Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=17.04.2024
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 18.04.24
Impressum:
Dipl.-Psych.
Dr. phil. Rudolf Sponsel
Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
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Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine
und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich
Bewusstsein, und hier speziell zum Thema:
Spinozas (1632-1677) Descartes'
Prinzipien der Philosophie
mit einer Recherche
zur geometrischen Methode, Mos geometricus, more geometrico
Voltaire
"Was Spimoza betrifft, jeder spricht von ihm, aber keiner liest ihn."
Originalarbeit von Rudolf
Sponsel, Erlangen
* Spinoza
* Gewissheit
in Descartes' Meditationen * Ich
denke, also bin ich (Originale Fundstelle) *
Descartes'
dualistische Wechselwirkungs Leib-SeeleTheorie * Identitätstheorie
und die Lösung des Leib-Seele-Problemse *
Haupt-
und Verteilerseite Definitions-Register Psychologie *
Checkliste
Definition, gpds-Regel
* Definition und definieren:
referenzieren;
Hauptseite
Referenzen in der psychologischen Forschung
* Systematische Analyse
Definition und definieren in der Psychologie. * Begriffscontainer
(Containerbegriff) * Homonyme
* Begriffsverschiebebahnhöfe
* Sachverhalt *
Wissenschaftliches
Arbeiten,
Regeln
Grundbegriffe,
Begriffsbasis,
Zitieren
* Aristoteles
Zum Geleit * Sprachkritik
und Sch^3-Syndrom
* Methode der Textanalyse
* Methodik-Beweissuche
in der Psychologie *
Beweissuchwortkürzel.
* Signierung
von Beweiserwähnungsbeurteilungen * Checkliste-Beweisen.:
Beweisregister
Psychologie * Beweis
und beweisen in der Psychologie * Checkliste-Beweisen
* natcode Register
* Übersicht
allgemeine Beweisseiten * Haupt-
und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
, Tabelle Fundstelleninformationen
erleben, erlebt, Erlebnis * Hauptbedeutungen
Erleben * Grundimensionen
des Erlebens * »«
_
Editorial
Mit der Einführung des Exaktheitsideals der sog. geometrischen
Methode in die Philosophie wird von Descartes und Spinoza Neuland betreten.
Spinozas Arbeit 1662 über die Descartes Prinzipien der Philosophie
bereiteten nach seinem Tod die Grundlage für seine Ethik
1677 in geometrischer Darstellung 15 Jahre später vor.
Spinozas Titel Descartes' Prinzipien der Philosophie
suggeriert,
das es genau um diesen Titel von Descartes geht, was aber nicht stimmt.
Spinoza bezieht auch andere Werke von Descartes mit ein, ohne dass Spinoza
das kenntlich macht. Zum Beispiel finden sich die 10 Definitionen, S. 17ff,
so nicht in den Prinzipien
der Philosophie von Descartes, sondern stammen aus den Untersuchungen
über die Grundlagen der Philosophie, in welchen das Dasein
Gottes und der Unterschied der menschlichen Seele von ihrem Körper
bewiesen wird (Meditationes de prima philosophia, in qua dei existentia
et animae immortalis demonstratur; Zeno.org).
Die wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden seiner
Arbeit weist Spinoza nicht aus wie z.B. Definition, Logik, Methode, Beweisregeln,
Axiome und Postulate, wenn er sie auch detailreich aus- und vorführt.
Nachdem ich, auch mit Hilfe der Einleitung des Herausgebers
von Kirchmann, erkannt hatte, dass weitgehend unklar bleibt, was Descartes,
was was aus Descartes und was Spinoza ist, habe ich beschlossen, bis auf
ein ausführliches Beispiel zu einer Definition, einem Axiom und einem
Lehrsatz mit Beweis die Auseinandersetzung mit dieser Arbeit einzustellen.
Mit ordentlicher wissenschaftlicher
Arbeit aus heutiger Sicht hat Spinozas Arbeit über Descartes
nichts zu tun. Wer Descartes Prinzipien der Philosophie verstehen will,
liest am besten die Originale von Descartes und nicht Spinoza.
Zusammenfassung
Spinozas Descartes Prinzipien der Philosophie
ZSDP1-Quellen: Spinozas Spinozas
Titel Descartes' Prinzipien der Philosophie suggeriert, das es genau
um diesen Titel geht, was aber nicht stimmt. Spinoza bezieht auch andere
Werke von Descartes mit ein, ohne dass Spinozas das kenntlich macht. Mit
ordentlicher
wissenschaftlicher
Arbeit hat das nichts zu tun. Zum Beispiel finden sich die 10 Definitionen,
S. 17ff, so nicht in den Prinzipien
der Philosophie von Descartes, sondern stammen aus den Untersuchungen
über die Grundlagen der Philosophie, in welchen das Dasein
Gottes und der Unterschied der menschlichen Seele von ihrem Körper
bewiesen wird (Meditationes de prima philosophia, in qua dei existentia
et animae immortalis demonstratur). Quelle (Abruf 04.04.2024): Original
Descartes Zeno.org.
Von Kirchmann meint, die erste Definition sei wortwörtlich aus den
Meditationen. Es ist also nicht klar, welche Werke Spinoza seiner Interpretation
zugrundelegt. Er gibt keine Quellen an, sondern phantasiert und montiert
sich seine Interpretation zusammen wie es ihm gefällt und wie er es
für richtig hält.
ZSDP2-Wissenschaftliche Grundlagen
nicht ausgwiesen wie z.B. Definition, Logik, Methode, Beweisregeln,
Axiome und Postulate, so dass der Text im wesentlichen aus nichtprüfbaren
Behauptungen und mentalen Phantasien besteht, was so gar nicht zum Exaktsideal
und Exaktheitsanspruch passt. Es fehlt Spinoza an grundlegendem Wissenschaftsverständnis
(>Zum Geleit,
wissenschaftlicher
Arbeit ). Die bloße Nachahmung von Eulids Methode gemahnt mehr
an Hochstapelei denn an Wissenschaft.
ZSDP3-Beispielanalysen.
Nachdem sich eine umfassendere und vertiefte Auseinandersetzung mit Spinozas
Descartes Arbeit wegen des undurchsichtigen Durcheinanders, was ist von
wem, nicht lohnt, habe ich nur ein paar letztlich unbefriedigende Beispielanaylsen
durchgeführt:
ZSDP4 Die geometrische
Methode bei Descartes und Spinoza bedeutet, die Strenge der Euklidischen
Beweisführung auf philosophische Fragen anzuwenden. Gegen dieses Exaktheitsideal
ist nichts einzuwenden, wenn es denn richtig entwickelt und angewendet
würde. Dazu waren die Rationalisten (Descartes, Malebranche, Spinza,
Leibniz) schon von ihrem rationalistischen Ansatz her nicht in der Lage,
weil es hierzu einer neuen Beweis-Wissenschaftstheorie bedarf, die über
die Mathematik hinausgeht und die Erfahrung einbezieht, z.B. Bacon, Galilei,
Newton. Eine solche ist damals wie heute nicht in Sicht. Anmerkung: Sinnvoll
ist es natürlich, zunächst auch das Original von Euklid heranzuziehen.
ZSDP-Fazit Das Werk ist unwissenschaftlich
verfasst, weil es seine Quellen nicht ausweist und eigenes mit Descartes
nicht kenntlich gemacht vermischt. Wer Descartes Prinzipien der Philosophie
verstehen will, liest am besten die Originale von Descartes Die formale
Nachahmung von Euklids Methode, war mit dem Descartes für Spinozas
Hauptwerk Ethik, 1677 nach seinem Tode veröffentlicht, also schon
rund 10 Jahre vorher ausgearbeitet. Erwähnungen der geometrischen
Methode, Mos geomtricus, more geometrico wurden vor
allem bei Descartes und Spinoza und in wichtigen philosophischen und wissenschafttheoretische
Werken gesucht und dokumentiert. Sie wird aktuell zu Recht überwiegend
als überholt und gescheitert beurteilt._
_
Entstehung der
Schrift
Von Kirchmann schreibt in seinem Vorwort 1871:
"Der vorliegenden Uebersetzung liegt der Text nach der
Ausgabe von Bruder, Leipzig 1846, zu Grunde; die Ausgabe
von Paulus, Jena 1802, ist damit fortlaufend verglichen
worden. Erhebliche Varianten des Textes bestehn
überhaupt nicht; einige Fehler in den Citaten, welche sich
in allen Ausgaben gleichmässig finden und daher wohl
nicht von dem Drucker, sondern von Spinoza selbst herrühren,
mögen, sind in den Erläuterungen berichtigt worden.
Diese Bearbeitung der Prinzipien des Descartes durch
Spinoza galt früher als sein Erstlingswerk. Nachdem indess
vor einem Jahrzehnt Spinoza's „Abhandlung von
Gott, dem Menschen und dessen Glück" in einer handschriftlichen
holländischen Uebersetzung aufgefunden worden
ist, steht jetzt fest, dass Sp. schon vor Ausarbeitung
der vorliegenden Schrift, welche 1663 erschienen und
vielleicht ein bis zwei Jahre vorher verfasst worden ist,
mit seinem eignen philosophischen System, wie es später
in der Ethik niedergelegt ist, in den Grundzügen bereits
fertig war; ja, es ist möglich, dass Sp. vor Abfassung
dieser Schrift auch bereits seine Abhandlung über die
Verbesserung des Verstandes und seine theologisch-politische
Abhandlung im Wesentlichen fertig hatte, wie von
Avenarius (Die beiden ersten Phasen des Spinozischen
Pantheismus u. s. w. von R. Avenarius. Leipzig 1868,
Seite 105) angenommen wird. Hieraus erklärt sich der
eigenthümliche zweideutige Charakter der vorliegenden
Schrift. Sp. hat sie, wie er in seinem 9ten Briefe
sagt, und wie Meyer, der Herausgeber, in der Vorrede [>]
bemerkt, einem seiner Schüler, bis auf den ersten Theil der
Prinzipien, diktirt, welchen er erst kurz vor der Herausgabe
1663 in Amsterdam nachträglich verfasst hat. Spinoza
bemerkt in diesem Briefe: "Dass er dabei nicht Lust
„gehabt, den jungen Mann mit seinen, des Sp., eignen
Ansichten unverhohlen bekannt zu machen; auch habe
„er seine Freunde gebeten, dass hei der Herausgabe Einer
reine Vorrede beifüge, als Wink für den Leser, dass keineswegs
all das in der Schrift Enthaltene als seine Ansicht
„zu betrachten sei." Nimmt man dazu die Versicherung
von Meyer in der Vorrede "dass es für Sp. Gewissenssache
gewesen, in dieser Schrift dem Schüler nur die
„Philosophie des Descartes zu lehren und von dessen Ansichten
nicht eine Linie breit abzuweichen oder etwas zu
„diktiren, was dessen Lehre nicht entspräche oder wider„
spräche," so möchte man erwarten, in diesem Werke nur
die Gedanken des Descartes zu finden, bei denen blos
die Darstellung durch Sp. in die mathematische Form
umgewandelt und höchstens eine weitere Entwickelung
dieser Gedanken, abeu streng in dem Geiste von Descartes,
zugesetzt worden.
Allein dem ist nicht so. Auch liess sich dies kaum
von einem so strengen und fest in seinen Ansichten beharrenden
Denker, wie Sp. erwarten, nachdem jetzt, wie erwähnt,
feststeht, dass Sp. schon vor Abfassung dieser
Schrift mit seinem eignen System ziemlich ins Reine gekommen
war. Vielmehr enthält die Schrift schon in ihrer
ersten Hälfte, namentlich in den Beweisen Vieles, was nur
dem Sp. angehört und mit Desc. sich schwer verträgt.
Sp. selbst hat schon einzelne Ausführungen darin durch
Cursivschrift von dem Uebrigen gesondert und damit angedeutet,
dass er hier in eigner Person und nicht blos als
Dollmetscher des Desc. spreche. Noch mehr tritt dies
aber in dem „Anhange der metaphysischen Gedanken"
hervor, wo Sp. theils Gegenstände und Fragen behandelt,
die in des Desc. Schriften gar nicht oder nur obenhin berührt
sind, theils in Ausführungen geräth, die weit mehr seinem
eignen System, wie dem des Desc. angehören. Da indess
solche Ausführungen bald wieder anderen Platz machen,
wo Sp. sich dem Desc. unterordnet, so kann man kaum
annehmen, dass Sp. diese Abweichungen absichtlich und
mit vollem Bewusstsein ihres Unterschieds eingefügt habe; [>]
vielmehr werden ihm diese, die meistentheils bei den Begründungen
hervortreten, wohl unwillkürlich aus der Feder
geflossen sein, wie es bei seinen abweichenden eignen
Ueberzeugungen kaum zu vermeiden war, wenn Sp. sich
nicht blos zu dem Abschreiber von Desc. herabsetzen
wollte.
Dadurch ist diese Schrift zu einem Gemisch von Philosophie
des Desc. und des Sp. geworden, welches ihren Werth
für die Wissenschaft an sich erheblich herabdrückt und sie
zu
einer unzuverlässigen Quelle für b e i d e Systeme macht.
Ihr Werth liegt deshalb einmal nur in ihrer mathematischen
Form, insofern man an diesem Versuche einen genügenden
Anhalt für die Frage erhält, ob diese Form auf
die Philosophie übertragbar ist, und zweitens in den Aufklärungen,
welche diese Schrift für die Frage bietet, weshalb
Sp. überhaupt in seinem Systeme sich von Desc.
entfernt hat, und in welchem Sinne viele seiner dunklem
Ausdrücke und Stellen in. der Ethik zu verstehen sind.
In Folge dieser eigenthümlichen Natür
der Schrift
haben auch die Erläuterungen die entsprechende Richtung
nehmen müssen. An sich ist die Schrift ziemlich verständlich
und bedarf für die Klarstellung ihres Sinnes wenig Erläuterung.
Dagegen kommt es darauf an 1) die Stellen in den Schriften
des Desc. genau nachzuweisen, aus denen die einzelnen
Sätze hier entnommen sind; da Sp. selbst dies nur
in wenigen Fällen gethan hat und er nicht blos aus den
Prinzipien, sondern auch aus den übrigen Schriften des
Desc. geschöpft hat; 2) die Stellen dieser Schrift herauszuheben,
wo Sp. zu einer weitern Ausführung der Gedanken
des Desc., aber in dessen Sinne, übergegangen ist, und
wo er namentlich neue Beweise beigefügt hat; 3) den
Unterschied der hier nach den Worten oder in dem
Sinne des Desc. vorgetragenen Lehren von den eignen
Ansichten des Sp. anzugeben und 4) endlich die Stellen
zu bezeichnen, wo Sp. im Eifer für die Wahrheit sich unwillkürlich
zu Ausführungen hat hinreissen lassen, welche
seinem eignen Systeme angehören und mit dem des Desc.
sich nicht vertragen.
Auf die oft mühsame Erledigung dieser Punkte
sind die
beigefügten Erläuterungen hauptsächlich gerichtet worden;
erst damit tritt der besondere Charakter dieser Schrift klar
hervor, und dadurch werden die Erläuterungen selbst den [>]
Kennern der Werke beider Männer einige Erleichterung
in Auffindung der betreffenden Stellen gewähren, da die
Ordnung bei Sp. von der bei Desc,. oft erheblich abweicht.
So wie diese Schrift dem Sp. theils von seinem Schüler,
theils von seinen Freunden gleichsam wider seinen
Willen abgenöthiget worden ist, so hat Sp. auch niemals
einen Werth auf sie gelegt; ihr Inhalt blieb ihm fremd,
und selbst mit der Form mag er später nicht mehr ganz
zufrieden gewesen sein, wie man aus der strengere Ausbildung
der mathematischen Methode in der Ethik abnehmen
kann. Daraus erklären sich vielleicht auch die Mängel
und Schwächen in dieser Schrift, welche theils in ihrer
Ausdrucksweise, theils in dem Inhalt selbst und in den
Beweisen hervortreten. Die Schrift ist flüchtig gearbeitet
und diktirt; selbst die mathematische Form ist nur zum
Theil ausgeführt, und auch bei dieser eignen Zuthat des
Sp. hätte Manches anders und besser gestellt werden können,
als es geschehen ist.
Indess bleibt diese Umarbeitung der Prinzipien von
Desc. in die mathematische Form immer das Wesentliche
an dieser Schrift; Sp. selbst setzt nur hierin sein Verdienst;
er hat an dieser Methode, wie seine Ethik zeigt, bis an
sein Ende, als der besten, festgehalten, und es wird deshalb
hier der Ort sein, diese Frage etwas ausführlicher zu beleuchten.
Sie ist an sich von hohem Interesse für die
Philosophie; sie dient aber auch wesentlich dem bessern Verständniss
dieser Schrift und der Ethik Sp's. Sie kann auch
nicht dadurch schon für abgethan gelten, dass die mathematische
Methode seit Sp. von den philosophischen Schriftstellern
nicht wieder benutzt worden ist; die Frage ist
vielmehr bis heute noch nicht gründlich erledigt, und selbst
Kant ist hier noch im Unklaren geblieben. (Bd. III. 91.)
Die späteren idealistischen Systeme waren durch ihren Begriff
der dialektischen Entwickelung des philosophischen
Inhaltes von selbst von dieser Methode abgeschnitten und
deshalb auch au einer unbefangenen Prüfung derselben
gehindert.
..."
Wolfgang Bartuschat bestätigt in seiner Herausgabe 2005 bei Meiner
im Großen und Ganzen die formale Entstehungsgeschichte derSchrift.
Die klare Kritik von von Kirchmanns am Mischmasch habe ich seiner langen
kommentierenden und analysierenden Einleitung nicht gefunden.
Beispielanalysen
Definition
Denken > Checkliste
definieren.
K17 Definition 1 Denken
"Mit dem Worte Denken befasse ich Alles, was in uns ist, und dessen
wir uns unmittelbar bewusst sind."
Diese Definition entspricht dem heutigen erleben.
"ich" ist nicht klar. Spricht Spinoza von sich oder von Descartes oder
von irgendeinem Menschen? Meint er Descartes, wäre "ich" falsch und
hätte Descartes heißen müssen.
Analyse Definition 1 Denken
-
Definiendum: Denken.
-
Definiens: "Alles, was in uns ist, und dessen wir uns unmittelbar bewusst
sind."
-
Zu erklärende Begriffsbasis: alles, in uns ist, unmittelbar, bewusst
sein.
-
Diskussion: Die Definition ist in heutiger Interpretation als erleben grundsätzlich
verständlich, aber natürlich sehr ungenau. Beispiele wären
hilfreich gewesen. Letzendlich ist die Definition unzulänglich (>Begriffsverschiebebahnhöfe),
auch nach den Definitionsregeln,
die Descartes selbst 1641 gibt.
Axiom zur Erkenntnis
und Gewissheit, K20:
"I. Zur Erkenntniss und Gewissheit einer unbekannten
Sache gelangt man nur durch die Erkenntniss und
Gewissheit einer andern, welche in Gewissheit und Erkenntniss
jener vorgeht. 35)
Analyse Axiom I: Unbekanntes wird aus vorher
Bekanntem erkannt.
Auf den ersten Blick paradoxe Anmutung, aber eine Tatsachenbehauptung,
die man belegen und beweisen können sollte. Axiome sollten auch nach
dem Wissensstand um die Mitte des 17. Jhds. Selbstverständliches,
Gewisses und Klares beeinhalten, was auch die Logik von Port Royal, 1662,
nahelegt, wo es in der dt. Ausgabe von 1972, S. 299 zu den Notwendigen
Regeln für Axiome heißt, dass man keine Behauptungen außer
den völlig evidenten die Form von Axiomen geben sollte. Richtig ist
natürlich, dass man nur mit seinen Erkenntnismitteln (>Hauptsatz
der Erkenntnistheorie) erkennen kann. Das Unbekannte wird demnach durch
das Bekannte eingeordnet und zurückgeführt.
Begriffsbasis dieses Axioms: Erkenntnis; Gewissheit;
unbekannt; Sache; unbekannte Sache; andere Sache; die der unbekannten vorangeht.
Ergebnis: Das Axiom ist in seiner Begriffsbasis
nicht geklärt und erscheint aber auch so nicht sehr überzeugend.
_
Satz und Beweis, K20: > Checkliste
Beweis und beweisen.
"Erster Lehrsatz.
Wir können über Nichts vollkommen gewiss
sein, so lange wir nicht wissen, ob wir bestehn.
Beweis. Dieser Lehrsatz ist selbstverständlich;
denn
wer unbedingt nicht weiss, ob er ist, weiss auch nicht, ob
er ein Bejahendes oder Verneinendes ist, d. h. ob er mit
Gewissheit bejaht oder verneint.
Allerdings behauptet und bestreitet man Vieles mit
grosser Gewissheit, ohne dabei darauf, ob man bestehe,
Acht zu haben; allein wenn Letzteres nicht als unzweifelhaft
vorausgesetzt würde, so würde Alles in Zweifel gezogen
werden können. 37)
Grundüberlegungen
zum Ersten Lehrsatz: Um was geht es im Ersten Lehrsatz?
Es geht um Gewissheit
und ihre Voraussetzungen. Was also ist die Voraussetzung für Aussagen
mit Gewissheit? Descartes meint in der Interpretation Spinozas: die Gewissheit,
dass ich bin. Nur wer weiß, dass er ist, also existiert und da ist,
kann auch mit Gewissheit aussagen. Fraglich ist indessen, ob es nicht genügt,
da zu sein, ohne es besonders zu wissen, dass man da ist, was Spinozas
Descartes im 2. Satz seines "Beweise" auch zugesteht, wenn er bekennt,
dass man (allgemein) vieles mit großer Gewissheit behauptet oder
bestreitet, ohne sich seine Daseins gewahr zu sein. Das hört
sich in der Tat selbstverständlich an, womit der Sachverhalt ein guter
Kandidat für ein Axiom wäre. Aussagen kann nur jemand, der lebt,
da ist, existiert und aussagefähig und aussagewillig ist.
Gewissheit kann man als ein persönliches psychologisches
Erleben ansehen oder als eine erkenntnistheoretische Qualität. Ich
habe den Eindruck, diese beiden Ebenen, Gewissheits-Erleben und erkenntnistheoretische
Qualität des Gewissheitserlebens, werden von Descartes vermischt und
nicht klar auseinandergehalten.
Erkentnistheoretische Gewissheit
-
Nur ein Baum, der da ist, kann auch blühen (wenn die Jahreszeit
stimmt).
-
Nur ein Himmel der da ist, kann auch Wolken zeigen (wenn nicht gerade
Nacht ist).
-
Nur wer ein Auto hat, kann mit ihm fahren (wenn es denn fahrbereit
ist).
-
Nur wer etwas hat, kann tauschen (wenn es denn jemand haben will).
-
Nur ein Mensch, der da ist, lebt, kann auch aussagen (wenn er denn
aussagefähig ist und will).
-
Nur wer einen Ball hat, kann ihn werfen (wenn sein Körper mitmacht).
Aber das Folgende ist sicher fraglich:
-
Nur wer wahrnimmt, kann über seine Wahrnehmungen berichten. Es kann
jeder über Wahrnehmungen berichten, auch wenn er sie gar nicht hat.
Grundsätzlich ist aber richtig, dass man über Wahrnehmungen nur
berichten kann, wenn man schon Wahrnehmungen hatte.
-
Nur wer erlebt, kann über sein Erleben etwas erzählen. Es kann
jeder über sein Erleben erzählen, auch wenn er es gar nicht hat.
Grundsätzlich ist aber richtig, dass man über sein Erleben nur
berichten kann, wenn man schon erlebt hat und um sein Erleben weiß.
-
Nur wer etwas spürt, kann von seinem Spüren etwas sagen. Es kann
jeder über sein Spüren etwas sagen, auch er es gar nicht oder
anderes spürt. Grundsätzlich ist aber richtig ist, dass man über
Wahrnehmungen nur berichten kann, wenn man schon Wahrnehmungen hatte.
Psychologische Gewissheit:
-
ich bin ganz sicher, dass ich wach und damit erlebnisfähig bin
-
ich bin bin mir nicht ganz sicher, wie wach und erlebnisfähig ich
bin (Übergänge wachen, dösen und schlafen)
Behauptung, Begriffsbasis,
Argumentation, Diskussion zum Beweis des Ersten Lehrsatzes: .
Behauptung: Vollkomene Gewissheit ist nur möglich ("können"),
wenn wir wissen, ob wir bestehn. Diese Behauptung, die bewiesen werden
soll, hat zur Voraussetzung, dass die in der Behauptung enthaltene Begriffsbasis
geklärt ist: können, vollkommen; gewiss; so lange; wissen; ob;
wir; bestehn; ob wir bestehn.
Begriffsbasis des Beweises: Im Beweis selbst wird
folgende Begriffsbasis verwendet: selbstverständlich, unbedingt, nicht,
weiss, unbedingt nicht weiss, ob er ist, Gewissheit, Bejahendes = mit Gewissheit
bejahen, Verneinendes = mit Gewissheit verneinen.
Argumentation: Eine zusätzliche Argumentation
oder Begründung wird mit "Allerdings ..." angeschlossen. Hier wird
richtigerweise zugestanden, dass man vieles mit großer Gewissheit
behauptet oder bestreitet, ohne darauf zu achten, ob man bestehe. Zudem
wird falsch und jedenfalls nicht gezeigt behauptet, dass man voraussetze,
dass man bestehe (wenn man mit großer Gewissheit etwas behauptet
oder bestreitet). Diese Behauptung wäre zu beweisen. Aus dem Umbestimmten
und Offenen des Lehrsatzes "so lange wir nicht wissen" wird im 2. Satz
des Beweises eine Voraussetzung. Wir wissen also nach "unzweifelhafter"
Voraussetzung, dass wir sind ("bestehen"), wenn wir uns bejahend oder verneinend
äußern.
Diskussion: Die Schlussfigur lautet nun: Nur (notwendige,
nicht hinreichende Bedingung) wer ist ("besteht"), kann (modallogische
Möglichkeit) vollkommen gewiss bejahen oder verneinen. Nachdem vorausgesetzt
wird, dass wir bestehen (sind, existieren), ist vollkommene Gewissheit
möglich ("können"). Das ist zwar sehr einleuchtend, aber nicht
gezeigt und bewiesen. Die Behauptung, eine Aussage sei selbstverständlich,
ist kein Beweis und gehört auch nicht in einen Beweis. Man könnte
sie als Vorausetzung, Annahme, Axiom oder Postulat einführen: nur
wer existiert und aussagefähig ist, kann auch aussagen. Genauer: nur
wer existiert und aussagefähig ist, kann auch gewiss bejahend oder
gewiss verneinende aussagen. Damit wäre dann aber ein Beweis
überflüssig.
Zusammenfassung
zum Beweis Erster Lehrsatz
Der Lehrsatz macht die Bejahung der eigenen Existenz zur Voraussetzung
für die Möglichkeit über anderes gewiss zu urteilen. Im
ersten Satz des Beweises wird behauptet (!), dass, wer nicht weiß,
ob er existiert, auch nicht gewiss sagen kann, ob etwas gewiss zu bejahen
oder zu verneinen ist. Der 2. Satz des Beweises widerspricht dem eher,
wenn eingeräumt wird, dass man vieles behauptet oder bestreitet, ohne
darauf zu achten, ob man existiert. Ja, es wird sogar behauptet, wenn man
dies nicht als unzweifelhaft voraussetzen kann, würde man alles in
Zweifel ziehen können. Die Gewissheit der eigenen Existenz ist die
Basis für alle weiteren Gewissheiten. Wer an seiner eigenen Existenz
zweifelt, wird auch an allem anderen zweifeln. Die Behauptung, eine Aussage
sei selbstverständlich, ist kein Beweis und gehört auch nicht
in einen Beweis. Descartes in der Interpretation Spinozas scheint hier
die erkenntnistheoreische und psychologische Gewissheit zu vermischen.
In seinem Fall (>Meditationen)
mag es so gewesen sein, aber im Normalfall erlebt der Mensch, wie er selbst
im 2. Satz des "Beweises" zugibt, das nicht so. Fliegt eine Taube auf die
Fensterbank, so muss er nicht erst wissen, dass er existiert, um mit Gewissheit
sagen zu können, da hat sich eine Taube auf die Fensterbank gesetzt.
Aber er kann es natürlich nur sagen, wenn er da ist, lebt, existiert,
wahrnehmen und sprechen kann. Wo keiner ist, kann auch keiner etwas sagen.
Damit ein Licht leuchten kann, muss ein Licht da sein. Damit man einen
Sarg zunageln kann, braucht man einen Sarg, Nägel, einen Hammer und
einen Zunagelwilligen und -fähigen. Das erscheint mir gewiss
Recherche
zur geometrischen Methode, Mos geomtricus, more geometrico
Die geometrische Methode bei Descartes und Spinoza bedeutet, die Strenge
der Euklidischen Beweisführung auf philosophische Fragen anzuwenden.
Gegen dieses Exaktheitsideal ist nichts einzuwenden, wenn es denn richtig
entwickelt und angewendet würde. Dazu waren die Rationalisten (Descartes,
Malebranche, Spinza, Leibniz) schon von ihrem rationalistischen Ansatz
her nicht in der Lage, weil es hierzu einer neuen Beweis-Wissenschaftstheorie
bedarf, die über die Mathematik hinausgeht und die Erfahrung einbezieht,
z.B. Bacon, Galilei, Newton.
Sinnvoll ist es natürlich, zunächst auch
das Original von Euklid heranzuziehen.
Aufbau der Elemente Euklids
nach PDF-Quelle
Das I. Buch beginnt mit 23 Definionen, 5 Postulaten und drei Axiomen.
Es folgen dann Behauptungen, Aufgaben und Sätze, die bewiesen werden,
ohne dass die Beweise gesondert ausgewiesen werden.
In den Elementen gibt es Postulate und Axiome. Hierzu
eine Anmerkung von Thaer (1969), S. 418:
"Postulate und Axiome. Die Grenze zwischen beiden Arten von Grundsätzen
fließt; schon im Altertum haben Umstellungen stattgefunden. In der
Hauptsache ist ein Postulat (Aitema, Forderung) ein speziell geometrischer
Grundsatz, der die Möglichkeit einer Konstruktion, die Existenz eines
Gebildes sicherstellen soll: ein Axiom (für wahr Gehaltenes) — der
überlieferte Euklid-Text selbst hat den weniger gebräuchlichen
Ausdruck Koine Ennoia (allgemein Eingesehenes) — ist ein allgemein logischer
Grundsatz, den kein Vernünftiger, auch wenn er von Geometrie nichts
weiß, bestreitet."
Thaer, Clemens (1969) Euklid Die Elemente Buch I
- XIII. Reprografischer Nachdruck Ostwald's Klassiker nach dem griechischen
Text von Ludwig Heiberg 1883-1888. Darmstadt: WBG
Der Suchtext "geometrische Methode" in der digitalisierten
Schrift Spinozas über Descartes' Prinzipien der Philosophie
"geometrische Methode" keine Fundstelle im Text, aber im Titel "auf
geometrische Weise"
Der Suchtext "geometrische
Methode" in den digitalisierten Schriften von Descartes
Digitalisierte Descartes Schriften (chronologisch aufsteigend) nach
"geometrische Methode" durchsucht.:
-
1637 „Abhandlung über die Methode, seine Vernunft
gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen“
-
1641 Untersuchungen über die Grundlagen der Philosophie,
in welchen das Dasein Gottes und der Unterschied der menschlichen Seele
von ihrem Körper bewiesen wird. KEINE Fundstelle "geometrische Methode"
(nur von Kirchmann S. 144 in seine kritischen Fußnote 98:
"Das, was in Erl. 97 Uber die ersten drei Lehrsätze
gesagt worden, ist hier zu wiederholen. Auch diese Sätze zeigen das
völlige Leere, nur in dem Identischen sich Drehende dieser Beweise,
wie es die Natur jeder logischen Schlussfolgerung mit sich bringt (B. I.
46). Gerade das einzige Interessante, die Begründung der Subsumtion,
ist durch diese gewaltsam eingedrängte geometrische Form verhüllt
oder ganz übergangen, undso zeigt sich diese geometrische
Methode in der Philosophie nicht blos als nutzlos, sondern sogar als schädlich.
Das Beispiel von Spinoza ist deshalb mit Recht von den Späteren nicht
nachgeahmtworden. Nur so lange die Geister
noch in den scholastischen Begriffen befangen waren und
den Unterschied der Beziehungsformen von den Begriffen des Seienden verkannten,
konnte eine Täuschung über die Wirksamkeit der geometrischen
Methode innerhalb der Philosophie entstehen; aber die Nutzlosigkeit der
hier von Desc. gelieferten Probe hätte schon Spinoza über den
Werth dieser Methode für die Philosophie bedenklich
machen sollen."
-
1641 Meditationen Zeno.
-
1642 Meditationen mit Einwänden und Erwiderungen
KEINE Fundstelle "geometrische Methode", aber im Anhang bei Zeno.org "Die
auf geometrische Art geordneten Gründe", daneben 66 Fundstellen
"Methode" und 32 Fundstellen "geometri". Das Beweisthema spielt in den
Meditationen eine große Rolle, z.B. führt Descartes in seinem
Widmungsschreiben an die Sorbonne aus (nach Zeno.org, Abruf
16.04.2024):
"So sicher und überzeugend ich diese Gründe
nun auch erachte, so mögen sie doch nicht der Fassungskraft Aller
angepasst sein. Denn schon in der Geometrie haben Archimedes, Apollonius,
Poppus und Andere Manches ausgesprochen, was Alle für überzeugend
und gewiss halten, da der Inhalt, für sich betrachtet, leicht zu fassen
ist, und das Spätere mit dem Früheren genau zusammenhängt;
allein die Beweise sind etwas lang und verlangen einen aufmerksamen Zuhörer,
und deshalb werden sie nur [7] von Wenigen verstanden. So mögen auch
hier die gebrauchten Beweise den geometrischen an Gewissheit und überzeugender
Kraft gleich stehen, ja sie selbst übertreffen, und doch fürchte
ich, dass sie von Vielen nicht gehörig erfasst werden, da sie auch
etwas lang sind und einer in den anderen greift; aber hauptsächlich
weil sie einen vorurtheilsfreien Geist verlangen, der sich leicht der Verbindung
mit den Sinnen zu entziehen vermag. Auch sind wohl nicht so Viele zu metaphysischen
Untersuchungen wie zu geometrischen geeignet; denn beide unterscheiden
sich auch dadurch, dass man bei der Geometrie weiss, es werde nichts behauptet,
wofür nicht sichere Beweise vorhanden sind, und Unerfahrene deshalb
hier eher darin fehlen, dass sie Falschem zustimmen, in der Meinung, es
zu verstehen, als dass sie das Wahre von sich weisen. Dagegen meint man,
dass in der Philosophie über Alles für und wider gestritten werden
könne; deshalb suchen hier Wenige nach der Wahrheit, und die Meisten
streben nur durch dreiste Angriffe gegen alles Gute und Beste den Ruhm
des Scharfsinns sich zu erwerben."
-
1644 Prinzipien der Philosophie, im Zenotext KEINE Fundstelle
"geometrische Methode"
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1649 Über die Leidenschaften der Seele bei von
Kirchmann KEINE Fundstelle "geometrische Methode"
Der Suchtext "geometrische Methode" in den digitalisierten
Schriften von Rudolf Eisler
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Eisler (1904) Wörterbuch d.p. Begriffe A-K kein Eintrag.
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Eisler (1906) Leib und Seele: keine Erwähnung.
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Eisler (1910) Wörterbuch A-K kein Eintrag.
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Eisler/Freienfels (1922) HWdP. kein Eintrag.
Der Suchtext "geometrische Methode" in den digitalisierten
Ausgaben der Enzyklopädie
Philosophie und Wissenschaftstheorie
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Mittelstraß (2008, Hrsg.) 2.A. EPuWt G-Inn: kein Eintrag.
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G.W. (Geron Wolters) in Mittelstraß (2024), Sonderausgabe,
Log-N, S. 468:
"more geometrico (lat., nach Art der Geometrie,
Nominativ:
mos geometricus), mit Äquivalenten wie ,more
mathematico<, ,ordine geometrico<, ,methodo scientifica<
methodologischer Programmbegriff in der beginnenden
neuzeitlichen Wissenschaft, Philosophie und auch
der Theologie. Deutsche Äquivalente sind Ausdrücke
wie >mathematische Lehrart<, >geometrische Methode<,
>mathematische Methode< etc .. Paradigma des Vorgehens
m. g. ist der axiomatische Aufbau (tMethode,
axiomatische) der »Elemente« Euklids. Während das
Projekt einer >mathesis universalis auf den bedeutungsfreien
Aufbau allgemein verwendbarer Kalkülsprachen
gerichtet ist, bleibt das Vorgehen m. g. an die faktische
>Gebrauchssprache gebunden und wird als ein Mittel
sowohl der (folgerichtigen und begründeten) Darstellung
als auch der Gewinnung neuen Wissens betrachtet.
Hierin kommt ein Grundzug des als >synthetische Methode<
(>Methode, synthetische) bezeichneten Verfahrens
zum Ausdruck. Der wohl berühmteste Versuch der
übertragung des >mos geometricus< auf die Philosophie,
B. de Spinozas »Ethica ordine geometrico demonstrata«
(Opera Posthuma, Amsterdam 1677, 1-264), lehnt sich
lediglich äußerlich an die Struktur der »Elemente«
Euklids
(Definitionen, Axiome, Postulate, Theoreme, Probleme,
Beweise) an. Insbes. entsprechen die terminologische
Genauigkeit und die Auffassung vom tBeweis als
der sprachlichen Form der >notwendigen< Verknüpfung
von >Ideen<, die in intellektueller >Intuition gegeben ist,
nicht dem bereits erreichten methodologischen Niveau
der Geometrie. - Gegen die schrankenlose (insbes. theologische)
Anwendung des ,mos geometricus<, etwa bei C.
Wolff, der z.B. auch Probleme des Latrinenbaus m. g.
erörtert (Anfangsgründe aller mathematischen Wissenschaften
I, Frankfurt 71750 [repr. Hildesheim 1973, Hildesheim/
New York 1999], 480-481), wenden sich Autoren
wie J. G. Walch (Philosophisches Lexicon 11, Leipzig
41775 [repr. Hildesheim 1968],65-66).
Literatur: H. W. Amdt, Methodo scientifica
pertractatum. Mos
geometricus und Kalkülbegriff in der philosophischen
Theorienbildung
des 17. und 18. Jahrhunderts, Berlin/New York
1971; A. Brissoni, Due cunicoli di Spinoza: !'infinito
e il
more geometrico, Bivongi 2007; E. De Angelis, 11 metodo
geometrico nella filosofia dei Seicento, Pisa, Florenz
1964; W.
Risse, Die Logik der Neuzeit II (1640-1780), Stuttgart-Bad
Cannstatt 1970; W. Röd, Geometrischer Geist und
Naturrecht.
Methodengeschichtliche Untersuchungen zur Staatsphilosophie
im 17. und 18. Jahrhundert, München 1970; H. Schüling,
Die
Geschichte der axiomatischen Methode im 16. und beginnenden
17. Jahrhundert. Wandlung der Wissenschaftsauffassung,
HildesheimINew York 1969; G. Tonelli, Der Streit über
die
mathematische Methode in der Philosophie in der ersten
Hälfte
des 18. Jahrhunderts und die Entstehung von Kants Schrift
über die »Deutlichkeit«, Arch. Philos.
9 (1959), 37-66; H. J.
de Vleeschauwer, More seu ordine geometrico demonstratum,
Pretoria 1961. G. W."
Handwörterbuch
Deutsche Rechtsgeschichte (Abruf
16.04.2024)
"Auszug aus dem Inhalt von Mos geometricus, mos mathematicus
Mos geometricus (M.g.) oder mos mathematicus (M.m.) nennt man die Methode,
aus einigen wenigen Definitionen und Grundsätzen (Axiomen) alle weiteren
Aussagen einer wissenschaftlichen Darstellung oder sogar einer ganzen Disziplin
schlussfolgernd abzuleiten. Gleichbedeutend sind die besonders im 18. Jh.
häufigen Bezeichnungen methodus demonstrativa, methodus philosophica,
methodus scientifica. Vorbild ist das Beweisverfahren in Euklids „Elementen“
der Geometrie.Während die Euklidische ..."
Wikipedia Mos Geometricus
(Abruf 16.04.2024):
"Mos geometricus; lat.: geometrische Methode, auch more geometrico;
lat.: auf geometrische Weise ist ein Begriff aus der Philosophie, mit welchem
die – vorgebliche – Vorgehensweise der Euklidischen Geometrie als methodisches
Ideal der Philosophie bzw. Erkenntnistheorie bezeichnet werden soll. Der
lateinische Begriff taucht im 17. Jahrhundert auf. Diese Methode bildet
die Grundlage des Rationalismus, wonach die Vernunft über die Kompetenz
verfügt, für alles in der Welt eine schlüssige und überzeugende
Lösung plausibel entwickeln zu können. Mit diesem Genauigkeitsideal
soll alles, was eigentlich nicht ganz exakt formuliert werden kann, so
exakt dargestellt werden, wie es die Geometrie streng mathematisch tut.
Der niederländische Philosoph Baruch Spinoza
gab seinem 1677 geschriebenen Hauptwerk den lateinischen Titel Ethica,
ordine geometrico demonstrata (Ethik, nach geometrischer Methode dargelegt),
um damit seine besondere Weise der philosophischen Darstellung und Argumentation
zu kennzeichnen.
Großen Eindruck auf die von Hugo Grotius intonierte
neue Rechtslehre – Grotius bezog bereits mathematische Abstraktionsgrundsätze
ein – übte vornehmlich die Methodenschrift Discours de la méthode
von René Descartes aus dem Jahr 1637 aus. Vernunftgebrauch bedeutete
bei Descartes, dass die tradierte Metaphysik mit rationalistischen Argumenten
zurückgewiesen wird. Die geometrisch-mathematische Methode fand zunehmend
in der Jurisprudenz ihren Niederschlag, ausgehend vom Naturrecht der frühen
Neuzeit, dem Vernunftrecht. Im Wege der wertungsfreien, rein logischen
Deduktion versuchte man aus Axiomen, allgemeinen Prinzipien, die einzelnen
Rechtssätze abzuleiten. Hauptvertreter dieser Methode waren Samuel
Pufendorf, Christian Wolff und Johann Gottlieb Heineccius. Da die Rechtswissenschaft
ihre Erkenntnisse aus dem lebensnahen sozialwissenschaftlichen Kontext
bezieht, kehrte man alsbald zur geschichtlichen Jurisprudenz zurück
(vgl. insoweit auch Historische Rechtsschule). Im 19. Jahrhundert beeinflusste
der mos geometricus schließlich die sogenannte Begriffsjurisprudenz.
Literatur
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Hans Werner Arndt: Methodo scientifica pertractatum. Mos geometricus und
Kalkülbegriff in der philosophischen Theoriebildung des 17. und 18.
Jahrhunderts. Berlin, New York 1971.
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Maximilian Herberger: Mos geometricus, mos mathematicus. In: Handwörterbuch
zur deutschen Rechtsgeschichte Band III (1984) S. 698 ff.
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Jan Schröder: Recht als Wissenschaft: Geschichte der juristischen
Methode vom Humanismus bis zur historischen Schule (1500–1800). 3. Auflage,
band 1. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-76089-1."
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Literatur (Auswahl)
Spinoza (1632-1677)
https://de.wikisource.org/wiki/Baruch_Spinoza
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Um 1660 Über Gott, den Menschen und dessen Glückseligkeit (nach
Kelm erst 1852 gefunden)
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1661-62 Abhandlung über die Läuterung des Verstandes. Nach
Kelm (1945) um 1661/62 angearbeitet. Unvollendet. Erst 1677 in Opera Posthuma
veröffentlicht.
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1663 Descartes Prinzipien der Philosophie
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1670 Tractatus Theologico-Politikus anonym), 1674 von der "liberalen" Regierung
verboten.
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http://www.zeno.org/Philosophie/M/Spinoza,+Baruch+de/Theologisch-politische+Abhandlung
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1677 Opera Posthuma (nach Kelm: kurz nach dem Tod Spinozas von Freunden
herausgegeben: Hauptwerk Ethik, ca. 1662-1677 ausgearbeitet, Tractatus
politcus, Abhandlung über die Läuterung des Verstandes; Briefwechsel
und Abriss einer hebräischen Grammatik).
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Kelm, Hans (1945) Nachwort. Abhandlung über die
Läuterung des menschlichen Verstandes. Leipzig: Reclam.
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Vries, Theun de (1970) Spinoza. Reinbek: Rowohlt
Bild Monographien.
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Dunin-Borkowski (1910) Der junge Spinoza. Leben und Werdegang im Lichte
der Weltphilosophie. Münster i.W. Aschendorffsche Buchhandlung. (PDF).
Seite 529 der PDF Hinweis auf Bücherverzeichnis des Servaas van Rooije:
Erste Ausg. des Bücherverzeichnisses aus dem Nachlaß Desp.s
von A. J. Servaas van Rooijen : Inventaire des livres formant la Bibl.
de B. Spinoza . . . (1889).
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Servaas van Rooijen, A.J. (1889) Inventaire des livres formant la Bibl.
de B. Spinoza .. (1889). [Online:
Bücherinventar ab 119]
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Jacob van Sluis & Tonnis Musschenga (2009) De boeken van Spinoza. Spinoza's
books. Bibliotheek der Rijksuniversiteit Groningen & Haags Gemeentearchief,
Den Haag.
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Spinoza in Lutz Metzler Philosophenlexikon
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Links (Auswahl: beachte)
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Spinozahuis: https://www.spinozahuis.nl/spinozamuseum-de
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http://www.spinoza-gesellschaft.de/
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https://www.spinozahuis.nl/museum-spinozahuis/bibliotheek-vertalingen
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ChatGPT
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https://chat.openai.com/
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https://chatgpt.ch/
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https://talkai.info/de/chat/
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Glossar,
Anmerkungen & Endnoten > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
GIPT=
General
and Integrative
Psychotherapy, internationale Bezeichnung
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
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Rationalismus
https://www.philomag.de/sites/default/files/inline-images/Bildschirmfoto%202022-01-13%20um%2008.25.20.png
Unsinnige Bezeichnung für ein Denkzeitalter und eine Geisteshaltung,
die im Grunde im höchsten Maße irrational ist, weil sie völlig
abgehobenen Phantasien freien Raum lässt. Es fehlt die Anbindung und
Fundierung durch Erfahrung und die Wirklichkeit.
__
Voltaire, zitiert nach Vries S.173.
__
Querverweise
Standort: Spinozas Descartes' Prinzipien der
Philosophie.
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* Spinoza
* Gewissheit
in Descartes' Meditationen * Ich
denke, also bin ich (Originale Fundstelle) *
Descartes'
dualistische Wechselwirkungs Leib-SeeleTheorie * Identitätstheorie
und die Lösung des Leib-Seele-Problemse *
Haupt-
und Verteilerseite Definitions-Register Psychologie *
Checkliste
Definition, gpds-Regel
* Definition und definieren:
referenzieren;
Hauptseite
Referenzen in der psychologischen Forschung
* Systematische Analyse
Definition und definieren in der Psychologie. * Begriffscontainer
(Containerbegriff) * Homonyme
* Begriffsverschiebebahnhöfe
* Sachverhalt *
Wissenschaftliches
Arbeiten,
Regeln
Grundbegriffe,
Begriffsbasis,
Zitieren
* Aristoteles
Zum Geleit * Sprachkritik
und Sch^3-Syndrom
* Methode der Textanalyse
* Methodik-Beweissuche
in der Psychologie *
Beweissuchwortkürzel.
* Signierung
von Beweiserwähnungsbeurteilungen * Checkliste-Beweisen.:
Beweisregister
Psychologie * Beweis
und beweisen in der Psychologie * Checkliste-Beweisen
* natcode Register
* Übersicht
allgemeine Beweisseiten * Haupt-
und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse
, Tabelle Fundstelleninformationen
erleben, erlebt, Erlebnis * Hauptbedeutungen
Erleben * Grundimensionen
des Erlebens * »«
Zitierung
Sponsel, Rudolf (DAS).
Spinozas Descartes' Prinzipien der Philosophie mit einer Recherche zur
geometrischen Methode, Mos geometricus, more geometrico. IP-GIPT.
Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/allpsy/bewus/Spinoza/Spinoza_Desc.htm
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Ende Spinozas
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Aenderungen
18.04.24 Zwei Ergänzungen bei
der Zusammenfassung: Beispielanalysen, Recherchen geometrische Methode.
17.04.24 Ins Netz.
... 04.24 Recherchen und Ausarbeitungen.
27.03.24 Zitat Rohracher: Spinoza und
Fechner als Identitätstheoretiker.