Erleben und Erlebnis in Dilthey Bd. 18 Die Wissenschaften vom Menschen, der Gesellschaft und der Geschichte Vorarbeiten zur Einleitung in die Geisteswissenschaften
Materialie zur Studie Psychologie des Erlebens
Überblick Erleben bei Dilthey.
Wilhelm Dilthey 1833-1911
Bildquelle
Wikipedia.
recherchiert von Rudolf Sponsel, Erlangen
Viele Philosophen, Juristen,
Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler bewegen sich begrifflich
auf vor-aristotelesischem "Niveau" (>Sprachkritik)
und können das elementar Notwendige nicht, das jede WissenschaftlerIn
beherrschen muss:
welche ihre Gedanken untereinander austauschen wollen, etwas voneinander verstehen; denn wie könnte denn, wenn dies nicht stattfindet, ein gegenseitiger Gedankenaustausch (...) möglich sein? Es muß also jedes Wort (...) bekannt sein und etwas, und zwar eins und nicht mehreres, bezeichnen; hat es mehrere Bedeutungen, so muß man erklären, in welcher von diesen man das Wort gebraucht. ..." Aus: Aristoteles (384-322) Metaphysik. 11. Buch, 5. Kap., S. 244 (Rowohlts Klassiker 1966) |
Leider verstehen viele Philosophen, Juristen, Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaftler auch nach 2300 Jahren Aristoteles immer noch nicht, wie Wissenschaft elementar funktionieren muss: Wer wichtige Begriffe gebraucht, muss sie beim ersten Gebrauch (Grundregeln Begriffe) klar und verständlich erklären und vor allem auch referenzieren können, sonst bleibt alles Schwall und Rauch (sch^3-Syndrom). Wer über irgendeinen Sachverhalt etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, wie er diesen Sachverhalt begrifflich fasst, auch wenn dies manchmal nicht einfach ist. Wer also über Gewissheit etwas sagen und herausfinden will, der muss zunächst erklären, was er unter "Gewissheit" verstehen will. Das ist zwar nicht einfach, aber wenn die Philosophie eine Wissenschaft wäre und und die PhilosophInnen Aristoteles ernst nehmen würden, dann hätten sie das in ihrer 2300jährigen Geschichte längst zustande bringen müssen. Im übrigen sind informative Prädikationen mit Beispielen und Gegenbeispielen immer möglich, wenn keine vollständige oder richtige Definition gelingt (Beispiel Gewissheit und Evidenz).
Übersicht der Arbeiten
Erste Zusammenfassung-Bd18 (>Analysemethode)
Methode
Die ausgewählten Werke werden werden systematisch nach folgenden
Texten durchsucht und die Fundstellen dokumentiert und alpha-numerisch
identifiziert (signiert):
B18-103: "Unmittelbar ist für unser Wahrnehmen von geistigen Tatsachen nur das gegeben, was unser eigenes Bewußtsein umschließt. Was wir hier erleben und was wir von Erlebtem in der Erinnerung bewahren, das allein bildet den Umkreis des direkt und unmittelbar wahrgenommenen Geistigen. Körperliche Vorgänge sind mit geistigen verbunden, und obgleich hier keine Art von Vergleichbarkeit stattfindet, finden wir doch infolge der Verkettung geistiger Tatsachen und körperlicher Vorgänge die einen in den anderen dargestellt und ausgedrückt. In der Sprache aber existiert ein [>104] Mittel, dem Psychischen Zeichen zu verschaffen, in welchen es seinen Inhalt gewahr werden läßt. Ein durch die Mittel der äußeren Wahrnehmung uns sein Inneres darstellendes Individuum wird, wie wir es ausdrücken, verstanden. Untersuchungen der verschiedensten Art sind darauf verwandt worden, die Art, wie die Außenwelt uns gegeben ist, zu erforschen; mit welchem Grade von Evidenz und Zuverlässigkeit aber das Innere anderer Individuen uns erscheint, ist kaum je der Untersuchung unterzogen worden, und der Erkenntnisvorgang, in welchem dies geschieht, läßt doch das Schema von Induktion und Deduktion gänzlich hinter sich und zeigt uns, daß es noch andere Weisen gibt, Wahrnehmungen miteinander zu Erkenntnissen zu verknüpfen, als diejenigen, welche die bisherige Logik darstellt."
2. Jeder Status conscientiae kann verschiedene Seiten darbieten,
welche an ihm von der Aufmerksamkeit hervorgehoben werden können.
So ist die in ihm enthaltene Inhaltlichkeit für sich auffaßbar.
Und zwar kann sie z. B. einen Wahrnehmungsbestand unterschieden von einem
Vorstellungs-Denkbestand enthalten. Blicke ich nachdenkend über ein
Problem aus dem Fenster, so ist dies augenscheinlich. Von dieser Inhaltlichkeit,
die für sich auffaßbar ist, ist der psychische Akt oder Zustand
unterschieden; aber auch an ihm können durch die Aufmerksamkeit mindestens
zwei Seiten gesondert werden. Ein Willensakt kann stattfinden und ich kann
seiner inne werden, während ich zugleich einen sinnlichen Schmerz
habe.
4. Das, was solchergestalt in dem Status conscientiae als ganz Ablösbares,
sonach als ein in ihm Gegebenes, relativ Selbständiges enthalten ist,
stellt sich als ein Einfaches dar, welches nicht durch Zusammensetzung
erklärt werden kann. So stellen sich also die einzelnen Gefühle,
Affekte, Denkakte, Willensakte als einfache Tatsachen dar. Sie für
sich genommen würden die Möglichkeit einer Reduktion ausschließen.
5. Das Verhältnis der psychischen Zustände und Akte ist
also das einer Gliederung, in welcher unterschiedene, allgemeine Züge
aufgrund von Bedingungen sich spezialisieren. Diese Auffassung unterscheidet
sich von der herrschenden an zwei Punkten. Einmal erscheint es unmöglich,
einen Grundzug, eine Art und Weise des Psychischen zu sein, an den Anfang
zu [>137] kann gefragt werden, ob nicht das Bewußtsein konstant unter
einer Verknüpfung von Bedingungen steht, die mit seiner qualitativen
Verschiedenheit in Verbindung steht. Alsdann würden diese Beziehungen
mit dem Ergebnis der qualitativen Analyse zu verbinden sein. Diese Stellung
des Problems fordert, daß wir wieder an eine Reihe bisheriger Ergebnisse
anknüpfen."
B18-173: "Geschichte im tiefsten Verstande ist daher nur da, wo
ein gewaltiges B18-133.2Erleben
da ist, welches sich frei ergießt und das in seiner Mächtigkeit
alles frühere B18-1-133.3Erleben
in sich schließt."
Zusammenfassung-B18-Erlebnis: Erlebnis wird nicht definiert oder erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung oder Literaturhinweise. Dilthey bleibt im abstrakt allgemeinen Meinen verhaftet und bleibt elementare empirische Belege und konkrete Beispiele schuldig.
B18-Titel Hinweis auf "Das B18-2.1Erlebnis und die Dichtung" (Lessing, Goethe, Novalis, Hölderlin).
B18-IX Hinweis auf den Erfolg des Buches 1906 zu Goethe "Das B18-2.2Erlebnis und die Dichtung".
B18-XVIII Hinweis auf den eigenen Band mit Goethe "Das B18-2.3Erlebnis und die Dichtung".
B18-115: "Man hat diese Tatsache benutzt, um einen willensfreien Intellekt zu schildern etc.. Die erinnernde Beobachtung des eigenen Innern, hier das einzige Hilfsmittel der Entscheidung, beweist, daß in der Tat Willensakte in uns durch solche Zeitteile unterbrochen werden, in welchen Beobachtung des Erinnerungsbildes keine Willensaktion mehr zu entdecken vermag. Nun könnte man zwei Hypothesen bilden. Entweder man nimmt an, daß in der Tat nicht nur die Willensaktion, sondern der Bestandteil des psychischen Lebens, den wir Willen nennen, pausiert, d. h. gar nicht mehr da ist und erst wieder entsteht. Eine solche Hypothese würde einschließen, daß dieser als Wille bezeichnete Bestandteil eine Folgeerscheinung sei, die an einem von ihr verschiedenen Zusammenhang aufträte. Möchte nun dieser Zusammenhang als ein psychischer, etwa ein Vorstellungsinbegriff, oder als ein physiologischer gedacht werden: es würde das folgerichtig den Willen, im Widerspruch mit dem tiefsten menschlichen B18-2.4Erlebnis, tief herabmindern. Unvereinbarkeit mit dem Empirischen. Die andere Auffassung, welche etwas der Willensaktion zugrunde liegendes Gleichartiges auch in solchen Momenten fortdauernd denkt, findet sich mit Tatsachen in Übereinstimmung, welche schwerlich sonst eine Erklärung finden würden. Was wir Realität nennen, ist nichts anderes als ein Bewußtsein der Einschränkung unseres Selbst durch eine Außenwelt, welche zu-[>116]nächst im Druck auf eine unmittelbare Weise erlebt wird178. ... "
B18-116: "Das Verhältnis dieser drei elementaren Funktionen zueinander innerhalb dieser verschiedenen Status conscientiac ist nicht direkt erkennbar; jedoch ist es als B18-2.5Erlebnis da, wir werden seiner inne [>117] und verstehen von ihm aus den fundamentalen Zusammenhang in allem Lebendigen."
B18-117: "Hiermit stimmt überein, daß in allen psychologischen Konstruktionen eine Wahrheit ist, nur einseitig verallgemeinert. Denn jede Art, das innere Verhältnis dieser drei Elementaren zu konstruieren, ruht auf B18-2.6Erlebnis, Erfahrung. Wir verstünden nicht, wie es in einer andern Seele zugeht, käme sie uns nicht zu Hilfe."
B18-137: "Psychische Einteilungen — dies zeigte der letzte Abschnitt
— entstehen durch die Verknüpfung der Angaben der Bedingungen, unter
denen Bewußtseinszustände stehen, mit dem Bilde des Zustandes
selber. Die fundamentale Einteilung würde sonach aus der Angabe der
allgemeinsten Möglichkeiten dieser Bedingungen abgeleitet werden können.
Wir sahen: Die Inhaltlichkeit steht unter einer
dreifachen möglichen Beziehung und das, was wir als psychische Verschiedenheiten
allgemeinster Art innewerden, entspricht als inneres
B18-2.7Erlebnis
diesen möglichen Stellungen. Wir sahen andererseits, daß das
Individuum als Ganzes, in seiner Beziehung zur Außenwelt betrachtet,
eine Gliederung seines Gesamtlebensprozesses vermöge dieser seiner
Doppelstellung hat."
B18-165: "11. Das Ganze und sein Zusammenhang ist nur im B18-2.8Erlebnis und dem unmittelbaren Bewußtsein."
B18-166: "Das Verhältnis des Außen und Innen, des Selbst
und des umgebenden Mittels ist nur eine im Bewußtsein gegebene Relation,
aber wir sahen, daß diese Relation für den ganzen Menschen da
war und daß dies den Charakter von Realität ausmachte.
Dieses Verhältnis ist kein anderes als das
in dem Erlebnis enthaltene, welches der Gegenstand des letzten Kapitels
war. Sagen wir, die Außenwelt sei eine Bedingung unseres Lebens,
ein Gegenstand unseres Auffassens, ein Zielpunkt unseres Wollens, so drücken
wir nur objektiv das aus, was in diesem B18-2.9Erlebnis
enthalten ist. Daher sind die fundamentalen Kategorien: Subjekt: Objekt
— Bedingung und Gut — Zweck und Mittel.
Dieser Zusammenhang ist aber in den Stufen seiner
Entwicklung mit dem Zusammenhang des physiologischen Apparats, insbesondere
des Nervensystems, auf den entsprechenden Stufen in Korrespondenz."
B18-224: Hinweis auf den Novalisaufsatz "Das B18-2.10Erlebnis
und die Dichtung".
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Zusammenfassung-B18-Bewußtsein: Insgesamt gibt es 58 Fundstellen
zu Bewußtsein.
B18-4: "Zentrale Untersuchung : Verhältnis der Inhalte unseres Bewußtseins einerseits zur Außenwelt, andererseits zu unserem Selbst. Eine solche Untersuchung Synthese durch eine Art Identitätssystem . Aber es existiert für uns gar keine ..."
B18-36: "Endlich ist Sittlichkeit darin enthalten als Bewußtsein einer Beziehung von Beweggründen auf vom allgemeinen zustimmenden Urteil Getragenes . So entspringen die Systeme von Staat, Recht und Sittlichkeit. Dieses alles sind Merkmale ..."
B18-45: "Die Exaktheit in allen Klassen von Forschungen macht es aus , ein klares Bewußtsein über die Grade von Evidenz zu besitzen , welche jedem Teile derselben zukommen . Philosophische Gebäude , welche die Lücken verkleistern und die nicht ..."
B18-62: "Philosophie 1,1 oder besser Metaphysik in diesem Sinne ist das zusammenfassende Bewußtsein oder die Besonnenheit über das Leben und die Welt. Dies war jederzeit ihr eigen, im Unterschied von Spezialwissenschaften, daß sie auf dieses „höhere Bewußtsein" als solches gerichtet war. Daher der Wille und das Gemütsleben keine von dieser Metaphysik gesonderte Existenz führen; die Werte für das Gemüt, die Zwecke für den Willen gehen in ihr mit der Wahrheit für das Handeln ganz in eins zusammen. Und dann ist sie zunächst von dem „höheren Bewußtsein" des Religiösen nicht verschieden."
B18-71: "Die Verwicklung122 der Hypothesen, welche der Psychologie zugrunde liegen, laßt sich schon an zwei fundamentalen Punkten feststellen. Die Zusammensetzung einheitlicher psychischer Vorgänge aus einer weiter zurückliegenden Mehrheit, z. B. der Aufmerksamkeit, des Willens usw., kann durch keinen exakten Beweis festgestellt werden. Ebensowenig kann die Ergänzung des im Bewußtsein vorliegenden Tatbestandes durch unbewußte Vorstellungen bewiesen werden, vielmehr leistet vorläufig für die Erklärung die Annahme von physiologischen Dispositionen ganz ebensoviel als die von psychischen unbewußten Tatbeständen (welche man freilich nicht als Vorstellungen bezeichnen darf). ..."
B18-72: "\g"
B18-76: "Ein Bewußtseinsinhalt
vorstellender Natur ist bestimmt durch seine Qualität, mit welcher
sich räumliche Bestimmtheit verbinden kann, und seine Intensität.
Der gesamte Bewußtseinsinhalt
eines jeden Moments hat einen Gefühlston. Daß dieser immer da
sei, wenn er auch im einzelnen Augenblick wegen einer anderen Richtung
der Aufmerksamkeit nicht zu gesondertem Bewußtsein
gelangt, kann daraus bewiesen werden, daß die Erinnerung ihn unter
allen Umständen, in welchen sie wirklich tätig ist, aufzufassen
vermag. Denn da sie ihn nicht schaffen kann, muß sie ihn vorfinden.
In welchem Sinne eine Reproduktion von Gefühlen
angenommen werden kann, vermag nur durch eine genauere Analyse der einzelnen
Gefühlszustände selber genauer begründet zu werden. Es gibt
kein Gefühl ohne einen Vorstellungsinhalt, dieser auch von Kant aufgestellte
elementare Satz muß durch die nähere Bestimmung der Terminologie
erläutert werden, soll seine Evidenz eingesehen werden. Unter Gefühl
verstehen wir hier die Reihe der Erregungsgrade, welche vom Nullpunkt aus
positiv und negativ wächst. Ununtersucht bleibt hierbei zunächst
eine unabhängig von Einzelinhalten gegebene Verschiedenheit dieser
Gefühle, welche über den Erregungsgrad hinausgeht. Aber die sonstigen
qualitativen Inhalte, wie sie mit diesem Erregungsgrade verbunden sind,
heben wir heraus und unterscheiden sie unter dem Namen von Vorstellungsinhalt,
Vorstellung im weitesten Sinn genommen. Dies tun wir, weil für das
Bewußtsein
in der Mehrzahl der Fälle dieser Erregungszustand von dem Vorstellungsinhalt
ablösbar ist. Wir tun es, obwohl in anderen mehr elementaren Fällen
eine solche Ablösung nicht möglich ist, überall nämlich
da, wo nicht der Zustand von einem Gegenstand unterschieden wird, positiv,
wo der Vorstellungsinhalt nicht auf anderes außer uns bezogen wird,
sondern als Zustand unseres eigenen Wesens gewahrt wird, sonach von der
Erregung nicht abgesondert wird. Was aber nicht abgesondert im Bewußtsein
vorkommen kann, kann auch in keinem freien Vorstellen voneinander abgelöst
werden."
B18-80: "Allein indem die Geisteswissenschaften im Bewußtsein ihrer unerschütterlichen Grundlagen und ihrer ebenbürtigen Stellung sich aufbauen , indem sie hierdurch auf die theoretische Weltansicht den , erkenntnistheoretisch genommen , ihnen ..."
B18-81: "Substanzialität war nichts anderes als eine Abstraktion
aus dem Tatbestände, daß gewisse Klassen von Wahrnehmungen in
unserem Bewußtsein nur gegenständlich erscheinen und in ihren
kleinsten im Bewußtsein vorstellbaren Elementen gegenständlich
verbleiben. Realität, Sein, Existenz ist folgerecht nichts anderes
als die Eigenschaft unserer Vorstellungen, vermöge deren sie den Wahrnehmungen
Gegenständen entsprechen."
B18-82: "Substanzialität war nichts anderes als eine Abstraktion
aus dem Tatbestände, daß gewisse Klassen von Wahrnehmungen in
unserem Bewußtsein nur gegenständlich
erscheinen und in ihren kleinsten im Bewußtsein vorstellbaren Elementen
gegenständlich verbleiben."
B18-84: "Indem wir uns psychischer Tatsachen bewußt sind, erscheinen uns dieselben, werden von uns wahrgenommen, und da im Grunde alles psychische Tatsache ist und für uns gar nichts anderes existiert, scheint die sogenannte innere Wahrnehmung den Inbegriff von Allem zu umfassen, was in unserem Bewußtsein gegeben ist."
Zusammenfassung-B18 6.1definiert 3 (S. 77,127,234), 6.2definieren
1 (S.127), 6.3Definition 0
Den Suchfundstellen kann man entnehmen, ob im Zusammenhang mit erleben
oder Erlebnis definiert wurde. Alle Fundstellen belegen, erleben oder Erlebnis
nicht definiert wurde.
B18-77: Die Aufeinanderfolge von Gefühlen kann vorläufig nur
ganz empirisch studiert werden, und auf jede Aufstellung eines eine größere
Gruppe von Tatsachen erklärenden Gesetzes wird vorläufig verzichtet
werden müssen. Dies wird klar, indem wir die Schwierigkeiten erwägen.
Zwei Klassen gemeinsamen Verhaltens verschiedener
Zustände unterscheiden wir zunächst. Jeder Lebensmoment ist von
Gefühl begleitet. Analysieren wir denselben, so können wir sagen:
es gibt psychische Tatbestände, welche von einem Gefühlszustand
regelmäßig begleitet sind. Diese Tatbestände
dürfen nicht durch den einzelnen Moment und seinen Inhalt B18-6.1.1definiert
werden, sondern sie können sich auch als Zusammenhänge darstellen.
Es wird nicht behauptet, daß diese Gefühle hervorrufen, noch
weniger, was in ihnen es tut, sondern eben nur diese regelmäßige
Verbindung. Und zwar können dieselben vorläufig [nicht]135 unter
eine Bestimmung gebracht werden, vielmehr sind mehrere Klassen zu unterscheiden:
Gefühle, die körperliche Zustände begleiten, solche, welche
mit einem Vorstellungszusammenhang verbunden sind (denn isolierte Vorstellungen
gibt es nicht). Kritisiere die Klassifikation von Wundt136.
Hiervon unterscheide ich die Fälle der Reproduktion
von Gefühlen. Zwei Klassen wie bei Vorstellungen. Mit gegenwärtigen
Gefühlen verschmelzen die früheren desselben Inhaltes. Andere
können im Vorstellungsablauf wieder auftreten. Sie sind dann Vorstellungen
sozusagen von Gefühlen.
B18-127 : "Wohl aber können wir die Bedingungen angeben, unter
welchen die Energie des Sehens eine rote oder eine blaue Farbe perzipiert.
Wir können die Bedingungen angeben, unter denen eine vorhandene Liebe
sich in Eifersucht umsetzt, tiefe Enttäuschung im Gefolge hat u. s.
w. Leicht glauben Psychologen, da sich die psychischen
Zustände als solche nicht B18-6.2.1definieren
lassen, weil sie als einfache hervortreten, die Bestimmungen,
die durch die Bedingungen ihres Eintretens gegeben werden können,
als gültige Definitionen aufstellen zu können. In der Tat bildet
unsere Phantasie von ihnen aus den Zustand nach. Aber der Zustand liegt
nicht in ihnen. Vielmehr die Bedingungen sind ein Reiz,
welcher ein einfaches Spezifisches in der Seele hervorruft, das erlebt,
aber nicht B18-6.1.2definiert
werden kann. Gehen wir von Spinozas Selbsterhaltung aus,
so ist die Bedingung ihrer Hemmung nur ein Reiz, welcher die Unlust hervorruft
und daraus, daß nun die Vorstellung der Ursache hinzutritt, ist wiederum
nur die Bedingung angegeben, unter welcher der Haß hervortritt. Niemand
wird so hölzern sein, den Haß für einen Schmerzzustand,
zu dem die Vorstellung der Ursache hinzutritt, psychisch inhaltlich zu
halten."
Kommentar-B18-77:
B18-234: "Denn die äußere Tatsache wird nicht durch die Mittel B18-6.1.3definiert, durch welche sie imstande kommt (diese Mittel sind ja gerade psychische Tatsachen ); sondern durch die Eigenschaften, die sie nach Vollendung ihrer Konstruktion zeigt."
_
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site:www.sgipt.org
z.B. Inhaltsverzeichnis site:www.sgipt.org. |
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sind die Rechte bei/m ... zu erkunden oder eine Erlaubnis einzuholen.
korrigiert: 09.09.2024 irs Rechtschreibprüfung und gelesen