Erleben und Erlebnis bei Dilthey Bd. 05 Die geistige Welt. Einleitung in die Philosophie des Lebens insbesondere in den Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie (1894)
Wilhelm Dilthey 1833-1911
Bildquelle
Wikipedia.
Originalrecherche von Rudolf Sponsel, Erlangen
Inhaltsübersicht
Vorbericht des Herausgebers. VII
AUFSÄTZE UND ABHANDLUNGEN
[Über vergleichende Psychologie.] Beiträge zum Studium der Individualität (1895/96) 241
Am 1.11.2022 war Band 5 über Google Books verfüg- und durchsuchbar.
[GB]
Damals ergaben sich die Fundstellen: erleben 37; erlebt 14; Erlebnis 49.
Im September 2024 steht der Band bei Google Books nicht mehr zur Verfügung.
Im Internet gibt es aber
den hier besonders interessierenden Teil Ideen über eine beschreibende
und zergliedernde Psychologie als PDF (wayback).
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Inhaltsverzeichnis Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie der PDF-Ausgabe (wayback), in Klammer die Seitenzahlen im Buch, Band 5.
Zusammenfassung-05
nach Prüfung 5.9.2024
Erleben wird auf den rund 100 Seiten des Originaltextes 11x, meist
allgemein-abstrakt, gebraucht, aber nicht definiert oder näher erklärt,
auch nicht durch Fußnote, Anmerkung, Querverweise oder Literaturhinweis.
Der Begriff wird auch nicht als Grundbegriff ausgewiesen, der nicht definiert
werden kann. Erleben ist unmittelbar (S.33), unteilbar (S.33), dem Verstand
nicht erklärbar (S.34), Strukturzusammenhänge werden erlebt (S.62f).
Wichtigere Begriffe sollten eigentlich bei den ersten Erwähnungen
definiert oder näher erläutert werden (Regeln
Grundbegriffe, Zum
Geleit).
Ti-, IV-,-SR: "erleb" kommt im Titel und Inhaltsverzeichnis nicht vor.
Kein Sachregister.
T: e=27,E=12. T: Erleben 11, erlebt 16, Erlebnis 12.
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Fundstellen-Erleben-05-Ideen
nach der PDF im Internet (wayback).
S.33
"... Im Gegensatz zur äusseren Wahrnehmung
beruht die innere Wahrnehmung auf einem Innewerden, einem Erleben,
sie ist
unmittelbar gegeben. Hier ist uns in der Empfindung oder dem Lustgefühl,
das sie
begleitet, ein untheilbar Einfaches gegeben. Gleichviel wie die Empfindung
einer
violetten Farbe entstanden sein mag, als inneres Phaenomen angesehen
ist sie ein
Untheilbares. ..."
S.34.1-3
"... So erleben wir beständig
Verbindungen,
Zusammenhänge in uns. während wir den Sinneserregungen Verbindung
und
Zusammenhang unterlegen müssen. Was wir so erleben,
können wir auch vor dem
Verstande niemals klar machen. Die Selbigkeit, welche das Gleichzeitige
und
Successive der einzelnen Lebensvorgänge zusammenhält, offenbart,
vor den
Gerichtshof des Verstandes gebracht, die Widersprüche, welche
schon HERBART
[1341] herausgehoben hat. Einen weiteren Zusammenhang erleben
wir, wenn etwa von
den Praemissen aus in uns ein Schlusssatz entsteht; hier liegt ein
Zusammenhang vor,
der von den Ursachen zu den Wirkungen führt; auch dieser Zusammenhang
stammt
von innen, ist im Erlebniss als Realität gegeben. So concipiren
wir die Begriffe von
Einheit eines Mannigfaltigen, von Theilen in einem Ganzen, von Causalverhältnissen
und verstehen dann durch sie die Natur, indem wir unter bestimmten
Bedingungen
gleichförmiger Coexistenz oder Aufeinanderfolge diese Conceptionen
auf sie
anwenden."
S.35.1-2
"Aus diesem Allen ergiebt sich als ein weiterer Grundzug der psychologischen
[>36]
Forschung, dass sie aus dem Erleben
selber herauswächst und in diesem stets ihre
festen Wurzeln behalten muss, soll sie gesund und hoch wachsen. An
das Erleben
schliessen sich die einfachen logischen Thätigkeiten, die wir
in der psychologischen
Beobachtung vereinigt finden. Sie ermöglichen das Festlegen des
Beobachteten in der
Beschreibung, die Bezeichnung desselben in der Benennung, die Übersicht
über
dasselbe in der Eintheilung. Wie von selber
geht das psychologische Denken in
die psychologische Forschung über.
Es ist nicht anders, als in den lebendigen
Geisteswissenschaften. An das juristische Denken schliesst sich die
Rechtswissenschaft
an, an die wirthschaftliche Überlegung und die staatliche Regelung
wirthschaftlicher
Verhältnisse die politische Oekonomie."
S.62
"... Und das ist nun für das
ganze Studium dieses seelischen Structurzusammenhangs das Entscheidende;
die
Übergänge eines Zustandes in den anderen, das Erwirken, das
vom einen zum anderen
führt, fallen in die innere Erfahrung . Der
Structurzusammenhang wird
erlebt. Weil wir diese Übergänge,
dies Erwirken erleben, weil wir diesen
Structurzusammenhang, welcher alle Leidenschaften, Schmerzen und Schicksale
des
Menschenlebens in sich fasst, inne werden; darum verstehen wir Menschenleben,
Historie, alle Tiefen und Abgründe des Menschlichen. Wer erführe
nicht in sich, wie
Bilder, welche der Phantasie sich aufdrängen, plötzlich ein
heftiges Verlangen
hervorrufen, oder wie dieses im Kampf mit dem Bewusstsein grosser Schwierigkeiten
doch zu einer Willenshandlung hindrängt? ..."
S.63.1-3
"... An solchen oder anderen concreten
Zusammenhängen werden wir einzelne Übergänge, einzelnes
Erwirken inne, jetzt eine
Verknüpfung, dann eine andere, diese inneren Erfahrungen wiederholen
sich, bald [>63]
diese bald jene innere Verbindung wird im Erleben
wiederholt, bis dann der ganze
Structurzusammenhang in unserem inneren Bewusstsein zu einer gesicherten
Erfahrung geworden ist. Und nicht nur die grossen Theile dieses
Structurzusammenhangs stehen in erlebten inneren Verhältnissen;
solche Verhältnisse
können nun auch innerhalb dieser Glieder zum Bewusstsein gebracht
werden. Ich sitze
vor der Bühne, Hamlet steht dem Geist seines Vaters gegenüber;
wie aus dem lebhaften
Gefühlsantheil, den ich an dieser Scene nehme, eine Spannung der
Aufmerksamkeit in
continuirlichem Übergang hervorgeht, das kann ich zwar nach früheren
Darlegungen
nicht direct inne werden, aber im Er-[1377]innerungsnachbilde kann
ich es ergreifen
und zu jeder späteren Zeit an mir probiren. Ich verbinde Schlüsse
zu dem Beweis einer
Thatsache, welche mein Lebensgefühl stark beeinflusst, in dieser
Verbindung, die von
Satz zu Satz schliesst, ist überall ein Erwirken von den Praemissen
zu den
Schlusssätzen. Ich werde der wirkenden Kraft in dem Motiv inne,
das mich vorwärts
zu einer Handlung treibt. Dieses Innewerden, Erleben,
Erinnern leistet natürlich nicht
für meine Kenntniss dieser Zusammenhänge das, was die wissenschaftliche
Analysis
zu leisten vermag. Vorgänge oder Bestandtheile können als
Factoren in den
Zusammenhang eingehen, ohne dass das in die innere Erfahrung fiele.
Aber der erlebte
Zusammenhang ist die Grundlage.
Dieser seelische Structurzusammenhang ist nun zugleich
ein teleologischer. Ein
Zusammenhang, welcher Lebensfülle, Triebbefriedigung und Glück
zu erwirken die
Tendenz hat, ist ein Zweckzusammenhang.
Sofern die Theile in der Structur so
miteinander verbunden sind, dass die Verbindung Triebbefriedigung und
Glück
hervorzurufen, Schmerzen abzuwehren geeignet ist, nennen wir ihn zweckmässig.
Ja in
der seelischen Structur allein ist der Charakter der Zweckmässigkeit
ursprünglich
gegeben, und wenn wir etwa dem Organismus oder der Welt Zweckmässigkeit
zuschreiben, so ist dieser Begriff nur aus dem inneren Erleben
übertragen. Denn jede
Beziehung von Theilen zu einem Ganzen erhält erst aus dem in ihr
realisirten Werth
den Charakter der Zweckmässigkeit, dieser Werth aber wird nur
im Gefühls- und
Triebleben erfahren."
Dilthey, Wilhelm (1994) Ideen über eine beschreibende und zergliedernde
Psychologie. Sitzungsberichte der königlich preussischen Akademie
der Wissenschaften zu Berlin, 7. Juni 1894, Ausgabe XXVI, Sitzung der philosophisch-historischen
Classe. 1309-1407.
Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie
in (wayback).
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korrigiert: 08.09.2024 irs Rechtschreibprüfung und überflogen