Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=12.04.2024 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: tt.mm.jj
    Impressum: Dipl.-Psych. Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
    Mail: sekretariat@sgipt.org_ Zitierung  &  Copyright

    Anfang_Descartes dualistische Leib-Seele-Wechselwirkungstheorie_Datenschutz_ Überblick_Rel. Aktuelles_ Rel. Beständiges _Titelblatt_Konzept_ Archiv_ Region_ Service_iec-verlag_Zitierung  &  Copyright____Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Bewusstsein, und hier speziell  zum Thema:

    Descartes (1596-1650) dualistische Leib-Seele-Wechselwirkungstheorie
    in den Leidenschaften 1649

    Originalrecherche von  Rudolf Sponsel,  Erlangen



    Spinozas Leib-Seele-Theorie. * Identitätstheorie und die Lösung des Leib-Seele-Problemse *
    Haupt- und Verteilerseite Definitions-Register Psychologie  * Checkliste Definition, gpds-Regel  *  Definition und definieren: referenzieren; Hauptseite Referenzen in der psychologischen Forschung * Systematische Analyse Definition und definieren in der Psychologie.  * Begriffscontainer (Containerbegriff) * Homonyme * Begriffsverschiebebahnhöfe * Sachverhalt * Wissenschaftliches Arbeiten, Regeln Grundbegriffe, Begriffsbasis, Zitieren  * Aristoteles Zum Geleit *  Sprachkritik und Sch^3-Syndrom * Methode der Textanalyse * Methodik-Beweissuche in der Psychologie * Beweissuchwortkürzel. * Signierung von Beweiserwähnungsbeurteilungen * Checkliste-Beweisen.: Beweisregister Psychologie * Beweis und beweisen in der Psychologie * Checkliste-Beweisen * natcode Register * Übersicht allgemeine Beweisseiten *  Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse , Tabelle Fundstelleninformationen erleben, erlebt, Erlebnis *  Hauptbedeutungen Erleben * Grundimensionen des Erlebens * »«

      Inhaltsübersicht
      • Editorial.
      • Zusammenfassung (Auswahl): Z-Assoziationsgesetz * Z-Definitionen * Z-Eichel * Z-Eigenleben der Seele * Z-Entstehung * Z-Fazit * Z-Kategorien-Vermischung * Z-Lebensgeister *  Z-Sitz *  Z-Verbundenheit  *
      • Quelltexte zur Leib-Seele-Theorie nach den 212 Artikeln der Leidenschaften (1649).
        • Quelltexte nach Stichworten zu Seele und Körper in den Titeln der 212 Artikel.
        • Volltexte [verlinkt] der Quellen nach Stichworten zu Seele und Körper [grau 10p kein Volltext].
          • "Artikel 30. Die Seele ist mit allen Theilen des Körpers zusammen geeint.
          • "Artikel 34. Ueber die gegenseitige Wirksamkeit von Seele und Körper.
            • "Artikel 36. Ein Beispiel, wie die Leidenschaften in der Seele entstehn.
            • "Artikel 38. Ein Beispiel von Körperbewegungen, welche die Leidenschaften begleiten und nicht von der Seele ausgehen.
          • "Artikel 41. Von der Macht der Seele Über den Körper.
          • "Artikel 43. Wie die Seele sich bildlich vorstellt, aufmerkt und den Körper bewegt.
          • "Artikel 47. Worin die Kämpfe bestehen, die vermeintlich zwischen den niederen und oberen Theilen der Seele stattfinden.
          • "Artikel 95. Wie sie [Freude und Traurigkeit] auch durch Güter und Uebel entstehen können, welche die Seele nicht bewirkt, obgleich sie ihr zugehören, wie dies bei dem Vergnügen an Wagnissen und bei der Erinnerung an vergangene Uebel geschieht.
            • 103, Körperempfindungen Freude der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 104. Bei der Freude. 79
            • 104, Körperempfindungen Hass der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 103. Bei dem Hass 78
            • 105, Körperempfindungen Traurigkeit der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 105. Bei der Traurigkeit 79
            • 106, Körperempfindungen Begehren Körperempfindungen, der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 106. Bei dem Begehren. 79
          • "Artikel 97. Die hauptsächlichsten Erfahrungen, um diese Bewegungen bei der Liebe zu erkennen.
          • "Artikel 107. Was die Ursache der Bewegungen bei der Liebe ist 80 [Assoziationsgesetz zwischen Seele und Körper]
          • "Artikel 136. Woher die manchem Menschen eigenthilmlichen Wirkungen der Leidenschaften kommen.
          • "Artikel 147. Die inneren Erregungen der Seele.
          • Vereinigung Körper und Seele Brief Descartes an Elisabeth von der Pfalz 28.06.1643.
           Literatur, Links, Glossar, Anmerkungen und Endnoten, Querverweise, Copyright und Zitierung, Änderungen
    _


    Editorial

    Die Beziehung zwischen Körper und Seele heißt in der abendländischen Geistesgeschichte das Leib-Seele-Problem: Sind Seele und Körper aus einer, aus zwei oder sogar mehr Substanzen? Was heißt Substanz? Wie beeinflussen sie sich? Ist die Seele an den Leib gebunden oder unabhängig vom Leib?
    Das Erleben wird unkörperlich erlebt, wodurch man voreilig schlussfolgerte, dass es körperlos ist. Aber der Schein muss nicht das Sein richtig widerspiegeln. Zwar ist richtig, dass die allermeisten Menschen das so erleben, mir geht es auch so, aber nur weil wir es so erleben, muss es nicht so sein. Wir erleben auch, dass sich die Sonne um unsere Erde dreht, doch in Wahrheit ist es umgekehrt.
    Unser bewusstes  Erleben  ist an das Leben und das Wachsein gebunden, also an einen funktionierenden Körper. Von daher ist es eher naheliegend, dass Erleben eine Funktion eines funktionierenden Körpers ist. Können Funktionen eines Körpers körperlos sein (Schwerkraft, Energiefeld, Magnetfeld; Erleben)? Was folgte aus der Erkenntnis von der Substanzialität der Seele? Was würde sich ändern? Es scheint, als ob die Antwort auf all diese Fragen für die Lebens- und Forschungspraxis wenig Bedeutung hat.

    Meine vertiefte Auseinandersetzung mit Desccartes hat sich aus meiner Auseinandersetzung mit Spinoza ergeben, die durch die Rezeption Rohrachers (Einführung in die Psychologie, 1983, 13.A., S. 14) zum  Leib-Seele-Problem  angeregt und durch zusätzliche beweistheoretische Gründe beflügelt wurde (Spinozas missglückte Nachahmung der euklidischen Methode).

    Aus dem Fazit: Descartes Veröffentlichung Über die Leidenschaften der Seele 1649 in 212 Artikeln sind aus dem Briefwechsel (1643-1649) mit der Kurfürstin  Elisabeth von der Pfalz  hervorgegangen. Die genaue Entstehungsgeschichte  berichtet Christian Wohlers. Descartes' Theorie besteht im wesentlichen aus Behauptungen, unzulänglichen Definitionen, die seine  eigenen Regeln  nicht erfüllen, teilweise aus schwer nachvollziehbaren Annahmen und fragwürdigen Beweisen. Man kann seine Lehre von Körper und Seele als eine dualistische Wechselwirkungsthorie bezeichnen, was seiner theologischen Behauptung von der Unabhängigkeit und Unsterblichkeit der Seele widerspricht. So kann man an Descartes sehr schön studieren, dass auch einer, der Großes für die Wissenschaft geleistet hat, gründlich daneben liegen und vielerlei Unsinn verbreiten kann.

    Bei der Erfassung und Auswertung der 212 Artikel ist mir neu aufgefallen, was bislang anscheinend noch niemand aufgefallen ist, dasss Descartes in Artikel 107  und  Artikel 136  ein Assoziationsgesetz zwischen Körper und Seele formuliert und postuliert.

    _



    Zusammenfassung Descartes Leib-Seele-Theorie in den Leidenschaften 1649
    Auswahl Zusammenfassungen: Z-Assoziationsgesetz * Z-Definitionen * Z-Eichel * Z-Eigenleben der Seele * Z-Entstehung * Z-Fazit * Z-Kategorien-Vermischung * Z-Lebensgeister *  Z-Sitz *  Z-Verbundenheit  *

    Z-Entstehung Descartes' Veröffentlichung Über die Leidenschaften der Seele 1649 in 212 Artikeln ist aus dem Briefwechsel (1643-1649) mit der Kurfürstin  Elisabeth von der Pfalz  hervorgegangen. Die genaue Entstehungsgeschichte  berichtet Christian Wohlers.

    Z-Verbundenheit: Artikel 30: "Um dies Alles besser zu verstehen, muss man wissen, dass die Seele wahrhaft mit dem ganzen Körper verbunden ist, ..."

    Z-Eigenleben der Seele Artikel 41: Die Seele hat nach "wo sie selbst ihre Ursache ist" ein Eigenleben.

    Z-Sitz Artikel 34: "Die Seele hat ihren Hauptsitz in der kleinen Eichel inmitten des Gehirns; von dort strahlt sie (rayonne) nach dem ganzen Körper vemittelst der Lebensgeister der Nerven und selbst des Blutes, welches für die Einflüsse der Geister empfänglich ist und sie durch die Arterien überall hinbringen kann ..."

    Z-Eichel (Zirbeldrüse, Epiphyse): Zentral und Schaltstelle zwischen Seele und Körper. Artikel 41: Mittels der kleinen Eichel (Zirbeldrüse, Epiphyse) kann die Seele den Körper bewegen, Handlungen auszuführen.

    Z-Lebensgeister. Metapher  - in neuer Interpretation - für die neuronale und hormonelle Information in den Nerven und im Blut

    Z-Assoziationsgesetz: Descartes postuliert ein Assoziationsgesetz zwischen Körper und Seele (Artikel 107, 136):

    • Artikel 107:  "Aus alle dem und dem Früheren folgere ich eine solche Verbindung zwischen Seele und Körper, dass, wenn einmal eine körperliche Handlung mit einem Gedanken verbunden gewesen ist, das Wiedereintreten des Einen auch das Andere herbeiruft. ..."
    • Artikell 136: "... Zwischen Seele und Körper besteht nämlich eine solche Verbindung, dass, wenn eine körperliche Handlung einmal mit einem Gedanken verbunden gewesen ist, dann das eine von beiden auch das andere später hervorruft. ..."


    Z-Kategorien-Vermischung Artikel 41: "Zwei Arten von Gedanken ... deren eine ihr Thun, d.h. ihr Wollen, die andere ihr Leiden ...", d.h. alle Arten von Vorstellungen und Empfindungen umfasst". Descartes verfügt über keine nachvollziehbare Psychologie und vermischt die Kategorien. Obwohl er wie fast jeder Mensch, Philosoph und Wissenschaftler rund 16 Stunden am Tag Zeit und Gelegenheit hat, sein faktisches Erleben zu studieren, scheint er diese uns allen gegeben Möglichkeit, die eigene Psyche und ihre elementaren Funktionen des Erlebens zu erfahren nicht genutzt haben zu können (> Erleben bei Descartes) - wie die meisten PhilosophInnen nicht.

    Z-Definitionen Meist unzulänglich und nicht das, was man sich von Descartes erwartet und auch nicht seinen eigenen Regeln entspricht

    Z-Fazit: Descartes Descartes' Theorie besteht im wesentlichen aus Behauptungen, unzulänglichen Definitionen, die seine eigenen Regeln nicht erfüllen, teilweise schwer nachvollziehbaren Annahmen und fragwürdigen Beweisen. Descartes' Wissenschaftstheorie hinkt vorne und hinten. Man kann seine Theorie von Körper und Seele als eine dualistische Wechselwirkungsthorie bezeichnen, was seiner theologischen Behauptung von der Unabhängigkeit und Unsterblichkeit der Seele widerspricht. Man kann an Descartes sehr schön studieren, dass auch einer, der Großes für die Wissenschaft geleistet hat, gründlich daneben liegen und vielerlei Unsinn verbreiten kann. Zwischen Seele und Körper bestehen wechselseitige Beeinflussungen und ein Assoziativgesetz (Artikel 107, 136). Als Schnittstelle zwischen Körper und Seele sieht Descartes die "kleine Eichel" (Zirbeldrüse, Epiphyse), wobei die Lebensgeister über die Nervenbahnen und das Blut wirken.

    _



    Quelltexte zur Leib-Seele-Theorie in den Leidenschaften der Seele
    Quelle: PDF-Version (MDZ) von Kirchmann (1870). Ich habe für die 212 Artikel ein Sachverzeichnis der in ihnen behandelten wichtigen Themen und Leidenschaften angefertigt. Demnach sind folgende Artikel für den Zusammenhang Körper und Seele oder Seele und Körper zu untersuchen: 30, 34, 36, 38, 41, 43, 47, 95, 97, 103, 104, 105, 106, 136, 147,

    Quelltexte nach Stichworten in den Titeln der 212 Artikel

    Liebe Artikel 107. Was die Ursache der Bewegungen bei der Liebe ist 80 [Assoziationsgesetz zwischen Seele und Körper]

    Stichworte Körper [und Seele] in den 212 Artikeln in Über die Leidenschaften der menschlichen Seele (1649)

    • Körper und Seele, Assoziationsgesetz Artikel 136. Woher die manchem Menschen eigenthümlichen Wirkungen der Leidenschaften kommen 94
    • Körper, der Macht der Seele unterliegend Artikel 41. Von der Macht der Seele über den Körper 38
    • Körper, Wirksamkeit bezüglich Seele Artikel 34. Über die gegenseitige Wirksamkeit von Seele und Körper 34
    • Körperbewegen durch die Seele Artikel 43. Wie die Seele sich bildlich vorstellt, aufmerkt und den Körper bewegt. 39 [RS homnunkuleske Formulierung, Seele als eigenen Subjekt]
    • Körperbewegungen, welche die Leidenschaften begleiten Artikel 38. Ein Beispiel von Körperbewegungen, welche die Leidenschaften begleiten und nicht von der Seele ausgehen 36
    • Körperempfindungen Begehren Körperempfindungen, der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 106. Bei dem Begehren. 79
    • Körperempfindungen Freude der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 104. Bei der Freude. 79
    • Körperempfindungen Hass der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 103. Bei dem Hass 78
    • Körperempfindungen Traurigkeit der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 105. Bei der Traurigkeit 79
    • körperliche Empfindungen durch die Bewegungen der Lebensgeister bei der Liebe Artikel 97. Die hauptsächlichsten Erfahrungen, um diese Bewegungen bei der Liebe zu erkennen. 76


    Stichworte Seele [und Körper] in den 212 Artikeln in Über die Leidenschaften der menschlichen Seele (1649)

    • Seele nicht bewirkt Artikel 95. Wie sie [Freude und Traurigkeit] auch durch Güter und Uebel entstehen können, welche die Seele nicht bewirkt, obgleich sie ihr zugehören, wie dies bei dem Vergnügen an Wagnissen und bei der Erinnerung an vergangene Uebel geschieht 75
    • Seele und Körper, Assoziationsgesetz Artikel 136. Woher die manchem Menschen eigenthümlichen Wirkungen der Leidenschaften kommen 94
    • Seele, innere Erregungen Artikel 147. Die inneren Erregungen der Seele. 104
    • Seele, Kämpfe der - Artikel 47. Worin die Kämpfe bestehen, die vermeintlich zwischen den niederen und oberen Theilen der Seele stattfinden 42
    • Seele, Macht der - über den Körper Artikel 41. Von der Macht der Seele über den Körper 38
    • Seele, mit allen Teilen des Körpers geeint Artikel 30. Die Seele ist mit allen Theilen des Körpers zusammen geeint 31
    • Seele, niedere Teile Artikel 47. Worin die Kämpfe bestehen, die vermeintlich zwischen den niederen und oberen Theilen der Seele stattfinden 42
    • Seele, obere Teile Artikel 47. Worin die Kämpfe bestehen, die vermeintlich zwischen den niederen und oberen Theilen der Seele stattfinden 42
    • Seele, Wirksamkeit bezüglich Körper  Artikel 34. Über die gegenseitige Wirksamkeit von Seele und Körper 34


    Volltexte der Quellen zu Seele und Körper.

    "Artikel 30. Die Seele ist mit allen Theilen des Körpers zusammen geeint.
    Um dies Alles besser zu verstehen, muss man wissen, dass die Seele wahrhaft mit dem ganzen Körper verbunden ist, und dass man nicht wohl sagen kann, sie befinde [>32] sich in einem seiner Theile mit Ausschluss der anderen; denn der Körper ist einer und in gewisser Hinsicht untheilbar, weil seine Organe sich so auf einander beziehen, dass mit dem Wegnehmen eines der ganze Körper fehlerhaft wird, und die Seele hat von Natur keinen Theil an der Ausdehnung oder den Richtungen oder den anderen Eigenschaften des Stoffes, aus dem der Körper besteht, sondern nur am Ganzen seiner Organe. Denn man kann sich keine halbe oder drittel Seele vorstellen und keinen Raum, den sie einnimmt; sie wird auch nicht kleiner, wenn man einen Theil von dem Körper ablöst, sondern
    sie trennt sich ganz, wenn man den Verband seiner Organe auflöst."

    "Artikel 34. Ueber die gegenseitige Wirksamkeit von Seele und Körper.
        Die Seele hat ihren Hauptsitz in der kleinen Eichel inmitten des Gehirns; von dort strahlt sie (rayonne) nach dem ganzen Körper vemittelst der Lebensgeister der Nerven und selbst des Blutes, welches für die Einflüsse der Geister empfänglich ist und sie durch die Arterien überall hinbringen kann. Ferner sind die feinen Nervenfäden in dem ganzen Körper so vertheilt, dass sie in Folge der durch die sinnlichen Gegenstände veranlassten verschiedenen Bewegungen die Poren des Gehirns verschiedenartig öffnen. Die darin befindlichen Lebensgeister drängen dann zu den Muskeln und können die Glieder in aller möglichen Weise bewegen. Auch die übrigen Ursachen, welche die Bewegung der Geister zur Folge haben, können sie in verschiedene Muskeln leiten, und die kleine Eichel, der Hauptsitz der Seele, ist derartig schwebend zwischen den Höhlen voll Lebensgeister, dass sie sich ebenso vielmal verschieden bewegt, als es wahrnehmbare Unterschiede in den Gegenständen giebt. Die Eichel kann aber auch durch die Seele mannichfach bewegt werden, und letztere ist so beschaffen, dass sie so viel verschiedene Eindrücke in sich empfängt, d. h. dass sie so viel verschiedene Vorstellungen hat, als verschiedene Bewegungen in dieser Eichel stattfinden. Endlich ist die Maschine des Körpers so eingerichtet, dass die blosse verschiedene Bewegung der Eichel durch die Seele oder sonst eine Ursache die Geister ringsum in die Poren des Gehirns treibt, von wo die Nerven sie nach den Muskeln führen, und dort die Bewegung der Glieder erfolgt."

    "Artikel 36. Ein Beispiel, wie die Leidenschaften in der Seele entstehn.
    "Artikel 38. Ein Beispiel von Körperbewegungen, welche die Leidenschaften begleiten und nicht von der Seele ausgehen.
     

    "Artikel 41. Von der Macht der Seele Über den Körper.
    Der Wille ist aber seiner Natur nach so frei, dass er niemals gezwungen werden kann. Von den beiden Arten Gedanken, die ich in der Seele unterschieden habe, deren die eine ihr Thun, d. h. ihr Wollen, die andere ihr Leiden im allgemeinsten Sinne dieses Wortes, d. h. alle Arten von Vorstellungen und Empfindungen umfasst, sind die Gedanken der ersten Art ganz in ihrer Gewalt; das Wollen kann nur mittelbar durch den Körper verändert werden; dagegen hängt die zweite Art von den sie bestimmenden Thätigkeiten ab, und die Seele kann nur mittelbar sie verändern, ausgenommen wo sie selbst ihre Ursache ist. Und jede Thätigkeit der Seele besteht darin,
    dass sie durch ihr blosses Wollen von Etwas die kleine Eichel, mit der sie eng verbunden ist, in der Weise be-[>39]wegt, wie es zu der Wirkung nöthig ist, die diesem Wollen entspricht. 27)"

    "Artikel 43. Wie die Seele sich bildlich vorstellt, aufmerkt und den Körper bewegt.
    Will man sich eine Vorstellung von Etwas bilden, was man nie gesehen hat, so macht der Wille die Eichel sic [>40] so bewegen, dass die Lebensgeister nach der Poren des Gehirns gestossen werden, deren Oeffnung die Vorstellung dieses Gegenstandes bestimmt. Will man ferner einen bestimmten Gegenstand eine Zeit lang aufmerksam betrachten, so hält dieser Wille für diese Zeit die Eichel in
    derselben Richtung fest, und will man gehen oder seinen Körper irgendwie bewegen, so macht dieser Wille, dass die Eichel ihre Lebensgeister gegen die Muskeln treibt, welche diese Bewegung herbeiführen. 29)"

    "Artikel 47. Worin die Kämpfe bestehen, die vermeintlich zwischen den niederen und oberen Theilen der Seele stattfinden.
    Nur der Gegensatz in den Bewegungen, welche der Körper durch seine Lebensgeister und die Seele durch ihren Willen gleichzeitig in der Eichel zu erwecken streben, ist es, aus dem alle jene Kämpfe bestehen, die man gewöhnlich zwischen dem niederen oder sinnlichen Theil der Seele und dem höheren oder vernünftigen Theil oder zwischen den natürlichen Begehren und dem Willen annimmt.
    Denn wir haben nur eine Seele in uns, und diese hat keine verschiedenen Theile;K die sinnliche ist auch vernünftig, und ihr Begehren ist auch ein Wollen. Der Irr[>43]thum, dass man sie zwei Personen, die meist einander entgegen sind, darstellen lässt, kommt nur davon, dass man ihre Verrichtungen nicht von denen des Körpers gehörig unterschieden hat, dem allein Alles angehört, was sich als der Vernunft widerstrebend zeigt. Es giebt deshalb hier keinen anderen Kampf, als dass die kleine Eichel in der Mitte des Gehirns von der Seele nach dieser und von den Lebensgeistern, die nur Körper sind, nach jener gestossen werden kann. So trifft es sich oft, dass
    beide Bewegungen einander entgegen sind, und dass die stärkere die Wirkung der anderen aufhebt. Es giebt nämlich zwei Bewegungen der Eichel durch die Lebensgeister; die einen führen der Seele die Gegenstände vor, welche die Sinne erregen oder die Eindrücke in dem Gehirn bewirken; diese erwecken ihren Willen nicht; die anderen haben einigen Einfluss auf ihn, nämlich die Erregungen, welche die Leidenschaften und die sie begleitenden Bewegungen des Körpers erwecken. Die Bewegungen der ersten Art hemmen zwar oft die Thätigkeit der Seele oder werden durch diese gehemmt; aber trotzdem bemerkt man hier keinen Kampf, weil sie inieht sich unmittelbar entgegen sind. Nur zwischen den Bewegungen der zweiten Art und dem entgegenstehenden Willen zeigt
    sich dieser Kampf; z. B. zwischen der Kraft, mit der die Lebensgeister auf die Eichel treffen, um in der Seele das Verlangen nach Etwas zu erwecken, und der Kraft, mit der die Seele sie vermittelst des Willens, diese Sache zu fliehen, zurücktreibt. Dieser Kampf tritt vorzüglich deshalb hervor, weil der Wille die Leidenschaften nicht unmittelbar erwecken kann und, wie gesagt, die Klugheit zu Hülfe nehmen muss, indem hinter einander verschiedene Dinge betrachtet werden; trifft es sich, dass ein solches für einen Augenblick den Lauf der Lebensgeister verändern kann, so kann dies doch bei der folgenden Vorstellung nicht mehr stattfinden, und so nehmen die Lebensgeister wieder ihren früheren Lauf, weil der entsprechende Zustand in den Nerven, dem Herzen und dem Blute nicht
    geändert ist. So fühlt die Seele sich beinahe gleichzeitig getrieben, dasselbe zu begehren und nicht zu begehren, und daraus ist die Annahme von zwei in ihr sich widerstreitenden Vermögen entstanden. Solchen Kampf bemerkt man auch dann, wenn dieselbe Sache in der Seele eine [>44] Leidenschaft und in dem Körper die entsprechenden Bewegungen erweckt, wozu die Seele nichts beiträgt, aber welche sie anhält oder anzuhalten strebt, sobald sie sie bemerkt. Man gewahrt dies, wenn das, was die Furcht weckt, auch die Lebensgeister nach den Muskeln treibt, die zur fliehenden Bewegung der Beine dienen, und wenn der Wille, muthig zu sein, sie aufhält. 32)"

    "Artikel 95. Wie sie [Freude und Traurigkeit] auch durch Güter und Uebel entstehen können, welche die Seele nicht bewirkt, obgleich sie ihr zugehören, wie dies bei dem Vergnügen an Wagnissen und bei der Erinnerung an vergangene Uebel geschieht.
    So entsteht das Vergnügen, was junge Leute im schwierigen Unternehmen oder in Aufsuchung grosser Gefahren finden, wenn auch kein Vortheil und kein Ruhm dabei erlangt wird, aus der Vorstellung dieser Schwierigkeit; indem diese in dem Gehirn einen Eindruck macht, welcher sich bilden würde, wenn sie sich es als ein Gut vorstellte, so muthig, so glücklich, so geschickt, so stark zu sein, um dies wagen zu können, und deshalb finden Jene daran Vergnügen. Ebenso kommt die Zufriedenheit alter Leute bei der Erinnerung an frühere Leiden davon, dass sie es als ein Gut vorstellen, dass sie die Macht, sie zu überwinden, gehabt haben. 63)"

    "Artikel 97. Die hauptsächlichsten Erfahrungen, um diese Bewegungen bei der Liebe zu erkennen.
    Betrachtet man die Veränderungen, welche sich an unserem Körper zeigen, während die Seele von den Leidenschaften bewegt ist, so bemerkt man bei der Liebe, wenn sie allein ist, d. h. ohne Begleitung einer grossen Freude, Verlangens oder Traurigkeit, dass der Puls gleichmässig, aber stärker und kräftiger als gewöhnlich schlägt, dass man eine angenehme Wärme in der Brust fühlt, und dass die Verdauung der Speisen in dem Magen schnell erfolgt. Diese Leidenschaft ist daher der Gesundheit zuträglich. 65)

    103, Körperempfindungen Freude der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 104. Bei der Freude. 79
    104, Körperempfindungen Hass der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 103. Bei dem Hass 78
    105, Körperempfindungen Traurigkeit der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 105. Bei der Traurigkeit 79
    106, Körperempfindungen Begehren Körperempfindungen, der Lebensgeister und des Blutes in den Organen Artikel 106. Bei dem Begehren. 79

    "Artikel 107. Was die Ursache der Bewegungen bei der Liebe ist 80 [Assoziationsgesetz zwischen Seele und Körper]
    Aus alle dem und dem Früheren folgere ich eine solche Verbindung zwischen Seele und Körper, dass, wenn einmal eine körperliche Handlung mit einem Gedanken verbunden gewesen ist, das Wiedereintreten des Einen auch das Andere herbeiruft. Dies sieht man bei den Kranken, die mit grossem Widerwillen einen Trank eingenommen haben; sie können nachher nichts Aehnliches essen oder
    trinken, ohne den gleichen Abscheu zu bekommen, und sie können nicht an den Abscheu vor der Medizin denken, ohne dass ihnen nicht derselbe Geschmack in die Gedanken kommt. Denn die ersten Leidenschaften, welche die Seele nach ihrer Verbindung mit dem Körper hatte, mussten davon kommen, dass das in das Herz eintretende Blut oder Saft anderer Art mehr als gewöhnlich zur Unterhaltung der Wärme geeignet war, welche das Lebensprinzip ist. Deshalb verband die Seele freiwillig diese Nährmittel mit sich, d. h. sie liebte sie, und gleichzeitig strömten die Lebensgeister nach den Muskeln, welche die Theile , von denen der Saft nach dem Herzen gekommen war, anregten oder pressten, um noch mehr dergleichen zu senden. Diese Theile waren der Magen und die Eingeweide, deren Bewegung den Appetit steigert, oder auch die Leber und die Lunge, welche die Muskeln des Zwerchfelles
    pressen können. Deshalb hat diese Bewegung der Lebensgeister seitdem immer die Leidenschaft der Liebe begleitet. 68)"

    "Artikel 136. Woher die manchem Menschen eigenthilmlichen Wirkungen der Leidenschaften kommen.
    Um mit wenig Worten noch der besonderen Wirkungen und Ursachen der Leidenschaften zu erwähnen , begnüge ich mich, das Prinzip zu wiederholen, auf das alles Bisherige sich stützt. Zwischen Seele und Körper besteht nämlich eine solche Verbindung, dass, wenn eine körperliche Handlung einmal mit einem Gedanken verbunden gewesen ist, dann das eine von beiden auch das andere später hervorruft. 72) Auch werden nicht immer dieselben [>95] Handlungen mit denselben Gedanken verbunden. Dies genügt zur Erklärung aller besonderen Umstände, die der Einzelne bei sich oder Anderen in diesen Dingen bemerkt, soweit sie bisher noch nicht erklärt worden sind. So ist es z. B. leicht möglich, dass der besondere Widerwille, den Manche gegen den Rosengeruch oder die Katzen oder Aehnliches haben, nur davon kommt, dass sie im Beginn ihres Lebens durch einen ähnlichen Gegenstand stark verletzt
    worden sind, oder dass sie mit ihrer Mutter gefühlt haben, die während der Schwangerschaft so verletzt wurde; denn unzweifelhaft besteht eine Wechselwirkung zwischen den Erregungen der Mutter und der Leibesfrucht, so dass das, was dem Einen zuwider ist, dem Anderen schadet. So kann der Rosengeruch dem Kinde in der Wiege heftiges Kopfweh verursacht haben, oder eine Katze kann
    es sehr erschreckt haben , ohne dass Jemand es bemerkt hat, und ohne dass eine Erinnerung davon zurückgeblieben ist, obgleich die Vorstellung des damaligen Widerwillens gegen die Rosen oder die Katze bis an sein Lebensende in dem Gehirn eingedrückt bleibt."

    "Artikel 147. Die inneren Erregungen der Seele.
    Ich will hier noch eine Betrachtung beifügen, die sehr nützlich ist, um uns gegen alle Unannehmlichkeiten der Leidenschaften zu schützen. Unsere Güter und Uebel hängen nämlich hauptsächlich von den inneren Erregungen ab, die in der Seele von ihr selbst erweckt werden. Dadurch unterscheiden sie sich von ihren Leidenschaften, die immer von einer Bewegung der Lebensgeister bedingt sind. Allerdings sind diese inneren Erregungen oft mit den ihnen ähnlichen Leidenschaften verbunden, allein sie können doch auch mit anderen zusammentreffen und selbst ans den entgegengesetzten entstehen. Wenn z. B. ein Mann den Tod seiner Frau beweint, die er (wie sich dies oft trifft) doch nicht wieder auferweckt sehen mag, so kann sein Herz durch die Traurigkeit beklommen sein,
    welche aus den Begräbnissfeierlichkeiten und aus dem Mangel einer Person, an deren Unterhaltung er gewöhnt [>105] war, entsteht, und es ist möglich, dass ein Rest von Liebe und Mitgefühl, die sich seinem Vorstellen bieten, ihn weinen lassen, obgleich er in dem Innersten seiner Seele eine geheime Freude fühlt, welche so stark ist, dass die gleichzeitigen Thränen und Traurigkeit ihr nichts an ihrer Kraft entziehen können. Ebenso erweckt das Lesen von sonderbaren Abenteuern in einem Buche oder ihre Darstellung auf dem Theater mitunter eine Traurigkeit in uns; mitunter auch eine Freude, eine Liebe oder einen Hass und überhaupt alle Arten von Leidenschaften, je nach den vorgestellten Ereignissen; aber dennoch sind wir über die Erregung dieser Gefühle erfreut, und diese Freude ist eine geistige, die ebenso gut aus der Traurigkeit wie aus allen anderen Leidenschaften entstehen kann. 81)"

    Vereinigung Körper und Seele Brief Descartes an Elisabeth von der Pfalz 28.06.1643
    Brief Descartes an Elisabeth von der Pfalz 28.06.1643, AT III, 691f., hier S. 25, Rn 694, Wienand & Ribordy (2015).
    "Jedoch war ich der Meinung, daß es eher diese Meditationen waren als die weniger Aufmerksamkeit erfordernden Gedanken, die Sie in demjenigen Begriff Dunkelheit finden ließen, den wir von der Vereinigung haben. Der menschliche Geist scheint mir nicht fähig zu sein, die Unterscheidung von Seele und Körper und ihre Vereinigung recht deutlich und gleichzeitig zu begreifen. Denn dafür müßte man beides zugleich als eine einzige Sache begreifen und sie zusammen als zwei Sachen begreifen, was sich widerspricht. (Ich nehme an, daß Ihrer Hoheit die Gründe, welche die Unterscheidung von Seele und Körper beweisen, noch sehr gegenwärtig in ihrem Geiste sind. Und ich möchte Sie nicht bitten, sich davon zu lösen, um sich den Begriff der Vereinigung vorzustellen, den jeder stets in sich selbst empfindet, ohne zu philosophieren; jeder ist nämlich eine einzige Person und hat zusammen einen Körper und ein Denken von solcher Natur, daß dieses Denken den Körper bewegen kann und die ihm zukommenden Akzidenzien empfinden kann.) Zu diesem Thema habe ich mich früher des Vergleichs der Schwere und der anderen Qualitäten bedient, die wir uns gewöhnlich als mit irgendwelchen Körpern vereinigt vorstellen, so wie das Denken mit unserem Körper vereinigt ist. Ich habe mich nicht darum gekümmert, daß dieser Vergleich hinkte, insofern diese Qualitäten nicht real sind, wie man sie sich vorstellt, da ich ge-glaubt habe, daß Ihre Hoheit bereits völlig davon überzeugt war, die Seele sei eine vom Körper verschiedene Substanz."
     
     



    Materialien Descartes

    Entstehungsgeschichte der Leidenschaften nach Christian Wohlers (2014), XVII-XVIII
    "Im Mai 1643 bezieht Ren6 Descartes eine neue Wohnung in Egmond de Hoef. Schon am 6./16. Mai 16431 beginnt mit einem Schreiben Elisabeths von der Pfalz an ihren Freund und Lehrer der bis zu Descartes' Tod in Stockholm 1650 fortdauernde Briefwechsel, der die bisherigen mündlichen Unterredungen ablöst und in dem Descartes sich, angespornt durch teilweise bohrende Nachfragen seiner Freundin, zu den ansonsten von ihm nicht behandelten Fragen der Moralphilosophie äußert. Am 13. September 1645 bittet Elisabeth Descartes, die Passionen zu definierend2 Descartes erbittet sich am 15. September 1645 Bedenkzeit aus,3 äußert sich dann aber zu diesem Thema bereits im Brief vom 6. Oktober 16454 der als Keimzelle der späteren Passionen der See/e betrachtet werden kann. In ihrer Antwort vom 28. Oktober 1645 richtet Elisabeth an Descartes die kritische Frage, inwiefern die »besondere Regung der Lebensgeister dazu dient, die Leidenschaften zu bilden«5 und erhält am 3. November 1645 die Antwort, er habe über die Systematik der Passionen nachgedacht, sei aber noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen.6 Am 6. März 1646 schreibt Descartes Chanut, er werde morgen nach Den Haag gehen7 und tatsächlich schreibt Elisabeth erst am 25. April 1646 wieder einen Briefs an Descartes, der sich also irgendwann zwischen dem 7. März [>XVIII] und dem 24. April 1646 in Den Haag aufgehalten haben kann. Während seines dortigen Aufenthaltes übergibt Descartes Elisabeth seinen inzwischen erstellten ersten Entwurf der Passionen, den Elisabeth in ihrem Brief erwähnt, und zu dem Descartes im Mai 1646 nähere Erläuterungen gibt.9 Im Juli 1646 bittet Elisabeth Descartes, seinen Entwurf der Passionen mit nach Berlin nehmen zu dürfen;10 zu einer Rückgabe dieses Manuskripts ist es offenbar nie gekommen, denn Descartes schreibt Elisabeth am 20. November 1647, er habe die Passionen »aus einer äußerst wirren Rohfassung (...) transkribieren lassen«.11' Diese Transkription schickt Descartes mitsamt einiger Briefe an Elisabeth über Chanut an Christine von Schweden.12 1649 überarbeitet Descartes seinen ursprünglichen Entwurf und überläßt ihn einem unbekannten Freund oder Bewunderer zum Druck, der ihn in zwei der Originalausgabe der Passionen vorangestellten, bemerkenswert langatmigen Briefen zur Herausgabe seines Manuskripts gedrängt hatte. Die Passionen erscheinen 1649 bei Henri leGras in Paris und identisch 1650 bei Elzevier in Amsterdam. Descartes hat den Druck nicht mehr überwachen können.
        Der einzige beachtenswerte Satz im Briefwechsel zwischen dem unbekannten Herausgeber und Descartes ist dessen Aussage in der zweiten Antwort vom 14. August 1649, es sei »nicht seine Absicht gewesen, die Passionen als Rhetor zu erklären und noch nicht einmal als Moralphilosoph, sondern allein als Physiker«.13
     

      1 AT III, 660-662 = PhB 659, 2-5.
      2 AT IV, 289-290 = PhB 659,141.
      3 AT IV, 296 = PhB 659,153.
      4 AT IV, 309-313 = PhB 659, 169-173.
      3 ATIV, 322 = PhB 659, 183.
      3 ATIV, 332 = PhB 659,191.
      7 AT IV, 376.
      s AT IV, 403-406 = PhB 659,214-219.
      9 AT IV, 406-412 = PhB 659, 220-229; AT IV, 413-415 = PhB 659, 230-233.
      10 AT IV, 449 = PhB 659,235
      11 AT V, 91 = PhB 659,323.
      12 AT V, 86 = PhB 659, 437; die umfangreiche Post ging mit einer Verspätung von einem Monat von Den Haag nach Schweden ab (am 17. Dezember 1647: AT V, 109).
      13 AT XI, 326."
    __




    Literatur (Auswahl) Descartes (1596-1650)
     

    • Descartes, René (2015) Der Briefwechsel mit Elisabeth von der Pfalz. Herausgegeben von Isabelle Wienand und Olivier Ribordy Philosophische Bibliothek 659. 2015. Französisch-Deutsch. Übersetzt von Isabelle Wienand, Olivier Ribordy und Benno Wirz, unter Mitarbeit von Angela Schiffhauer. XLII, 544 Seiten. Hamburg: Meiner.
    • Descartes, René (2021) Die Passionen der Seele. Herausgegeben von Christian Wohlers. Philosophische Bibliothek 663. 2021. Les Passions de l'Ame. Vollständig neu übersetzt vom Herausgeber. CXVIII, 236 Seiten. Hamburg: Meiner.
    • Descartes, Rene (1870) Ueber die Leidenschaften der Seele. Uebersetzt, erläutert und mit einer Lebensbeschreibung des Descartes versehen von J. H. v. Kirchmann. Berlin: Heimann. PDF-Version (MDZ).
    • Specht, Rainer (1966) Descartes. Reinbek: romono.
    _
    Links (Auswahl: beachte)
    • Descartes eigene Definitionsregeln.


    _
    ChatGPT

    • https://chat.openai.com/ [erfordert login]
    • https://chatgpt.ch/
    • https://talkai.info/de/chat/
    _





    Glossar, Anmerkungen & Endnoten  > Eigener wissenschaftlicher Standort.
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    __
    Chanut
    "Chanut, Hector-Pierre (1601-1662) I Enger Freund von Descarti. französischer Diplomat und Regierungsvertreter (resident), ab 1643 in Schweden, wo er 1649 Botschafter wird. Er ist der Schwager von Claude Clerselier, der ihn vermutlich mit Descartes bekannt macht. Auf Chanuts Vermittlung entsteht der Kontakt zu Königin Christina von Schweden, die Descartes 1648 an ihren Hof nach Stockholm einlädt. Chanut erhält einen Teil des Cartesischen Nachlasses."
    __
    Christina, Königin von Schweden.
    "Christina, Königin von Schweden (1626-1689) I Tochter von Gustav II Adolf und von Maria Eleonora von Brandenburg. 1632 wird sie zur Königin proklamiert, besteigt aber erst im Alter von 18 Jahren den schwedischen Thron. Sie erhält die Ausbildung eines Kronprinzen, lernt reiten und jagen, interessiert sich aber auch für Literatur, die Wissenschaften sowie für Philosophie. Sie bemüht sich, den Schwedischen Hof zu einem «Leuchtturm des Wissens« zu machen und lädt Descartes 1648 nach Stockholm ein. Der Philosoph folgt Christinas Einladung 1649 und gibt ihr Privatunterricht in Philosophie. Christina dankt 1654 ab, konvertiert zum Katholizismus und stirbt in Rom."
    __
    Eichel. "Die Zirbeldrüse oder lateinisch Glandula pinealis, kurz Pinealis oder Pinea – nach der Form der Zapfen der Zirbelkiefer (Pinus cembra) bezeichnet –, anatomisch auch Epiphysis cerebri oder kurz Epiphyse genannt (weitere synonyme Fachausdrücke siehe unten), ist eine kleine, häufig kegelförmige endokrine Drüse auf der Rückseite des Mittelhirns im Epithalamus (einem Teil des Zwischenhirns)." Quelle Wikipedia Abruf 13.04.2024.
    __
    Elisabeth von der Pfalz (1618-1680). [W]
    ChatGPT 3.5 Frage am 12.04.2024: Frauen durften in vielen Ländern bis in 20. Jhd nicht studieren. Von der Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz, Brieffreundin von Descartes, wird aber berichtet, dass sie umfangreich in Leiden studiert hat. Wie ist das zu verstehen?
    "Es gibt in der Geschichte immer wieder Ausnahmen von den allgemeinen Regeln oder gesellschaftlichen Normen. In einigen Fällen hatten Frauen Zugang zu Bildung, obwohl es für die Mehrheit nicht üblich war. Kurfürstin Elisabeth von der Pfalz, auch bekannt als Elisabeth Stuart, war eine bemerkenswerte Figur ihrer Zeit. Sie wurde 1618 geboren und war eine prominente Persönlichkeit des 17. Jahrhunderts.
        Elisabeth genoss eine privilegierte Position als Mitglied des Adels und hatte Zugang zu Ressourcen und Bildungsmöglichkeiten, die den meisten Frauen ihrer Zeit verwehrt blieben. Ihre Verbindung zu bedeutenden Denkern wie René Descartes könnte ihr zusätzlich Türen geöffnet haben. Es ist möglich, dass sie aufgrund ihres Status und ihrer Interessen spezielle Vereinbarungen treffen konnte, um an Bildungsinstitutionen wie der Universität Leiden zu studieren.
        Es ist wichtig zu betonen, dass solche Ausnahmen die allgemeinen Erfahrungen von Frauen in Bezug auf Bildung nicht negieren. Viele Frauen waren im Laufe der Geschichte starken Einschränkungen in Bezug auf Bildung und akademische Freiheiten unterworfen."
    __
    "Lebensgeister oder Nervengeister ("spiritue animales'', espirts animaux") nannte man feinste, äußeret bewegliche Teilchen, die aus dem Blute ausgeschieden werden sollen, ins Gehirn gelangen und von hier aus durch die Nerven und Muskeln strömen, um den Körper zu bewegen. Diese Lehre geht auf Anschauungen des Aristoteles (De anima 467 a 11), der Stoiker u. a. zurück und findet sich bei Bacon (Novum Organon II. 7), Hobbes (De corpore, C. 26), Descartes („partes aangui nis sub t i limimae oomponunt spiritus animales", Passion, anim. I. 7.  10 ff.), nach welchem die L. zwischen Seele (s. d.) und Leib vermitteln, Malebranche,
    Platner (Philos. Aphorismen I, § 151), Bonnet u. a., auch bei E. v. Berger, Troxler u. a." Eisler 1922 Wörterbuch (2.A.)
    __
    "Leiden (Erleiden, passio) ist der Gegensatz, das Correlat zur Tätigkeit (s. d.); es bedeutet ein Geschehen in einem Wesen, welches demselben von außen aufgenötigt wird, einen Zustand, dessen Träger zwar das leidende Wesen selbgj ist, der aber seinen Grund in einem anderen Wesen hat. I>as Leiden ist nicht absolut tätigkeitslos, es kann als gehemmte, aufgehobene, gezwungene
    Tätigkeit (vgl. das juridische „coactus colui") aufgefaßt werden. Das seelische Leiden im engeren Sinne ist schmerzhaftes, unlustvolles Erregtsein. ... Descartes ... (Pass. an. I, 17). " Eisler 1904, Wörterbuch
    __


    Querverweise
    Standort: Descartes dualistische Leib-Seele-Wechselwirkungstheorie.
    *
    Spinozas Leib-Seele-Theorie. * Identitätstheorie und die Lösung des Leib-Seele-Problemse *
    Haupt- und Verteilerseite Definitions-Register Psychologie  * Checkliste Definition, gpds-Regel  *  Definition und definieren: referenzieren; Hauptseite Referenzen in der psychologischen Forschung * Systematische Analyse Definition und definieren in der Psychologie.  * Begriffscontainer (Containerbegriff) * Homonyme * Begriffsverschiebebahnhöfe * Sachverhalt * Wissenschaftliches Arbeiten, Regeln Grundbegriffe, Begriffsbasis, Zitieren  * Aristoteles Zum Geleit *  Sprachkritik und Sch^3-Syndrom * Methode der Textanalyse * Methodik-Beweissuche in der Psychologie * Beweissuchwortkürzel. * Signierung von Beweiserwähnungsbeurteilungen * Checkliste-Beweisen.: Beweisregister Psychologie * Beweis und beweisen in der Psychologie * Checkliste-Beweisen * natcode Register * Übersicht allgemeine Beweisseiten *  Haupt- und Verteilerseite Die Erforschung des Erlebens und der Erlebnisse , Tabelle Fundstelleninformationen erleben, erlebt, Erlebnis *  Hauptbedeutungen Erleben * Grundimensionen des Erlebens * »«


    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Descartes dualistische Leib-Seele-Wechselwirkungstheorie IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/allpsy/bewus/Descartes/DescartesLST.htm
    Copyright & Nutzungsrechte
    Diese Seite darf von jeder/m in nicht-kommerziellen Verwertungen frei aber nur original bearbeitet und nicht  inhaltlich verändert und nur bei vollständiger Angabe der Zitierungs-Quelle benutzt werden. Das Einbinden in fremde Seiten oder Rahmen, die die Urheberschaft der IP-GIPT nicht jederzeit klar erkennen lassen, ist nicht gestattet. Sofern die Rechte anderer berührt sind, sind diese dort zu erkunden. Sollten wir die Rechte anderer unberechtigt genutzt haben, bitten wir um Mitteilung. Soweit es um (längere) Zitate aus  ...  geht, sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.


      Ende  Descartes dualistische Leib-Seele-Wechselwirkungstheorie_Datenschutz_Überblick_Rel. Aktuelles_ Rel. Beständiges_ Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region_ Service_iec-verlag_Mail:_sekretariat@sgipt.org_____Wichtige Hinweise zu Links und Empfehlungen

    kontrolliert:



    Aenderungen
    13.04.2024    Zusammenfassungsauswahl, Auswertungen und Ausarbeitungen. Basis: Alphabetisches Stichwortregister der 212 Artikel in den Leidenschaften.
    12.04.2024    angelegt. Ausarbeitungen.