Erleben und Erlebnis bei Ludwig J. Pongratz (1915-1995)
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Inhaltsübersicht:
Signierungen und Signierungssystem.
Checkliste definieren.
Bisher ausgearbeitete
Definitionen elementarer Dimensionen des Erlebens.
Checkliste-Beweisen.
Methodik-Beweissuche in der Psychologie.
Signierung von Beweiserwähnungsbeurteilungen.
Beweissuchwortkürzel.
Literatur, Links, Glossar,
Anmerkungen und Endnoten, Querverweise,
Copyright
und Zitierung, Änderungen
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Zusammenfassung-Pongratz-1973-17-19: Fundstellen Erleben 13 (ohne 2 Überschriften), erlebt 1, Erlebnis 1. e=14, E=1. Mit der Formulierung "Mit Erleben ist die unmittelbare innere Erfahrung (Mental, subjective, personal experience) gemeint." verschiebt Pongratz den Begriff erleben zwar auf den Begriffsverschiebebahnhof innere Erfahrung, wohlinterpretiert ist das aber verständlich und richtig, wenn man bedenkt, dass erleben im Allgemeinen nicht anderes bedeutet als innerlich wahrnehmen, was in einem geschieht. Lässt man allerdings wie Pongratz unbewusstes erleben zu, was ich richtig finde, wird es etwas komplizierter.
Fundstellen-Pongratz-1973-17-19: Erleben 13 (ohne 2 Überschriften),
erlebt 1, Erlebnis 1. e=14, E=1. Im Sachregister: "Erleben, 18
in der Client-centered-Therapie, 342, 353—355, erlebensmäßige
Präsenz [RS: der Symptomatik], 167."
S.18 "b. ERLEBEN UND VERHALTEN
Unsere Definition unterscheidet am psychischen Leben Erleben und Verhalten.
(1) Erleben
Mit Erleben ist die unmittelbare innere Erfahrung (Mental, subjective,
personal experience) gemeint. Wesentliche Attribute des Erlebens
sind die Innerlichkeit (Erlebnisse sind nur dem Erlebenden selbst unmittelbar
zugänglich), die Subjektivität im Sinne von individueller Bedeutsamkeit
und gefühlsmäßiger Tönung und die Pathik (Erleben
hat Widerfahrnischarakter).
Es erscheint uns wichtig in einer Klinischen Psychologie,
das Erleben ausdrücklich zu thematisieren. Ein Erlebensbericht enthält
nicht nur das Was, sondern auch das Wie des Erlebens und eben dieses macht
das Individuelle, um nicht zu sagen das Existentielle einer Erfahrung aus.
In der diagnostischen und therapeutischen Praxis steht die individuelle
Persönlichkeit, nicht der Durchschnittsmensch im Zentrum."
Zusammenfassung_Pongratz-1984-245-297:
Fundstellen-Pongratz-1984-245-297: erleben 180 (235 mit 1 Titel, 2
Überschriften und 52 Seitenüberschriften), erlebt 25, Erlebnis
86; e=205, E=86. Pongratz arbeitet den Kontrast zwischen akademischer Psychologie
der Gründerzeit und der Erlebnispsychologie gründlich heraus
und stellt die Thesen und Antithesen in der Tabelle S. 247 übersichtlich
und verständlich dar. Im Anschluss daran analysiert er den Erlebensbegriff:
Ausgewählte Kritik
S. 246 "Was Leben ist, manifestiert sich im Erleben;
Leben wird durch Erleben erkannt; «das Leben ist nur da im Erleben»
(Dilthey, GS VII, 291). Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als:
Die Lebensphilosophie hat ihre Erfahrungsgrundlage in der Psychologie."
Kritik: Leben ist erstens weit mehr als nur erleben und zweitens hat
die Lebensphilosophie ihre Erfahrungsgrundlage gerade nicht in der Psychologie,
vor allem nicht in der akademischen, sondern im Leben und Erleben der Menschen,
vor dem sich akademische Psychologie meist drückt, wie man schon daran
erkennt, dass die Deutsche Gesellschaft für Psychologie noch nicht
einmal eine Fachgruppe Erleben hat.
S. 252: "3. Unmittelbar = emotional. Damit ist der
hauptsächliche «Inhalt» unmittelbaren Erlebens genannt:
«Ein Bündel von Trieben und Gefühlen, das ist das Zentrum
unserer seelischen Struktur. In den Gefühlen, Stimmungen, Leidenschaften,
Volitionen dokumentiert sich der ganzheitliche Erlebniszusammenhang in
erster Linie» (GS V, 206). Ob man an die Tiefenerlebnisse bei Krueger,
die Seele bei Klages, die Tiefenperson bei Rothacker oder den endothymen
Grund bei Lersch denkt, immer wird der emotionale Grundcharakter des Erlebens
betont, über den wir bald gesondert zu sprechen haben."
Unmittelbar ist unmittelbar und emotional ist emotional
und beides ganz und gar nicht gleichzusetzen. Und das Affektive bestimmt
auch nicht den ganzheitlichen Zusammenhang. Ganzheitlich muss sinnvollerweise
dem Erleben als Ganzes vorbehalten bleiben und dazu gehört natürlich
auch erlebeng. Pongratz
hat Theodor Lipps' Arbeiten zum
Erleben nicht erkannt und verarbeitet, wie sich bei den gelisteten Arbeiten
auch zeigt.
S. 245: "
DRITTES KAPITEL
ERLEBEN UND VERHALTEN
«Lehre vom Erleben und Verhalten
des Menschen in der Welt» - so lautet in
Deutschland eine verbreitete Antwort auf die Frage, welches der Gegenstand
der Psychologie sei. Mit dem Begriffspaar Erleben-Verhalten
klingen Entsprechungen
an, wie: innen und außen, subjektiv und objektiv,, geisteswissenschaftlich
und naturwissenschaftlich, Selbstbeobachtung und Fremdbeobachtung.
Schon aus diesen Entsprechungen ist zu entnehmen, daß es sich
bei Erleben und
Verhalten nicht um Alternativ-, sondern um komplementäre Begriffe
handelt.
Unsere Aufgabe ist es im folgenden, die beiden Begriffe «Erleben»
und «Verhalten»
aus ihrer Historiogenese zu verstehen und ihren Stellenwert in der
Entfaltung
des Gegenstandsproblems der Psychologie zu bestimmen."
V. ERLEBEN
Unter der Überschrift «Erleben»
lernen wir ein Stück «typisch deutscher» Psychologie
kennen. Typisch deutsch ist schon das Wort selbst. Es ist in andere
Sprachen nicht zu übersetzen und muß von ihnen als Fremdwort
übernommen
werden. Wenn man der Erlebenspsychologie
das Etikett typical German aufprägt,
dann ist das nicht als Gütezeichen zu verstehen. Gemeint ist eine
philosophische,
spekulative, subjektivistische und letztlich unwissenschaftliche Psychologie.
Wir wollen uns mit diesem Vorurteil und seiner Genese nicht weiter
aufhalten,
statt dessen aber versuchen, etwas Licht in das Dunkel dieser Gegenstandsbestimmung
zu bringen.
Seit etwa 1900 bemerkt man in den psychologischen
Lehrbüchern einen allmählichen
Wandel in der Terminologie. An die Stelle von «Bewußtsein»
treten
immer mehr die Bezeichnungen «Erleben»
und «Erlebnis». Sie werden
in einem
zweifachen Sinne gebraucht: Bei den Bewußtseinspsychologen dienen
sie lediglich
der sprachlichen Abwechslung. Sie sprechen von Bewußtseinserlebnissen,
Gefühls-,
Willenserlebnissen usw. «Erlebt»
ist gleichbedeutend mit «bewußt».
Die andere Gruppe von Psychologen versteht die Worte «Erleben»
und «Erlebnis»
als Symbole einer neuen Psychologie und eines neuen Aspektes des
Psychischen. [>246]
1. LEBEN UND ERLEBEN
Die Vorgeschichte einer Psychologie des Erlebens
reicht bis in die Zeit des vorromantischen
Irrationalismus. Wir sind diesem Zeitgeist schon begegnet, als wir
die Geschichte des Gefühls als dritter seelischer Grundkraft und
des vitalen Unbewußten
behandelten. Gefühl und Leben lernten wir dort als die Leitwörter
des Aufstandes gegen den Zwang der toten Begriffe, gegen die «Trockenheit»
und «Herzensdürre» des Rationalismus kennen (IV, 4).
«Gefühl» und «Leben»
waren auch die zentralen Wortsymbole der Lebensphilosophie,
die im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts aufkam, ihre
Blütezeit in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erreichte
und in der
Existenzphilosophie unserer Tage modifiziert weiterlebt. Auch die Lebensphilosophie
war wie die Romantik eine Erhebung der irrationalen emotionalen
Kräfte gegen die Hegemonie des überzüchteten Intellektes,
gegen die einseitig
naturwissenschaftliche, rechnende und messende Betrachtung der Wirklichkeit.
Daher zählen Hamann, Herder, Jacobi, Rousseau, Goethe zu den historischen
Vorläufern der Lebensphilosophie. Weitere klangvolle Namen ihrer
Ahnenreihe
sind Fichte, Schelling, Schleiermacher, Hegel, Schopenhauer. Als Hauptvertreter
der Lebensphilosophie gelten: Friedrich Nietzsche (1844-194, Wilhelm
Dilthey (1833-1911), Georg Simmel (1858-1918), Henri Bergson (1859
bis 1941), Ludwig Klages (1872-1956), Oswald Spengler (1880-I936).
Auf sie
und die Lebensphilosophie im ganzen können wir im folgenden nur
so weit
eingehen, als sie zur Entstehung der Psychologie des Erlebens
beigetragen
haben."
Pongratz, Ludwig J. (1973) Lehrbuch der Klinischen Psychologie.
Psychologische Grundlagen der Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.
Pongratz, Ludwig J. (1973) Erleben und Verhalten. In (18-19)
Pongratz, Ludwig J. (1973).
Pongratz, Ludwig J. (1967, 1984, 2. A.) Problemgeschichte der
Psychologie. Bern: Francke.
Pongratz, Ludwig J. (1984) V. Erleben In (245-297) Pongratz,
Ludwig J. (1984).
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