Verstehen bei William Stern
von Rudolf Sponsel, Erlangen
Aus: Stern, William (1935) Allgemeine Psychologie auf personalistischer Grundlage. Haag: Martinus Nijhoff.
S. 25-29 (g e s p e r r t bei Stern hier
fett):
"c) Verstehen und Deuten. - Geht das „erklären" auf die Regelhaftigkeit,
so das „Verstehen" (Verstzusam)
auf
die Sinnhaftigkeit von Zusammenhängen. Wir sprachen schon oben
von dem notwendigen Ganzheitsbezug alles Seelischen: ist nun das Ganze
ein Träger sinnvoller Bedeutung (eine menschliche Person, eine Gemeinschaft,
ein Kulturwert), dann verstehen (Verstganzh)
wir einen seelischen Tatbestand, sobald er in seinem Anteil an diesem Sinnganzen
erfasst wird. [>26]
Wir „verstehen" (Verstkomm)
z.B. die Worte, die jemand spricht, als bedeutungshaltiges Mittel, mit
ihm in Gemeinschaft zu treten; es ist ein in noch engerem Sinne psychologisches
„Verstehen" (Verstzusam),
wenn jene Worte uns des Sinn seiner Wünsche, Strebungen und Interessen
enthüllen, wenn wir — durch seine Worte hindurch Verstehen
(Verstganzh) — ihn selber
als personale Ganzheit erfassen.
Man hatte zeitweilig geglaubt, mit der Gegenüberstellung
von „Erklären" und „Verstehen" (Verstheorie)
zwei Psychologieen von wesenhafter Feindseligkeit postuliert zu
haben; man hat den Gegensatz zugleich mit dem von „naturwissenschaftlicher"
und „geisteswissenschaftlicher" Methodik und Problematik identifiziert.
Nun ist es richtig, — unsere vorangehenden Ausführungen haben es schon
angedeutet — dass die Psychologie längere Zeit hindurch unter dem
einseitigen Einfluss naturwissenschaftlicher Gesichtspunkte stand und über
den Elementen die Ganzheit, über der Gesetzmässigkeit die Sinnhaftigkeit
ihres Gegenstandes vernachlässigt hatte. Es ist auch zuzugeben, das
eine von dieser Einstellung beherrschte Psychologie für manche psychologischen
Bedürfnisse der Geistes-, Kultur- und Geschichtswissenschaften nur
Steine statt Brot bieten konnte. So begreift man die Versuche - sie erstrecken
sich von Dilthey bis zu Spranger — eine eigene Seelenkunde zu schaffen,
die es mit den bedeutungshaltigen und wertbezogenen Subjekten der Geisteswissenschaft
zu tun hat, die sogenannte „verstehende" (VerstgsozM)
Psychologie.
Aber eine solche Trennung zweier Psychologieen ist
höchstens als vorübergehende Zwischenphase möglich und erträglich.
Die letzten Jahrzehnte zeigen auch schon deutlich die Synthese. In dem
Augenblick, da die Naturwissenschaften selber den engen Elementenstandpunkt
verliessen, da insbesondere die organischen Naturwissenschaften immer entschiedener
die Ganzheit der Organismen und die Bedeutungshaltigkeit aller Lebensprozesse
betonten, war jener Scheidung schon viel von ihrer grundsätzlichen
Schärfe genommen — wie ja auch auf der andern Seite die Geisteswissenschaften
mit „naturwissenschaftlichen" Verfahrungsweisen und Gesichtspunkten
(Statistik, Erbforschung, Trieblehre u.s.w.) arbeiteten, ohne ihr Wesen
aufzugeben.
Die Psychologie aber ist berufen, das eigentliche
Bindeglied herzustellen. Denn seelische Tatbestände können
erst dort völlig verstanden (Verstzusam)
werden," [>27] wo ebenso ihr organisch-naturaler wie ihr geistig-kultureller
Sinnbezug erfasst wird; ja noch mehr: wo das Ineinander beider zum eigentlichen
Gegenstand der Forschung wird. Wer „naturwissenschaftlich" nur den organischen
Aufbau der menschlichen Person, etwa ihr Trieb-und Instinktleben, ihre
körperliche Gebundenheit, ihre Temperamentsbeschaffenheit, die Regelhaftigkeit
der seelischen Abläufe beachtet, ist ihrem wahren Verständnis
ebenso fern, wie derjenige, der „geisteswissenschaftlich" nur den Oberbau
— ihre Ideale, Wertrichtungen, kulturellen und geschichtlichen Bezüge
— berücksichtigt. Trieb und Wert, Instinkt und Geist, Naturell und
Charakter sind nicht jeweils zwei getrennten menschlichen Welten zugeteilt
und völlig verschiedenen wissenschaftlichen Betrachtungen und Betrachtern
zugeordnet. Sie sind vielmehr die unbedingt zusammengehörigen — wenn
auch zum Teil unter stärksten Spannungen und Unstimmigkeiten zusammengehörigen
— Momente in der Sinneinheit der menschlichen Person, und daher der gemeinschaftliche
Gegenstand der Wissenschaft von der menschlichen Person und ihrem seelischen
Erleben.
Diese Einheit des Verstehens
(Versteinh) herbeizuführen,
ist die besondere Aufgabe, die sich die „persona1istische Psychologie
setzt.
Nunmehr sind wir in der Lage, die letzte Aufgabe
der wissenschaftlichen Psychologie zu umschreiben: das Deuten.
Deuten ist vermitteltes Verstehen
(Verstdeut),
in welchem zwei getrennte Tatbestände auf einander bezogen werden:
derjenige, aus dem heraus etwas verstanden wird, und derjenige,
der
verstanden wird. Der erste wird ge deutet und bildet die „Deutungsmaterie"
; der zweite wird er deutet und bildet das „Deutungsziel".
So werden Gesichtszüge oder Schriftzüge
ge
deutet auf gewisse Charaktereigenschaften; es werden Testleistungen
ge
deutet auf Intelligenzgrade und Berufseignungen. Andrerseits werden geheime
Wunschsysteme eines Menschenr er deutet aus seinen Träumen,
tiefere Erlebnisschichten eines Künstlers er deutet aus seinem
Werk.
Betrachtet man diese verschiedenen Beispiele, so
zeigt sich ein gemeinsamer Zug aller Deutung: sie ist Tiefenschau,
sie geht von aussen nach innen. Die Deutungsmaterie ist stets [>28] das
mehr Äusserliche, Vereinzelte, Abgehobene; das Deutungsziel stets
das mehr Innerliche, mit der Totalität der Person inniger Verschmolzene.
Diese Vertikalrichtung unterscheidet die Deutung von der „Erklärung",
die auf das „horizontale" Nebeneinander der zu verknüpfenden Erscheinungen
geht. Aber eben diese Besonderheit macht die Deutung zu einer Aufgabe von
ungewöhnlicher Schwierigkeit; denn der Weg in die Tiefe ist
zugleich der Weg in das Unbestimmte, schwer Ausdrückbare, ist die
Annäherung an das Ineffabile \g, den eigentlichen Sinn der Persönlichkeit.
Die Gefahr ist gross, dass dieser Weg zu leicht
genommen wird. Man glaubt, jene personale Tiefe, auf welche die Deutung
geht, ebenso eindeutig formulieren und hart aufteilen zu können, wie
die äusserlichen Symptome, aus denen man die Deutung schöpft.
Dann kommt es zu „Persönlichkeitsdiagnosen", die im Grunde nur aus
einem Register nebeneinandergeordneter Eigenschaften bestehen; dann wird
ein einziger Symptomkreis, z.B. die Handschrift, als Universalschlüssel
zur Erkenntnis des Menschen benutzt und je ein Einzelsymptom zu je einer
Einzeleigenschaft in Beziehung gesetzt („Monosymptomatik").
Da nun ein starkes praktisches Bedürfnis des
Laienpublikums nach solchen Seelenschilderungen und Charakterdeutungen
besteht, hat sich eine weite volkstümliche Persönlichkeitsdiagnostik
entwickelt, welche zuweilen zu einer bedenklichen „Deutungspfuscherei"
ausartet; von ihr wird in anderem Zusammenhang noch einiges zu sagen sein
(S 62f).
Aber auch die wissenschaftlichen Methoden der Persönlichkeitsdeutung
halten sich nicht immer von den oben genannten Fehlern frei; Neigung zur
Monosyrnptomatik zeigt etwa die Psychoanalyse, welche nur die dem Willen
entzogenen Seelenäusserungen als Symptome verwertet ; oder auf anderer
Seite die experimentelle Psychotechnik, wenn sie ihre Eignungsfeststellungen
lediglich auf Testprüfungen stützt.
Um diesen Gefahren und Bedenken zu begegnen, steht
vor der Psychologie die grosse Zukunftsaufgabe, eine wissenschaftlich einwandsfreie
und praktisch zuverlässige Deutungstechnik zu erarbeiten. Diese
hat zwei Forderungen zu erfüllen:
1) Die Deutungsmethodik muss personalistisch sein, d.h. die
einzelnen Symptome in ihrem personalen Ganzheitsbezug [>29] erkennen und
verwerten. 2) die Methodik muss „po1y-symptomatisch" sein, d.h.
souverän über die verschiedenen Symptomgebiete verfügen
und ihre Verbindung elastisch der jeweiligen psychodiagnostischen Aufgabe
anpassen können. Hierbei sind — mit Vorsicht und Kritik — auch die
positiven Einsichten und Verfahrungsweisen zu berücksichtigen, die
von den monosymptomatischen Systemen volkstümlicher und wissenschaftlicher
Art erarbeitet worden sind.
Von der Methode der „Deutung" her fällt noch
einmal ein Licht auf die sogenannte „verstehende"
(VerstgsozM) Psychologie.
Wenn das Verstehen, wie wir sahen, nur zum kleinsten Teil unmittelbar
(rein „intuitiv") vor sich geht, zum weitaus grösseren Teil mittelbar
(„deutend") — dann bedarf auch die verstehende Psychologie einer
breiten und tiefen
Tatsachenbasis, die sich ebenso auf die deutbaren
Symptome wie auf die zu erdeutenden Persönlichkeitszüge, wie
endlich auf die Zusammenhänge zwischen beiden erstrecken muss. Und
durch diesen Zwang zur Empirie, die ohne emsige Kleinarbeit nicht
möglich ist, kommt die verstehende (VerstgsozM)
Psychologie wieder in enge Berührung mit jenen Forschungen wie sie
von der mehr „naturwissenschaftlich" eingestellten Psychologie ausgeführt
zu werden pflegen. So ist auch von dieser methodischen Seite her zu hoffen,
dass die eine Psychologie jenseits jener Gegensätze im Entstehen
begriffen ist. Innerhalb ihrer bleibt Raum für die verschiedensten
Interessen, Richtungen und Ziele."
Weitere Einträge im Sachregister
Verstehen 371, 415.
S.371f: "c) Das Verstehen (Verstabstr)
des
Abstrakten.—Den mathematischen Satz: „Die Winkelsumme im ebenen Dreieck
beträgt zwei Rechte" verstehe ich. Was bedeutet das bewusstseinsmäßig?
Halten wir uns zunächst an die einzelnen Bestandstücke (obwohl
wir dadurch dem Bewusstseinsgehalt eine gewisse Gewalt antun). Von den
drei Gliedern: Winkelsumme, ebenes Dreieck, zwei Rechte ist offenbar das
letzte am stärksten vorstellungshaltig; jeder, der irgendwann Geometrie
getrieben hat, wird beim Hören der Worte „zwei Rechte" eine Vorstellung
dieser Art in sich finden: _ ?g Anders ist es schon mit „Winkelsumme" ;
mag mir hierbei auch ganz vage vorschweben, wie sich Winkel um einen gemeinsamen
Scheitelpunkt zusammenfügen; so ist doch schon die Grösse der
einzelnen Winkel völlig beliebig. Dasselbe gilt von dem Gedankenmoment
„ebenes Dreieck". Ein etwa anschaulich vorgestelltes Dreieck gewisser Grösse,
Form und Färbung kann ohne weiteres durch irgend ein anderes vorgestelltes
Dreieck ersetzt werden, ohne dass dadurch der gedankliche Inhalt im mindesten
berührt würde. Wesentlich ist nur das „Dreieck-Sein" und „Eben-Sein"
; alle andern Merkmale, welche vorgestellten Dreiecken zukommen und diese
voneinander unterscheiden, sind für den Gedanken gleichgültig.
Sofern überhaupt irgend eine Dreieckvorstellung da ist, hat sie lediglich
als beliebiger Repräsentant des Gedankens zu dienen.
Verlassen wir nun aber die künstliche Vereinzelung
der drei Glieder; in meinem Bewusstsein sind ja nicht drei nebeneinander
bestehende Gedanken vorhanden, sondern ein Gesamtge [>372] danke,
der sprachlich die Form des Satzes, logisch die Form des Urteils angenommen
hat. Psychologisch können wir diesen Gesamtgedanken am besten einen
Sinn-Gedanken
nennen: der Satz im ganzen hat einen einheitlichen, geschlossenen Bedeutungsgehalt,
der mehr und anderes ist, als der Bedeutungsgehalt der einzelnen gedanklichen
Erlebnismomente und ihrer Beziehungen. Was wir im Denkgebiet „Verstehen"
(Verstdif) nennen, ist immer
auf den Gesamtsinn einer geschlossenen gedanklichen Einheit bezogen. (Verstzusam)
"
S.415: "Diese Bedeutung des „Sinndenkens" gilt also
ebenso für die Tiefe der Person, wie für die der Welt: man sucht
den
Sinn der eigenen Existenz, des eigenen Schicksals zu ergründen,
aber ebenso den Sinn der We1t, den Sinn der Natur, den Sinn der
Geschichte, den Sinn der Nationen. Ferner kann das Sinndenken auf Grösstes
und Kleinstes gerichtet sein: man bemüht sich um den Sinn des Goethe'schen
Faust im ganzen, und um den Sinn eines einzelnen Zitats aus dem Faust;
um den Sinn der Mathematik, und um den Sinn des Pythagoräischen Lehrsatzes;
um den Sinn des eigenen Lebens, und um den Sinn einer einzelnen Handlung,
die man getan hat.
Der Akt, in dem sich dieses Sinndenken erfüllt,
bezeichnet man als „Verstehen". Damit wird auch psychologisch
der Unterschied jener beiden Denkakte deutlich, die als „Erklären"
und „Verstehen" in der modernen Wissenschaftstheorie eine gegensätzliche
Rolle spielen 1). „Erklären" ist die Anwendung des Kausaldenkens auf
einen bestimmten Denkgegenstand — wobei es gleichgültig ist, welche
der verschiedenen Formen des Kausalgedankens verwertet sind; genug, wenn
das Fremde und Einzelne dadurch einem bekannten Zusammenhang eingeordnet
wird. „Verstehen" (Verstzusam)
aber ist das Erfassen des Sinnes; die Fremdheit des oberflächenhaften
Eindrucks soll nicht durch Ausgreifen in die Weite, sondern durch Eindringen
in die Tiefe überwunden werden. Wer Napoleon „erklären" will,
muss auf anderes ausserhalb Napoleon's Bezug nehmen: auf seine Vorfahren,
seine Umgebung, die geschichtlichen Ereignisse, in die er hineingestellt
war. Wer Napoleon „verstehen" (Verstzusam)
will, kann sich ganz auf ihn selbst beschränken, aber muss sich alles
einzelne, das er von Napoleon weiss, gleichsam transparent machen, um in
die Substanz seines Lebens vorzudringen. Und es kann jemand, der Napoleon
sehr gründlich erklärt hat, unter Umständen doch nur ein
sehr geringes Verständnis für den Sinn des Phänomens Napoleon
haben."
S.5f: "... Wo es galt,das seelische Verhalten von Menschen im praktischen Leben zu verstehen (Verstfrage) und zu bewerten, zu leiten und zu beeinflussen, da begnügte man sich mit einer naiven Popularpsychologie oder mit dilettantischen Systemen, die auf alle Vorzüge und Folgewirkungen wissenschaftlicher Erkenntnis verzichten mußten. Darunter leidet bis auf den heutigen Tag Erziehung und Unterricht, Berufswahl und Verkehr, Rechtspflege und Strafvoll- [>6]zug, Seelenhygiene und -therapie und manche anderen Gebiete der Praxis."
S.19: "Unter einem „Individuum" verstehen
(Verstdef) wir ein Ganzes,
das zwar eine Vielheit von Bestandteilen in sich schließt, aber dennoch
nicht in diese Teile aufgelöst werden kann (also ,.in-divisibile"'
ist). Die Einheitlichkeit bekundet sich empirisch in der Geschlossenheit
der Form, in der Zweckmäßigkeit des Funktionierens und in der
Einheit des Selbstbewußtseins.
Unter einer ,,Individualität" verstehen
(Verstdef) wir ein Individuum,
sofern es als Ganzes eine singuläre Besonderheit darstellt."
S.506: "Dem personalistischen Gesichtspunkt ist dann auch die Unterscheidung einzuordnen, die mit immer steigender Deutlichkeit zwischen ,,erklärender" (oder ,, beschreibender") und verstehender (Verstdif) Psychologie gemacht wird. Seelische Merkmale (Phänomene, Akte, Dispositionen) kann man vergleichen und differenzieren, beschreiben und klassifizieren in ihren gesetzmäßigen Beziehungen, qualitativen Typen, quantitativen Stufen untersuchen, aus ihren äußeren und inneren Bedingungen erklären; Persönlichkeiten aber kann man — sofern sie Ganzheiten sind und auch geistigeine Ehenen darstellen — nur nacherlebend verstehen (Versteinf). Eine solche verstehende (Verstdif) Psychologie ist, wie es insbesondere in der Schule DILTHEYS von SPRANGER (23) und anderen ausgeführt wird, die Grundlage geistes-, geschichts- und kulurwissenschaftlicher Erkenntnis. Aber indem dies Verstehen (Verstkunst) zum großen Teil ein künstlerisches Tun ist,bedarf es, wie jede Kunst, der wissenschaftlichen Vorbereitung; und diese ist in der erklärenden generellen,weit unmittelbarer aber in der differentiellen Psychologie gegeben. Wir können mit den Methoden der differentiellen Psychologie zwar niemals das historische „Verständnis" (Versthist) eines ROUSSEAU oder BISMARCK vollziehen, wohl aber dafür die Bausteine liefern, aus denen sich dann die Einheitsstruktur der Persönlichkeit aufbauen läßt in der verstehenden und zugleich gestaltenden Tat des Historikers. Und diese Hilfe wird die differentielle Psychologie umsomehr leisten können, je mehr sie schon bei der Auswahl ihrer Gesichtspunkte und der Einstellung ihrer Methoden vom bloßen Mosaik loszukommen sucht und sich durch allgemeine personalistische Gesichtspunkte leiten läßt."
S.64: "Als Mittel, um den Symptomwert eines
phi-Gebietes für ein bestimmtes psy-Gebiet festzustellen, dienen das
,, ätiologische" und das statistische" Verfahren.
Das erste sucht die — oft sehr lange und verwickelte
— Kette, die von psy zu dem schließlich als Symptom dienenden phi
hinführt, von Glied zu Glied zu verfolgen, um die symptomatische Bedeutung
des Endglieds für das Anfangsglied ursächlich zu verstehen
(Verstkausal).
"
S.98: "Sehr einfach sind die Alternativ-Tests, d. h. solche bei denen die Leistungen der Prüflinge nur die zwei Möglichkeiten des ,, richtig" oder ,,falsch" bzw. ,,beantwortet" oder ,,nicht beantwortet" aufweisen (gewöhnlich bezeichnet durch + und - ). So roh diese Tests zu sein scheinen, so sind sie uns doch unentbehrlich, denn sie beziehen sich meist auf jene höheren Funktionen, die am direktesten mit der Intelligenz verknüpft sind und die eben wegen dieser komplexeren Beschaffenheit nicht eine rein quantitative Abstufung erlauben, wie: Verstehen (Verstwitz) von Witzen, Erkennen von Absurditäten, Definieren von Begriffen usw."
S.113: "Ahnlich steht es mit dem Plan, für psychiatrische Khniken ein zu vervielfältigendes Bilderinstrumentarium herzustellen, das als Universalprüfungsmittel für die verschiedensten Funktionen der Patienten (Auffassung von Formen, Farben, Lage, Perspektive, Wiedererkennen, Verstehen (Verstbild) von Bildern, Unterscheidungsfähigkeit, Aussage und Erinnerung, Affektreaktionen usw.) dienen kann."
S.144: "... Andere Fälle liegen weniger günstig, z. B. die Versuche mancher Freudianer, dichterische Werke lediglich als Konversionen verdrängter Sexualvorstellungen abnormer Art verstehen (VerstssB) zu wollen."
S.157: "... Unter einer Norm verstehen (Verstdef) wir eine Anforderung, die zum Zwecke der Verwirklichung objektiver Werte in allgemeingültiger Weise gestellt wird — wobei hier natürlich die ,,Forderung" nicht in dem engen Sinne einer im Bewußtsein vorhandenen sittlichen Aufgabe gilt, sondern viel allgemeiner als treibende Kraft einer immanenten biologischen und sozialen Zielsetzung, die ebenso gut ganz ohne bewußte Absicht wie mit dieser wirken kann."
S.170: "Daß man den Typus im dispositionellen Sinne bisher mehr stillschweigend als ausdrücklich anerkannt hat, ist aus der psychologischen Gesamtsituation heraus zu verstehen (Verstzusam); denn die herrschende Psychologie war ja bis vor kurzem durchaus eingestellt auf einen Kampf gegen Alles, was nach ,, Vermögen" oder seelischen ,,Kräften" aussah. Indessen ist gerade die sich immer mehr entwickelnde Typenlehre das Gebiet, auf dem sich die Unentbehrlichkeit des Dispositionsbegriffs am deutlichsten zeigt."
S.181: "Unter Typengliederung verstehen (Verstdef) wir die interindividuelle Verteilung der Varianten eines allgemeinen Merkmals auf eine Reihe nebeneinandergeordneter Typenformen. Das so entstehende Schema heiße Typik (,,Typik der Aufmerksamkeit", ,,Typik des sensorischen Gedächtnisses" usw.)."
S.203: "Von irgendeinem Erlebniskomplex bis zu seiner
Darstellung führt ein weiter Weg, auf welchem eine mehrfache Auslese
stattfindet. Sowie nur dasjenige zum Gegenstand der Wahrnehmung wird, was
die Empfindlichkeits-Schwelle überschritten hat, so hebt ein weiterer
Akt des Individuums wiederum aus diesem Wahrnehmungsmaterial gewisse Elemente
über die Schwelle des Auffassens und interessebetonten Verstehens(Verstmoti),
während andere darunter bleiben."
Suchen in der IP-GIPT,
z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff>
site: www.sgipt.org
z.B. Kommunikation site: www.sgipt.org. * Therapiekonzept site: www.sgipt.org. |