Internet Publikation für Allgemeine und Integrative Psychotherapie
    (ISSN 1430-6972)
    IP-GIPT DAS=28.09.2002 Internet-Erstausgabe, letzte Änderung 19.3.14
    Impressum: Diplom-Psychologe Dr. phil. Rudolf Sponsel Stubenlohstr. 20  D-91052 Erlangen
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    Willkommen in der Abteilung Metaphysik - von den letzten und großen Dingen jenseits der Wissenschaft, hinter der wahrnehmbaren Welt, Logik und Erfahrung, hier zum Bereich Sexualität und Religion:

    Sind die katholischen Kinderschänder als_Pädophile schön zu reden?
    Wenn schon, dann müßte es kriminelle_Pädophilie heißen, besser pädosexuelle Deviante.

    von Rudolf Sponsel, Erlangen

     * Sexualität: Priester und Nonnen * Sex Missbrauch Katholische Kirche u.a. * Querverweise *

    Sprachreglungen
    In der letzten Zeit fiel mir auf, daß in den Medien ein neuer euphemistischer (= schön redender) und falscher Sprachgebrauch für die katholischen Kinderschänder eingerichtet zu werden versucht: man spricht vom Kampf gegen pädophile Priester, so etwa zuletzt die Erlanger (Nürnberger) Nachrichten am 28.9.2002, Seite 5. Eine noch merkwürdigere Stilblüte findet man in den NN vom 28.1.8. Dieser verlogene und falsche Euphemismus sagt eigentlich schon alles, was von den "neuen Leitlinien" des Vatikans und der Bischofskonferenz in der Praxis zu erwarten bzw. zu befürchten ist. Denn um was geht es eigentlich, was geschieht unter den Kreuzen und Rosenkränzen, hinter den Altären und Sakristeien, wenn angeblich "Pädophilie", die "Liebe" zum Kind, ausgelebt wird?  Viel treffender wäre es, von Pädosexuellen zu sprechen.

    Was heißt "pädophil" ?
    Pädophil bedeutet wörtlich die Liebe zum Kind und sollte nicht mit Päderastie, Pädicatio oder Homosexualität verwechselt werden. Pädophil heißt sachlich zunächst nur, daß man Kinder oder Jugendliche als Liebesobjekt begehrt oder, in seltenen, glücklichen Fällen, zu einer platonischen Form der Liebe, hier der Kinderliebe findet. Damit ist im engeren sexualwissenschaftlichen Sinne gemeint, daß Menschen besonders oder nur durch Kinder oder Jugendliche erotisch angezogen und sexuell erregt werden. Daran ist zunächst nichts Schlechtes, wenn auch meist etwas Tragisches, weil in den meisten Kulturen erotisch-sexuelle Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen (jünger als 16) durch Sitte, Brauch und Recht - zurecht wie ich meine - verboten sind, als kriminelle Handlung gelten und entsprechend strafverfolgt werden.

    Pädophilie und sexueller Kindesmißbrauch schließen sich im Grunde aus
    Wer Kinder wirklich liebt, kann sie nicht mißbrauchen und vergewaltigen. Pädophilie, Kindesmißbrauch und Vergewaltigung schließen sich in diesem strengen begrifflichen Sinne aus. So gesehen ist es überhaupt äußerst fragwürdig, sexuellen Mißbrauch oder Vergewaltigung aus der Pädophilie abzuleiten. Liegt sexueller Kindesmißbrauch oder Vergewaltigung eines Kindes oder Jugendlichen durch einen Pädophilen vor, so schlage ich vor, hier nicht allgemein oder unbestimmt von Pädophilie zu sprechen, sondern von kriminell-abweichender Pädophilie.
    Sofern aber Macht,  bloße Gelegenheit oder die Ausnutzung der Unterlegenheit von Kindern eine bestimmende Rolle spielen, sollte man überhaupt nicht von Pädophilie, sondern von Pädosexualität sprechen. Pädosexualität kann man zunächst rein sachlich und neutral als sexuellen Umgang mit Kindern beschreiben - wobei an dieser Stelle die Motive oder Gründe offen bleiben.

    Ist pädophil eine Störung mit Krankheitswert ?
    Krankheiten oder Störungen mit Krankheitswert sind wie auch Kriminalität typisch menschliche Konstruktionen und soziokulturelle Produkte (> Krankheitsbegriff). Die Natur kennt weder Krankeit noch Kriminalität. Beide kommen mit dem Menschen, durch seine Werte, Neigungen und Ziele, in die "Welt".
     

      Pädophilie im ICD-10
      "F65.4 Pädophilie
      Sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in
      einem frühen Stadium der Pubertät befinden.

      Diagnostische Kriterien
      A.  Die allgemeinen Kriterien für eine Störung der Sexualpräferenz (F65) müssen erfüllt sein.
      B.  Anhaltende oder dominierende Präferenz für sexuelle Handlungen mit einem oder mehreren Kindern vor deren Pubertät.
      C.  Die Betroffenen sind mindestens 16 Jahre alt und mindestens fünf Jahre älter als das Kind oder die Kinder.

      Diagnostische Kriterien für F65.0-F65.8
      Gl. Wiederholt auftretende intensive sexuelle Impulse (dranghaftes Verlangen) und Phantasien, die sich auf ungewöhnliche Gegenstände oder Aktivitäten beziehen.
      G2. Handelt entsprechend den Impulsen oder fühlt sich durch sie deutlich beeinträchtigt.
      G3. Diese Präferenz besteht seit mindestens sechs Monaten.

      Kommentar: Die in diesem Abschnitt beschriebenen Störungen finden sich überwiegend oder fast ausschließlich bei Männern."

        Quelle (S. 263-266): Dilling, Horst &  Freyberger H. J. (2008, Hrsg.). Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer  Störungen. Mit Glossar und Diagnostischen Kriterien ICD-10: DCR-10 und Referenztabellen ICD-10 vs. DSM-IV-TR. Herausgegeben von H. Dil-ling und H. J. Freyberger nach dem englischsprachigen Pocket Guide von J.E. Cooper. 4., überarb. Aufl. 2008 unter Berücksichtigung der German Modification (GM) der ICD-10. 533 Seiten, flex. Bern: Huber.
      Kritik zu den Ausführungen im ICD-10
      Die Ausführungen im ICD-10 F65 sind sehr weich, weil offen gelassen wird, ob es zu sexuellen Handlungen kommen muss, um eine Störung zu diagnostizieren. In B. heißt "Präferenz ..." und in G2 wird ausgeführt: "Handelt entsprechend den Impulsen oder ..." Es sind durchaus Fälle denkbar, die zwar unter ihrer Neigung, die sie nicht mit Handlungen ausleben, leiden, aber, wenn ihnen das dauerhaft gelingt, nicht unbedingt als krankheitswertig gestört beurteilt werden müssen. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass es zwischen gesund und normal, gestört oder krank, auch noch eine dritte wichtige Kategorie gibt: anders sein. Und nicht alles, was uns als nicht normal oder gesund erscheint, muss auch tatsächlich nicht normal oder gesund sein. Es gibt hier viele Grauzonen, Grenzbereiche und Definitionswillkür.




    Sind alle KinderschänderInnen pädophil ?
    Natürlich nicht, eher die wenigsten. Sexueller Mißbrauch und Vergewaltigung dient nicht unbedingt der Befriedigung sexueller Lust, sondern in nicht wenigen - gewiß aber nicht allen - Fällen geht es um das Ausleben von Macht und Gewalt unter Benutzung erotisch-sexueller Arrangements.
        Sofern man katholischen Gottesdienern, die Kinder sexuell mißbrauchen oder vergewaltigen, den Status einer bio- psychisch- sozialen Deviation (Abweichung) Störung zuerkennen möchte, darf man nicht von Pädophilie sprechen, sondern muß den Sachverhalt korrekt als kriminell-abweichende Pädophilie bezeichnen. Denn viele Pädophile sind nicht kriminiell, sie leiden unter ihrer abweichenden Neigung oder leben diese harmlos, z.B. in der Phantasie aus, was weder verboten ist noch verboten werden sollte, weil diese Menschen ja in den allermeisten Fällen nichts für ihre spezielle erotisch-sexuelle Orientierung und - gemessen an der Mehrzahl - für ihre Abweichung können und diese inneren Bedürfnisse ja nicht mutwillig und absichtlich erzeugen: sie finden sie vor. Inwiefern hier - wie wahrscheinlich bei der Homosexualität - genetische Faktoren eine Rolle spielen wissen wir noch nicht.



    Welche Motive bewegen katholische Gottesdiener zum sexuellen Kindesmißbrauch ?
    Genaue Untersuchungen sind mir nicht bekannt, so daß nur Plausibilitätserwägungen an- und Forschungshypothesen aufgestellt werden können. Die echte und wahre Liebe kann es aber nicht sein, weil die erotisch-sexuell ausgelebte Liebe zu Kindern und Jugendlichen bei uns aus guten Gründen durch Sitte, Brauch und Recht verboten ist.

    Die katholische Sexuallehre ist selbst eine Lehre der Devianz und Abweichung
    Die katholische Sexuallehre ist selbst wissenschaftsfremd, unnatürlich und pathologisch. Die allermeisten Katholiken und vermutlich auch die Gottesdiener, Priester, Mönche, Nonnen, Bischöfe und Kardinäle sind aber sexuell normal, natürlich und gesund - zumindest geboren - und verspüren daher mehr oder minder starke erotisch-sexuelle Bedürfnisse.
        Die abnormen Gebote der katholischen Sexuallehre zur Sublimierung oder Unterdrückung der erotisch-sexueller Bedürfnisse schaffen einen Rahmen, indem die Sexualität sich abweichend entwickeln muß, weil die Sexuallehre ja eine Lehre der Abweichung ist und sexuelle Abweichung verlangt - begünstigt natürlich dadurch, dass die christliche Lehre und noch mehr die Praxis allgemeine sado-masochistische Züge aufweist.
        Hinzu kommen natürliche Faktoren wie die Schwäche und Manipulierbarkeit der Opfer.
    Beim sexuellen Kindesmißbrauch von katholoschen Gottesdienern dürfte es sich in den meisten Fällen nicht um ein pädophiles Symptom oder Syndrom handeln, sondern um eine kriminelle Handlung, die aber natürlich auch zur künftigen Vorbeugung nicht nur nach einer Strafe sondern auch nach psychotherapeutischer Hilfe und Unterstützung verlangt.



    Externe Links (Auswahl, beachte):
    • Welche Rechte haben missbrauchte Kinder? http://www.welche-rechte.de/.
    • Gegen-Missbrauch-e.V.: http://www.gegen-missbrauch.de/new.php?link=downloads/downindex.htm.
    • Das Schweinen der Hirten: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16849/1.html.: Thomas Pany 28.02.2004. "Die umfassendste Untersuchung über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, die es je gab Vor zwei Jahren versuchte der Kardinal die sexuellen Vergehen seiner Unterhirten noch als geringfügig herunterzuspielen: "In den Vereinigten Staaten wird dauernd darüber berichtet", ärgerte sich Ratzinger ein wenig und erklärte, dass doch "weniger als ein Prozent der Priester solcher Akte schuldig seien". Eine quantité négligable also? Irrtum. Es sind mindestens vier Prozent - in absoluten Zahlen eine ziemliche Größe: Über 10.667 Fälle von sexuellem Missbrauch haben 4392 katholische Priester in den Vereinigten Staaten im Zeitraum von 1950 bis 2002 begangen."




    Glossar, Anmerkungen und Endnoten
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    paidos. griechisch, bedeutet Kind oder Knabe.
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    Sexualität und Macht. Daß Sexualität soziologisch etwas mit Macht zu hat, folgt aus mehrerem. Der Wert der Fruchtbarkeit und Potenz sowie die soziologischen Phänomene um die Päderastie [Knabenliebe], wie z.B. Bornemann aufzeigt, zeigen dies.
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    Merkwürdige Stilblüte NN 28.1.8. Hier wird zum Fall aus der oberpfälzischen Gemeinde Riekhofen u.a. berichtet (S. 14, fett-kursiv RS): "... In einem Gutachten werde dem Geistlichen „homoerotische Kernpädophilie" vorgeworfen.  ... ". Gutachten stellen fest und werfen nicht vor. Das ist Aufgabe der StaatsanwältInnen und Gerichte. Der Geistliche steht auch nicht wegen seiner angeblichen Pädophilie vor Gericht, sondern wegen sexuellen Kindesmissbrauchs, hier im fortgesetzten Fall. Pädaophilie ist nämlich kein Verbrechen, sondern - nicht selten - ein Schicksal.
        Hintergrund: Der Pfarrer wa5r bereits im Jahr 2000 zu einer Bewährungsstrafe (!) verurteilt worden, weil er in Viechtach zwei Kinder missbraucht hatte. Der Regensburger Bischof Müller hatte ihn unter Missachtung der Regeln der Deutschen Bischofskonferenz von 2004 erneut auf Kinder und Jugendliche losgelassen (daher gehörte auch der Bischof vor Gericht gestellt).
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    Päderastie wird nach Bornemann häufig mit Pädophilie [Liebe zum Kind], Paedicatio [Analkoitus] oder mit Homosexualität [gleichgeschlechtliche Liebe] verwechselt.
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    Querverweise
    Standort: Sind die katholischen Kinderschänder als Pädophile schön zu reden?
    • Exorzismus.
    • PWK 02-12: Saustall Katholische Kirche
    • Materialsammlung Sexueller Mißbrauch in der Katholischen Kirche
    • Sexualität und Katholische Kirche
    • Hinweis [Beachte]: http://www.publik-forum.de/SUB_AKT4.HTM
    • Katholisches Kirchenrecht und Sexueller Mißbrauch (PWK 18)
    • Meint es der Papst wirklich ernst, den Saustall sexueller Mißbrauch in der katholischen Kirche ordentlich anzugehen ? PWK2-17
    • Katholische Kriche, Papst: Die größten Verbrechen im Namen Gottes
    • Metaphysik- und Religionskritik: Die unbefleckte Empfängnis der Moslems
    • Entwurf eines Metaphysikgesetzes
    • Auserwählt - Auserwählt-Syndrome: Psychologische und psychopathologische Analyse - oder

    • Über ein gefährliches Fundamentalismus-Axiom potentiell paranoider Selbstüberhebungen in Religionen (z.B. bei Juden, Christen und Moslems) und Weltanschauungen
    • Grundwissen sexuelle Abweichungen
    • Information und Aufklärung Sexualität
    • Menschenbild, Anthropologie, Wertproblem und Metaphysik in der Allgemeinen und Integrativen Psychologie und Psychotherapie.
    • Überblick und Kritik der Metaphysik, Religion, Sekten, Ideologie und Weltanschauung.
    • Beweis und beweisen in den Grenzwissenschaften.
    • Überblick: Zwischenmenschliche Beziehungen, Liebe, Sex, Sexuelle Abweichungen und Störungen, Mißbrauch, Psychopathologie, Sex- und Beziehungs- Kriminalität, Psychotraumatologie und Viktimologie.
    • Information und Übersicht Forensische Psychologie, Psychopathologie und Therapie (Verteilerseite).
    *
    Suchen in der IP-GIPT, z.B. mit Hilfe von "google": <suchbegriff> site:www.sgipt.org
    z.B. Sexueller Missbrauch site:www.sgipt.org * Katholische Kirche site:www.sgipt.org. 
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    Dienstleistungs-Info.
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    Zitierung
    Sponsel, Rudolf  (DAS). Sind die katholischen Kinderschänder als Pädophile schön zu reden?  IP-GIPT. Erlangen: https://www.sgipt.org/sonstig/metaph/sexrel/paedophi0.htm
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    Änderungen wird gelegentlich überarbeitet, ergänzt und vertieft * Anregungen und Kritik willkommen
    19.03.14    Pädophilie eine Störung mit Krankheitswert?.
    17.03.10    Links.
    29.01.08    Merkwürdige Stilblüte NN 28.1.8.
    29.10.06    Ergänzung: Vorschlag, den Begriff "pädosexuell" statt "pädophil" zu verwenden.
    17.12.05    Externe Links.