Ger-Zusammenfassung und Kommentar zur rechtswissenschaftlichen Kategorie Gerecht, Gerechtigkeit: Gerechtigkeit und Recht sind nicht identisch. Das Recht selbst und die Rechtsprechung sollten nach allgemeiner Vorstellung gerecht sein. Doch was "ist" gerecht? Wie können wir konsensusfähige Gerechtigkeitsvorstellungen entwickeln? JuristInnen sagen lakonisch, Du kriegst kein Recht, sondern ein Urteil. Was heißt das erst für die Gerechtigkeit? Was gerecht heißen soll, ist Definitionssache und damit ziel- und zweckabhängig. Sehr häufig werden abstrakt-allgemeine idealistische Worthülsen aufgetürmt (>Menschenrechte), die in der Praxis wenig Bedeutung haben und oft Lügen gestraft werden.
    Wie insbesondere Kelsen (1960) gezeigt hat, gibt es sehr viele und teils sich widersprechende Gerechtigkeitsvorstellungen, was er in  54 Thesen  zusammengestellt hat.
    Ich befürworte eine bedingte Konsensusdefinition: Gerecht oder Gerechtigkeit ist das, worauf sich eine große Mehrheit (mindestens 2/3) der vom Recht betroffenen auf der Basis der Allgemeinen Menschenrechte in einer Betroffenenabstimmung einigt, die in jeder Generation (also nach jeweils 25 Jahren) neu zu verhandeln oder zu bestätigen ist.
    Es gab und gibt viele ungerechte Rechtssysteme. Fast alle Rechtssysteme sind opportunistisch und herrschaftskorrupt, auch das aktuelle deutsche (>Unrecht im Namen des Rechts). Es gibt kein wirklich unabhängiges Recht und Gerechtigkeit ist weitgehend ein Menschheitstraum geblieben. Auch hier gibt es noch großen Forschungsbedarf. Tatsächlich ist die Gerechtigkeit so stark, wie die Macht, die es durchsetzen kann. Hierzu bedarf es eines Ephorats.
    Methodisch wird man das Problem nur dann lösen können, wenn man sich von abstrakt-allgemeinen Näherungen abwendet und sich konkret-operationalen Fällen zuwendet, also solide empirisch induktiv arbeitet. Hier gibt es trotz der vielen bereits geleisteten Vorarbeit noch viel zu tun.
    Anmerkung: siehe bitte Materialien: Gerecht in den Gesetzen und Lexika.

_    Gesamtwertung: Das Thema nimmt mit 67.4% Mittelwert über alle 7 Kriterien den Rang 5 von 31 Kategorien und damit den großen Raum ein, den man erwartet und wünscht. Bis auf K5, die Definition der Gerechtigkeit, eine wirklich sehr schwierige Aufgabe, sind alle Kriterien gut bestückt.
   Die Ergebnisse der Auswertung mit dem Suchworten "gerecht", "billig", "Billigkeit" wurden in die Beschreibung der Kriterien eingebaut:
 

K1-Ger Kommt das Kategorien-Wort "Gerecht" im Inhaltsverzeichnis vor?
    Ergebnis K1: 56% der Inhaltsverzeichnisse enthalten das Suchwort Gerecht.
K2-Ger Kommt das Kategorien-Wort "Gerecht" im Stichwortregister vor?
    Ergebnis K2: 86%  der Sachregister enthalten das Suchwort Gerecht.
K3-Ger Wird das Katgorien-Wort "Gerecht" im Text genannt, aber ohne nähere inhaltliche Erörterung?
    Ergebnis K3: 100% der Werke erwähnen das Suchwort Gerecht.
K4-Ger Wird das Kategorien-Wort "Gerecht" im Text auch inhaltlich erörtert?
    Ergebnis K4: 100%  der Werke erörtern das Suchwort Gerecht auch inhaltlich.
K5-Ger Wird das Kategorien-Wort "Gerecht" vollständig in allen drei Dimensionen (5.1 Name, 5.2 Begriffsinhalt oder Bedeutung, 5.3 Referenz) definiert?
    Ergebnis K5: 20% der Werke definieren Gerechtigkeit.
K6-Ger Wird zu der Kategorie Gerecht eine Theorie zitiert oder / und entwickelt?
    Ergebnis K6: 60% der Werke entwickeln oder zitieren eine Theorie zum Suchwort Gerecht.
K7-Ger Wird die Anwendbarkeit der Definition oder / und Theorie der Kategorie Gerecht ausführlich und gründlich dargestellt sowie anhand von Beispielen demonstriert?
    Ergebnis K7: 50% der Werke geben Anwendungen mit Beispielen zur Kategorie Gerecht an.
K8-Ger Sonstiges für die Kategorie "Gerecht" zu Berücksichtigendes?
    Ergebnis K8: Einen Zusatz "billig" bei Bydlinski.

 


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Materialien: Gerecht in den Gesetzen und Lexika
"Gerecht" im  Grundgesetz
• GG Artikel 1 (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
• Art 14 (3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.
• Art 56 Der Bundespräsident leistet bei seinem Amtsantritt vor den versammelten Mitgliedern des Bundestages und des Bundesrates folgenden Eid: "Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe." Der Eid kann auch ohne religiöse Beteuerung geleistet werden.
"Gerecht" im BGB Keine selbständige Erwähnung (nur zusammengesetze wie z.B. gerechtfertigt)
"Gerecht" im StGB Keine selbständige Erwähnung (nur zusammengesetze wie z.B. gerechtfertigt)

Google findet auf die Anfrage "gibt es ein deutsches Gesetz, in dem das Wort "gerecht" vorkommt außer allgemeinen Links zum Thema Gerechtigkeit auch nichts:

Im Jura Lexikon Online wird der Begriff "gerecht" nicht aufgeführt (Abruf 03.04.19):

Das gilt auch für das Rechtslexikon bpb (Abruf 03.04.19):

Falsch und zirkulär das Rechtslexikon.net (Abruf 03.04.19):