Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    Abteilung Politische Psychologie - Überblick - Präambel - Sprache -
    IP-GIPT DAS=23.03.2016 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 05.04.16
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel  Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
    Mail: sekretariat@sgipt.org_ Zitierung & Copyright_

    Anfang  Statistik "Ehrenmorde"_Service_ Überblick_ Relativ Aktuelles_Rel. Beständiges Titelblatt_ Konzept_ Archiv_ Region__ _Wichtiger Hinweis zu Links und Empfehlungen

    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Politische Psychologie, Bereich Sozialpolitik, Integration und Migration, und hier speziell zum Thema:

    Analyse des sprunghaften Anstiegs der "Ehrenmorde" in Deutschland ab 2007


    Quelle.

    Originalarbeit von Rudolf Sponsel, Erlangen

    Inhalt
    Zusammenfassung - Abstract - Summary.
       Anlass der Fragestellung. 
       Vorläufige Ergebnisse der Pilotstudie. 
    Brainstorming zur Pilotstudie.
       Quellen-Brainstorming.
       Hypothesen-Brainstorming.
    Ergebnisse der Quellen Recherchen.
       Chronik * Strafrechtsreform 2004/05 in der Türkei * Kriminalitätsstatistiken * 
      * Internet-Portale * Medienberichte * Migrationsberichte * Expertenbefragung. 
    Die Medien- und Veroeffentlichungsanalyse von Oberwittler & Kasselt  (2011).
       Eine Erklaerungsbasis könnte die Medienanalyse von Oberwittler & Kasselt  liefern.
       Die Hypothese medialer "Inkubationszeit".
       Die Grundidee der massierten Entsprechungen.
       Darstellung der Vor-Verschiebung um drei Jahre.
       Korrelationsberechnungen. 
    Ergebnisse der Hypothesen-Recherchen. 
    Literatur und Links zu sog. "Ehrenmorden" (Auswahl).
    Glossar, Anmerkungen und Endnoten: Fallzahlen. 
    Querverweise  *  Zitierung & Copyright  * Änderungen.



    Zusammenfassung - Abstract - Summary

    Anlass der Fragestellung Ich ergänzte auf meiner Seite FAQ Integration und Migration  mal wieder die  Liste der "Ehrenmorde"   nach den Angaben der kritischen Seite "Ehrenmorde.de". Dabei hatte ich die Idee, die Zahlen für die Jahre graphisch darzustellen. Dabei fiel mir auf, dass sich die Zahlen ab 2007 sehr stark und anhaltend erhöhten. Waren es 2001 - 2006 im Mittel unter 5, vervielfachten sich die Fallzahlen. Bei der Erfassung er sog. "Ehrenmorde" gibt es eine Reihe von Problemen, die sich von der Definition über die Dunkelziffer bis hin zu falsch positiven Fehlern erstrecken, so dass es sich natürlich nur um Schätzungen handelt. Die Zahlenunterschiede, auch wenn sie nur Schätzungen sind, sind aber so groß, dass eine Klärung geboten erscheint. Die geringen  Fallzahlen  vor 2007 sind aber gut bestätigt durch die erste offizielle statistische Untersuchung des Bundeskriminalamtes für die Jahre 1996-2005: "Davon sind jährlich bis zu drei Fälle als  Ehrenmorde  im engeren Sinn anzusehen." (Oberwittler & Kasselt 2011, S. 74)  Nachdem die Politik, Rechtswesen und Statistik es offenbar nicht für nötig erachten, das Phänomen auch statistisch ordentlich zu dokumentieren, gibt es keine anderen "offiziellen" Zahlen, so dass ich die von "Ehrenmorde.de" mitgeteilten als eine gute Schätzbasis zugrunde lege. Nachdem eine Anfrage in der newsgroup de.soc.recht.strafrecht weitgehend ergebnislos blieb, habe ich mir die Fragestellung noch einmal vorgenommen und zunächst folgendes  brainstorming  zu möglichen Explorationsmethoden gemacht.
    Vorlaeufige Ergebnisse der Pilotstudie Vorausgesetzt wird, dass die Zahlenangaben zumindest in der Größenordnung ungefähr stimmen. Das Schätz-Ergebnis mutet paradox an, besagt es doch, auf den ersten Blick, dass öffentliche Präsenz und Auseinandersetzung mit dem Thema anscheinend die Anzahl der sog. "Ehrenmorde" befördert - statt zu senken, wie sich das die meisten an den Menschenrechten Orientierten wünschen. Auch mich hat dieses Ergebnis verblüfft und ich sträubte mich dagegen. In mir gibt es Motive, die nicht wollen, dass es stimmt. Das bestätigt aber wieder einmal, wie wichtig es ist, Zahlen und Fakten zu befragen, nicht einfach zu  meinen, wie das die Justizpsychiatrie so unverantwortlich tut.
        Der starke Ansteigen der "Ehrenmorde" ab 2007 lässt sich derzeit am besten mit der (paradox anmutenden) Hypothese erklären, dass die mediale, öffentliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit das Thema ab 2004 sehr stark in den Mittelpunkt gerückt hat, wodurch bei vielen "Ehrenmord"-Motivierten eine Reihe von Beweggründen aktiviert worden sein könnten, wie ich sie im  Hypothesen-Brainstorming  aufgestellt habe.
        Die hohe  Korrelation  r3=0.9528 zwischen Zunahme der "Ehrenmorde" und der ca. 3 Jahre vorauslaufenden Medienpräsenz ist für das bloße Auge offensichtlich. Aber auch die Strafrechtsreform 2004 (rechtskräftig 1.6.2005) in der Türkei dürfte das Thema "Ehrenmord" massiv aktiviert haben. Wahrscheinlich ist auch die fundamentalistische Wende in der Türkei, die Abwendung vom Kurs Kemal Attatürks ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Dazu gehört auch der Aufstieg Erdogans, der ja aus der 1998  verbotenen Wohlfahrtspartei kommt, die mit Dhihad und Scharia liebäugelte: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“  [W] Erdogan stärkt die fundamentalistische Einstellung der Türken, umso mehr, als er die in Deutschland lebenden Türken, vor Assimilation warnt. [2003: "Integration ist nicht Assimilation", so derStandard 3.9.2003; "2008: " „Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“; wiederholt 2010]

    Brainstorming zur Pilotstudie

    Quellen-Brainstorming

    1. Durchsuchen der Jahres-Chroniken 2004, 2005, 2006, 2007.
    2. Durchsuchen der Migrationsberichte 2004, 2005, 2006, 2007
    3. Durchsuchen des Internets, insbesondere einschlägiger Portale
    4. Durchsuchen der Kriminalitätsstatistiken
    5. Durchsuchen der Medien zum Thema "Ehrenmord" nach Hinweisen
    6. Durchsuchen der Veröffentlichungen zum Thema "Ehrenmord" nach Hinweisen, z.B. die Schriften des BKA
    7. Befragen von JuristInnen, RechtssoziologInnen, KriminologInnen, ForensikerInnen


    Hypothesen-Brainstorming

    1. Durch die explodierende Zunahme der Berichterstattung in den Medien und im Internet ab 2004 wurde die Idee, dass eine "Ehrenmord"-Situation vorliegen könnte, sehr stark gefördert und dann auch zunehmend mehr realisiert.
    2. Dunkelziffer und Desinteresse der Öffentlichkeit haben bis ca. 2005 das Bekanntwerden und die Realisierungen gehemmt.
    3. Profilierungsstreben: Mit Ehrenmorden kann man in die Öffentlichkeit kommen und Bedeutung erlangen.
    4. Anerkennungsstreben im Familienclan: Mit "Ehrenmorden" kann man im Familienclan zum Helden werden.
    5. Die Explosion der Thematisierung in Medien und Internet ab 2005 hat massive Suggestions- und Nachahmungseffekte bewirkt, wie es schon von der Suizidforschung bekannt - und auch bei Amoktaten zu befürchten - ist. Auch die weltweite Attraktivität hat mit der - auch grausamen - Publizität zu tun.
    6. Trotz - jetzt erst Recht - und Autonomiemotive könnten durch die massive öffentliche Kritik hervorgerufen oder gefördert worden sein.
    7. Möglicherweise hat der fundamentalistische Einfluss Erdogans (2003-2014 Ministerpräsident, anschließend Präsident) und die Aufstachelung der Türken gegen Assimilation die Besinnung auf traditionelle kulturelle Werte gefördert.
    8. Mädchen, Jugendliche und Frauen aus dem muslimischen Kulturkreis sind unter dem Einfluss der westlichen Lebensart selbstbewusster und selbstbestimmter geworden und fordern dadurch mehr heraus.
    9. Eine fremde und womöglich auch ablehnende, ausgrenzende westliche Kulturumgebung verstärkte die Rückbesinnung auf die traditionellen kulturellen Werte.
    10. ... ... ...
    _
    Ergebnisse der Quellen Recherchen

    Zusammenfassung Quellen-Recherche Die statistische Lage ist unerfreulich. Die Versteckspiele unter Berufung auf  Political Correctness ist nicht im deutschen und europäischen Interesse - und schon gar nicht im Interesse der Opfer. Transparenz und Klartext wie auch eine Weiterentwicklung des Rechts für Familienclans, die sog. "Ehrenmorde" zu verantworten haben, sind angesagt. Die Recherche gestaltete sich ziemlich mühevoll, aber letztlich wurde ich doch fündig mit zwei wichtigen Quellen: (1) Die Medienanalyse Oberwittler & Kasselt  (2011), die hier ausgiebig angewandt und gerechnet wird, aber auch (2) der Hinweis in den Chroniken 2004 und 2005 auf die türkische Strafrechtsreform 2004 und 2005. Diese dürfte eine umfangreiche Diskussion unter den Türken bewirkt haben.

    Chronik
    Chronik Register Jahr
    2004
    2005
    2006
    2007
    Suchwort Erdogan  28, 31, 179 kein Eintrag 170, 190, 204 65, 118, 186, 191
    Suchwort Türkei  31, 88, 97, 108, 179, 209, 221 17, 83, 86, 104, 105, 119, 177, 221 
    Strafrechtsreform 105
    141, 190, 221 21, 65, 118, 191, 206, 221 
    Suchwort Ehrenmord kein Eintrag nicht im Sachregister, aber S. 105 erwähnt kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Zwangsheirat kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Kriminalität kein Eintrag kein Eintrag 32, 145, 181, 194; nicht im Zusammenhang mit Migration / Integration 14, 33, 66, 139, 148, 182, 196
    Suchwort Strafrecht... kein Eintrag nicht im Sachregister, aber S. 105 erwähnt kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Integration kein Eintrag kein Eintrag 125 Integrationsgipfel kein Eintrag
    Suchwort Migration kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag

    2004 und 2005 Strafrechtsreform in der Türkei Am 26.09.2004 verabschiedete das türkische Parlament eine von der EU geforderte Strafrechtsreform. In der Chronik 2004, S. 160, heißt es: "Das türkische Parlament verabschiedet eine von der EU geforderte Strafrechtsreform. Ehebruch bleibt in der Türkei auch künftig straffrei. Die ursprünglich geplante Kriminalisierung ehelicher Untreue hatte die Beziehungen zur EU stark belastet (-> 6.10./S. 179; 17.12./S. 208)."
        Und in der Chronik 2005, S. 105, wird zum 1. Juni berichtet: "Türkei gibt sich neues Strafrecht
    1.6., Ankara In der Türkei tritt ein neues Strafrecht in Kraft, das die Menschenrechte stärkt und die Rechtsstellung der Frau verbessert.
        Das neue Strafgesetzbuch, das vom Parlament in Ankara im September 4 verabschiedet wurde, trägt der Forderung nach einer grundlegenden Reform der Strafvorschriften Rechnung, die von der EU zur Vorbedingung für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen (> 3.10./S. 177) gemacht wurde. Nach Protesten aus Brüssel verzichtete die Türkei darauf, eheliche Untreue als Straftatbestand in das Gesetzbuch aufzunehmen.
        Die erste Neufassung des Strafrechts seit der Gründung der modernen Türkei 1923 sieht schärfere Strafen für Folter vor und führt Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Menschenschmuggel als neue Straftatbestände ein.
        Vergewaltiger müssen mit höheren Strafen rechnen, und sog. Ehrenmorde - das Töten weiblicher Verwandter, die angeblich durch ihren Lebenswandel die Ehre der Familie beschmutzt haben - werden rechtlich genauso behandelt wie andere Tötungsdelikte; bisher konnten die Täter vor türkischen Gerichten oft auf Milde hoffen. Eine erzwungene Untersuchung von jungen Mädchen auf ihre Jungfräulichkeit ist strafbar."

    Kriminalitaetsstatistiken "Ehrenmorde" spielen in der offiziellen Kriminalitätsstatistik aus völlig unverständlichen Gründen keine Rolle. Vom BKA gibt es aber eine - inzwischen völlig überholte Studie von Oberwittler, Dietrich / Kasselt, Julia (2011) über den Zeitraum 1996-2005, weil der massierte Anstieg ja erst 2007 so richtig einsetzte.
    Internet/ Portale Hier ist die beste Quelle die Seite "Ehrenmorde.de". Aber auch auf Frauen- und Gleichberechtigungsportalen spielt das Thema, wie natürlich auch bei Amnesty International eine wichtige Rolle.
    Medienberichte Viele Medien haben zu den sog. "Ehrenmorden" Themenseiten eingerichtet, z.B.: Der Focus, Der Spiegel, Die Welt, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung u.a.m.
    Migrationsberichte Die Migrationsberichte sind öffentlich zugänglich. Ich habe 2004, 2005, 2006 und 2007 in Augenschein genommen. Suchbegriffe: Ehrenmord, Vergewaltigung, Gleichberechtigung.
     
    Migrationsbericht Jahr
    2004
    2005
    2006
    2007
    Suchwort Ehre kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Familienehre kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Ehrenmord kein Eintrag kein Eintrag 99; sonst kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Vergewaltigung kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Gleichberechtigung kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Gewalt kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag kein Eintrag
    Suchwort Zwangsheirat kein Eintrag kein Eintrag 99; Zwangsverheiratung kein Eintrag
    Suchwort Kriminalität kein Eintrag kein Eintrag Schleuser-; -sformen; kein Eintrag
    99 "Vom BAMF ist dabei im Einzelfall sorgfältig zu prüfen, ob etwa bei geltend gemachter Gefahr von Genitalverstümmelung, Ehrenmorden, Zwangsverheiratung, Mitgiftmorden etc. eine Flüchtlingsanerkennung zu gewähren ist."

    Expertenbefragung Eine Anfrage in der newsgroup de.soc.recht.strafrecht bleibt inhaltlich völlig ergebnislos. Hingegen gab es im beck-blog 2008/09 einige Threads zum Thema "Ehrenmord".

    _
    Die Medien- und Veroeffentlichungsanalyse von Oberwittler & Kasselt  (2011)
    Ich fand bei meinen Recherchen nur einen Befund, der als Erklärungsbasis taugen könnte, nämlich in der BKA Veröffentlichung von Oberwittler & Kasselt  (2011), Ehrenmorde in Deutschland, S. 2f:

       
      Eine Erklaerungsbasis könnte die Medienanalyse von Oberwittler & Kasselt  (2011), S. 2 liefern
      "Die explosionsartige Entwicklung der Medienaufmerksamkeit für das Thema Ehrenmorde ist in Abbildung 1.1 abzulesen, die die Anzahl der Artikel in einigen deutschsprachigen überregionalen Tages- und Wochenzeitungen wiedergibt, in denen das Wort „Ehrenmord“ vorkommt. Parallel zur Medienöffentlichkeit hat sich auch die Intensität der akademischen und wissenschaftlichen Diskussion über Ehrenmorde in Deutschland nach 2005 enorm verstärkt. In Abbildung 1.2 ist die Entwicklung der relativen Häufigkeit des Begriffs „Ehrenmord“ gegenüber den Schlagworten „Frau“ und „Gewalt“ bei der Suche in „Google Scholar“ dargestellt. Durch die Verwendung einer relativen im Gegensatz zur absoluten Häufigkeit wird der Effekt des globalen Wachstums wissenschaftlicher Texte im Internet zu allen Themengebieten kontrolliert."

      Medienpräsenz Thema "Ehrenmord"

      Quelle: Statistische Daten aus S.3: Oberwittler, Dietrich & Kasselt, Julia (2011) Ehrenmorde in Deutschland 1996-2005. Eine Untersuchung auf der Basis von Prozessakten. Projektnehmer: Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht. BKA & Luchterhand.

      Die Hypothese medialer "Inkubationszeit"
      Im Folgenden werden die verschiedenen Ansätze zur medialen "Inkubationszeit", von der ersten Grundidee bis zur Korrelationsrechnung dargelegt.

      Die Grundidee der massierten Entsprechungen
      Betrachtet man die die drei Häufigkeitstabellen fällt sofort auf, dass sich die massiven Ballungen entsprechen. Dies führt zur ersten hypothetischen Deutung: Die mediale Explosion der Thematisierung könnte mit dem sprunghaften Anstieg ab 2007 in Zusammenhang stehen.  Es ist in diesem Fall klar, dass die mediale Explosion vorausgegangen sein muss. Man sieht auf den ersten Blick, dass sich hier die Jahre 2007 und 2004 hinsichtlich des großen Anstiegs entsprechen. Man muss aber seinem ersten Blick nicht trauen und kann es auch genauer darstellen oder einfach ausrechnen.

      Darstellung der Vor-Verschiebung um drei Jahre


      _
      Korrelationsberechnung > Zur Frage der kausalen Interpretationslegitimation.
      Hier verblüfft wieder einmal die hohe Korrelation angesichts der beiden scheinbar ganz unterschiedlich verlaufenden Kurven ab Punkt 4.

    _
    Ergebnisse der Hypothesen-Recherchen > Zusammenfassung.
    Wahrscheinlich spielen alle Faktoren -  wie in den Hypothesen-Recherchen ausgeführt - , die sich z.T. überlappen, eine Rolle. Eine genauere - z.B. partielle Korrelations-  - Analyse der Wechselwirkungsstrukturen ist schwierig, weil das benötigte Zahlenmaterial nicht vorliegt und auch nicht einfach zu evaluieren (validieren) ist.
        Am schwierigsten ist wohl zu verstehen, wie die mediale Öffentlichkeit, einen solch verheerenden Einfluss haben kann. Da sträubt sich alles ins uns. Um so wichtiger ist es, tatsächlich die Zahlen und Fakten möglichst unvoreingenommen zu analysieren und nicht gleich zu verwerfen, nur weil uns die Erklärung nicht passt oder sogar zuwider ist.


    _
    Literatur und Links zu sog. "Ehrenmorden" (Auswahl)
    • Amnesty international: Thema Ehrenmord.
    • Beutler, Kurt (2016) Ehrenmorde vor unserer Haustür. Brunnen-Verlag.
    • Chronik Tag für Tag des Weltbildverlages 2004, 2005, 2006, 2007.
    • Ehrenmord.de: http://www.ehrenmord.de/. Darin auch die Liste der erfassten Fälle (chronologisch nach Jahren) mit vielen interessanten, wichtigen Fragen und Themen in der FAQ, z.B. Wann ist ein Mord ein Ehrenmord?
    • Institut für Islamfragen: Der Ehrenmord (progressiv, kritisch, distanzierend)
    • Kasselt, Julia: Ehre im Spiegel der Justiz (Kriminologische Forschungsberichte). Duncker & Humblot, im Erscheinen.
    • Kasselt, Julia / Oberwittler, Dietrich: Die richterliche Bewertung von Ehrenmorden in Deutschland. Eine empirische Analyse der Sanktionspraxis im Zeitraum 1996 bis 2005. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 97(3), 203-223 (2014).
    • Medienberichte. Viele Medien haben zu den sog. "Ehrenmorden" Themenseiten eingerichtet, z.B.: Der Focus, Der Spiegel, Die Welt, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung u.a.m.
    • Oberwittler, Dietrich / Kasselt, Julia (2011). Ehrenmorde in Deutschland 1996-2005. Eine Untersuchung auf der Basis von Prozessakten. (Polizei + Forschung, Bd. 42, hrsg. vom Bundeskriminalamt). Köln: Wolters Kluwer Deutschland. ISBN 978-3-472-08045-9. Auch Online Mitteilung der Max-Planck-Gesellschaft.
    • Oberwittler, Dietrich / Kasselt, Julia (2014). Honor Killings. In: Gartner, R. & McCarthy, B. (eds.): The Oxford Handbook on Gender, Sex, and Crime. Oxford: Oxford University Press, 652-670. | OUPblog: Five important facts about honor killings
    • Oberwittler, Dietrich / Kasselt, Julia: Ehrenmorde in Deutschland. Verbrechen gegen das Selbstbestimmungsrecht junger Migrantinnen. In: Unsere Jugend 4, 166-175 (2012).
    • Terre des Femmes: Gewalt im Namen der Ehre.
    • Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenmord mit umfangreicher Literaturliste.

    •  


    Glossar, Anmerkungen und Endnoten:
    GIPT= General and Integrative Psychotherapy, internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
    ___
    klare direkte Sprache. Sofern Persönlichkeiten angegriffen werden, werden sie in ihrer funktionalen Rolle oder als Repräsentanten und nicht als individuelle Menschen attackiert. Natürlich können z.B. CIA-Gangster oder Wirtschaftskriminelle der Deutschland AG auch gute Menschen, Eltern, Freunde oder Nachbarn sein. > GIPT-Manifest.
    __
    Fallzahlen
      Oberwittler & Kasselt kommentieren zu den Fallzahlen (1996-2005)
      S. 74: "4.1 Statistischer Überblick
      4.1.1 Zeitliche Entwicklung der Fallzahlen
      Ein erster Blick gilt der zeitlichen Verteilung der 78 Fälle. Abbildung 4.1 zeigt, dass die Zahl der jährlichen Fälle insgesamt zwischen minimal zwei im Jahr 1998 und maximal 12 im Jahr 2004 schwankt. Mit wenigen Ausnahmen schwankt die Zahl um den durchschnittlichen Wert von 7–10 Fällen pro Jahr. Davon sind jährlich bis zu drei Fälle als Ehrenmorde im engeren Sinn anzusehen. Ein zeitlicher Trend ist daraus nicht abzuleiten. Daher gibt es keine Hinweise darauf, dass Ehrenmorde in Deutschland im Zeitraum von 1996 bis 2005 zugenommen hätten, dies ganz im Gegensatz zur Entwicklung der medialen Aufmerksamkeit in diesem Zeitraum."
    __

    Demütigung und Ausbeutung sind nicht geeignet, Motivation, Integration und Verantwortungsbereitschaft bei irgend jemandem zu fördern. Sie sind vielmehr Ausdruck einer menschen- und realitätsverachtenden Fehlhaltung, die nur ausgrenzt und  destabilisiert. 
    Moral und Kultur sind nur Makulatur, wie alle Krisen, Umbruch- und Kriegszeiten zeigen - und die Tragödie und das Versagen der Guten war immer, dass sie viel zu selten schlecht genug waren, um gut genug gut sein zu können. 

    Querverweise
    Standort: FAQ Integration und Migration: Überblick, Informationen und Quellen.
    *
     Demographie * Überblick Wirtschaftsstatistik in der IP-GIPT * Überblick Statistik *
    Beweis und beweisen in der Statistik * Glossar Wahrscheinlichkeit und Statistik *
    Experten, Sachverständige, Propheten und Prognosen (in Arbeit)
    Überblick Politische Psychologie in der IP-GIPT
    *
    Nicht vergessen: Die Tragödie der Guten war immer, dass sie viel zu selten schlecht genug waren, um gut genug gut sein zu können, damit diese Welt zu einer wirklich guten entwickelt werden kann. Brauchen wir eine Bofia? [Tyrannenmord, Herrschertypen, R-Krieg]  *  Bessere-Welt-Links * Attac  * Greenpeace * Amnesty International  * Human Right Watch * Clean-State * Jürgen Roth * Werner Rügemer * Wirtschaftsverbrechen.de  * Humanistische Aktion: Bemerkenswertes Schiller-Zitat * InTransparency?
     *  Vorbilder  *  Politische Alternativen  *  Alternativer Nobelpreis  *
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site: www.sgipt.org
    z.B. Politische Psychologie site: www.sgipt.org. 
    *
    Dienstleistungs-Info.
    *

    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Analyse des sprunghaften Anstiegs der "Ehrenmorde" in Deutschland ab 2007.  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/politpsy/sozpol/Integrat/EMAsA.htm
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    korrigiert: irs 23.-25.03.2016



    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    27.03.16    Inhaltsverzeichnung.
    25.03.16    Umfangreiche Ergänzungen, insbesondere zur Korrelationsrechnung.
    23.03.16    Angelegt.