Internet Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
(ISSN 1430-6972)
IP-GIPT DAS=15.10.2016
Internet-Erstausgabe,
letzte Änderung: 27.01.20
Impressum:
Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf
Sponsel Stubenlohstr. 20 D-91052 Erlangen
Mail:_sekretariat@sgipt.org__Zitierung
& Copyright_
Anfang_Heilmittelanalyse
Focusing__Datenschutz_Überblick_Rel.
Aktuelles_Rel.
Beständiges_
Titelblatt_
Konzept_
Archiv_
Region_
Service-iec-verlag__
Wichtige
Hinweise Links u. Heilmittel
Willkommen in unserer Internet-Publikation
für Allgemeine und Integrative Psychotherapie, Abteilung Heilmittel-Lehre
& Heilmittel-Monographien, und hier speziell zum:
Heilmittelanalyse J-Focusing
Übersicht Heilmittellehre und
Heilmittel-Monographien *
Literaturhinweis
Symbolik
Heilmittelgraphik *
Terminologie
und Kennzeichnungen.
Aus dem Handbuch
(1995), S. 413 - 426 von Rudolf Sponsel,
Erlangen
Beispiel: Detail Analyse
des Focusing
Zusammenfassung: Wir geben nun zunächst die Beschreibung
oder Anleitung einer originalen Focusing Durchführung, analysieren
sodann das Focusing unter psychologischen Heilmittelgesichtspunkten, um
endlich im Abschnitt 6.8 eine Transformation in das IPPT Focusing vorzunehmen.
Offene Fragen und Problem runden diesen Abschnitt zur Focusing Analyse
ab.
DURCHFUEHRUNG UND ANALYSE
DES FOCUSING VON GENDLIN
(1) Einfuehrung
und Hintergrund Bei der Analyse von Tausenden von Tonbandprotokollen,
weshalb die Psychotherapie nicht öfter gelingt und womit Gelingen
zusammenhängt, machte GENDLIN seine bahnbrechenden Entdeckungen. "Als
erstes entdeckten wir, dass der erfolgreiche Patient - derjenige, der bei
psychologischen Tests und im Leben eine wirkliche, greifbare Veränderung
zeigt - auf den auf Band aufgenommenen Therapiesitzungen sehr leicht zu
erkennen ist. Solche Patienten verhalten sich in ihren Therapiestunden
anders als die andern. ... Der Unterschied liegt darin, wie sie
sprechen. Und das ist nur ein äusseres Zeichen des tatsächlichen
Unterschieds: was im Innern des erfolgreichen Patienten vorgeht." (GENDLIN
1981, S. 15). Dieser innere Veränderungsprozess heißt
J-FOCUSING.
Sollte GENDLIN recht haben mit seiner Behauptung,
dass Focusing - wir sind etwas vorsichtiger - für die Lösung
einer bestimmten psychischen Problemklasse (alle Störungen vom
Typ J-Werten_primär)
eine notwendige Bedingung repräsentiert, so ist Focusing in der Tat
ein sehr bedeutsames Verfahren, das wir nicht ignorieren dürfen. Deshalb
wollen wir uns mit diesem Verfahren auch gründlich beschäftigen.
Wir betrachten zunächst die Focusing Methode in einem komprimierten
graphischen Überblick:
Abb. 6.6.1 (Focusi1.jpg)
(2) Die Praktische
Durchführung des FOCUSING
Einführung: Einstimmung und Vorbereitung
PatientIn wird in einen bequemen Entspannungsstuhl gebeten. Sodann wird
erklärt: Heute möchte ich Sie mit einer natürlichen Methode
vertraut machen, wie Sie Ihr gefühlsmäßiges Erleben bewusster
erfahren und besser verstehen können. Das bedeutet vor allem: Kontakt
aufnehmen und vertiefen mit der eigenen Körperbefindlichkeit, mit
Ihren Empfindungen, Stimmungen und Gefühlen.
Worte hört oder liest man, Gefühle fühlt man,
Dinge sieht man, Empfindungen spürt man.
Gefühle fühlen, Empfindungen empfinden, Körperbefinden
spüren, darum geht es. Es geht also gerade zunächst gar nicht
um Denken und Verstand, sondern um das Fühlen, Empfinden und Spüren.
Suchen Sie zunächst nicht nach Worten oder Begriffen. Lassen Sie das
Denken aus dem Spiel.
Bevor wir weitermachen: Haben Sie das soweit verstanden oder ist noch
etwas unklar? {Unklarheiten klären}
1. Aufmerksamkeit auf
das Körperinnere lenken und die Empfindungen, Gefühle und das
Körpererleben erfassen.
Versuchen Sie bitte, vom Denken und Verstand in Ihrem Bewusstsein
wegzukommen. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit bitte auf Ihren Körper.
Spüren und horchen Sie in Ihren Körper hinein. Lassen Sie alles
zu. Versuchen Sie Ihre Empfindungen, Gefühle, Ihr Körperbefinden
zu erfassen. Lassen Sie alles zu. Schließen Sie absichtlich nichts
aus. Nehmen Sie bitte alles was kommt. Bleiben Sie bitte 1 - 2 Minuten
dabei.
2. FELT SENSE AUSWÄHLEN
Wählen Sie nun bitte aus dem Strom Ihres Körpererlebens,
Ihrer Empfindungen und Gefühle irgendeinen Bereich aus, der Sie näher
interessiert, über den Sie mehr erfahren und verstehen möchten.
Bleiben Sie bei diesem Gefühl, bei diesen Empfindungen. Denken Sie
nicht. Lassen Sie den Verstand beiseite. Versuchen Sie, diesen Empfindungen
und Gefühlen näher zu kommen oder nahe zu sein. Spüren Sie
in Ihren Körper hinein und erfassen Sie alles, was Ihr Körper,
Ihr Empfinden, Ihr Gefühl ausdrückt. Das Spüren, Empfinden
und Fühlen, das nun in Ihnen ist, heißt FELT SENSE. Versuchen
Sie, bei diesem FELT SENSE zu bleiben, ihn so nahe es geht zu empfinden,
zu fühlen, zu spüren.
3. FELT SENSE ASSOZIATIONEN
SUCHEN
Welche Erinnerungen, Gedanken, Phantasien, Wünsche, Erfahrungen
fallen Ihnen zu diesem FELT SENSE ein? Lassen Sie alles zu. Schließen
Sie nichts aus. Zunächst geht es nur um Ihre Assoziationen, völlig
gleichgültig, ob sie so oder anders sind, anscheinend passen oder
auch nicht. Das spielt hier gar keine Rolle. Alle Assoziationen sind erlaubt
und willkommen. Versuchen Sie sich gefühlsmäßig bewusst
zu machen womit dieser FELT SENSE zusammenhängen kann. Denken Sie
nicht. Erleben und erfahren Sie nur Ihre Assoziationen, so wie sie kommen.
Lassen Sie alles zu, was immer auch es für Phantasien, Erinnerungen,
Gedanken, Wünsche, Bedürfnisse, Erlebnisse und Erfahrungen sein
mögen, die mit diesem FELT SENSE verbunden sind. Lassen Sie alles
zu.
4. PASSENDES SYMBOL FINDEN
Nun versuchen Sie bitte aus Ihrer Erfahrung dieses erlebten FELT
SENSE und der Assoziationen, die Ihnen hierzu gekommen sind, ein passendes
Symbol zu finden. Das kann ein Begriff, ein Wort sein. Oder eine Metapher,
ein Gleichnis, ein Bild, ein Erlebnis, ein Sprichwort oder ein Titel. Es
kommt nur darauf an, dass dieses Symbol diesen, Ihren FELT SENSE möglichst
gut charakterisiert, widerspiegelt oder trifft. Vergleichen Sie verschiedene
Symbole mit Ihrem FELT SENSE. Probieren Sie ruhig ein bisschen herum. Gehen
Sie in Ihrem Bewusstsein hin und her. Suchen Sie solange einen symbolischen
Ausdruck für Ihren FELT SENSE bis Sie das Gefühl haben: jetzt
passt es, genauso stimmt es. Wenn Sie das passende Symbol gefunden haben,
versuchen Sie das Gefühl, das damit einhergeht, zu halten und eine
Weile, z. B. eine Minute, zu genießen.
5. FRAGEN
Kann ich den Zusammenhang zwischen FELT SENSE und SYMBOL noch weiter
gefühlsmäßig verstehen? Wie war die gefühlsmäßige
Qualität? Was war am schönsten oder am schlimmsten? Versuchen
Sie nicht zu denken oder mit dem Verstand zu antworten. Achten Sie auf
Ihre Gefühle, Empfindungen und Ihr Körperbefinden. Suchen Sie
die Antwort als FELT SENSE. Falls es ein unangenehmer, ein negativer FELT
SENSE war, könnte eine wichtige Frage sein: Wie kommt es zu diesem
FELT SENSE, worin bestünde die Lösung, was ist das Hindernis?
6. ALLES ANNEHMEN ALS REALERFAHRUNG
Versuchen Sie, auch wenn es ein sehr negativer FELT SENSE gewesen
sein sollte, alles willkommen zu heißen, was Sie an emotionaler Erfahrung
gemacht haben. Mit der zugelassenen Realerfahrung ist der erste und ein
ganz wichtiger Schritt zur emotionalen Erkenntnis getan. Schützen
Sie diese wertvolle emotionale Realerfahrung vor Kritik. Nehmen Sie diese
Realerfahrung an.
Diese FOCUSING Runde ist nun zu Ende und Sie können, wenn
Sie wollen, für diesmal aufhören oder in eine neue starten. Ganz
wie Sie wünschen.
(3)
IPPT Heilmittelanalyse des Focusing
Die originale Einteilung des Erlernens und der Übung des FOCUSING
nach GENDLIN besteht in folgenden 6 Schritten, die wir nach den Kategorien
der allgemeinen psychologischen Heilmittel weiter analytisch zerlegen:
1. Raum schaffen
AUFMERKSAMKEIT (1.1) auf die Affektlage, Stimmung und
Gefühle LENKEN (1.2). VERZICHT (1.3) auf
eine intellektuelle Antwort; stattdessen versuchen, in den KÖRPER
hinein zu EMPFINDEN, zu FÜHLEN, zu SPÜREN
(1.4). Alles ANNEHMEN (1.5), was kommt und eine Weile so
STEHEN
und GESCHEHEN LASSEN (1.6).
2. Felt sense
AUSWÄHLEN (2.1) eines Bereiches (Focus). VERZICHT
(2.2) auf intellektuelles Erfassen oder Eindringen. EMPFINDEN,
FÜHLEN,
SPÜREN
der KÖRPERREAKTIONEN (2.3) bei BEWUSSTHEIT
(2.4) aller mit dem Fokus zusammenhängenden Bewusstseinsinhalte
(Erinnerungen, Vorstellungen, Phantasien, Wünsche, Bedürfnisse,
Erfahrungen).
3. Finden eines Griffs
ASSOZIIEREN (3.1) von Bildern, Begriffen, Symbolen, Gleichnissen,
Sätzen, kurz von allem, was diesen Felt sense charakterisiert. SUCHEN
(3.2) des CHARAKTERISTISCHEN SYMBOLS (3.3), z. B. ein Eigenschaftswort,
das am besten passt.
4. Vergleich
So oft VERGLEICHEN (4.1) und PRÜFEN
(4.2) auf PASSEN (4.3) bis eine ÜBEREINSTIMMUNG
(4.4) zwischen affektivem KÖRPERGEFÜHL (4.5) und
SYMBOL
(4.6) gefunden wurde. Sodann mehrmals das GEFÜHL des
PASSENs
(4.7 [1 ... n]) aufkommen lassen und BEWUSST (4.8 [1 ...
n]) durchleben.
Falls sich der Felt sense verändert, WIEDERHOLE
ab 3 (4.9a).
Ist das OPTIMUM (4.9b) an ÜBEREINSTIMMUNG
gefunden, möge man das dazugehörige GEFÜHL
(4.10) für ca. eine Minute IM BEWUSSTSEIN HALTEN (4.11)
und GENIESSEN (4.12).
5. Fragen
Was ist an dem Focus, dass er diesen Felt sense bei mir hervorruft?
Wie kann ich mir den Zusammenhang zwischen Focus und Felt sense ERKLÄREN
(5.1)? Ist die Erklärung an ihr (augenblickliches, vorläufiges)
Ende gelangt, DIFFERENZIERE (5.2) man weiter und frage nach
den EXTREMQUALITÄTEN (5.3) des Felt sense: was ist das
Schlimmste oder Schönste an dem Gefühl und versuche zu KLÄREN
(5.4), was die Extremqualität ausmacht. Man stelle die Frage nach
HEILMITTELn
oder / und BETÄTIGUNGEN (5.5), damit es besser werden
kann und VERZICHTe (5.6) zugleich auf eine intellektuelle
Antwort, stattdessen warte man auf ein GEFÜHL (5.7),
das sich regt und das die Antwort gibt.
Man frage sich, was es für ein GEFÜHL
X+ (5.8) wäre, wenn alles in Ordnung wäre. Man VERZICHTe
(5.9) auf eine intellektuelle Antwort und warte auf das, was der KÖRPER
(5.10) antwortet. Man frage weiter, was dem im Wege steht, suche also das
HINDERNIS
(5.11).
6. Aufnahme
Man bemühe sich um die EINSTELLUNG (6.1), alles
willkommen zu heißen, was der Körper geantwortet hat: alles
ANNEHMEN
(6.2). Mit der GEFÜHLS ERFAHRUNG (6.3) ist der erste
Schritt zur emotionalen ERKENNTNIS (6.4) getan. Man SCHÜTZE
(6.5) diese Gefühlserfahrung vor Kritik und NEHME sie
quasi als Gegebenheit der Erfahrung
HIN (6.6). Nun kann man
AUFHÖREN
(6.7a) oder mit einer neuen FOCUSING Runde WEITERMACHEN
(6.7b).
BODY SHIFT {körperlich empfundene
Veränderung}: "Es ist ein bestimmtes physisches Gefühl der Veränderung,
das Sie immer wieder erkennen werden, sobald Sie es einmal erlebt haben."
(a. a. O., S. 18) Dem Veränderungserleben folge ein angenehmes Gefühl
und ein Gefühl der Erleichterung.
(4) IPPT Diskussion
Die Heilmittelmethode FOCUSING besteht aus 6 Segmenten, die wiederum
intern in 43 Heilmittel Einzelschritte (Sequenzen) unterschieden werden
können. Für Introspektionsungeübte ist bereits (1) beim
ersten Segment Raum schaffen mit großen Schwierigkeiten
zu rechnen, da es den meisten Menschen schwer fällt, K E
I N E intellektuelle Antwort zu suchen. In der IPPT Lehre können
wir dieses Problem nicht nur gut verstehen, sondern auch klar benennen
und erklären. Im Alltagsleben ist den meisten Menschen die Bewusstseinskategorie
§Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren
nicht bekannt. IPPT Arbeitshypothese: Das Schaffen eines §Kognitiven_Schemas
für die Kategorie §Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren
müsste das §Lernen
des Focusings wesentlich erleichtern. Vor der Durchführung eines Focusings
werden wir uns auf der Basis unserer Heilmittelanalyse überlegen,
wie wir diesen Lernprozess beschleunigen, ja manchen vielleicht sogar
erst ermöglichen können, indem wir die kognitiven Schemata
§Erzeugen_Herstellen.
(2) Das zweite Problem dürfte mit der Aufforderung verbunden sein,
bei dem Bewusstseinsinhalt zu BLEIBEN. Stillschweigend wird hier
vorausgesetzt, dass es so etwas wie eine Bewusstseinsinhalt-FIXIERUNG,
ein DABEIBLEIBEN gibt. Zum Wesen des Bewusstseinsstromes
gehört das FLIESSEN. Andererseits ist die Gedächtnisfunktion
des MERKENs ja nichts anderes als ein FIXIEREN.
Und außerdem weiß ja jeder, dass es so etwas wie ein INNEHALTEN
und GEWAHRWERDEN gibt. Nach diesen Überlegungen wollen
wir uns nur merken, dass an dieser Stelle ein Problem ist: wie hält
man einen Bewusstseinsinhalt fest und merkt ihn sich zumindest kurzfristig?
(3) Das nächste Problem ist vom gleichen Typ: einen Felt sense AUSWÄHLEN
bedeutet auch so etwas wie eine FIXIERUNG, ein MERKEN.
(4) Das SUCHEN eines CHARAKTERISTISCHEN SYMBOLS
hat ebenfalls kein Modell. Die meisten Menschen dürften für diesen
Suchprozess keine explizite kognitive Ausstattung haben, so dass die Lehr-
und Lernbarkeit schwerfällt. Andererseits können die meisten
Menschen ihre Befindlichkeit und Stimmung, ihre affektive Verfassung häufig
recht gut be- oder umschreiben. (5) Eine Novität unseres psychologischen
Wissens bringt GENDLIN mit dem Konzept, dass der Körper auf eine konstruktive
Frage mit einem Gefühl antwortet, also zu einer Lösung ein Gefühl
gespeichert haben soll. An diesem Punkt können wir nicht mehr folgen.
(5) IPPT
Focusing: Erweiterung und didaktische Vereinfachung des Focusing Konzepts:
Transformation in das IPPT Heilmittel J-WERTEN_primär
Die Praktische Durchführung des IPPT-FOCUSING
{Texte, die man direkt zur PatientIn sagen kann, sind in Anführungszeichen
gesetzt, psychologische Kommentare in geschweifte Klammern und klein geschrieben.
Das bewusste Erleben affektiver Bewusstseinsinhalte ist für viele
Menschen schwierig. Es gibt keine Vorbilder in der Schule, nicht in den
Medien und nicht im Alltag. Jeder empfindet und fühlt zwar, aber die
Menschen haben keine geübten kognitiven und sprachlichen Schemata
dafür. Unser Schulsystem hat keine Kultur der Affekte und des emotionalen
Erlebens entwickelt oder vorgesehen. Die Sprache der Affekte und der Gefühle
lernt man in Alltagssituationen, über Beispiele und Modelle. Es ist
daher überhaupt und grundsätzlich sinnvoll, eine Sprache für
die Wahrnehmung der Bewusstseinsinhalte (Introspektion) zu entwickeln.}
1. Einleitung IPPT Focusing
durch partielle Einführung in die Introspektion
"Wir wollen uns heute über die Sprache des Erlebens und
Bewusstseins verständigen. Hierzu bitte ich Sie, eine Reihe von Übungen
durchzuführen. Wenn es für Sie zu anstrengend oder unübersichtlich
wird, dann sagen Sie es bitte. Wir machen dann eine Pause oder hören
auf für heute."
{Ein richtiges Begriffsverständnis bekommt man in der Regel durch
Kontrast und Unterschied. Deshalb ist es sinnvoll neben dem Kern des Focusing
(Erleben, Affekte) auch "Gegen"-Beispiele darzubieten, um das Verständnis
zu fördern}
"BEWUSSTSEIN
Unser Bewusstsein ist so etwas wie eine Leinwand, auf der, wenn
wir wach sind, ständig eine Art "Heimkino" läuft. Ein anderes
Bild ist: unser Bewusstsein ist so eine Art Behälter, ein Flussbett,
in dem der Bewusstseinsstrom fließt. In unserem Bewusstsein findet
unser Erleben statt. Der Bewusstseinsinhalt "ich bin wach und da" bedeutet,
dass das Bewusstsein sich selbst wahrnehmen kann (FN1).
Wir sind uns bewusst, dass wir wach sind; wir werden uns bewusst, dass
wir müde sind; wir bemerken, dass wir Hunger bekommen; wir beschäftigen
uns mit einem Problem: denken, grübeln; wir wenden uns einem Geräusch
zu, versuchen es zu identifizieren (richten unsere Aufmerksamkeit auf es);
wir erzeugen Vorstellungen und Phantasien; wir erinnern uns; wir bemerken
Bedürfnisse und Wünsche; wir spüren unsere körperliche
und seelische Verfassung, unser Befinden, unsere Stimmung; wir spüren
Empfindungen; wir nehmen äußeres Geschehen wahr und wir bekommen
mit, was wir gerade tun.
ERINNERN
Wie sind Sie heute morgen aufgewacht? Können Sie den Weg bis
zum Frühstück zurück verfolgen? Tun Sie es bitte. Was haben
Sie nun gemacht: Sie haben sich ERINNERT. Im Bewusstsein können also
Erinnerungen sein.
DENKEN
(1) Was ist 5 geteilt durch 4? (2) Was ist eine Mutter? (3) Was
ist ein Computer? Um diese drei Aufgaben zu lösen, haben Sie wahrscheinlich
gedacht. DENKEN ist bei vielen Menschen unanschaulich, abstrakt und es
geschieht oft ziemlich schnell. DENKEN bedeutet, geistige Modelle bilden
oder zueinander in Beziehung setzen. Mit Hilfe des DENKENs wird das ERLEBEN
und die WIRKLICHKEIT repräsentiert und z. B. im Gespräch ausgetauscht.
BEMERKENDES WAHRNEHMEN, kurz: WAHRNEHMEN
Machen Sie bitte kurz die Augen zu. Zählen Sie langsam bis
3. Machen Sie nun die Augen wieder auf und sagen Sie mir, was Sie als erstes
(X) gesehen haben. Sie haben X WAHRGENOMMEN. Was wir über unsere Sinnesorgane
aufnehmen und erleben können, bezeichnen wir als WAHRNEHMUNG. Ich
sage jetzt den Spruch "emra bemis amulu". Wenn Sie mich gehört haben,
dann haben Sie WAHRGENOMMEN, was ich sagte. Können Sie mir sagen,
was ich gesagt habe? [ ... ]. Nun, Sie haben es ungefähr getroffen.
Sie haben etwas Satzähnliches wahrgenommen, aber Sie können mit
diesem Satz nichts anfangen, Sie ERKENNEN die Bedeutung dieses satzähnlichen
Gebildes nicht. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Magen knurrt, dann haben Sie
Ihr Magenknurren WAHRGENOMMEN. WAHRNEHMEN ist so etwas wie mit Hilfe der
Sinnesorgane bemerken. Es gibt INNERE und ÄUSSERE WAHRNEHMUNGEN. Höre
ich mein Herz schlagen, spüre ich meinen Puls oder meine Atmung, sprechen
wir von INNEREN WAHRNEHMUNGEN, nehmen meine Sinne die Geräusche vom
Schlagen einer Tür, vom Vorbeifahren eines Autos oder das Trillerns
eines Vogels wahr, so handelt es sich um ÄUSSERE WAHRNEHMUNGEN, weil
die Quelle der Wahrnehmung außerhalb meiner Person liegt.
ERKENNENDES WAHRNEHMEN, kurz: ERKENNEN
Wenn Sie sich hier umsehen, werden Sie viele Gegenstände, die
Sie wahrnehmen, erkennen können und ihre Namen. Das da {hinzeigen}
heißt "Vorhang", worauf Sie sitzen "Couch", dort ist ein "Bücherregal"
und da hängt ein "Bild". Erkennen heißt, einer Wahrnehmung ein
geistiges Modell zuordnen können, das nennt man Begriff. Der Name
eines Begriffs ist sein Wort, wenn die Sprache für diesen Begriff
ein Wort hat. Das ist aber nicht zwingend. Ich kann auch Ereignisse und
Sachverhalte wiedererkennen, für die ich keine Worte habe, z. B. wenn
ich als Zeuge einen Menschen identifiziere als den, der da und da war und
das und das gemacht hat. Erkennen ist also oft wiedererkennen. Ich sage
jetzt den Satz "Leben heißt Fühlen". Was habe ich gesagt? [
... ] Diesen Satz konnten Sie verstehen, weil Sie die Worte identifizieren
konnten. Sie fühlen vielleicht, wie es Ihnen gerade geht, aber Sie
haben für dieses Gefühl vielleicht gar kein Wort, Sie könnten
es nur umschreiben.
PRÜFEN oder Kontrollieren
Beobachten Sie sich bitte ganz genau - etwa eine Viertelminute -
und sagen Sie mir der Reihe nach, was tun Sie, wenn ich sage, "auf dem
Tisch hier außen rechts sitzt eine Ameise" ..... ..... .....
{und es sollte natürlich keine dasitzen! Wir wählen bewusst ein
Beispiel, wo die Realitätsprüfung zu einem negativen Ergebnis
kommen muss, um eine wirkliche Prüfung zu erzwingen}
"Nun, Sie haben vermutlich zuerst geprüft, ob das stimmt, was
ich sage. Dazu haben Sie wahrscheinlich erst hingeschaut, keine Ameise
gesehen und ... ja, was haben Sie sich weiter gedacht?
EMPFINDEN
Streifen Sie bitte mit einem Fingernagel Ihrer rechten Hand leicht
auf dem Handrücken Ihrer linken Hand hin und her, manche bezeichnen
dieses TUN als Krabbeln, Kraulen, Streicheln, Kratzen oder Kitzeln. Sie
haben nun eine EMPFINDUNG in Ihrem Bewusstsein erlebt. Drücken Sie
nun mit dem Daumen gegen Ihre Stirn. Auch jetzt erleben Sie eine EMPFINDUNG.
Machen Sie Bauchatmung und konzentrieren Sie sich auf Aus- und Einatmen,
legen Sie Ihre Hand auf Ihren Bauch. Spüren Sie die Atmungsvorgänge?
Auch jetzt wieder haben Sie EMPFUNDEN. Für viele EMPFINDUNGEN hat
unsere Sprache keine Namen, aber wir können uns oft damit helfen,
sie zu umschreiben.
VORSTELLEN
Stellen Sie sich nun bitte das Bild einer Zitrone vor. Halten Sie
diese Zitrone in der einen Hand und zerschneiden Sie sie in mit Ihrer anderen
Hand in Ihrer VORSTELLUNG. Beißen Sie nun in Ihrer VORSTELLUNG voll
in die eine Hälfte der ZITRONE hinein, an Ihrem Mundwinkel läuft
ein Tröpfchen Zitronensaft vorbei und Sie wischen ihn ab. Geht das?
Konnten Sie sich das bildlich VORSTELLEN?
{Man prüfe, ob PatientIn schlucken musste, das wäre dann
ein besonders deutliches Indiz für das Gelingen und die Lebhaftigkeit
der Vorstellungsübung.}
Können Sie sich VORSTELLEN wie Benzin riecht? Können Sie
sich VORSTELLEN, wie Kaffee schmeckt? Können Sie sich VORSTELLEN,
wie es ist, wenn Sie einen schweren Sack Kartoffeln die Treppe hinaufschleppen?
Es gibt also auch VORSTELLUNGen im Bewusstsein. In der Psychologie
sind VORSTELLUNGen nichts anderes als aus dem GEDÄCHTNIS ERINNERTE
WAHRNEHMUNGEN.
PHANTASIE
Schälen Sie bitte in Ihrer VORSTELLUNG einen Apfel ab. Wenn
Sie fertig sind, schälen Sie den Apfel wieder an. Das gibt es in der
Wirklichkeit nicht. Deshalb sagen wir dazu PHANTASIE. Wenn etwas nur in
Ihrem BEWUSSTSEIN, in Ihrem Kopf geschieht und nicht wirklich, dann sagen
wir dazu PHANTASIE. In der PHANTASIE gelten die Natur- und Sozialgesetze
nicht. In der PHANTASIE sind wir wirklich frei, da können wir fliegen,
da sind wir manchmal groß und stark und ganz toll, da können
wir machen was wir wollen. In die PHANTASIE mischen sich verschiedene Bewusstseinsinhalte:
ERINNERUNGEN, GEFÜHLE, GEDANKEN, WÜNSCHE, VORSTELLUNGEN und anderes
mehr. Wenn ich Sie frage, wie Sie gerne sein MÖCHTEN, so ist Ihre
Antwort gewöhnlich eine PHANTASIE. Wenn ich Sie bitte, eine Zeitreise
zu machen und mir zu sagen, was vielleicht in zwei Jahren sein wird, so
ist Ihre Antwort eine PHANTASIE.
TAGTRAEUMEN
Wenn Sie sich ein bisschen aus dem Alltag zurücknehmen und
Ihrer PHANTASIE nachhängen, dann bezeichnen wir einen solches Tun
mit TAGTRÄUMEN. TAGTRÄUMEN ist also nichts anderes als sich seinen
PHANTASIEn hingeben.
BEWUSSTSEINS LENKUNG
Stellen Sie sich bitte der Reihe nach ein Viereck, ein Dreieck,
einen Kreis und einen Papierkorb vor. Können Sie bitte genau beschreiben,
was Sie so eben gemacht haben? Versuchen Sie es! Können Sie sich auch
alle vier Gegenstände zugleich, in einem vorstellen? Sagen Sie bitte,
was Sie da genau in Ihrer Vorstellung sehen. Wie ist die Anordnung, was
ist oben, unten, rechts und links? Haben die Gegenstände Farben? Sind
die Gegenstände nahe vor Ihrem geistigen Auge oder weiter weg? Sind
sie eher klein oder groß? Können Sie die Anordnung verändern?
Wie sieht es jetzt aus? Nun haben Sie die ganze Zeit Ihre Vorstellungen
in Ihrem Bewusstsein gelenkt. Was sagt uns das? Was schließen Sie
daraus? Nun, es sagt uns offensichtlich, dass Sie Ihre Vorstellungen
in Ihrem Bewusstsein lenken können. Ich würde sagen: das ist
eine feine Sache. Es heißt im Grunde, dass Sie bestimmen können,
wenn Sie es wollen, was in Ihrem "Heimkino" für Filme laufen.
FUEHLEN und NUR_FUEHLEN
(1) Versuchen Sie zu lächeln und ein ANGENEHMes
ERLEBNIS zu ERINNERN. STELLEN Sie es sich bitte VOR. Versuchen Sie in dieses
angenehme Erlebnis hineinzutauchen. VERGESSEN Sie Ihre Umwelt. GEBEN Sie
sich ganz der Vorstellung dieses angenehmen Erlebnisses HIN. BLEIBEN Sie
ungefähr eine halbe Minute DABEI ..... ..... ..... ..... ..... .....
Hat sich während dieser Übung ein Gefühl bei Ihnen eingestellt?
Was haben Sie während dieser Übung gefühlt? Was FÜHLEN
Sie jetzt?
(2) Stellen Sie sich bitte vor, Sie stehen in einer
Schlange an. Da drängt sich jemand vor. Welches Gefühl könnte
sich in dieser Situation bei Ihnen einstellen? Das Wort, das Ihnen eingefallen
ist, ist der NAME für das Gefühl, aber nicht das Gefühl
SELBST.
Wenn Sie nur fühlen und nicht nach dem Namen suchen oder
DENKEN, dann nennen wir dieses psychologische Tun NUR_FÜHLEN. Das
Gefühl und sein Name sind zwei ganz verschiedene Sachen. Verstehen
Sie das? Genau so ist es mit dem FÜHLEN SELBST und dem BERICHTen über
das FÜHLEN. Es ist wichtig, da Sie diesen Unterschied verstehen.
Sie haben so viel Zeit wie Sie brauchen und wollen. Und ich erkläre
es Ihnen so oft und vielfältig, wie Sie es wünschen. Wenn Sie
NUR BEI Ihrem FÜHLEN sind und nicht denken, erinnern oder vorstellen,
dann geben wir diesem Vorgang den Namen NUR_FÜHLEN.
(3a) Stellen Sie sich bitte vor, Sie sind in der Stadt beim
Einkaufen und Sie müssen ganz dringend auf die Toilette, finden aber
keine. Welche Gefühle könnten Sie in dieser Situation spüren?
Haben Sie dieses Gefühl nun GEWUSST oder GEFÜHLT?
(3b) Nehmen Sie an, das Schicksal hatte ein Einsehen,
nach langem Suchen haben Sie endlich eine Toilette gefunden. Welches Gefühl
könnten Sie in diesem Augenblick spüren? Haben Sie dieses Gefühl
nun GEWUSST oder GEFÜHLT?
(4) Steigen Sie bitte auf diesen Stuhl, zählen
Sie laut bis 10 und singen dann ein Lied.
{Es gibt zwei Varianten: PatientIn weigert sich, dann:}
(4a) Bitte sagen Sie nichts, denken Sie nicht, geben
Sie sich ganz Ihrem Gefühl hin. Versuchen Sie bitte nicht Namen für
das Gefühl zu finden. Fühlen Sie nur. Denken Sie nicht. Bleiben
Sie bei dem Gefühl. Tun Sie bitte nichts anderes, als ungefähr
eine halbe Minute bei diesem Gefühl zu bleiben ..... ..... .....
{oder PatientIn weigert sich nicht, dann bei 7 unterbrechen und:}
(4b) Bitte sagen Sie nichts, denken Sie nicht, geben
Sie sich ganz Ihrem Gefühl hin. Versuchen Sie bitte nicht Namen für
das Gefühl zu finden. NUR_FÜHLEN Sie bitte. Denken Sie nicht.
Bleiben Sie bei den Gefühlen. Tun Sie bitte nichts anderes, als ungefähr
eine halbe Minute bei diesem Gefühl zu bleiben, NUR_zu_FÜHLEN
..... ..... ..... ..... ..... ..... Haben Sie verstanden, was mit NUR_FÜHLEN
gemeint ist? {Falls nein, erneut erläutern.}
WERTEN_primaer
Werten soll heißen, Ereignissen, Merkmalen, Begebenheiten
Gefühle oder Empfindungen zuordnen zu können. Alles, was geschieht
und was wir wahrnehmen, ruft bei uns eine der vier Möglichkeiten hervor:
(1) positive Gefühle oder Empfindungen, (2) negative Gefühle
oder Empfindungen, (3) gar keine Gefühle oder Empfindungen (ein Geschehen
"lässt uns kalt", berührt uns nicht), (4) sowohl positive als
auch negative, also zwiespältige (ambivalente) Gefühle oder Empfindungen.
Wir führen nun den Begriff der gefühlsmäßigen Besetzung
ein. Bestimmte Objekte, Ereignisse, Merkmale oder Aspekte davon nennen
wir, je nachdem welche Gefühle und Empfindungen durch sie bei uns
hervorgerufen werden, so oder so gefühlsmäßig besetzt:
(1) positiv, (2) negativ, (3) neutral, (4) zwiespältig.
IPPT_Focusing_03
{Vorausgesetzt ist, dass die Introspektions-Einführung
einigermaßen "sitzt"}
Alle unsere Erfahrungen erhalten so in der Regel auch gefühlsmäßige
Anteile; unsere Erlebnisse sind sozusagen vielfältig gefühlsmäßig
besetzt. VordrängerInnen in der Schlange rufen Ärger hervor,
ein Erfolgserlebnis geht mit Freude und Schwung einher. Niederlagen und
Verluste stimmen uns traurig. Die Erfahrung, geliebt zu werden, kann ein
Glücksgefühl hervorrufen. Nun kann man auch umgekehrt vorgehen,
kann seine momentanen
Empfindungen und Gefühle hernehmen und versuchen herauszufinden,
womit sie zusammenhängen. Nach den Forschungen des Erfinders dieser
Methode, heißt ein solches Tun Focusing. Wir wollen nun eine solche
Methode ausprobieren, damit Sie das lernen können.
1. Einstimmen auf Nur_Fühlen
Schließen Sie bitte die Augen und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit
auf Ihr Erleben. Versuchen Sie beim Erleben nicht zu denken, suchen Sie
keine Namen, versuchen Sie nur zu empfinden, nur zu fühlen, nur zu
spüren.
2. Einueben ins Nur_Fühlen {Wiederholung
EMPFINDEN}
Streifen Sie bitte mit einem Fingernagel Ihrer rechten Hand leicht
auf dem Handrücken Ihrer linken Hand hin und her, manche bezeichnen
dieses TUN als Krabbeln, Kraulen, Streicheln, Kratzen oder Kitzeln. Sie
haben nun eine EMPFINDUNG in Ihrem Bewusstsein erlebt. Drücken Sie
nun mit dem Daumen gegen Ihre Stirn. Auch jetzt erleben Sie eine EMPFINDUNG.
Machen Sie Bauchatmung und konzentrieren Sie sich auf Aus und Einatmen,
legen Sie Ihre Hand auf Ihren Bauch. Spüren Sie die Atmungsvorgänge?
Auch jetzt wieder haben Sie EMPFUNDEN. Für viele EMPFINDUNGEN hat
unsere Sprache keine Namen, aber wir können uns oft damit helfen,
sie zu umschreiben.
3. Abschalten Empfinden und Gefühle
kommen lassen
Versuchen Sie nun, nichts zu denken, keine Erinnerungen, versuchen
Sie in sich hineinzuempfinden, hineinzufühlen, suchen Sie keine Namen
und Worte, bleiben Sie bei Ihrem Körper, bei Ihren Empfindungen, bei
Ihren Gefühlen, auch wenn sie sich nur ganz schwach regen sollten.
Das macht nichts. Versuchen Sie nur Empfindung, nur Gefühl, nur Körperregung
zu sein. Empfinden Sie nur, fühlen Sie nur, spüren Sie nur. Versuchen
Sie nur, bei Ihren Empfindungen und Gefühlen zu bleiben.
{Geht das nicht oder nur sehr schwer, erwäge man Induktions-Hilfen
etwa der Art: Sie liegen auf einer Wiese, die Sonne scheint, Sie haben
die Augen geschlossen, es ist angenehm und warm, Sie denken nichts, sie
dösen angenehm vor sich hin ... }
4. Pendeln Einen passenden Ausdruck
für Ihr Empfinden und Fühlen suchen
Ok. Versuchen Sie nun einen passenden Ausdruck für Ihr Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren
zu finden. Hier pendeln Sie bitte zwischen Denken_Phantasieren_Erinnern
und Nur_Empfinden_Fühlen_Spüren hin und her. Ein solch passender
Ausdruck kann ein Symbol, ein Bild, eine Metapher, ein Wort, ein Satz,
eine Geschichte oder auch ein Klang, ein Geräusch, eine Musik sein.
Wichtig ist nur, dass Sie gefühlsmäßig einen Ausdruck
finden, der für Sie gefühlsmäßig passt.
***
Falls ein Ausdruck gefunden werden konnte, ist die IPPT-Focusing
Grundübung an dieser Stelle beendet. Der ganz entscheidende psychotherapeutische
Wert dieser Methode besteht darin, das wichtige Heilmittel J-Einheit_des_Erlebens,
die Synthese zwischen Affekt und seiner Bedeutung zu aktivieren und zu
trainieren.
Daheim Übungen durchführen
und anschließend ein Gedächtnisprotokoll anfertigen
Focusing will praktisch geübt sein. Man muss Geduld haben
und man muss sich Zeit lassen. Es geht ums Fühlen, Spüren, Empfinden
lernen unter zunächst weitgehender Ausschaltung des Denkens und des
Verstandes. Hilfreich wird es daher sein, wenn Sie das Focusing üben.
Und damit Sie Kontrolle darüber bekommen, wie sich das Focusing bei
Ihnen entwickelt, ist es nützlich, wenn Sie anschließend ein
kleines stichwortartiges Gedächtnisprotokoll anfertigen oder in Ihr
Therapie-Tagebuch schreiben, damit nicht zu viele wertvolle und wichtige
Erfahrungen durch neue überlagert werden und damit verloren gehen.
Literatur (Auswahl)
in le Coutre, Christine (2016) findet man eine ausführliche, aktuelle
Literaturliste.
-
Gendlin, E. T. (1973). Experiential Psychotherapie. In: CORSINI, R. (1973,
Ed.). Current psychotherapies. Itaca, Ill.
-
Gendlin, E. T. (dt. 1981, orig. 1978). Focusing. Salzburg: Müller.
-
Gendlin, E. T. (1986). What comes after traditional psychotherapy research?
American Psychologist 41, 131 - 136.
-
le Coutre, Christine (2016) Focusing
zum Ausprobieren. Eine Einführung für psychosoziale Berufe.
München. Reinhardt.
-
Sponsel, R. (1995) Handbuch Integrativer
Psychologischer Psychotherapie. Zur Theorie und Praxis der schulen- und
methodenübergreifenden Psychotherapie. Ein Beitrag zur Entmythologisierung
der Psychotherapieschulen. Mit einem 74-teiligen Reader zur Psychotherapie,
ihrer Geschichte, Forschung und Methodologie und 43 Fallbeispielen zur
Demonstration der allgemeinen psychologischen Heilmittellehre. Erlangen:
IEC-Verlag.
Links (Auswahl: beachte)
Glossar,
Anmerkungen und Endnoten: > Eigener
wissenschaftlicher Standort.
GIPT= General and Integrative
Psychotherapy,
internationale Bezeichnung für Allgemeine und Integrative Psychotherapie.
__
Literaturhinweis:
In Sponsel, R. (1995) werden S. 193 - 200 die meisten potentiellen psychologischen
Heilmittel (neudeutsch: Heilwirkfaktoren) gelistet und ca. 180 - das sind
längst nicht alle - in der Literatur beschriebenen Heilmittel S. 387
- 404 dokumentiert. Überblick
Sponsel 1995.
__
§ Das Paragraphenzeichen
als Präfix zeigt an, dass es sich hierbei um einen praxeologisch nomierten
Begriff der IPPT (GIPT) handelt.
__
Terminologie. Mit
dem griechischen Buchstaben Theta J
(nach Jerapeia
(therapeia): Heilung) kennzeichnen wir Psychische Funktionen, wenn sie
Heilmittel oder Heilwirkfaktoren Qualität (Funktion) annehmen,
z. B. J
einsehen, J
zulassen unterdrückter Erinnerungen, J
stellen (konfrontieren), J
sich überwinden und
J
mutig sein,
J
differenzieren, J
entspannen, J
lernen, J
loslassen, J
beherrschen ...
Man vergegenwärtige
sich auch, dass viele Sachverhalte eine Doppelfunktion haben können:
Heilmittel
und
Störmittel ("Gift").
Möchte man von der Heilmittelfunktion absehen, kann man einfach die
Vorsilbe "Heil" weglassen und spricht dann ganz allgemein nurmehr vom "Mittel"
(zum Zweck). Ein Mittel zum Heilzweck wird sozusagen zum Heilmittel, wenn
das Mittel zur Begleitung, Linderung, Besserung oder Heilung von Störungen
mit Krankheitswert eingesetzt werden soll. Für Mittel zum Zweck fehlt
ein eigentliches griechisches Wort, so dass sich Begriff und Wort des Werkzeuges
organon
(organon) anbietet mit dem Nachteil, dass sich o
wenig vom lateinischen o unterscheidet, so dass wir aus typologischen Gründen
lieber in lautgestaltlicher Analogie den Buchstaben m
(Mü) wählen. Die Kennzeichnung m
loben
bedeutet also z.B., dass wir loben als Mittel kennzeichnen, um einen
Zweck zu erreichen zur Abgrenzung von loben als z.B. spontaner Ausdruck
von (freudiger) Anerkennung.
Und um deutlich zu machen, dass wir ein Wort nicht
alltagssprachlich, sondern im Rahmen einer psychologisch-psychotherapeutischen
Fachsprache verwenden, kennzeichnen wir das Wort mit dem griechischen Buchstaben
y
(Psi, mit dem das griechische Wort für Seele = yuch,
sprich: psyche, beginnt). Störungs-Funktor. Begriffe, die eine
Störung repräsentieren sollen, kennzeichnen wir mit dem Anfangsbuchstaben
Tau (t) des griechischen Wortes für Störung
tarach
(tarach). Viel
Verwirrung gibt es in und um die Psychologie, weil viele ihrer Begriffe
zugleich Begriffe des Alltags und anderer Wissenschaften und damit meist
vielfache Homonyme
sind. Um diese babylonische Sprachverwirrung, die unökonomisch, unkommunikativ
und entwicklungsfeindlich ist, zu überwinden, ist u. a. das Programm
der Erlanger Konstruktivistischen Philosophie und Wissenschaftstheorie
entwickelt worden: Kamlah & Lorenzen (1967).
Zu einigen psychologischen Grundfunktionen siehe bitte: vorstellen.
Ausführlich
zur Terminologie.
Querverweise
(Links) zum Terminologie-Problem in der Psychologie, Psychopathologie,
Psychodiagnostik und Psychotherapie:
__
FN1 Streng wissenschaftlich betrachtet, ist
das Bewusstsein vom Bewusstsein natürlich das Meta-Bewusstsein. Bewusstseins-Lenkung
geschieht daher auf der Ebene des Meta-Bewusstseins. Im Allgemeinen nehmen
die Menschen keine Meta-Bewusstseins-Perspektive ein und glauben daher
oft, dass man seine Bewusstseinsinhalte nicht lenken könne. Dabei
lenken die Menschen sehr oft ihre Bewusstseinsinhalte, aber das geschieht
meist nicht mit Meta-Bewusstsein, sondern "automatisch". Die therapeutische
Vermittlung des kognitiven Schemas "Meta-Bewusstsein" kann möglicherweise
die Fähigkeit und den Glauben, seine Bewusstseinsinhalte lenken zu
können, sehr fördern. Wo kein kognitives Schema ist, kann natürlich
ein therapeutischer Prozess nicht greifen.
__