Begriffsanalyse innen - außen
Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen
Identitaetspsychologie
Was ist eigen, von mir selbst, was ist fremd und kommt von außen
(Fremdbestimmt). Klassische Frage bei Stirner.
Piaget Die Entwicklung des Objektbegriffs in Der Aufbau der Wirklichkeit beim Kinde
S. 14f: "Die erste Frage, die man stellen muß, um zu verstehen,
wie die entstehende Intelligenz die äußere Welt konstruiert,
geht dahin, ob das Kind während der ersten Lebensmonate die Dinge
in Form substantieller, permanenter und in ihren Dimensionen konstanter
Objekte auffaßt und wahrnimmt, wie wir es tun. Wenn man annimmt,
daß dies keineswegs so ist, wird man erklären müssen, wie
sich der Objektbegriff konstituiert. Das Problem ist mit dem des Raumes
eng verbunden. Eine Welt ohne Objekte könnte nicht den Charakter von
räumlicher Homogenität und Kohärenz in den Verlagerungen
aufweisen, der unsere Welt bestimmt. Umgekehrt wäre das Fehlen von
„Gruppen“ in den Ortsveränderungen gleichbedeutend mit Transformationen
ohne Rückkehr, d. h. mit fortwährenden Zustandsänderungen
und dem Fehlen jedweden permanenten Objektes. Demnach wäre in diesem
ersten Kapitel von der Substanz und vom Raum zugleich zu reden. Abstrahierend
werden wir uns auf den Objektbegriff beschränken.
Eine Frage dieser Art bedingt tatsächlich alle
anderen: Eine Welt, die aus permanenten Objekten besteht, konstituiert
nicht nur eine räumliche Welt, sondern auch eine Welt, die der Kausalität
in Form von Relationen zwischen den Dingen als solchen gehorcht und die
eine Ordnung in der Zeit besitzt, ohne fortwährendes Verschwinden
und Wiederentstehen. Dies ist also eine Welt, die gleichzeitig stabil und
äußerlich ist, vergleichsweise unterschieden von der inneren
Welt, und in die sich das Subjekt hineinstellt als ein besonderes Wesen
innerhalb der Gesamtheit der anderen. Im Gegensatz dazu ist eine Welt ohne
Objekte eine Welt, deren Raum keineswegs eine feste Umwelt bildet, sondern
sich darauf beschränkt, die Handlungen des Subjektes selbst zu strukturieren:
Es ist eine Welt von Bildern, von denen jedes einzelne mehr oder minder
bekannt und analysiert sein kann, die aber alle auf unberechenbare Art
verschwinden und wieder erscheinen. Vom Gesichtspunkt der Kausalität
her ist es eine Welt, in der die Verbindungen der Dinge untereinander verschleiert
sind durch die Beziehungen zwischen der Handlung und ihren erwünschten
Ergebnissen: die Aktivität des Subjektes wird also begriffen als die
erste und beinahe einzige bewegende Kraft. Was nun die Grenzen zwischen
dem Ich pld der äußeren Welt angeht, so bedeutet eine Welt ohne
Objekte eine Welt, in der das Ich von den äußeren Bildern absorbiert
wird, ohne Kenntnis seiner selbst, sie bedeutet aber auch, daß diese
Bilder auf das Ich zentriert werden, ohne es als ein Ding unter anderen
Dingen zu enthalten, |nd so untereinander Beziehungen zu haben, die von
dem Ich unabhängig sind.
Beobachtung und Experiment scheinen nun zu
demonstrieren, daß sich Mr Objektbegriff, weit davon entfernt, angeboren
oder fix und fertig in der Erfahrung gegeben zu sein, nach und nach aufbaut.
Man kann sechs Phasen unterscheiden, die denen der allgemeinen geistigen
Entwicklung entsprechen. Während der ersten beiden Phasen (Stadium
der Reflexe und der ersten Gewohnheiten) wird die kindliche Welt von Bildern
gebildet, die Wiedererkennen ermöglichen, die aber ohne Permanenz
der Substanz und räumliche Organisation sind. Während der dritten
Phase (sekundäre Zlrkulärreaktionen) wird den Dingen in Verlängerung
der Akkommodationsbewegungen (Greifen etc.) ein Beginn von Permanenz verliehen,
aber es läßt sich noch kein systematisches Suchen nach den nicht
mehr gegenwärtigen Gegenständen feststellen. Während der
vierten Phase („Anwendung bekannter Verhaltensschemata auf neue Situationen“)
werden die verschwundenen Gegenstände wiedergesucht, jedoch ohne sich
der Verlagerung bewußt zu sein. Während einer fünften Phase
(mit ca. 12— 18 Monaten) ist der Gegenstand konstituiert als individuelle
permanente Substanz und eingefügt in Gruppen von Verlagerungen, aber
das Kind Sann die Positionswechsel noch nicht berücksichtigen, die
sich außerhalb les direkten Wahrnehmungsfeldes vollziehen. In einer
sechsten Phase Schließlich (die etwa mit 16 — 18 Monaten beginnt)
sind die nicht gegenwärtigen Gegenstände und ihre Verlagerungen
in der Vorstellung gegeben."
Unterscheidungen Bischofs im Handbuch
der Psychologie
Im Handbuch der Psychologie, Allgemeine Psychologie, I. Der Aufbau
des Erkennens, 1. Halbband Bewusstsein und Erkennen, unterscheidet im 2.
Kapitel (21-55) Erkenntnistheoretische Probleme der Wahrnehmungspsychologie
von Norbert Bischof, verschiedene Bedeutungen von "Außen" und "Innen":
Luthe, Rainer (1988) 1.5 Innen-außen, Leib-Seele, Subjekt-Objekt
in (19-21) Forensische Psychopathologie. Berlin: Springer. [GB
S.19-21]
S. 20: "Was gemeint ist, wenn von „außen"
und „innen" gesprochen wird, wird bei der nicht hinterfragten psychiatrischen
Sprachregelung als bekannt vorausgesetzt; zu Unrecht. Über den Sprachgebrauch
muß nachgedacht werden, wenn die Psychiatrie Hindernisse beseitigen
will, die sie sich dem Zeitgeist folgend selbst in den Weg gelegt hat und
an denen sie ohne Notwendigkeit festhält. Denn wie klar ist ein Denken,
das mil dem Bewußtsein sich selbst verleugnet und das nach 200 Jahren
Psychiatric immer noch keinen angemessenen Begriff für das Verhältnis
von Leib und Seele hat?"
Soziologie der Gruppen und Gemeinschaften
Man kann in eine Gruppe integriert oder ausgegrenzt und Außenseiter
sein. Hier gibt es ein gewissen Gruppenparadoxon: obwohl ich Mitglied der
Gruppe, also innen, bin, bin ich trotzdem Außenseiter, also au7ßen.
Politik
Unnere und äußere Angelegenheit, Innen- und Außenministerium.
Einfuehrung
Die Frage: Was ist in mir, kommt aus mir und was ist außer mir,
gehört zur sog. Außenwelt, ist bei genauer Betrachtung nicht
so einfach zu beantworten. Die Gretchenfrage lautet: wie kann man genau
feststellen, ob etwas in der Außenwelt gegeben ist oder nicht? Diese
Frage der Außenwelt spielt im Alltag gewöhnlich keine Rolle,
schon aber in der Zeugenaussage bei Gericht. Sie ist daher nicht nur von
erkenntnistheoretischem Interesse, weil die Frage des Feststellens eine
grundlegende Rolle spielt, besonders wenn es ums beweisen geht. Vielfach
ist die Frage des Feststellens nicht einfach zu beantworten, weil die Antwort
(1) so gut gelernt und verinnerlicht ist, dass man im allgemeinen gar nicht
sagen kann, wie man feststellt, ob etwas ist oder nicht ist. Es ist so
selbstverständlich und eingeübt, dass man meist gar nicht weiß,
wie
man es genau macht. Man stellt es "einfach" fest - gewöhnlich
durch einen einfachen Wahrnehmungsakt. (2) Etwas verwirrend kommt hinzu,
dass uns auch die sog. Außenwelt durch die Innenwelt vermittelt wird,
genauer: konstruiert wird. Alles was ich wahrnehme, ist zunächst einmal
in mir. Genau betrachtet ist die Wahrnehmung der Außenwelt ein Teil
meiner Innenwelt. Das mutet paradox an: Ich erlebe das Außen innen.
Nun, ist die Grundunterscheidung
innen und außen einmal
getroffen und akzeptiert, ist es kein grundsätzliches oder großes
Problem, Außenweltwahrnehmungen von Innenweltwahrnehmungen zu unterscheiden.
Wahrnehmungen der Innenwelt kommen aus meinem Inneren und beziehen sich
auf Geschehnisse in mir. Wahrnehmungen der Außenwelt
kommen zwar auch aus aus meinem Inneren, sie beziehen sich aber auf Geschehen
außerhalb meines Körpers und Gehirns. Es erheben sich zwei Fragekomplexe:
Fehlermoeglichkeiten und Fragen
der Pruefung
Will ich wissen, ob die Wohnungstür geschlossen ist, gehe ich
hin und schaue nach. Die Prüfhandlung hingehen wird mit der Prüfwahrnehmung
abgeschlossen. Die Wohnungstür wird der Außenwelt zugerechnet.
Und die Wahrnehmung wird für geeignet befunden, festzustellen ob die
Wohnungstür offen, zu oder nur angelehnt ist.
Will ich wissen, ob es regnet, schaue ich aus dem Fenster, gehe auf
den Balkon oder vor die Haustür un sehe nach. Regen wird der Außenwelt
zugerechnet. Und die Wahrnehmung wird für geeignet befunden, festzustellen
ob es draußen regnet oder nicht. Im Recht nennt man dieses Vorgehen
Augenscheinbeweis.
Woher weiß ich nun, dass ich nicht träume,
dass ich nicht in Trance bin, dass ich keiner Fata Morgana, Attrappe
oder sonstigen Täuschung aufsitze, das ich nicht halluziniere und
mich nicht irre oder einfach einen Sachverhalt erfinde, also mir selbst
etwas vorlüge? Damit sollten die wichtigsten theoretischen Fehlerquellen
bestimmt sein:
Fallunterscheidungen und Hilfsmittel
Bei den Prüfmethoden lassen sich zwei große Fallunterschiedungen
treffen:
Irrtum bei intakten Hirnfunktionen.
Hier ist ein gute LehrmeisterIn die Lehre von den mannigfaltigen Täuschungen.
Eine häufige Möglichkeit des Irrtum kann durch den Anschein hervorgerufen
werden. Hierzu passt das geflügelte Wort: der Schein trügt, z.B.
Die Tür ist so angelehnt, dass sie wie geschlossen aussieht.
F1: Man sieht genau hin, man geht hin und probiert es aus.
F2: Man fragt jemand anderen. Ich sehe, dass die Tür zu ist, siehst
Du das auch?
SF1: Man ist immer dem Schein ausgesetzt und weiß es daher nie
sicher. Auch wenn man es probiert, kann man sich getäuscht haben.
Die Tür kann z.B. wieder aufgegangen sein, ohne dass man es gemerkt
hat.
SF2: Auch andere können sich täuschen oder lügen.
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Wunschgeleitete Wahrnehmung, Neutralisations-
und Abwehrmechanismen
Sofern man Neutralisations-
und Abwehrmechanismen
als per definitionem nicht-bewusst auffasst, ist dieser Fehler von dem
Betroffenen gewöhnlich nicht erkennbar, es sei denn, er ist vom Fach
und kann daher die Fragestellung ausdrücklich berücksichtigen,
weil er um die Neutralisations- und Abwehrmechanismen weiß.
F1: Für die große Mehrzahl der Menschen ist es sehr schwierig,
wunschgeleitete Wahrnehmungsirrtümer zu erkennen, weil man es gewöhnlich
(per definitionem) nicht bemerkt. Ein "Klassiker" unter den Abwehrmechanismen
ist die Projektion, wenn etwas eigenes in einen anderen verlagert und dort
wahrgenommen wird. Also nicht: ich hasse Dich, sondern Du hasst mich. Ganz
allgemein kann man sich wappnen, indem man bei wichtigeren Beziehungsurteilen
zumindest hin und wieder die Möglichkeit einbezieht, dass es auch
anders, gar nicht oder möglicherweise sogar umgekehrt sein könnte.
F2: Man fragt jemand anderen, ob er das z.B. auch für möglich
jält oder glaubt. Oder man trägt den Sachverhalt
einem Kundigen vor.
SF1: Der Sophist könnte sagen, man kann
sich nicht wie Münchenhausen selbst aus dem Sumpf ziehen.
SF2: Der Befragte ist nicht ehrlich, steckt mit
dem anderen unter einer Decke oder er kann sich genauso täuschen.
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Fata Morgana / Sinnestäuschung
Eine Fata Morgana stellt sich öfter in sog. Entbehrungs (Deprivations)-Zuständen
ein, wenn es sehr starke Motive oder Bedürfnisse gibt, die die wunschgeleitete
Wahrnehmung hervorbringen.
F1: Sich kritisch fragen: Gibt es Gründe, dass ich mir das einbilde?
Abwenden, unterbrechen und aus einem anderen Blickwinkel, einer anderen
Richtung erneut wahrnehmen. Längere Unterbrechnung, sammeln und erneut
aus einem anderen Blickwinkel, einer anderen Richtung erneut wahrnehmen.
F2: Andere fragen, aufzeichnen, z.B. fotographieren
SF1/S2: Der Sophist muss das nicht in Frage stellen, weil er ja genau
vertritt, dass man Sinnestäuschungen aufsitzen kann.
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Halluzination
Eine Halluzination ist eine Wahrnehmung ohne äußere Wahrnehmungsquelle.
Sie ist ein Produkt des Gehirns ohne entsprechende äußere Reize.
Halluzinationen haben Wirklichkeitscharakter.
F1: Die erste Prüffrage ist: kann das sein? Widerspricht eine
Wahrnehmung unserem Wissen, so ist das ein starkes Indiz für eine
Fehlwahrnehmung z.B. auch vom Typ Halluzination. Wenn ich z.B. meinen verstorbenen
Vater von der Decke herunterblicken sehe, dann weiß ich gewöhnlich,
dass das nicht sein kann. Wenn ein weißer Mercedes vorbeifährt,
dann kann dies nur sein, wenn ich auf der Straße bin, dann kann es
schwierig sein, diese Wahrnehmung als Halluzination zu erkennen. Fährt
er in meiner Küche vorbei, dann weiß ich, dass das nicht stimmen
kann.
F2: Man kann erstens jemanden anderen fragen, ob er meine Wahrnehmungen
auch hat. Und zweitens kann man unter Umständen mit Hilfe von Aufzeichnungsgeräten
prüfen, ob sich die Wahrnehmungen dokumentieren lassen.
SF1/SF2: Der Sophist kann die Methoden in Frage stellen.
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Desorientierung, Bewusstseinsstörung
In Übergangszuständen z.B. beim einschlafen oder aufwachen,
in Rauschzuständen, bei Depersonalisation oder Derealisation, in besonderen
Streßsituationen oder psychopathologischen Zuständen können
Orientierung und Bewusstseins gestört sein, so unklar sein kann, was
nun die Wirklichkeit ist und was nicht.
F1: Das Problem ist, dass man selbst (zunächst) nicht bemerkt,
dass man in einer besonderen Situation ist: man erlebt, was man erlebt
und dem vertraut man gewöhnlich, wenn keine Indizien dagegensprechen.
Sobald man gegenwärtig ist, dass man beim einschlafen oder aufwachen
war, hat man ein so Indiz, das zur kritischen Vorsicht mahnen kann, der
Wahrnehmung zu misstrauen. Merke ich z.B. dass ich dachte "ich bin gestern",
so wird mir in der Regel die Falschheit dieses Erlebens zu denken geben,
weil ich der und der Mensch bin und nicht eine Zeit.
F2: In dieser Situation können andere um mich herum sehr hilfreich
und korrigierend bei zeitlicher, örtlicher oder persönlicher
Orientierung wirken.
SF1: Die Möglichkeit von Desorientierungen und Bewusstseinsstörungen
sind für den Sophisten geradezu eine argumentative Basis, Aussagen
in Frage zu stellen.
SF2: Woher weiß man, dass es der andere ernst meint, nicht einen
Schbaernack mit mir treibt, mich testet und auf die Probe stellt?
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Traum
F1: Wie stellt ein Mensch fest ob er (tag) träumt oder wach ist?
Normalerweise tut er das nicht, er weiß es. Aber genau damit wollen
wir uns nicht begnügen. Die erste natürliche Methode ist das
Innehalten und sich fragen: träume ich etwa, z.B. wenn etwas
völlig Merkwürdiges und Seltsames geschieht. Im Traum sind die
Wahrnehmungen oft teilartig ("Fetzen") und nicht vollständig, so dass
man sich fragen kann, wie vollständig und ganz ist meine Wahrnehmung.
Machmal ist auch die Klarheit und Schärfe getrübt. Manchmal geschieht
etwas, das es nicht gibt. Es gibt zwar das lucide Träumen, wonach
man im Traum auf den Verlauf des Geschehens Einfluss nehmen kann, aber
die meisten Menschen sind keine luciden Träumer, so dass die Frage
der Einflussnahme meiner Wahrnehmung, die bewusste Lenkung und Steuerung,
ein Indiz für Wachsein ist. Man schaut sich um und prüft die
Umgebung. Man kann die Augen mehrfach schließen und wieder aufmachen:
ist noch alles so, wie es gerade war? Gelegentlich wird berichtet, dass
man sich als Prüfmethode kneift oder zwickt. Odysso beschäftigte
sich am 7.2.2019, 9.00 Uhr mit Träumen (5:42 min)): "So können
wir unseren Traum selbst steuern. Im Klartraum, dem luziden Traum, sind
wir uns bewusst, dass wir träumen und können das Traumgeschehen
lenken. An der Uni Nijmegen erforschen Wissenschaftler, wie das geht. ..."
(3.29) wird behauptet: "Eine Hand im Traum verändert sich, ein klares
Zeichen, dass wir träumen."
F2: Man fragt jemand anderen. Ich sehe, dass die Tür zu ist, siehst
Du das auch?
SF1: Das alles kann auch im Traum geschehen. Man kann sich auch im
Traum fragen, ob man träumt und es verneinen.
SF2: Wenn der andere Teil des Traums ist, wird er das auch sehen. Das
sagt also gar nichts.
Umgebungseinfluesse (Asch-Versuch),
Manipulation, Suggestion
Unscharfe und mehrdeutige Umgebungen erschweren die Wahrnehmung. Wir
können aber auch von außen beeinflusst werden, sei es bei Aufführungen
von Zauberern, sei es durch die Menschen, die uns mit ihrem Urteil beeinflussenm
wie im Asch-Versuch
und in vielen anderen gezeigt. Nicht selten trügt der Schein. Je bedeutungsvoller
und konsequenzenreicher eine Aussage ist, desto mehr kommt es darauf an,
sie zu prüfen und zu sichern. Unsere Umgebung ist voller Manipulationen
und (oft falscher) Suggestionen, die manchmal auch schwer zu erkennen sind.
F1: Ich kann mich fragen: sitze ich einer eigenen oder fremden Suggestion
auf? Werde ich beeinflusst? Will man mir etwas weiß machen? Wer könnte
ein Interesse an dieser oder jenen Aussage haben?
F2: Ist meine Umgebung wie beim Asch-Versuch in die Suggestion verwickelt,
nutzt es natürlich jemanden aus dieser Gruppe zu befragen, ich müßte
Außenstehende, am besten vertrauenswürdige Außenstehende
befragen.
SF1/SF2: Der Sophist kann immer bestreiten, dass die Wahrnehmung oder
die Aussage stimmt. Man könnte ihn fragen: was könnte ihn veranlassen,
zuzugeben, dass die Wahrnehmung oder die Aussage stimmt? Darauf könnte
er sagen: wenn sie stimmt. Dasselbe könnte er sagen, wenn man fragt,
wann die Aussage denn stimmt. Dann bleibt nur noch, ihm zu sagen, wenn
er keine Kriterien nennen könne, dann könne man ihm nicht helfen.
_
Taeuschung durch Attrappe
F1: Ob eine Wahrnehmung nur eine Attrappe ist, kann man durch Vergleichen
feststellen. Allerdings sind täuschend echte Attrappen vorstellbar
und dann wird es schwierig. Eine Möglichkeit sind Proben, die allerdings
den Gegenstand beschädigen können.
F2: Um einen Eindruck oder Vergleich kann man auch andere bitten. Aber
auch ein anderer hat gegen eine täuschend echte Attrappe genau dieselben
Probleme.
SF1/SF2: Der Sophist muss das nicht in Frage stellen, weil er
ja genau vertritt, dass man auf Attrappen hereinfallen kann.
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Trance
Trance ist ein besonderer Bewusstseinszustand, in dem die Aufmerksamkeit
für andere herabgesetzt ist. Trance kommt auch im Alltag oft vor,
wenn man versunken ist, wenn man in die Ferne starrt, wenn man sich einer
Betätigung hingibt ("flow") und dadurch alles andere in den Hintergrund
rückt (das kann z.B. beim Abspülen, beim Kartoffel schälen
oder beim schnitzen oder malen sein (Tom Sawyer hat es in der Geschichte
"Tom
streicht einen Zaun" gut gespielt).
F1: Wie soll man merken, dass man versunken, in Trance ist? Sobald
man es merkt, ist man ja nicht mehr in diesem Zustand. Gibt es etwa eine
Supervision des Bewusstseins?
F2: Warum sollte ich einen anderen fragen, ob ich in Trance bin?
Und wie könnte ein anderer wissen, ob ich in Trance bin? Nun, ob jemand
hingebungsvoll eine Sache macht, wenig vom drum herum mitbekommt,
schwer ansprechbar ist, dann ein Außenstehender schon auf die Idee
kommen, dass da etwas besonderes, nicht gewöhnliches geschieht.
SF1/SF2: Der Sophist kann immer behaupten, ich sei in Trance gewesen
und hätte das nicht "wirklich" erlebt und nur phantasiert.
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Hypnose (Tiefenhypnose)
Hier geht es um ein Erleben oder Verhalten in Tiefenhypnose, von dem
der Hypnotisierte anschließend nichts mehr bewusst weiß, z.B.
dass er salutieren soll, wenn die Uhr schlägt.
F1: Wie kann ich wissen, was mir in Hypnose beigebracht wurde? Theoretisch
ist es möglich, dass einem das in der Hypnose Beigebrachte oder Verabreichte
einfällt, es sind aber keine Methoden bekannt, wie man das gezielt
herbeiführen kann.
F2: Wenn die Hypnose Zeugen hat oder aufgezeichnet wird, ist es möglich,
ein Erleben oder Verhalten nachher als ein hypnotisiertes zu erkennen.
SF1/S2:
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Erfinden, Lüge
Lügen heißt mit Wissen und Absicht die Unwahrheit sagen.
Die Lüge ist wahrscheinlich eine der erfolgreichsten Verhaltensweisen
in der Geschichte der Menschen. Sie ist in vielen Fällen vorteilhaft
und deshalb wird auch so oft gelogen. Das ist eine Quelle der Lüge.
Eine Variante davon ist, man lügt, um Fehler, Mängel oder Schwächen
zu berbergen.
F1: Hier stellt die Frage gar nicht, ob ein Sachverhalt wahr
ist oder nicht, weil man ja schon weiß, dass er nicht wahr ist. Wozu
sollte man sich also fragen, ob ein Sachverhalt wahr ist, wenn man schon
weiß dass er falsch ist. Das macht keinen Sinn.
F2: Man kann andere um Bestätigung bitten oder sich mit ihnen
absprechen.
SF1/SF2: Der Sophist steht hier vor der Frage, wie er herausfinden
kann, ob jemand lügt oder nicht? Er könnte aber auch argumentieren,
dass die Aussage nicht gelogen, sondern wahr ist. Dem Sophisten ist es
im Grunde egal, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt, er will in
jedem Fall in Frage stellen und verunsichern.
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Sonstige Fehlerquelle(n)
Eine Rest- und Auffangkategroie ist fast ummmer sinnvoll, weil immer
neue Erkenntnisse möglich oder Fehlervariationen bekannt werden können.
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Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Wissenschaft site:www.sgipt.org. |
noch nicht end-korrigiert