Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=26.06.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung: 04.02.20
    Impressum: Diplom-Psychologe  Dr. phil. Rudolf Sponsel   Stubenlohstr. 20   D-91052 Erlangen
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    Willkommen in unserer Internet-Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Allgemeine Psychologie, Bereich Gefühle, fühlen, spüren, empfinden, gestimmt sein, befinden:

    Allgemeine und Integrative Theorie der Gefühle

    von Rudolf Sponsel, Erlangen


    * Einführung Problemvielfalt * Gefühle im Gesamtsystem Psychologie * Allgemeine u. Integrative Gefühlstheorie Zugang I * Allgemeine u. Integrative Gefühlstheorie Zugang II *  Querverweise *

    Einführung in die Problemvielfalt um das Fühlen

    yFühlen ist eine grundlegende und sehr wichtige Grundfunktion des psychischen Erlebens und eine Untergruppe der inneren Wahrnehmung. Eine allgemeine Theorie der Gefühle ist in der Psychologie aus einer ganzen Reihe von Gründen sehr schwierig.
     

    • Fühlen ist gegen empfinden, spüren, gestimmt sein, befinden und wahrnehmen auf der einen Seite und auf der anderen Seite gegen andere psychische Grundfunktionen wie z.B. erinnern, denken, vorstellen, phantasieren, begehren, wünschen, wollen abzugrenzen.
    • Die Identifikation von Gefühlen ist schwierig, weil fühlen und die psychischen Prozesse ja nicht direkt beobachtbar sind.
    • Gefühle treten nicht isoliert auf, sondern sie sind Teil des Erlebens, d.h. verbunden mit Wahrnehmen, Begehren, Wünschen, Bedürfnissen, körperlichem Befinden und körperlichen Empfindungen, Denken, Vorstellen, Phantasieren, Interpretationen und Bewertungen.
    • Fühlen hat mehrere Repräsentationsebenen (Perspektiven) und zeigt sich in ganz unterschiedlichen Welten und Ausdrucksformen: chemisch- physikalisch, biologisch- physiologisch, psychologisch- erlebnismäßig, begrifflich- symbolisch, sprachlich- symbolisch, usw. So repräsentiert Angst einen Begriff als geistige oder gedankliche  Repräsentation, ein Erlebnis als bewußte psychologische Repräsentation, eine emotionale Repräsentation, eine physiologisch-biologische Erscheinung und ein physikalisch-chemisches Geschehen, ein geschriebenes oder gesprochenes Wort, eine Erfahrung, die im Gedächtnis gespeichert werden und mit anderen Gedächtnisinhalten vernetzt sein kann,  eine Erinnerung, die im Bewußtsein präsent sein kann, ein Erlebnis, das kommuniziert werden kann - wie so oft in der Psychotherapie. Für die Angst könnten wir psychologisch folgende Haupt-Perspektiven unterscheiden:
      • y Angst_Semantisch_kognitive_Allgemeinkomponente: Angst heißt das Gefühl, das sich bei drohender Gefahr einstellt, wenn sie wahrgenommen wird.
      • y Angst_Semantisch_kognitive_Spezialkomponente: Welcher Ziel-, Motivations- oder Wertbereich ist bedroht?
      • y Angst_Körperwirkung, z. B. Herzschlag, Puls, Atmung, Blutdruck, Pupillenweite, Muskeltonus.
      • y Angst_Psychofunktionsauswirkung, z. B. auf Aufmerksamkeit, allgemeines Befinden, Denken, Phantasie, Handeln usw.
      • y Angst_Kontext, z. B. Auslöser, situative Bedingungen.
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    • Gefühle sind sehr mannigfaltig und vielfältig, so daß man sich schon seit langem - weitgehend erfolglos - darum bemüht, die große Zahl der affektiven Vielfalt auf einige wenige Grundgefühle zurückzuführen.
    • Es gibt sehr viele Varianten und Kombinationen und es können eine Vielzahl unterschiedlicher Gefühle angeregt sein, so daß ein kompliziertes Gefühlsgemisch - eine Resultierende aus vielen Gefühlen -  vorliegen kann.
    • Gefühle sind ziemlich flüchtig.
    • Gefühle verändern sich meist oder verflüchtigen sich, wenn man die Aufmerksamkeit auf sie richtet, d.h. bereits die Erfassung oder Bemerkung ("Messung") verändert das, was erfaßt und bemerkt werden soll. Seit geraumer Zeit hat dieses Phänomen auch in der Quanten- Physik eine Darstellung gefunden: die Messung der Parameter von Elementarteilchen beeinflußt die Parameter selbst, was gemessen werden soll. Will man wissen, was mit einem Menschen los, muß man in Kontakt mit ihm treten. Dieses in-Kontakt-treten verändert bereits den Zustand und beeinflußt ihn, schon durch die spezielle Perspektive und Situation, die durch das in-Kontakt-treten gestiftet wird.
    • Gefühle haben eine biologische Basis und werden von biologischen Prozessen begleitet (z.B. Atmung, Haut, Blutdruck, Schweißabsonderung, Muskeln).
    • Fühlen ist daher auch sehr schwer operational zu normieren. Man kann auf Gegenstände und Objekte zeigen, aber nicht auf ein Gefühl. Prüfen und Absichern von Gefühlen ist daher sowohl in alltäglichen als auch in psychologischen und psychotherapeutischen Kommunikationssituationen meist schwierig.
    • Die Fühlfähigkeit kann auch - genetisch, kultur-, erziehungs- und erfahrungsbedingt - sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.


    Wir sehen und verstehen vielleicht auch, daß die Definition Gefühl oder das Fühlen bislang - so wenig wie das allgemeine Terminologie- und Definitionproblem - nicht klar und einheitlich in der Psychologie und in den Wissenschaften, die sich mit den Gefühlen und dem Fühlen bechäftigen, geklärt und geregelt ist. Damit fehlt eine wesentliche und grundlegende Basis für eine richtige Entwicklung der Wissenschaft Psychologie (und psychologischer Psychotherapie).
     

    Die Gefühle im Gesamtsystem der Psychologie

    Verstehen und Handhabung der Gefühle hängen auch vom Gesamtmodell der Psychologie ab. In der Allgemeinen und Integrativen Theorie verstehen wir Gefühle als emotionale Reaktionen auf Bedürfniszustände, Motive, Wünsche, Interessen und ihre Beurteilungen. Mit diesem Verständnis werden sowohl innere als auch äußere Ereignisse, Zustände und Geschehen erfaßt - sofern sie unsere Bedürfniszustände berühren. Damit gibt es mit diesem Modell auch einen klaren und untrennbaren Zusammenhang zu den Bedürfnissen, Motiven, Wünschen und Interessen. Gefühle sind die emotionalen Spuren, die die Ereignisse, Zustände und Geschehenisse in Bezug auf unsere Bedürfnisse, Motive, Wünsche und Interessen hinterlassen.

    Stimmungen definieren wir als integrierte und zeitlich länger andauernde Gesamtheiten von Gefühlen. Antrieb und Energie repräsentieren die Stärke, mit der Affekte bewegt werden und zum Ausdruck gelangen können.

    Allgemeine und Integrative Gefühlstheorie Zugang I (21.7.3)

    Allgemeine und Integrative Gefühlstheorie Zugang II (21.7.3)


     
     



    Querverweise
    Standort: Theorie der Gefühle.
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    • Literatur- und Link-Liste fühlen ...LiLi (Auswahl)
    • 12 Fragen an die Emotionspsychologie (Reader 1982)
    • Bipolare Gefühls-Familien. fse_fam-Liste
    • Fühlen, spüren, empfinden, gestimmt-sein, befinden. fsegb_Liste
    • Gefühle als Grundelemente des Psychischen. Ein Reader aus: Keller, Josef A. (1981).
    • Kurz-Info: Gefühlsverhältnis-Skala GVS (CST-System)
    • Erlebens, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell
    • Theorie des Bewußtseins und seiner Zustände
    • Buchhinweis: Emotionen - Elixiere des Lebens von Wolfgang Rost (2001, 2. A.). Berlin: Springer. Teil 1 - Überblick (Inhaltsverzeichnis) und Poster: Struktur einer Seele.
    • Kritik an der sog. Neural-Science (Neuro-Science): Das Netz der Gefühle. Wie Emotionen entstehen von Joseph LeDoux. Eine Auseinandersetzung in 10 Teilen.
    • Einfühlung und Empathie.




    1) Mit dem griechischen Buchstaben Theta J   (nach Jerapeia (therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,  z. B. J einsehen,  J zulassen unterdrückter Erinnerungen, J stellen (konfrontieren), J sich überwinden und J mutig sein, J differenzieren, J entspannen, J lernen, J loslassen, J beherrschen ...
    Psi: Und um deutlich zu machen, daß wir ein Wort nicht alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch- psychotherapeutischen Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben y  (Psi, mit dem das griechische Wort für Seele =  yuch, sprich: psyche, beginnt). Viel Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967). Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen. Ausführlich zur Terminolgie.
    Störungs Funktor. Begriffe, die eine Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben Tau (t) des griechischen Wortes für Störung tarach (tarach).
    Querverweise (Links)  zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie:
    • Introspektion, Bewußtseins- und Bewußtheitsmodell in der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie
    • Beispiel Nur_empfinden_fühlen_spüren
    • Über den Aufbau einer präzisen Wissenschaftssprache in Psychologie, Psychopathologie, Psychodiagnostik und Psychotherapie
    • Überblick der Signaturen: Dokumentations- und Evaluationssystem Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    • Testtheorie der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie.
    • Probleme der Differentialdiagnose und Komorbidität aus Sicht der Allgemeinen und Integrativen Psychotherapie



    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Allgemeine und Integrative Theorie der Gefühle (fühlen, spüren, empfinden, gestimmt-sein, befinden). IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/gipt/allpsy/fuehl/theorie.htm
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    Änderungen - wird unregelmäßig überarbeitet; kleine Änderungen werden nicht extra dokumentiert * Anregung und Kritik
    30.01.07    Layout, Querverweis Einfühlung und Empathie.