Internet Publikation für
Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=26.09.2006
Internet Erstausgabe, letzte Änderung TT.MM.JJ
Impressum:
Diplom-PsychologInnen Irmgard Rathsmann-Sponsel und Dr. phil. Rudolf Sponsel
Stubenlohstr.
20 D-91052 Erlangen * Mail:
sekretariat@sgipt.org_
Zitierung
& Copyright
Anfang_
Sprache
und Gehirn_
Rel.
Aktuelles _Überblick_Überblick
Wissenschaft _Rel.
Beständiges_ Titelblatt_Konzept_Archiv_Region_Service
iec-verlag___ _Wichtige
Hinweise zu Links und Empfehlungen
Willkommen in unserer Internet-Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie (GIPT 1))
Abteilung Sprache und hier speziell zum Thema:
Neuronen im Gespräch - Sprache
und Gehirn
Symposium
im Turm der Sinne
Nürnberg 22.-24.9.2006
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Alljährlich
veranstaltet der Turm der Sinne (Nürnberg) seit 1998 ein Symposium
zu einem meist psychologisch interessanten Thema mit neuro-biologisch,
naturwissenschaftlicher Orientierung. Diese Orientierung ist mit ihrer
naturwissenschaftlichen Dominanz nicht nur eine Stärke, sondern auch
eine gewisse Schwäche, wie auch beim diesjährigen - wie immer
sehr interessanten - Symposium zu bemerken war. Vielleicht muss das aber
auch so sein, wenn man sich die extreme Entwicklung zur Irrationalität,
Esoterik und fundamentalistischen
Religiosität vergegenwärtigt, um zu den dringend benötigten
Gegengewichten beizutragen. So zeigt sich der Turm der Sinne als ein rationaler
Fels in der Brandung der fundamentalistischen und irrationalen Bewegungen
unserer Zeit und als große Bereicherung der Geisteskultur und Wissenschaft
in Franken. Auch der Ort direkt in der Straße der Menschenrechte
passt mit seiner humanistischen Orientierung ganz ausgezeichnet. Nürnberg
stellt sich in ganz besonderer Weise seiner Geschichte und dazu tragen
auf seine Weise auch der Turm der Sinne, der nahestehende Humanistische
Verband und die Skeptiker bei.
Insgesamt eine sehr anregende und informative -
empirisch, experimentell fundierte - Veranstaltung, die erfreulicherweise
zu Recht von den Kammern der ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen zur
Fortbildung anerkannt sind, wenn auch die Erlebensphänomenologie
neben anderem
zu kurz kam. Sehr gut ist auch der Internetservice
mit den Zusammenfassungen und Hinweisen zu den Homepages und Publikationen
der ReferentInnen. Die Veranstaltung war gut besucht von einem selbstbewussten
und diskussionsfreudigen Publikum, was man u.a. daran sah, dass es bei
der Podiumsdiskussion dem Moderator zu verstehen gab, was es wünschte
und erwartete. Die beste Frage zum Thema der Podiumsdiskussion stellte
Prof. Indefrey: für was soll denn die Erkenntnis gut sein, was soll
damit gewonnen werden, wenn wir uns in der Sprache von den Tieren abheben,
was sicherlich bei vielen Merkmalen der Fall ist, wie vor allem auch Prof.
Fischer überzeugend ausführte? Ich frage mich das auch: wozu
braucht der Mensch diesen primitiven, egozentrischen Narzissmus: für
seine Gammel-Fleischskandale und schöpfungsverhöhnende Tierhaltung
oder zweifelt er an seiner selbstverliehenen Krone der Schöpfung,
kränkt ihn, dass wir 98,4% der genetischen Information mit den Tieren
teilen? Mehr kränken sollte uns Menschen der tägliche Blick in
die Nachrichtenticker und Medien. So gesehen wäre Sprache und Politik
sicher auch ein interessantes Thema gewesen, besonders die Frage, wieso
es uns trotz unseres Sprachvermögens nicht gelingt, eine bessere Welt
auf die Beine zu stellen?
Überblick der
Themen und Vorträge
-
Der Tanz der Symbole. Wie die Sprache die Welt berechnet Prof.
Dr. Manfred Bierwisch (Fr 19:30)
-
Viele Sprachen - ein Gehirn. Die neuronalen Grundlagen der menschlichen
Sprachenvielfalt Dr. Ina D. Bornkessel & Dr. Matthias Schlesewsky
(Sa 09:00-09:45)
-
Vom Gedanken zur Aussprache. Der Ablauf der Sprachproduktion im Gehirn.
Dr.
Dr. Peter Indefrey (Sa 09:45-10:30)
-
Sprachverlust - was dann ? Schlaganfälle, Hirnverletzungen und
die Folgen. Prof. Dr. Walter Huber (Sa 11:00-11:45)
-
Wahrnehmung und Sprachverarbeitung bei Blinden. Zur Plastizität
des menschlichen Gehirns Prof. Dr. Brigitte Röder (Sa 11:45-12:30)
-
Kulturtechnik im Kopf. Wie arbeitet das Gehirn beim Lesen? Prof.
Dr. Arthur Jacobs (Sa 14:00-14:45)
-
"Der weiße Neger Wumbaba". Die Beziehung von Musik und Sprache
in der Entwicklung. Prof. Dr. Werner Deutsch (Sa 15:30-16:00).
-
Gebärden und Gehirn. Neuronale Grundlagen einer sichtbaren Sprache.
Dr.
Markus Steinbach (Sa 16:00-16:45)
-
Kommunikation bei Tieren. Einsichten in die Evolution der menschlichen
Sprache. Prof. Dr. Julia Fischer (Sa 16.45-17.30)
-
Kommunikation und Interaktion in der Entwicklung. Wie beeinflussen soziale
Reize das frühkindliche Lernen? Dr. Manuela Friedrich (So 9:00-9:30)
-
Die innere Stimme vor den ersten Worten. Lauterwartungen im frühkindlichen
Gehirn. Stefanie Höhl (So 09:30-10:00), auch für Dr. Tricia
Striano
-
Symphonie von Geist, Seele und Körper. Wie unser Gehirn Musik verarbeitet.
Dr.
Stefan Kölsch (So 10.00-10.300)
-
Podiumsdiskussion: Wenn die Tiere reden könnten ... Sprache als
"Alleinstellungsmerkmal" des Menschen? Moderation: Volker Arzt.
Auf dem Podium: Prof. Dr. Werner Deutsch, Prof. Dr. Julia Fischer, Dr.
Manuela Friedrich, Dr. Dr. Peter Indefrey, Dr. Stefan Kölsch, Cand.
Dipl. Psych. Stefanie Höhl (Dr. Tricia Striano).
-
Kulturprogramm Bernhard Bentgens (Sa 20.00-21.20) Sing im Unsing.
Polyphone Melodien und nonverbale Monologe für nützliche Neuroten,
monotone Monogame, lallende Logopäden und präventive Pathologen.
Literatur (Auswahl)
Siehe bitte die Publikationen der ReferentInnen und die Buchtipps auf
der Homepage Turm der Sinne.
Links (Auswahl: beachte)
Bei den Zusammenfassungen befinden sich auch Hinweise auf die Homepages
und Publikationen der ReferentInnen.
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten:
___
1) GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
___
Alljährliche
Symposien im Turm der Sinne.
1998 Welt der Wahrnehmung - Wahrnehmung der Welt
1999 Wie kommt die Welt in den Kopf? Wahrnehmung
und Hirnforschung
2000 Von der Nervenzelle zum Erleben. Gehirn und
Bewusstsein
2001 Die Natur der Idee. Wahrnehmung und Intelligenz
2002 Vom Nürnberger Trichter zum neuronalen
Netz. Lernen und Gehirn
2003 Wer denken will, muss fühlen. Gehirn und
Emotion
2004 Freier Wille - frommer Wunsch? Gehirn und Willensfreiheit.
[Bericht und Kritik]
2005 Von Sinnen. Traum und Trance, Rausch und Rage
aus Sicht der Hirnforschung
2006 Neuronen im Gespräch. Sprache und Gehirn
2007 Nicht wahr?! Sinneskanäle, Hirnwindungen
und Grenzen der Wahrnehmung.
___
Erlebensphänomenologie.
Der
Austausch von Befindlichkeiten, Gefühlen, Stimmungen, Absichten, Zielen,
Werten, Persönlichkeitsmerkmalen, Erlebnissen und Erfahrungen spielt
eine kaum zu überschätzende Rolle in der zwischenmenschlichen
Kommunikation, so dass es von grundlegender Bedeutung für Empathie,
Einfühlung und Perspektivenwechsel ist, wie macht man sich verständlich,
woher wissen wir, dass wir verstehen und verstanden werden, was können
wir tun, um besser zu verstehen und verstanden zu werden?
___
Folgende
Themenbereiche waren unterrepräsentiert oder gar nicht berücksichtigt,
wobei natürlich klar ist, dass an einem Wochenende nicht alles berücksichtigt
werden kann und Schwerpunktentscheidungen unabdingbar sind:
-
Ausdruckssprache und Nonverbale Sprache (Körpersprache, Mimik,
Gestik, Haltung, Bewegung)
-
Bedeutung der Sprache für das Selbstverständnis und die eigene
Identität (Konstruktion der Identität);
Subjekt-Objekt-Problem, Konstruktion der eigenen Ichs
und der Biographie.
-
Begriffskonstruktion, Konstruktion der Welt,
Konstruktivismus.
-
Bewusstsein und Sprache (Reflexivität;
Sprache und Geist).
-
Denken (Typen, Stile) und
Sprache, Sprachentwicklung und Problemlösen.
-
Fachsprachen.
-
Fallstricke
der Sprache in der Wirklichkeitserfassung und Konstruktion der Welt
(außerhalb der Fehlleistungen)
-
Funktionelle Sprachentwicklungsstörungen (z.B. Stottern)
-
Instrospektive
Perspektiven: Befindlichkeit (Emotion,
Stimmung, Motivation, Absichten und Ziele, Empathie [mit Ausnahmen bei
den Autisten (Höhl/ Striano), wo sehr interessante Aspekte aufgezeigt
wurden], wobei sich beim Thema Empathie eine Einbeziehung der relativ neuen
Entdeckungen zu den Spiegelneuronen angeboten hätte.
-
Kommunikationsprobleme.
-
Manipulation, Propaganda, Suggestion,
Werbung
versus Autonomie und Unempfindlichkeit.
-
Medieneinflüsse auf die Sprach- und Gehirnentwicklung.
-
Falsche Konstruktionen oder Ausdrucksformen (Irrtum,
Lüge; teils oder ganz)
-
Selbstgespräche.
-
Sprachbegabung, allgemeine und spezifische Sprachen lernen, Fremdsprachen
lernen
-
Sprache, Sprachfertigkeiten und andere motorische Entwicklungsbereiche
(z.B. Motorik); Wechselwirkungen.
-
Sprache
und Politik (Sprache der Diplomatie): Auch ob die strukturellen Sprachunterschiede
eine Rolle für die Konfliktentwicklung und -bewältigung spielen
(Sprache in und der Politik).
-
Sprachenvielfalt: Nicht so recht aufgeklärt wurde für mich, warum
es zur Zeit fast 7000 Sprachen auf der Welt gibt, und was die strukturellen
Ähnlichkeiten und Unterschiede für die Erfassung der verschiedenen
Welten bedeuten.
___
Änderungen wird
gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen
und Kritik willkommen
00.00.00
Querverweise
Standort: Neuronen im Gespräch - Sprache
und Gehirn.
*
Wie geht es Ihnen? *Introspektion
* Kommunikationstheorie
* Denken (Sprache des
Geistes) *
Welten
* Aufbau einer präzisen
Wissenschaftssprache in der Psychologie
*
Überblick
Definitionslehre in der IP-GIPT. *
Die
Tücken und Fallen der Sprache. *
"Die Funktionen
des 'ist'". Auszüge aus Sprache und Logik von Wolfgang Stegmüller.
Was ist Fragen
in der Diagnostik.
*
*
Dienstleistungs-Info.
*
Zitierung
Sponsel, R. (DAS). Kurzbericht:
Neuronen im Gespräch - Sprache und Gehirn. Symposium im Turm der Sinne
(Nürnberg 2006). Internet Publikation für Allgemeine und
Integrative Psychotherapie IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/wisms/sprache/sugitds.htm
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