Abwehrmechanismen und Neutralisationsmechanismen
Texte aus der Diplom-Arbeit von Rudolf Sponsel (1976) - Zur Aktualität 2017.
"Die Neutralisationstechniken sind grob charakterisiert so etwas wie
die aus der psychoanalytischen Ichtheorie bekannten Abwehrmechanismen.
Und die Theorie besagt, grob ausgedrückt, daß delinquentes Verhalten
begünstigt wird, in dem solche Mechanismen gelernt werden.
Diese Mechanismen sind so etwas ähnliches wie "Unrechtsverwandler",
sie ermöglichen dem delinquent handelnden Individuum, die Delinquenz
zu neutralisieren, daher der sinnreiche Name der Techniken.
Die allgemeine Formel für die Funktion dieser Techniken lautet:
"Normalerweise ist das, was ich getan habe, nicht mit dem Recht vereinbar,
aber ... in diesem meinem Fall, in dieser 'speziellen' Situation konnte
ich nicht anders oder andere hätten das Gleiche getan oder es ist
ja gar nichts passiert, oder den es getroffen hat, dem geschieht es recht
oder ... oder ... oder.
Es ist klar, daß solche Techniken wie ja die
Abwehrmechanismen überhaupt, eine überaus wichtige Stütze
zur Erhaltung des Selbstwertgefühles darstellen. So wenig wie ein
Mensch ohne Abwehrmechanismen auskommen kann, die er tagtäglich einsetzt,
um sein Leben zu bewältigen, so wenig dürfte der Mensch frei
von Neutralisationsmechanismen sein. Sie ermöglichen ihm, all die
kleinen Unkorrektheiten, Vergehen und die kleinen "Gaunereien" bzw. Streiche,
die ihm im Alltag unterlaufen, abzuwehren zum Zwecke der subjektiven Wohlbefindlichkeit."
(S. 1f)
S. 15ff: "Neutralisationsmechanismen und Abwehrmechanismen
Die Frage, inwieweit die Neutralisationsmechanismen nichts anderes
als die aus der psychoanalytischen Ichtheorie bekannten Abwehrmechanismen
sind, ist nicht undelikat und. verdient eine Betrachtung.
TOMAN (1968,S. 118) charakterisiert die Mechanismen wiefolgt:
Strittig ist, inwiefern es notwendiges Charakteristikum der Abwehrmechanismen
ist, daß sie unbewußt eingesetzt werden (FREUD, ANNA o.J. S.
26; LAPLANCHE/PONTALIS Bd. 1 1973, S. 24), ebenfalls strittig ist die Vielzahl
und Funktion der in der Literatur postulierten Abwehrmechanismen (LEVITT
1973, S. 36). Abwehrmechanismen können wie Neutralisationen gelernt
werden (TOMAN 1973 II, S. 65); TOMAN spricht sogar von "automatisiert"
(a. a. O.), was dafür spricht, daß zu gewissen Persönlichkeiten
charakteristische Abwehrmechanismen gehören (FENICHEL II, S.164, 135,
dt. 1975), wie etwa FENICHEL für den Hysteriker die Verdrängung
oder für den Zwangscharakter Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen und
die Isolierung ausgemacht hat. Allgemein könnten die Neutralisationen
als Abwehrmechanismen gegen das Überich aufgefasst werden, doch müssen
Neutralisationsmechanismen keine Abwehrmechanismen im psychoanalytischen
Sinne sein - sie können es, aber sie brauchen es nicht zu sein. Jemand
kann sich z.B. durchaus bewußt sein, daß er auf seinen Arbeitgeber,
der leichtfertig Material lieber verkommen läßt, als etwas den
Arbeitern abzugeben, einen Haß erzeugt und darum beschließt,
einfach Material zu "klauen". In der Rechtfertigung mag er anführen,
daß er nicht einsieht, weshalb das Material teilweise verkommen soll.
Viele solcher Fälle sind aus den sozialistischen Ländern bekannt
(Chr. HELFER 1967, S. 181). [>16]
Auch daß manche Delinquente sehr genau zwischen in Frage kommenden
Opfern differenzieren (SYKES & MATZA, S. 362), spricht dafür,
daß die Neutralisation häufig ganz bewußt eingesetzt wird,
wobei sie gelegentlich eher den Charakter einer Erklärung denn einer
Rechtfertigung hat.
So scheint es, als ob der Übergang von "bewußt"
bis "unbewußt" bei den Neutralisationen fließend ist; auch
der Charakter einer Ersatzbefriedigung scheint ihnen zu fehlen, manchmal
drückt sich in den Neutralisationen sogar direkte Befriedigung aus,
veranschaulicht etwa durch die Formel "Dem geschieht es aber recht" (N3).
Zur Neutralisation wird ein solches Verhalten im eigentlichen Sinne erst,
wenn der Delinquent meint, er habe den anderen nicht schlagen wollen, weil
der ihn geärgert habe, sondern er wollte ihn quasi "erziehen", ihm
eine "Lektion" erteilen, die nur zu seinem eigenen "Besten" sei, wie etwa
die häufigen und typischen Ratschläge (und Rechtfertigungen)
von Eltern ihren Kindern gegenüber.
Verwandtschaften zwischen Neutralisationsmechanismen und Abwehrmechanismen:
1) N1 : Die Ablehnung der Verantwortung.
2) N2: Die Verneinung des Unrechts.
3) N3: Die Ablehnung des Opfers.
4.) N4: Die Verdammung der Verdammenden.
5) N5: Die Berufung auf höhere Instanzen.
. | einheitswissenschaftliche
Sicht. Ich vertrete neben den Ideen des Operationalismus, der Logischen
Propädeutik und einem gemäßigten Konstruktivismus
auch die ursprüngliche einheitswissenschaftliche Idee des Wiener
Kreises, auch wenn sein Projekt als vorläufig gescheitert angesehen
wird und ich mich selbst nicht als 'Jünger' betrachte. Ich meine dennoch
und diesbezüglich im Ein- klang mit dem Wiener
Kreis, daß es letztlich und im Grunde nur eine
Wissenschaftlichkeit gibt, gleichgültig, welcher spezifischen
Fachwissenschaft man angehört. Wissenschaftliches Arbeiten folgt einer
einheitlichen und für alle Wissenschaften typischen Struktur, angelehnt
an die allgemeine
formale Beweisstruktur.
Schulte, Joachim & McGuinness, Brian (1992, Hrsg.). Einheitswissenschaft - Das positive Paradigma des Logischen Empirismus. Frankfurt aM: Suhrkamp. Geier, Manfred (1992). Der Wiener Kreis. Reinbek: Rowohlt (romono). Kamlah, W. & Lorenzen, P. (1967). Logische Propädeutik. Mannheim: BI. |
Wissenschaft [IL] schafft Wissen und dieses hat sie zu beweisen, damit es ein wissenschaftliches Wissen ist, wozu ich aber auch den Alltag und alle Lebensvorgänge rechne. Wissenschaft in diesem Sinne ist nichts Abgehobenes, Fernes, Unverständliches. Wirkliches Wissen sollte einem Laien vermittelbar sein (PUK - "Putzfrauenkriterium"). Siehe hierzu bitte das Hilbertsche gemeinverständliche Rasiermesser 1900, zu dem auch gut die Einstein zugeschriebene Sentenz passt: "Die meisten Grundideen der Wissenschaft sind an sich einfach und lassen sich in der Regel in einer für jedermann verständlichen Sprache wiedergegeben." |
Allgemeine
wissenschaftliche
Beweisstruktur
und beweisartige Begründungsregel
Sie ist einfach - wenn auch nicht einfach durchzuführen - und lautet: Wähle einen Anfang und begründe Schritt für Schritt, wie man vom Anfang (Ende) zur nächsten Stelle bis zum Ende (Anfang) gelangt. Ein Beweis oder eine beweisartige Begründung ist eine Folge von Schritten: A0 => A1 => A2 => .... => Ai .... => An, Zwischen Vorgänger und Nachfolger darf es keine Lücken geben. Es kommt nicht auf die Formalisierung an, sie ist nur eine Erleichterung für die Prüfung. Entscheidend ist, dass jeder Schritt prüfbar nachvollzogen werden kann und dass es keine Lücken gibt. |
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