Aufmerksamkeit bei Wilhelm Wundt
(1832-1920)
Definitionregister Psychologie:
Aufmerksamkeit
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Inhalt
Editorial.
Zusammenfassung:
Checkliste definieren.
Literatur, Links, Glossar,
Anmerkungen und Endnoten, Querverweise,
Copyright
und Zitierung, Änderungen
Zusammenfassung-Wundt-1897-Grundriss-Psychologie:
Der Suchtext "aufmerksam" wird mit Titel und Überschriften 111x
gefunden, Aufmerksamkeit 109x. Im Inhaltsverzeichnis wird ein ganzes Kapitel,
§ 15 "Bewusstsein und Aufmerksamkeit" ausgewiesen. Auch das Sachregister
enthält Einträge.
Bei den ersten 10 Erwähnungen, S. 116 bis 126 wird der Begriff
der
Aufmerksamkeit von Wundt nicht definiert, erklärt oder näher
erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung
oder Literaturhinweis. Ich gehe daher davon aus, dass Wundt den Begriff
der Aufmerksamkeit für allgemeinverständlich und nicht für
näher begründungspflichtig hält. Das Kapitel § 15,
S.238-262 beschäftigt sich ausdrücklich mit der Aufmerksamkeit.
Wichtigere Hinweise sollten daher zu diesem Kapitel in den Sachregisterhinweisen
zu finden sein. Im Sachregister gibt Wundt S. 245, S. 247 und S. 257 an.
Aber auch dort wird Aufmerksamkeit nicht definiert, erklärt oder näher
erläutert, auch nicht durch Querverweis, Fußnote, Anmerkung
oder Literaturhinweis. Wundt differenziert zwischen willkürlicher
und unwillkürliche Aufmerksamkeit (S. 257).
Sachregistereinträge-Wundt-Grundriss-1897:
"...
Aufmerksamkeit 245.
Umfang der A. 247.
Willkürliche A. 257.
A. bei den Apperceptionsverbindungen 292.
A. beim Kinde 336
..."
Fundstellen-Wundt-Grundriss-1897
Aufmerksamkeit im Kontext
(g e s p e r r t bei Wundt hier fett, fett, kursiv und 14 Punkt:
Hervorhebungen von R.S.)
13: "... Es wurden daher Gattungsbegriffe gebildet, unter die man
die verschiedenen Vorgänge ordnete; und dem Interpretations-
bedürfniss des einzelnen Falles suchte man zu genügen, in-
dem die Bestandtheile eines zusammengesetzten Processes
den auf sie anwendbaren Allgemeinbegriffen subsumirt
wurden. Solche Begriffe sind z. B. Empfindung, Erkenntniss,
Aufmerksamkeit, Gedächtniss,
Einbildungskraft, Verstand,
Wille u. dergl. ..."
16: "... Man
nahm daher im allgemeinen an, die Vorstellungen selbst
seien, gerade so wie die äußeren Objecte, auf die sie von
uns bezogen werden, Gegenstände, die aus dem Bewusstsein
verschwinden und wieder in dasselbe eintreten, und die auch
wohl, je nachdem der innere Sinn durch die äußeren Sinne
erregt wird oder nicht, und je nach der Aufmerksamkeit,
die
wir ihnen zuwenden, stärker und deutlicher oder schwächer
und undeutlicher wahrgenommen werden, aber doch im gan-
zen in ihrer qualitativen Beschaffenheit unverändert bleiben
sollen.
27: "3. Dagegen ist die reine Beobachtung,
wie sie in
vielen Gebieten der Naturwissenschaft möglich ist, innerhalb
der individuellen Psychologie im exacten Sinne nach dem
ganzen Charakter des psychischen Geschehens unmöglich.
Sie wäre nur denkbar, wenn es ähnliche beharrende und
von unserer Aufmerksamkeit unabhängige
psychische Objecte
gäbe, wie es relativ beharrende und durch unsere Beobach-
tung nicht zu verändernde Naturobjecte gibt. ..."
34: "... Die subjectiven Elemente bezeichnen wir dagegen
als Gefühlselemente oder einfache Gefühle.
Beispiele
solcher Gefühlselemente sind: das Gefühl, das irgend eine
Licht-, Schall-, Geschmacks-, Geruchs-, Wärme-, Kälte-,
Schmerzempfindung begleitet, oder das Gefühl beim Anblick
eines wohlgefälligen oder missfälligen Objectes, die Gefühle
im Zustand der Aufmerksamkeit, im
Moment eines Willens-
actes u. s. w. Solche einfache Gefühle sind in doppelter Be-
ziehung Producte der Abstraction: jedes Gefühl ist nämlich
nicht nur mit Vorstellungselementen verbunden, sondern es
bildet auch einen Bestandtheil eines in der Zeit verlaufenden
psychischen Processes, während dessen es sich selbst
von einem Zeitpunkt zum andern verändert."
38: "... So unterscheiden wir qualitativ nur eine Druck-,
Wärme-, Kälte- und Schmerzempfindung, nur ein Gefühl
der Aufmerksamkeit, der Thätigkeit
u. s. w., während aber
jede dieser Qualitäten in sehr verschiedenen Intensitäts-
graden möglich ist. ..."
67: "... Vielmehr kann man die näm-
liche Ordnung der Empfindungen auch erhalten, wenn man
beliebig gemischte farbige Objecte nach ihrer subjectiven
Farbenverwandtschaft ordnet; selbst Kinder, die niemals ein
Sonnenspektrum oder einen Regenbogen mit Aufmerk-
samkeit beobachtet haben und daher
die Reihe, ebenso gut wie
mit Roth, mit irgend einer andern Farbe beginnen können,
construiren sie immer wieder im selben Sinne."
110f: "... Ist die Verbindung eines Elementes mit andern eine
so innige, dass es nur durch eine ungewöhnliche Richtung
der Aufmerksamkeit, unterstützt
durch die experimentelle
Variation der Bedingungen, in dem Ganzen wahrnehmbar [>111]
ist, so nennen wir die Verschmelzung eine vollkommene;
tritt dagegen das Element nur gegenüber dem Eindruck
des Ganzen zurück , während es doch in der ihm eigenen
Qualität unmittelbar erkennbar bleibt, so nennen wir sie
eine unvollkommene. ... "
113f: "Psychologisch besteht hiernach die Hauptbedingung
zur
Entstehung eines Einzelklangs darin, dass eine Verschmel-
zung von Tonempfindungen mit nur einem herrschenden
Element gegeben, und dass die Verschmelzung eine voll-
kommene oder mindestens nahezu vollkommene sei. In der
Regel unterscheidet man in dem Einzelklang die Ober-
töne nicht unmittelbar mit unbewaffnetem Ohr; man kann
sie aber durch Resonanzverstärkung (durch Hörrohre, die
auf den gesuchten Oberton abgestimmt sind) wahrnehmbar
machen; und nachdem man sie einmal auf diesem experi-
mentellen Wege isolirt hat, können die stärkeren Obertöne
[>114]
auch ohne solche Hülfsmittel aus dem Klange successiv
herausgehört werden, wenn man die Aufmerksamkeit
auf
sie richtet."
125f: "... Die
herrschenden Elemente dieser Verschmelzung sind die Tast-
empfindungen, hinter denen bei vielen Individuen die Ge-
sichtsvorstellungen so zurücktreten, dass sie selbst bei großer
Aufmerksamkeit nicht sicher wahrgenommen
werden können.
In solchen Fällen ist daher die räumliche Auffassung vielleicht
[>126]
wie bei den Blinden, eine unmittelbare Function der Tast-
und Bewegungsempfindungen (siehe unten 6). In der Regel
zeigt aber die genauere Beobachtung, dass man sich von der
Lage und Distanz der Eindrücke nur Rechenschaft geben
kann, indem man sich das unbestimmte Gesichtsbild der
berührten Körperstelle deutlicher zu machen sucht."
126: "... Demzufolge beobachtet man bei solchen Personen
eine fortwährende Bewegung der Tastorgane, besonders der
tastenden Finger, über die Objecte hin, bei deren Auffassung
ihnen überdies die geschärfte Aufmerksamkeit
auf die Tast-
empfindungen und die größere Uebung in der Unterscheidung
derselben zu statten kommen. ..."
Fundstellen im §
15 Bewusstsein und Aufmerksamkeit nach Sachregisterangaben S. 245, S. 247,
S. 257.
_
245: "... Den durch eigen-
thümliche Gefühle charakterisirten Zustand, der die klarere
Auffassung eines psychischen Inhalts begleitet, nennen wir
die Aufmerksamkeit [bei Wundt gesperrt],
den einzelnen Vorgang, durch den
irgend ein psychischer Inhalt zu klarer Auffassung gebracht
wird, die Apperception. Dieser stellen wir die sonstige,
ohne den begleitenden. Zustand der Aufmerksamkeit
vorhan-
dene Auffassung von Inhalten als die Perception gegen-
über. Die Inhalte, denen die Aufmerksamkeit
zugewandt ist,
bezeichnen wir, nach Analogie des äußeren optischen Blick-
punktes, als den Blickpunkt des Bewusstseins oder den
inneren Blickpunkt, die Gesammtheit der in einem
gegebenen Moment vorhandenen Inhalte dagegen als das
Blickfeld des Bewusstseins oder das innere Blick-
feld. Der Uebergang irgend eines psychischen Vorgangs in
den unbewussten Zustand endlich wird das Sinken unter
die Schwelle des Bewusstseins, das Entstehen irgend
eines Vorganges die Erhebung über die Schwelle des
Bewusstseins genannt. Natürlich sind alles dies bildliche
Ausdrücke, die nicht wörtlich genommen werden dürfen.
Ihre Anwendung empfiehlt sich aber wegen der anschau-
lichen Kürze, die sie bei der Schilderung der Bewusstseins-
vorgänge gestatten."
247: "... Eine
räumliche Vorstellung dagegen kann, wenn sie nur ein be-
schränktes extensives Ganzes bildet, in ihrem vollen Um-
fange in einem einzigen Moment appercipirt werden. Ist
sie zusammengesetzter, so müssen aber auch ihre Theile
successiv den inneren Blickpunkt durchwandern, wenn sie
vollständig zu einer klaren Auffassung gelangen soll. Hier-
aus ergibt sich von selbst, dass zusammengesetzte räum-
liche Vorstellungen (namentlich momentane Gesichtsein-
drücke) sich vorzugsweise dazu eignen, um ein Maß für
die
Menge der in einem einzigen Acte appercipirten Inhalte
oder für den Umfang der Aufmerksamkeit
zu ge-
winnen, während zusammengesetzte zeitliche Vorstellungen
(z. B. rhythmische Gehörseindrücke, Taktschläge) benutzt
werden können, um die Menge der in einem gegebenen
Momente im Bewusstsein überhaupt vereinigten Inhalte oder
den Umfang des Bewusstseins zu messen. Die auf
solche Weise ausgeführten Versuche ergeben je nach den
besonderen Bedingungen für den Umfang der Aufmerksam-
keit einen Spielraum zwischen 6
und 12, für den Umfang
des Bewusstseins einen solchen zwischen 16 und 40 ein-
fachen Eindrücken. Dabei gelten die kleineren Zahlen für
solche Eindrücke, die keine oder relativ sehr beschränkte
Vorstellungsverbindungen bilden, die größeren für solche,
in denen die Elemente zu möglichst zusammengesetzten
Vorstellungen combinirt werden."
257: "... Bei der activen Apperception dagegen
drängen sich während des vorbereitenden Gefühlsstadiums
stets noch andere psychische Inhalte mit ihren Gefühls-
effecten der Aufmerksamkeit auf,
so dass hier die endlich
eintretende Apperception als eine Willkürhandlung und in
vielen Fällen, wenn nämlich der Kampf verschiedener sich
aufdrängender Inhalte selber ein klar bewusster wird, sogar
als eine Wahlhandlung erscheint. In diesen letzteren Fällen
ist denn auch das Vorhandensein einer solchen schon von der
älteren Psychologie anerkannt worden, indem man bei ihnen
von »willkürlicher Aufmerksamkeit«
redete. Aber erstens
trat hier der Wille genau so unvermittelt auf wie bei den
äußeren Willenshandlungen, da man den springenden Punkt
dieser Entwicklung, nämlich die Thatsache, dass die so
genannte »unwillkürliche Aufmerksamkeit«
nur eine ein-
fachere Form innerer Willenshandlung sei, verkannte; und
zweitens wurden dabei ganz in der Weise der alten Ver-
mögenstheorie »Aufmerksamkeit«
und »Wille« als verschie-
denartige, gelegentlich sich verbindende, gelegentlich aber
auch sich ausschließende psychische Kräfte einander gegen-
übergestellt, während doch beide offenbar Begriffsbildungen
sind, die sich auf die nämliche Classe psychischer Processe
beziehen. Nur umfassen die Apperceptions- oder Aufmerk-
samkeitsvorgänge diejenigen
unter diesen Processen, die an
und für sich, sofern nämlich nicht weitere Vorgänge
sich
anschließen, ohne äußere Wirkungen, bloß als
so genannte
innere Handlungen, verlaufen."
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korrigiert: 23.05.2024 irs Rechtschreibprüfung und gelesen