwert von verordneten Aktivitäten und Verfahren wird gewöhnlich in den einsichtsorientierten Therapie sehr vernachlässigt, am stärksten in Hypnose oder in der  traditionellen Medizin z.B. durch eine weitgehend passive Erwartungshaltung (Medikamente) gegenüber  Heilfachkundigen.


    Signierung der Heilmittel- und Heilwirkfaktorklassen nach Frank: Funktionelle Äquivalenz unterschiedlichen Heilmethoden

    "Das Entscheidende ist, daß die therapeutische Wirksamkeit der Theorien und Techniken nicht notwendig in ihren spezifischen Inhalten liegt, die verschieden sind, sondern in ihren Funktionen, die gleich sind."

    Das ist eine sehr weitreichende und bedeutsame Aussage. Hier wird nicht mehr und nicht weniger gesagt als das empirisch begründete Postulat, daß ganz unterschiedliche Heilmethoden funktionell gleiche Wirkung haben können.

    Funktionelle Äquivalenz unterschiedlicher Heilmethoden
     
    "Das Entscheidende ist, daß die therapeutische Wirksamkeit der Theorien und Techniken nicht notwendig in ihren spezifischen Inhalten liegt, die verschieden sind, sondern in ihren Funktionen, die gleich sind."

    Darauf ergäbe sich dann z.B, die Erfordernis zusätzlicher Kriterien: Sanftheit, Wirtschaftlichkeit, Einfachheit, schnelle Lehr- und Lernbarkeit. Leistet eine Therapiemethode A etwa in 100 Sitzungen das gleiche wie eine andere Therapiemethode B in 50 Stunden, so wäre B nach dem Wirtschaftlichkeitskriterium vorzuziehen.
    Anmerkung: Der Ansatz Franks gehört zur interkulturuellen, ethnographischen und kultur- anthpropologischen Psychopathologieforschung, viele Arbeiten und wichtige Hinweise findet man hierzu in den zahlreichen Arbeiten von van Quekelberghe (Literaturliste Beginn van Quekelberghe).

        "JTherapeutische Beziehung, JRahmensituation, JTheorie und JVerfahren beeinflussen zusammenwirkend den Patienten auf fünf Weisen, die ineinandergreifen und von denen jede als notwendig erscheint, um JEinstellungswandel und therapeutische Fortschritte zu erzielen.
       Erstens, sie bieten ihm Jneue Lernchancen, sowohl kognitiv als auch durch JErfahrungen. Kognitiv kann der Therapeut dem Patienten helfen, JKlarheit über die Ursachen seiner Schwierigkeiten in der Vergangenheit zu gewinnen oder über die tVerstärkungsbedingungen in seiner gegenwärtigen Umgebung, die sein Leiden aufrechterhalten. Der Therapeut oder, in der Gruppentherapie, andere Gruppenmitglieder können auch Modelle für Alternativformen der Problemlösung abgeben. Die wichtigste Form therapeutischen Lernens aber ist vermutlich ein JErfahrungslernen, das aus der JKonfrontation des Patienten mit den Diskrepanzen oder Widersprüchen zwischen seiner Annahmenwelt und den Gegebenheiten erwächst. Die Einsichtstherapien Jkonfrontieren ihn mit Diskrepanzen zwischen seinem Selbstbild und seinen verborgenen Gefühlen, Gruppenmethoden mit Diskrepanzen zwischen seinen Annahmen über andere und deren tatsächlichen Gefühlen oder zwischen dem Eindruck, den er ihnen macht, und dem, den er zu machen glaubt. Das Bemerken dieser Dissonanzen erzeugt einen JmächtigenJDruck zur Änderung in Richtungen, welche die gleichzeitig gewonnenen kognitiven Einsichten zeigen."

       "Zweitens steigern alle Therapien im Patienten die JHoffnung auf Besserung. Diese Hoffnung beruht zum Teil auf dem JGlauben des Patienten an den JTherapeuten und seine JBehandlungsmethode. Erfahrene Therapeuten versuchen in den ersten Sitzungen ausdrücklich, den Patienten in seinen Jgünstigen Erwartungen zu bestärken und diese auf das therapeutische Verfahren Jabzustimmen.
       Eine dauerhafte Quelle der Hoffnung verdient einen eigenen Vermerk, weil sie noch andere Komponenten einschließt. Dies ist drittens die Gewährung von JErfolgserlebnissen, die im Leidenden das JBewußtsein von Lebenstüchtigkeit oder Jzwischenpersönlicher Kompetenz Janheben. Der übersichtliche Aufbau der Verhaltenstherapien, ihre objektiven Meßwerte für die Zwischenerfolge und die Forderung, daß der Patient aktiv beteiligt wird, stellen nahezu sicher, daß er im Fortgang einer solchen Behandlung Erfolge erleben wird." Frank gibt hiermit bereits 1961, also aktuell vor über 40 Jahren, eine einfache Erkärung zum Erfolg der Verhaltenstherapie, die ja damals erst im Entstehen war, ab.

    Strukturierung, Rückmeldung und aktive Einbeziehung in der VT
     
    "Der übersichtliche Aufbau der Verhaltenstherapien, ihre objektiven Meßwerte für die Zwischenerfolge und die Forderung, daß der Patient aktiv beteiligt wird, stellen nahezu sicher, daß er im Fortgang einer solchen Behandlung Erfolge erleben wird."

       Auch unstrukturierte, ausgangsoffene Verfahren wie die Psychoanalyse gewähren J  Erfolgserlebnisse. Diese Therapien scheinen in idealer Weise für Jintelligente, Jverbalisierungsfähige Patienten geeignet, die zur Lösung ihrer Lebensprobleme vor allem auf Worte vertrauen. Der Patient spürt ein Gefühl des Gelingens, wenn er eine neue JEinsicht gewinnt oder einen bis dahin unbewußten Gedanken oder ein Gefühl in sich bemerkt." ... "Viertens helfen alle Formen von Psychotherapie dem Patienten, seine tdemoralisierende Entfremdung von den Mitmenschen zu überwinden. Durch seine Interaktion mit dem Therapeuten und (sofern vorhanden) mit der Gruppe, im Bezug auf ein gemeinsames theoretisches Schema, entdeckt er, daß seine Probleme Jnicht allein die seinen sind, daß Jandere ihn verstehen können und tatsächlich an seinem Schicksal JAnteil nehmen.
       Und schließlich, fünftens, wirken alle Psychotherapien, wenn sie gelingen, Jemotional erregend. Die Bedeutung der Gefühlserregung als erleichterndes oder verursachendes Moment psychotherapeutischer Änderungen ist unklar. Man kann nur feststellen, daß sie eine JVoraussetzung aller JEinstellungs- und JVerhaltensänderungen zu sein scheint. Sie tritt als Begleiterscheinung aller JKonfrontationen und JErfolgserlebnisse auf, und das Wecken starker Erregung ist das Hauptziel der Überflutungs-Techniken."
    Ich bin mir hier nicht sicher, ob Frank den Sinn der verhaltenstherapeutischen Konfrontationsmethoden richtig erfaßt. Es ist für viele Therapieziele unabhängig von der jeweiligen Therapieschule wohl richtig, daß die Gefühle und die affektive Basis erreicht werden, das Ziel der Konfrontationstherapien gegenüber stärkeren Affekten - meist Angst - ist aber nicht, starke Angst zu wecken, sondern im Gegenteil, dorthin zu gelangen, daß diese Affekte nicht mehr - so stark - auftreten.
       "Kurz, alle Formen von Psychotherapie, wenn sie gelingen, beheben tdysphorische Gefühle, JfachenJHoffnungen wieder an, heben im Patienten das Bewußtsein, sich selbst und seiner Umgebung Jgewachsen zu sein, und richten allgemein seine JMoral wieder auf. Folglich wird er Jfähig, die Probleme Janzugehen, die er tgemieden hat, und es mit neuen, Jbesseren Lösungsformen zu Jversuchen. Die neuen JFähigkeiten verringern die Chance, daß er abermals tdemoralisiert wird, und mit etwas JGlück wird er auch nach Abschluß der Psychotherapie noch weitere Fortschritte machen." (S. 444 - 451)

        Anmerkung: An mehreren Stellen kommen bei Frank auch Quantoren ins Spiel: Jmächtiger/n (Druck, Auftrieb), Janheben (Kompetenz), Jfachen (Hoffnungen anfachen).


    Systematische Zusammenfassung:
    Die notwendigen zusammengehörigen Heilmittelklassen bei Frank
    (orig. 1961, dt. 1981) Die Heiler, S. 444 - 451

    1. Klasse
    1.1 J  Lernen
    1.2 J  Klären
    1.3 J  Modell sein
    1.4 J  Erfahrungs-Lernen
    1.5 J  Konfrontation
    1.6 J  Dissonanzen erfahrbar machen

    2. Klasse
    2.1 J  Hoffnung steigern
    2.2 J  Glauben in die Kompetenz der TherapeutIn stärke
    2.3 J  Günstige Erwartungshaltung fördern

    3. Klasse
    3.1 J  Gewährung von Erfolgserlebnissen
    3.2 J  Bewußtsein von Lebenstüchtigkeit fördern
    3.3 J  Zwischenmenschliche Kompetenz anheben
    3.4 J  Einsicht gewinnen als Erfolgserlebnis

    4. Klasse
    4.1 J  Überwindung demoralisierender Entfremdung
    4.2 J  Erfahrung, nicht mit Problemen allein zu sein
    4.3 J  Gefühl, verstanden und angenommen zu werden

    5. Klasse
    J  Steigerung des Lebensgefühls durch J  emotionale Erregung: Emotionale Erregung als General-Katalysator


    wird bei Gelegenheit ergänzt und weiter fortgeführt


    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:

    FRANK, J. D. (dt. 1981, engl. 1961). Die Heiler. Wirkungsweisen psychotherapeutischer Beeinflussung. Vom Schamanismus bis zu den modernen Therapien. Aus dem Amerik. von Wolfgang Krege. (c) The Johns Hopkins University Press, 1961. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, S. 444 - 451. Reader in: Sponsel, R. (1995, S. 611 - 615). Handbuch Integrativer Psychologischer Psychotherapie. Zur Theorie und Praxis der schulen- und methodenübergreifenden Psychologischen Psychotherapie. Ein Beitrag zur Entmythologisierung der Psychotherapieschulen. Erlangen: IEC-Verlag. Mit einem 74-teiligen Reader und 43 Falldarstellungen zur Demonstration der allgemeinen psychologischen Heilmittellehre.

    Zur Person: J. D. Frank war Prof. für Psychiatrie an den John Hopkins School of Baltimore, Präsident der American Psychopathological Association und der Society for the Psychological Study of Social Issues. Mitarbeiter an verschiedenen Universitäten in USA, Schottland, Australien und  Neuseeland. Viele Veröffentlichungen im Bereich Psychotherapieforschung.

    Literaturhinweis: In Sponsel, R. (1995) werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert.


    1) Mit dem griechischen Buchstaben Theta J   (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwindenundJ mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ... Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt).
    Störungs Funktor: Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach).
        Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen(1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminolgie.


    Querverweise
    Standort: Frank Die vier allgemeinen Elemente von Psychotherapie ...
    • Übersicht Heilmittellehre & Heilmittel-Monographien.
    • Placebo: Grundbegriff * Spiro *
    • Symbolik Heilmittelgraphik.
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie aus Allgemeiner und Integrativer Sicht.
    • Grundzüge einer Idiographischen Wissenschaftstheorie.
    • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren.
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie.
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.

    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.

     
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Die vier allgemeinen Elemente von Psychotherapie und die fünf psychologischen Heilmittel-/Heilwirkfaktor- Klassen nach J. D. Frank (1961). Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/frank.htm
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    Änderungen - wird unregelmäßig überarbeitet; kleine Änderungen werden nicht extra dokumentiert
    07.03.15  Linkfehler geprüft (keine), Layoutaktualisierung.
    30.08.06   Nachtrag.