Tyrannen-Mord
Material-, Link- und Literatursammlung (beachte)
zusammengestellt von Rudolf Sponsel, Erlangen
Überblick
der Befürworter und Gegner des Tyrannenmordes in der Geistesgeschichte
Querverweise
Zusammenfassung
(Abstract) und Forderung
Der Tyrannenmord sollte
nicht nur moralisch erlaubt, sondern ein ethisches Gebot und eine moralische
Pflicht sein. Eine völkerrechtliche
Regelung für die Tötung der Regierungs- und Führungskräfte
(z.B. Polizei, Justiz, Geheimdienst, Militär, Medien und Propaganda)
tyrannischer Regimes wäre allerdings sehr wünschenswert.
Es ist ein Gebot der Ethik und der Zivilisation, den Krieg gegen Völker zu überwinden und durch den R-Krieg gegen die verantwortlichen Führer und Stützen menschenrechtswidriger Systeme zu ersetzen. |
Überblick
der Befürworter und Gegner des Tyrannenmordes
Altes Testament:
Antike: Ja Aquin, Thomas: Jein [1, 33] Aristoteles: Ja [1,11f] Aufklärung: Augustinus: Nein [1, 24] Bodinus: Jein [1,65f] Bonhoeffer: Ja [Q] Buchanan: Ja [1, 81f] China, altes: Ja [2,17f] Cicero: Ja [2,39f] Grotius: Nein [1,69f] Hellas: Ja [2,25f] |
Hegel: Nein [2,155; 159f] Hobbes:
Nein [1,73f]
Jesus: Unklar, eher Nein [1,21] Joh.v.Salisbury: Ja [1,25f] Kant: Nein [2,156] Kalvin: Eher ja [1,62] Languet: Ja [1,78f] Livius: Ja [2,38f] Locke: Ja [1,105f] Luther: Unklar, eher ja [1,53f] Marina (Jesuit): Ja [1,43f] Menschenrechte 1789: Ja [2,154] Milton: Ja [1,86f] |
Mittelalter:
Mong Dsi: Ja [2,17] Montesquieu: Ja [Q] Morus, Th.: Nazi-Widerstand. Paulus: Nein [1,22] Platon: Ja [1,6f; 2,32f] Rom, republikanisches: Ja [2,37f] Rousseau: ja [1,115f] Sidney: Jein [1,97f] Solon: Suarez (Jesuit): Jein [1,42] T'ang: Ja [2,17] |
Quellen (Belege): alphabetisch geordnet
Geheimdienstmorde
Nehring, Christopher (2022) Geheimdienst
Morde. Wenn Staaten töten - Hintergründe, Motive, Methoden.
München: Heyne.
Tyrannenmord:
Ein moralisches Dilemma (Frontal21
am 25. Februar 2003 ). Präsident George W. Bush ist zu einem Krieg
bereit, der nach Schätzungen rund neun Milliarden Dollar pro Monat
kosten würde."Der Preis einer Kugel wäre deutlich niedriger,
falls es das irakische Volk selbst in die Hand nehmen würde", sagte
der Sprecher des Weißen Hauses, Ari Fleischer, vor wenigen Wochen.
(24.02.2003)
Das
historische Buch. Tyrannis und Tyrannenmord
23. Oktober 2002, 02:07, Neue Zürcher Zeitung. Mario Turchettis
geistesgeschichtliches Überblickswerk. Mario Turchetti: Tyrannie et
tyrannicide de l'Antiquité à nos jours. PUF, Paris 2001.
1046 S., Fr. 54.90. https://www.nzz.ch/2002/10/23/fe/page-article8E3L9.html
Gescheiterter Tyrannen-Mord
HITLERATTENTÄTER GEORG ELSER München, 8. November 1939 -
Georg Elser und das Attentat auf Adolf Hitler. Eine 1922 entstandene Fotografie
zeigt ihn inmitten der Tanzgruppe seines schwäbischen Heimatortes
Königsbronn. Es muss sich um den Abschlussball handeln, denn die Mädchen
in Biesenkleidern haben Blumenbouquets im Arm und die Burschen eine Blume
im Knopfloch. Im Frühjahr desselben Jahres hat der neunzehnjährige
Georg Elser seine Gesellenprüfung als Möbelschreiner an der Gewerbeschule
im nahen Heidenheim abgelegt. Eine Lehre, die er nach der siebenjährigen
Volksschule gegen den Willen seines Vaters durchsetzen muss, will der den
Sohn doch am liebsten als Hilfe auf seinem kleinen Bauernhof. https://www.freitag.de/1999/44/99441101.htm
Der
Tyrannenmord im Urteil der Antike Von Prof. Dr. Michael Hillgruber (Halle)
Donnerstag, 28. November 2002, 18.15 Uhr, Hörsaal P 11 (Philosophicum).
"Der Vortrag nimmt die antiken Bemühungen um eine Rechtfertigung des
Tyrannenmordes in den Blick. Die Quellen lassen deutlich erkennen, dass
schon im klassischen Griechenland zwei Tyrannenbegriffe nebeneinander existierten.
Während der eine (juristische) über die Gleichsetzung des Tyrannen
mit dem Landesfeind (Polemios) zur Rechtfertigung des Tyrannenmordes gelangt,
wird auf der Basis des anderen (moralischen) mit den Verbrechen und Grausamkeiten
des Tyrannen argumentiert. Da Platon und Aristoteles den zweiten Tyrannenbegriff
in ihre staatsphilosophischen Schriften aufnahmen, trug auch diese zweite
Argumentationsform den Sieg davon. Sie wurde von Cicero und Seneca aufgegriffen
und gelangte von dort ins Mittelalter, wo sie unter erneuter Einbeziehung
des juristischen Tyrannenbegriffs wesentliche Einschränkungen erfuhr."
https://www.studgen.uni-mainz.de/ws0203/expose/hillgruber.htm
NATO-Bomben
auf Milosevic - Der Streit um den "Tyrannenmord"
PATRICIA SCHLESINGER: Und heute? Werden wir je erfahren, was im Kosovo
in diesen Wochen wirklich geschieht? Werden sich die Mörder, die Vergewaltiger,
die Verbrecher je dafür verantworten müssen? Und Serbenführer
Milosevic, wird er je vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag in
Erklärungsnot kommen? Oder wird man den Mörder an den Verhandlungstisch
bitten? Wer hat sich angesichts des Flüchtlingselends nicht schon
einmal gefragt, ob man diesen Despoten nicht einfach umbringen, ihn mit
einer gezielten Geheimdienstaktion beseitigen könnte, um damit vielleicht
Tausende anderer Leben zu retten? Also ein politischer Mord als Recht auf
Widerstand, als letztes Mittel – wäre das wirklich Mord oder Menschlichkeit,
und wäre das ein Garant für das Ende des Krieges? Mit diesen
Fragen haben sich Thomas Berbner und Jochen Graebert beschäftigt.
https://www.ndrtv.de/panorama/archiv/19990506.html
JOHANNES Parvus (Jean Petit), Theologe, * um 1360 in Caux (Normandie), + 15.7. 1411 in Hesdin. - 1385 war J. Magister artium, 1402 Magister theologiae an der Universität Paris. Schon während seines Studiums vom Herzog von Burgund unterstützt, wurde J. P. im Jahr 1406 einer seiner Berater. Nach dem vom Herzog Johann von Burgund geplanten Attentat auf seinen politischen Gegner Ludwig von Orléans, den Bruder des französischen Königs Karl VI., am 13.10. 1407, übernahm J. P. am 8.3. 1408 in seiner »Justification du duc de Bourgogne« die öffentliche Rechtfertigung des Herzogs. J. P. verteidigt die Tat als »löblichen Tyrannenmord« durch eine syllogistische Verknüpfung der scholastischen Tyrannenmordlehre mit dem durch die französische Königsvorstellungen entwickelten Begriff des Majestätsverbrechens. In 8 »veritates« stellt J. P. die möglichen Majestätsverbrechen dar, besonders die 3. erregte großes Aufsehen: »Es ist jedem Untertan erlaubt, ohne Auftrag und nach den moralischen, natürlichen und göttlichen Gesetzen, einen ehrlosen Verräter oder Tyrannen zu töten oder töten zu lassen; es ist nicht nur erlaubt, sondern sogar ehren- und verdienstvoll, wenn dieser so große Macht hat, daß der Souverän keine Justiz mehr gegen ihn ausüben kann.« Am 9.3. 1408 begnadigte Karl VI. Johannes von Burgund; nach einer Gegenrede des Abtes Thomas von Cerisy am 11.9. 1408 vom Parlament aufgehoben. 1413 ergriff der Pariser Theologe Jean Gerson die Partei der Orléans; er legte der Synode von Paris 1413-1414 7 »assertiones« als Thesen des J. P. vor, die aber J. P.s Verständnis vom Untertan als Tyrann gegen den Souverän nicht widerspiegeln. Verurteilt wurden in Paris am 23.2. 1414 9 neu erstellte »assertiones«, sowie die gesamte Justification. Die Häresieanklage auf dem Konstanzer Konzil endete nur mit der Verurteilung eines Satzes aus den 7 »assertiones« des J. Gerson, die Verdammung der Justification des J. P. hob das Konzil am 16.1. 1416 auf, das Parlament von Paris registrierte die Annullation 1419.
Literaturquellen
zur Tyrannislehre
Thomas von Aquin (1224/5-1273). De regimine principum ad regem Cypri
(echt nur bis II,4 1265-1267 oder 1271-1273). Mandt, H.: Tyrannislehre
und Widerstand, Darmstadt 1974: https://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/content/klass_aquin.htm
Der
Umgang der frühen Kirche mit Tyrannenmord von Stefan Heid
https://www.die-neue-ordnung.de/Nr22002/SH.html
Ist der Tyrannenmord
zulässig ?
Nach den erfolglosen Bemühungen um Frieden und um ein Ende des
Bombenkrieges im Kosovo fordern einige Politiker, Miloševic ermorden zu
lassen. Die NATO solle eine hohe Belohnung zur Ausschaltung des Diktators
aussetzen. Ist der Gewaltakt gegen ein feindliches Staatsoberhaupt rechtens?
Oder schafft man auf diese Weise nur einen Märtyrer? Ist schließlich
nicht völlig ungewiss, wer dem Diktator als Staatschef folgen würde?
Heiner Geißler, CDU-Vorstandsmitglied, kann sich einen Gewaltakt
gegen einen Tyrannen unter strengen Voraussetzungen vorstellen. So sei
beispielsweise die »Hinrichtung« von Ceaucescu eine moralische
Pflicht gewesen. Für Dieter S. Lutz, Leiter des Friedensforschungsinstituts
in Hamburg, ist der Tyrannenmord nicht mit dem geltenden Völkerrecht
vereinbar. Statt dessen müsse das Konzept »Frieden durch Recht«
heißen.
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/1999/23/23-deb.htm#aktuelledebatte
Spindelböck
gegen "Tyrannenmord" Beitrag von Franz Graf-Stuhlhofer:
https://www.evang.at/cgi-local/evang/pinnwand/archiv/viewer.pl?md=main&msg=4599
Tyrannenmord.
Wilhelm Tell, Osama und der kardinale Rettungsschuß
14. November 2001. Aus Presseberichten verlautet, Joachim Kardinal
Meisner, der Erzbischof von Köln, habe einen „Tyrannenmord“ an Osama
ben Ladin für zulässig erklärt; inzwischen (16.11.2001)
soll sich auch Kurt Krenn, der Bischof von Sankt Pölten, in ähnlichem
Sinne geäußert haben. Unter dem Vorbehalt, daß der genaue
Wortlaut der Äußerungen beider Bischöfe, für die ich
größte Hochachtung empfinde, mir bislang nicht vorliegt, sei
hier folgende Stellungnahme zum aufgeworfenen Problem abgegeben: https://www.domus-ecclesiae.de/commentarioli-politici/commentariolus-politicus.03.html
Das Heydrich-Attentat:
Am 27. Mai 1942 ermordeten tschechische Widerstandskämpfer den
Gestapo-Chef Reinhard Heydrich. Es sollte das einzig erfolgreiche Attentat
gegen einen Führer des Hitler-Regimes bleiben. In seinem gerade erschienen
Buch "Tod in Prag" untersucht Hellmut G. Haasis das Attentat auf den "Manager"
des Nazi-Terrors und liefert ein Psychogramm des eiskalten Macht-Technikers
Heydrich. ( 26.04.2002). https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0,1872,1019333,FF.html
Tyrannenmord
im Toggenburg. Fürstäbtische Herrschaft und protestantischer
Widerstand um 1600
Juni 1999. Broschiert, ca. 432 S., CHF 58/DEM 68/ATS 460. ISBN 3-905313-09-x.
Am 9. November 1621 morgens um halb zehn wird Hans Ledergerw in einem Hohlweg
im Obertoggenburg kaltblütig erschossen. Als katholischer Amtmann
des St. Galler Fürstabtes hat er die Herrschaftsansprüche der
Fürstabtei, die sich in dieser Zeit verstärken, resolut durchgesetzt
und zwar in allen Bereichen: Verwaltung, Militär und Religion. Bei
der vorwiegend protestantischen Untertanenschaft ist er verhasst. Die Fahndung
nach seinen Mördern verläuft ergebnislos. Acht Jahre lang hält
die Mauer des Schweigens stand, bis sie infolge einer unerwarteten Denunziation
zusammenbricht. Nun kommt es ans Licht: Hinter dem Mord steht eine Verschwörergruppe
von protestantischen Nesslauer Notabeln. Nach aufwendigen Ermittlungen
macht die Obrigkeit ihnen den Prozess. Schliesslich kann sie das aus ihrer
Sicht längst fällige Exempel statuieren.
Literarische,
filmische und künstlerische Bearbeitungen:
end-korrigiert: irs 160303