Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=18.03.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 15.02.17
    Impressum: Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
    Stubenlohstr. 20     D-91052 Erlangen Mail:_sekretariat@sgipt.org_Zitierung  &  Copyright


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    Willkommen in der Abteilung Geschichte der psychologischen Heilmittel-Lehre & Heilmittel-Monographien der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie, hier:

    Hugo Münsterbergs eklektisch-integrativer Rahmen 1913, die Antagonistenbahnung und einige andere psychologische Heilmittel

    1.7.1863 Danzig bis 16.12.1916 Cambridge (Mass.)
    Schüler Wilhelm Wundts, Arzt, Psychologe, Philosoph

    Mitgeteilt von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Übersicht Heilmittellehre und Heilmittel-Monographien * Literaturhinweis * Symbolik Heilmittelgraphik

    Aus: MÜNSTERBERG, H. (1913, 2.A. 1920) Psychotherapie. In: Grundzüge der Psychotechnik. Leipzig: Barth. Aus: S. 329 - 341.
     
     

    Psychologie Primat

         "Das Zentrum der therapeutischen Psychotechnik liegt natürlich dort, wo seelische Prozesse selbst benutzt werden, um den krankhaften Vorgang zu überwinden. Nur hier haben wir es mit der eigentlichen Psychotherapie zu tun. Daß diese seelischen Vorgänge gleichzeitig ihre physischen Begleitprozesse haben, erscheint unter diesem Gesichtswinkel so nebensächlich, wie es im sozialen Leben gleichgültig ist, daß das Gespräch mit dem Nachbar physiologische Grundlagen hat." (S. 329).

    Eklektisch-integrativer Psychotherapieansatz und psychologische Heilmittel bei Münsterberg

    "... Ich habe in der Tat planmäßig in ähnlichen Fällen die verschiedensten psychotherapeutischen Methoden verwendet und ihre Wirksamkeit verfolgt." (S. 330)

    Heilmittelkennzeichnungen J und Hervorhebungen von Sponsel

    "... Die J positive, J harmonische Ausgestaltung des J Außen- und J Innenlebens, die J Herstellung Jfreundlicher Umgebung, der Aufbau einer Jgeregelten Lebensarbeit, die JFestigungJmoralischer und Jreligiöser Gefühle, die Jsoziale Eingliederung, die JErweckungJhoffnungsvoller Stimmungen und vor allem das JGefühl, daß  JandereJaufrichtig an dem Leidenden JAnteil nehmen, gehört zu dieser Gruppe allgemeiner psychotherapeutischer Beeinflussungen. Es ist klar, daß alles das in Jkleinen Übergangsschritten zu den psychologischen Einzelmethoden der Krankenbehandlung hinüberführt.

         Zu diesen gehört nun als die Methode, die dem gewöhnlichen Gespräch am nächsten steht, in erster Linie die JEinwirkung durch eine Jvernünftige Aufklärung. ... " (S. 331)

    *

    Das Prinzip der JAntogonistenbahnung als Heilmittel

         "Ein psychophysisch besonders interessantes Verfahren, das ich häufig mit bestem Erfolg angewandt, besteht darin, eine störende Vorstellung oder einen lästigen Impuls dadurch zu unterdrücken, daß die zunächst ohnmächtige Gegenvorstellung durch künstliche Öffnung ihrer motorischen Entladungsbahnen verstärkt wird." (S. 334)

        "... Der Impuls, den Arm zu beugen, öffnet nicht nur die Bahn für die Beugemuskeln, sondern schließt zugleich die Bahn für die Streckmuskeln, ... . So gliedern sich alle Funktionen durch die Gegensätzlichkeit der Reaktion. ... Auf diesem Wechselspiel der lebhaften Inhalte und der Hemmung aller Vorstellungen, die zu antagonistischen Reaktionen führen, beruht das eigentliche Wesen der Aufmerksamkeit." (S. 336)

        "... Der Heiterkeit oder der Betrübnis, der die Wege zur Muskeltätigkeit gesperrt sind, fehlen nicht nur die kinästhetischen Empfindungen der Spannung oder Erschlaffung und alle sekundären Bestandteile, sondern ihnen fehlt die zentrale Bedingung für die Lebhaftigkeit des Gefühls. Werden nun diese Ausdrucksbewegungen einer Gemütslage zielbewußt eingeübt und künstlich festgehalten, so wird auch der Gefühlston ganz neue Verstärkung erhalten. Zwingen wir uns, eine bittere Medizin mit Gesichtsbewegungen einzunehmen, die dem grinsenden Ausdruck des Behagens und Wohl-
    schmeckens entsprechen, so wird der unangenehme Geschmack nach einiger Zeit angenehm." (S. 337)

    Diese Grundidee die Gegenkräfte stärken finden sich 100 Jahre später wieder in der Zuwendung zur Ressourcenaktivierung: wird das Positive und Gesudne gestärkt, wird relativ hierzu das Negative und Kranke schwächer.

    Indirekte Suggestion

        "In manchen leicht erkennbaren Fällen ist es wichtig, die Suggestion ohne jede Betonung, gewissermaßen als gleichgültigen Wink einwirken zu lassen, so, als wenn sie vielleicht dem Arzt ohne wirkliche Absicht entschlüpfte." (S. 339)

    Glauben als Heilmittel

    "... Die Quellen von Lourdes fließen überall, wo der Glaube lebendig ist, und er ist schließlich nirgends lebendiger als da, wo die Heilung von Leiden zuversichtlich versprochen wird und sei es auch im Sprechzimmer des ungebildetsten Quacksalbers und Gesundbeters." (S. 357)



    Biographisches: Hugo Münsterberg: 1.7.1863 Danzig bis 16.12.1916 Cambridge (Mass.).  [W]
    In Report Psychologie 2/2017, 58-65, der Zeitschrift des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen, findet sich ein ausführlicher Artikel zu "Hugo Münsterberg Psychologe im Dienst der Gesellschaft",

        Schüler Wilhelm Wundts, Arzt, Psychologe, Philosoph.  Studium in Leipzig. und Heidelberg. 1885 Dr. phil, in Leipzig. 1887 Dr. med. in Heidelberg. Habilitation für Philosophie in Freiburg, 1892 wurde M. als Direktor des Psychologischen Laboratoriums an die Harvard University berufen.
        1896 Rückkehr nach Freiburg. Schon im folgenden Jahr ging er wieder nach Amerika. und zwar jetzt nach Cambridge (Mass.). Er war später auch noch als Austauschprofessor in Berlin tätig. M. war einer der Begründer der angewandten Psychologie in Medizin und Recht.
        Roback (1970): „Münsterberg lehrte in Freiburg im Breisgau, als William James, der jemand für die Leitung des Harvard-Laboratoirums suchte, auf Münststerbergs 'Die Willenshandlung' stiess. Die Arbeit kritisierte kühn die These Wundts, daß wir bei der Empfindung von Anstrengung unserer Willen wahrnehmen, wobei Münsterberg stattdessen behauptete, dass dieses Gefühl der Anstrengung von einer Uebermittlung durch unsere Muskeln, Sehnen und Gelenke herrührt und nicht von dem Impuls, der von dem Gehirn ausgeht. Hier war ein vielversprechender Verbündeter, dachte James, denn er selbst war auch nicht mit Wundts Psychologie einverstanden."
        Münsterberg starb mitten in einer Vorlesung an Herzversagen zum Schrecken seiner StudentInnen.

    Schriften (Auswahl)
    1888: Die Willcnshandlung. Ein Beitrag zur physiologischcn Psychologie. Freiburg: Mohr.
    1890: Beiträge zur cxpcrimentellcn Psychologie. Neue Grundlegung der Psychophysik. Freiburg.
    1890: Die Association sucessiver Vorstellungen. In: Z. Psychol. Physiol. Sinnesorg, 1,2.
    1891: Ueber Aufgaben und Methoden der Psychologie. Leipzig: Abel.
    1891: Zur Individualpsychologie. In: Zbl. Nervenheilkd. Psychiat. n. F. 2, Jg. 14, 196-198
    1892: Studien zur Associotionslehre. In: Beitr. z. exp. Psychol., H. IV, 32 ff..
    1890: Grundzüge der Psychologie. Leipzig: Barth.
    1909: Psychotherapy.
    1913: Grundzüge der Psychotechnik. Leipzig: Barth. (1920, 2.A.)

    Artikel und Schriften von Hugo Münsterberg im Netz (Foreword (by Charles S. Whitman), Introduction, Illusions, The Memory of the Witness, The Detection of Crime, The Traces of Emotion, Untrue confessions, Suggestions in Court, Hypnotism and Crime, The Prevention of Crime).

    Quellen: U.a. nach Alma Kreuter (1996, 2. Bd., S. 1002)



    Literaturhinweis: In Sponsel, R. (1995) werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387 - 404 dokumentiert. Viele historisch bekannte psychologische Heilmittel können auch dem Reader entnommen werden.

    1) Mit dem griechischen Buchstaben Theta J   (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich  überwindenundJ mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ... Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminologie.
    Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach).
    Querverweise (Links) zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
    • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.

    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie

    Querverweise
    Standort: Hugo Münsterbergs eklektisch-integrativer Rahmen 1913.
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    Überblick Geschichte der Psychologie, Psychopathologie, Psychotherapie.
    Überblick Heilmittellehre und Heilmittelmonographien in der IP-GIPT.
    Überblick Fallberichte.
    Die vier allgemeinen Elemente von Psychotherapie und die fünf psychologischen Heilmittel-/Heilwirkfaktor- Klassen nach J. D. Frank (1961).
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    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Heilmittel Geschichte site:www.sgipt.org. 
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf (DAS). Hugo Münsterbergs eklektisch-integrativer Rahmen 1913, die Antagonistenbahnung und einige andere psychologische Heilmittel, besonders das Prinzip der Antagonistenbahnung als Heilmittel. Internet Publikation  für Allgemeine und Integrative Psychotherapie  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/hm/gesch/muenstb.htm
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     Ende  Münsterberg 1913  Überblick_Rel. Aktuelles_ Rel Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service-iec-verlag_Mail:_sekretariat@sgipt.org___


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    15.02.17    Hinweis Auf Artikel zu Hugo Münsterberg in Report Psychologie.
    19.06.08    Link auf Online-Schriften.
    30.08.06    Layout, Impressum, Links.