Internet
Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
IP-GIPT DAS=25.04.2002
Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 18.6.8
Impressum:
Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
Stubenlohstr.
20 D-91052 Erlangen * Mail:
sekretariat@sgipt.org
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& .Copyright_ Anmeldung
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Hinweise Links u. Heilmittel_
Willkommen in der Abteilung Forensische Psychologie, Bereich Beeinflussung
von ZeugInnen,
und hier speziell zum Thema:
Kinder und ZeugInnen richtig
befragen
bei Verdacht auf sexuellem Mißbrauch
oder Vergewaltigung
Eine Information für Betroffene, Angehörige, Anteilnehmende
und Helfende
aus Allgemeiner und Integrativer forensisch-psychologischer Sicht
Von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Querverweise.
Wenn es nur eine ZeugIn gibt, kommt es ganz entscheidend
auf die erste fachkundig erhobene Aussage der ZeugIn an, die so
bald wie möglich erhoben werden sollte, am besten bevor eine
Therapie beginnt. Es ist wichtig, daß man der ZeugIn ermöglicht
und ihr dabei hilft, eine gute und verwertbare Aussage zu machen. Das ist
möglich, wenn Sie folgende Grundsätze beachten:
Die Generalregel heißt, so offen als möglich
fragen und immer nur an den Inhalten anknüpfen, die die ZeugIn von
sich aus sagt und anbietet. Keine Suggestiv-Fragen. Sie helfen der ZeugIn
gar nicht, wenn Sie sie falsch befragen, die ZeugIn wird im Laufe der Zeit
nur verwirrt und sagt immer mehr schwer Nachvollziehbares.
Stellen Sie keine Suggestivfragen (Beeinflussungsfragen)
Suggestivfragen
sind solche, die man mit Ja oder Nein beantworten kann, die ein nicht von
der ZeugIn eingführtes Wort (Thema) vorgeben, die Antwortmöglichkeiten
einschränken oder eine besondere Antwort nahelegen.
Beispiele:
(siehe evtl. auch Befragung
zum kindlichen Zeitbegriff)
Suggestiv und ganz schlecht: Hat er Dich
ausgezogen?
Sehr gute offene Frage: Was ist dann geschehen?
Auch noch gut: Was ist mit der Kleidung geschehen
oder ist damit nichts geschehen?
Direkte „Ver-Oderte" Frage: Hat er Dich ausgezogen
oder hat er Dich nicht ausgezogen?
Suggestiv und ganz schlecht: Hat er sich
auf Dich drauf gelegt?
Sehr gute offene Frage: Was hat er dann gemacht?
Auch noch gut: Wie hat er gelegen oder hat
er nicht gelegen?
Direkte „Ver-Oderte" Frage: Hat er sich auf
Dich drauf gelegt oder hat er sich nicht auf Dich drauf gelegt?
Merke: Im Zweifelsfall immer stilistisch „schlechtes
Deutsch" wählen und die Frage so mit einem Oder-Zusatz ausstatten,
daß eine Suggestion (Beeinflussung) gering gehalten oder ausgeschlossen
wird.
-
Bedrängen Sie die ZeugIn nicht, auch nicht in eine bestimmte
Richtung.
-
Geben Sie der ZeugIn das Gefühl, daß sie alles
sagen kann, aber nichts, was sie nicht erinnert. Sie darf auch sagen: Das
weiß ich nicht mehr so genau.
-
Zeigen Sie ihr keine Bilder, Videos oder Fotos, um zu fragen,
ob es so war. Auch das ist suggestiv. Bringen Sie von sich aus keine Vergleiche.
Es sei denn, Sie können an Ausgesagtes anknüpfen oder haben mehrere
Alternativen, z. B. Penisstellung a) normal herunterhängend, b) erregt
nach oben gerichtet, c) unmögliche Stellung 90 Grad vom Körper
weg, d) unmögliche Stellung nach unten "stehend".
-
Die ZeugIn sollte bis zur fachkundigen Befragung weitgehend
von es gut Meinenden nicht befragt werden. Je öfter ZeugInnen falsch
und suggestiv befragt werden, desto verwirrter werden sie und desto schwieriger
wird es später, die glaubhaften Anteile ihrer Aussage herauszufinden
und entsprechend aussagepsychologisch abzusichern.
In der Therapiestunde sollten die Angehörigen nicht
dabei sein, es sei denn, es wird ausdrücklich geplant, weil das zu
umfangreichen und ungünstigen Beeinflussungen führen kann.
Kleinere Kinder sind manchmal zu keiner so umfangreichen
Aussage fähig, so daß eine aussagepsychologische Analyse mangels
Aussagematerial nur schwer möglich ist. Wenig Aussagematerial kann
(1) durch die Qualität oder muß (2) durch andere
Beweis- und Indizienquellen ausgeglichen werden - wenn möglich.
Bei Kindern beachten, daß der Zeitbegriff erst gegen Ende der
Grundschule richtig differenziert ausgebildet ist. Schlechte zeitliche
Angaben bei Kindern sprechen also nicht gegen die Glaubwürdigkeit
sondern eher dafür.
Hierzu: Grundwissen Kindlicher
Zeitbegriff mit Literaturliste und evtl.
Querverweise
Standort: Kinder- und ZeugInnen richtig befragen
bei Verdacht auf sexuellem Missbrauch oder Vergwaltigung
*
Die
12 'Verbote' (‘Hauptsünden’) in der Vernehmung (Exploration).
* Aussagepsychologie *
Andere Beweis-Methoden und Indizienquellen.
* Aussagepsychologische Gutachtenanalysen.
*
Psychologische Grundlagen des Polizeilichen
Opferschutzes.
Information und Übersicht
Forensische Psychologie, Psychopathologie und Therapie (Verteilerseite).
Überblick: Zwischenmenschliche
Beziehungen, Liebe, Sex, Sexuelle Abweichungen und Störungen, Mißbrauch,
Psychopathologie, Sex- und Beziehungs- Kriminalität, Psychotraumatologie
und Viktimologie.
*
Zitierung
Sponsel, R. (DAS). Kinder
und ZeugInnen richtig befragen bei Verdacht auf sexuellem Missbrauch oder
Vergewaltigung.
Internet Publikation Allgemeine und
Integrative Psychotherapie (IP-GIPT). Erlangen: https://www.sgipt.org/forpsy/zeubef0.htm
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Änderungen Kleinere
Änderungen werden nicht extra ausgewiesen; wird gelegentlich überarbeitet
und ergänzt.
17.06.2008 Allgemeinere und verbesserte
Kennzeichnung einer Suggestivfrage; Titel.
24.06.2005 Querverweise.
20.04.2001 Überarbeitung.
18.10.1998 Überarbeitung.